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Full text of "Sitzungsberichte und Abhandlungen der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Isis in Dresden"

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Naturyvissenschaftlicheii  Gesellschaft 


in  Dresden. 


Herausgegeben 

von   dem    Redactions-Comite. 


Jahrgang  1893. 

Januar  bis  JodI. 


Dresden. 

In   Commission  von  WarnatZ  &  Lehmann,  König).  Sachs.   Honnichhrm.llcr. 

1893. 


Redactiona-Oomitö  für  1893: 

Torsitzender:  Prof.  Dr.  6.  Helm. 

Mitglieder:    Dr.   J.   Deichmüller,    Prof.  Dr.  0.  Drude,    Geh.  Hofrath  Prof.     Dr 
H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr,  M.  Krause,  Inatitutsdirector  Th.  Reibisch  und  Prof.    Dr 

E.  Zetzsche. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt. 

I.  Sitzungsberichte. 


I.  Section  fUr  Zoologie  S.  3.  —  Drude,  0.:  Neue  Plankton -Litteratur  S.  3.  — 
Reiche,  K.:  Die  Hoch-  und  Küaten-Cordillere  Chilene  S.  3.  —  Schiller,  K.:  Vor- 
lage einer  Sertularia  S.  3.  —  Excursion  nach  Tharandt  S.  3. 

II.  Hection  för  Botaniic  S.  4.  —  Drude,  0.:  Der  winterliche  Wurzelachatz  der 
Bäume,  Führung  durch  den  E.  Botanischen  Garten,  topographische  und  florisiische 
Mittheilungen  über  die  Karpathen  S.  4.  —  Reiche,  K.:  Die  Culturpflanzen  in 
Chile  S.  4. 

III.  Seetion  fttr  Mineralogie  und  Geologie  S.  5.  —  Ebert,  0.:  Vorlage  eines 
Ammoniten  von  Keronitz  b.  Dresden  S.  G.  —  Engelhardt,  H.:  Pechglanzkohle 
und  Basaltbreccie  aus  Böhmen,  diluviale  Ablagerungen  von  Klinge  bei  Cottbus 
S.  5;  Braunkohlenpflanzen  von  Vetschkau  S.  6.  —  Friedr'<  E.:  Bimssteine  und 
Schlacken  von  den  Nordseeküsten  S.  0.  —  Geinitz,  H.  B.  ^  »torbene  Mineralogen, 
und  Geologen,  der  Geschiebemergel  an  der  Stoltera  bei  memünde  S.  5;  der 
Pönitenten-Schnee,  neue  Litteratur,  Werner-Deakmal  in  Löl.  5. 6.  —  S  t  el zne r,  A. : 
Die  südafrikanischen  Diamanten  gruben  S.  6.  —  Zschau,  E.:  .  von  Kokscharow  f 
S.  5.  —  Excursion  nach  Zschertnitz  S.  7. 

IV.  Section  für  prUbistorlsehe  Forschungen  S.  7.  —  Deichmüller,  J.:  Verstorbene 
deutsche  Alterthumsforscher,  Gefässe  aus  dem  Gräberfelde  von  Kl,  Saubernitz  S.  7; 
neue  Litteratur  S.  8.  —  Döring,  H.:  Neolithische  Funde  von  Cotta  b.  Dresden 
S.  7;  Steingeräthe  von  Möritzsch,  Nünchritz  und  Leckwitz,  der  Burgwall  von  Leck- 
witz S.  8.  —  Ebert,  0.:  Grünsteinbeil  von  Briessnitz  b.  Dresden  S.  7;  neue  prä- 
historische Funde  b.  Dresden  S.  8.  —  Schneider,  O.:  Neue  Funde  aus  den  Ruinen- 
stätten   des  SomaJilandes  S.  7.  —  Excursion  nach  Nünchritz  und  Leckwitz  S.  8. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  8.  —  Burkhardt,  A.:  Ueber  eine  Rechen- 
maschine S.  10.  —  Corsepius,  M.:  Verwendung  von  Speicherzellen  zum  Betriebe 
von  Fahrrädern  S.  10.  —  Freyberg,  J.:  Vermeidung  von  Schäden  durch  Blitz- 
schläge S.  9.  —  Krebs,  W. :  Blitzschlag -Untersuchungen  in  Hamburg  S.  9.  — 
Ritters  haus,  Tr.:  Mittheilungen  zur  Geschichte  der  Rechenmachinen  S.  9.  — 
Zetzsche,  E.:  Ueber  Stationsrufer  S.  8;  Relais  für  Untersoe-Kabel-Telegraphie  S.  10. 

VI.  Section  für  Mathematik  S.  10.  —  Hartig,  E.:  Die  Abhängigkeit  des  Elasticitäts- 
moduls  des  geraden  Stabes  von  der  specifischen  Beanspruchung  S.  10;  mit  Be- 
merkung von  M.  Krause  S.  11.  —  Kopeke,  Cl.:  Die  Construction  der  neuen 
Losch witz -Blase witzer  Blbbrücke  S.  11. 

VII.  Hauptversammlangen  S.  11.  —  Veränderungen  im  Mitgliederbestande  S.  15. — 
Kassenabschluss  für  1892  S.  12  und  18.  —  Voranschlag  für  1893  S.  12  und  19.— 
Werner- Denkmal  in  Löbtau  S.  12.  —  Besuch  des  „Prometheus"  in  Dresden 
S.  12.  —  Drude,  0.:  Die  modernen  Bestrebungen  der  Floristik  S.  14.  —  Ebert,  R.: 
B.  Vetter  t  S.  12.  —  Geinitz,  H.  B.:  R.  Körner  f,  C.  Rückert  f  S.  12.  — 
Helm,  G. :  Die  Ansätze  zu  einer  mathematischen  Chemie  S.  13.  —  Neubert,  6.: 
Falb's  kritische  Tage  und  die  Regenbeobachtungen  in  Sachsen  S.  12.  —  Nitache,  H.: 
Die  Arten  der  Gattung  Ctenocampa,  mit  Bemerkung  von  0.  Schneider  S.  12.  — 
Schlimpert:  Vorlage  von  Pflanzen  der  Meissner  Gegend  S.  14.  —  Schneider,  0.: 
San  Remo  und  seine  Thierwelt  im  Winter  S.  11.  —  Excursionen  nach  der  Böse  1 
bei  Sömewitz,  zur  Besichtigung  der  neuen  Dresdner  Eibbrücke  und  durch  die 
Dresdner  Haide  S.  14  und  15. 


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SitZDiisliericIite  nml  itoilliiMini 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in  Dresden. 


Herausgegeben 
von   dem   Redactions  -  Com  ite. 


Jahrgang  1893. 

<Mlt  Abblldanvett  im  Text.) 


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Dresden. 

In   Commission  von  Wmatz  k  LshmilSf  K<Vnigl.  Sachs.  HoflnichhäiHncr. 

1894. 


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BOUND    APR    17    1913 


Inhalt  des  Jahrganges  1893. 

I.  Sitzungsberichte* 

I.  SeetlOB   fOr  Zoologie   S.   8.    und   23.  —    Drude,  0.:   Neue    Plankton- 

Litteratur  S.  3;  die  Apochromat-Objective  von  Zeis  S.  28.  —  Bei  bisch, 
Th.:  Vorlage  und  Besprechung  von  Raubthiorschädeln  8. 23.  —  Reiche,  K.: 
Die  Hoch-  und  Ktisten-Cordillere  Chile's  S.  8.  —  Schiller,  K.:  Vorlag 
einer  Setiidaria  8.  8;  die  sächsischen  Cicaden  8.  28.  —  Excursion 
nach  Tharandt  8.  8. 

II.  SeotiOD  für  Botanik  8.  4  und  28.  —  Drude,  0.:  Der  winterliche  Wurzel- 
schutz der  Bäume,  Führung  durch  den  Königlichen  Botanischen  Garten, 
topographische  und  floristische  Mittheilungen  über  die  Karpathen  8.  4; 
die  Vegetations  -  Regionen  der  Central  -  Karpathen  S.  23;  die  neueron 
Strömungen  auf  dem  (lebiete  der  botanischen  Nomendatur,  neue 
Litteratur  8.  24;  Vorlagen  8.  24  und  25.  —  Reiche,  K.:  Die  Cultur- 
pflanzen  in  Chile  8.  4.  —  Schiller,  K.:  Kryptogamen  aus  der  Tatra  8. 
24.  —  Srhorler,  B. :  Bereicheningen  d6r  Flor|i,'fi»Qnica  8.  25;  neue 
Litteratur  S.  24.  —  Wobst,  A.:  Die  Formender  Gattung  Rosa  von  Dresden 
und  Umgebung  8.  24;  neue  Rubus-AriBn  aus  Sachsen  8.  27. 

III.  Beotlon  für  Mineralogie  nnd  Geologie  8.  5  und  27.  —  Dan  zig,  £.: 
Die  Gliederung  des  oberen  Quaders  südlich  von  Zittau  8.  80.  —  Drude,  0.: 
Litteraturbesprechung  8.  29.  —  Ebert,  0.;  Vorlage  S.  6.  —  Engel - 
hardt,  H.:  Die  diluvialen  Ablagerangen  von  Klinge  bei  Cottbus,  Vor- 
lagen 8.  5;  Braunkohlenpflanzen  von  Vetschkau  S.  6;  Tei-tiärpflanzen  aus 
Bolivia  8.  80.  —  Friedrich,  E.:  Bimssteine  xmd  Schlacken  von  den 
Nordseeküßton  8.  6.  —  Geinitz,  H.  B. :  Verstorbene  Mineralogen  und 
Geologen  8.  5  und  27;  der  Geschiebemergel  an  der  Stoltera  bei  Warne- 
münde  S.  5;  Bericht  über  einen  Ausflug  nach  Ol)erbayem  8.  27;  der 
Pönitenten-Schnee,  Werner-Denkmal  in  Lcibtau  8.  6;  neue  Litteratur  S.  ß 
und  29;  Vorlagen  8.  27.  —  Stelzner,  A.:  Die  südafrikanischen  Dia- 
mantengruben 8.  6.  —  Wolf,  Th.:  Die  Goldgruben  von  Vöröspatak  8.  29. 
—  Zschau,  E.:  N.  J.  von  Kokscharow  f  ^.  b.  —  Excursion  nach 
Zschertoitz  S.  7. 

IT.  8eetlon  für  prUilstorlsebe  Forsehungen  S.  7  und  81.  —  Deich- 
müller, J.:  J.  von  Boxberg  f  8.  81;  verstorbene  deutsche  Alterthums- 
forscher,  Gefässe  aus  dem  Gräberfelde  von  Kl.  Saubernitz  8.  7;  neue 
Litteratur  8.  8.  —  Döring,  H.:  Neolithische  Funde  von  Cottabei  Dresden 
S.  7;  Steingeräthe  von  Möritzech,  Ntinchritz  und  Leckwitz  8.  8;  der  Burg- 
ivall  von  Leckwitz  8.  8  und  31;  die  Insel  Rügen  8.  81.  —  Ebert,  0.: 
Grünsteinbeil  von  Briessnitz  bei  Dresden  8.  7;  neue  prftbistorische  Funde 
bei  Dresden  8.  8.  —  Jentsch,  A.:  Vorgeschichtliches  aus  der  Nieder- 
laositz  8.  82.  —  Osborne,  W.:  Die  vorgeschichtlichen  Forschungen  in 
Bayern  8.  31.  —  Schneider,  0.:  Neue  Funde  aus  den  Ruinenstätten 
des  Somalilandes  8.  7.  —  Excursion  nach  Nünchritz  und  Leckwitz 
S.  8. 

T.  Seetion  für  Physik  und  Ckemle  S.  8  und  82.  —  Burkhardt,  A.:  üeber 
eine  Rechenmaschine  S.  10.  —  Corsepiu»,  M.:  Verwendung  von  Speicher- 
zellen zum  Betrieb  von  Fahrrädern  8.  10.  —  Freyberg,  J.:  Vermeidung 
von  Schäden  durch  Blitzschläge  S.  9.  —  Krebs,  W.:  Blitzschlagunter- 
snchungen  in  Hamburg  8.  9.  —  Naumann,  A.:  üeber  Mikrochemie  8. 
38.  —  Ritters  haus,  Tr.:  Mittheilungen  zur  Geschichte  der  Redben- 
maschinen 8.  9.  -^  Wittin g,  A.:  Untersuchungen  an  offenen  und  ge- 
deckten Lippenpfeifen  von  nichtcylindrischer  Form,  mit  Bemerk,  von  H. 
Klein,  8.  82.  —  Zetzsche,  E.:  Ueber  Stationsrufer  S.  8;  Relais  für 
Untersee-Kabel-Telegraphie  8.  10 ;  der  mehrfache  Telegraph  des  Amerikaners 
J.  Ghegan  8.  82. 

Tl.  Seetlon  für  Mathematik  8.  10  und  88.  —  Hartig,  E.:  Die  Abhängig- 
keit des  Elasticitfttsmodals  des   geraden  Stabes  von  der  specifischen  Bean- 


IV 


sprachang  S.  10,  mit  Bemerk,  von  M.  Krause  S.  11.  —  Kopeke,  31.: 
Die  Constraction  der  neuen  Blaaewitz-Loschwitzer  Eibbrücke  S.  11.  — 
Rohn,  K.:  Kummer*8ohe  Modelle  von  Flächen  4.  Ordnung  S.  33.  — 
Witting,  A.:  Instrumente  zur  Darstellung  der  Fourier'schen  Reihenent- 
wickelung, mit  Bemerk,  von  6.  Helm,  S.  83. 
VIL  Hauptfenammlunfen  S.  11  und  84.  —  Veränderungen  im  Mitglieder- 
bestände S.  15  und  35.  —  Beamte  der  „Isis^^  im  Jahre  1894  8.  89.  — 
Kassenabschluss  fOr  1892  S.  12  und  18.  —  Voranschlag  für  1893  S.  12 
und  19.  —  Freiwillige  Beiträge  zur  Gesellschaftskasse  S.  .S9.  —  Geschenke 
für  die  Bibliothek  8.  24  und  34.  —  Bericht  des  Bibliothekars  S.  41.  ^ 
Werner-Denkmal  8.  12.  —  Besuch  des  „Prometheus**  8.  12.  —  Drude, 
0.:  Die  modernen  Bestrebungen  der  Floristik  8.  14;  Reise  in  die  Tatra 
S.  34.  —  Ebert,  R.:  B.  Vetter  t  8.  12.  -  Engelhardt,  H.:  Der 
Charakter  der  Terti&rformation,  Frauenmauerböhle  bei  Eisenerz  8.  34.  — 
Freyberg,  J.:  Apparate  und  Modelle  zur  Veranschaulichung  elektro- 
dynamischer Vorgänge  und  der  Foi*tpflanzungsgesetze  der  Wellen- 
bewegung 8.  34.  —  Geinitz,  H.  B.:  R.  Körner  fi  C.  Rüokert  t  8.  12; 
Eishöhle  bei  8aalbui'g  8.  34.  —  Helm,  0.:  Die  Ansätze  zu  einer  mathe- 
matischen Chemie  8.  18;  die  mathematisch -physikalische  j&usstellung 
in  München  8.  84.  —  Neubert,  G.:  Falb's  kritische  Tage  und  die  Regen- 
beobachtungen in  Sachsen  S.  12.  —  Nitsche,  H.:  Die  Arten  der  Gattung 
Cnethocampa,  mit  Bemerk,  von  0.  Schneider  S.  12.  —  Schlimpart, 
A.:  Pflanzen -Vorlagen  8.  14.  —  Schneider,  0.:  San  Remo  und  seine 
Thierwelt  im  Winter  8.  11.  —  Vater,  H.:  Die  Theorie  der  Krystall- 
structur  S.  34.  —  Zschau,  £.:  Vorlage  8.  H4.  —  Excursionen  nach 
der  Bosel  bei  Sömewitz,  der  neuen  Dresdner  Eibbrücke  und  in  die  Dres- 
dener Haide  8.  14  und  15. 

II.  Abhandlungen. 

Drude,  0.:  Bericht  über  die  Isis-Fahrt  nach  den  Centi'al-Karpathen  im  Juli 

und  August  1893.    8.  120. 
Kopeke,  Cl.:  Der  Loschwitz-Blasewitzer  Brückenbau     8.  86. 
Magnus,   P.:    Mycologische   Ergebnisse   eines   kurzen  Ausflugs    bei  Meissen. 

8.  118. 
Meyer,  A.  B.:  Wurde  Bernstein  von  Üinterindien  nach  dem  Westen  exportirtV 

S.  63. 
Nitsche,  H.:  Beobachtungen  über  die  Eierdeckschuppen  der  weiblichen  Pro- 

cessionsspinner.    8.  108. 
Schneider,  0.:  San  Remo  und  seine  Thierwelt  im  Winter.    S.  3. 
Stelzner,  A.:  Die  Diamantengruben  von  Kimberley.    8.  71. 
Zschau,   E.:   Die  Zeolithe  im   Syenitgebiete    des   Plauenscheii  Grundes   bei 

Dresden.    8.  90. 
Zschau,  E.:  Ein  Titanit- Abkömmling  im  Syenite  des  Plauenschen  Grandes  bei 

Dresden.    8.  106. ^ 

Die  Autoren  sind  fMHn  vevmmimfmriUeh  für  tlen  InhaU  ihrer 

Abhandlungen» 


Die   Autoren  erhalten   von   den   Abhandlungen   50,   von   den   Sitzungs- 
berichten auf  besonderen  Wunsch  25  Separatabzüge  gratis,  eine  grossere  Zahl 

gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten. 


^\^  -  ^ 


Sitzungsberichte 


der 


na  turwissenschaftlichen  Gesellschaft 


alS^aMP 


in   Dresden 


1893. 


L  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  2.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Institutsdirector 
Th.  Reibisch.  —  Anwesend  54  Mitglieder  und  Gäste. 

Dr.  K.  Reiche,  Lehrer  am  Lyceum  in  Constitucion,  Chile,  früher  in 
Dresden  als  Assistent  am  botanischen  Institut  der  E.  Technischen  Hoch- 
schule thätig,  spricht  über  die  Hoch-  und  Küsten- Gordillere  Ghile's, 
insbesondere  über  deren  Pflanzen-  und  Thierwelt 


Zweite  Sltznng  am  16.  März  1893  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section 
für  Botanik).    Vorsitzende:  Director  Th.  Reibisch  und  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

Nach  einigen  Verhandlungen  über  den  durch  den  Tod  des  Prof  Dr. 
ß.  Vetter  erledigten  Vorsitz  der  zoologischen  Section  bespricht  Prof  Dr. 
O.Drude  die  neuen  Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  der  Plankton- 
Litteratur  vom  botanischen  Standpunkte. 

Yortragender  begeht  sich  besonders  auf  die  Arbeiten  von  Dr.  F.  Schutt,  welcher 
als  Botaniker  die  Expedition  des  „NTational^'  begleitete  und  jetzt  eine  zusammen- 
bängende  Arbeit:  „Das  Pflanzenleben  der  Hochsee",  Kiel  und  Leipzig  1893, 
76  S.  in  gr.  4*^  mit  Karte,  neben  einer  Abhandlung  über  die  bei  der  Plankton forschung 
von  Hensen  innegehaltene  Methode  geliefert  hat.  Von  besonderem  Interesse  sind 
unter  den  „Vegetationsbildem'*  die  graphischen  Darstellungen  der  Gesammt Vegetation 
an  Diatomeen  (uacillariaceen),  Peridineen,  Pjrocysteen,  Halosphaereen,  Protococcaceen 
und  Schizophyceen,  welche  in  Würfelform  die  Vertheilungsmengen  der  kalten  Meere 
im  Vergleich  mit  dem  tropischen  atlantischen  Ocean  erg[eben.  Von  besonderem  In- 
teresse ist  ebenfalls  Prof.  Krümmers  Mittheilung  über  die  Sargasso-See.  (Geograph. 
Mittheü.,  Gotha  1892.) 

PriTatus  K.  Schiller  legt  im  Anschluss  an  das  auch  über  das  Thier- 
leben  des  Oceans  Bemerkte  eine  in  den  Dresdner  Geschäften  als  „Seegras^^ 
fälschlich  bezeichnete  Sertularia  vor,  die  in  grüner  Färbung  als  Zimmer- 
schmuck Verwendung  findet. 


Excarsion. 

Am  10.  Juni  1893  nach  Tharandt  zur  Besichtigung  der  Fisch- 
zuchtanstalten und  der  zoologischen  Sammlungen  der  Forstakademie.  — 
Zahl  der  Theilnehmer  22. 

Von  Prof.  Dr.  H.  Nitsche- Tharandt  auf  Haltestelle  Edle  Krone  empfangen, 
begaben  sich  die  Theilnehmer,  unterwegs  fleissig  botaniäirend,  unter  dessen  Leitung 
duTch  das  Thal  der  wilden  Weisseritz  nach  der  Forellenzüchterei.  Daselbst  bereitete 
Prof.  Dr.  H.  Nitsche  durch  einen  Vortrag  über  den  Bau  der  Anstalt,  die  Filtrir-  und 


Brütevorrichtungen,  sowie  die  Füttemngsmassen  den  Gang  durch  die  Räume  vor 
und  geleitete  sodann  die  Versammelten  zu  den  Aussatzteichen,  in  denen  die  Fische 
in  verschiedenen  Altersstufen,  sowie  die  für  sie  bestimmten  Schutzvorrichtungen  gegen 
Gefahren  beobachtet  werden  konnten.  Hierauf  führte  derselbe  zu  der  Forst&kademie, 
in  welcher  er  in  instructiver  und  eingehender  Weise  die  höchst  interessanten  Schätze 
der  allgemeinen  wie  der  speciellen  zoologischen  Sammlungen  vorführte. 


IL  Section  für  Botanik. 


Erste  Sltznog am 9.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 

—  Anwesend  30  Mitglieder. 

Dr.  K.Beiche  macht  Mittbeilungen  über  die  Cultur-Pflanzen  in  Chile. 

Der  Vortragende  bezeichnet,  nach  einem  kurzen  Ueberblick  über  die  Boden- 
beschafienheit  des  Landes,  als  Hauptgetreidefrucht  den  Weizen.  Diesem  kommt  nahe 
an  Bedeutung  fßr  die  Bewohner  der  Mais.  Roggen  wird  nur  wenig,  Gerste  nur  als 
Yiehfutter  gebaut.  Kartoffeln  werden  nur  selten  verwendet,  viel  h&ufigor  der  Kürbis 
und  als  angenehme  Sommererquickung  die  Wassermelone.  Erdbeeren,  Pomeranzen, 
Citronen  findet  man  auch  angebaut,  doch  kommen  sie  an  Güte  den  unserigen  nicht 
gleich.  Sehr  gesch&tzt  sind  die  Pfirsichen  und  ausser  diesen  werden  als  Beigerichte 
Oliven-  und  Opuntien-Früchte  in  den  verschiedensten  Zubereitungen  genossen. 

An  landschaftlichen  Ziergewächsen  finden  sich  Araucarien  und  Eucalypten,  als 
gärtnerische  Rosen,  Pelargonien,  Magnolien,  Jasmin  u.  a.  m. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  spricht  über  den  winterlichen  Wurzelschutz 
der  Bäume. 


Zweite   Sitznns:  am   6.   April   1893   (im  E.  Botanischen   Garten). 
Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  —  Anwesend  32  Mitglieder. 

Unter  Führung  des  Vorsitzenden   wird   eine   Besichtigung  aller    der 
Flora  von  Deutschland  gewidmeten  Anlagen  vorgenommen. 


Dritte  Sitzung  am  15.  Juni  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
—  Anwesend  21  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  macht  im  Hinblick  auf  die  von  den  Gesellschafts- 
mitgliedern für  diesen  Sommer  geplante  Karpatbonreise  topographische 
und  floristische  Mittheilungen  über  das  zu  bereisende  Gebiet 

Der  Vortragende  bespricht  hauptsächlich  die  von  ihm  nach  Wahlenberg's 
Arbeiten  früher  in  Berghaus'  physikalischem  Atlas  unterschiedenen  4  Yegetations- 
regionen : 

I.  Untere   Region,    die    eigentliche   Gulturregion ,    von    600—900   m    (mit 

CytisiLS  raiisbonnensis t  Obst-  und  Eombau,  Wiesen,  wenig  Wald). 
II.  Bergwald-Region  (Regio  subalpina  nach  Wahlenberg)  bis  1350  m; 

a)  untere:  mit  LaubhOlzern,  bis  1250  m, 

b)  obere:  Yorherrschend  Nadelhölzer. 

III.  Krummholz -Region,  1850 — 1800  m.    (Hierbei  ist  die  untere  alpine  Region 
zwischen  1500  und  1800  m  mit  eingeschlossen.) 

IV.  Eigentliche  alpine  Region,    1800—2300  m    (mit  ca.  50  alpinen  Arten), 
y.  Obere  alpine  Region  über  der  (theoretischen)  Schneegrenze. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Erste  Sitzung  am  16,  Februar  1893.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  —  Anwesend  20  Mitgliederr 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  Worten  der  Erinnerung  an 
Sir  Richard  Owen,  geb.  am  20.  Juni  1804  in  Lancaster,  gest  am 
18.  December  1892  in  London. 

Yergl.  Nekrolog  mit  Bildniss  des  berühmten  englischen  Naturforschers  im 
Geolog.  Magaz.,  Februar  1893. 

Ein  zweiter  tief  empfundener  Nachruf  galt  dem  am  22,  December  1892 
nahe  an  seinem  70.  Geburtstag  in  New  York  verstorbenen  James  Strong 
Newberry,  Professor  der  Geologie  an  der  Columbia -Universität  in  New- 
York  und  seit  1872  Präsident  der  New- York  Academy  of  Sciences. 

Einen  Nekrolog  dieses  hervorragenden  Geologen  und  Pal&ontologen,  dessen 
Publicationen  &ber  iossile  Fische  und  Pflanzen  immer  von  Neuem  Bewunderung  er- 
regen, 8.  in  Amer.  Geologist,  vol.  Xll,  July  1893,  by  J.  Stevenson« 

Noch  eines  dritten  allgemein  empfindlichen  Todesfalles  wird  gedacht, 
des  Chemikers  und  Mineralogen  Dr.  Friedrich  August  Genth  in  Phila- 
delphia, geb.  am  17.  Mai  1820  zu  Wächtersbach,  Eessen-Cassel,  gest  am 
2.  Februar  1893  zu  Philadelphia. 

Der  Vorsitzende  nimmt  hierbei  Veranlassunff,  eine  Reihe  der  trefflichen  „Con* 
tiibutions  to  Mineralogy^*  aus  dem  chemischen  Laooratorium  der  Universität  von  Penn- 
lylvanien  vorzulegen,  welche  F.  A.  Genth  in  den  Jahren  1885 — 1892  in  den  Procoed. 
of  the  Amer.  Pbilos.  Society  und  in  dem  Amer.  Joum.  of  Science  veröffentlicht  hat 

üeber  das  Leben  und  Wirken  des  bedeutendsten  russischen  Minera- 
logen, Geh.  Bath  Nicolai  Iwano witsch  von  Eokscharow,  geb.  1813, 
gest.  am  3.  Januar  1893  in  St  Petersburg,  berichtet  Prof.  E.  Z  seh  au 
unter  specieller  Verweisung  auf  die  von  jenem  Meister  der  Mineralogie 
und  Erystallographie  herausgegebenen  11  Bände  der  „Materialien  zur  Mi- 
neralogie Busslands''. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  legt  Proben  der  ausgezeichneten  Pech- 
glanzkohle,  sogen.  Salonkohle  aus  dem  von  dem  verstorbenen  Berg- 
verwalter Castelli  sorgsam  und  intelligent  geleiteten  Braunkohlenwerke 
von  Salesl  bei  Proboscht  in  Böhmen  vor,  femer  eine  eigen thümliche 
Breccie  von  Basalt  mit  einem,  Dr.  W.  Bergt  zur  näheren  Untersuchung 
übergebenen  Mineral,  von  der  Wostrey  bei  Bimay  in  Böhmen,  und  ver- 
breitet sich  weiter  über  die  von  A.  Nehring  in  Berlin  und  H.  Credner 
in  Leipzig  beschriebenen  diluvialen  Ablagerungen  von  Klinge 
bei  Cottbus. 

Hierauf  lenkt  der  Vorsitzende  das  Interesse  auf  die  prächtigen  Auf- 
schlüsse des  Geschiebemergels  an  der  Stoltera  bei  Warnemünde, 
über  welche  schöne  photographische  Bilder  seines  früheren  Zuhörers,  Cand. 
Loesner  in  Rostock  zu  Vorlage  kommen. 

Dieselben  kOnnen  keinen  Zweifel  fiber  den  Ursprung  jener  zahllosen  oft  sehr 
groasen  Blöcke,  die  am  heiligen  Damm  bei  Doberan  und  an  vielen  anderen  in- 
Btractiven  Localitäten  Mecklenburgs  massenhaft  angehäuft  sind,  hinterlassen ;  sie 
können  nur  in  der  Grundmoräne  des  alten  von  Norden  und  Nordost  kommenden 
Inlandeises  dahin  geführt  worden  sein. 


Der  Vorsitzende  hebt  noch  hervor,  dass  mit  glacialen  Yerhältnissen 
auch  die  Bildung  des  eigen thümlichen  Foenitenten-Schnees  zusammen- 
hängt, welche  neuerdings  Prof.  Dr.  L.  Brackebusch  aus  den  argentinischen 
Cordilleren  im  „Globus",  Bd.  63,  Nr.  1  und  2,  beschreibt,  und  welche  in 
ihrer  äusseren  Erscheinung  so  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  berühmten,  aus 
Moränenschutt  eines  alten  Gletschers  abgeleiteten  Erdpyramiden  bei 
Bozen  in  Süd-Tyrol  zeigen.  Von  beiden  liegen  gute  Abbildungen  zum 
Vergleiche  bei,  von  den  ersteren  durch  Brackebusch,  von  den  letzteren 
durch  F.  von  Hochstetter*). 

Nach  Erläuterung  einer  Anzahl  von  Exemplaren  des  Ämmonites  WooR- 
gari  Mant.  aus  dem  unterturonen  Mittelpläner  oder  den  Labiatus-Schichten 
von  Kemnitz  bei  Dresden  durch  Taubstummenlehrer  0.  Ebert 

bespricht  der  Vorsitzende  die  neueste  sehr  willkommene  Monographie 
des  Geh.  Bergraths  Dr.  W.  Runge  über  das  Ruhr-Steinkohlenbecken, 
Berlin  1892,  mit  Atlas  und  geologischen  Karten. 

Unter  letzteren  beaneprucbt  Tai.  II  ein  hohes  Interesse,  da  hier  der  Znsammen- 
hang der  Steinkohlenablagerungen  in  England,  Schottland,  Belgien,  Westfalen,  bei 
Aachen  und  Saarbrücken,   sowie   die   zwischen   denselben   auftretenden   älteren  und 

Slutoniscben  Gesteine  sehr  anschaulich  nachgewiesen  wird.     Auch    die  Erfahrungen 
es  geschätzten  Verfassers  über  Stigmavia  ficaideSt  welche  in  keinem  Falle  stets  als 
Wurzel  Yon  Sigillarien  aufzufassen  ist,  sind  sehr  beachtenswerth. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  bespricht  zum  Scbluss  die  ihm  von  der 
Braunkohlengrube  Guerrini  bei  Vetscbkau  zugekommenen  Fossilien. 
Selbe  stammen  aus  dem  Braunkohlenflötze  und  sind: 

Bosellinia  congregata  Beck,  sp.,  Ehieomorpha  sp.,  Sequaia  brevifolia  Heer,  Pinus 
hepioa  üng.,  Glyptostrobua  europaeus  Heer,  Palmacitea  Daemonoropa  Ung.  sp.,  Ltvis^ 
tona  GeinUzi  E.,  PkUanua  cuierotdes  Göpp.,  Andrcnneda  protogaea  üng.,  Ä.  narbonensis 
Sap.,  Nysm  europaea  üng.,  ApocynophyUum  helveticum  Heer,  Sideroxylan  hepios. 

Durch  Bergrath  t.  Rosenberg-Lipinsky  waren  ihm  femer  zur  Bestimmung 
von  Henriettenhof  im  Kreise  Birnbaum,  Posen,  zugesendet  worden: 

Taxodium  disiichtnn  miocenum  Heer,  Carex  Schewcheeri  Heer,  PoaciUs  caespüosus 
Heer,  P,  laevis  Heer,  PhragmiUs  oeningensis  AI.  Br.,  Carpinus  grandia  Ung.,  Qtiercus 
gratuUdentcUa  üng.,  Qu.  sp.,  Corylus  grosse-dendata  Heer  (?),  Salix  varians  Göpp., 
ülm/ua  plurinervia  üng.,  Berchemia  muUinervis  AI.  Br.  sp.,  Vacdnium  adheronücum 
Ung.,  Nyssa  Omithobroma  üng.,  Juglans  büimca  Ung. 


Zweite  Sitznng  am  20.  April  1893.    Vorsitzender :  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  —  Anwesend  56  Mitglieder. 

Dr.  med.   E.  Friedrich   spricht  über   angeschwemmte   Bimssteine 
und  Schlacken  der  Nordseeküsten. 

Bergrath  Prof.  Dr.   A.  Stelzner -Freiberg  berichtet  eingehend   über 
die  südafrikanischen  Diamantengruben. 

Eine  Abhandlung  darüber  vergl.  im  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift. 

Der  Vorsitzende   regt  die  TJebernahme   des  Werner -Denkmals  an 
der  Löbtauer  Strasse  in  Dresden  durch  die  GeseUschaft  an. 


^)  Allgemeine  Erdkunde.    Prag  1872,  H.  Th.,  S.  166  u.  167. 


Excnrslon. 

Am  22.  Juni  1893  fand  unter  Leitung  von  Dr.  H.  B.  Oeinitz  eine 
Excursion  nach  der  Ziegelei  der  Gebrüder  Dammmüller  in  Zschertnitz 
bei  Dresden  statt,  um  das  dortige  Yorkommen  des  glacialen  Geschiebe- 
mergels zu  beobachten,  über  welches  schon  Dr.  R.  Beck  in  Sitzungsber. 
d.  Isis,  1891,  S.  17,  n&her  berichtet  hat  Unter  den  vielfach  geschrammten 
Geschieben  wurden '  u.  a.  Scolithus  linearis  Hall,  Gotländer  Kalk  und 
gi-össere  Blöcke  von  Feuerstein  gefunden.  —  Zahl  der  Theilnehmer  33. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Erste  Sitzung  am  19.  Jannar  1893.  Vorsitzender:  Dr»  J.  Deich- 
müller.  —  Anwesend  17  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  spricht  über  neuere  Funde  aus  den  Buinen- 
stätten  des  Somalilandes  (vergl.  Sitzungsber.  Isis  1888,  S.  11). 

Lehrer  H.  Döring  hält  einen  Vortrag  über  die  von  ihm  im  neuen 
Weisseritzbett  in  Gotta  bei  Dresden  ausgegrabenen  neolithischen 
Funde. 

Bei  Besicbtigung  der  Aassohachtuiigsarbeiten  im  neuen  Weisseritzbett  unweit 
des  Scbusterbauses  entdeckte  Vortragender  sogenannte  Tricbtergruben  der  neolitbischen 
Zeit,  denen  er  im  Laufe  des  Sommers  1892  Brucbstflcke  menscblicher  Scbädelknochen, 
Gerätbe  aus  Grtlnstein,  eine  grossere  Anzahl  Feuersteinschaber,  Nuclei,  verschiedene 
Knochengeräthe,  zahlreiche  Gei&ssscherben  mit  reicher  Omamentirung,  wie  sie  der 
sogenaniiten  „Bandkeramik'*  eigen  ist,  Thonperlen,  Knochen  von  Hirsch,  Reh,  Rind, 
Schwein,  Pferd  a.  a.  m.  entnahm. 

Der  Vortragende  beh&lt  sich  vor,   über  die  bemerkenswerthen  Funde   an   dieser 
Stelle  sp&ter  Ausführliches  zu  berichten. 

Der  Vorsitzende  -weist  auf  ähnliche  Funde  in  einer  Kiesgrube  bei 
Lockwitz  hin  (Sitzungsber.  Isis  1884,  S.  69). 

Taubstummenlehrer  0.  Ebert  legt  ein  1892  im  Villengrundstück  des 
Herrn  Däweritz  in  Briessnitz   b.   Dr.  gefundenes    Orünsteinbeil  vor. 

Dr.  J.  Deicbmüller  bringt  zur  Ansicht  eine  Reihe  interessanter 
Gefässe  aus  dem  Gräberfelde  von  Klein-Saubernitz  bei  Weissenberg : 
Zwillings-  und  Drillingsgefasse,  schön  verzierte  Schalen,  graphitirte  Gefasse, 
eine  Kinderklapper  in  Vogelform  und  kleine  Thongewichte. 


Zweite  Sitznog  am  9.  MBrz  1893.  Vorsitzender:  Dr.  J.  Deichmüller. 
—  Anwesend  18  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  der  kürzlich  verstorbenen  deutschen  Alter- 
thumsforscher,  des  Geh.  Medicinalraths  Prof.  Dr.  H.  Schaaffhausen  in 
Bonn,  langjährigen  Vorsitzenden  der  deutschen  anthropologischen  Gesell- 
schaft, des  Directors  des  römisch^germanischen  Gentralmuseums  in  Mainz 
L  Lindenschmit  und  des  Geh.  Raths  A.  von  Essenwein,  Directors  des 
germanischen  Museums  in  Nürnberg,  und  hebt  deren  Verdienste  um  die 
deutsche  Alterthumsforschung  hervor. 


ß 

Taubstummenlehrer  0.  Ebert  berichtet  über  neue  Urnenfunde  bei 
Stetzsch,  Eossebaude  und  Kemnitz  und  über  yorgeschichtliche 
Herdstellen  bei  Eossebaude  und  im  neuen  Weisseritzbett  in  Cotta 
bei  Dresden. 

Lehrer  H.  Döring  legt  einige  auf  dem  Felde  des  Oemeindevorstehers 
F.  Stange  in  Möritzsch  bei  Schkeuditz  gefundene  Orünsteinartefacte 
vor,  unter  denen  sich  ein  Steinmeisel  durch  bedeutende  Dimensionen  (43  cm  1., 
8  cm  br.,  3  cm  dick,  Gewicht  2,6  Eg)  auszeichnet ; 

femer  eine  Anzahl  Feuersteingeräthe  vom  ürnenfeldeNünch- 
ritz  bei  Biesa  und  von  einer  zur  Ortsflur  Leckwitz  gehörigen  flachen 
Anhöhe  an  der  Elbe. 

So  oft  der  Flugsand  dieser  Anhöhe  vom  Winde  bewegt  wird,  zeigt  Bich  die 
Oberfläche  mit  zahllosen  Feuersteinsplittem,  darunter  zugeschlagenen  Messerchen  oder 
Schabern,  übersät;  dabei  gefundene  grobe  Urnenscherben  und  formlose  Stückchen 
von  Bron£e  deuten  auf  ein  ehemaliges  Umenfeld  an  der  Fundstelle  bin  und  bestätigen 
die  auch  anderwärts  beobachtete  Erscheinungi  dass  Steingeräthe  noch  mit  Resten 
von  germanischem  Typus  yorkommen,  dass  Feuereteingeräth  bis  weit  in  die  Bronze- 
zeit neben  metallischem  Gerätb  im  Gebrauch  geblieben  ist. 

Der  Vortragende  ergänzt  seine  früher  über  den  Burg  wall  Leckwitz 
a.  d.  Elbe  gemachten  Mittheilungen  (Sitzungsber.  Isis  1892,  8.  9)  durch 
Vorlegung  neuerer  Funde. 

Im  Herbst  1892  gelang  es  dem  Lehrer  £.  Peschel  in  Nünchritz,  an  einer 
2(K)  Schritte  östlich  der  Schanze  gelegenen  Stelle  eine  Aschescbicht  und  Scherben 
vom  slayischen  Typus,  sowie  Eisen-  und  Bleireste  aufzufinden.  Bei  späteren  Grabungen 
wurden  aufs  Neue  zahlreiche  slavische  Scherben  mit  dem  charakteristischen  Wellen- 
omament  aus  einer  Tiefe  Yon  ca.  '/,  m  zu  Tage  gefördert. 

Dr.  J.  Deichmüller  bespricht  zum  Schluss  von  neuen  litterarischen 
Erscheinungen 

H.  von  Ranke:  Ueber  Hochäcker.     München  1898; 

Teich :  Die  prähistorische  Metallzeit  und  ihr  Zusammenhang  mit  der  Urgeschichte 
Deutschlands.    (Corresp.-Bl.  Deutsch,  anthrop.  Ges.  1893,  Nr.  2.) 


Excursion. 

Unter  Betheiligung  von  17  Mitgliedern  und  Gästen  wurde  am 
3.  Juni  1893  zunächst  die  Sammlung  des  Lehrers  E.  Peschel  in  Nünch- 
ritz  besichtigt,  hierauf  unter  Leitung  des  genannten  Herrn  das  nahe- 
gelegene Umenfeld  besucht  und  daselbst  eine  Ausgrabung  vorgenommen, 
die  leider  nur  einige  stark  zerstörte  Gefässe  ergab.  Hieran  schloss  sich  ein 
Gang  über  den  wohl  erhaltenen  Burgwall  bei  Leckwitz  a.  d.  Elbe  und 
dessen  Umgebung. 


\.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Erste  Sitzung  am  12.  Jannar  1893.    Yorsitzender :   Professor  Dr. 
E.  Zetzsche.  —  Anwesend  30  Milglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  E.  Zetzsche  hält  einen  Vortrag  über  die  zur  Verwendung 
in  der  elektrischen  Telegraphie  bestimmten,   sogenannten   Stationsrufer 


9 

QDd  führt  dabei  eineu  aufgestellten  Apparat  dieser  Oattung   vor,   welcher 
neuerdings  von  H.  Wetz  er  in  Pfronten,  Bayern,  erfanden  wurde. 

Diese  Apparate  Wetzer*8  dienen  dazu,  eine  von  mehreren  in  dieselbe  Leitung  einge- 
schalteten Telegraphen-  und  Telepbonstationen  ein  Anruf signal  derart  zu  geben,  dass 
die  flbrigen  Stationen  dieses  Signal  nicht  hören.  Jeder  der  in  einer  der  zusammen- 
gehörigen Stationen  befindlichen  Apparate  hat  2  Pendel,  ein  kleineres,  welches  eine 
bestimmte  und  zwar  fflr  jede  Station  verschiedene  Schwingungsdauer  hat,  und  ein 
grösseres,  welches  durch  ein  Laufgewicht  auf  die  Schwingungsdauern  der  Pendel 
aller  Stationen  abgestimmt  werden  kann.  Das  kleine  Pendel  der  Apparate  kann  durch 
die  von  dem  zufolge  taktm&ssiffer  Stromunterbrechungen  abfallenden  Ankerhebei 
eines  Elektromasnetes  ihm  erthenten  Schläge  in  Schwingungen  versetzt  werden  und 
»chliesst,  wenn  die  Schwingungsweite  gross  genug  geworden  ist,  einen  Localstrom, 
der  ein  Klingelwerk  zum  Lfluten  bringt.  Die  Schwingungsweite  kann  aber  nur  dann 
durch  diese  Schläge  regelmässig  yergrössert  werden  und  so  schliesslich  die  hin- 
reichende Grösse  erreichen,  wenn  die  Stromunterbrechungen  im  Elektromagnete  mit 
der  Schwingungsdauer  des  Pendels  zeitlich  Übereinstimmen.  Der  Takt  der  Strom- 
unterbrechungen wiederum  wird  durch  .die  Schwingungen  des  grossen  Pendels  der 
rufenden  Station  beliebij;  geregelt  Die  Arbeitsweise  ist  nun  beispielsweise  folgende: 
Der  Beamte  auf  der  Station  Nr.  4,  welcher  nach  der  Station  Nr.  9  eine  Mittheilung 
gelangen  lassen  und  deshalb  diese  Station  rufen  will,  stellt  das  grosse  Pendel  seines 
Apparates  auf  die  Schwingungsdauer  des  kleinen  Pendels  von  Station  9,  setzt  das 
Pendel  in  Bewegung  und  erreicht  dadurch,  dass  in  kurzer  Zeit  das  kleine  Pendel  der 
Station  9  weit  genug  ausschwingt,  um  die  dortige  Localklingelleitung  in  Betrieb  zu 
setzen,  w&hiend  die  kleinen  Pendel  auf  allen  übrigen  Stationen  nur  in  unregelmässige 
Schwingungen  von  geringer  Weite  gerathen.  Die  VorzQge  dieser  Wetzer'schen 
Apparate  von  anderen  ihnen  verwandten  liegen  namentlich  in  der  Unabhängigkeit 
der  Stärke  der  den  kleinen  Pendeln  ertheilten  Schläge  von  der  Stromstärke  und  der 
durch  die  Mitwirkung  einer  Feder  erzielten  jederzeiugen  Bereitschaft  aller  grossen 
und  kleinen  Pendel  zum  Schwingen  und  zu  der  dabei  durch  erstere  erfolgenden  Ent- 
sendung der  Rufstrome.  Dass  die  auch  in  ihren  mechanischen  Theilen  sehr  sauber 
aasj^efflhrten  Instruments  sicher  und  schnell  arbeiten,  beweist  der  Vortragende  durch 
die  Yorföhrung  des  beschriebenen  Experimentes  an  zwei  Apparaten,  die  ihm  von 
Herrn  Wetzer  flberlassen  worden  waren. 

Daran  knüpft  der  Vortragende  noch  eine  kurze  Bemerkung  über 
einen  anderen  früher  von  H.  Wetzer  erfundenen  Apparat  mit  gleicher 
Bestimmung  und  über  einige  andere  Stationsrufer*). 

Privatdocent  Dr.  J.  Preyberg  giebt  Mittheilungen  über  die  Ver- 
meidung von  Schäden  durch  Blitzschläge,  namentlich  über  den 
Anschluss  der  Blitzableiter  an  die  unterirdischen  metallenen  Röbrennetze 
der  Gas-  und  Wasserleitungen. 

Herr  W.  Krebs  aus  Altena  macht  einige  Bemerkungen  über  die 
Blitzschlag-Untersuchungen,  die  derselbe  in  der  Oegend  von  Ham- 
burg angestellt  hat,  und  die  ihn  veranlassten,  dem  Vorschlage  von  Prof. 
Voller  in  Hamburg,  die  in  der  Erde  befindlichen  Theile  von  Oas-  und 
Wasserleitungen  als  Erdleitungen  zu  benutzen,  nicht  beizutreten. 


Zweite  Sitzung  am  2.  März  1893.    Vorsitzender:  Privatdocent  Dr. 
J.  Preyberg.  —  Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof  Tr.  Bittershaus  giebt  Mittheilungen  zur  Geschichte  der 
Rechenmaschinen. 


*)  Einen  historischen  Ueberblick  über  die  älteren   Stationsrufer  and   eine  aus- 
fühl  liehe  Beschreibung  der  Wetzer^schen  hat  Vortragender  darauf  im  Journal  T616 
graphique,  in  den  Technischen  Bl&ttern  und  in  Dingler's  Journal  gegeben. 


10         / 

In  System atiBclier  und  chronologiscber  Anordnung  des  Stoffes  giebt  der  Vor- 
tragende einen  Ueberblick  über  die  verschiedenen  Einrichtungen  der  Rechenmaschinen, 
Ton  den  einfachen  Rechenschiebern  an,  deren  Erfindung  man  dem  Papste  SylyeBter 
verdankt,  bis  zu  den  gleich  druckfertige  Stereotyp -Platten  liefernden,  von  Scheutz 
construirten  Tabellen -Rechenmaschinen,  welche  von  Brighton,  Donkin  &  Co.  zum 
Preise  von  400000  Mk.  ffir  das  Stück   in  nur  wenigen   Exemplaren  gebaut  wurden. 

An  vielen  ausgestellten  Maschinen,  die  zum  Theil  auseinander  genommen  sind, 
erläutert  der  Vortragende  die  Arbeitsweise  derselben. 

Im  Anschluss  daran  fuhrt  Civilingenieur  A.  Burkhardt  aus  Glas- 
hütte i.  S.  die  von  ihm  1878  construirte  Bechenm aschine  vor. 

Diese  Rechenmaschine  gestattet  das  Addiren,  Subtrahiren,  Multipliciren,  Divi- 
diren,  Potenziren  und  Radiciren  und  ist  schon  in  mehreren  hundert  Exemplaren  im 
In-  und  Auslande  verbreitet.  Dieselbe  wird  in  3  Grössen,  12-,  16-  und  20 -stellige 
Producte  liefernd^  zum  Preise  von  375  bis  675  Mk«  verkauft. 


Dritte  Sitzung  am  4.  Mai  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  E.  Zetzscbe. 
—  Anwesend  24  Ifitglieder  und  Gäste. 

Dr.  M.  Corsepius  hält  den  angekündigten  Vortrag  über  die  Ver- 
wendung von  Speicherzellen  zum  Betriebe  von  Fahrrädern. 

Er  berechnet  darin  unt«r  Annahme  bestimmter  Wege  und  Gewichtsverbtiltnisse 
die  zur  Ladung  der  Speicherzellenbatterie  beim  Bergabfahren  verwendete  und  die 
wieder  von  ihr  zur  Veiffigung  gestellte  Leistungskraft.  Das  Ergebniss  dieser  Er- 
örterungen lautet  dahin,  dass  ein  Radfahrer  unter  den  angenommenen  Verhältnissen, 
mit  geladener  Speicherzellenbatterie  von  Hause  ausfahrend,  während  der  ersten  drei 
Stunden  durch  den  elektrischen  Apparat  eine  Unterstützung  erfährt,  bei  längerer 
Fahrt  aber  des  erhöhton  Gewichts  wegen  mehr  leisten  müsste,  als  wenn  er  allein 
fährt.  In  welligem  Terrain  erleichtert  der  elektrische  Apparat  wesentlich  das  Be- 
fahren von  Steigungen,  da  die  beim  Bergabfahren  zu  gewinnende  Energie  nicht  ver- 
loren geht,  sondern  aufgespeichert  werden  kann. 

Zum  Schluss  trägt  der  Redner  noch  besonders  die  Berechnung  der  für  den 
vorliegenden  Zweck  eu  verwendenden  elektrischen  Maschine  vor,  welche  nur  etwa 
20  kg  wiegen  soll. 

Der  Vorsitzende  bespricht  noch  ein  von  Cuttriss  neu  erfundenes, 
auf  Anwendung  von  Kohlespiralen  gegründetes  und  sich  zur  Benutzung 
für  Thomson's  Heberschreiber  eignendes  Beiais  für  Üntersee-Ka^bel- 
Telegraphie. 


VL  Section  für  Mathematik^ 


Erste  Sitznng  am  9.  Februar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
M.  Krause.  —  Anwesend  13  Mitglieder. 

Geh.  Regierungsrath  Prof.  Dr.  E.  Hartig  spricht  über  die  Abhängig- 
keit des  Elasticitätsmoduls  des  geraden  Stabes  von  der  speci- 
fischen  Beanspruchung. 

Man  pflegte  im  Allgemeinen  bisher  anzunehmen,  dass  die  Grösse  der  Ausdehnung 
(f)  bez.  der  Stauchung  ( —  t)  eines  Stabes  eine  lineare  Function  der  specifischen  Be- 
lastung (ct),  nämlich  6  =  E  (j,  also  der  Elasticitätsmodul  (E)  für  eine  bestimmte  Substanz 
eine  Constante  sei.  Doch  haben  Versuche  von  Bach,  Fischer  u.  A.,  sowie  die  von 
dem  Vortragenden  selbst  an  einer  grossen  Reihe  von  Substanzen  (nämlich  Phosphor- 
bronze,   Gusseison,    Stahldraht,   Rohseide,    Rindleder,    vulkanisiiter   Kautschuk  und 


11 

Korkrinde)  bei  verschieden  starken  und  mehrmalB  an  demselben  Probestück  wieder- 
holten Belastungen  angestellten  Experimente  erwiesen,  dass  diese  Annahme  nur  in 
beschränkten  Grenzen,  allgemein  aber  nicht  zulässig  sei.  Die  Erwägung,  dass  die 
Arbeitscarve  der  elastischen  Dehnungen  nicht  immer  eine  gerade  ist,  führte  den 
Vortragenden  zu  dem  Resultate,  dass  der  Elasticitätsmodul  der  erste  Difierential- 
quotient  derjenigen  Function  ist,  die  der  auf  die  Achse  der  Dehnungen  gestellten 
Arbeitscurve  entspricht,  und  ebenso  der  Dehnuugscoeffizient  (1  :  E)  die  erste  Ableitung 
derjenigen  Function,  die  den  Zusammenhang  zwischen  Spannung  (a)  als  unabhängiger 
mid  Dehnung  («)  als  abhängiger  Veränderlichen  darstellt: 

1  d  e 

«  = 


E  da 

Die  gegenseitige  Abhängigkeit  von  e  und  a  ist  aber  bisher  bei  unserer  gegen- 
wärtigen noch  unvollkommenen  Erkenntniss  der  innereren  Natur  der  Baustoffe 
theoretisch  nicht  ableitbar. 

Als  empirische  Formel  für  vulkanisirten  Kautschuk  schlägt  Imb er t  (Becherches 
theoriques  et  ezp^rimentales  sur  T^lasticit^  da  caoutchouc,  1880)  die  Gleichung  vor: 

€  =  e  —  1, 

worin    e    die  Basis   der   natürlichen  Logarithmen  und    m   eine   für    das  verwendete 

Material  spezifische  Gonstante  bedeutet. 

Der  vortragende  findet  hieraus 

^ e       ^  m  € 

a  =  _ .  e 

1— € 

Nach  den  Versuchen  schwankt  der  Coeffizient  m  zwischen  6,77  und  10,08.  Gemäss 
dieser  Annahme  ergiebt  sich  für  den  Elasticitätsmodul  selbst: 

E  =  (^_±iL^  ""-L 
(l  +  0'' 

(Die  üntersochongen  des  Vortragenden  sind  in  einer  ausiührlicheren  Abhandlung 
im  „Civil-Ingenieur^S  39.  Band,  2.  Heft  niedergelegt.) 

Im  Anschluss  daran  bemerkt  Prof.  Dr.  M.  Krause,  dass  es  gelingen 
möchte,  die  Beziehungen  zwischen  e  und  a  genauer  analytisch  aufzufassen, 
und  macht  den  Vorschlag,  an  Stelle  der  willkürlichen  transcendenten 
Functionen  der  Fourier'schen  Reihen: 

(T  =  a  +  bsinc  -f-  ccos« 

zur  Anwendung  zu  bringen. 

Zweite  Sltznng  am  13.  April  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
M.  Krause.  —  Anwesend  16  Mitglieder  und  Gäste. 

Öeh.   Pinanzrath  CL   Kopeke    giebt    Mittheilungen   über    die   Con-* 
struction  der  neuen  Loschwitz-Blasewitzer  Eibbrücke. 

Vergl.  Abhandlung  im  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift, 


VIL  Hauptversammluiigen. 

Erste Sitznog am  26.  Jannar  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.Helm. 
—  Anwesend  45  MitgÜeder  und  Gäste. 

Unter  Vorlage  einer  grossen  Anzahl  von  Belegstücken  spricht  Prof. 
Dr.  0.  Schneider  über  San  Eemo  und  seine  Thierwelt  im  Winter 
(vergl  Abhandl.  I). 


12 

Zweite  Sitznng  am  28.  Febrnar  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  39  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  widmet  dem  am  2.  Januar  1893  verschiedenen 
langjährigen,  hochverdienten  Vorsitzenden  der  Section  für  Zoologie,  Prof. 
Dr.  Benjamin  Vetter,  einen  warmempfundenen  Nachruf, 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  ehrende  Worte  der  Erinnerung  dem  am 
17.  Januar  189.^  verewigten  Oberlehrer  Dr.  Reinhold  Körner  in  Dresden 
und  dem  Bergrath  und  Salinendirector  Carl  Rückert,  gestorben  am 
8.  Februar  d.  J.  in  Salzungen. 

Auf  besonderen  Wunsch  des  Vortragenden  werden  die  beiden  letzlen  Nachrufe 
ausführlich  auf  iSeite  15  und  16  wiedergegeben. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche-Tharandt  erläutert  an  einer  Reihe  ausgestellter 
Präparate  die  Arten  der  Gattung  Ctenocampa^  die  Prozessions- 
spinner. 

Eine  Abhandlung  hierüber  wird  im  nächsten  Hefte  dieser  Zeitschrift  erscheinen. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  bemerkt  hierzu,  dass  er  den  Pinien-Pro- 
zessionsspinner in .  San  Remo  vor  Allem  auf  Pinns  austriaca  beobach- 
tlBt  habe. 

Dr.  Fr.  Raspe,  Vorsitzender  des  Verwaltungsrathes,  erstattet  Bericht 
über  den  Kassen abschluss  für  das  Jahr  1892  (s.  Anlage  A,  S.  18).  Zu 
Rechnungsrevisoren  werden  Bankier  A.  Kuntze  und  Prof.  Dr.  0.  Schnei- 
der ernannt. 

Der  Voranschlag  für  das  Jahr  1893  (s.  Anlage  B,  S.  19)  wird  ein- 
stimmig genehmigt. 

Dritte  SitznDg  am  23.  M8rz  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  6.  Helm. 
—  Anwesend  24  Mitglieder. 

Durch  den  Vorsitzenden  wird  mitgetheilt,  dass  die  vom  „Prome- 
theus", Institut  für  Nat in  Wissenschaften  und  Gewerbtechnologie  in  Dres- 
den ,  zu  dem  ermässigten  Preise  von  50  Pf.  angebotenen  Eintrittskarten 
bei  dem  Secretär  der  Gesellschaft,  Dr.  J.  Deichmüller,  entnommen 
werden  können. 

Prof.  6.  Neubert  spricht  über  Falb's  kritische  Tage  und  die 
Regenbeobachtungen  in  Sachsen. 


Tierte  Sitznng  am  27.  April  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
—  Anwesend  34  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  theilt  mit,  dass  das  sogen.  „Werner- 
Denkmal"  in  Löbtau,  welches  die  inzwischen  aufgelöste  mineralogische 
Gesellschaft  in  Dresden  an  der  Stelle  errichtet  hatte,  wo  Abraham 
Werner's  irdische  Reste  den  zu  ihrer  Ueberführung  aus  Dresden  nach 
Freiberg  entsandten  Bergleuten  übergeben  worden  waren,  beseitigt  werden 
solle  und  giebt  dem  Wunsche  Ausdruck,  dass  die  „Isis"  für  die  Erhaltung 
dieses  Denkmals  Sorge  tragen  möchte.  Der  Vorstand  übernimmt  die  ein- 
leitenden Schritte  in  dieser  Angelegenheit. 


18 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  die  Ansätze  zu  einer  mathe- 
matischen Chemie. 

Aaf  allen  Gebieten  menschlicher  Erkenntniss,  die  sich  bisher  mathematischer 
Formolirung  zug&nglich  erwiesen  haben,  wiederholt  sich  die  Erscheinung,  dass  ein 
nachhaltiger  Einfluss  der  Mathematik  erst  auf  einer  späten  Stufe  der  wissenschaft- 
lichen Entwickelnng  beginnt.  Erst  nach  den  mannigfaltigsten  und  in  die  ältesten 
Zeiten  menschlicher  Cuitur  znrQckreichenden  Beobachtungen  an  Werkzeugen  und 
einfachen  Maschinen  konnte  es  dem  Scharfsinn  eines  Archimedes  gelingen,  das 
ErfahrnngsergebnisB  su  jener  knappen  mathematischen  Begriffsbildung  zu  läutern, 
die  im  Hebelgesetz  niedergelegt  ist.  Die  Beobachtung  chemischer  Erscheinungen,  die 
doch  auch  bis  in  die  Urzustände  des  menschlichen  Qeschlechtes  zurückgeht,  ist  ganz 
besonders  spät  zu  mathematischer  Klärung  durchgedrungen,  obschon  für  die  Ueber- 
lieferung  chemischer  Kenntnisse  durch  Recepte  aller  Art  Zahlenangaben  schon  in 
einem  frühen  Stadium  der  Entwickelung  unentbehrlich  waren.  Berthelot  hat 
jüngst  in  der  Revue  des  deux  mondes  geschildert,  wie  auf  ägyptische  Cuitur  zurück- 
gehende chemische  Vorschriften  zugleich  mit  den  chemischen  Industrien ,  auf  welche 
sie  sich  beziehen,  und  mit  den  wissenschaftlich-mystischen  Vorstellungen,  in  die  sie 
eingekleidet  waren,  ins  Mittelalter  Überliefert  worden  sind. 

Erst  mit  dem  Beginne  des  19.  Jahrhunderts  glückt  es,  die  Chemie  auf  den  Bo- 
den mathematischer  Gesetze  zu  stellen  durch  die  Einführung  der  Stöchiometrie, 
deren  wesentliche  Bedeutung  darin  liegt,  dass  sie  die  Zahl  der  bei  einer  chemischen 
Reaction  auftretenden  Veränderlichen  in  den  meisten  und  wichtigsten  Fällen  auf  eins 
zurückführt.  Wie  ihre  Grundbegriffe  zu  Terwerthen  sind,  wenn  die  ZurückfQhrung 
auf  eine  Veränderliche  nicht  mOglich  ist,  hat  für  die  Schtesspulverreaction  neuerdings 
Debus  durch  eine  schöne  Anwendung  der  analytischen  Geometrie  gezeigt.  Auf  die 
Frage,  wie  verwickeltere  Beschickungen  in  der  chemischen  Technik  zu  wählen  sind, 
lässt  sich  diese  geometrische  Untersuchung  nicht  minder  anwenden. 

Auf  die  zahlreichen  Versuche,  Gesetze  wie  die  stöchiometrischen,  welche  die 
Massen  der  reagirenden  Stoffe  beherrschen,  auch  für  andere  physikalische 
Eigenschaften  zu  finden,  wies  der  Vortrag  nur  hin,  ebenso  wie  auf  den  leitenden 
Gedanken  der  Constitutionschemie,  chemische  Unterschiede  durch  Anordnungs- 
nnterschiede  zu  erklären,  nicht  eingegangen  werden  konnte. 

Einen  neuen  Boden  finden  mathematische  Untersuchungen  chemischer  Erschein- 
ungen mit  der  Entwickelung  der  Thermochemie.  Die  dadurch  mögliche  Anwen- 
dung des  Energiebegriffs  auf  die  chemischen  Reactionen  vertiefte  bereits  unsere  Kennt- 
niss  derseloen,  noch  mehr  aber  die  daran  anschliessende  Benatzung  des  Entropie- 
gesetzes. Nunmehr  erscheinen  experimentell  weit  auseinanderlie^ende  Thatsachen 
unter  demselben  mathematischen  Gesichtspunkt.  Die  thermodynamische  Formel  z.  B., 
welche  die  Aenderung  des  Schmelzpunktes  mit  dem  Druck,  die  Schmelzwärme  und 
die  Volumänderuog  beim  Schmelzen  verknüpft,  läset  sich  auf  umkehrbare  Aenderung 
allotroper  Zustände,  wie  auf  Dissociationserscheinungen,  Krystallwasserabgabe  und 
dergl.  anwenden.  Ja,  vom  allgemeinen  energetischen  Standpunkte  fallen  die  mittels 
galvanischer  Elemente  in  elektrische  Form  umgewandelten  Eneigiebeträge  unter 
dasselbe  Gesetz. 

Unabhängig  zunächst  von  dieser  Betrachtungsweise  entwickelten  sich  die  Unter- 
suchungen über  den  zeitlichen  Verlauf  und  das  Gleichgewicht  chemischer  Re- 
actionen. Die  letzteren  beginnen  am  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts  mit  Versuchen, 
das  Newton'sche  Gesetz  auf  die  kleinsten  Theile  der  reagirenden  Stoffe  anzuwenden, 
führten  aber  erst  1867  zu  einem  befriedigenden  Ergebniss,  dem  Gesetze  von  Guld- 
bergtmd  Waage.  Für  den  zeitlichen  Verlauf  einer  Reaction  fand  1850  Wilhelm y 
em  einfaches  Gesetz,  yon  dem  das  Guldberg- Waage' sehe  theoretisch  abgeleitet  wer- 
den kann.  Durch  die  Ergebnisse  einer  Thomsen'schen  Experimentaluntersuchung 
über  die  Einwirkung  von  Salpetersäure  auf  Natiiumsulfat  in  yerschiedenen  Mengen 
Verhältnissen  erläuterte  der  Vortragende  das  Gleichgewichtsgesetz. 

Besonders  bemerkenswerth  erscheint  es  nnn,  dass  die  letzterwähnten  Erfahrungs- 
ergebnisse aus  dem  Energie-  und  Entropiegesetz  theoretisch  gefolgert  werden 
können.  Hier  entwickelt  sich  ein  Gebiet  wissenschaftlicher  Arbeit,  das  in  demselben 
Sinne  als  mathematische  Chemie  bezeichnet  werden  kann,  in  dem  man  von  einer 
mathematischen  Physik  spricht 

Diese  theoretischen  Untersuchungen,  die  zunächst  ihren  Werth  in  der  Zusam- 
menfassung der  Naturerscheinungen   unter  umfassende  Gesichtspunkte   haben,   sind 


14 

endlich  auch  der  Anlass  za  einer  wichtigen  Erweiterung  unserer  Erfahrungen  gewor- 
den, indem  sie  zu  der  ergehnissreicben  experimentellen  Durchforschung  der  hoch- 
verdünnten  Lösungen  führten. 


Excnrslonen. 

Am  20.  Mai  1893  unternahmen  32  Mitglieder  einen  Ausflug  nach 
der  Bosel  bei  Sörnewitz.  In  der  in  Sörnewitz  unter  Vorsitz  von 
Prof.  Dr.  G.  Helm  abgehaltenen  Hauptversammlung  legt  Apotheker 
Schlimpert-Cölln  Pflanzen  aus  der  Meissner  Umgebung  vor: 

Fundort  Bosel:  Cotonetuter  (dem  Aussterben  nahe),  Equisetum  hiemale ,  Pulaa- 
tilla  pratensis^  Rosa  pomifera,  Anihemis  iinctoria,  Asperula  glauca,  Orobanche  sp,  ?, 
Betula  laciniata  (Var.  von  B.  verrucosa)^  Tragopogon  major y  Fundort  Kötitz:  Lepi- 
dium  draba,  Ächilha  setacea  und  lanata,  Bunia^  orientalis;  Fundort  Gauernitz: 
Oucubaltts  haccifer,  Diplotaxis  muralis. 

Hierauf  bricht  die  Versammlung  zu  der  nahe  gelegenen  Boselspitze 
auf,  deren  Steilhänge  augenblicklich  im  vollen  Blüthenschmuck  von  An- 
thericum  lAliago  prangen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  richtet  hier  einen  kurzen  Vortrag  an  die  Versammlung, 
um  auf  die  modernen  Bestrehungen  der  Florisük  aufmerksam  zu  machen.  Von  jeher 
sind  die  Floristen  nach  reichen  Standorten,  wie  die  Bosel  ist,  mit  Vorliehe  gezognen, 
und  jeweils  sind  sie  die  Träger  der  leitenden  Ideen  ihrer  Zeit  Zuerst  handelte  es 
sich  um  das  Aufspüren  neuer  Arten  zur  Vervollständigung  des  Fflanzensystems,  dann 
um  die  Vervollständigung  des^tandortsverzeichnisse  in  Localfloren.  Beide  Gesichts- 
punkte sind  bei  uns  so  gut  wie  erschöpft,  das  Aufsuchen  neuer  Arten  ist  durch  das 
genauere  Studium  der  polymorphen  Formenkreise  und  ihrer  Bastardbildungen  ersetzt. 
Aber  noch  ganz  neue  Gesichtspunkte  hat  die  biologische  und  geographische  Richtung 
in  die  Floristik  gebracht,  indem  die  besonderen  Mittel,  mit  denen  jede  Art  ihren 
Platz  im  Boden  behauptet,  gerade  so  wie  die  Frage  nach  dem  Grunde  des  Zusammen- 
treffens so  vieler  Arten  in  einem  bestimmten  Gelände  Anlass  zu  neuen  Forschungen 
bieten.  Auf  den  Boselabhängen  ist  eine  ,fXerophyteQ-Vegetation*S  mit  den  verschie- 
densten Mitteln  führen  die  Pflanzen  hier  ihren  Kampf  gegen  die  sommerliche  Hitze 
und  Dürre  in  einem  an  Humus  ärmsten  Boden.  Derselbe  ist  auf  seinen  Kalkgehalt 
hin  untersucht  und  hat  sich  als  kalkarm  herausgestellt;  trotzdem  wachsen  hier 
mehrere  Pflanzenarten,  welche  sonst  ausgesprochenermassen  als  kalkhold  gelten. 
Belegstücke  solcher  Standorte,  wo  Viscaria  neben  Carex  humilis  und  Anthericum 
LiUago  wächst  und  echte  Sandpflanzen  (Aira  flexuosa,  Helichrysum')  aus  der  innigsten 
Nachbarschaft  von  Peucedanum  Cervtvria  und  Clematis  recta  nicht  ausgeschlossen 
sind,  erhalten  für  die  Bodenfrage  Bedeutung.  Die  hier  zuzammenstossenden  Ele- 
mente gehören  ihrem  Formationsbestande  nach  zur  mitteldeutschen  Hügelflora,  aber 
die  Einzelheiten:  Cytisits  nigricans^  Centaurea  paniculata,  Clematis  recta  etc.  weisen 
den  Bestand  den  südostdeutschec  Genossenschaften  zu,  deren  Ausläufer  im  Allge- 
meinen im  Herzen  Deutschlands  ihr  Ende  nach  Nordwesten  im  Thüringer  Becken 
flnden  und  unsere  Eibhöhen  als  aus  Böhmen  und  Mähren  postglacial  besiedelt  er- 
scheinen lassen.  Im  Lichte  solcher  Untersuchungen  gewinnt  eine  einfache  Pflanzen- 
liste, wie  die  des  Boselstandortes ,  eine  höhere  Bedeutung;  neue  Gesichtspunkte 
werden  auftauchen  und  die  Junger  der  Flora  zu  immer  tieferem  Verständniss  in  die 
heimathlichen  Fluren  hinausziehen  lassen.  — 

Hierauf  zerstreute  sich  die  Gesellschaft  botanisirend  und  in  wechseln- 
der Unterhaltung  üher  die  Triften  und  Gehänge  der  Spaar-Berge,  von  wo 
der  Abstieg  nach  Meissen  erfolgte. 


Am  8.  Juni  1893  besichtigte  eine  grössere  Zahl  von  Mitgliedern  den 
Bau  der  neuen  Dresdner  Eibbrücke  unter  Führung  von  Stadtbau- 
rath  H.  Klette 


15 

Am  29.  Juni  1893  wanderten  15  Mitglieder  unter  Führung  von 
Priyatus  E.  Schiller  durch  die  Dresdner  Haide  nach  Luden's  Ruhe 
im  Priessnitzthal,  wo  eine  Hauptversammlung  zur  Erledigung  geschäftlicher 
Angelegenheiten  abgehalten  wurde.  Ton  hier  aus  wandten  sich  die  Theil- 
nehmer  nach  der  Hofewiese  und  kehrten  über  Elotzsche  nach  Dresden 
zurück. 


Yerändemngen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  2.  Januar  1893  verschied  in  Blasewitz  Dr.  phil.  Benjamin 
Vetter,  Professor  der  Zoologie  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in 
Dresden. 

Eine  Schilderung  des  Lebensganges  und  der  hervorragenden  wissenschafUlcben 
Thätigkeit  unseres  yerewigten  Mitgliedes,  aus  der  Feder  von  Prof.  Dr.  R.  Ebert  in 
Dresden,  wird  den  im  October  d.  J.  bei  6.  Fischer  in  Jena  erscheinenden,  von  Prof. 
Dr.  £.  Häckel  herausgegebenen  6  öffentlichen  Vorträgen,  welche  der  Verewigte  im 
Winter  1892  in  Dresden  gehalten  hat,  vorangehen. 

Unserer  Gesellschaft  trat  Prof.  I)r.  B.  Vetter  im  Jahre  1874  bei  und  bethei- 
ligte sich  sogleich  in  regster  Weise  an  deren  wissenschaftlichen  Verhandlungen.  Für 
seine  eifrige  Thätigkeit  m  unserem  Kreise  zeugen  die  zahlreichen  Vorträge  und  die 
grösseren  und  kleineren  Beiträge,  welche  in  den  letzten  zehn  Jahrgängen  unserer 
Sitzungsberichte  niedergelegt  sind ,  sowie  die  in  der  Festschrift  der  Isis  1885  ver- 
&fientlichte  Abhandlung  „Ueber  die  Verwandtschaftsbeziehungen  zwischen  Dinosauriern 
und  Vögeln".  In  dankbarer  Anerkennung  seines  Wirkens  wählte  ihn  die  Section  für 
Zoologie  bereits  im  Jahre  1875  zu  ihrem  zweiten  und  nach  y.  Kiesenwetter's  Hin- 
scheiden zum  ersten  Vorsitzenden,  welches  Amt  er  fast  ohne  Unterbrechung  bis  zu 
seinem  Tode  mit  grosser  Hingebung  verwaltete.  Die  Stellung  eines  zweiten  Biblio- 
thekars vertrat  er  in  den  Jahren  1878—1887. 

Dass  unsere  Gesellschaft  in  dem  Verewigten  ein  zur  Unterstützung  ihrer  wissen- 
schaftlichen Besttebungen  allzeit  bereitwilliges  Bilitglied  betrauert  und  das  Andenken 
an  den  unermüdlichen  Forscher  in  unserer  Isis  immer  in  dankbarer  Erinnerung  fort- 
leben wird,  bezeugten  die  Worte,  die  der  Vorsitzende  der  Gesellschaft  dem  Dahin- 
geschiedenen am  Sarge  nachrief. 

Am  12.  Januar  1893  starb  in  Pirna  Realschuloberlehrer  Theodor 
Frenkel,  correspondirendes  Mitglied  seit  1883. 

Am  17.  Januto  1893  verschied  nach  kurzem  Krankenlager  Dr.  phil. 
Christian  Beinhold  Körner,  Oberlehrer  an  der  Realsciiule  in  Dresden- 
Friedrichstadt,  im  Alter  von  33  Jahren. 

Geboren  am  19.  November  1859  als  zweiter  Sohn  des  K.  Eammermusikus 
Traugott  Kömer  in  Dresden,  hatte  er  den  Elementarunterricht  in  dem  Privatinstitut 
von  W.  E.  Böttcher,  später  R.  Gelineck,  genossen.  Seine  wissenschaftliche  Ausbildung 
erlangte  er  von  Ostern  1871—1878  auf  dem  hiesigen  Kreuzgymnasium  und  von 
Ostern  1878  an  bis  1882  auf  der  Universität  Leipzig,  wo  er  sich  vier  Jahre  lang  dem 
Stadium  der  Philosophie  und  der  Natur  «rissenschaften  gewidmet  hat.  Nach  glänzend 
bestandenem  Staatsexamen  absolvirte  er  in  seiner  Vaterstadt  das  Probejahr  am  Vitz- 
thum*schen  Gymnasium,  war  dann  3  Jahre  lang  in  Oberstein-Idar  sJs  Reallehrer 
thätig,  bis  er  im  Jahre  1886  an  die  Realschule  zu  Dresden-Friedrichstadt  berufen 
wurde,  wo  er  bis  zu  seinem  Tode  segensreich  gewirkt  hat. 

Während  seines  Aufenthaltes  in  Oberstein  erschien  seine  Inauguraldissertation 
zur  Krwerbung  der  philosophischen  Doctorwürde  an  der  Universität  Leipzig:  „Die 
logischen  Grundlagen  der  Systematik  der  Organismen.  Leipzig,  W.  Engelmann, 
188tV  Eine  Abhandlung  von  Dr.  Reinhold  Körner:  „Die  Verhältnisse  der  natür- 
lichen Belastung  und  Entlastung  des  Thierkörpers  in  ihrer  gesetzmässigen  Beziehung 
zur  Ortsbewegnng*^  wurde  1885  in  dem  Programm  der  Realschule  zu  Oberstein-Idar 
▼eröffentlioht. 


16 

Trotz  seiner  angeBtrengten  Lehrthätigkeit  ia  Droeden  blieb  er  den  im  JSltem- 
hause  gepflegten  künstlerischen  Neigungen  bis  zum  Tode  treu  und  war  ein  eifriges 
und  mit  tiefem  Yerständniss  begabtes  Mitglied  des  Tonkünstlervereins.  Sein  feines 
und  sicheres  Gefühl  auf  dem  Gebiet  der  Kunst  und  Dichtung  und  das  allzeit  auf 
das  SchOne  und  Edle  gerichtete  Streben  leuchten  bell  hervor  aus  den  trefflichen 
Uebersetzungen  der  Tragödien  des  Sophokles:  Aias,  KOnig  Oedipus  und  Philoktetes, 
welche  in  der  Bibliothek  der  Gesammtlitteratur  des  In-  und  Auslandes  von  0.  Hendel 
in  Halle  a.  S.  1888  und  1889  erschienen  sind. 

unser  Isis-Kreis,  welchem  Dr.  R.  Eörner  seit  1888  in  Sitzungen  und  auf  £z- 
cursionen  ein  reges  Interesse  gewidmet  hat,  wird  dem  Andenken  des  liebenswerthen 
edlen  jugendlichen  Foischers  ein  treues  Gedächtniss  bewahren.  Dem  theuren  aJten 
Eltempaare  aber,  denen  nun  auch  der  letzte  ihrer  beiden  hochbegabten  und  ausge- 
zeichneten Söhne  entrissen  worden  ist,  und  der  innig  geliebten  Gattin  des  geschie- 
denen Freundes  möge  Gott  den  nöthigen  Trost  in  ihrem  Trübsale  verleihen! 

H.  B.  Geinitz. 

Am  21.  Januar  1893  starb  in  Bautzen  Seminaroberlehrer  Ernst 
Schmidt,  correspondirendes  Mitglied  seit  1866. 

Am  31.  Januar  1893  starb  in  Dresden  Major  z.  D.  Dr.  phil.  Gustav 
Kahl,  wirkliches  Mitglied  seit  1862. 

Am  3.  Februar  1893  entschlief  der  Bergrath  Carl  Rück  ert,  Salinen- 
director  in  Salzungen,  correspondirendes  Mitglied  seit  1866. 

Carl  Rückert,  ein  naher  Verwandter  des  Dichteis  Friedr.  Rückert,  war  am 
21.  October  1888  im  Pfarrhaus  zu  Schweina  in  Thüringen  geboren,  in  welchem  er 
schon  in  früher  Jugend  durch  die  Studien  des  Vaters  die  Liebe  zur  Geognosie  und 
zum  Bergbau  einsog.  Vorgebildet  auf  dem  Realgymnasium  zu  Eisenach  und  dann 
unter  Professor  Em  m  rieh 's  anregendem  Einflüsse  auf  der  Realschule  in  Meiningen, 
bezog  er  1859  die  Bergschule  zu  Clausthal  und  sodann  die  Universit&t  Bonn.  Nach 
1863  bestandener  Staatsprüfung  als  Bergmann  und  Markscheider  im  Herzogthum 
Meiningen  erhielt  er  sogleich  eine  Anstellung  als  Obersteiger  auf  dem  Steinkohlen- 
werke des  Freiberm  von  Swaine  in  Stockheim  und  dann  1866  als  Verwalter  eines 
Scbieferbruches  in  Lehesten.  Nach  Errichtung  eines  Kohlenbergwerkes  in  der  Nähe 
von  Pilsen  kehrte  er  iin  Jahre  1873  nach  der  Stadt  Meiningen  zurück,  Yon  wo  aus 
er  als  Sachverständiger  in  Bergwerkssachen  für  Hypothekenbanken  zahlreiche  Reisen 
ausführte,  die  ihn  nach  England,  Schweden,  Russland  und  Polen,  Oesterreich  u.  s.  w. 
geführt  haben.  Im  Jahre  1877  wurde  er  als  Director  des  alten  Salzwerkes  nach 
Salzungen  berufen,  welches  eben  von  einer  sogenannten  Pfännerei  in  eine  Actien-* 
gesellschait  umgewandelt  worden  war,  und  hier  abermals  hat  sich  bei  der  Erhebung 
dieser  Anstalt  aus  primitive!!  Verhältnissen  zu  hoher  Entwickelung  sein  praktisches 
Talent,  gepaart  mit  hoher  wissenschaftlicher  Einsicht,  wieder  glänzend  bewährt. 
Ich  habe  es  dankbarst  anzuerkennen,  wie  mich  der  liebenswürdige,  damals  noch 
junge  Freund  auf  meinen  Excursionen  im  Thüringer  Lande  vielfach  unterstützt  hat, 
und  dass  die  schwierige  Schilderung  der  „Eohlenformation  von  Stockbeim  und  Neu- 
haus" in  meiner  „Geologie  der  Steinkohlen  Deutschlands  und  anderer  Länder  Euro- 
pa's"  1865,  p,  109—114  von  Carl  Rückert  herrührt,  dessen  Name  durch  Ephe- 
merites  Bückerti  Gein.  ans  dem  Rothliegenden  von  Reitsch  zu  verewigen  mir 
eine  besondere  Freude  war.  Es  haben  unsere  hiesigen  Sammlungen,  das  E.  Minera- 
logische Museum  und  die  K.  Technische  Hochschule,  seinem  wissenschaftlichen  Streben 
und  seinen  freundschaftlichen  Gesinnungen  so  manche  Prachtexemplare  der  seltensten 
Versteinerungen  und  wichtige  Handstücke  von  Gesteinen  zu  verdanken,  und  noch 
vor  Kurzem  widmete  er  unserer  Isis  einen  interessanten  Bericht  über  die  verschie- 
denen Salzvorkommnisse  in  Salzun^en  (Sitzungsber.  d.  Isis,  1892,  S.  7).  Treue  Liebe 
und  dankbare  Verehrung  sind  ihm  nicht  allein  von  seiner  Familie,  sondern  von  allen, 
welche  ihr  Lebensweg  mit  ihm  zusammenge^ühi-t  hat,  weit  hinaus  über  sein  Grab 
hin  gefolgt  und  diese  wird  auch  bei  uns  nie  verlöschen.  H.  B.  Geinitz. 

Am  18.  März  1893  starb  in  Agram  der  Botaniker  Dr.  phil.  Ludwig 
Vukotinovich,  correspondirendes  Mitglied  seit  1860. 

Am  29.  März  1893  verschied   im  Alter   von    83  Jahren  in  Eisenach 


17 

Geb.  Hofrath  Dr.  Christian  Scnft,  seit  länger  als  50  Jahren  Professor 
der  Mineralogie  und  Oeognosie  an  der  dortigen  Forstlehranstalt,  correspon- 
direndes  Mitglied  seit  1866. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Beiger,  O.  Rud.,  Bürgerschullehrer  in  Dresden,  am  26.  Januar  1893; 
Dressler,  Heinr.,  Seminaroberlehrer  in  Dresden,  am  20.  Mai  1893; 
Sanders,  W.,  BealschuUehrer  in  Dresden,  am  29.  Juni  1893; 
Weber,  Bich.,  Apothekenbesitzer  in  Dresden,  am  26.  Januar  1893. 

Aus  den  correspondirenden  in  die  wirklichen  Mitglieder 

ist  übergetreten: 

Osborne,  W.,  Privatus  in  Blasewitz. 

Neu  ernannte  correspondirende  Mitglieder: 
Sehlimpert,  Apotheker  in  Colin  bei  Meissen,  am  23.  Februar  1893. 


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19 


Yoransdilag 

für  dfts  Jahr  1893. 


Mark 

1.  Gehalte 630 

2.  Inserate 70 

3.  Localspesen 130 

4.  Buchbindeiarbeiten 200 

5.  Bücher  und  Zeitschriften 400 

6.  Sitzungsberichte  und  Drucksachen 1100 

7.  Insgemein 130 

"Summa  Mark  2660. 


-«-«- 


Abhandlungen 


der 


naturTv^issenschaftlichen  Gesellscliaft 


in   Dresden 


1893. 


L  San  Bemo  und  seine  Thierwelt  im  Winter. 

Von  Prof.  Dr.  Oikar  Sohneider. 


Bis  zum  Ende  des  Jahres  1887  war  die  Stadt  San  Bemo  an  der 
italienischen  Riviera  dl  Ponente  in  Deutschland  noch  recht  wenig  bekannt, 
während  die  Engländer  sie  längst  zu  einem  ihrer  Lieblingswintersitze  er- 
koren und  ihre  Anwesenheit  in  üblicher  Weise  durch  Eirchenbau  und 
Schaffung  von  Spielplätzen  Yor  Augen  gefuhrt  hatten;  nur  wenige  Geo- 
graphen von  Vach,  manche  der  Aerzte,  einige  Tausende  von  Kranken,  die 
der  einfältige  Deutschenhass  der  Franzosen  von  Nizza  und  Mentone  ver- 
trieben hatte,  und  einzelne  Touristen,  welche  von  dem  alten  Ruhme  der 
französischen  Rivierenstädte  und  dem  blendenden  Monaco  nicht  allzu  kräftig 
angezogen  worden  waren,  wussten  bei  uns  Genaueres  über  jene  beste  aller 
ligurischen  Heilstätten  und  warben  ihr  einen  sich  nur  sehr  langsam  ver- 
grössemden  Kreis  von  Anhängern.  Da  erwählte  des  Deutschen  Reiches 
Kronprinz,  an  dessen  edler  Duldergestalt  damals  die  Augen  des  gesamm- 
ten  deutsdien  Volkes  hingen,  die  Perle  der  italienischen  Küstenstädte  zum 
Winteraufenthalte  —  eine  Wahl,  die  gesundheitlich  und  politisch  die  denk- 
bar beste  war,  trotzdem  aber  auf  die  Entschlüsse  gekrönter  Häupter  zu 
wenig  Einfluss  ausgeübt  hat  —  und  sofort  wurde  San  Remo  die  am 
häufigsten  genannte  und  bestbekannte  aller  Städte  am  Oolfe  von  Oenua, 
denn  Tag  für  Tag  suchten  Millionen  mit  gespannter  Erwartung  seinen 
Namen  in  den  Zeitungen,  die  ihn  auch  täglich  mehr  als  einmal  boten, 
jedsn  Tng  Hang  derselbe  von  Millionen  von  Lippen,  und  ausführliche,  in 
den  illustrirten  Journalen  auch  mit  Bildern  ausgestattete  Schilderungen  des 
Ortes  und  seiner  Umgebung  sorgten  dafür,  dass  sich  dem  Namen  auch  ein 
mehr  oder  minder  richtiger  Begriff  zugesellte.  Infolgedessen  mehrte  sich 
bereits  im  Winter  1887 — 1888  und  in  dem  folgenden  die  Zuwanderung 
auch  von  Deutschland  aus,  und  das  war  der  Stadt  zu  gönnen,  denn 
während  der  vorhergehenden  Winter  hatte  Furcht  vor  der  Cholera,  die  in 
Italien  hauste,  und  besonders,  da  San  Remo  stets  verschont  blieb,  vor  der 
Quarantäne  an  der  italienischen  Qrenze  und  dann  das  furchtbare  Erdbeben 
vom  Februar  1887  und  die  Angst  vor  einer  Wiederholung  der  verhängniss- 
vollen Katastrophe  Tausende  von  dem  Besuche  der  Riviera  abgehalten. 

Wir  freuten  uns  der  Anerkennung,  die  San  Remo  nun  fand,  denn 
wir  hatten  es  durch  zweimaligen  längeren  Besuch,  im  Herbst  1883  und 
im  Frühjahr  1884,  kennen  und  lieben  gelernt  und  waren  mit  Wort  und 
Schrift  ^  dasselbe  eingetreten ;  und  als  sich  dann  für  uns  die  Noth wendig- 
keit ergab,  einen  vollen  Winter  in  dem  milderen  Süden  zuzubringen,  da 
pilgerten  wir  An&ng  November  1888  wiederum  nach  der  ligurischen  Küste 

0*9,  Mb  t»  DrttäsH,  1893.  -^  Abh.  1. 


und  verbrachten  volle  sechs  Monate,  vom  12.  November  bis  zum  10.  Mai, 
fast  ausschliesslich  in  San  Remo  und  seiner  nächsten  Umgebung.  Getreu 
unserer  Gewohnheit  bemühten  wir  uns,  diese  immerhin  lange  Zeit  dahin 
auszunützen,  dass  wir  uns  die  klimatischen  und  sonstigen  naturwissen- 
schaftlichen Winterverhältnisse  der  Gegend  vornehmlich  durch  das  Studium 
der  wilden  und  cultivirten  Pflanzen  wie  der  niederen  Thierwelt  möglichst 
klarzustellen  suchten,  und  die  Ergebnisse  unseres  Beobachtens  und  Sam- 
meins bestärkten  uns,  obwohl  jener  Winter  dort  keineswegs  zu  den  besten 
gehörte,  in  der  festen  Ueberzeugung,  dass  San  Bemo  ein  trefflicher  klima- 
tischer Heilort  ist,  jedenfalls  einer  der  besten,  w^in  nicht  überhaupt  der 
beste  an  der  ganzen  Biviera.  Ich  fand  auch,  dass  von  Seiten  der  Stadt 
mit  Aufbietung  hoher  Summen  darnach  gestrebt  wurde,  vorhandene  Mängel 
zu  beseitigen,  die  auf  die  Gesundheit  wirkenden  Yerhältnisse  möglichst 
zu  bessern  und  den  Fremden  den  Aufenthalt  angenehm  zu  machen.  Man 
hatte  in  einer  langen  Leitung  von  dem  Berge  treffliches  Trink-,  Spül-  und 
Giesswasser  herbeigeführt  und  am  Ufergehänge  der  stillen  Ostbucht  ein 
hübsches  Casino  mit  Versammlungsräumen  und  Bädern  erbaut,  dessen 
sonnige  Terrassen  den  Kranken  einen  ebenso  angenehmen  wie  durch  die 
Seeluft  heilkräftigen  Aufenthalt  bieten,  und  war  nun  darüber,  eine  lange 
Uferpromenade  an  der  Ostbucht  anzulegen,  die  vor  dem  Corso  mezzogiorno 
an  der  Westbucht  den  Vorzug  der  unmittelbaren  Seenähe  und  meist  voHer 
Windruhe  hat,  und  die  durch  herrliche  Aussicht  berühmte,  jetzt  freilich 
mehr  und  mehr  durch  Anbau  von  Villen  geschädigte  Berigostrasse  der 
Westseite  mit  dem  Beragallo  imd  Peirogallo  der  Ostseite  durch  einen  an 
den  Steilgebängen  des  Bomolothales  hinlaufenden  Weg  zu  verbinden  und 
so  einen  stundenlangen  bequemen  Weg  zur  Spazierfahrt  und  Fusswanderung 
zu  schaffen,  der  an  abwechselungsvoller  Schönheit  seines  Gleichen  sucht. 
Jetzt  sind  diese  grossartigen  Anlagen  längst  vollendet  und  dienen  seit 
Jahren  dem  Wohle  der  Wintergäste,  die  in  der  letztvergangenen  Saison 
die  Zahl  von  fast  15000  erreichten  und  aus  allen  Ländern  Europas  sowie 
aus  Aegypten,  Indien,  China,  Japan,  Nord-  und  Südamerika  herbeigeströmt 
waren.  Inzwischen  ist  von  der  Stadt  auch  ein  grosser  Desinfectionsapparat 
aufgestellt  worden,  in  dem  alle  Gegenstände  in  Zimmeni,  die  von  mit 
Tuberkulose  oder  ähnlichen  Krankheiten  behafteten  Personen  bewohnt^waren, 
gereinigt  werden  müssen,  eine  hygienische  Massnahme,  die  keine  andere 
Stadt  der  Biviera  aufzuweisen  hat.  Augenblicklich  ist  man  ferner  an  den 
Bau  eines  Schiachthauses  herangetreten,  dem  dann  baldigst  die  Errichtung 
eines  Kurhauses  folgen  soll.  Bereits  in  der  Ausführung  begriffen  ist  end- 
lich eine  Fahrstrasse  zu  dem  am  oberen  Gehänge  des  Monte  Bignone  ge- 
legenen San  Bomolo,  durch  welche  den  Gesunden  der  durch  unbeschreiblich 
schöne  Aussicht  auf  die  schneebedeckten  Seealpen  einerseits  und  die  herr- 
liche ligurische  Küste  anderseits  lohnende  Besuch  des  1293  m  hohen 
Bignone-Gipfels  erleichtert  und  den  Kränkelnden  für  die  Spätherbst-  und 
Frühlingszeit  wie  für  schöne  Wintertage  eine  ebenso  angenehme  wie  an- 
regende Spazierfahrt  und  von  dem  Kamme  des  Gebirges  ein  prachtvoller 
Blick  auf  die  Seealpen  ermöglicht  wird.  Bei  der  Bepflanzung  der  in  der 
Küstenebene  liegenden  Promenaden  hat  man,  soweit  sich  das  aus  der 
Liste  generale  etc.  von  Märest  ersehen  lässt,  von  Platanen  gänzlich  ab- 
gesehen, und  das  ist  nur  zu  billigen,  denn  ein  ligurischer  Kurort  sollte 
keine  Ziorbänmo  pflegen,    die  im  Winter  durch  Abwerfen  der  Blätter  kahl 


dastehen  wie  die  mächtigen  Platanen  des  Corso  di  Garibaldi,  und  die  dazu 
durch  ihre  leicht  von  jedem  Lufthauche  emporgewirbelten  Blatt-  und 
Fruchthaare  die  empfindlichen  Atbmungsorgane  der  Hals-  und  Lungen- 
kranken in  schädlicher  Weise  reizen  können.  Wir  könnten  es  nur  loben, 
wenn  die  Stadtrerwaltung  von  San  Bemo  sich  entschlösse,  alle  Platanen 
niederzulegen  und  durch  immergrüne  und  unschädliche  Bäume  zu  ersetzen; 
kann  man  sich  aber  zu  so  energischem  Vorgehen  nicht  aufraffen,  so  möge 
man  doch  darauf  bedacht  sein,  zur  Zeit  des  Abfalles  der  Flatanenhaare 
täglich  die  betreffenden  Strassen  zu  kehren  und  den  Kehricht  zu  ver- 
brennen. 

Wesentlich  gehoben  wurde  die  Bedeutung  San  Bemos  als  Kurort 
auch  durch  die  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahrzehnts  erfolgte 
Gründung  eines  deutschen  Krankenhauses,  das  den  dort  Heilung  Suchenden, 
wenn  sich  ihr  Leiden  steigert,  sowie  dem  zahlreichen  Dienstpei'sonale  der 
Hotels  und  Pensionen  im  Falle  der  Erkrankung  Zuflucht  und  sorgsame 
Pflege  gewährt  und ,  was  sehr  hoch  zu  schätzen  ist ,  die  Fremdenhäuser 
von  ansteckend  Kranken  entlastet  Im  Frühjahr  1885  bereits  bekämpfte 
ich,  als  in  den  deutschen  Zeitungen  um  Beiträge  für  Gründung  eines 
„deutschen  Kurhauses  in  Nizza  für  unbemittelte  Landsleute^^  gebeten  wurde, 
die  Unterstützung  eines  solchen  ELauses  in  Nizza  in  einem  Vortrage  im 
Vereine  für  Erdkunde  zu  Dresden  aus  nationalen,  socialen  und  sanitären 
Gründen  auf  das  Entschiedenste  und  schloss  meine  Erörterung  mit  den 
Worten:  „Auf  das  Wärmste  aber  befürworten  wir  die  aus  Reichsmitteln 
oder  durch  die  Mildth(itigkeit  Einzelner  zu  erfolgende  Gründung  einer 
solchen  Anstalt  im  Gebiete  der  freundlichen  und  gefälligen  ligurischen 
Bevölkerung  der  italienischen  Biviera,  ...  an  einem  nicht  einsamen,  schön 
gelegenen,  gegen  Wind  gut  geschützten,  in  Hinsicht  auf  Vegetation  und 
Wege  wohlgepflegten  und  möglischst  staubfreien  Orte,  als  dessen  relatives 
Ideal  uns  San  Bemo  vorschwebt/^  Der  aus  der  Mitte  der  damaligen 
Zuhörer  geäusserte  Wunsch ,  den  Inhalt  weitereu  Kreisen  des  deutschen 
Volkes  zugänglich  zu  machen,  wurde  dadurch  vereitelt,  dass  eine  Anzahl 
der  gelesensten  Zeitschriften  aus  augenscheinlich  nichtigen  Gründen  den 
kleinen  Kampfartikel  nicht  au&abm;  die  wahre  Ursache  ihrer  Weigerung 
lag  zweifellos  darin,  dass  die  Kaiserin  Augusta  das  Protectorat  über  das 
Nizzaer  Kurhaus  übernommen  hatte.  Nach  langem  Zögern  hat  schliesslich 
noch  der  Dresdner  Anzeiger  die  „kühne  That^^  gewagt  und  den  Vortrag 
am  21.  Juni  1886  veröffentlicht,  während  ich  inzwischen  meiner  Meinung 
auch  in  dem  von  dem  Weimaraner  Geographischen  Institute  herausge- 
gebenen Werkchen  „Die  Riviera  di  Ponente"  rückhaltslos  Ausdruck  gegeben 
hatte.  In  San  Bemo  selbst  trat  jener  Gedanke  erst  während  der  Anwesen- 
heit des  deutschen  Kronprinzen  zu  Tage,  indem  fünf  Herren,  der  dortige 
deutsche  Vicekonsul  Schneider,  die  deutschen  Aerzte  Dr.  Goltz  und 
Dr.  Secchi,  der  evangelische  Pastor  Nieschling  und  Dr.  jur.  J.  Weber  am 
29.  December  1887  zu  Gründung  eines  deutschen  Krankenhauses  zusammen- 
traten und  im  Januar  1888  an  das  kronprinzliche  Paar  die  Bitte  richteten, 
dem  Werke  seinen  Schutz  angedeihen  zu  lassen.  Die  darauf  vom  Kron- 
prinzen bewilligten  1000  Lire  bildeten  die  Grundlage  für  Ansammlung 
eines  Kapitals,  das  durch  zum  Theil  wirklich  grossartige  Spenden  und  in 
nicht  geringem  Maasse  durch  die  Bemühungen  des  tds  Kassirer  mit  in 
don  Vorstand  gewählten  Hofapothekers  K.  Wiedemann  bis  zum  September 


6 

1892  auf  rund  160000  Lire  angewachsen  war,  oder  angewachsen  wäre, 
wenn  man  nicht  vorher  an  die  Ausführung  des  Planes,  den  Ankauf  einer 
Yilla,  die  bauliche  und  sonstige  Einrichtung  derselben  zum  Erankenhause 
und  die  Anschaffung  der  ärztlichen  Instrumente  geschritten  wäre.  Anfang 
December  1890  ist  das  Kaiser-Friedrich-Erankenhaus  eröffnet  worden  und 
hat,  geleitet  vom  Sanitätsrath  Dr.  Secchi  und  einer  von  dem  Yiktoriabause 
für  Krankenpflege  berufenen  Schwester  dann  bis  zum  1.  Mai  1891  und 
wiederum  im  Winter  1891  bis  1892  je  22  Kranke  mit  im  Hinblicke  auf 
die  Art  der  Erkrankungen  sehr  günstigem  Erfolge  verpflegt.  Die  Oe- 
sammtzahl  der  Yerpflegungstage  betrug  520,  beziehentlich  532.  Die  Lage 
der  nun  zum  Erankenhause  umgewandelten  Yilla  Maddalena  war,  dessen 
erinnere  ich  mich  sehr  wohl,  eine  selten  günstige,  denn  sie  stand  an  der 
windsichersten  Stelle  des  östlichen  Oehänges,  fern  dem  lauteren  Getriebe 
der  Stadt  und  der  Hauptstrasse,  oberhalb  der  vom  Eaiser  Friedrich  einst 
bewohnten  Yilla  Zirio,  an  einer  Biegung  des  Peirogallo,  noch  etwas  herein- 
gerückt in  die  Ausmündung  eines  ganz  kurzen  Thälchens.  So  ist  denn 
der  im  Januar  1888  in  Angriff  genommene  Plan  in  wenig  Jahren  in  alle 
Erwartungen  übertreffender  Weise  schnell  und  völlig  zur  Yerwirklichung 
gekommen ,  denn  es  besteht  jetzt  in  San  Remo  ein  deutsches  Erankenhaus, 
schuldenfrei  und  ausgerüstet  mit  einem  zinstragenden  Eapital  von  recht 
erfreulicher  Höhe;  so  bedeutend  ist  das  letztere  aber  doch  noch  nicht,  dass 
die  Zinsen  die  für  die  meisten  Eranken  unentgeltliche  oder  doch  sehr  billige 
Pflege,  die  Erhaltung  von  Haus  und  Oarten  und  die  durch  Abnutzung 
nöthig  werdenden  Neuanschaffungen  u.  s.  w.  decken,  sowie  das  im  Dienste 
der  Menschen-  und  Yaterlandsliebe  stehende  unternehmen  gegen  alle 
möglichen  Fährlichkeiten  sichern  und  seine  weitere  Entwickelung  gewähr- 
leisten könnten;  deshalb  halten  wir  es  für  unsere  Pflicht,  auch  hier  der 
Bitte  Worte  zu  leihen,  dass  noch  recht  Yiele  durch  einmalige  oder  jähr- 
liche Beiträge  den  vollen  Betrieb  des  Erankenhauses  ermöglichen  und  das 
Eapital  desselben  mehren  möchten. 

Es  hat  mir  natürlich  zu  grosser  Freude  gereicht,  dass  ich  im  Winter 
1888  —  89  an  Ort  und  Stelle  die  gedeihliche  Entwickelung  des  mich  so 
ansprechenden  Planes  verfolgen  und  gleichsam  mit  durchleben  konnte; 
desto  bedauerlicher  aber  erschien  es  mir,  dass  gerade  zu  dieser  Zeit  zum 
ersten  Male  Stimmen  sich  hörbar  machten,  welche  die  Heilkraft  des  Bi- 
vierenklimas  in  Frage  oder  völlig  in  Abrede  stellten. 

Während  der  ersten  Monate  des  Jahres  1889  erschien  in  dem  ersten 
bis  achten  Stück  der  „Allgemeinen  medicinischen  Centralzeitung'^  ein  Auf- 
satz von  dem  Geh.  Medicinalrath  Dr.  Schultz  über  Italien  bei  Leidei^ 
der  Athmungsorgane.  Der  Genannte  hat,  wie  aus  seinem  Bericht  hervor- 
geht, vor  jetzt  mehr  als  fünfzig  Jahren  in  Born  und  Neapel  „eingehende 
meteorologische  Untersuchungen^^  angestellt,  ist  aber  wohl  nie  an  der 
Biviera  gewesen,  hat  daselbst  jedenfalls  nie  beobachtet,  sondern  stützt  sich 
da  nur  auf  fremde  Mittheilungen  und  zieht  aus  denselben,  obwohl  er 
selbst  den  „Mangel  solcher  zuverlässigen  Beobachtungen^^  betont  und  an 
anderer  Stelle  hervorhebt,  dass  über  die  Feuchtigkeitsverhältnisse  der  Bi- 
viera wenig  vorliege,  und  was  vorliege,  im  Ganzen  wenig  genügend  sei, 
doch  weitgehende,  gründlich  verfehlte  Schlüsse,  so  dass  er  Nizza,  Mentone 
und  San  Bemo  als  in  sanitärer  Hinsicht  gleichwerthig  erachtet  und  für 
ungünstiger  hinstellt  nicht  nur  als  Palermo,  sondern   auch   als  Bom  und 


Nempel.  Ein  Haaptmangel  seiner  Beweisführung  ist  dabei  der,  dass  er  das 
Klima  lediglich  nach  der  Temperatur  und  dem  Feuchtigkeitsverhältniss  der 
Luft  beortheilt,  die  Einwirkung  des  Windes  auf  die  erkranktenAthmuugsorgane 
und  denEinfluss  der  mehr  oder  minder  laugen  Besonnung  aber  gar  nicht  mit 
in  Bechnung  zieht  Eins  freilich  scheint  doch  auch  Herrn  Schultz  selbst 
für  die  Richtigkeit  seiner  Schlussfolgerung  etwas  bange  gemacht  zu  haben, 
d.  i.  die  wunderbare  Wintervegetation  der  Riviera;  doch  auch  über  dies 
Bedenken  kommt  er  hinweg,  freilich  nur  mit  Hilfe  eines  Sprunges,  der, 
wie  wir  zeigen  werden,  alle  seine  anderen  an  Wagehalsigkeit  übertrifTt, 
und  so  hindert  ihn  am  Schlüsse  nichts,  zu  behaupten,  dass  das  Winter- 
klima der  Riviera  (und  des  übrigen  Italien)  dem  Frühlingsklima  von  Ber- 
lin gleich  und  deshalb  den  Lungenkranken  gefährlich  sei,  dass  die  Diri- 
girung  eines  Patienten  mit  tieferen  Leiden  der  Athmungsorgane  nach  der 
Riviera  für  so  verfehlt  gehalten  werden  müsse,  dass  über  sie  nur  wieder- 
holt werden  könne:  ce  n'est  pas  une  crime,  c'est  une  faute  —  welches 
bedenkliche  Dictum  des  bedenklichen  Talleyrand  ihm  so  wohl  geßUlt,  dass 
er  es  in  gleicher  Anwendung  uns  nochmals  auftischt  —  und  dass  er  end- 
lich seinen  Rath  in  die  etwas  unklaren  Worte  fasst:  „Nicht  blos  für  den 
Winter  nach  Italien,  nicht  nach  der  Riviera,  sondern  mindestens  fiir  den 
ganzen  Sonuner  und  in  die  südlichsten  Theile  Italiens/^ 

Es  ist  an  sich  wenig  verlockend,  eine  solche  Darstellung  zu  beurtheilen, 
in  der  das  Wahre  nicht  neu  und  das  Neue  nicht  wahr  ist,  und  das,  wie  hier 
noth wendig,  in  Kürze  zu  thun,  ist  noch  dazu  schwierig;  ich  glaube  aber 
doch,  mich  der  undankbaren  Aufgabe  nicht  ganz  entziehen  zu  dürfen,  umso- 
weniger,  da  Herr  Schultz  an  die  Möglichkeit,  dass  man  seine  Au&tellungen 
bemängeln  könne,  gar  nicht  gedacht  zu  haben  scheint,  sondern  alle,  die  für 
die  Riviera  eingetreten  sind,  mit  den  hochmüthigen  und  unhöflichen  Wor- 
ten abzuthun  sucht:  „Man  wird  den  Vertheidigern  der  Riviera  keinen 
besonderen  Vorwurf  daraus  machen  wollen,  dass  sie  nicht  helfen  wollen, 
das  Huhn  abzuschlachten,  was  (!!)  ihnen  goldne  Eier  legt,  allein  voll- 
ständige intacte  Objectivität  kann  man  verlangen/^  Es  haben  diese  un- 
überlegten und  verleumderischen  Worte  in  mir  dasselbe  „g'spassige^^  Oefiihl 
wachgerufen,  das  der  Herr  Geheimrath  haben  würde,  wenn  ich  unbedingt 
voraussetzen  und  öffentlich  behaupten  wollte,  dass  er  seinen  Artikel  zu 
Gunsten  Süditaliens  nur  deshalb  in  die  Welt  gesandt  habe,  weil  er  heim- 
licher Mitbesitzer  eines  Hotels  in  Neapel,  Sorrent,  Reggio  oder  Palermo 
sei;  denn  auch  meine  Wenigkeit  ist  für  die  Riviera  eingetreten,  ohne  dass 
sie  dort  goldne  Eier  legende  Hühner  besitzt,  und  sie  ist  zu  dem  so  ver- 
messen, zu  glauben,  dass  ein  gebildeter,  mit  offenem,  durch  Naturforschung 
geübtem  Blicke  ausgerüsteter  Laie  in  der  Medicin,  der  an  Ort  und  Stelle 
beobachtet,  die  volle,  intacte  Objectivität  leichter  und  besser  zu  wahren 
vermag,  als  ein  Fachgelehrter,  der,  ohne  das  Gebiet  besucht  zu  haben, 
auf  Grund  fremder,  eingestandenermassen  ungenügender  Beobachtungen 
über  dessen  sanitären  Werth  am  Studirtische  aburtheilt.  Dieser  Ansicht 
wird  nun  der  Herr  Medicinalrath  natürlich  nicht  beitreten  dürfen,  deshalb 
will  ich  seine  Bestrafung  ob  jener  Beleidigung  den  Aerzten  überlassen, 
die,  ohne  an  der  Riviera  zu  prakticiren,  für  dieselbe  sich  erklärt  haben; 
ich  rufe  hier  zunächst  den  als  Kenner  der  Heilorte  berühmten  Sanitätsrath 
Dr.  Reimer  in  Stuttgart  auf,  sodann  den  Stabsarzt  Dr.  Körner  (vgl.  San 
Bemo,  eine  deutsche  Winterkolonie),  der  sich  zwei  Winter  an  der  Riviera 


mit  seiner  schwer  erkrankten  Frau  aufhielt  und  trotz  deren  Verlust  sich  den 
objectiven  Blick  für  die  Heilkraft  San  Remos  nicht  trüben  liess,  und  den  Stabs- 
arzt Dr.  E  am  dohr  (vgl.  Arco  und  dieRiviera),  der  wegen  eigener  Erkrankung 
an  der  ligurischen  Küste  weilte:  Diese  drei  Aerzte  empfehlen  die  Riviera  als 
klimatisches  Heilgebiet  auf  das  Wärmste,  obwohl  sie  gegen  manche  Mängel 
derselben  durchaus  nicht  blind  sind.  Ueber  den  klimatischen  Werth  Roms 
aber  mag  Herr  Schultz  die  offenen  Worte  des  dort  lebenden  Arztes 
Dr.  Kunde  in  Fournier's  Rom  und  die  Campagna  und  Dr.  Reimer's 
Aeusserungen  im  Bädecker  nachlesen. 

Einige  Bemerkungen,  nicht  vom  Standpunkte  des  gelehrten  Theoretikers, 
sondern  des  praktischen  Laien  mögen  dann  auch  mir  gestattet  sein;  es  soll 
dabei  von  Schultz's  Forderung,  der  Lungenkranke  solle  den  ganzen 
Sommer  im  südlichsten  Italien  weilen  —  obwohl  ich  auch  das  nach  meinen 
Sommererfahrungen  an  der  Nordküste  Aegyptens  für  nicht  unbedenklich 
halte  —  ganz  abgesehen  werden  und  lediglich  seine  Verurtheilung  der 
Riviera  Berücksichtigung  finden. 

Ich  gründe  meine  Angaben,  obwohl  ich  dreimal  an  der  ligurischen 
Küste  weilte,  vornehmlich  auf  den  Winter  1888/89,  den  ich,  wie  schon 
erwähnt,  vom  12.  November  bis  zum  10.  Mai  an  der  Riviera  und  zwar  fast 
ausschliesslich  in  San  Remo  verlebte.  Während  dieser  6  Monate,  die  einen 
nicht  günstigen,  weil  allzu  regen-  und  wolkenreichen  Rivierenwinter  dar- 
stellten, blieb  der  Winterüberzieher  in  dem  Koffer,  in  den  er  bei  der  An- 
kunft in  San  Remo  versenkt  worden  war,  während  Schultz  berichtet,  dass 
er  einst  in  Palermo  trotz  dicker  Winterkleidung  im  Januar  erheblich  von 
Kälte  zu  leiden  hatle;  an  den  bei  weitem  meisten  Tagen  konnte  auch  ein 
empfindlicher  Mensch  im  einfachen  Rocke,  an  den  andern,  auch  an  den 
Regentagen  doch  im  Sommerüberzieher  stundenlang  spazieren  gehen.  Min- 
destens die  Hälfte  der  Tage  gewährte  den  Kranken  die  Möglichkeit,  6  bis 
8  Stunden  lang  im  Freien  in  genügend,  oft  sogar  überreichlich  wärmendem 
Sonnenschein  zu  sitzen,  und  täglich  konnten  die  Zimmer  durch  anhalten- 
des Oefinen  der  mächtigen  Fenster  in  ausgiebigster  Weise  gelüftet  werden. 
Schnee  fiel  nur  zweimal  in  wenigen  Flocken  im  Regen,  obwohl  die  Tem- 
peratur gegen  Morgen  ungewöhnlich  oft,  nämlich  8  mal  bis  auf  0%  ja  ein- 
mal selbst  bis  zu  —  2®  sank.  Gesunde  und  Oenesende,  die  es  wagten, 
gegen  Ende  Februar  das  von  Schultz  vorgezogene  Neapel  und  Rom  zu 
besuchen,  meldeten  von  da  mit  den  lakonischen  Worten:  „II  piove,  piove, 
piove;  neve,  neve!"  das  traurigste  Wetter,  während  es  sich  in  San  Remo 
recht  angenehm  leben  Hess,  und  kamen  stark  erkältet  und  fiebernd  zurück, 
und  selbst  einige  nach  dem  angeblich  günstigeren  Ajaccio  üebergesiedelte 
trafen  bald  enttäuscht  wieder  bei  uns  ein.  Schneestürme,  wie  solche  in 
jenem  Winter  noch  am  18.  März  Rom,  Neapel,  Kalabrien  und  Sicilien 
heimsuchten,  blieben  der  Riviera  auch  da  fremd. 

üeberraschen  muss  jeden  Objectiven,  dass  Schultz  die  Häufigkeit 
und  Stärke  kalter  Winde,  die  auf  erkrankte  Luftwege  so  verderblich  wir- 
ken, gar  nicht  in  Betracht  gezogen  hat;  er  hätte  sonst  freilich  Rom  wahr- 
lich nicht  der  Riviera  vorziehen,  sondern  eingestehen  müssen,  dass  sich, 
etwa  abgesehen  von  der  Süd  Westseite  von  Korsika,  kein  Küstengebiet 
Europas  eines  so  grossartigen  Windschutzes  erfreut  wie  die  ligurische 
Küste  und  besonders  deren  östlicher,  italienischer  Theil,  den  auch  der 
greuliche  Mistral  nicht  mehr  trifft,  und  er  würde,  falls  er  nicht  eben  nur 


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vom  Berliner  Studirzimmer  aas  urtheilte,  mmmermehr  ^vb  vom  Mistral 
und  der  Tramontana  heimgesuchten  Gtebiete  von  Nizza  und  Mentone  in 
klimatischer  Hinsicht  zusammenwerfen  mit  San  Bemo,  das  von  beiden 
so  gut  wie  frei  ist,  das  zudem  auch  infolge  seines  lehmigen  Bodens 
des  Uebermaasses  von  Kalkstaub  entbehrt,  das  den  sanitären  Werth  der 
westlichen  Rivierenstädte  so  erheblich  mindert;  Schultz  aber  hat  ja  das 
vom  Mistral  und  in  seinem  westlichen  Theile  auch  von  der  Tramoutana 
geschädigte,  staubreiche  Mentone  fiir  die  beste  der  ligurischen  Städte 
erklärt. 

um  die  ausserordentliche  Mühe,  welche  Schultz  sich  gegeben  hat, 
um  den  starken  Gegensatz,  welcher  sich  an  der  Biviera  zwischen  den 
Wärmeverhältnissen  in  der  Sonne  und  im  Schatten,  bei  Tage  und  bei 
Nacht  zeigt,  zu  beweisen  und  zu  erklären,  ist  es  wirklich  schade,  denn 
derselbe  ist  eine  längst  bekannte  Thatsache,  deren  Beachtung  von  allen 
Aerzten  allen  Kranken  dringend  empfohlen  wird,  strenger  selbst,  als 
Dr.  Ramdohr  für  angebracht  hält,  der  mit  Recht  bezweifelt,  dass  diese 
Kontraste  grösser  seien  als  die  bei  uns  im  Norden  während  des  Sommers 
gewöhnlichen,  und  darauf  hinweist,  dass  man  in  den  „von  den  Lungen- 
kranken mit  berechtigter  Vorliebe  besuchten  Kurorten  in  den  deutschen 
Waldgebirgen,  z.  B.  in  einigen  Orten  Schlesiens^^  den  Phtysikern  das  Er- 
tragen von  noch  weit  erheblicheren  Schwankungen  ohne  Bedenken  zu- 
muthet  Ich  aber  möchte  noch  hinweisen  auf  die  noch  viel  gewaltigeren 
Gegensätze,  die  das  Winterklima  des  gerade  von  schwer  Erkrankten  auf- 
gesuchten Davos  bietet,  sowie  auf  die  ebenfalls  sehr  starken,  oft  noch  durch 
Nachtnebel  vergrösserten  Unterschiede  von  Tag-  und  Nachttemperatar  in 
dem  gleichfalls,  thatsächlich  allerdings  zu  sehr  als  Heilgebiet  gepriesenen 
Aegypten;  ich  habe  mich  über  die  Gefahren,  welche  das  Winterklima  des 
Nillandes  den  Lungenkranken  entgegenbringt,  bereits  1872  in  einem  Vor- 
trage im  Verein  für  Erdkunde  ausgesprochen  und  stimme  durchaus 
Schliemann  bei,  der  im  Frühjahr  1887,  durch  schlimme  Erfahrung  be- 
lehrt, schrieb:  ,Jch  würde  Brustkranken  viel  eher  rathen,  nach  der  Ri- 
viera  zu  gehen,  als  nach  Aegypten/^ 

Dass  die  Erfolge  der  Winterkur  an  der  Riviera,  insbesondere  in  San 
Bemo,  hinter  den  berechtigten  Erwartungen  wesentlich  zurückbleiben,  wie 
von  mancher  Seite  behauptet  worden  ist,  dürfte  kaum  zu  erweisen  sein. 
Im  Winter  1891  zu  92  wurden  von  den  rund  16000,  doch  zu  einem 
grossen  Theile  kranken  Wintergästen  San  Remos  daselbst  nur  25  begraben 
—  ein  anderer  kleiner  Theil  ist  wohl  den  heimathlichen  Friedhöfen  zuge- 
führt worden  —  und  das  grosse  Hotel  de  Nice,  welches  monatelang  180 
Gäste  und  unter  ihnen  sehr  viel  Leidende  und  eine  ziemliche  Zahl  schwer 
Erkrankte  beherbergte,  hatte  in  den  sechs  Monalen  meines  Dortseins  nicht 
einen  einzigen  Todesfall  zu  beklagen.  Sicher  aber  wäre  das  Allgemein- 
befinden der  Kranken  und  der  Enderfolg  ihres  Kuraufenthaltes  an  der 
Riviera  noch  viel  günstiger,  als  so  schon  der  Fall  ist,  wenn  nicht  viele 
der  Leidenden  die  ligurische  Küste  erst  bei  allzuweit  vorgeschrittener  Er- 
krankung aufsuchten,  wenn  dieselben  ferner  sich  nicht  durch  That-  und 
Unterlassungssünden  aller  Art  Rückfälle  holten,  und  wenn  sie  endlich, 
wie  ich  dies  in  zwei  Frühlingen  beobachtet  habe,  nicht  allzu  zeitig  die 
Riviera  verliessen,  um  sich  in  den  noch  zu  rauhen  Heilorten  in  den  Süd- 
thälem  der  Alpen  wieder  gründlich  zu  erkälten.    Gegen  solche  Thorheiten 


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aber  würde  selbst  ein  klimatisches  Paradies,  falls  die  Erde  ein  solches 
au&uweisen  hätte,  nichts  helfen;  ich  kenne  Beispiele,  dass  ihnen  Lungen- 
leidende auf  den  Kanaren  und  Madeira  erlagen,  und  sah  ihre  Folgen  in 
ebenso  klarer  wie  schlimmer  Weise  sich  äussern  während  je  zwei  Wintern 
in  Aegypten  und  an  der  Riviera,  und  so  wird  auch  das  von  Schultz 
angepriesene  Kalabrien  und  Sicilien  davor  nicht  schützen. 

Schliesslich  müssen  wir  noch  jene  Stelle  der  Schultz'schen  Arbeit 
etwas  beleuchten,  welche  die  herrliche  Flora  der  Riviera  in  ursächliche 
Beziehung  zu  der  Oiiith  eines  unter  ihr  liegenden  vulkanischen  Heerdes 
bringt.  Wir  lesen  dort:  „Die  entzückende  Pflanzenwelt  lässt  nicht  daran 
denken,  welchem  Boden  sie  ihre  Pracht  verdankt.  Die  Oärtner  wissen 
sehr  wohl,  dass  Pflanzen  unter  ihnen  sonst  ungünstigen  Verhältnissen  ganz 
gut  bestehen  und  gedeihen,  wenn  sie  nur,  nach  gärtnerischem  Ausdrucke, 
einen  wannen  Fuss  haben.  Geognostischer  Anschauung  entspricht  es,  die 
Riviera  anzusehen  als  auf  einer  Spalte  der  Erdkruste  liegend  —  entstan- 
den entweder  durch  Einsinken  eines  Theiles  derselben  da,  wo  jetzt  das 
Meer  ist,  oder  durch  Erhebung  eines  Theiles,  der  jetzt  die  Seedpen  bil- 
det, oder  durch  beide  Erscheinungen  —  an  deren  Rändern  die  unter- 
irdischen Kräfte  gern  ihre  Gewalt  bemerkbar  machen.  So  kann  die  nicht 
allzu  grosse  Entfernung  einer  unterirdischen  Gluth,  wie  sie  sich  durch  die 
heissen  Quellen  bei  Abano  annehmen  lässt,  wie  sie  sich  1887  zum  Schrecken 
der  Besucher  der  Riviera  zu  erkennen  gab,  wie  sie  sich,  freilich  weiter 
ab,  vermuthen  lässt  am  Meeresgrunde  in  der  Nähe  der  Ponza-Inseln  durch 
das  in  einer  Nacht  erfolgende  Verderben  der  Fischwnetze,  und  wie  sie, 
als  Brand  eines  tiefliegenden  Eohlenflötzes  bei  Zwickau  die  Kultur  der 
Ananas  begünstigt  (! !  seit  Mitte  der  sechziger  Jahre  nicht  mehr! !  O.  S.), 
auch  der  Pflanzenwelt  in  diesem  nördlichen  Theile  Italiens  zu  ihrem  Flor 
verhelfen,  ohne  dass  die  übrigen  Verhältnisse  eine  Beschaffenheit  haben, 
welche  der  üppigen  Pflanzenwelt  entspräche.^^  Dieser  Passus  nun  enthält 
den  äigsten  der  vielen  Irrthümer,  in  welche  sich  Herr  Schultz  seiner 
Haupthypothese  zuliebe  hineintheoretisirt  hat. 

Wir  können  die  Pracht  und  Ueppigkeit  der  durch  den  ganzen  Winter 
grünenden  und  blühenden  Rivieren Vegetation  hier  nicht  nochmals  ein- 
gehend schildern,  sondern  müssen  auf  unsere  Darstellung  in  dem  Heftchen 
„Die  Riviera  di  Ponente"  und  betreffs  der  Zuchtpflanzen  auf  Carl  von 
Hüttner's  treffliches  Buch  über  die  Gartenflora  des  klimatischen  Winter- 
kurorts San  Remo  verweisen.  Nur  eine  auf  dem  letzteren  fussende  üeber- 
sicht  bestimmter  dort  gepflegter  Pflanzen  mag  vorgeführt  werden,  um  den 
Reichthum  und  den  kosmopolitischen  Charakter  der  daselbst  eingebürgerten 
Pflanzenwelt  und  das  ihn  ermöglichende  ungewöhnlich  günstige  Klima 
der  Riviera  erkennen  zu  lassen.  Es  wurden  nach  v.  Hüttner  in  der 
ersten  Hälfte  des  vorigen  Jahrzehnts  allein  in  San  Remo  in  Gärten  und 
Anlagen  gehalten:  25  Cicadeen  aus  Sansibar,  Südafrika,  Slam,  China,  Japan 
und  Mejiko,  18  Koniferen  aus  Italien  und  Spanien,  von  den  Kanaren, 
aus  Kleinasien  und  Persien,  vom  Himalaya,  aus  China,  Japan,  Australien 
und  Nordamerika,  3  Kasuarinen  aus  Australien,  49  Palmen  aus  den 
Tropen  und  Subtropen  aller  Erdtheile,  5  Dracänen  von  den  Kanaren,  aus 
Madagaskar,  Australien,  Neuseeland  und  Brasilien,  26  Aloö  aus  Südafrika, 
Ost-  und  Westindien,  12  Yucca  aus  dem  südlichen  Nordamerika,  17  Agaven 
aus  Mittel-  und  Südamerika,   3  Bananen   aus  Nordafrika,  Abessinien  und 


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China,  5  Ficus  aus  Oetindien,  China,  Japan  und  Australien,  3  baumförmige 
Euphorbien  aus  Afrika  und  Südasien ,  5  Proteaceen  aus  Australien  und 
Südamerika,  73  Cacteen  aus  Mittel-  und  Südamerika,  8  Eisblumen  vom 
Eapland,  10  Myrtaceen  aus  Australien,  Neuseeland  und  Brasilien,  15  echte 
Akazien  aus  Afrika,  Südasien  und  Australien,  und  diese  Pflaneen  nebst 
zahlreichen  anderen,  die  fast  ausnahmslos  Orten  geringerer  geographischer 
Breite  und  damit  warmen  oder  heissen  Landstrichen  entstammen,  gedeihen 
in  San  Remo  ohne  jeden  Winterschutz,  treiben  Blüthen  und  bringen  zu 
einem  Theile  durch  den  Winter  hindurch  Früchte  zur  Reife.  Dies  Letztere 
schien  mir  besonders  bezeichnend  für  die  Milde  des  Klimas  und  deshalb 
grösserer  Beachtung  wertb,  als  ihm  bisher  geschenkt  worden  ist,  weshalb 
ich  gesucht  habe,  die  dem  ligurischen  Gebiete  fremden  Subtropen-  und 
Tropenpflanzen  festzustellen,  deren  Fruchtreife  in  San  Bemo  bisher  be- 
obachtet worden  ist;  ich  kann  nun  als  solche  notiren:  Cycas  revokUa  sowie 
mehrere  Arten  von  Encephalartos  und  Zamia^  Äraucaria  excdsa^  mehrere 
Kasuarinen,  Dattel-  und  Zwergpalmen,  Phüodendran  pertusum^  Äloe^  Yucca 
(bemerkenswerth  besonders  Y.  haccata  mit  essbaren  Früchten),  Testudinaria 
dephantipes^  Agaven,  Bananen,  Strelüjria^  Hakea  eucalypioides^  Eugenia 
Fambor ^  Persea  gratissifna^  Dioapyros  Kdki^  AraUa  in  mehreren  Arten, 
Gookia  puncktia^  Passifloren,  Opuntien,  Eucalyptus  globulus^  E,  amagdalina 
und  E,  Hakeana^  mehrere  Melaleuken,  Metrosideros^  Pisidium  Arassa^  Mes- 
pilus  japonica^  Cerasus  lusitanica^  Chirania  haccifera^  Swainsonia  Osbamii^ 
viele  Akazien,  StAinus  moUe^  Gitronen-  und  Orangenarten,  Magnolien  und 
Anana  irüoba.  Jedenfalls  ist  mir  noch  mancherlei  entgangen,  doch  dürfte 
das  Yorstehende  genügen,  um  die  Triebkraft  des  Sanremeser  Klimas  zu 
erweisen.  Im  Laufe  der  Jahre  erleiden  allerdings  die  sehr  empfindlichen 
Pflanzen  in  San  Remo  manchen  Frostschaden,  obgleich  die  Mitteltemperatur 
der  drei  Wintermonate  Dezember,  Januar  und  Februar  nach  der  niedrigsten 
Berechnung  10,5^  beträgt,  also  besser  ist  als  die  Deutschlands  im  ganzen 
Jahre.  Im  Winter  1888  bis  89  sank  das  Thermometer  gegen  Morgen 
ungewöhnlich  oft ,  nämlich  achtmal  bis  zu  0  ®  oder  etwas  darunter ,  und 
bei  jedem  Fallen  unter  0  ^  zeigte  sich  sofort  ein  mehr  oder  minder  grosser 
Theü  der  Blätter  bestimmter  Pflanzen  schwarz,  wie  verbrannt ;  ich  sah  das 
an  Bananen,  Ricinus^  Sparmanma  africana^  Wigandia  caracassana^  Hibis- 
cus  rosa  chinensis  und  den  weicheren  Pelargonien.  Und  als  am  16.  März 
—  2®  eingetreten  waren,  erschien  der  Frostschaden  an  den  gleichen  Pflanzen, 
besonders  an  jungen  Bananen  noch  erheblicher  und  dazu  auch  an  Brug- 
mansia  Candida.  Wird  es  noch  kälter,  was  äusserst  selten  geschieht,  in 
dem  so  ungewöhnlich  rauhen  Winter,  den  wir  jetzt  durchlebten,  aber 
stattgefunden  haben  dürfte,  so  frieren  manche  zarte  Stauden,  selbst  hohe 
Bananen  bis  zur  Erde  ab,  im  nächsten  Frühjahre  aber  sprosst  alles  aus 
den  Wurzelstöcken  wieder  frisch  empor,  so  dass  hoffentlich  auch  heuer 
die  herrliche  Vegetation  der  Riviera  nicht  sehr,  oder  doch  nicht  auf  lange 
Zeit  gelitten  haben  wird.  Jedenfalls  geben  diese  Beobachtungen  über  die 
Wirkungen  ganz  geringer  Fröste  auf  bestimmte  Pflanzen  im  Verein  mit 
der  Thatsache,  dass  sich  an  der  Riviera  grosse  Büsche  und  Stauden  solcher 
leicht  erfrierenden  Arten  in  Menge  vorfinden,  einen  weiteren  Beweis  von 
der  Hilde  des  dortigen  Klimas. 

Herr  Schultz  freilich  will  in  dieser  herrlichen  Pflanzenwelt  nur  die 
Wirkung  vulkanischer  Kräfte  sehen,  die  er  kühner  Weise  mit  den  heissen 


12  _^ 


Quellen  von  Abano  (in  den  Euganeen !)  and  mit  dem  Gebiete  der  Fonza- 
Inseln  (bei  Neapel!),  sowie  mit  dem  Erdbeben  vom  Februar  1887  in 
Beziehung  setzt.  Dass  er  auch  das  letztere  mit  heranzieht,  erweist,  dass 
er  sich  um  die  geologischen  Yerhältuisse  Liguriens  nicht  gekümmert  hat 
und  in  der  Erdbebenfi^ge  um  einige  Jahrzehnte  zurückgeblieben  ist,  denn 
es  fehlt  jeder  Anhalt,  das  furchtbare  Ereigniss,  welches  710  Menschen  den 
Tod  und  620  anderen  Verwundung  brachte,  auf  Rechnung  vulkanischer 
Thätigkeit  zu  setzen.  —  Nebenbei  mag  hier  erwähnt  werden,  dass  der 
Zusammensturz  so  vieler  Gebäude  und  die  dadurch  bedingte  grosse  Zahl 
der  Opfer  mit  veranlasst  worden  ist  durch  elende  Bauweise  der  Häuser 
der  Ejngebornen  und  der  weitgewölbten  Eirchdecken,  wie  ich  bei  dem 
zum  Theil  mit  einem  Baumeister  unternommenen  Besuche  der  Buinen- 
Stätten  von  Diane  Marina,  Pompejana,  Castellaro,  Bussana,  Taggia  und 
Ceriana  ersah,  wie  sich  auch  daraus  ei^iebt,  dass  kein  einziger  der  in 
solider  errichteten  Häusern  wohnenden  Fremden  Schaden  gelitten  hat,  und 
dass  die  kräftig  gebaute  Kirche  in  dem  fast  ganz  zerstörten  Diano  Marina 
wenig  und  geringe  Zeichen  der  Erschütterung  aufwies;  nach  Palmieri 
stand  ja  auch  die  schreckliche  Verheerung,  welche  1883  Ischia  erlitt,  in 
keinem  Yerhältniss  zu  der  Intensität  und  der  Dauer  der  Stösse,  sondern 
rührte  zum  grössten  Theile  von  der  schlechten  Bauart  der  Häuser  her.  — 
Als  die  eingehendsten  der  mir  bekannten  Besprechungen  des  grossen 
ligurischen Erdbebens  habe  ich  zu  erwähnen  6.  Uzzielli'sLe  conunozione 
telluriche  e  il  terremoto  dal  23.  Febbraio  1887  (Turin  1887)  und:  Das 
Erdbeben  an  der  Riviera  etc.  von  Gustav  Wolf,  2  Werke,  die  merk- 
würdiger Weise  in  dem  Abschnitte  über  die  Fortschritte  der  Geophysik 
in  Wagner 's  Geographischem  Jahrbuch,  Bd.  XIII,  nicht  mit  angeführt 
worden  sind.  Für  uns  haben  besondere  Bedeutung  die  Angaben  des 
preussischen  Bergrathes  Wolf  aus  Halle,  der  die  furchtbare  Katastrophe 
in  San  Renio  miterlebte  und  von  da  aus  die  benachbarten  Stätten  der 
Zerstörung  besuchte.  Derselbe  zeigt  mit  Hülfe  einer  nach  der  1881  er- 
schienenen geologischen  Karte  von  Italien  in  vergrössertem  Maassstabe  aus- 
geführten Yeranschaulichung  der  Ligurischen  und  See -Alpen,  dass  die 
Küstenketten  dieser  Gebiige  durchweg  aus  Sedimentgesteinen  und  zwar, 
soweit  das  Gebiet  der  starken  Erschütterung  vom  Februar  1887  in  Frage 
kommt,  aus  tertiären  Schichten  bestehen,  unter  denen  wiederum  eocene 
vorwiegen,  und  erklärt  es  „für  durchaus  unwahrscheinlich,  dass  der  Vul- 
kanismus hier  irgend  eine  Bolle  gespielt  haben  kann,  denn  im  ganzen 
Erschütterungsgebiete  und  den  benachbarten  Gegenden  findet  sich  kein 
Vulkan  vor,  weder  ein  thätiger  noch  ein  erloschener,  und  überdies  fehlt 
dem  Beben  selbst  jeder  vulkanische  Charakter^^  Wolf  weist  dann  auch 
die  von  dem  französischen  Astronomen  Flammarion  in:  Le  petit  Ni9ois 
auf  das  Erdbeben  der  Biviera  angewandte  Spaltentheorie  zurück,  nach  der 
das  Meer  durch  in  der  Erdrinde  vorhandene  Spalten  bis  zu  dem  feuer- 
flüssigen Erdinnem  vorgedrungen  und  die  plötzliche  Bildung  grosser 
Massen  überhitzten  Dampfes  von  unglaublicher  Spannung  veranlasst  haben 
soll,  welche,  mit  grosser  Gewalt  entweichend,  die  Oberfläche  erschüttert 
hätten.  Er  erklärt  ferner  die  bekannte  Theorie  von  K.  Falb  für  unbrauchbar, 
hält  es  auch  für  durchaus  unwahrscheinlich,  dass  in  dem  gegebenen  Falle 
Zusammenbrüche  von  Hohlräumen  im  Innern  der  Erdschichten  als  die 
veranlassende  Ursache   des   Bebens  anzusehen   seien,  und   bekennt   sich 


13 

endlich  zu  der  Ansicht,  dass  die  Hinsehen  Erdbeben  gleich  deo  meisten 
derselben  übeiiiaupt  zu  denen  gehören,  welche  die  Wissenschaft  als  tek- 
tonische  bezeichnet  und  deren  „Ursachen  damit  im  Zusammenhange  stehen, 
dass  die  Erde  einer  stetigen  fortschreitenden  Abkühlung  unterworfen  ist 
und  damit  einer  Verminderung  des  Rauminhaltes,  einem  Einschrumpfen 
unterliegt,  welches  vorzugsweise  die  oberen  Schichten  der  Erde  trifft 
Letztere  werden  auf  einen  kleinen  Baum  zusanunengedrängt ,  und  dabei 
entstehen  Gebiigsstauungen  und  Yerschiebungen,  mit  welclien  Erschütter- 
ungen bald  schwächeren,  bald  stärkeren  Grades  verbunden  sind.  Auf 
einen  derartigen  Yorgang  dürfte  auch  unser  Erdbeben  zurückzuführen 
sein.     Es  spricht  dafür: 

1.  Der  ganze  Charakter  des  Bebens,  seine  Verbreitung  in  der  Bichtung 
des  Hauptstreichens  der  *Oebiigsschichten  und  die  horizontale 
Wirkungsweise  der  Stösse, 

2.  die  geognostische  Zusammensetzung  und  der  stratographische  Bau 
des  Terrains." 

Diese  Auffassung  eines  klar  sehenden  Fachmannes,  der  auch  ich,  in 
Erinnerung  an  die  hochinteressante  Fältelung  zahlloser  dünner  Schichten 
am  Wege  unterhalb  San  Bomolo,  huldigte,  lange  bevor  ich  von  Wolfs 
Abhandlung  etwas  wusste,  lässt  des  Herrn  Schultz'  Theorie  von  der 
vulkanischen  Heizung  des  Bivierenbodens  sammt  den  aus  ihr  gezogenen 
kühnen  Folgerungen  als  eitel  und  hinfällig  erscheinen;  dennoch  aber  wurde 
ich  unerwarteter  Weise  gezwungen,  noch  weiter  auf  dieselbe  einzugehen. 
Ich  fand  nämlich  zunächist  auf  einer  von  dem  seiner  Gesundheit  halber 
seit  Jahren  während  des  Winters  in  Ospedaletti  weilenden  Begierungsrath 
G  ei  gel  aus  Colmar  entworfenen  Kartenskizze  der  Umgegend  von  Ospedaletti 
zu  meiner  Verwunderung  eingetragen  eine  „grotta  fumante,  ehemidiger 
Vulkan,  1300  m  südwestlich  vom  Gipfel  des  Monte  nero^S  einer  Kuppe 
des  allmählich  nach  Bordighera  abfallenden  Westendes  des  Bignone-Stockes. 
Auf  weitere  Erkundigung  hin  erfuhr  ich  dann  von  einer  in  San  Bemo 
ansässigen  Familie,  dass  man  hie  und  da  ein  eigenthümliches  Getöse  oder 
Dröhnen  vernehme,  das  nicht  durch  Steinbrncharbeiten  veranlasst  sein 
könne  und  aUgemein  der  vulkanischen  Thätigkeit  des  Monte  nero  zu- 
geschrieben werde,  während  mir  Herr  Geigel  mittheilte,  dass  seine  Ein- 
tragung auf  der  Karte  sich  auf  die  Angaben  der  Eingeborenen  und  auf 
eine  Bemerkung  von  Nota  in  dessen  (mir  unzugänglich  gebliebener)  Ab- 
handlung, Del  terremoto  avvenuto  nella  provincia  di  San  Bemo  1831, 
stütze,  welcher  berichte,  dass  man  angeblich  des  Nachts  schon  wiederholt 
Flammen  vom  Monte  nero  habe  aufsteigen  sehen;  auch  sei  der  Monte 
nero  bereits  1755,  nach  dem  Erdbeben  von  Lissabon  von  der  französischen 
Akademie  für  einen  Vulkan  erklärt  worden,  und  in  dem  Pfarrbuche  von 
Vallebona  finde  sich  vom  5.  August  desselben  Jahres  eine  lateinische  Ein- 
tragung, welche  besage,  dass  an  dem  genannten  Berge  einer  aus  dem 
Wäde  belastet  heimkehrenden  Frau  in  Gegenwart  ihres  Mannes,  ihres 
Sohnes  und  Anderer  auf  unsichtbare  Weise  und  plötzlich  die  Kleider  in 
Stücke  gerissen  und  der  Körper  gänzlich  zerfleischt  worden  sei,  mit  Aus- 
nahme des  Gesichtes  und  der  Brust,  die  aber  auch  an  vielen  Stellen  enorm 
verletzt  erschienen  seien.  Dazu  las  ich  dann  noch  in  Kaden's  Pracbt- 
werk.  Die  Biviera:  „Der  riesige  (!?)  Monte  nero,  ein  düsterer  Gesell,  dem 
man  nachsagt,  dass  er  in  Vorzeiten  vielfach  vnlkanische   Launen   gehabt 


14 

habe,  was  geologische  Forschungen  denn  auch  bestätigten.  Sein  Oipfel 
ist  wüst  und  kiSd,  seine  Hänge  sind  mit  Pinien  umUeidet,  aus  seinen 
Eiugeweiden  fliesst  eine  Schwefelquelle,  die  am  Meeresufer  zu  Tage  tritt'^ 

Diese  Angaben,  welche  zu  den  Darstellungen  auf  der  auch  von  Wolf 
.benutzten  geologischen  Karte  von  Italien  und  auf  der  Oarta  geognostica 
dell  Alta  Italia  in  Uzzielli's  Werk,  sowie  zu  Wolfs  und  üzzielli's 
Aeusserungen  im  schroffsten  Gegensätze  standen^  mussten  mich  nöthigen, 
der  Sache  möglichst  auf  den  Gnind  zu  gehen.  Ich  erstieg  deshalb  mit 
meinem  Sohne  und  einem  ortskundigen  Führer  Ende  April  1889  den 
Bücken  östlich  vom  Monte -nero-Qipfel  und  ging,  da  dieser  im  Oegensatz 
zu  Eaden's  Behauptung  sich  vollständig  mit  Kiefern  besetzt  zeigte,  also 
keine  Aussicht  versprach,  an  seinem  obersten  Nordgehänge  nach  Westen 
und  dann  über  den  Kamm  zu  der  am' Südhange  befindlichen  berühmten 
„rauchenden  Grotte".  Beim  Aufstieg  waren  wir  durchweg  auf  jenem  hie 
und  da  mit  Bändern  weissen  Kalkspathes  durchsetzten  grauen  Kalkschiefer 
eocenen  Charakters  gewandert,  der  bei  San  Remo  zum  Theil  schon  unten 
am  Strande  ansteht,  einen  grossen  Theil  des  Bignone-Massives  bildet  und 
mich  durch  allerdings  nicht  allzuhäufige,  doch  oft  sehr  hübsche  Fucoiden 
überrascht  hatte;  hier  an  der  Steillehne  nördlich  von  Ospedaletti  war  er 
an  vielen  Stellen  vollständig  mit  solchen  versteinerten  Algen  erfüllt,  sprang 
aber  unter  dem  Hammer  so  leicht  und  unregelmässig,  dass  sich  die 
prächtigen  Fucoidenstöcke  beim  Herausschlagen  zu  unserem  immer  erneuten 
Aerger  mit  dem  Gestein  stets  in  mehrere  Stücke  theilten.  Die  von  mir 
mitgenommenen  Gesteinsproben  tragen  nach  Dr.  Deichmüller's  freund- 
licher Bestimmung  Repräsentanten  der  Arten:  Chondrites  intricattisBvgL  sp., 
Gl,  Targionii  var.  arbtiscula  Fisch -Oost,  Ch,  affinis  Stbg.,  CJl?  indituUus 
Brgt.  und  Taenidium  Fischeri  Heer. 

An  der  Grotte  selbst  aber  standen  wir  vor  jenem  hellgelben,  weichen, 
zerreiblichen  pliocenen  Mergelsandstein,  der  längs  der  ligurischen  Küste 
bei  Albenga,  an  der  unteren  Taggia,  an  der  Höhe  der  Stadt  San  Bemo, 
bei  Bordighera  und  Yentimiglia,  sowie  bei  Nizza  in  mehr  oder  minder 
grossen  Massen  ansteht  und  mit  Vulkanismus  durchaus  nichts  zu  thun 
hat,  dagegen  hier  und  da  zahlreiche  Versteinerungen  führt,  von  denen 
Wolf  seltsamer  Weise  nichts  gemerkt  zu  haben  scheint;  ich  konnte  mich 
dem  Suchen  von  Petrefacten  nicht  hingeben,  nahm  jedoch  im  Vorbeigehai' 
bei  Bussana  und  von  der  steil  abstürzenden  Wand  am  oberen  Beragallo 
in  San  Remo  zahlreiche  Peden  mit,  und  Goodschild  soll  an  diesen 
beiden  Fundstätten  nicht  weniger  als  51  Genera  Univalveu  und  29  Genera 
Bivaiven  nachgewiesen  haben.  So  das  Gestein  der  grotta  fumante,  die 
eine  vulkanische  Ausbruchsstelle  bilden  soll!  Doch  auch  der  Form  nach 
ist  dieselbe  nichts  weniger  als  ein  alter  Krater,  sondern  eine  unbedeutende 
Sandsteinkluft,  wie  solche  in  den  Sandsteingebirgen  sich  zu  Tausenden 
finden,  auf  beiden  Seiten  mit  je  einem  engeren  Seitenspalt;  der  auf  der 
westlichen  Seite  ist  durch  von  oben  eingestürztes  Gestein  zu  einem  niedrigen 
Tunnel  geworden,  der  nur  ein  Durchkriechen  gestatten  würde.  Durch 
denselben  sollen  sich,  nach  Aussage  unseres  mit  der  unvermeidlichen 
Vogelflinte  bewaffoeten  Führers,  in  den  grösseren  Hinterraum  oft  Füchse 
und  Wildschweine  (!)  verkriechen,  welche  die  Verfolger  dann  ausräuchern, 
wodurch  unser  Sandsteinspalt  zur  grotta  fumante  wird;  sehr  wohl  ist 
auch  denkbar,  dass  in  der  windsicheren  Kluft  Jäger  oder  Holzfäller  über- 


16 

nachten  und  Feuer  anzünden,  das  über  die  niedrigen  Seitenwände  empor- 
leuchten und  von  der  Küste  bei  Ospedaletti  stets  gesehen  werden  würda 
Als  ich  auf  der  berühmten  Brücke  8t  Louis  bei  Mentone  stand,  welche 
die  Grenze  zwischen  Italien  und  Frankreich  kennzeichnet,  sah  ich  plötzlich 
aus  einer  der  an  der  steilen  Schluchtwand  befindlichen,  scheinbar  unzu- 
gänglichen Höhlungen  Rauch  emporqualmen,  dessen  Entstehung  bald  ver- 
ständlich wurde,  als  plötzlich  ein  halbwüchsiger  Bursche  der  Orotte  ent- 
schlüpfte und  sich  in  dem  knorrigen  Gesträuch  zur  Höhe  emporarbeitete, 
wo  seine  Ziegen  weideten.  Auch  das  war  eine  grotta  fumante,  die  für 
den  ersten  Augenblick  fast  räthselhaft  erschien,  obwohl  heller  Tag  und 
grosse  Nähe  die  Beobachtung  erleichterten.  Auf  jene  Bemerkung  im 
Pfarrbuche  zu  Yallebona  lässt  sich  die  Hypothese  Ton  vulkanischer  Thätigkeit 
des  Monte  nero  gewiss  auch  nicht  gründen,  denn  zweifellos  kann  ein 
plötzlicher  vulkanischer  Ausbruch,  etwa  einer  Fumarole,  nicht  eine  Person 
neben  anderen,  ja  mitten  unter  denselben  {,^n  medio  eorundem^')  so  zer- 
fleischen, wie  der  Bericht  meldet;  es  liegt  viehnehr  der  Verdacht  nahe, 
dass  es  sich  da  um  ein  Verbrechen  handelt,  dessen  Schuld  die  Uebel- 
thäter  durch  eine  recht  plumpe  Fabel  erfolgreich  von  sich  ab  und  dem 
harmlosen  Monte  nero  zugewälzt  haben.  Von  dem  angeblichen  Krater 
stiegen  wir  am  steilen,  nicht  mit  Pinien,  wie  Kaden  will,  sondern  mit 
Seekiefer  licht  bestandenen  Haug  hinunter  und  wanderten  trotz  unserer 
Ermüdung  noch,  um  unsere  Pflicht  voll  zu  erifullen,  zu  der  am  Fusse 
der  Eüstenkette,  unmittelbar  neben  der  Eisenbahn  und  nahe  dem  Meere 
in  dem  an  Bordighera  anstossenden  Giunchetto  hervorbrechenden  Schwefel- 
quelle. Eine  da  zu  Tage  tretende  schwache  Wasserader  von  ziemlich 
starkem  Schwefelwasserstofigeruch  und  angeblich  20^  Temperatur  ist  in 
ein  kleines,  unbedecktes,  viereckiges  Bassin  geleitet  und  wird  hie  und  da 
in  primitivster  Weise  zu  Bädern  benutzt  Die  Angabe  der  Eingeborenen, 
dass  das  Wasser  im  Winter  wärmer  und  im  Sommer  kälter  sei,  beruht 
natürlich  auf  Gefühlstäuschung  und  wird  nur  wahr,  wenn  man  in  beiden 
Fällen  hinzusetzt:  als  die  Luft.  Am  Abhänge  des  Monte  nero  soll  sich 
eine  zweite  solche  Quelle  vorfinden,  eine  dritte  kennt  man,  wenige  Stunden 
von  Bordighera  entfernt,  im  Thale  der  Nervia  unweit  Isolabuona.  Die 
wenige  Orad  über  der  mittleren  Jahrestemperatur  der  Luft  liegende 
Temperatur  der  Quelle  von  Qiunchetto  beweist  ebensowenig  den  Zusammen- 
hang des  Wassers  mit  vulkanischen  Kräften,  wie  der  Scbwefelgehalt,  der 
leicht  auf  andere  Ursachen,  z.  B.  den  Schwefelkiesgehalt  der  Gesteine 
zurückgeführt  werden  kann ;  ich  fand  bei  San  Remo  eine  hübsche  Oruppe 
von  zumeist  in  Brauneisen-Pseudomorphosen  umgewandelten  Schwefelkies- 
krystallen,  aufsitzend  auf  grauem  Kalkschiefer. 

Auch  die  Ergebnisse  unserer  Beobachtungen  am  Monte  nero  sprechen 
also  g^n  das  Wirken  vulkanischer  Kräfte  an  der  Riviera  und  damit 
gegen  jene  mehr  als  kühne  Hypothese  des  Herrn  Oeheimrath  Schultz, 
die-  wir  sammt  aUem,  was  er  über  die  Riviera  sonst  orakelte,  in  die  wohl- 
verdiente Vergessenheit  versenkt  sehen  möchten. 

Die  im  Februar  1890  von  San  Remo  selbst  aus-  und  in  die  deutschen 
Zeitungen  übergegangene  Warnung  des  dortigen  italienischen  Arztes  Dr. 
Aicardi  vor  der  Riviera  bat  glücklicherweise,  wie  der  Besuch  San  Remos 
in  den  letzten  Wintern  gezeigt  hat,  dem  ligurischen  Küstengebiete  ebenfalls 
keinen  Abbruch  thun   können.    Aicardi  hatte  behauptet,  dass  unter  der 


16 

eingeborenen  Bevölkerung  San  Remos  die  Sterblichkeit  an  Schwindsucht  von 
Jahr  zu  Jahr  zunehme  infolge  der  üeberschwemmung  der  Biviera  mit 
schwindsuchtskranken  fremden;  man  solle  deshalb  diesen  in  ihrem  eigenen 
Interesse  den  Besuch  der  Kiviera  widerrathen.  Dem  gegenüber  hat  der  seit 
Jahrzehnten  in  San  Remo  ansässige  Dr.  Ooltz  in  der  deutschen  medici- 
nischen  Wocheuschrift  betont,  dass  eine  zu  obiger  Behauptung  berechtigende 
sorgfaltige  Statistik  der  italienischen  Aerzte  nicht  vorhanden  sei,  dass 
thatsächUch  die  Zahl  derer,  die  in  San  Bemo  an  Schwiudsucht  sterben, 
sich  als  verhältnissmässig  sehr  gering,  jedenfalls  als  geringer  als  anderswo 
erweise,  und  dass,  wenn  wirklich  die  Sterblichkeit  an  Tuberkulose  bei  den 
Einheimischen  etwas  zugenommen  haben  sollte,  dies  seinen  Grund  haben 
würde  in  der  vielfacl^to  Ansiedelung  von  Eranken  aus  Italien,  sowie  in 
der  veränderten  Lebensweise  vieler  der  Sanremeser,  die  früher  ihre  Oliven- 
und  Limonenpflanzungen  bearbeiteten,  während  sie  jetzt  in  geschlossenen 
Räumen  für  die  Fremden  thätig  seien.  Ich  möchte  dem  noch  hinzufügen, 
dass  zu  einer  Mehrung  der  Schwindsucht  unter  den  Bewohnern  der 
Riviera  in  den  letzten  Jahren  auch  das  Erdbeben  von  1887  beigetragen 
haben  kann,  durch  das  dieselben,  mangelhaft  bekleidet,  an  einem  kühlen 
Februarmorgen  aus  Bett  und  Kaus  getrieben  und  zu  wiederholtem  Näch- 
tigen im  IVeien  sowie  zu  längerem  Wohnen  in  Holzbaracken  gezwungen 
wurden.  Die  dadurch  veranlassten  Erkältungen  können  sehr  wohl  bei  vielen 
der  auf  18000  berechneten  Obdachlosen  die  Empfänglichkeit  für  den  Tu- 
berkelbaccillus  gesteigert  haben.  Wer  die  schauerlichen,  sonnenlosen, 
feuchten,  übel  duftenden  Gassen  und  Wohnhöhlen  des  alten  San  Remo 
kennt,  wird  es  sich  aber  gewiss  nur  durch  die  Annahme  eines  ganz  be- 
sonders günstigen  EJiraas  erklären  können,  dass  die  Bewohner  nur  in 
geringer  und  nicht  vielmehr  in  grösster  Zahl  der  Tuberkulose  verfallen. 

Auch  eine  dritte  durch  die  deutschen  Zeitungen  gegangene  Bew^ung, 
welche  die  Ablenkung  der  Lungenkranken  von  der  Riviera  mit  erstrebt, 
dilrfte  für  diese  ohne  nierkenswerthe  Folgen  bleiben;  ich  meine  die  Be- 
mühung mancher  deutschen  Aerzte,  den  Lungenkranken  durch  Winter- 
aufenthalt auf  den  deutschen  Nordseeinseln  Heilung  oder  Linderung  ihres 
Leidens  zu  verschaffen.  So  sehr  mich  das  Patriotische  in  diesem  Ge- 
danken anmutbet,  und  so  sehr  ich  für  die  Heilkraft  der  friesischen  Inseln 
schwärme,  —  ich  bin  während  der  letzten  6  Jahre  jeden  Sommer  vier 
bis  sieben  Wochen  lang  dort  gewesen  und  werde  jeden  weiteren,  der  mir 
beschieden  ist,  dorthin  pilgern  —  so  kann  ich  mich  doch  für  den  Winter- 
aufenthalt der  Eranken  auf  unseren  Inseln  nicht  begeistern,  denn  sie 
scheinen  mir  dann  für  Körper  und  Geist  nicht  das  zu  bieten,  dessea  der 
Kranke  zur  Ausheilung  bedarf.  Er  bedarf  dazu  denn  doch  zunächst  des 
täglichen  langen  Verweilens  in  freier  Luft,  das  ihm  in  dem  milden,  wind- 
armen, nebelfreien  und  an  Sonnenschein  reichen  Klima  der  Biviera  fast 
für  jeden  Tag  gesichert  ist;  wie  oft  aber  wird  er  auf  den  rauhen,  au 
Stürmen  und  Nebeln  reichen  Nordseeinseln  das  Zimmer  verlassen  können? 
Er  bedarf  sodann  unausgesetzt  der  besten  Ernährung,  die  an  der  ligurischen 
Küste  stets  in  einer  jeden,  auch  den  von  ärztlicher  Seite  gestellten  An- 
forderungen voll  genügenden  Weise  möglich  ist,  während  unsere  nordischen 
Inseln  im  Sonmier  schon  mit  wechselnder,  tadelfreier  Fleisch-  und  Pflanzen- 
kost viel  schwerer  zu  versehen  und  thatsächlich  auch  weit  weniger  gut  aus- 
gestattet, im  Winter  aber  zum  grössten  Theile  auf  die  Zufuhr  vom  Festlande 


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angewiesen  und  dabei  wohl  jeden  Winter  für  kürzere  oder  längere  Zeit, 
jedenfalls  aber  unberechenbar  lange  von  demselben  abgeschnitten  sind. 
Der  Kranke  bedarf  endlich  —  das  möge  man  doch  nicht  unterschätzen  — 
der  geistigen  Anregung,  die  am  Golfe  von  Genua  durch  die  Grossartigkeit 
und  Schönheit  der  Scenerie,  durch  die  Kraft  und  Wärme  der  subtropischen 
Beleuchtung,  durch  die  Vielartigkeit  und  Ueppigkeit  der  ewig  grünen  und 
mit  duftenden  Blüthen  überladenen  herrlichen  Pflanzenwelt,  durch  eine 
auch  im  Winter  lebendige  Thierwelt,  durch  die  Eigenart,  Beweglichkeit, 
Heiterkeit  und  Singlust  des  italienischen  Yolksstammes  und  durch  zahl- 
lose historische  Erinneningen  reichliche  Nahrung  findet,  aber  auf  den  ein- 
förmigen, im  Winter  doppelt  öden  Düneninseln  mit  ihren  schweren  Nebeln, 
der  vorherrschenden  Bewölkung  des  Himmels,  dem  kalten  Ton  der  Be- 
leuchtung, bei  vollstem  Mangel  von  Blatt  und  Blüthe  und  fast  gänzlichem 
Ersterben  oder  Verschwinden  der  Thierwelt,  und  in  Gesellschaft  unserer 
biederen,  aber  körperlich  und  geistig  schwer  beweglichen,  ernsten  und 
wortkargen  Inselfriesen  des  genügenden  Anstosses  entbehren  muss.  Wenn 
es  schon,  wie  ich  zu  meiner  unbegrenzten  Verwunderung  sah,  möglich 
ist,  dass  sich  hochgebildete,  aber  freilich  des  Verständnisses  für  die  Natur 
entbehrende  Leute  an  der  Riviera  nach  mehrmonatlichem  Aufenthalte  an 
einem  und  demselben  Orte  zu  langweilen  begannen,  so  muss  doch  unter 
den  während  des  Winters  auf  den  Nordseeinseln  internirten  Kranken  eine 
geradezu  tödtliche  r^angeweile  Platz  greifen.  Ich  kann  mich  für  eine 
Winterkur  auf  den  friesischen  Inseln  ebensowenig  erwärmen  wie  für  eine 
Sommerkur  in  Kalabrien  und  Siciiien,  sehr  wohl  aber  für  Sommeraufent- 
halt auf  den  Düneninseln  der  Nordsee  und  Winteraufenthalt  in  San  Remo 
und  will  diese  ganze  Erörterung  mit  einem  Hinweise  schliessen,  der  meines 
Erachtens  hohe  Beweiskraft  hat  und  Schultz's  Forderung  einer  Sommer- 
kur im  Süden  als  überflüssig  erweist:  Die  Deutschen,  welche  während  des 
Winters  in  San  Remo  die  ärztliche  Praxis  ausüben  und  einige  andere 
Herren  in  öffentlichen  Aemtern  sind  alle  mehr  oder  minder  ernst  von 
Lungenleiden  heimgesucht  gewesen  und  haben  sich  durch  regelmässigen 
Winteraufenthalt  an  der  Riviera  jahrzehntelang  nicht  nur  das  Leben,  son- 
dern auch  die  Kraft  zu  Ausübung  ihres  Berufes  erhalten;  —  der  einzige 
Kranke  aber,  der,  weil  er  zu  spät  die  ligurische  Küste  aufgesucht  hatte, 
während  der  Saison  von  1888  zu  89  und  zwar  gleich  am  Beginne  der- 
selben im  Hotel  de  Nico  an  Tuberkulose  verstarb,  war  —  so  wollte  es 
ein  merkwürdiger  Zufall  —  der  dirigirende  Arzt  des  Krankenhauses  auf 
Norderney. 

Es  erübrigt  nun  nur  noch,  die  Eigenart  des  Sanreraeser  Klimas 
durch  die  dortige  Winterthierwelt  zu  erweisen,  ich  gestatte  mir  jedoch, 
hier  die  Besprechung  einer  Erscheinung  einzuschalten,  welche  gleich  dem 
Klima  im  Wesentlichen  von  den  Luftverhältnissen  abhängig  und  dazu  ge- 
wiss vielen  der  Sanremeser  Wintergäste  von  Interesse  ist.  Es  wird 
allen  Besuchern  der  Riviera  kund,  dass,  wie  von  vielen  anderen  Punk- 
ten der  ligurischen  Küste,  so  besonders  auch  von  San  Remo  aus  zuweilen, 
doch  immerhin  selten  das  Feiseneiland  Korsika  gesehen  werden  kann  und 
hie  und  da  in  so  überraschender  Klarheit  sich  am  Horizonte  aufbaut,  dass 
man  nicht  nur  die  Umrisse  der  Bergmassen  scharf  erkennen,  sondern  auch 
weite  öde  Flächen  und  an  den  oberen  Gehängen  lagernde  Schneefelder 
deutlich  unterscheiden  kann.     Tag  für  Tag  schauen  Tausende  nach  Süden 

2 


18 

oder  Südosten  aus,  um  des  wegen  seiner  Seltenheit  und  Zufälligkeit  fast 
märchenhaft  erscheinenden  Anblickes  theilhaftig  zu  werden,  doch  meist 
ohne  Erfolg:  und  dann  hört  man  immer  und  immer  wieder  über  die 
dicke,  schwere  Luft  klagen,  welche  am  Horizont  lagere  und  Korsika  ver- 
hülle. Mit  solcher  Annahme  aber  ist  das  geehrte  Publikum  selbst  in 
dickem  Nebel  und  schwerem  Irrthum,  denn  thatsächlich  ist  für  die  Ri- 
viera  Korsika  gerade  nur  dann  sichtbar,  wenn  es  in  schwerer,  dichter  Luft 
liegt.  Es  muss  den  ruhig  Beobachtenden  schon  befremden,  dass  man  von 
dem  fast  1300  m  hohen  Gipfel  des  Monte  Bignone,  wo  man  bei  reiner 
Luft  die  Insel  stets  erblickt,  gewöhnlich  nicht  oder  doch  nicht  wesentlich 
mehr  von  derselben  sieht,  als  hie  und  da  unten  in  der  Küstenniederung; 
zieht  derselbe  nun  in  Rechnung,  dass  der  mit  der  höchsten^^Erhebung, 
dem  2700  m  hohen  Monte  Ginto  belagerte  nordwestliche  Theil  Korsikas 
von  San  Remo  P  38'  entfernt  liegt,  so  ergiebt  sich  ihm  durch  leichte 
Rechnung,  dass  infolge  der  Krümmungsverhältnisse  der  Seeoberfläche  alles 
von  dem  korsischen  Qebirgsmassiv,  was  sich  weniger  als  2600  m  über 
das  Meer  erhebt,  unter  dem  Horizont  von  San  Remo  liegen  muss,  dass 
also  in  gerader  Linie  nur  die  eigentliche  Gipfelpyramide  des  Monte  Cinto, 
als  kleine  Felszacke  im  Meere  erscheinend,  im  günstigsten  Falle  gesehen 
werden  kann.  Alles  aber,  was  sonst  von  Korsika  gelegentlich  sichtbar 
wird,  muss,  wenn  schwere  Luft  auf  der  Insel  liegt,  durch  Strahlenbrechung 
über  den  Horizont  gehoben  sein,  und  die  Gesetze  der  Physik  lehren  uns, 
dass  im  vorliegenden  Falle  rund  1850  m  mehr  erblickt  werden  können, 
als  in  gerader  Linie,  dass  man  also  dann  die  Gebirgsmasse  von  Korsika 
bis  zu  etwa  760  m  Meereshöhe  herab  sehen  kann.  Je  nach  der  grösseren 
oder  geringeren  Dichtigkeit  der  schweren  Luft,  die  auf  Korsika  liegt,  wird 
sich  mehr  oder  weniger  von  jenem  mit  Einschluss  des  Monte-Cinto-Gipfels 
1950  m  mächtigen  oberen  Theile  Korsikas  dem  an  der  ligurischen  Küste 
stehenden  Beschauer  zeigen. 

Die  Winterthierwelt  von  San  Remo,  die  uns  nun  noch  zu  beschäftigeu 
hat,  ist,  soweit  mir  bekannt,  noch  niemals  festgestellt  worden,  ebensowenig 
wohl  die  irgend  eines  anderen  Ortes  der  ligurischen  Küste,  und  doch  ist 
dieselbe  für  die  Beurtheilung  des  Klimas  von  nicht  geringerer  Bedeutung 
als  die  dortige  frei  wachsende  Pflanzenwelt.  Es  ist  natürlich,  dass  die 
Fülle  der  subtropischen  Thierwelt,  die  an  der  Riviera  vorwiegen  muss, 
sich  nur  im  Sommer  zeigen  wird,  in  dem  der  Subtropencharakter  des 
Klimas  in  verhältnissmässig  starker  Hitze  und  anhaltender  Trockenheit  zum 
vollen  Ausdruck  kommt;  diese  Sommerfauna  der  ligurischen  Küste  ist 
jedoch  noch  weniger  bekannt,  als  das,  was  sich  daselbst  im  Winter  zeigt, 
da  in  letzterer  Jahreszeit  vorwiegend  durch  französische  Forscher  besonders  im 
westlichen,  französischen  Theile  der  Riviera  viel  gesammelt  wurde,  freilich 
ohne  dass  das  Ergebniss  des  Sammeins  zu  Winterfaunen  der  betreflenden 
Orte  zusammengestellt  und  veröfPentlicht  worden  ist.  Viele  der  subtro- 
pischen, südlichen,  mediterraneen  Thierarten  werden  also  in  der  Umgebung 
von  San  Remo  im  Winter  überhaupt  nie  auftauchen  oder  sie  werden  da 
nur  verborgen  im  Winterquartier  oder  abgestorben  zufällig  gefunden  wer- 
den; doch  auch  viele  der  mitteleuropäischen  Arten,  die  bei  dem  dortigen 
Klima  der  sechs  Wintermonate  recht  wohl  im  Freien  ausdauern  könnten, 
haben  sich  bis  zu  gewissem  Grade  den  dort  herrschenden  Wärmeverhält- 
nissen angepasst  und  verbringen  die  ganze  Zeit  vom  November  bis  April 


^  J9_ 

oder  doch  die  kälteste  Periode  vom  Dezember  bis  Februar  im  Verborge- 
nen in  Winterruhe,  so  dass  dann  auch   dort  das  Ttiierleben   weniger  als 
sonst  und  vornehmlich  nur  an   den   sonnenwarmen  Tagen  in   die  Augen 
fallt.    Es  bedarf  also  immerhin  eines  fleissigen,  rastlosen  und  vielseitigen 
Sammeins,  um  im  Laufe  eines  Winters   betreffs   auch  nur  einiger  Thier- 
gruppen  annähernd  alles  zu  erbeuten,  was  dort  in  dem  betreffenden  Win- 
ter lebend  angetroffen  werden  konnte,  „in  dem  betreffenden  Winter^^  muss 
betont  werden,   denn   selbstverständlich   wird  die  Fauna  in  verschiedenen 
Wintern  einigermassen  verschieden  sein,   da  die  klimatischen  Yerhältnisse 
der  letzteren  schwanken   und   dazu  manche  Insektenarten  nur  periodisch 
auftreten.    Ausgeschlossen  konnten  bei  meinem  Sammeln  werden  die  we- 
nigen, selten  sich  zeigenden  Arten  der  Säugethiere  —  ich  habe  auch  that- 
sächlich  kein  solches  zu  Gesicht  bekonunen  —  sowie  die  Vögel,  die  nach 
den    beiden   berühmten  Sanmilungen   von  Orsini  in  Gtonua  und  beson- 
ders von  Durazzo  in  Comegliano  genügend  besprochen  worden  sind;  das 
Museum  Durazzo  enthielt  bereits  1841  nicht  weniger  als  336  Arten  von 
Vögeln,  die  an  der  Biviera   und  in   den   dieselbe  begrenzenden  Gebirgen 
geschossen  worden  sind.    Doch  auch  die  übrigen,  kleineren  Thiere  konnten 
nicht  alle  beim  Sammeln  ins  Auge  gefasst  werden,  da  die  Jagd  nach  ge- 
wissen Insekten  nur  dann  erfolgreich  ist,   wenn   man   sich  auf  den  Fang 
der  Thiere  nur  einer  Ordnung  beschränkt;  ich  rechne  zu  solchen  Thieren, 
denen  man    sich   ausschliesslich   widmen  muss,    die  Schmetterlinge,    die 
Aderflögler,  die  Fliegen,  auch  wohl  die  Gradflügler  und  die  kleine  Thier- 
welt  der  See.    Die  übrigen  kleineren   Thiere  dagegen  lassen   sich   recht 
wohl  gemeinsam  mit  ausgiebigem  Erfolge  sammeln,  doch  wird  man  auch 
da  das  Augenmerk  stets   zunächst  einer   bestimmten  Ordnung  zuwenden 
und  hinter   deren  Vertretern   die  aller   übrigen  Ordnungen  beim  Fangen 
zurücktreten  lassen  müssen.    Ich  sammelte  so  an  der  Biviera  wie  früher 
in  Aegypten,  Palästina,  Eaukasien,  Mittel-  und  Norditalien  und  neuerdings 
in  Borkum  stets  in  erster  Linie  Käfer,  sodann  alles,  was  sich  mit  solchen 
leicht  erbeuten  lässt,  nämlich  Schnabelkerfe,  von  Aderflüglern  nur  Ameisen, 
Spinnen,  Tausendfüsse,  Asseln,  Conchylien,  sowie  Beptilien  und  Amphibien, 
während  ich  von  den  anderen  oben  genannten  Ordnungen  nur  das   mit- 
nahm, was  sich,  ohne  das  übrige  Sammeln  zu  beeinträchtigen,  d.  h.  ohne 
besondere  Mühe  und  Zeitverlust,  bot.     Es  wird  diese  Andeutung  genügen, 
um  zu  erklären  und  zu  entschuldigen,   dass  von   einigen  Ordnungen   so 
wenig  aufgeführt  werden  kann.    Ich  erlangte   auf  die   oben  beschriebene 
Weise,  lediglich  unterstützt  von  meinem  damals  erst  zwölfjährigen  und  im 
Sammeln  noch  wenig  erFahrenen  Sohne  an  Eleinthieren  Vertreter  der  folgen- 
den Ordnungen  in  der  beigesetzten  Artenzahl:  5  Beptilien,  2  Batrachier,  1 
Fisch,  520   Käfer,   34  Schmetteriinge,   10  Fliegen,   97  Schnabelkerfe,   31 
Aderflügler,  16  Gradflügler,  2  Pseudoneuropteren,  143  Spinnen,  28  Tausend- 
fasse, 10  Asseln  und  101  Weichthiere,   im  Ganzen  also  1000  Arten  von 
mit  ganz  wenigen  Ausnahmen  lebend  gefangenen  Thieren,  deren  manche  in 
grösster,  viele  in  grosser  Stückzahl  hätten  eingetragen  werden  können;  einzelne 
Arten  von  Seeigeln,  Einsiedlerkrebsen  und  Cypris  sind  dabei  nicht  mit  auf- 
gezählt worden.   Wenn  wir  mit  dieser  in  San  Bemo  gemachten  Winterbeute 
das  vergleichen,  was  sich  bei  uns,  oder  selbst  in  der  im  Winter  so  rauhen 
Po-Ebene  in  dem  einmaligen  Zeiträume  vom  12.  November  bis  zum  10.  Mai 
erjagen  Hesse,  so  tritt  sofort  auch  die  Ursache  jener  reichen  Winterthier- 


Welt,  der  überraschend  günstige  Charakter  des  Bi vieren klimas  vor  unser 
Auge,  —  falls  wir  nicjht  in  die  Thorheit  fallen,  auch  dies  reiche  Thierleben 
auf  vulkanische  Heizung  des  Bivierenbodens  zurückzuführen.  Und  dabei 
muss  noch  betont  v^erden,  dass  die  Zahl  der  erjagten  Thierarten  zweifellos 
noch  weit  grösser  ausgefallen  wäre,  wenn  nicht  die  Verhältnisse  des  Sammel- 
terrains, besonders  im  Hinblick  auf  Strand-  und  Süsswasserthiere,  sehr 
ungünstige  wären.  266  jener  1000  Arten  sind  im  nördlichen  und  mitt- 
leren Europa  bisher  noch  nicht  beobachtet  worden. 

üeberschauen  wir,  um  die  Fanggelegenheiten  kennen  zu  lernen,  zu- 
nächst von  dem  Molo  des  Hafens  aus  das  Sanremeser  Sammelgebiet,  so 
fällt  unser  Auge  zuerst  auf  die  am  Fusse  der  Molenmauer  zu  deren 
Schutze  im  Wasser  liegenden  grossen  Steinblöcke,  die  mit  einigen  Arten 
von  Seeschnecken  besetzt  sind.  Mit  dem  Boote  an  den  Steinen  hinfahrend, 
kann  man  bequem  sammeln;  lässt  man  sich  dann  quer  über  die  Hafen- 
bucht zur  Küste  rudern,  so  bietet  sich  Gelegenheit  mit  dem  Eäferkätscher 
einige  der  zahllosen  Seeigel  (Strongt/locentrus  lividus)  von  dem  nicht  tiefen 
Grunde  heraufzuholen,  wobei  vielleicht  auch  einige  Seeasseln  in  das  Netz 
geratben.  Wahrscheinlich  werden  sich  durch  fleissiges  Fischen  vom  Ufer 
aus  auch  einige  im  Seewasser  lebende  winzige  Käfer,  den  Ochthebien  zu- 
gehörig, auffinden  lassen,  da  sie  bei  Genua  nachgewiesen  worden  sind; 
mir  ist  der  Fang  in  San  Bemo  nicht  gelungen. 

Der  meist  sehr  schmale  Strand  ist  für  das  Sammeln  in  hohem  Grade 
ungeeignet,  denn  er  ist  zumeist  schwer  zugänglich  und  vollständig  mit 
rundem,  dioritischem  Steingeröll  bedeckt,  das  kein  Thierleben  birgt  und 
selbst  die  weiterher  herbeigeschwemmten  und  durch  die  Brandung  auf  die 
Steinbank  geworfenen  Gehäuse  und  Schalen  abgestorbener  Muschelthiere 
in  kürzester  Zeit  zertrümmert  oder  verunstaltet;  auch  fehlt  ja  der  Wechsel 
von  Ebbe  und  Fluth  fast  ganz.  So  ist,  besonders  an  der  Ostbucht,  von 
jenem  ergötzlichen  und  ersprlesslichen  Suchen  von  Käfern ,  Krebsthieren 
und  Mollusken,  wie  solches  die  Sandgestade  gestatten,  gar  keine  Bede; 
selbst  die  nur  selten  in  grösserer  Masse  angeschwemmten  Seegrasgeniste 
erwiesen  sich  als  todt. 

An  der  Westbucht  war  das  Gestade  insoweit  besser,  als  im  Meere 
liegende  Steinblöcke  und  FelsriSe  eine  CTnzahl  von  Steinschnecken  und 
Bohrmuscheln  trugen  und  angeschwemmte  Korallen-  und  Pflanzenstöcke 
eine  Anzahl  kleiner  Mollusken  bargen;  immerhin  war  aber  auch  da  das 
Sammeln  sehr  mühsam  und  zu  wenig  ergiebig.  Die  steile  Lehne,  welche 
von  diesem  westlichen  Strande  bis  zu  der  Eisenbahn  ansteigt,  bietet  hie 
und  da  unter  auf  Lehmgrund  liegenden  Steinen  eine  hübsche,  wenn  auch 
sparsame  Ausbeute  von  Carabiden,  Staphyliniden,Scydmäniden,  Pselaphiden, 
Spinnen  und  Gehäusschnecken.  Die  über  der  Bahn  an  der  Westbucht 
liegende  erste  schmale  Terrassenstufe  bildet  den  Corso  mezzogiorno  und 
den  Giardino  del  Imperatrice,  die  beide  besonders  gegen  das  Frühjahr  hin 
auf  den  blühenden  Ziersträuchern  massenhaft  auftretende,  doch  gemeine 
Goccinelliden  und  auf  Tamarisken  in  Menge  einen  guten  Natwphyes  und 
Bergintis  liefern.  In  der  breiteren,  gelind  sich  hebenden  Küstenebene  an 
der  Ostbucht  lassen  sich,  wie  allenthalben  an  den  Mauern  Spinnen,  dazu 
auch  an  im  Schatten  stehendem ,  feuchtem  Mauerwerk  von  Gärten  und 
Häusern  in  Masse  Pupa  cinerea  ablesen,  und  die  neu  gepflanzten  Sträucher 
der  Strandpromenade  werden  bald  mancherlei  tragen. 


21 

EiQ  Hauptgebiet  t%lichen  Sammelns  wurde  mir  der  grosse  Garten 
des  Hotel  de  Nico,  der  in  seinem  Haupttheiie  zahlreiche  Arten  von 
Bäumen  und  Sträuchem  sowie  Blumenbeete  aufwies,  während  ein  eben- 
falls umfangreicher  Nebentheil  zum  Gemüsebau  und  als  Abraumplatz 
diente.  Hier  bot  sich  jederzeit  Gelegenheit  zu  ergiebiger  Jagd,  denn  um 
die  durch  den  ganzen  Winter  blühenden  Blumen  flogen  im  Sonnenschein 
Schmetterlinge,  Aderflügler,  Fliegen  und  Raub  suchende  Libellen,  auf 
Opuntien  und  Agaven  sassen  mit  Vorliebe  bestimmte  Arten  grosser  Blatt- 
wanzen, während  sich  in  die  herrlichen  Rivierenrosen  Cetonien  einbohrten 
und  Haltidden  die  Resedablätter  durchlöcherten.  An  den  Dattelpalmen- 
stämmen krochen  träge  grosse  Gehäusschnecken ,  Limonen-  und  Orangen- 
bäumchen sowie  Bananen  hatten  sich  die  zahllosen  LAubfrösche  zur 
Residenz  erlesen,  Mauereidechsen  stellten  an  der  Hotelmauer  und  auf 
Agavenblättern  der  Beute  nach,  und  überall,  besonders  auch  unter  den 
sich  ablösenden  Rinden  von  Laubenlatten  hausten  Spinnen ,  an  letzterer 
SteUe  auch  Eleinschmetterlingslarven.  Der  erhoffte  Nachtfang  Hess  sich 
freilich  auch  da  nicht  durchführen,  da  die  mit  Sonnenuntergang  eintretende 
Kühle  den  Flug  der  Abend-  und  Nachtfalter  hinderte;  auch  würde  der 
Eöderfang  wohl  durch  den  allzustarken  Duft  der  Blumen  resultatlos  ge- 
macht werden.  Nur  an  den  erleuchteten  Gangfenstern  des  Hotels  liess 
sich  hie  und  da  ein  angeflogener  Nachtschmetterling  erbeuten ;  durch  Licht 
die  Thiere  ins  Zimmer  zu  locken  war  aber  nicht  thunlich,  weil  man  des 
Abends  der  schwärmenden  Mücken  halber  die  Fenster  nicht  öffnen  durfte. 
Erst  Ende  April  oder  Anfang  Mai  flogen  durch  die  milde  Abendluft 
Leuchtkäfer,  deren  flügellose  Weibchen  in  von  phosphorischem  lichte 
förmlich  glühenden  Mauerlöchem  sassen.  Der  wenig  gepflegte  Neben- 
garten des  Hotels  zeigte  sich  ganz  besonders  reich,  denn  die  Gemüse  und 
ein  ganzes  Naturbeet  von  Symphytum  bulbosum  lieferten  zahlreiche  Hal- 
ticiden,  Scymnus  und  kleine  Rüssler,  alte  Bretter  und  Tonnen  trugen  an 
ihrer  Unterseite  Mengen  von  Anthiciden,  Staphyliniden  und  mancherlei 
Kieinkäfer,  unter  Steinen  waren  gemein  mehrere  Arten  Nacktschnecken 
mit  der  seltenen  Testacella  bisulcata^  kleinere  Gehäusschnecken,  Raubkäfer, 
sowie  Scydmäniden  und  Pseiaphiden;  der  an  einem  kleinen  Abhänge  an- 
gehäufte Jätabraum,  in  der  Hauptsache  aus  Gras  bestehend,  lieferte  auf 
das  Sammeltuch  Unmassen  von  Staphylinen ,  freilich  nur  eine  Vtdda 
gracäipeSy  einen  einzelnen  Ckirahus  vagans^  viele  Clavicornier,  Sphäiidiinen 
und  Histeriden,  sowie  Tausendfüsse  und  Asseln,  und  alte  Limonen-  und 
Feigenbäume  bargen  unter  der  Rinde  in  der  Winterruhe  befindliche  Hal- 
ticiden  und  im  Innern  zahllose  Termiten  saromt  ihren  Gästen,  unter  denen 
besonders  Choerorrhinus  squalidtis  unser  Interesse  beansprucht.  In  dem 
am  Gehänge  der  Westseite  befindlichen  Garten  des  jetzigen  Hotel  Bristol 
belebten  gegen  das  Frühjahr  1884  hin  Tausende  von  MordelUden  und 
Mylabriden  (Bruchiden)  die  blühenden  Ziersträucher,  während  ChrysomeUi 
americana  eine  als  Beeteinfassung  dienende  Rosmarinhecke  bevölkerte, 
Halticiden,  Coccinelliden,  Scymntis^  kleinere  Rüssler,  Glytus^  Cetonien  und 
Blattwanzen  bestimmte  Pflanzen  besuchten  und  Gehäusschnecken  in  Menge 
unter  den  üppigen  Blumenmassen  hausten ;  die  Blätter  der  anstossenden  Wein- 
pflanzung Üessen  sich  Haltica  ampdophaga  und  ein  Bhynchites  schmecken, 
während  in  den  Wurzeln  die  Larve  von  Vesperus  strepens  arbeitete,  der  hie 
und  da  in  alters-  oder  wintermüden  Stücken  in  den  Häusern  auftauchte. 


22 

Was  von  dem  QehäDge  nicht  zu  Gärten  benutzt  ist,  das  ist  zu 
Oelbaiimterrassen  umgewandelt,  die  wiederum  der  freilich  mühsamen 
Sammelthätigkeit  ergiebigen  Boden  gewähren.  Im  eigentlichen  Winter  ist 
dort  im  Schatten  der  Oliven  der  niedere  Pflanzenwuchs  noch  gering  and 
an  Tbieren  arm,  vom  März  an  aber  lässt  sich  daselbst  auf  reichem  Blumen- 
flor, insbesondere  an  Leontodon^  ürospermum^  Lotus  u.  a.  eine  arten-  und 
indiyiduenreiche  Beute  an  Käfern,  Wanzen,  Schlupfwespen  u.  a.  kätschem, 
wobei  die  Insekten  oft  durch  mitgefangene  Oehäusschnecken  gefährdet 
werden.  Der  Boden  der  Terrassen  aber  bietet  besonders  unter  Steinen 
auch  vom  Dezember  bis  Februar  vieles  und  darunter  mit  die  interessantesten 
Arten.  Frei  auf  dem  Boden  langsam  laufend  oder  an  den  Terrassenmauern 
sitzend  zeigt  sich  uns  nur  hie  und  da  eine  Timarcha^  ein  Skarabäus  oder 
ein  Pentodon  sowie  an  Oelbäumen  die  auffallige  lAmax  Decampi^  unter 
den  Steinen  aber  enthüllt  sich  reicheres  Leben:  zahlreiche  Ameisennester, 
zum  Theil  mit  schmarotzenden  Cicaden,  werden  aufgedeckt;  in  den  Lehm 
zur  Winterruhe  eingewühlte  Skarabäen  und  CopriSy  Carabiden,  Staphy- 
liniden,  Pselaphiden  und  Scydmäniden  mit  dem  seltnen  LeptomastcLr^ 
Dichülus^  Dendarus  und  Asida^  Uleonen,  Äcailes^  Brachycertis  und  Minyops^ 
Mdoe  und  Chrysomelen,  hie  und  da  auch  ein  Vesperus^  Spinnen  und 
Skorpione,  Wanzen,  Orthopteren  und  £!m&ia-Larven,  Tausendfüsse  und 
Asseln ,  ganze  Nester  oder  einzelne  Stücke  grosser  und  kleiner  Oehäus- 
schnecken, zuweilen  auch  Schlangen  und  Schleichen  liegen  unter  den 
durch  Einbruch  der  mörtellosen  Mauern  abgestürzten  Steinen,  Otior- 
rhynchen  und  Skorpione  hauptsächlich  auch  unter  den  obersten  Decksteinen 
der  Stützmauern.  Besondere  Erwähnung  aber  verdient  der  Fang  be- 
stimmter meist  blinder  Klein käfer,  der  nur  in  den  Subtropengebieten 
lohnend  ist;  es  handelt  sich  da  vornehmlich  um  die  Carabiden  AniUus 
und  Scotodipnus,  die  Staphyliniden  Octavius^  Edaphus  und  Cylindrogaster^ 
die  Lathridier  Anommatus  und  Langelandia  und  die  Curculioniden  der 
Gattung  Alaocyba,  Diese  kleinen,  zarten,  zumeist  fast  durchsichtigen  und 
hellgelben  oder  hellbraunen  Thiere  finden  sich  nur  bei  nassem  Wetter 
unter  mittelgrossen  Steinen,  bei  trocknerem  aber  nur  an  der  Unterseite 
grosser  Blöcke,  die  etwas  in  den  lehmigen  Boden  eingesenkt  sind.  Hat 
man,  wenn  nöthig  mit  einem  Hebel,  den  Stein  umgedreht,  so  muss  man 
vor  ihm  niederknien  und  seine  feuchtlehmige  Unterseite  mustern  und 
sieht  dann  die  bald  laufenden  winzigen  Carabiden  und  Staphyliniden  leicht, 
die  weniger  schnellen  Anommatus  und  die  phlegmatischen  Rüsselkäfer 
schon  schwerer  und  am  allerschwersten  die  flachen,  grauen,  auf  der  Ober- 
seite stets  mit  zwischen  die  Biefen  und  Leisten  der  Flügeldecken  und 
des  Halsschildes  eingelagertem  Lehm  bedeckten  Langelandien,  die  fest  am 
Steine  angedrückt  liegen  bleiben,  bis  der  Lehmüberzug  desselben  stark 
zu  trocknen  beginnt;  geschieht  dies,  so  heben  sie  sich  auf  die  kurzen 
Beinchen  und  schieben  sich  langsam  über  die  Fläche.  Um  sie  besser  zu 
sehen  und  durch  schnellere  Trocknung  des  Lehms  sowie  durch  Wärmung 
und  stärkere  Beleuchtung  zu  beunruhigen,  beleuchtet  man  wohl  auch  den  Stein 
mit  einem  grossen  Brennglas,  doch  habe  ich  die  Thierchen  stets  auch  ohne 
solches  Hülfsmittel  aufgefunden.  Dieser  Fang  der  kleinen  Steinkäfer  ist  in 
hohem  Grade  anziehend  und  lohnt  dadurch  die  aufgewandte  Zeit  und  Mühe: 
in  San  Remo  erbeutete  ich  so  Vertreter  der  Gattungen  ScotodipntiSy  Edaphus^ 
Anommatus  und  Langdandia^  doch  nur  die  letztere  in  grösserer  Zahl. 


23 

Grosse  Ho&ungen  hatte  ich  auf  das  Sieben  gesetzt,  das  oft  so  reichen 
Eleintbierfang  ergiebt,  doch  war  das  Aussieben  des  Mulmes  der  zahlreichen 
alten  Oelbäume  fast  resultatlos,  nur  eine  in  einen  solchen  eingelagerte 
Heu-  und  Strohbucht  lieferte  ein  etwas  günstigeres  Ergebniss,  auch  einige 
Scotodipnen  und  zwei  Arten  der  zierlichen  ^cm^-Schnecke.  Einigermassen 
besser,  doch  auch  nicht  gerade  reich  an  Ertrag  gestaltete  sich  das  Durch- 
sieben der  auf  manchen  Terrassenstufen  zu  niedrigen  Dämmen  aufgehäuf- 
ten Unrathmassen,  die  im  Wesentlichen  aus  Erde,  Steinchen,  ausgerauften 
Pflanzen,  alten  Oliven  und  Oelbaumblättem  bestand  und  unter  Anderen 
zahlreich  Pselaphus  Heisei^  seltener  bessere  Pselaphiden  und  Scydmäniden, 
Viele  AaiUes^  wenige  Peritelus  nicaeensis  und  Trachyphloeus^  einige  Hemipteren, 
Tausendfiisse  und  vereinzelte  Stücke  kleiner  Ptfpo-Arten  enthielten.  An  den 
höheren  Gehängen  des  Monte  Bignone,  wo  der  Oelbaum  der  Buche  und 
Steineiche  Platz  gemacht  hat,  suchte  ich  vergeblich  nach  genügendem 
Siebmaterial,  da  die  dürftigen  Buchen  zu  vereinzelt  standen,  un^  als  ich 
Ende  Februar  nach  San  Romolo  hinaufgestiegen  war,  um  probeweise  dort  zu 
sammeln  und  mich  günstigenfalls  da  eine  Woche  einzuquartieren,  ergab  das 
Aussieben  der  dort,  damals  freilich  auf  noch  zum  Theil  gefrorenem  Boden 
lagernden  Massen  von  Edelkastanienlaub  nur  zahlreiche  Stücke  gewöhn- 
licher Trechtis^  Benibidum  und  Paedenis^  während  ein  in  der  zweiten 
Hälfte  des  März  ausgeführter  Besuch  des  Bignone-Gipfels  unter  den  die 
Spitze  bedeckenden  Steinen  Harpalus  dimidiatiis  und  DichiUus  mintUus^ 
sowie  durch  Abklopfen  der  unmittelbar  unter  der  Kuppe  stehenden  Edefern 
einige  Brachonyx  pineti  gewinnen  Hess. 

Den  Holz-  und  Borkenkäfern  habe  ich  natürlich  beim  Besuche  der 
Olivenhaine  wie  der  lichten  Seekiefer-  und  der  höher  liegenden,  dichteren 
Föhrenbestände,  an  denen  der  Monte  Bignone  noch  sehr  reich  ist,  eifrig 
nachgestellt,  habe  da  aber  wenig  gefunden-,  dagegen  lieferte  mir  der  Holz- 
stall des  Hotel  de  Nice  aus  Kiefern-,  Buchen-  und  Olivenholz  eine  sehr 
erfreuliche  Zahl  solcher  Käferarten,  unter  denen  sich  auch  mehrere  recht 
gesuchte  Thiere  in  grosser  Menge  fanden,  und  dazu  auch  einige  Vertreter 
anderer  Käferfamilien,  die  unter  Binde  leben.  Ich  habe  so  ziemlich  alle 
Zeit  starken  Regens  nutzbringend  in  dem  Holzstalle  verbracht  und  bin 
überzeugt,  dass  ein  in  San  Bemo  ansässiger  Sammler  durch  Anlegung 
einer  für  den  Fang  berechneten  sogenannten  Holzkammer  und  Eintragung 
recht  verschiedenartiger  Hölzer  und  Stauden  noch  sehr  viel  von  mir 
nicht  Gefundenes  und  darunter  gevriss  viel  Interessantes  wird  erbeuten 
können. 

Mist-  und  Dungkäfer  zu  sammeln  bietet  sich,  wie  überhaupt  in  den 
südUchen  Ländern,  so  auch  in  San  Remo  reichlich  Gelegenheit,  wiewohl 
es  mit  Ausnahme  der  Esel  an  Vieh,  besonders  aber  an  Kühen  mangelt, 
denn  es  liebt  ja  dort  der  an  das  Leben  in  freier  Luft  gewöhnte  Mensch 
die  Produkte  seiner  Verdauungsthätigkeit  auch  im  Freien,  auf  den  Oel- 
baumterrassen,  leider  auch  mit  Vorliebe  unter  den  Eisenbahnbögen  nieder- 
zulegen, durch  die  man  zum  Strande  gelangen  kann.  Wenn  trotzdem 
nun  die  Zahl  der  von  mir  von  dort  mitgebrachten  derartigen  Käfer  nicht 
sehr  gross  ist,  so  liegt  das  wesentlich  daran,  dass  es  im  Sammlerleben 
auch  des  eifrigsten  Entomologen  nicht  nur  Augenblicke,  sondern  ganze 
Perioden  giebt,  in  denen  er  für  solches  Sammeln  geistig  und  körperlich 
nicht  recht  gestimmt  ist 


24 

Verhältnifismässig  arm  ist  das  Süsswassertbierleben,  deDo  dasselbe  ist 
lediglich  auf  die  vom  Monte  Bignone  kommenden  Torrente  (Oiessbäche) 
angewiesen,  die,  an  steilem  Gehänge  herabstürzend,  nur  in  den  auf  kleinen 
Stufen  sich  bildenden  Becken  und  in  dem  sehr  kurzen  Laufe  durch  die 
ganz  schmale  Küstenebene  Thiere  beherbergen  können,  in  diesen  ruhiger 
fliessenden  Partien  aber  entweder  von  der  Seife  der  Wäscherinnen  schäu- 
men oder,  wenigstens  im  Unterlaufe,  durch  die  Abführwässer  der  Oel- 
mühlen  so  verunreinigt  sind,  dass  die  Steine  und  Wasserpflanzen  mit 
einer  widerwärtigen,  flockigen  Schicht  einer  halb  ausgelaugten  Oelschmiere 
bedeckt  sind ;  im  mittleren  Lorenzobache  ist  ausserdem  die  an  einem  vom 
Wasser  überströmten  Felskopfe  befindliche  Pflanzenmasse,  die  in  normalem 
Zustande  Elmis^  Ochthehitis  und  Hydraena  einschliessen  müsste,  vollkom- 
men mit  Kalk  übersintert;  bei  solchen  Verhältnissen  muss  es  überraschen, 
dass  überhaupt  noch  thierisches  Leben  in  diesen  Gewässern  sich  vorfindet. 
Das  Sammeln  in  denselben  ist  noch  dadurch  sehr  erschwert,  dass  sie  am 
Unterlaufe  durch  Abschluss  der  daran  liegenden  Privatbesitzungen  und 
im  oberen  und  mittleren  Laufe  durch  die  Steilheit  der  Uferfelswände 
schwer  und  nur  an  wenigen  Stellen  zugänglich  sind;  ich  beobachtete  da- 
rin die  ersten  Entwickelungsformen  von  Kröten,  einige  Aale,  42  Arten 
von  Wasserkäfem,  einige  Lesteva^  9  Arten  Wasserwanzen,  üJeZüwia-Larven, 
6  Arten  Gonchylien  und  eine  Cypris  in  zahlreichen  Stücken. 

Um  zuverlässige  Bestimmung  der  sämmtlichen  erbeuteten  Thiere  zu 
erlangen,  musste  ich  in  reichem  Maasse  die  Hilfe  von  Fachmännern  in 
Anspruch  nehmen,  die  mir  allenthalben,  wo  ich  anklopfte,  auf  das  Liebens- 
würdigste gewährt  worden  ist.  So  bestimmten  die  Herren  Major  Dr.  L 
V.  Heyden,  Dr.  Eppelsheim,  Weise,  Reitter,  Dr.  Stierlin,  Gangl- 
bauer,  Schreiner,  Dr.  Flach  und  Baudi  Käfer,  Dr.  Puton  die 
Schnabel kerfe,  Galberla  Schmetterlinge,  Albert  Kuntze  Fliegen,  Dr. 
Heller  und  Kohl  Aderflügler,  Prof.  Dr.  G.  Mayr  Ameisen,  Prof,  Kedten- 
bacher  Gradflügler,  Prof.  Dr.  Bertkau  die  Spinnen,  Dr.  Haase  die 
Tausendfüsse,  Prof.  Koelbel  die  Asseln,  Prof.  Dr.  Boettger  die  Rep- 
tilien, Batrachier  und  Mollusken;  ihnen  allen  auch  hier  herzlich  zu  danken 
ist  mir  eine  liebe  Pflicht. 

In  der  nun  folgenden  Aufzählung  sind  die  bisher  in  Nord- und  Central- 
europa  noch  nicht  gefundenen  Arten  mit  einem  *  versehen.  Die  hinter 
den  Namen  stehenden  Zahlen  geben  die  Anzahl  der  erbeuteten  Arten  oder 
Stücke  an. 

Reptilien:  5. 

*Tarentola  mauritanica  L.,    2  Stück,   von  denen  das  eine  nach  Art  der 
Geckos  an  der  Zimmerdecke  laufend  gefunden  wurde,  und  ein  Ei  aus 
einem  Loche  einer  Terrassenmauer. 
Anguis  fraqilis  L.,  5  variirende  Stücke  unter  Steinen  am  Beragallo. 
Lacerta  muralis  Laur.  typ.,  überall  an  Mauern  gemein. 
*  —     ocMata  Daud.,  am  Gehänge  des  Bernardo-Thales  gesehen. 
*Coronella  girondica  Daud.,  1  Stück  unter  einem  Steine  am  Francia-Thale. 
Hassall  erwähnt   nach  Bestimmungen  von  G.  L  Fenton  ohne  An- 
gabe   der    Jahreszeit    von    San   Remo:     Coluber    Aesculapi,     Conmella 
girondica,    Tropidonotus  nairix   var.   siculus,     Tr.   viperinus,     Cahpeltis 
lacertina  u.  Lacerta  oceUaia, 


25 

Batraehler:  2. 

Bufo  vulgaris  Laur.,    1    Stück   im   Foce-Thale;    Laich   und   Junge   im 
Bernardo-  und  Lorenzo-Bache. 

*Uyla  meridiondlis  Bttgr.,  (=  H,  Perezi  Bosca  =  H.  harytonus  H6r.- 
Rey).  Das  Thier  war  früher  von  Böttger  nach  todten  Stücken  für 
eine  Varietät  unseres  gemeinen  Laubfrosches  gehalten  worden;  als 
ich  ihm  aber,  durch  das  nicht  quakende  sondern  mehr  schnarrende 
Geschrei  der  Thiere  aufmerksam  geworden,  lebende  Stücke  sandte, 
erkannte  er  in  denselben  eine  besondere  Art.  Gemein  besonders 
auf  Orangen-  und  Limonenbäumen,  von  deren  einem  man  zuweilen 
ein  halbes  Dutzend  und  mehr  abschütteln  kann,  im  März  und  April 
auch  zahlreich  in  Tümpeln  am  Beragallo.  Gegen  das  Frühjahr  hin 
durchtönt  an  jedem  milden  Abende  stundenlang  und  ununterbrochen 
das  Schnarren  von  Tausenden  der  verliebten  Laubiroschmännchen  die 
Rivierenlandschaft. 

Nach  Hassall  sollen  noch  vorkommen:   Bufo   viridis,   Pelodytes 

pundatus  und  Bomhinator  igneus. 

Fische:  1. 

Anguiüa  fluviatilis  C,  2  etwa  fingerlange  Stücke  in  dem  Tümpel  des 
Loreuzo-Baches,  der  unmittelbar  unterhalb  Pietro  liegt.  Es  waren 
dies  die  einzigen  Fische,  die  bei  dem  vielen  Fahnden  nach  Wasser« 
käfern  in  den  Eätscher  kamen.  Ist  es  schon  schwer  begreiflich,  dass 
die  Aale  in  dem  unreinen  Wasser  des  Baches  leben  können,  so  er- 
scheint es  doch  noch  räthselhafter,  wie  sie  auf  ihrer  Wanderung  den 
riesig  hohen,  steilen  Felsabsturz  unmittelbar  unter  jenem  Tümpel  zu 
überklettern  vermochten. 

Käfer:  520. 

Carabidae:  33. 

Procrmtes  coriaceus  L.,  selten  unter  grossen  Steinen  auf  den  Terrassen. 
*Caräbus  vagans  Oliv.,  1  Stück  tief  im  Jätabraum. 
Bembidian  lampros  Hbst.,  in  Menge  Ende  Februar  aus  Eastanienblättern 
bei  San  Romolo  gesiebt. 

*  —    praeustum  Dej.,  1. 
—    nitidulum  Marsh.,  1. 

*  —    minimum  ¥.  var.  rivtdare  Dej.,  1. 

*Tachys  haemarrhoidalis  Dej.,  1  St.  mit  nur  schwach  angedeutetem  rothen 

Ileck;  bei  San  Remo  gesiebt. 
*Scotodipntis  Äubei  Saulcy,   einzeln  unter  grossen  Steinen  der  Terrassen, 

in  Anzahl  aus  einer  in  einem  hohlen  Oelbaame  liegenden  Strohbucht 

gesiebt. 

*  —    affinis  Baudi,  unter  grossen  Steinen  selten. 

Trechus  palpalis  Dej.,  bei  San  Romolo  in  Eastanienblättern  häufig. 
*Laemosthenes  algerinus  Gory,  unter  Steinen  der  Terrassen  sehr  selten. 

Pterostichus  melas  Creutz.,  ebenda  selten. 
*Percfis  Vülae  Eraatz,  ebenda  3. 

Ämara  aenea  Dej.,  an  der  Strandlehne  selten. 
*Acinqptis  picipes  Ol,  ebenda  und  auf  den  Terrassen  nicht  selten. 
*Ari$tu9  danux  Rossi,  sehr  selten. 


26 

*Oph(mus  diffinis  var,  rotundicoUis  Prm.,  sBlten. 

—  punciicolUs  Payk,,  selten. 

*  —     rotundaius  Dej.,  selten. 

—  calceatus  Duft.,  selten. 
Harpalus  psittaceus  Fourcr.,  selten. 

—  rubripes  Duft.,  selten. 

*  —     dimidiatus  Bossi,   nicht   selten,   im  März   auch    unter  Steinen   auf 

dem  Oipfel  des  Monte  Bignone. 
Bradycellus  verbasci  Duft.,  2. 

Äcupalpus  meridianus  L.,  1  St.  Yon  der  Strandlehne. 
*Licintis  silphoides  Bossi,  selten  an  der  Strandlehne. 

—  granulatus  Dej.,  ebenso. 
Metdbleius  fruncatellus  L.,  1. 

—  foveatus  Fourcr.,  1. 

Blechrus  maurus  Sturm,  nicht  selten  im  Oesiebe. 
Dromius  linearis  Oliv.,  1. 

—  meridionalis  Dej.,  1. 

—  fenestratus  F.,  1. 

Dytiscidae:  15. 
*Halipliis  badius  Aub.,  im  Bemardo-  und  Lorenzobach  nicht  gar  selten. 

—  lineatocoUis  Marsh.,  in  allen  Bächen  gemein. 
*Oneniidotus  rotundaius  Aub.,  im  Bemardo-Bache  nicht  selten. 
*Bid€ssus  bicarinatus  Latr.,  nicht  selten. 

—  delicaiulus  Schaum,  häufig,  besonders  im  Bemardo  und  Lorenzo. 
*Deronectes  moestus  Frm.,  ziemlich  häufig. 

*Hydroporus  crux  F.,  ziemlich  selten. 

—  varius  Aub.,  nicht  selten. 

—  halensis  var.  fuscitarsis  Aub.,  nicht  selten. 

*  —     Umhatus  Aub.,  selten. 

*  —     obsoletus  Aub.,  selten. 
Laccophilus  interruptus  Panz.,  gemein. 

*Agabus  brunneus  F.,  ziemlich  selten. 

—  biguttatus  Oliv.,  1. 

—  bipusttdatus  L.,  selten. 

Gyrinidae:  1. 
Gyrinus  urinaior  111.,  häufig. 

Hydrophilidae:  25. 
*Hydrous  pistaceus  Lap.,  1  St.  im  Bemardo-Bache. 
Helochares  erythrocephalus  F.,  sehr  selten. 
Anacaena  bipustulata  Marsh.,  häufig. 

—  ghbula  Payk.,  nicht  selten. 
*Laccobius  gracilis  Motsch.,  selten. 

—  nigriceps  var.  maculiceps  Bottbg,  selten. 

—  scuteliaris  Motsch.,  gemein. 

—  —     var.  atratus  Rottbg,  seltener. 

—  —     var.  minor  Bottbg,  nicht  selten. 
*Limnebius  nitiduloid^s  Baudi,  nicht  häufig. 

*  dissimilis  Kuw.  n.  sp.,  häufiger,  besonders  im    oberen  Lorenzo  bei 

San  Pietro. 


27 

*Limnebius  sericans  Muls.,  ziemlich  häufig  im  Bernardo. 
Cercyon  flavipes  F.,  Dicht  selten  im  Abraum. 

—  —     var.  erythropterus  Muls.,  3. 

—  mdanocephalus  L.,  selten. 
Megastemum  obscurum  Marsh.,  und 

Cryptopleurum  atomarium  Oliv.,  gemein  im  Jätabraum  im  Hotelgarten. 

Sphaeridium  bipustulatutn  F.,  selten. 

Hehphorus  mgosus  Oliv.,  und 
*  —    obscunM  Muls.,  im  Bernardo. 
*Ochtheinus  exaratus  Muls.,  sehr  selten. 

—  hicohn  Oerm.,  etwas  häufiger  im  Lorenzo. 
Hydraena  testacea  Curtis,  häufig  im  Lorenzo. 

—  angustata  Sturm,  ebenso. 

•—    nigrita  Genn.,  häufig  im  Bernardo-  und  Foce-Bach. 

Parnidae:  2. 

Limnius  iroglodytes  Gyll,  1. 
*Tanms  intermedius  Kuw.  n.  sp.,  1. 

Staphylinidae:  99. 

Ocalea  puuUa  StepL,  1  St  im  Oenist. 

Chilopora  longitarsis  Er.,  häufig  im  Jätabraum  des  Hotelgartens. 
Cakdera  umbrosa  Er.,  1  St  am  Ufer  des  Foce- Baches. 
Phloeoptera  reptans  Orav.,  3  St  und 

—  corticcdis  Grav.,  2  St  unter  Binde  von  Seekiefer  im  Holzstall. 
Oxypoda  opaca  Grav.,  gemein  im  Jätabraum. 

—  sericea  Heer,  4  St  im  Gesiebe  der  Oliventerrassen. 
Äleochara  bipunctata  OL,  1. 

—  crassif/tscuia  Sahlb.,  1. 

—  nitida  Grav.,  1. 

DrusiUa  candlictUata  F.,  1  St  im  Abraum. 
^Callicerus  atricoUis  Aub.,  1. 
Colpodota  sordida  Marsh.,  im  Abraum  und  vielfach  im  Gesiebe  gemein. 

—  pygmaea  Grav.,  1. 

—  (xterrima  Grav.,  1. 

—  fungi  Grav.,  6. 

—  kUicoUis  Steph.,  selten. 

—  fuscipes  Heer,  2. 
Thedura  cuspidata  Er.,  1. 
Liogluta  vicina  Steph.,  2. 

^Ätheta  Reyi  Kiesw.,  2. 

—  Pertyi  Heer,  gemein  im  Abraum  und  unter  Brettern. 
— -  trinotcUa  Kr.,  1. 

—  coriaria  Kr.,  3. 

—  oblita  Er.,  1. 

—  tesiaceipes  Heer,  1. 

—  hngicornis  Grav.,  häufig  im  Abraum. 

—  occuUa  Er.,  1. 

—  amicula  Steph.,  5. 

—  inquinula  Er.,  1. 


28 

Alconota  insecta  Thoms.,  1. 

—  suldfrons  Steph.,  l. 

—  gregaria  Er.,  1. 

Falagria  sulcata  Payk.,  gemein  im  Abraum  etc. 

—  sulcatula  Grav.,  1. 

—  obscura  Grav.,  gemein  wie  sulcata. 

Flacusa  complanata  Er.,  nicht  selten  unter  Seekieferrinde  im  Holzstalle. 

Pronomaea  rostrata  Er.,  1  St.  an  einer  faulenden  Orange. 

Mylla^na  brevicornis  Matth.,  1. 

Oligota  pusillima  Grav.,  häufig  im  Abraum,  auch  unter  Steinen. 

—  flavicornis  Luc,  1. 

Leucoparyphus  sylphoides  L.,  1  St  im  Abraum. 
Tachyporus  hypnorum  F.,  häufig  und 

—  nitidulus  F.,  sehr  häufig  im  Abraum. 
Conurus  immaculatus  Steph.,  4. 

—  pedicularius  Grav.,  selten. 
Mycetoporus  splendens  Marsh.,  2. 
Quedius  cinctus  Payk.,  1. 

—  luciduliis  Er,  4. 
Oreophilus  fnaxülosus  L.,  1. 
Leistotrophus  marinus  L.,  2  im  Abraum. 
Staphylinus  chrysocephalus  Fourcr.,  1. 

Ocypus  olens  Müll.,  unter  Steinen  der  Terrassen  recht  häufig. 

—  pedator  Grav.,  1. 

—  edentulus  Block,  2. 
Cafius  sericeus  Holme,  1. 
Actobius  rivularis  Kiesw.,  1. 
Philonthus  debilis  Grav.,  5. 

—  concinnus  Grav.,  häufig,   wie  die  meisten  Philonthus  besonders  im 
Abraum. 

—  immundus  GylL,  ebenso. 

—  fimetarus  Grav,  nicht  so  häufig. 

—  nigritulius  Grav.,  gemein. 

—  thermarum  var.  maritimus  Motsch.,  1. 

—  varians  Payk.,  häufig. 
Xantholinus  pundulatus  Payk.,  häufig. 

—  linearis  Oliv.,  1. 

*Vulda   gracilipes  Duv.     Von  diesem  seltenen  Thiere  lieferte  der  Abraum 
trotz  all  meiner  Bemühung  nur  ein  Stück. 
Lathrobium  multipunctum  Grav.,  1. 
Medon  apicalis  Er.,  2. 

—  prcpinquus  Bris.,  5. 

—  melanocephalus  F.,  2. 

—  ochracetis  Grav.,  1. 
Sccpaeus  gracilis  Sperk.,  1. 

Stilicus  orbiculatus   Payk.,    im    Abraum,   unter   Brettern    und   Steinen 

gemein. 
*Astenus  curtulus  Er.,  1. 
*  —    uniformis  Duv.,  2. 

—  angustaius  Payk. 


29 

PaeJerus  littoralis  Grav.,   gemein   im  Abraum  und  unter  Kastanienlaub 

bei  San  Romolo. 
Stenus  asphcUtinus  Er. 

*  —    scaber  Fauv.,  1. 

*Edaphus  dissimüis  Aub.,  leider  nur  1  St.  an  der  Unterseite  eines  grossen 

Steines  am  Monte  Bignone  etwa  in  der  Höhe  der  Oelbaumgrenze. 
Oxytelus  inustus  Grav.,  gleich  allen  Gattungsgenossen  besonders  im  Abraum. 

—  sculpturatus  Grav.,  gemein. 

—  niHdtdus  Grav.,  nicht  häufig. 

—  complanatus  Er.,  häufig. 

*  —     speculifrons  Kr.,  2. 

—  tetracarinatus  Block,  gemein. 

—  hamatus  Frm.,  nicht  selten. 
Trogqphloeus  riparius  Lac,  selten. 

—  corticinus  Grav.,  selten. 

—  pusillus  Grav.,  selten. 

*Lesteva  PandeUei  Fauv.,  einmal  etwa  ein  Dutzend  in  dem  Bache  hinter 

dem  jetzigen  Kaiser- Friedrichs-Krankenhause. 
Omalium  pusillum  Grav.,  ziemlich  häufig  an  faulen  Orangen. 

—  rivulare  Payk.,  im  Abraum  nicht  häufig. 

—  cdesum  Grav.,  an  faulen  Orangen  nicht  häufig. 

Protiniis  ovalis  Steph.,  häufig  im  Gesiebe  und  an  faulen  Orangen. 

—  brachypterus  F.,  selten  ebenda. 

—  atomarius  Er.,  selten  ebenda. 
Megarihrus  affinis  Mill.,  1  Stück  im  Abraum. 

Micropeplidae:  1. 
Micropeplus  fulvus  Er.,  1  Stück  im  Abraum. 

Pselaphidae:  6. 

*lMplectus  intermedius  Woll.,  selten  im  Gesiebe. 
*Bryaxis  nigriventris  Schm.,  selten  ebenda. 

*  —    Chevf'ieri  Aub.,  etwas  häufiger  ebenda  und  unter  Steinen. 
*Bythinus  Schneideri  Eeitt.    nov.    sp.,   unter  Steinen    der   östlichen   Ter- 
rassen nicht  selten. 

*  —    pedator  Keitt.,  unter  Steinen  der  westlichen  Terrassen  seltener. 
Pselaphus  Heisei  Hbst.,  unter  Steinen  und  besonders  im  Gesiebe  häufig. 

Scydmaenidae:  11. 

Euthia  Schaumi  Kiesw.,  1. 

*C€phennium  maritimum  Beitt.,   einzeln   an   der    Unterseite   von  Steinen, 
häufiger  im  Gesiebe. 

—  aglenum  Eeitt.,  2  Stück  unter  grossen  Steinen. 
*Nmraphe8  myrmecophilus  Aub.,  1  Stück  unter  Steinen. 

—  suheordaius  Frm.,  3  ebenda. 

"^Gyrtoscydmus  Helferi  Schm.,  häufig,  auch  im  Gesiebe. 

—  pusillus  Müll.,  2  Stück  unter  Steinen. 
Scydmaenus  tarsatus  Müll.,  3  Stück  im  Gesiebe. 

—  rufus  Müll,  1  ebenda. 

^Leptonuistax  sublaevis  Beitt.,  5  Stück  unter  Steinen  der  westlichen  und 
im  Gesiebe  der  östlichen  Terrassen. 


30 

^Leptomastdx  nov.   spec.   prope  hypogaeum  Piraz.,   1  Stück   uoter  einem 
Steine  der  Westseite. 

Silphidae:  3. 

Catops  coracinus  Eelin.,  3  Stück  im  Abraum. 
Colon  griseum  Czwal.,  1. 

—  rufescens  Kr.,  2. 

Anisotomidae:   1. 
Liedes  calcarata  Er.,  1. 

Clambidae:  2. 

Clambus  pübescens  Bedtb.,  4. 
*Loricaster  testaceus  Muls.,  2. 

Corylophidae:  3. 

Sericoderus  lateralis  Oyll.,  gemein  im  Abraum  und  Oesiebe. 
Orthoperus  ptmctum  Mrsb.,  1. 
*BhypöbiiLS  velox  WolL,  4. 

Trichopterygidae:  5. 

Ptenidium  pasillum  Oyll.,  2. 
Trichopteryx  grandicoUis  Maerk.,  selten. 

—  thoracica  Waltl,  2. 

—  intermedia  Gillm.,  ziemlich  selten. 

—  fascicularis  Hbst,  häufiger. 

Phalacridae:  2. 

Olibrus  liquidus  Er.,  häufig. 

—  affinis  Strm,  häufig. 

Eudomychidae:  2. 

Symbiotes  gibherosus  Luc,  selten. 
Mycetaea  hiffa  Marsh.,  nicht  selten. 

Cryptophagidae:  13. 

Cryptophilus  integer  Heer,  häufig. 
*Leucohimatium  elongatum  Er.,  2. 
Oryptcphagus  püostis  Gyll.,  selten  gleich  den  übrigen  unter  Steinen  oder 
im  Frühjahre  gekätschert. 

—  affinis  Strm,  selten. 

—  cellaris  Scop.,  selten. 

—  distingtiendus  Strm,  selten. 

—  dentaius  Hbst  et  varietates,  häufig. 

—  scanietis  L.,  nicht  häufig. 
*  —    var.  hirtulus  Kr.,  häufig. 

Atomaria  atricapiüa  Steph.,  nicht  selten. 

—  pusilla  Payt,  nicht  selten. 

—  nigripennis  Payk.,  1. 

Ephistemus  globulus  Payk.,  gemein  unter  Brettern  und  im  Abraum. 

Lathridiidae:  13. 

*Änommaius  planicollis  Frm.,   3  ungemein   an   Grrösse   variirende   Stücke 
unter  grossen  Steinen  der  Terrassen  am  Francia-Thale. 


31 

Lathridius  angusticoUis  Oyll.,  selten. 
*  —    productus  ßosenh.,  häufig. 

—  nodifer  Westw.,  1. 
Enicmus  minutus  L.,  häufig. 

—  transverstis  Oliv.,  selten. 
Corticaria  ehngata  Gyll.,  1. 

*Melamphthalma  sßricea  Mannh.,  1. 

—  distinguenda  Comolli,  häufig. 

—  fuscipennis  Mannh.,  gemein  im  Abraum. 

—  gibbosa  Hbst,  selten. 

—  fidvipes  Comolli,  selten. 
*Migneatuda  crassiuscuia  Aub.,  2. 

Triiomidae:  2. 

Typhaea  fumata  L,  gemein. 

*Bergintis  tamarisci  Woll.,  auf  blühender  Tamarix  tetandra  im  Giardino 
del  Imperatrice  häufig. 

Nitidulidae:  6. 

*Carpophüus  tnutüatus  Er.,  2. 

—  hemipterus  L.,  1. 
*Meligethes  rubripes  Muls.,  selten. 

—  brassicae  Scop.,  häufig. 

—  picipes  Hbst,  selten. 
Rhieaphagtis  depressus  F.,  2. 

Colydiidae:  4. 

Coxelus  pictus  Strm,  1. 

*lMngelandia  Reitteri  Belon;  durch  viele  Mühe  wurden  unter  grossen 
Steinen  der  östlichen  Terrassen  an  50  Stück  erbeutet,  meist  mehrere, 
einmal  13  zusammen.  Die  Art  war  bis  dahin  nur  von  Korsika  und 
Sardinien  bekannt,  ist  dazu  später  auch  in  Algier  nachgewiesen 
worden.  Die  kleinen  meist  mit  Lehm  bedeckten  Thiere  sind  schwer 
zu  sehen. 

Cdydium  elonqatum  F.,  1. 

Auionium  ruficorne  Oliv.,  1. 

Cucujidae:  8. 

^Laenwphloeus  elongatus  Luc,    1  Stück  von  Reitter  bestimmt.     Die  Art 

für  Europa  neu. 
Süvanus  bidentatus  F.,  6  St.  unter  Rinde  von  Seekiefer  im  Holzstall. 
Cathartiis  advena  Waltl,  1. 

Monotoma  spinicollis  Aub.,  selten,   gleich   den  übrigen  im  Abraum  und 
unter  alten  Brettern. 

—  quadrifoveolata  Motsch.,  1. 

—  quadricoUis  Aub.,  nicht  häufig 

—  brevicollis  Aub.,  ziemlich  häufig. 

—  picipes  Hbst,  5. 

Dermestidae:  4. 

Dermestes  Frischi  Kugel,  selten. 

—  lardarius  L.,  1. 


32 

*Derfnest€s   aurichakeus   Küst,    in    Nestern   der  Parthesia   sirnüis  Füssli 
von  Pinus  maritimtis  des  Monte  Nero  in  Anzahl  gezogen. 
Änthrenus  verbasci  L.,  gemein  auf  Blüthen. 

Histeridae:  11. 

*Plaiy$oma  ehngatum  Oliv.,  1. 
*Hister  major  L,  1. 

—  cadaverintis  HofiFm.,  1. 

—  dtwdecimstriatus  Scbrnk,  1. 

—  corvintis  Germ.,  2. 
Paromaliis  parallehpipedtis  Hbst,  1. 
Gmathoncus  rotundatus  Kugel.,  2. 

*Plegaderus  Otti  Mars.,  3. 
Onthophilus  striaius  Forst.,  3  im  Abraum. 
Abraeus  grantdum  Er.,  1. 
Äcritus  nigricomis  HofFm.,  häufig  unter  alten  Brettern. 

Platyceridae:  1. 
Dorcus  paraUelopipedus  L.,  selten. 

Scarabaeidae:  21. 

*Scarabaeus  laticollis  L.,  nicht  selten  im  Lehmboden  unter  Steinen  im 
Winterquartier,  seltener  zu  Tage  auf  den  Terrassen  laufend.  Hassal 
erwähnt  in  seinem  Werke  über  San  Remo  als  Vertreter  der  Käferfauna 
ausser  Luciola  italica^  Cantharis  vesicatoria  und  Äromia  moschata 
auch  Sc.  sacer^  die  dabei  stehende  Abbildung  ergiebt  aber  Sc.  laticollis. 

*Copris  hispanus  L.,  selten. 

*Onthophagus  Amyntas  Oliv. 

—  coenobita  Hbst. 

♦  —     ovatus  var.  ruficapilins  BruU. 
Aphodius  fimetarius  L. 

—  obliteratus  Panz. 

—  varians  Duft. 

Oxyomus  sylvestris  Scop.,  häufig  unter  Brettern  und  im  Gesiebe. 

Pleurqphorus  caestis  Panz. 

Trox  scaber  L.,  selten. 

Geotrupcs  stercorarius  L. 
*Pentodon  punctatus  Villers,  nicht  eben  selten  auf  den  Terrassen  laufend. 
*Oryctes  gryptis  111.,  wenige  Stücke  in  der  Erde  des  Hotel-Gartens. 
*Tropinota  squalida  L.,  nicht  häufig  und 

Leticocelis  funesta  Poda,  häufig  gegen  das  Frühjahr  hin. 

Getonia  aurata  var.  hicidula  Fieb.,   nicht   selten,   besonders    auf  Rosen 
und  wie  alle  Cetonlinen  besonders  von  März  bis  Mai. 

Potosia  afßnis  Andsch.,  2. 

♦  —     floricola  var.  florentina  Hbst,  nicht  häufig. 

♦  —     morio  F.,  selten. 

Valgtis  hemipterus  L,  auch  erst  gegen  das  Frühjahr  häufiger. 

Buprestidae:  2. 
*Ptosima  ll-mactdata  var.  ß-maculata  Hbst,  1  Stück  zugeflogon. 
Trachys  minuta  L.,  1  Stück  gekätschert. 


33 

I 

Eucnemidae:  1. 
^Uirascus  asiaiicus  Bonv.,  2. 

Elateridae:  1. 
Drasierius  himcLculaiu^  Bossi,  nicht  oft  gekätschert 

Dascillidae:  1. 
Cjfphan  coarctaiua  Payk.,  Tom  März  an  dt  gekätschert 

Cantharidae:  18. 

*Lamprorhi0a  Mtdsanii  Eiesw.  Im  Frühjahr  1884  in  der  zweiten  Hälfte 
des  April  6i  nicht  häufig  des  Abends  fliegend,  die  Weibchen  mit 
grün  phosphorescirendem  Lichte  prachtvoll  ruhig  leuchtend  in  Mauer- 
Idchern.  17icht  nur  die  Leuchtflecke  der  letzteren  strahlten  licht  aus, 
sondern  ausserdem  war  der  ganze  Hinterleib  yon  licht  durchglüht, 
das  am  stärksten  an  den  Schulterecken  bemerkbar  war. 

*Luciola  Itisitanica  var.  Menkmensis  Pemg.  1884  in  der  zweiten  Hälfte 
April  nicht  selten,  188B  ein  einziges  Stück  am  26.  April,  dann  selbst 
bis  zum  10.  Mai  keine.  Hassal  verwechselt  die  Art  mit  L.  itcUica. 
Das  den  Luciola  eigene  stossweise  Aufflammen  des  Lichtes  verstärkte 
sich,  wenn  man  die  Thiere  in  die  Cyankaliflasche  oder  in  Spiritus 
legte,  zunächst  bis  zum  baldigen  Absterben,  dann  leuchteten  die 
weissen  Flecke  mit  ruhigem  grünlichen  Lichte  noch  5—55  Minuten 
lang  fort. 

Bhagonycha  ftdva  Scop.,  häufig. 

—  femoralis  BrulL,  häufig. 

—  var.  nigripes  Bedtb.,  selten. 
*Pygidia  denticoUis  Schumm.,  seltener. 

—  punctipennis  Eiesw.,  nicht  selten. 

^MaUhinus  filicomis  var.  scriptum  Kiesw.,  häufig,  doch  nur  59. 
*MaÜhodes  recurvus  Baudi,  häufig. 

Drüus  flavescens  Bossi,  nicht  selten  Si\    es  ist  dringend  zu  empfehlen, 
die    ungeflügelten,    larvenäbnlichen    99     in     Schneckenhäusern     zu 
suchen,  deren  Bewohner  sie  fressen. 
Charoptis  concolor  F.,  häufig. 
Aadtwtarsus  ruficoUis  Oliv.,  nicht  selten. 
*Malachius  flavüabris  WalÜ,  selten. 
Dasytes  niger  L. 

—  plun^eus  Müll.,  häufig. 
*Haplocnemtis  pecHnicomis  L  var.,  1. 

Banaca^a  paüipes  Panz.,  gemein. 

—  nigritarsis  Küst,  häufig. 

Cleridae:  2. 

Clerus  formicarius  L,  1. 
Necröbia  violacea  L,  selten. 

Bruchidae:  3. 
Bruchus  (Ptinus)  hrunneus  Duft.,  nicht  häufig. 

*  —    Udens  Oliv.,  selten. 

*  —    —    var.  minutus  Lap.,  selten. 


34 

Byrrhidae:  1. 

Byrrhus  (Anobium)  paniceus  L. 

Bostrychidae:  2. 

*Sinoxylon  sexdentcttum  OJiv.,  3. 
Stephanopachys  stibstriattM  Payk.,  2. 

Ciidae:  2. 

Ois  festivus  Panz.,  selten.     Aus  dem  Holzstalle. 
*Bhopaiodontu8  poptdi  Bris.,  3. 

Tenebrionidae:  6. 

*8tenosis  angustata  var.  brenthaides  Rossi,  2,  unter  Steinen. 

*IHchillus  minutiM  Sol,   nicht    allzu   häufig  unter  Steinen   am   Strand- 
gehänge, auf  den  Terrassen  und  auf  dem  Oipfel  des  Mte.  Bignone. 

*Asida  Dejeani   So].,   einzeln  im   lehmigen   Boden   der  Terrassen    unter 
Steinen. 

*Dendafus  tristis  Bossi,  selten  am  Strandgehänge. 
Cariiceus  pvni  Panz.,  etwa  ein  Dutzend  unter  Rinde  von   Seekiefer    im 
Holzstall. 

*Helops  pygmaeus  Eüst ,  wenige  Stücke  unter  Steinen. 

Lagriidae:  1. 
Lagria  hirta  L.,  vom  März  an  auf  Blumen. 

Mordellidae:  5. 

"^Trotomma  pubescens  Eiesw.,  nicht  häufig. 
Ana^s  Geoffroyi  Müller,  nicht  selten  mit 

—  mactdaia  Fourcr.,  die  gemein  auf  Blüthen  grosser  Crataegtts  glabra  -, 
Myosporum-  und  JPi^^osport^m-Sträucher  in  Gärten. 

—  ruficoüis  F.,  seltener. 

—  stäftestacea  Steph.,  mit  A,  mactdata^  doch  viel  weniger  häufig. 

Meloidae:  1. 

Mdoe  rugosas  Marsh.,  1  Stück  unter  einem  Steine  der  Terrassen. 

Im  Sommer  kommt,  wie  Hassall  erwähnt  und  mir  der  Sanremeser 
Grundbesitzer  Lamperti  bestätigte,  die  spanische  Fliege,  Lytta  vesicatoria 
vor,  und  zwnr  oft  in  solcher  Menge,  dass  sie  zum  Verkauf  gesammelt  wird. 

Anthicidae:  8. 

*Euglenes  sanguinolewtus  Eiesw.,  1. 

—  poptdneus  Panz.,  nicht  selten  gekätschert 

Formicomus  pedestris  Bossi,  gemein  unter  feuchtliegenden  Brettern    im 

Nebengarten  des  Hotel  de  Nico. 
*Anthict4S  Rodriguesi  Latr,  mit  Formicomus^  häufig. 

—  florcUis  L.,  ebenda,  selten. 

*  —     quadrigtMUus  Rossi,  ebenda,  häufig. 
*Ochthenomtis  punctatus  Laf.,  ebenda,  2. 
^  -.     tenuicoUis  Rossi,  ebenda,  nicht  selten. 

Oedemeridae:  1. 
Oedemera  lurida  Marsh.,  gegen  das  Frühjahr  hin  häufig. 


35 

Curculionidae:  50. 

*OHorhynchus  aurifer  Bob.,  1  Stück  anter  einem  Stein. 

^   —    meridionaUs  Qjll,  besonders  unter  den  obersten  Steinen  der  Ter- 
rassen-Stützmauern häufig. 

*Feritelus  nicaeensis  Stierl,  im  März  auf  den  Terrassen  in  geringer  Zahl 
gesiebt 
Sitona  UnecUas  var.  geniculatus  Fahrs. 

—  stdcifrons  Thunb. 

*  Trachfffohloeus  aurocruciatus  Desbr.  var.,  leider  nur  1  Stück  gesiebt 
Barfncius  obscurus  F.  rar.  ?,  L 

*Brachycerus  algirus  F.,  wenige  Stücke  unter  Steinen. 
Cleonus  nigrostUuratus  Ooeze,  1,  unter  einem  Stein. 

*  —    excoriatus  GylL,  1,  ebenso. 

—  aUemans  Hbst,  1,  ebenso. 

—  pedestris  Poda,  1,  ebenso. 
*Lixus  anguinus  L.,  1. 

*  —    Ascanii  var.  albamarginatus  Boh.,  1. 

—  dongatus  Oöeze.,  1. 
Minyops  carincUus  L.,  1. 

*Hypera  sdlviae  Schmk,  1. 

—  variabUis  Hbst,  1. 

Brachonyx  pineti  Payk.,   3   Stück   Ende  März   auf  dem   Mte.  Bignone 
unmittelbar  unter  dem  Oipfel  von  Kiefern  geklopft. 

Orthochaetes  setiger  Beck,  2. 
*Choerorrhinus  squalidus  Frm.  Das  bisher  selten  und  nur  von  Des- 
brochers  in  Handel  gebrachte  Thier  wurde  von  mir  1884  aus  einem 
alten  If^igenstumpfe  in  2  Stücken  gesiebt  und  1889  in  grosser  Zahl 
in  den  Gängen  von  Termes  lucifugus  in  einem  alten  Feigenbaume 
im  Nebengarten  des  Hotel  de  Nice  gewonnen.  Die  hartgepanzerten 
Rüssler  dürften  wohl  den  Termiten  keinen  Nutzen  gewähren,  sondern 
von  diesen  nur  gezwungenermassen  geduldet  werden;  sie  wählen  ihren 
Aufenthalt  in  den  Gängen  der  Termiten,  weil  ihnen  diese  die  Mühe 
abnehmen,  das  Holz  sich  zum  Frasse  zu  zerstückeln.  In  dem  Ge- 
siebe  aus  jenem  alten  Feigenstumpfe  fanden  sich  auch  Ameisen;  es 
ist  also  möglich,  dass  dort  die  Choerorrhinus  aus  gleicher  Ursache 
bei  Ameisen  schmarotzten.  Ich  nahm  Stücke  des  von  den  Termiten 
durchfressenen  Feigenholzes  mit  nach  Dresden  und  habe  daselbst  noch 
wiederholt  lebende  Choerorrhinus  ausgelesen.  Perris  sagt  in  seiner 
Arbeit  „Larves  des  Colöoptöres'"  nur:  „Die  Larven  von  Öwerorrhinus 
squalidus  sind  in  Ulme,  die  des  Ch.  brevirostris  in  Feigenbaum  ge- 
funden worden^%  er  wusste  also  nichts  davon,  dass  Ch,  schmarotzt, 
was  wohl  überhaupt  neu  sein  dürfte.  Die  beiden  von  Perris  noch 
unterschiedenen  Arten  aber  werden  jetzt  für  eine  gehalten. 

Codiosoma  spadix  Hbst,  8  Stücke  in  dem  eben  erwähnten  Feigenstampfe; 
es  ist  also  möglich,  dass  auch  diese  Art  bei  Ameisen  schmarotzt 

Eremotes  planirostris  Panz.,  1. 

ÄcaUes  Aubei  Boh.,  selten  unter  Steinen  und  imGesiebe  von  den  «Terrassen. 

*  —    variegaius  Boh.,  häufig  ebenda,  auch  am  Ufergehänge  des  Meeres. 

*  —    DiocletiantM  Germ.,  seltener  als  variegatus  ebenda. 
Coeliodes  affinis  Payk.,  1. 

:r 


36 

Ceuthorrhynchfis  quadridens  Panz.,  1. 

*  —    fdetndentus  GylL,  nicht  selten  und 

—  assimäis  Payk.,  häufig  gekätschert 
Cälandra  oryzae  L. 

Ardhonomvs  rvbi  Hbst,  häufig  gekätschert. 
*Tychius  argentahis  GheTr.,  selten. 

*  —     tomentosus  Hbst  var.  ?,  1. 

—  pidrostris  F.,  1. 

Gymneiran  pctscuorum  Oyll.,  nicht  selten. 
*Nanophyes  paUidtdus  var.  Doriae  Bris.,  gemein   auf  blühender  Tamarix 
tetcmdra  im  Oiardino  del  Imperatrice. 
McufdaUs  barbicomis  Latr.,  1. 

—  cUerrima  L,  selten. 

*Äpion  tvbiferum  011.,  1,  gekätschert  wie  alle  übrigen  Apionen. 

*  —    rugkoUe  GH.,  1. 

—  cardaorum  Eirb.,  häufig. 

*  —     candidum  Wenck.,  1. 

—  semivittatum  GH.,  gemein. 

—  radiolfis  Marsh.,  häufig 

—  assimüe  Eirb.,  nicht  selten. 

—  pisi  F.,  1. 

—  mcdvae  F.,  selten. 

Rhynchites  betulae  L.,  selten  auf  Weinblättem. 
Bhinümacer  poptdi  L.,  selten. 

Mylabridae:  14. 

Die  Vertreter  dieser  Gattung  fanden  sich  besonders  gegen  das  Früh- 
jahr hin  auf  den  Blüthen  grosser  kultivirter  Sträucher  und  Bäumchen  von 
Schmetterlingsblüthlern  wie  Polygahr^  Templetonia-^  und  -iw^Äyßis- Arten 
sowie  auf  wildem  Urospermum  und  Leantodon  der  Terrassen,  manche 
Arten  .in  unzählbarer  Menge  der  Indinduen. 
Mylabris  (Bruchus)  pisorum  L.,  1. 

—  rufipes  Hbst,  mit  zwei  Varietäten  gemein. 

—  rufimana  Boh.,  häufig. 

—  —     var.  vdutina  Key,  häufig. 

*  —     seminaria  L.  var,   pedibus  posticis  pro  parte  rufis,  mit  einer 

forma  minor,  gemein.    Ich  benenne  die  Varietät  M,  Sanremi. 

—  seminaria  var.  pidpes  Germ. 

—  —     var.  basalis  Gyll. 

*  —    ptisiUa  Germ.,  häufig. 

—  nana  Germ.,  häufig. 

—  murina  Boh.,  gemein. 

—  bimactdata  Oliv.,  gemein. 

—  varia  var.  tarscUis  Gyll,  sehr  klein,  gemein. 

—  inibricomis  Panz.,  selten. 

*  —  tibiaiis  Boh.,  selten. 

Scolytidae:  16, 

Hylastes  ater  Payk.,  1. 

—  oHemuUt^s  Er.,  nicht  selten. 

—  paUiatus  Gyll.,  2. 


37 

HyJurgus  ligniperda  F.,  nicht  selten  anter  Seekieferrinde  im  Holzstalle. 
Mydc^hüus  pimper  da  L.,  ebenso. 
~    minor  Hartig,  seltener  ebenda. 
Hylesinus  oleiperda  F.,  selten  lebend,  oft  todt  in  Oelbaambolz  ebenda. 

—  fraxini  F.,  häufig  in  Buchenholz  ebenda. 
Phloeophthart$s  spartii  Nördl.,  selten  unter  Seekieferrinde  ebenda. 

*Phloeotribtis  scaräbaeoides  Bemard,  selten  (meist  todt)  unter  Oelbaumrinde 
ebenda. 

Grypturgus  cinereus  Hbst,  gemein  unter  Seekieferrinde  ebenda. 
^Hypobarus  fictis  Er.,  selten  in  alten  Feigenbäumen. 

Pityogenes  quadridens  Hartig,  nicht  häufig  unter  Eieferrinde  im  Holzstall. 
*Ips  (Bostrychus)  sexdeniaias  Boerner,  häufig  ebenda. 

—  —    acuminattis  O7II.,  gemein  ebenda. 

—  —    proximus  Eichh.,  häufig  ebenda. 

Cerambycidae:  6. 
Ergaies  faher  Li,  1  9  im  Garten  des  Hotel  de  Nico. 
*7esper%is  strepens  F.,  einzeln,  doch  in  Anzahl  gefunden  unter  Steinen  und 
in  hohlen  Oelbäumen,  kam  auch,  besonders  in  der  ersten  Hälfte  des 
Winters  nicht  selten   in   die  Hausfluren.     Ende  Mai    während   der 
Weinblüthe  soll  er  an  den  Beben  häufig  sein,  um  den  ausfliessenden 
Saft  zu  schlürfen.    Seine  Larve  schadet  den  Wurzeln  der  Weinstöcke. 
Grammoptera  rußcomis  F.,  häufig  auf  Blüthen  von  Crataegus  u.  a. 
PhyviuUodes  lividas  Bossi,  2. 
Clytus  cMrietis  L.,   eine  Anzahl  Stücke   auf  Miobium  nigrutn  in   einem 

Yillengarten  der  Westseite. 
*MoTimus  funereus  Muls,  1. 

Hassall  erwähnt  auch  Aromia  moschaia  als  Bewohner  des  Sanremeser 
Gebietes. 

Chrysomelidae:  43. 
Lema  mdamopus  L,  ziemlich  häufig. 

Orioceris  lüU  Scop.,  einmal  einige  Stücke  auf  Liüum  candidum. 
Lachnaea  sexpwnckUa  Scop.,  selten  auf  ürospermum. 
*Oryptocephalus  rugicollis  Oliv.,  etwas  häufiger  auf  Leoniodon, 
^Timarcha  nicaeensis  Villa,   meist  einzeln,   doch   nicht  selten  auf  Wegen 

oder  an  Terrassenmauern  laufend. 
Chrysomela  haemoptera  L.»  selten. 

*  —    femoralis  Oliv.,  2. 

*  —    Banksi  F.,  nicht  selten  unter  Steinen. 

*  —    americana  L.,  gemein  an  Rosmarin,  der  in  einem  Garten  der  West- 

seite zur  Beeteinfassung  diente. 
*Malaoasoma  lusitanica  L.,  gegen  das  Frühjahr   häufig  auf    ürospermum 

und  LeorUodan, 
GaUeruceUa  luteola  Müll.,  in  Anzahl  unter  Platanenrinde  im  Winterquartier. 
*Podagrica  semirufa  Eüst,  nicht  häufig. 
^  —    intermedia  Kutsch.,  nur,   doch  nach  und  nach  in  einiger  Zahl,   an 

einem  Stocke  von  Malva  viscus  arborea   aus  Jamaica,  deren  Blätter 

sie  siebartig  durchlöcherte,  in  einem  Garten  der  Westseite. 
*Ochrosis  ventralAs  Bl.,  oft  gekät schert. 
JEpitrix  pubescens  Koch,  seltener. 


38 

Chaetocnema  concinna  Marsh«,  1. 

—  aridula  Gyll.,  1. 

—  hortensis  Fourcr.,  1. 
PsyUiodes  chrysoc^häla  L.,  1. 

—  —     var.  erytrocephala  L,  1. 

—  —     var.  coUaris  Weise,  1. 

*  —     l^ievifrons  Kutsch.,  1, 

*HaUica  ampelophaga  Gu6r.,  häufig  auf  Weinblättern,  die  sie  durchlöchert. 
In  ihren  Larven  schmarotzt  sehr  häufig  eine  kleine  Schlupfwespe  (die 
Braconide  PeriUtus  brevicoUis).  Da  man  von  derselben  aus  Algier 
und  Europa  bisher  nur  Weibchen  gezogen  hat,  ist  die  Zucht  der 
Schlupfvvespe  aus  den  Larven  der  H,  ampelcphaga  sehr  zu  empfehlen. 
FhyUotreta  variipennis  Boield.,  in  Anzahl  an  einem  alten  Limonenbaume 
in  Winterruhe. 

—  —     var.  guttata  Weise,  ebenda. 

—  atra  F.,  nicht  selten. 

—  cmciferae  Ooeze,  ebenso. 

—  aerea  AU.,  ziemlich  häufig. 

—  nodicomis  Marsh.,  selten. 

—  procera  Redtb.,  auf  Reseda  im  Garten  des  Hotel  de  Nice  häufig. 
Äphthona  nigriceps  Redtb.,  nicht  selten. 

—  pygmaea  Kutsch.,  ebenso. 

—  euphorbiae  Schrank,  selten. 

*  —     aenea  All.,  2. 

*Longitarstis  echii  var.  dimidiatus  All.,  1. 

*  —     Litmaei  Duft. ,  auf  Symphytum  hnJhosum  im  Nebengarten  des  Hotel 

de  Nice  vom  März  an  gemein. 

—  rectilinea^tis  Fourcr.,  1. 

—  Iwridtis  Scop.,  häufig. 

—  —    var.  nigricans  Weise,  3. 

—  pratensis  Panz.,  häufig. 
Dibolia  occuUans  Koch,  1. 
Sphaeroderma  testaceum  F.,  1. 

*  —     rtibidum  Graells,  3. 

Cryptostoma:  4. 
Hispa  atra  L.,  nicht  häufig. 
*Cassida  deflorata  Suflfr.,  1. 

—  subferruginea  Schrank,  1. 

—  vittata  Villers,  gemein  auf  einem  zur  Heckenbildung  benutzten 
Mesenibryanthemum.  Die  schönen  grünen  Streifen  der  lebenden  Thiere 
waren  nach  deren  Tode  weder  durch  Glycerin  noch  durch  Vaselin 
zu  erhalten. 

Coccinellidae:  38. 
Adania  variegata  Goeze. 

—  —     var.  carpini  Fourcr.,  4. 

—  —     var.  consteUata  Laich.,  2. 

—  —     var.  ustidata  Weise,  2. 

—  —     var.  neglecta  Weise,  1. 
Semiadalia  undecimnotata  Schneid.,  1. 


39 

Adalia  Upunckiia  L.,  nicht  häufig. 

—  —     var.  sexpusiidata  L,,  2. 

—  —     var.  quadnmacidata  Scop.,  3. 
Cocdndla  septempunctata  L.,  nicht  selten. 

—  dec€ny;>unctaia  var.  quadripunctata  L.,  1. 

—  —     var.  decemptAsiulata  L.,  1. 

—  conglobata  L.,  2. 

Halyzia  dtiodecimguitata  Poda,  1. 

—  vigintidüopunckUa  L.,  gemein. 

—  quaiuord&nmpunctaia  L.,  2. 

—  —    var.  teiragonata  Laich.,  1. 

—  —     var.  fimbriaia  Sulz.,  1. 
Ckäocorus  bipustuUUus  L.,  gemein. 

Exochomus  quadripustnkUus  L.,  gemein  auf  blühenden  Sträuchern    des 
Giardino  del  Imperatrice. 

*  —    flavipes  Thunb.,  häufig. 
Phiynaspis  lateorubra  Ooeze,  1. 
Hffperaspis  rqapensis  Hbst,  3. 
lOdzobius  lüura  F.,  häufig. 

*  —    —    var.  disdmactda  Costa,  etwas  seltener. 
Scymmis  subvülostis  Ooeze,  häufig. 

—  —     var.  juniperi  Motsch.,  1. 

—  stäuralis  Thunb.,  2. 

—  paUidivestis  MuIb.,  3. 

—  arcuaitis  Boss!,  4  nebst 

—  —     var.  Hausmanni  Gredl.,  7,  auf  Blüthen  von  Pytosporum  odori- 
feratum. 

—  punctiO/um  Weise,  häufig. 

--    rvhromacuUUiis  Ooeze,  gemein. 

—  Apetei  Muls.,  häufig. 

—  wiermptus  Ooeze,  häufig. 

—  —     var.  basalis  Bdtb.,  U 
--    ptdcheUtis  Hbst,  3. 

*  —    bipuncUUus  var.  nigrinus  Weise,  3. 

Anhangsweise  mögen  noch  folgende  37  von  mir  bei  San  fiemo  nicht 
erbeutete  Arten  Erwähnung  finden,  welche  neben  manchen  bereits  auf- 
geführten von  Herrn  Major  z.  D.  Dr.  Lucas  v.  Heyden  ebenfalls  im  Winter 
in  Bordighera  nachgewiesen  worden  sind,  denn  sie  werden  sicher  auch  bei 
San  Bemo  vorkommen.  Es  sind  dies:  Tachypus  flavipes  Schaum,  *Ccdathtis 
ftisäpes  var.  pundipennis  Oerm.,  Oxypoda  induta  Bey,  Colpodota  parens  Rey, 
C.  ftingi  var.  dientula  Er.,  Atheta  crassicomis  F.,  A,  cdata  Er.,  Oligoia 
inflata  Mnnh.,  Habrocerus  capiUaricorms  Orav.,  Taehyportis  soluttis  Er., 
Heterothops  praevia  £r.,  Qtieditis  picipes  Mnnh.,  Qu.  scinttUans  Orav., 
XatUholintis  iricolor  var.  m&ridionalis  Luc,  *Astentis  mdanurus  Eüst.,  Ast, 
immacukUus  Steph.,  Stenus  argus  Orav.,  Plaiysthetus  nitens  Sahlb.,  Oxytelus 
nigosus  F.,  Omaiium  excavaium  Steph.,  *BcUhyscia  ovoidea  Frm.,  *Eticinettis 
meridionalis  Lap.,  Cartodere  rußcoUis  Marsh.,  Omosita  discoidea  F.,  Hister 
{mestus  Er.,  Throscus  obtusus  Curt.,  Dendarus  meridionalis  Muls.,  ^Gronoce- 
phdumrusticum  Oliv.,  *Helopspygmaeus  var.  agonus  Muls.,  Euglenespruinosus 
Kiesw.,  *Anihicus  cptabOis  Laf.,  ^Peritdus  Gairei  Stierl.,  PUoeophihorus 


40 

rhododactylus  Marsli.,  GaUeruca  drcumdaia  Duft.,  Podagrica  fusdcomis  var. 
meridionalis  Weise  und  CynegeHs  impunckUa  L. 

Schmetterlinge:  34. 

Papilionidae:  2. 

Papüio  PodcUirius  L.,  nicht  selten. 

—  Macheton  L.,  seltener. 

Pieridae:  2. 

Fieris  brassicae  L.,  häufig. 

—  DapUdice  L.  var.  gen.  1  BeUidice  0.,  selten. 

Lycaenidae:  3. 

Polyommatus  PWoeas  L.,  selten. 
Lycaena  Baten  Berg.,  nicht  selten. 

—  Icarus  Bott,  nicht  selten. 

Nymphalidae:  4. 

'^'Fanessa  J^ea  Gr.  ab.  J  aRnim  £sp.,  selten. 

—  u/rticcie  L,  häufig. 

—  ^^a2anto  L,  häufig,  auch  in  sehr  kleinen  Stücken. 

—  cardui  L,  häufig. 

Satyridae:  3. 

Pararge  Megaera  L. 

—  Äegeria  L.  u.  jEjferia  0.  (var.  vulgaris  Z.)  forma  intennedia. 
Coenonympha  Pamphüus  L.,  häufig. 

Hesperidae:  1. 
Nisaniades  Tages  L.,  selten. 

Sphingidae:  2. 

Sphinx  nerii  L.,  aus  zwei  Baupen  gezogen,  die  im  Nov.  auf  der  Erde 
liefen ;  weitere  Baupen  konnte  ich  auch  auf  den  zahlreichen  Oleander- 
büschen nicht  finden. 

Macroglossa  stdUUarum  L.,  sehr  häufig. 

Arctiidae:  2. 

ArcHa  viäica  L.,  in  (Tebergängen  zu  ab.  angdica  B.    Die  Baupen,  nicht 
selten  am  Boden  laufend  oder  unter  Steinen,  entwickelten   sich   im 
April  zur  Imago. 
*Euprqna  pvdica  Esp.,  gezogen,  die  Baupen   viel   seltener  als    die  der 
vorigen  Art 

Liparidae:  1. 
Porihesia  similis  Fuessl.    Die  Nester  am  Monte  Nero  häufig. 

Notodontidae:  1. 

Cnethocampa  pityocampa  Schiff.  Aus  nach  Dresden  gesandten  Baupen 
daselbst  gezogen.  Am  Monte  Nero  bei  Ospedaletti  auf  Pmus  mari- 
tima und  hie  und  da  in  den  Villen-  und  Hotelgärten  zü  San  Bemo 
auf  Pinus  austriaca  lebten  die  Baupen  in  mächtigen,  weithin  sicht- 
baren Nestern  und  wirkten,  besonders  am  Monte  Nero,  verwüstend 


41 

in  den  Kieferbeständeo,  ohne  dass  von  Seiten  der  Forstverwaltang 
das  Oeiiogste  gegen  das  fortschreitende  Verderben  gethan  zu  werden 
schien.  Zweifellos  bezieht  sich  auf  diese  Art  Hassal's  Bemerkung, 
dass  bei  Cannes,  Villafranca  und  San  R^no  Bombyx  processionaria 
zerstörend  auftrete;  das  üebel  war  also  schon  1882  offenbar. 

Noctuae:  9. 

Däoba  ctieruleocephala  L 
Agrotis  pranuba  L. 

—  C  nigrum  L. 

—  saucia  Hb. 
Brotdbmia  metictdosa  L. 
Flusia  gamma  L 

*Hyrpena  Uvidalis  Hb. 

—  obsUaiis  Hb.  und 

—  —     var.  trigonaiis  Costa,   flogen  Abends   häufig  an   die   erleuch- 
teten Fenster. 

Geometrae:  3. 

Hemerophüa  abruptaria  Thnb. 
Oidaria  fluetuata  L. 
EupUhecia  pumUata  Hb. 

Gelechidae:  1. 

Basyeera  sulphureüa  F.,  aus  Bäupchen  gezogen,  die  im  Oarten  des  Hotel 
de  Nice  unter  der  losen  Rinde  alter  Laubenstangen  lebten. 

Hassall  hat  in  seinem  Werke:  „San  Remo  and  the  western  Riviera, 
1879^\  zwei  Listen  von  bei  San  Remo  gefangenen  Schmetterlingen  ver* 
öffentlicht,  die  ihm  von  John  Congreve  und  Crump  mitgetheilt  worden  waren. 
Diese  Verzeichnisse  enthalten  zusammen  113  Arten,  die  aber  zumeist  sicher 
nicht  im  Winter  gefangen  sind,  also  für  unsere  Zusammenstellung  kein 
Interesse  bieten.  £in  Vergleich  mit  unserer  Liste  zeigt,  dass  jene  dort 
ansässigen  Sammler  15  Arten  nicht  gefangen  haben,  die  wir  erbeuteten. 
Die  Zahl  der  bei  San  Remo  vorkommenden  Arten  beträgt  aber  sicher  noch 
weit  mehr  als  128. 

Fliegen:  10. 

Scatqpse  notata  L. 
Lonchoptera  lacusiris  Mg. 
Tachydromia  eimicoides  F. 
Sj^rphus  arcuatus  Fall. 

—  iaUeaitAS  Mg. 
Yetodesia  lucorum  Zett. 

Exorista  chdoniae  Rond.,     entwickelte    sich    aus   Puppen    von    Pieris 

irassicae. 
Macharaea  serriventris  Rond.,  aus  Puppen  von  Euprepia  pudica. 
Dacus  oleae  Rossi,  der  Verwüster  der  Oliven,  in  deren  einer  oft  zwei  oder 

drei  seiner  Larven  leben. 
Tephrytis  ruraUs  Lw. 

Stechmücken  tieten  besonders  im  Spätherbst  in  Menge  auf,   so   dass 
man  die  Scblafstätten  mit  Muskitonetzen  abschliessen  muss. 


42 
Schnabelkerfe:  97. 


Wangen:  84. 


Eurygaster  hottentotta  F.,  1  auf  Agave  americana, 
OchetostethtLs  nanus  H.-S.,  häufig. 
Sciocoris  terreus  Sehr.,  häufig. 

*  —     Helfen  Keb.,  selten. 
Aelia  acuminata  L.,  häufig. 

*Perihalus  distindtis  Keb.,  selten. 

Carpocoris  fuscispinus  Boh.,  selten. 

Palomena  prasina  L.,  selten. 

Bhaphigaster  grisea  F.,  selten. 
*Nezara  viridula  L.,  häufig,  auf  Opuntienkaktus,  gleich  den  Varietäten 

*  —     —     var.  torquata  F.,  seltener. 

*  —     —     varietas  (schwärzlichgrün),  1. 

*  —     Heegeri  Fieb.,  1. 
Eurydema  omatum  L.,  selten. 

—  decoratum  H.-S.,  ziemlich  selten. 
*Verltisia  simuita  Fieb.,  1. 
*Cenirocoris  variegatus  Kol.,  1. 

*Enoplops  scapha  F.  var.  nov.  curvidens  Puton,   Rev.  Ent.  1889,  p.  396; 

nicht  selten. 
*Strobilotoma  typhaecornis  F.,  1. 

Coreus  denticidatus  Scop.,  1. 
*Micrdytra  fossularum  Rossi,  nicht  selten,  unter  Steinen? 

Therapha  hyoscyami  L.,  nicht  selten. 

Corizus  capitatus  F.,  1. 
*Lygaetis  müUaris  F.,  1. 
*Lygaeosoma  reticulatum  H.-S.,  selten. 
*0rsiUf4s  depressus  Muls.  ßey ,  selten, 

*  —     Reyi  Put,  1. 
*NysiiLs  graminicola  Fieb.,  2. 

*  —     stalianus  Horv.  (graminicola  Stal.),  2. 
*Ischnorhynchf4s  geminaius  Fieb.,  selten. 

Platyplax  salviae  Schill.,  häufig. 

Bhyparochromus  chiragra  F.,  ziemlich  selten. 
*Plinthi$us  Putoni  Horv.,  selten. 
*Ischnocoris  pundulaius  Fieb.,  selten. 

Tropistethus  hohsericetis  Schltz,  ziemlich  häufig. 
*Stygntis  faustus  Horv.  1888,  1. 

—  arenaritts  Hahn,  zimlich  selten. 
*Hyalochilus  mediterraneus  Ferrari,  1. 

Calyptonotus  Rolandri  L.,  1. 
*Aphanus  saturnius  Rossi,  selten. 

—  pini  L.,  ziemlich  selten. 
*Drymus  pilipes  Fieb.,  l. 
*Notochiltis  ferrugineus  Mls.,  selten. 

*  —     taurus  Costa,  1. 

*Notochilt(s  contradus  H.-S.,  sehr  häufig. 
Pyrrhocoris  apteriAs  L.,  häutig. 


48 

M(manihia  cardui  L.,  1  im  Oesiebe, 

—  gemctäaia  Fieb.,  ebenso. 
Sebrus  pmiUus  Fall.,  1. 

^Microvdia  pygmaea  Duf,  Nymphen  nicht  selten. 
*Vtlia  major  Put,  1  im  Bernardo-Bach. 

*  —    rividorum  F.,  brachyptere  Form,  2  ebenda. 

üydrometra  stagnorum  L.,  gemein  in  der  Mündung  des  Martino-Baches. 
Gerris  najas  Dej.,  nicht  selten  im  Lorenzo-  und  M<atino-Bache. 

—  gibbifera  Schum.,  häufig  im  Foce-Bach. 

yabis  laiiventris  Boh.,  häufig  unter  Steinen  und  im  Oesiebe. 

*  —    capsiformis  Germ.,  2. 
~    fertis  L.,  2. 

*AUaeorhpnchu8  flampes  Fieb.,  2. 

Pyraies  hybridus  Scop.,  ziemlich  häufig  auf  Opuntien  und  unter  Steinen. 
*Oncocq)haiu8  spec,  oft  Larven  unter  grösseren  Steinen  der  Terrassen. 

G>rani45  spec.,  1  Ijarve  ebenda. 

Beduvius  spec.,  1  Larve  ebenda. 
*CardiasiethiAs  nazarenus  Beut.,  selten. 
^Brachysteles  parvicornis  Costa,  häutig. 

Triphleps  mintäa  L.,  häufig. 

—  nigra  WolfT,  selten. 

—  —     var.  üllrichii  Fieb.,  häufig. 
ÄfUhocoris  nemorcUis  F.,  1. 
Lyctocoris  campestris  F.,  häufig. 
Miris  Jaevigaius  L.,  häufig. 
Notostira  erratica  L.,  1. 
Camptobrochis  ptmcitdata  Fall.,  selten. 
Liocoris  tripustulaius  F.,  häufig. 
Orthops  Kalmii  L,  häufig. 

—  cervinus  H.-S.,  1. 
*Dicyphus  hyalinipennis  Elg,  selten. 

—  anntäahis  Wolff,  2. 
Macrolophtis  nubiltis  H.-S.,  2. 

*Lobops  minor  Costa,  sehr  häufig  gekätschert 

Nepa  cinerea  L.,  2  im  Lorenzo-Bach. 
*Notonecta  glauca  var.  umbrina  Germ.,  in  allen  Bächen. 

Corixa  Fabricii  Fieb.,  selten  im  Lorenzo-Bache. 

*  —    transversa  Fieb.,  1  ebenda. 

Cicaden:  13. 

*Hyrteropterum  immaculatum  F.,  1. 

^Tettigome^a  Barani  Sign.,  über  ein  Dutzend  Stücke  in  unter  Steinen 
auf  den  Terrassen  befindlichen  Nestern  von  Crematogaster  sordidtda 
Nyl.,  ein  einzelnes  ertrunken  in  einem  Tümpel  eines  Steinbruches. 
Soviel  mir  bekannt,  ist  es  ebenso  neu,  dass  T.  Barani  bei  Ameisen 
haust,  wie  dass  Cr.  sordidula  Gäste  hegt.  Wenn  das  Nest  blossgelegt 
wurde,  suchten  die  Ameisen  die  Cicaden  schleunigst  in  die  Innern 
Gänge  zu  zerren.  Andr6  kannte  1874  bereits  6  Tettigometra^  die  bei 
Ameisen  leben,  worunter  die  von  v.  Heyden  sen.  bei  Frankfurt 
a.  M.  beobachtete  T.  atra.   Aus  Italien  hat  schon  Delpino  mitgetheilt, 


44 

dass  Camponotus  pubescens  der  Larve  von  Tettigometra  virescens  des 
Zuckersaftes  halber  nachgehe.  Vielleicht  geht  auf  solche  Gemeinschaft 
der  Ausspruch  des  Theokrit:  „Die  Cicade  ist  der  Ameise  Freundin 
und  die  Ameise  die  der  Cicade/' 

*Tettigometra  griseola  Sign.  var.  bimactdcUa  Pieb.,  1. 
Ptydtis  spumarius  L.,  2. 
ühpa  trivia  Germ.,  1. 
AgaUia  venosa  Fall.,  häufig. 
Äcocephalus  albifrons  L,  1. 
Aihysantis  obscureUus  Eb.,  selten. 

—  plebejtis  Zett,  selten. 

—  prasinus  Fall.,  1. 
*Eupteryx  andaiusiaca  Ferr.,  selten. 

—  urticae  F,  1. 

Alebra  albostridla  Fall.,  selten. 

Aderflflgler:  31. 

Anthophila:  5. 

Apis  meüifica  L 
Xylocopa  indacea  Scop.,  häufig. 
Anthrqphora  retusa  L. 
Andrena  fulvicrus  Kirb. 
Encera  Icmgkornis  L. 

Sphegidae:  1. 
*Pelopaeus  spirifex  L. 

Vespidae:  3 

Vespa  crabro  L. 

PdUstes  gaUica  F.,  häufig. 

Odynerus  parietum  L. 

Formicidae:  16. 

^Camponotus  cmeniatas  Latr. 

—  I'^&esc^ns  F. 

—  sylvaiico-aefhiops  Fov. 

—  latercUis  Ol. 

—  mar^no^ftö  Latr.,  auch  in  Gängen  von  lermes  Itmftigtis,  Marshall 
sagt  in  seinen  zoolog.  Vorträgen  (Leben  und  Treiben  der  Ameisen) 
1889:  „Aehnliche  Beziehungen  (Parasitismus)  finden  wahrscheinlich 
in  den  Tropen  zwischen  einigen  Ameisen  und  Termiten  statt  Man  hat 
wenigstens  in  den  Nestern  der  letzteren  Ameisencolonien  angetroffen, 
welche  kaum  in  freundschaftlichem  Verhältniss  zu  ihren  Wirthen  stehen 
dürften.^^  Dasselbe  ist  nun  wohl  durch  meine  Funde  auch  für  das 
subtropische  Europa  wahrscheinlich  geworden. 

Jjosius  niger  L. 

—  emarginatvs  Latr.,  auch  bei  Termes  Itmfugus. 
PlagioUpis  pygmaea  Latr.,  auch  bei  Termes  luc^ugtis. 
Tapinoma  erraticum  Latr. 

Aphaenogaster  structor  Latr. 


45 

*Äphaenogaster  barbara  L  Das  tod  Eovats  behauptete  Auftreten  dieser  Art 
auf  den  Ofnerbergen  ist  zu  bezweifeln,  da  sie  Gust  Mayr  während 
5  Jahren  dort  vergeblich  gesucht  hat. 

—  subterranea  Latr. 

LepMharax  fuberum  Fabr.  var.,  auch  bei  Termes  lucifugus. 
*Pheidole  paüida  Nyl. 
*Cnemaiogaster  scuieüaris  Ol. 

*  —    sordidtda  Nyl.,  Wirth  von  TeUigometra  Barani  Sign. 

Mutillidae:  1. 
*Muiilla  Spinolae  Lep. 

Ichneumonidae:  5. 

Ichneumon  eondlis  Orav. 

*  —     campuiatorius  Orav.  Hüll. 

—  sedtdtis  Orav. 

—  scutdlator  Grav. 

Apantdes  fulvipes  HbX.  (nach  Herrn  Prof.  Eriechbaumer's  freundlicher 
Bestimmung),  entwickelte  sich  in  Massen  aus  Raupen  xonÄretiavUlica. 

Oradflflgler:  16. 

Forficularia:  2. 

*Änis6labis  moesta  Gen6. 
^Forficularia  pubescens  Gend 

Blattodea:  4. 

Ectobia  livida  F. 
*Lobopiera  decipiens  Germ. 

Periplaneta  orienialis  L. 

Blaäa  spec.,  eine  kleine  Art,  deren  gesammelte  Stücke  durch  Aus- 
trocknen  der  Spiritusflasche  unbestimmbar  geworden,  war  gemein 
unter  den  oberen  Steinen  der  Terrassenmauern,  besonders  der  Westseite. 

Mantodea:  1. 
Mantis  religiosa  L. 

Acridiodea:  5. 

Stenobothtis  biccHor  Sharp. 
^Epacromia  strepens  Latr. 
*Acridium  aegyptiacum  L. 
*Plai^hyma  Giornae  Rossi. 

TeUix  depressus  Bris. 

Gryllodea:  4. 

GryUus  campestris  L. 

*  —    deserius  Pall. 

—  domesücus  L. 

*  —    burdigalensis  Latr. 

Hassal  erwähnt  von  in  San  Bemo  beobachteten  Orthopteren  nur 
GryUotalpa  vulgaris^  die  ich  nicht  gesehen  habe.  L.  v.  Hey  den  fing 
bei  Bordighera  in  einem  in  den  Lehm  gegrabenen  fensterlosen  Eiskeller 
nn  den  Wänden  häufig  QryUomarpha  dalmaüna  Olskay. 


46 

Pseudonenroptera:  2. 

Etnhiidae:  1. 

*Embia  Solieri  Ramb.?  Larven,  welche  Dr.  Heller  dieser  bisher  nur  bei 
Marseille  und  Toulon  beobachteten  Art,  deren  entwickelte,  geflügelte 
Form  man  noch  nicht  kennt,  zuschreiben  zu  müssen  glaubt,  sind 
unter  grossen,  im  Lehm  der  Terrassen  etwas  eingesunkenen  Steinen 
bei  San  Bemo  recht  häufig.  Dr.  Er.  Haase  glaubte  die  Thiere  als 
„eine  der  ausgezeichneten  Beschreibung  Bambur's  durchaus  ent* 
sprechende  flügellose  Jugendform  von  E.  Savignyi  Westw,"  deaten 
zu  müssen,  welche  bisher  nur  aus  Aegypten  und  der  Gegend  von 
Athen  bekannt  war.  Hoffentlich  gelingt  es  mir  selbst  bald,  durch 
Gewinnung  von  frischem  und  mehr  entwickeltem  Materiale  die  Frage 
zu  lösen  und  unseren  Sammlungen  das  in  ihnen  noch  seltene  Thier 
zugänglicher  zu  machen. 

Termitidae':  1. 

*Temies  lucifugus  Latr.  Die  bisher  an  der  italienischen  Riviera  unbe- 
kannten, auch  in  dem  Almanacco  per  Tagricoltore  ligure  von  Lan- 
terni  (1889)  nicht  erwähnten  Termiten  wurden  von  mir  im  Spät- 
herbst 1883  in  einem  Feigenbaume  am  unteren  Berigo-Wege  und  bald 
darauf  auch  von  Dr.  Luc.  v.  Heyden  bei  Bordighera  in  Oelbäumen 
aufgefunden.  Im  Winter  von  1888  zu  1889  beobachtete  ich  sie 
zuerst  in  einem  Feigenbaume  am  Beragallo,  dann  in  einem  solchen 
an  der  Steillehne,  die  von  CoUa  nach  Ospedaletti  abfallt,  und  endlich 
in  mehreren  Limonenbäumen  und  einem  alten  Feigenbäume  im  Neben- 
garten des  Hotel  de  Nice;  in  letzterem  hatte  ich  sie  nicht  vennuthet, 
weil  an  der  Oberfläche  des  entrindeten  Holzes  und  an  dessen  Löchern 
nie  Termiten,  dagegen  oft  Ameisen  sich  zeigten.  Als  ich  aber  das 
Holz  aufbrach,  wimmelten  die  zahllosen  Gänge  von  Termiten  und 
zwar  von  massenhaft  vorhaDdenen  Arbeitern,  weniger  häufigen  Krie- 
gern und  wenigen  dunkelbraunen  mit  Flügelstummeln  begabten  Stücken, 
die  Battista  Grassi  nach  seinen  Beobachtungen  in  Sicilien  als 
Complement-Könige  und  -Königinnen  ansieht.  —  Ich  zeigte  ligurischen 
Frauen  Termiten  und  erfuhr  so  von  ihnen,  dass  diese  bei  Remo  auch 
in  Oelbäumen  vorkommen;  augenscheinlich  kennen  aber  die  Bewohner 
der  Biviera  die  schwere  Gefahr  nicht,  die  ihren  Baum  pflanz  ungen 
von  diesem  aus  dem  Süden  eingewanderten  Feinde  droht.  In  den 
Gängen  fand  ich  zahhreich  Choerorrhinus,  in  geringerer  Zahl  die 
Ameisen  Camponotus  marginattis,  Lasius  emarginaitis,  Plagiolepis 
pygmaea,  LeptotJiorax  tuberum  und  verschiedene  Insectenlarven,  sowie 
eine  Tarentula  albofasciata. 

Arachniden:  143. 

Bearbeitet  von  Prof.  Dr.  Ph.  Bert  kau. 

Die  Zahl  der  gesammelten  Arachnidenarten  betrug  143,  von  denen 
die  Mehrzahl  (126)  echte  Spinnen  sind.  Beichlich  ein  Drittel  der  Gesammt- 
zahl  der  Arten  ist  ein  Bewohner  der  Mittelmeerländer,  entweder  in  ihrer 
ganzen  Ausdehnung  oder  der  Küstenländer  des  westlichen  Mittelmeer- 
beckens; einige  wenige  sind  nach  unseren  jetzigen  Kenntnissen  auf  den 
südöstlichen   Theil   Frankreichs   oder   Norditilien   beschränkt.     Fast  zwei 


47 

Drittel  der  Arten  sind  aacb  in  Mitteleuropa,  zum  Theil  bis  Nordeuropa 
yerbreitet,  und  es  scheint,  dass  diese  Arten  in  San  Bemo  in  der  Zeit- 
dauer ihrer  Entwickeluog  (mindestens  2  Jahre)  und  dem  Eintreten  der 
Geschlechtsreife  von  ihren  nördlich  lebenden  Genossen  nicht  erheblich 
abweichen. 

Neue  Arten  waren  nicht  zu  beschreiben,  da  die  Franzosen  im 
ligmischen  Gebiete  viel  gesammelt  haben  und  einige  Species  in  den  letzten 
Jahren  durch  E.Simon  veröffentlicht  worden  sind;  es  sind  aber  mehrere 
Arten  in  der  Sammlung,  für  deren  geographische  Verbreitung  ihr  Yor- 
kommen  bei  San  Remo  bemerkenswerth  ist  Von  Tegenaria  (Histopana) 
debüis  Thor,  ist  hier  das  Männchen  zum  ersten  Male  bekannt  gemacht 

Acarina:  2. 
Gamasidae:  1. 

Uropoda  öbscura  (Koch)  Berlese;  häufig  unter  Steinen  und  im  Gesiebe. 

Trombidiadae:  1. 
Tromhidiutn  hdosericeum  L.,  7. 

Opiliones:  6. 

Phalangodidae:  1. 

^Phulungodes  terricola  E.  Simon,  5  Stücke  dieser  bisher  von  Korsika  und 
Algier  bekannten  kleinen  Art 

Phalangiadae:  3. 

*LicbuniMn  Dariae  Canestrini,  10.     In   Spanien,  Frankreich    und   Italien 

vorkommend. 
*  —    süvaticum  E.  Simon,  1.     Nach  Simon  findet  sich  die  Art  in  kleinen 

Gesellschaften  unter  Moos,  Reisig,  alten  Baumstümpfen  in  verschiedenen 

Theilen  Frankreichs. 
*Acantholoph%As  Seoanei  E.  Simon,  1.     Wird  von   Simon   aus   den   Kan- 

tabrischen  Pyrenaeen  (b.  Perrol)  angegeben. 

Trogulidae:  2, 

Trogtdus  tricarinatus  L.,  1.     In  Deutschland  verbreitet;  Frankreich. 
^AnelasniocqphaltAs  ptmUus   E.   Simon,    1    Stück   dieser   kleinen   Art,    die 
Simon  von  Korsika  bekannt  machte. 

Ghernetina:  8. 
Cheliferidae:  8. 

*Ch€lifer  lacertosus  L   Koch,  1.    Aus  Südfrankreich  und  Korsika  gemeldet. 

—  peculiaris  L  Koch,  3.  Scheint  dem  Süden  Europas  und  Nordafrika 
anzugehören  und  ist  aus  der  Schweiz,  verschiedenen  Orten  Frankreichs 
und  Algier  bekannt 

—  cimicoides  F.,  einige  Stücke.     Durch  ganz  Europa  verbreitet. 
*Garypu8  minor  L.  Koch,   zahlreiche   Stücke.     Aus   Korsika   und   Algier 

bereits  bekannt.   ' 
Obisium  muscorum  Leach,  5.     Kommt  auch   in   Holland,   Deutschland, 
Oesterreich  und  der  Schweiz  vor. 

—  lubricum  L  Koch,  2.  In  England,  Frankreich,  Oesterreich,  Italien, 
Algier  und  Marokko  vorkommend. 


* 


48 

Chihonius  orthodadylus  Leach,  6.    Diese  seltene  Art  findet  sich  gleich 
ihren  Gattungsgenossen  unter  Steinen  und  Moos  und  wird  aus  Franken, 
Frankreich  und  Italien  gemeldet 
—    microphtJudmus  E.  Simon.  2  von  San  Remo  mitgebrachte  Gherne- 
tiden  ziehe  ich  zu  dieser  als  Grottenbewohner  bekannten  Art. 


Scorpiones:  1. 

Ischnuridae:  1. 

"^Euscorpias  carpathicus  L.  Eine  sehr  grosse  Anzahl  von  Exemplaren  in 
verschiedenen  Altersstufen.  Die  Art  ist  in  Spanien ,  Frankreich, 
Italien,  Ungarn  und  der  Türkei  verbreitet  und  bewohnt  das  Gebirge. 
(Fand  sich  häufig  unter  Steinen,  besonders  den  obersten  Deckplatten 
der  Terrassenmauern,  hie  und  da  auch  in  hohlen  Bäumen.  Nur 
einmal  wurde  Ende  März  auf  dem  Wege  zum  Monte-Bignone-Gipfel 
in  etwa  IQOO  m  Höhe  ein  Scorpion  am  Tage  frei  laufend  gesehen. 
Die  Versuche,  Scorpione  durch  Feuerringe  zum  Selbstmord  zu  be- 
wegen, erwiesen  sich,  wie  erwartet,  als  vergeblich.  Kleinere  Scorpione 
und  Chrysomela  americana  wurden  mit  den  Scheeren  und  Kiefern 
gepackt  und  ausgesaugt,  eine  Anwendung  des  Stachels  zum  Tödten 
der  Beute  konnte  auffallenderweise  nicht  beobachtet  werden.     0.  S.) 

Araneae:  126. 

Ctenizidae:  1. 

^Neniesia  Sauvagesii  Dorthös.  3  junge,  aber  zwei  verschiedenen  Alters- 
stufen angehörende  Stücke.  Die  Art  ist  aus  Südfrankreich  und  Italien 
bekannt  und  wird  in  Ungarn  durch  N.  pannonica  vertreten. 

Dysderidae:  5. 

*Dysd€ra  provinciaiis  E.  Simon.  Zahlreiche  vom  Autor  selbst  bestimmte 
Stücke  beiderlei  Geschlechts  dieser  Art,  die  Simon  von  Isle  de  Por- 
querolles  beschrieb. 
Segestria  senoculata  L.,  1  Weibchen.  Wohl  über  ganz  Europa  verbreitet, 
scheint  aber  in  Nord-  und  Mitteleuropa  häufiger  zu  sein  als  im  Süden, 
wo  die  folgende  Art  an  ihre  Stelle  tritt 
—  florentina  Bossi.  Je  1  geschlechtsreifes  Stück  beiderlei  Geschlechts 
und  mehrere  jugendliche.  Eine  mehr  südliche  Art,  deren  von  Schnur 
gemeldetes  Vorkommen  bei  Trier  zweifelhaft  ist  und  vielleicht  auf 
einer  Verwechselung  mit  S.  havarica  beruht;  vgl.  Bertkau:  Ver- 
zeichn.  der  Spinnen  .  . .  Bonns  in  Verhdl.  des  Naturh.  Ver.  der  preuss. 
Eheini.  u.  Westf.,  1880,  S.  222. 

*Oamasomofpha  loricata  E.  Simon.  12  Stück  dieser  kleinen,  am  Hinter- 
leibe mit  einem  hornigen  Rücken-  und  Bauchschilde  bedeckten  Art 
L.  V.  Hey  den  sammelte  sie  auch  bei  Bordighera.  Simon  beschrieb 
sie  von  Vauclnse. 
Oonops  pulcher  Templeton.  2  Bruchstücke:  ein  ganz  seiner  Beine 
beraubtes  Weibchen  und  ein  Cephalothorax.  Diese  Art  hat  eine 
weitere  Verbreitung,  da  sie  bereits  aus  England,  Holland,  Deutsch- 
land und  Italien  nachgewiesen  ist  L.  v.  Heyden  fand  sie  bei  Bor- 
dighera. 


49 

Attidae:  20. 

Epädmmm  cingtdatum  Panz.,  1  erwachsenes  Weibchen. 
— '  scenicum  Clerck,   1  desgl.     In   ganz  Europa,   Nordafrika,   Madeira; 
auch  Nordamerika. 

—  zebraneum  C.  L  Koch,  1  desgl. 

^Dendrffphantes  nidicolens  Walckenaer.  4  junge  Stücke.  Die  Art  scheint 
im  ganzen  Mittelmeergebiete  vorzukommen  und  ist  aus  Spanien, 
Frankreich,  Italien,  Griechenland,  Syrien  und  Algier  bekannt 

^Cyrha  algerina  Lucas.  Ueber  20  Stück  beiderlei  Geschlechts,  aber  vor- 
wiegend Weibchen.  Die  Art  ist  in  allen  Mittelmeerländern  verbreitet 
und  an  trockenen,  sandigen  Stellen  gemein;  nach  Norden  scheint  sie 
über  Norditalien  und  Südfrankreich  hinaus  nicht  vorzudringen. 
Thor  eil  erhielt  sie  auch  aus  Sumatra  (Siboga)  und  giebt  ihre  Ver- 
breitung durch  Turkestan,  Indien,  Birma  an. 
Philaeus  chrysops  Foda,  1  junges  Weibchen.  Eine  entschieden  südliche 
Art,  die  in  Italien,  Südfrankreich,  Südtirol  (Eisackthal,  auch  im  Alir- 
thal  bei  Taufers)  häufig,  schon  in  Nordfrankreich  und  Süddeutsch- 
land aber  selten  vorkommt.  Nach  Grube 's,  von  Thoreli,  wie  es  scheint, 
nicht  bezweifelten  Angabe  findet  sie  sich  auch  in  den  Ostseeprovinzen ; 
ihr  Vorkommen  in  Schweden  scheint  aber  nicht  vollständig  verbürgt 
zu  sein.  Menge's  gleichnamige  Art  ist  eine  von  unserer  Spinne  ver- 
schiedene, wie  Menge  selbst  schon  vermuthete. 

—  bicolor  Walckenaer,  1  Weibchen. 

Helhphanus  cu^treus  Walck.  5  junge  Exemplare  eines  Heliophanus  ziehe 
ich  zu  dieser  häufigen  und  verbreiteten  Art,  mit  der  dieselben  in  der 
Färbung  übereinstimmen ;  bei  der  grossen  Aehnlichkeit  der  Heliophanus^ 
Arten  and  bei  der  ünzuverlässigkeit  der  nur  von  der  Färbung  her- 
genommenen Merkmale  bleibt  freilich  die  Bestimmung  jugendlicher 
Stücke  immer  unsicher. 

—  armaius  E.  Simon,  6  jugendliche  Stücke,  lieber  die  Sicherheit  der 
Benennung  gilt  dasselbe  wie  bei  voriger  Art. 

^Inus  strüUtis  Walck.,  8  Stücke  dieser  in  Südfrankreich  verbreiteten  und 
häufigen  Art. 

^Mcnemerus  semümbatus  Hahn,  1  Männchen  und  2  Weibchen.  Die  Art 
ist,  wie  die  verschiedenen  ihr  von  Lucas,  C.  L.  Koch  und  Blackwall 
gegebenen  Namen  beweisen,  im  Mittelmeergebiet  verbreitet  und  häutig: 
bekannt  ist  sie  aus  Spanien,  Italien,  Korsika,  Korfu^  Griechenland 
und  Algier 
PrJlenes  Beddii  E.  Simon,  1  Weibchen  dieser  schönen  Art,  die  Simon 
von  Digne,  Her  man  aus  Ungarn  beschrieb;  ich  fand  sie  wiederholt 
im  Mainzer  Becken  bei  Ingelheim. 

*Ergane  jucunda  (Lucas)  E.  Simon.  7  Stück  dieser  in  Spanien,  Süd- 
frankreich, Italien,  Algier,  Griechenland  und  Syrien  verbreiteten  Art. 

—  arcuata  Clerck.  15  junge  Spinnen  dieser  Gattung  ziehe  ich  nach 
der  Färbung  zu  dieser  Art ,  die  wohl  über  ganz  Europa  verbreitet 
ist  und  sich  bei  uns  mit  Vorliebe  auf  Sumpfwiesen  aufhält.  Die 
Geschlechtsreife  der  Art  tritt  im  Juli  ein. 

Aifiis  terebratus  Clerck,  ein  junges  Männchen.  Diese  Art  scheint  mehr 
dem  Norden  anzugehören  und  im  Süden  erst  wieder  in  den  Alpen 
häufiger  aufzutreten.     In  Schweden,  Norddeutschland  scheint  sie  nicht 


50 

selten  zu  sein;  in  Frankreich  tritt  sie  nur  spärlich  auf;  aus  West- 
deutschland ist  sie  mir  nicht  bekannt,  dagegen  fand  ich  sie  zahlreich 
an  Pfosten  und  Geländern  im  Oberengadin  und  im  Stubaithäl  bei 
Neustift  in  1000  m  Höhe  tt.  M. 

*Phlegra  Bresnieri  Lucas,  6  Stück,  worunter  2  entwickelte  Männchen. 
In  der  ganzen  Mittelmeerregion  verbreitet. 

*SaUis  barUpes  E.  Simon.  Zahlreiche,  zum  Theil  auch  erwachsene  Stücke 
dieser  über  Spanien,  Frankreich,  Italien  und  Südrussland  verbreiteten 
Art,  die  v.  Hey  den  im  Winter  auch  bei  Bordighera  sammelte. 

*Euaphrys  gambosa  E.  Simon,  6.  Bereits  von  Nizza  gemeldet,  auch 
sonst  in  Südfrankreich,  in  Spanien,  Marokko,  Sicilien  und  Syrien 
gefunden. 
Neon  retictäatus  Blackwall,  6.  Diese  Art  lebt  bekanntlich  am  Boden, 
unter  Laub  und  Moos,  und  kann  namentlich  im  Winter  nur  durch 
Aufkratzen  des  Mooses  gefunden  werden. 
BaMus  depresstis  Walck.,  26  Stück,  worunter  einige  geschlechtsreife  Männ- 
chen, welche  jedenfalls  gegen  Ende  des  Aufenthalts  in  San  Remo  gesam- 
melt sind,  da  Simon  auch  für  Frankreich  den  Mai  als  den  frühesten 
Termin  für  das  Eintreten  der  Geschlechtsreife  bezeichnet.  Die  Art 
wurde  auch  von  v.  Hey  den  bei  Bordighera  erbeutet  und  ist  bei  uns 
nicht  selten. 

Thomisidae:  13. 

Arianes  margaritatus  Clerck.  1  junges  Weibchen  dieser  verbreiteten  und 
namentlich  in  Kieferwäldern  häufigen  Art. 

Philodromtis  aureohis  Clerck,  1  junges  Weibchen.  In  ganz  Europa  ver- 
breitet und  häufig. 

Tmarus  piger  Walck.,  1  junges  Weibchen.  Die  Geschlechtsreife  der  Art 
tritt  bei  uns  im  Mai  ein. 

Synema  globosa  F.  üeber  20  Stücke,  von  denen  keines  geschlechtsreif  ist, 
wie  denn  auch  bei  uns  die  Geschlechtsreife  dieser  Art  erst  im  Mai 
eintritt,  lieber  ganz  Europa  mit  Ausnahme  von  Grossbritannien  und 
Schweden,  durch  Sibirien  bis  China  und  in  Nordafrika  verbreitet  und 
in  manchen  Gegenden  Deutschlands  häufig. 

Ileriaeus  hirsuttis  Walck.  Nur  1  jugendliches  Stück  dieser  aus  den 
Pyrenäen,  Frankreich  und  Südtyrol  bekannten,  von  mir  auch  am 
Bochusberge  bei  Bingen  nachgewiesenen  Art. 

Misumena  vatia  Clerck.  10  ganz  junge,  jedenfalls  aus  Eiern  des  vorher- 
gegangenen Sommers  geschlüpfte  Stücke. 

Thomisus  onustus  Walck.,  2  ganz  junge  Exemplare,  Brut  des  vorigen 
Sommers.  In  den  Mittelmeerländern  verbreitet  und  häufig,  in  Mittel- 
europa nur  an  einzelnen  Stellen  und  selten  (Rheinbrohl  im  Rhein- 
thal, Bingen,  Frankfurt  a.  M.).  P.  Pavesi  führt  diese  Art  (Studi 
sugli  Aracoidi  Africani;  I,  Arach.  di  Tunisia,  Ann.  Mus.  Civ.  Genov. 
XV,  p.  365)  fide  Thorell  als  Th.  albus  (Aranea  alba)  GmeL  auf 
Die  Beschreibung  Gmelin's  (Linn6,  Syst.  nat.  ed.  XIII,  I,  5,  S.  2961): 
„Alba,  basi  abdominis  depressa  bicorni,  apice  globoso ,"  sowie  ferner 
die  Angabe  „sub  arborum  cortice,  abdomine  punctis  impressis  5^' 
passt  schlecht  auf  unsere  Art.  Die  dort  angeführte  Abbildung  in 
Lepechin  it  I,  T.  20,  Fig.  1,  habe  ich  nicht  vergleichen  können. 


51 

0.ryptila  scahrictda  Westring.  Nur  1  Weibchen,  v.  Heyden  sammelte 
die  Art  bei  Bordighera. 

—  nigrita  Thoreil.  Zahlreiche  Weibchen  dieser  verbreiteten  und  nicht 
seltenen  Art. 

Xysiicus  Kochii  Thor.,  6  Männchen,  worunter  3  entwickelte,  und  8 
Weibchen.  Die  entwickelten  Männchen  sind  wohl  gegen  Ende  des 
Aufenthaltes  gesammelt ;  bei  uns  finden  sich  die  geschlecbtsreifen  Thiere 
dieser  und  der  vorhergehenden  Art  von  Anfang  Mai  an. 

—  cristaitis  Clerck,  6  Männchen,  worunter  1  geschlechtsreif,  und  8 
Weibchen.     Wohl  durch  ganz  Europa  verbreitet. 

*  —  desidiosus  E.  Simon,  1  Weibchen.  Simon  beschrieb  die  Art  von 
Korsika. 

—  fuscus  C.  L.  Koch.  16  Weibchen  dieser  auch  in  Deutschland 
vorkommenden ,  im  Süden  aber  jedenfalls  häufigeren  Art.  Ich  sam- 
melte sie  wiederholt  in  Nord-  und  Südtyrol;  v.  Heyden  fand  sie  in 
Bordighera;  A.  Koenig  brachte  2  Weibchen  aus  Tunis  mit. 

Sparassidae:  3. 

^Micrommata  ligurina  C.  L.  Koch.  6  junge  Stücke  dieser  in  Italien,  Frank- 
reich und  Spanien  verbreiteten  Alt  Die  Exemplare  gehören  2  Alters- 
stufen an,  was  als  Beweis  dienen  kann  dafür,  dass  diese  Art  gleich 
unserer  M.  Hresrens  mindestens  zwei  Jahre  zu  ihrer  Ent Wickelung 
braucht. 

—  virescens  Clerck,  1  Weibchen,  üeber  ganz  Mittel-  und  Nordeuropa 
verbreitet  und  von  v.  Heyden  bei  Bordighera  nachgewiesen. 

*!^}*arassus  spongitarsis  K  Dufour,  9,  darunter  ein  erwachsenes  und  ein 
Männchen  mit  angeschwollenen  Tastern.  In  den  westlichen  Mittel- 
meerländem  verbreitet. 

Anyphaenidae:  1. 

Anyphaena  accentuaUi  Walck.  18  junge  Exemplare  beiderlei  Geschlechts; 
die  Geschlechtsreife  scheint  demnach  bei  dieser  Art  im  Süden  zu  der- 
selben Zeit  einzutreten  wie  bei  uns  (Mai).  In  ganz  Europa  in  Ge- 
büsch wohl  nirgends  selten. 

Drassidae:  22. 

AphantauUix  trimaculatus  E.  Simon,  1  junges  Weibchen.  Simon 
machte  diese  Art  1878  bekannt  und  erwähnt  ihr  Vorkommen  von 
Morbihan,  Ile  de  Rä,  Cantal,  Lot-et-Garonne;  in  Morbihan  fand  er  sie 
vorzüglich  auf  Ulex  etiropaeus.  Ich  fand  die  Art  auch  bei  Bonn 
(neu  für  Deutschland). 

Prosthesima  oblanga  C.  L.  Koch.  3  Männchen  und  8  Weibchen  dieser 
von  L.  Koch  aus  Dalmatien,  den  Salzburger  und  Tiroler  Alpen  und 
von  Meran  angegebenen  Art.  Simon,  der  das  Männchen  als  noch 
,4nconnu"  bezeidmet,  führt  sie  von  mehreren  Punkten  der  Basses 
Alpes  an.  L  Koch 's  Abbildung  des  männlichen  Tasters  in  Seiten- 
ansicht (vergl.  Die  Arachniden,  VI,  Tab.  VII,  Fig.  105)  ist  zu  klein 
gehalten,  um  zur  Erkennung  der  Art  wesentlich  beitragen  zu  können; 
charakteristisch  ist  an  der  Aussenseite  des  Bulbus,  in  der  oberen 
Hälfte,  ein  breites,  dicht  mit  Borsten  besetztes  Band. 


52 

*Prosthesima  elecia  C.  L.  Koch.  1  junges  Männchen  gehört  nach  der  Färbung 
der  Beine  zu  dieser  Art,  die  v.  Hey  den  auch  bei  Bordighera  erbeutete. 

*  —     Carmeli  0.  P.  Cambridge,  3  junge  Weibchen.   Cambridge  beschrieb 

diese  Art  vom  Berge  Karmel,  Canestrini  (unter  dem  Namen  Melarup- 
phora  latipes)  aus  Italien;  Simon  giebt  sie  aus  Spanien  und  Frank- 
reich (Gers;  Marseille;  Var;  Aude;  Korsika)  an;  sie  scheint  demnach 
im  Mittelmeergebiete  eine  weite  Verbreitung  zu  haben. 

*  —     hinuiculata  C.    L.  Koch.    Koch    beschrieb    die    Art  aus  Griechen- 

land; 0.  Her  man  erwähnt  sie  aus  Ungarn  (Pancsova)  als  Frühjahrsform 
auf  Urtica \  weiter  westlich  scheint  sie  bisher  nicht  gefunden  zu  sein. 
0.  Herman  verweist  die  Art  indirect  durch  seinen  Vergleich  mit 
Poec,  conspicua  in  die  Gattung  Poecilochroa. 
*Ppthonissa  e^jcomata  C.  L.  Koch,  üeber  40  junge  Stücke,  die  im  Sammel- 
glase ihre  schöne  Schuppenbekleidung  zum  grössten  Theile  einbüssten. 
Die  Art  scheint  im  ganzen  Mittelmeergebiet  verbreitet  und  häufig  zu 
sein:  Sahara,  Griechenland,  Südtyrol,  Korsika,  Frankreich.  0.  Herman 
führt  sie  aus  Ungarn  an. 

—  spec.  1  Männchen  mit  angeschwollenen  Tastern  gehört  einer  an- 
deren, grau  gefärbten  Art  an,  die  ich  nicht  näher  zu  benennen  vermag. 

*Gnaphosa  alacris  E.  Simon.  5  junge  Stücke  einer  Chiaphosa  scheinen 
mir  zu  der  genannten  Art  zu  gehören,  doch  ist  die  Bestimmung  nicht 
ganz  sicher.  Simon  führt  Gn.  alacris  aus  den  Pyrenäen  und  Korsika 
an;  auf  letzterer  Insel  ist  sie  bei  Ajaccio  sehr  häufig. 

*DrassiAs  v^Uitor  L.  Koch,  3  Weibchen.  Aus  Spanien,  Südfrankreich,  Dal- 
matien,  Sicilien  und  Algier  (Oase  Biskra)  gemeldet 

—  retustis  E.  Simon.  Nur  1  Weibchen  dieser,  wie  es  scheint,  seltenen 
Art,   die  bisher   aus  Frankreich  und  der  Bbeinprovinz    bekannt  war. 

*  —     maceUmus  Thor,  (kebes  Cambridge,  niaceUinus  Simon).  5  Exemplare 

von  denen  aber  nur  1  Männchen  geschlechtsreif;  sie  gehören  alle  der 
kleineren  Varietät  an.  Thoreil  beschrieb  die  Art  nach  Stücken, 
die  er  bei  Nizza  unter  Steinen  gefunden  hatte  und  giebt  dabei  an: 
vielleicht  auch  bei  Kissingen.  Nach  Simon  im  Süden  Frankreichs 
verbreitet. 

—  Heeri  P.  Pavesi,  4  ausgewachsene  Weibchen.  In  Frankreich,  Nord- 
italien  und  der  Schweiz,  aber  auch  in  der  Kheinprovinz. 

*Chiraca7i(hiuni  Seidlitzii  L.  Koch.  2  junge  Stücke  von  Chir.  ziehe  ich 
nach  der  Färbung,  Augenstellung  und  Bestachelung  der  Beine  zu 
obengenannter  Art,  die  dem  Süden  Europas  angehört. 

—  Mildei  L.  Koch,  7  Stücke,  die  alle  noch  nicht  die  letzte  Häutung 
überstanden  haben;  nach  Simon  finden  sich  die  geschlechtsreifen  Exem- 
plare im  Juni  auf  Gebüsch.  Eine  südeuropäische  Art,  die  in  Spanien, 
Frankreich,  Italien,  der  Türkei,  Syrien  und  Algier  aufgefunden  ist 

Clubiona  hrevipes  Blackw.    1  Männchen  dieser  namentlich  in  Nord-  und 
Mitteleuropa  auf  Eichengebüsch  häufigen  Art. 

—  terrestris  Westr.,  1   Weibchen. 

*  —    parvula  Luc,  1  Weibchen  dieser  südeuropäischen  Art. 

—  decora  Blackw.  12  Stück,  darunter  ein  erwachsenes  Männchen.  Hin- 
sichtlich dieser  Art,  die  von  Simon  aus  Frankreich  nicht  angegeben 
wird,  hatte  ich  lange  Zweifel,  indem  ich  an  die  Möglichkeit  dachte, 
dass  sie  mit  der  vorhergehenden  identisch  sein  könnte;  diese  Zweifel 


53 

sind  aber  duh,  da  ich  auch  Cl.  parvuUi  kennen  gelernt  habe,  gehoben. 

Die  Art  war  bisher  aus  der  Schweiz,   von  Madeira  und  dem  Bhein- 

und  Moseltbal  angegeben. 
Ztrra  spimmana  C.  L.  Koch.     1  Weibchen   der   bei   uns   am  Boden  der 

Gebüsche  häufigen  Art. 
Vhnirolithtis  minimtis  C.  L.  Eoch.     4  noch  nicht  ganz  entwickelte  Stücke 

dieser  in  Frankreich  und  Deutschland  verbreiteten  Art. 
*Ägri)€ca  lineata  E.  Simon,   2  junge  Exemplare.     Simon  machte  die  Art 

von  Korsika  bekannt. 

*  —     hjcosifonnis  Cambridge?    Es  liegen  mir  13  Stück  einer  Agroeca  vor, 

die  ich  zu  dieser  Art  ziehe,  mit  der  die  Augenstellung  (hintere  Reihe 
gerade!)  und  Färbung  übereinstimmt;  da  sammtliche  Exemplare  noch 
nicht  entwickelt  sind,  so  ist  die  Bestimmung  freilich  nicht  ganz  zuver- 
lässig.  Die  Art  war  bisher  nur  aus  Syrien,  Sizilien  und  Algier  bekannt. 

Lycosidae:  9. 

Oxyopes  ramosus  Panz.,  1  junges  Weibchen. 

Ocycde  mirabilis   Clerck.     Mehrere  junge   Stücke   dieser   fast   kosmopo- 
litischen^ von  V.  Hey  den  auch  bei  Bordighera  beobachteten  Art. 

Trochosa  tenncohi  Thor.,  13  Stück  dieser  weit  verbreiteten  und  häufigen 

Art,  die  v.  Heyden  auch  bei  Bordighera  fand. 
*Tnrentula  Simonis  Thor.,  2  unentwickelte  Tbiere,  daher  die  Bestimmung 
nicht  ganz  unzweifelhaft.     Simon   giebt  die  Art  von  Digne  (Basses 
Alpes)  und  Evscorial  (Spanien)  an. 

*  —     albofasciata  (Brull6)  E.  Simon,  24,  darunter  ein  altes  Männchen  in 

einem  Termitenbau.    Im  ganzen  Mittelmeergebiete  verbreitet  und  häufig. 
Lycosa  hortensis  Thor.     Zahlreiche  unausgewachsene  Stücke  einer  Lycosa 
gehören  zu  dieser  oder  einer  nahe  verwandten  Art 

—  nigriceps  Thor.,  1  junges  Weibchen. 

—  morosa  L  Koch,  1  Weibchen. 

—  amentata  Clerck,  1  entwickeltes  Männchen, 

Ägalenidae:  8, 

*Tf\vtrix  coarctata  L.  Dufour,  16  Stück,  von  v.  Heyden  auch  bei  Bordighera 
gesammelt.  Die  Art  ist  im  ganzen  westlichen  Südeuropa  verbreitet 
und  häufig.  P.  Pavesi  führt  sie  auch  aus  Algier,  Tunis,  Aegypten 
und  Abessinien  an. 
Tegenaria  campestris  C.  L.  Koch,  1  junges  Weibchen  der  in  ganz  Mittel- 
europa verbreiteten  Art. 

—  domestica  Clerck,  1.  Die  Art  lebt  in  Häusern,  in  Mittel-  und  Nord- 
europa; fehlt  in  England.  Im  Süden  wird  sie  allmählich  durch  T, 
parietina  ersetzt 

*  —    pagana  C.  L.  Koch,  2  Weibchen.     Die  Art  scheint  dem  Südwesten 

Europas  anzugehören  (Pyrenäen,  Südfrankreich,  Korsika). 

*  —    palUdula  E.  Simon?    Nur  ein  unausgewachsenes  Stück,  deshalb  die 

Bestimmung  zweifelhaft.     Simon  beschrieb  die  Art  aus  den  Pyrenäen. 

*  —    parietina  (Fourcroy)  E.  Simon.  1  Stück  dieser  südeuropäischen  aber 

auch  schon  in  England  auftretenden,  langbeinigen  Art. 

—  silvestris  L.  Koch,  3  Weibchen.  Die  Art  ist  erst  von  wenigen  Punkten 
bekannt:  Nürnberg,  Paris,  Tirol.  Ich  selbst  fing  sie  mehrfach  bei 
Atzwang  im  Eisackthale. 


54 

*Tegen4iria  cMfilis  Thor.,  14  Exemplare,  darunter  mehrere  ausgewachsene 
Männchen.  Charakteristisch  für  den  Bulbus  ist  der  tief  gegabelte 
Fortsatz  an  seiner  Aussenseite,  der  das  Ende  des  Eindringers  auf- 
nimmt. Die  Art  war  bisher  von  Nizza  (Thorell)  und  Monaco  (Simon) 
bekannt,  aber  nur  das  Weibchen. 

Zoropsididae:  1. 

*Zoropsis  ochreata  C.  L.  Koch,  2  Weibchen.  Die  Art  ist  aus  Spanien, 
der  Provence,  Sicilien  und  Algier  bekannt;  in  Norditalien  scheint  sie 
noch  nicht  gefunden  zu  sein. 

Ä m a u r ohiada e :  3. 

*Anmurolnus  Erherii  Keyserling.  15,  worunter  einige  erwachsene.  Die 
Art  scheint  in  Südfrankreich  und  Italien  verbreitet  und  häufig  zu  sein. 

*  —  jugorum  L.  Koch,  4  Weibchen.  Koch  beschrieb  die  Art  aus  Tirol, 
wo  ich  sie  ebenfalls  bei  Atzwang  aufl'and;  nach  Pavesi  ist  sie  im 
Tessin  häufig;    Simon  erhielt  sie  auch  aus  der  Sierra  d'Bstrella. 

*Tit(inoeca  albom^cidafa  Lucas.  18  junge  Stücke  dieser  aus  Algier,  Italien, 
Korsika  und  Nizza  bekannten  Art.  Diese  jugendlichen  Stücke  haben 
eine  grosse  äusserliche  Aehnlichkeit  mit  Dkty^ia;  die  Beschaffenheit 
der  Tracheen  (4  einfache  Röhren)  überzeugten  mich  aber,  dass  sie 
zu  Titafweca  gehören. 

Dictynidae:  3. 

Dicfymi  flavescens  Walck.  4  unausgewachsene  Stücke  dieser  auf  Gebüsch 
lebenden  Art,  die  bei  uns  mit  Anfang  Mai  entwickelt  ist. 

—  viridissima  Walck.  Mehrere  Stücke  beiderlei  Geschlechts.  Die  Art 
tritt  bei  uns  namentlich  an  Spalieren  und  Kalthauspfianzeu  des  Gar- 
tens auf  und  ist  im  Spätsommer  bis  tief  in  den  Herbst  hinein  im  er- 
wachsenen Zustande  zu  finden. 

—  mcina  E.  Simon.  1  junges  Exemplar  einer  mir  unbekannten  Dictynu 
ziehe  ich  zu  dieser  Art,  mit  der  es  in  seiner  Färbung  übereinstimmt; 
Simon  beschreibt  sie  von  Korsika,  wo  sie  sich  im  Sommer  im  er- 
wachsenen Zustande  auf  Büschen  und  Hecken  findet. 

MictYphantidae:  2. 

*Pluesiocraerus  longicarpus  E.  Simon,  1  Männchen.  Simon  beschreibt  die 
Art  von  den  Seealpen  und  Ostpyrenäen,  wo  er  sie  im  September  in 
feuchtem  Moose  fand. 

*Lophocarentim  ineditum  Cambridge,  1  Männchen.  Die  Art  ist  von  ver- 
schiedenen Punkten  Südfrankreichs  und  so  auch  von  Nizza  bekannt. 

Scytodidae:  1. 

Si^iodes  thoracica  Latr.,  2  Weibchen.  Bei  uns  findet  sich  diese  Art  fa«t 
nur  in  Häusern,  im  Süden  dagegen  häufig  im  Freien;  die  südlichen 
Exemplare  zeichnen  sich  durch  bedeutendere  Grösse  und  lebhaftere 
Färbung,  wobei  das  Schwarz  von  dem  Gelb  schärfer  abgesetzt  ist, 
aus. 

0 

Pholcidae:  1. 

*Spermophora  sexoculaUi  Dugös.  Nur  1  Weibchen  dieser  kleinen,  in  Süd- 
frankreich, Spanien,  Italien  und  Nordafrika  verbreiteten  Art. 


55 


Theridiadae:  18. 


Pedanostethus  lividus  Black w.,  1  Männchen,  2  Weibchen,  üeber  ganz 
Europa  verbreitet  und  von  L.  Koch  auch  aus  Sibirien  nachgewiesen. 

*Enoplognatha  testacea  E.  Simon.  2  Stücke,  welche  mir  der  Autor  selbst 
benannt  hat.  Simon  beschrieb  die  Art  von  verschiedenen  Punkten 
Südfrankreicbs  und  von  Korsika. 
Enoplofffiatha  mamUbularis  Lucas.  7  Weibchen  dieser  im  ganzen  Mittel- 
meergebiete verbreiteten  und  häufigen  Art,  die  leicht  mit  einer 
Epeiride  verwechselt  werden  kann.  Das  Verbreitungsgebiet  derselben 
erstreckt  sich  bis  nach  Arabien  und  China. 
£ro  aphana  Walck.  ==■  atomaria  C.  L.  Koch.  Ein  junges  Weibchen 
dieser  über  Mittel-  und  Westeuropa  verbreiteten  Art 

^Euryopis  actiminata  (Lucas)  E.  Simon.     7    junge  Weibchen    dieser  Art, 

die  nach  Simon  in  allen  Mittelmeerländem  ungemein  häufig  ist. 
Asagena  phalercUa  Panz.,  1  junges  Weibchen.     Die   Art   ist   über   Eng- 
land,  Skandinavien,   Mitteleuropa,   Frankreich   bis  zu  den  Pyrenäen 
verbreitet,  in  den  Alpen  bis  hoch  ins  Gebirge  hinauf. 

*Tetäana  triangulosa  Walck.  13  Stücke,  darunter  auch  2  Männchen,  aber 
alle  noch  nicht  geschlechtsreif.  In  den  Mittelmeerländem  verbreitet,  soll 
aber,  auch  in  St.  Helena  und  in  Brasilien  vorkommen  und  Simon 
erhielt  sie  aus  Alabama  und  Colorado. 

^Lathrodectusjredecimguttatus  Bossi,  2  Weibchen.  Diese  ihres  schmerz- 
haften, unter  Umständen  tödtlichen  Bisses  wegen  gefürchtete  Art  ist 
in  allen  Mittelmeerländem  bis  nach  Südrussland  verbreitet.  Lv.  Heyden 
fand  diese  Malmignatte  der  Italiener  in  „prachtvoll  sammtschwarzen, 
schwefelgelb  gezeichneten^^  Exemplaren  häufig  am  Meeresufer  bei  Bor- 
dighera;  A.  König  brachte  sie  auch  von  Teneriffa  mit. 

*LUhyphantes  PaykulUanus  Walck.  19  Stück  dieser  in  Südeuropa  und  Nord- 
afrika verbreiteten  imd  häufigen  Art;  12  gehören  zu  der  fast  einfarbig 
dunkeln  Var.  b.     Von  v.  Heyden  auch  von  Bordighera  mitgebracht 

*Theono€  longiseia  E.  Simon.  Nur  ein  Männchen  dieser  winzigen  Spinne, 
die  Simon  im  Var  auffand. 

""LahuUa  rupicola  E.  Simon.  Mehrere  Weibchen;  v.  Heyden  sammelte 
die  Art  auch  bei  Bordighera;  Simon  giebt  ihr  Vorkommen  von  ver- 
schiedenen Punkten  der  Seealpen  (Mentone,  Sospel,  St.  Martin-Lan- 
tosque)  an.  Sie  findet  sich,  ähnlich  unserer  L  thoracica^  an  sehr 
feuchten,  mit  Moos  bedeckten,  dunklen  Felswänden. 

*Theridium  aulicum  C.  L.  Koch.  Sehr  zahlreiche  Exemplare  dieser  der 
Färbung  nach  sehr  veränderlichen  Art,  die  unter  mehreren  Synonymen 
beschrieben  ist;  sie  ist  aus  England  und  allen  Mittelmeerländem  ein- 
schliesslich Palästina  bekannt  geworden.  Cambridge  hat  bereits  den 
höchst  eigenthümlichen  männlichen  Taster  dieser  Art  abgebildet. 

—  tinctum  Walck.,  8  junge  Stücke.    In  ganz  Mittel-  und  Westeuropa, 

—  denticidatum  Walck.,  10  junge  Exemplare.  Die  Fortpflanzung  dieser 
Art  findet  bei  uns  im  Mai  und  Anfangs  Juni  statt.  Ueber  ganz 
Europa  und  Nordafirika  verbreitet;  von  Cambridge  auch  aus  Syrien 
angegeben. 

—  simile  C.  L.  Koch.  16  Exemplare  dieser  Art,  die  in  zahlreichen 
Farben  Varietäten  auftritt;  Simon  unterscheidet  deren  15;  die  meisten 


_    56 

in  San  Remo  gesammelten  (jungen)  Thiere  gehören  zur  Var.  8  iSimon's. 
Die  Art  ist  aus  ganz  Europa  (England,  Schweden,  Frankreich,  Deutsch- 
land), ausserdem  Algier  und  Syrien  bekannt 

Lephthypliantes  Zimmermanni  nov.  nom.  (s^inus  E.  Simon  nee  [Hathy- 
phantes]  zebrinus  Menge).  Ein  Vergleich  der  Beschreibungen  und  Ab- 
bildungen von  Menge  und  Simon  lehrt,  dass  Lephthyph,  zehrinns 
Sim.  nicht  der  (Bathyph.)  zebrinus  Menge  ist  und  daher  einen  beson- 
deren Namen  haben  muss,  als  welchen  ich  Zimmermanni  vorschlage, 
weil  Zimmermann  mich  auf  die  Incongruenz  beider  Arten  aufmerk- 
sam machte,  nachdem  ich  dieselbe  an  einem  von  Simon  mir  als  L. 
.  zebrinus  Menge  bestimmten  Exemplare  ebenfalls  bemerkt  hatte.  Von 
L.  Zimmermanni  liegen  mir  von  San  Remo  2  Weibchen  vor;  die  Art 
ist  auch  bei  Bonn  häufig,  wo  ich  den  B.  zebrinus  Menge  bisher  niit 
Sicherheit  noch  nicht  nachgewiesen  habe. 

Linyphia  pusilla  Sundevall,  2  junge  Weibchen.  In  ganz  Europa  und  Sibirien. 
*   —     frutetorum  C.  L.  Koch,    1    entwickeltes    Männchen.     In  ganz  Süd- 
europa und  Nordafrika  häufig;  auch  in  Syrien, 

Tetragnathidae:  3. 

Pachygnatha  de  Geeri  Sundev.  II  Stück  dieser  in  ganz  Europa  ver- 
breiteten und  im  Frühjahr  häufigen  Art,  die  v.  Hey  den  auch  bei 
Bordighera  nachwies. 

TetragncHha  extensa  L.,  8  Junge.     Durch  ganz  Europa  verbreitet 

—  dbtusa  C.  L.  Koch,  7  ebenfalls  noch  junge  Stücke.  Die  Ge- 
schlechtsreife dieser  und  der  vorigen  Art  tritt  bei  uns  nie  vor  Ende 
Mai  ein. 

Epeiridae:  12. 

Meta  Merianae  Scop.,  2  junge  Männchen  und  1  Weibchen.  Die  Art  ist 
durch  ganz  Europa  verbreitet  und  von  v.  Hey  den  bei  Bordighera 
nachgewiesen. 

—  segmentata  Clerck,  2  junge  Weibchen  dieser   bei  uns  äusserst  ge- 
.  meinen  und  verbreiteten  Art. 

Zilla  x-notata  Clerck,  4  ausgewachsene  Weibchen  dieser  ebenfalls  gemeinen 

und  verbreiteten  Art. 
Singa  Herii  Hahn,  1  Weibchen. 

—  pygmaea  Sundev.,  5.  Die  beiden  letzten  Bestimmungen  sind  nicht 
ganz  sicher,  da  nur  sehr  junge  Exemplare  vorliegen. 

Cyclosa  conica  Pallas,  3  ganz  junge  Stücke  dieser  in  ganz  Europa  ver- 
breiteten und  zwischen  Gebüsch  häufigen  Art. 

Epeira  diademata  Clerck.  6  grosse,  ausgewachsene  Weibchen,  z.  Th.  vor, 
z.  Th.  nach  dem  Eierlegen;  sie  sind  wohl  ohne  Zweifel  in  der  ersten 
Zeit  des  Aufenthaltes  gesammelt  worden. 

—  Sturmii  Hahn.  5  junge  Stücke  dieser  oder  einer  mit  ihr  ver- 
wandten Art. 

—  sollers  Walck.  3  Männchen  und  4  Weibchen  dieser  über  den  grössten 
Theil  Europas  verbreiteten,  auch  von  St.  Helena,  Südafrika  und  Japan 
angegebenen  Art.  Die  Weibchen  sind  alle  noch  unentwickelt,  und 
von  den  Männchen  ist  erst  eines  geschlechtsreif;  es  geht  hieraus  her- 


57  _ 

Tor,  dass  die  Reife  dieser  Art  in  San  Kemo  nicht  früher  eintritt  als 
bei  uns,  da  ich  im  Ahrthal  in  der  ersten  Hälfte  des  April  zahlreiche 
entwickelte  Männchen  fand. 

—  acalypha  Waick.  20  junge  Stücke  dieser  auf  Haiden  und  im  Grase 
häufigen  und  über  ganz  Europa  verbreiteten  Ai*t. 

—  diodia  Walck.  8  noch  nicht  entwickelte  Stücke  dieser  Art,  die  an 
ähnlichen  Orten  vorkommt  wie  E.  (icalypha^  aber  nicht  ganz  so 
häufig  ist. 

--     cucurhUina  Cierck,  4  junge  Exemplai'c.     Die  Verbreitung  der  Art 

erstreckt  sich  über  Europa,  Algier,  Palästina,  Japan  und  Nordamerika. 

Dr.    Luc.    V.    Hey  den    tand   bei   Bordighera   im  Winter   34  Arten, 

unter  denen  folgende  16  in  der  Sanremeser   Beute   nicht   mit   vorliegen: 

Ihjsilera  Cambridgei  Thor.,   II  crocaia  C.  L.  Koch,  Saliicus  formicarhis 

Deg.,  M&^tmrus   vicinus  Sim.,  Kuoph-ys   finitima  Sim.,  Drassus  severus 

•  '  L  Koch,   Ih\  hypocrita  Sim.,    Dr.  puhescens  Thor.,    Trochosa   cinerea 
F.,   Lycosa    paludicola    Clerck,    Text  rix    denüaddia   Oliv.,    Ämaurobius 
Scnpolii    Thor.,    TAthyphantes    roroUattis   L.,    Äsagena    plmlerata   Fanz. 
Pholrus  phalangioides  Schrank  und  Coeculus  evhinipes. 

Tausendfiisse:  28. 

Chilopoda:  13, 

Stufigera  roleoptrafa  L,  2,  gleich  allen  anderen  unter  Steinen   oder    im 

Gesiebe. 
Lithof/ius  forficatus  L.,  häufig. 

—  picetis  L.  Koch,  1.  , 

—  cdkarcUus^  häufig. 

—  (rctösipes  L.  Koch,  6. 

*  —  aeruginosus  L  Koch,  5  Stücke  dieser  zierlichen,  gclbrothen  Art.  ! 
Oypiops  hortetisis  Leach,  1.  ! 
frropJnlus  flavidus  C.  Koch,  2.  ! 

—  proximtis  C.  Koch,  1.  ' 

—  sodaiis  Mnt.  {conchylogmfrr  Lutz.),  1. 
Srolioplanes  crassipes  C.  Koch,  1. 

^Sfigmatogaster  gracilis  Mnt.,  4.  , 

Sfhendyla  nemorensis  C.  Koch,  6. 

Diplopoda:  15. 

(Hofneris  pustfdata  Latr.,  4. 

—  fMHspersa  C.  Koch,  3. 

* Stratigylosama  iadretise  Pregl.,  häufig;  bisher  nur  bei  Zara  gefunden.  : 

Brachydesmus  superus  Latr.,  gemein.  j 
Polydestnus  deniictdatus  C.  Koch,  3. 

Craspedosfnna  RawUnsii  Leach,  2.  ' 

*Auhcasoma  conipactUe  Attems  nov.  gen.  et  nov.  spcc.     In    einem   Weib-  , 

chen,   das  ich  in  San  Remo  gefunden  und  dem  k.  k.  Hofmuseum  in  1 

Wien  überlassen  hatte,   erkannte  Herr  Oraf  Attems  eine   neue  Art,  I 

über  welche  er  mir  die  folgende  Beschreibung  zusandte:  \ 

„Aulocosoma  nov.  gen.     Q/rpus  cylindricum,  segmenta  carinis 

omnino  destituta,  darso   stdco   ntedio  longitudinali ,    dorm   et   laterihus  ' 


58 

striis  profufidis  longitudinalibus  erarata,  tuberculis  setigeris  sefiis 
minimis  jjraedita,  Octdi  manifesfi,  trianguläres.  Antennae  longae, 
apice  pauluinm  incrassatae,  pedes  etiles,  hatid  longi  Segmenf^rum 
numerus  30, 

Atiiocoso m a  CO mp a c tile  nov. sp.  Corpus robtistiim, parvum,  fla- 
vum,  brunneo  marnwratum,  glabrum:  pedes  pallidi  et  antennae  nigres- 
centes  et  caput  dense  crinitu;  of.-uli  trianguläres,  utrimque  ocellis 
6  compositi  (1.  2,  3.)  nigetrimi,  tubercula  setigera  anteriorum  segtnen- 
t^'um  sat  distitwta,  sed  parva,  posteriorum  segmentorum  vix  conspicua. 
Longitudo  corpofis  8  mm,  latitudo  corporis  ad  1  mm. 

Mas  ignotus.  —  Hab.  San  Kemo." 
*Lpsiopetalum  foetidissimtim  Savi,  gemein. 
Julus  pusillus  Leacb,  gemein. 

—  rufifrons  C.  Koch  (==  boleti  G.  K.),  2. 

—  longaho  K  ,  häufig. 

—  trilineatus  K.,  1. 

—  sahtdosus  L.,  häufig. 

*  —     —     var.  rubripes  C.  Koch,  in  besonders  grossen  Stücken. 

*  —     aurozonatus  Berlese,  1,  bisher  aus  Toscana  und  Kalabrien  bekannt. 

Asseln:  10. 

Oniscidae:  8. 

*Arniadillidium  Willii  C.  L.  Koch,  nach  Dollfuss  =  Oniscus  mactdattis  F.; 
nicht  selten  unter  Steinen.  Bisher  nur  von  Montpellier  und  von 
Cannes  bis  Mentone  gefunden. 

*  —    gramdattwi  Bmdt,  nicht  selten. 

*  —     depressum  Brndt,  selten. 

—  vulgare  Latr.,  häufig. 
Forcellio  laevis  Latr.,  häufig. 
Metoponorthus  prui?wsus  Brndt,  nicht  häufig. 

*LeptotpicJius  Panzerii  Aud.  Sav.,  nicht  häufig,  bisher  nur  aus  Aegypten, 
Algerien,  Korsika,  Spanien  und  Portugal  bekannt. 
Philosida  muscorum  Scop.,  nicht  selten. 

^Idotheidae:  2. 

Idothea  marhia  L.  (=  /.  fricuspidata  Desm.),  im  Hafen  von  San  Remo. 

—  acuminatu  Leach,  ebenda. 

Welch  thiere:  101. 

Land-    und   Süsswasser-Mollusken:   58. 

Schnecken:  57, 

*Teafarella  bisulcata  Risse,  in  massiger  Anzahl  unter  Brettern  und  Steinen 
im  Nebengarten  des  Hotel  de  Nico.  Da  ich  von  dem  interessanten 
Thiere,  ohne  dasselbe  und  seine  Seltenheit  zu  kennen,  aus  der  Masse 
der  dort  sich  findenden  Nacktschnecken  doch  mehr  als  ein  halbes 
Dutzend  Stücke  mitnahm,  bin  ich  überzeugt,  dass  die  Art  in  San 
Remo  nicht  eben  selten  ist.  Ich  freute  mich,  durch  Abgabe  von 
dem  Materiale  Herrn  Dr.  L  Plate  bei  seiner  Arbeit  über  die  Anatomie 


59 

der  Gattungen  Datulebanliu  und  TestacelUi  (Spengel,  Zool.  Jahrbücher, 
1891)  unterstützen  zu  können. 
Limax  maximtis  L  var.  Decampi  Meneg.,  5  Stück  an  Oelbäamen. 

—  variegatits  Drap.,  7  Stück  unter  Steinen  der  Terrassen. 
Agriolimax  agrestis  L,  sehr  häufig  im  Nebengarten  des  Hotels. 

—  laevis  Müll.,  6  ebenda. 
*AfnaHa  gagates  Drap.,  häufig  ebenda. 

—  fnarginaia  Drap.,  nicht  selten  auf  den  Terrassen,  selten  im  Garten. 

*  —     carinatu  Risse ,    sehr    häufig  im   Nebengarten ,    sonst    seltener. 

Ausser  in  Süd-Europa  auch  in  Frankreich  und  Süd-England. 
Hyalinia  (Polita)  Drapmumdi  Beck,  4  Stück  unter  Steinen. 

—  —    sepietUrionalis  Bgt.,  2  ebenda. 

—  (Vitrea)  diaphana  Stud.,  1  gesiebt. 

*ZfmUes  alginis  L.,  ziemlich  häufig  im  lehmigen  Boden  der  Terrassen  am 

Peirogallo  und  am  Wege  nach  Yerezzo  unter  Steinen. 
*Lef4cochroa  candidissima  Drap,  type  und 

*  —       —     var.  rimosa  Chr  u.  Jan.,  beide  sehr  häutig  an  den  Felswänden  am 

Fahrwege  nach  Colla  und  am  Wege  nach  dem  Croce  da  Para  unter  Steinen. 
Patula  rotumlata  Müll.,  6  gesiebt. 

—  mpestris  Drap.,  1  im  Thale  des  Loren zo-Baches. 

*Hdfx  (Trigofwstonm)  nautiliformis   Porro,   4    unter   Steinen   am   West- 
gehänge des  Lorenzo-Thales. 

*  —     —     angigyra  Rosm.,  2  ebenda. 

—  —     obroluUi  Müll.,  in  massiger  Zahl  ebenda. 

—  (VaUofiia)costataTA^\].^hmig  nnterSteinen  und  Brettern  im  Nebengarten. 
'  —     (Carthfisiana)  cufUiuna  Mtg.  var.  cemenelea  Risso,  einzeln  an  Pflanzen 

der  Thalgehänge  und  unter  Steinen.    Ausser  in  Süd-Europa  auch  in 
Frankreich  und  Süd-England. 

*  —     (EujMryphu)  pisa^ia  Müll,  1  auf  den  Terrassen. 

*  —  (Xerophiln)  cctespitum  Drap.,  ebenda  häufig,  stark  abändernd  in  der 

Färbung. 

*  —     —     virgata  Mtg.,  4  im  Hotelgarten.     Auch  in  Frankreich  und  Süd- 

England. 

*  —     —     lauta  Lowe,  häufig  ebenda  und  auf  den  Terrassen. 

—  —     interseda  Mich.,  2. 

*  —  —  rugosiusctda  Mich.,  1, 

*  —  —  cotispurcata  Drap.,  häufig  im  Hotelgarten. 

*  —  —  trochoides  Poir.,  2  Stück  an  den  Felsen  am  oberen  Beragallo. 

*  —  —  terrestris  Penn.,   gemein   unter   Steinen   am  üfergehänge   der 

Westbucht,  seltener  auf  den  Terrassen. 

*  —    (CochUceüa)  acuta   Müll.,   häufig   auf  den  Terrassen   am   Anfange 

des  Weges  nach  San  Pietro  an  Pflanzen   und  unter  Steinen. 

—  (Tach^a)  nenwraUs^  13.  „AufiCallig  ist  neben  der  lebhaften  und 
variabeln  Bindenzeichnung  die  constante  Hämmerung  der  Schalen- 
oberfläche."   In  Gärten  der  Westseite. 

—  (MactdariaJ  vermictdata  Müll.,  häutig  in  manchen  Gärten  der  West- 
seite, besonders  an  Rosmarin.  Stark  abändernd  an  Grösse  und  Färbung. 

*  —    (Hdicogena)  aspersa  Müll.,  ziemlich  häufig,  besonders  an  den  Agaven 

und  Palmen  des  Hotelgartens;   an  Grösse  und  Zeichnung  recht  ver- 
schieden, meist  stark,  selten  nur  ganz  undeutlich  gebändert. 


_  ^ 

*Helix  (Helicogetui)  aperta  Born.,  überall  nicht  seilen. 

—  —    pomatia  L.,  I  sehr  dickschaliges  Stück  von  den  Terrassen. 
*Cmiella  (Ferussacia)  folliciihis  Gron.,  1. 

*  —     (CaeciUanellaJpetitiana  Ben.,  ein  Dutzend  unter  Steinen  und  gesiebt. 

*  —     —     acictila  Müll.  var.  ebtirnea  Risso,  in  massiger  Anzahl  bei  San 

Remo  und  in  den  Grotten  von  Mentone  lebend  unter  Steinen  ge- 
sammelt.    Die  typische  Form  auch  in  Deutschland. 

*SferMgf/ra  (Rumina)  deivlUUa  L.,  häutig,  hie  und  da  gemein,  in  allen 
Altersstufen  in  dem  Lehmboden  der  Terrassen  unter  grösseren  Steinen. 

*Piipa  (TorquiUa)  s^imilis  Beng.,  sehr  häufig  an  den  Steinen  der  Terrassen- 
mauern und  an  den  feuchteren  Wänden  der  Häuser  im  östlichen 
Theile  der  Stadt. 

*Fupa  (Granopupa)  gnmum  Drap.,  selten  an  Steinen. 

*  —     (Coryna)  Fermrli  Porro,  ziemlich  selten  gesiebt. 

*  —     ( Pagoflulina)  pagodula  Desm.,  2  gesiebt. 

—  (Sphf/radium)  edentula  Drap.,  3  gesiebt. 

*  —     (Isthmia)  Strobeli  Gredl.,  1  gesiebt. 

—  ( Vertigo)  pygmaea  Drap.,  1  gesiebt. 

*ClaHsilia  (Ddima)  itala  v.  Mts.  var.  nigra  Issel,  1  an  einer  Mauer 
oberhalb  des  Berigo. 

*Ancglus  sfriahis  Qu.  u.  Gaim.  Verhältniss  von  Höhe  zu  Breite  zu 
Länge  der  Schale  1:1,66:2,29.  Nur  in  einer  Stelle  des  Bernardo- 
Baches,  doch  da  an  der  Unterseite  der  Steine  häufig. 
Limnaeus  ovaftis  Drap.,  häufig  im  unteren  Torrente  San  Martine  oberhalb 
der  Landstrassenbrücke.  ,, Kleine  Form  von  nur  bis  14  mm  Länge 
und  v^ahrscheinlich  durchweg  nur  Jugendform  von  lagotis  Sehr.  (var. 
intermedia  För.)." 

—  pereger  Müll.,  6  aus  dem  Bernardo-Bache.     „Kleine  Form  von  nur 
7— IIV2  mm  Länge." 

—  tfiincatulus  Müll.,  in  massiger  Anzahl  aus  dem  unteren  Martino-Bache. 
*PlanorbLs  umhilicaUis   Müll.    var.    stibangulattts   Phil.,   in   geringer    Zahl 

aus  dem  Torrente  d'Olivi. 
*Anne  lineata  Hartm.,2  aus  einer  Strohbucht  in  einem  hohlen  Oelbaume  gesiebt. 

*  —     sublineata  Andr.,  4  ebenso. 
Pomatias  septemsplralis  Raz.,  5  gesiebt 

(■yclostoma  elegant  Müll,  ziemlich  häufig  unter  Steinen  der  Terrassen. 

Muscheln:  1. 
Pisidium  ca^ertanum  Poli,  häufig  im  unteren  Martino-Bache. 

Meeresmollusken:  43. 

Schnecken:  30. 

Murex  brandaris  L.,  2  stark  beschädigte  todte  Stücke;  an  einer  sandigen 
StrandsteUe  bei  Bordighera  wurde  sie  lebend  und  gut  erhalten  gefunden. 

—  ( PhyUinioUts)  trunctdrts  L.,  3. 

Pisania  muadosa  Lmk.,  häufig  an  Steinen  auf  der  Hafenseite  dos  Molo. 

Pollia  d'Orbignyi  Payr.,  1.  Westbucht. 

yassa  incrassata  Müll,  5  an  der  Hafenseite  des  Molo. 

—  costtilata  Ren.,  häufig  und  sehr  gross,  ebenda. 

—  comictdum  Oliv.,  1  an  der  Ostbuchtktiste  angeschwemmt. 


61 

Columbdla  mstica  L.,  häufig  an  der  Hafenseite  des  Molo. 

Coni4s  meMterraneus  Brug.,  2  an  der  Westbucht. 

Ceriihium  vulgatum  Brug.,  häufig  in  der  Westbucht,  zum  Theil  von  Ein- 
siedlerkrebsen besetzt. 

Bitfium  reiiculatum  Costa,  4  aus  angeschwemmten  Korallen-  und 
Pflanzenstöcken. 

L'ttorina  neritioules  L.,  an  Steinen  der  Westbucht  gemein. 

Rfssoa  rentricosa  l)esm.,  1  an  einer  Felsklippe  der  Westbucht. 

Alrania  calathiscus  Mtg.,  2  wie  Bittinm. 

—  Montagui  Payr.,  1  ebenso. 

—  subcrentdata  Schwartz,  6  ebenso. 

—  punctura  Mtg.,  1  ebenso. 

—  tenera  Phil.,  in  Anzahl  ebenso.    Lebend  dunkelbraun,  einfarbig. 
TnincateUa  truficatula  Drap.,  1  junges  Stück,  ebenso. 
Phasianeüa  puüa  L,  1  ebenso. 

Ziztfphinus  exigtii4s  Pult.,  3  an  einer  Felsklippe  der  Westbuclit. 
TrocJwcochlea  turbinata  Born,  gemein  an  Steinen  der  Westbucht. 

—  mtäabüis  Phil,  1  ebenda. 
Gihf/ula  divaricata  L,  2  ebenda. 

*  —     Richurdi  Payr.,  sehr  häufig  ebenda.    Nur  im  westlichen  Mittelmeere. 
Fissur eUa  rubecula  L.,  2  ebenda. 

Emargintda  dongata  Costa,    1  an  einem  angeschwemmten  Eorallenstock. 
Paiella  caerulea  L.  type  und 

—  —     var.  tarentina  Lmk.,  beide  gleich  geraein  an  Steinen  der  West- 
bucht.    Die  Thiere   werden   von  den  Sanremesern  gegessen. 

Chiion  cajetanus  Poli,  1  an  einer  Felsklippe  der  Westbucht. 

Muscheln:  13. 

Teredo  navalis  L.,  in  Holz  angeschwemmt. 

Mactra   corallina  L.,    3   Klappen   ebenso.     Lebend    am    Sandstrand    bei 

Bordighera. 
Venus  gaUina  L.,  2  Klappen  ebenso. 
Tapes  geographicus  Gmel.,  1  Klappe  ebenso. 
Pftricola  lithophaga  Retz.,   häufig  in  den  Uferfelsen   und   Strandgeröllen 

der  Westbucht  eingebohrt,  ebenso  bei  Monaco  in  hartem  Kalk. 
Chamu  griphoides  L.,  1  angeschwemmt. 
Area  (Barbatia)  barbata  L.^  1  aus  einem  angeschwemmten  Koralienstooke. 

—  (Acar)  lactea,  6  ebenso. 

Pectunculus  glycimeris  L.,  2  Klappen  anges(;hwemmt. 
Pecten  opercidaris  L.,  1  Klappe  ebenso. 

—  (Hinnites)  pusio  L,  1  Klappe  ebenso. 
Anomia  ephippium  L,  2  Klappen  ebenso. 
Osirea  edidis  L,  1  Klappe  ebenso. 

Hassal  hat  aus  der  weiteren  Umgebung  von  San  Remo,  d.  h.  aus 
dem  ligurischen  Küstengebiete  von  Ventimiglia  bis  Taggia  62  Arten  von 
Land-  und  Süsswasserconchylien  bekannt  gemacht,  von  denen  nach 
Boettger's  Ansicht  28  mit  von  mir  gesammelten  zusammenfallen,  4 
jedenfalls  falsch  bestimmt  sind  und  30  von  mir  nicht  beobachtete  sicher, 
möglicher-  oder  wahrscheinlicherweise  als  Bewohner  des  fraglichen  Ge- 
bietes zu  betrachten  sind.    Letztere   sind:    Buliminus   deiritus   Brug.,   B, 


62 

fnonianus  Drap.,  B.  obscuriis  Mülh^  B,  quadridens  Müll.,  Bythinia  ten/a- 
culcUa  L,  *Clausilia  hidens  L,  Cl,  hidentata  Ström,  var.  nigricans^  *Cl. 
solida  Drap.,  CL  ventricosa  Drap,,  Hydrohia  venirosa  Mtg.,  Helix  arhusto- 
Tum  Müll.,  H,  carthusiana  MüU.,  *H.  dnciella  Drap.,  *H,  ciliata  Stud., 
*H.  ex-planata  Müll.,  *Ä  zonata  Stud.,  H.  incamcUa  Müll.,  H.  lapicida 
Müll.,  *Ä  niciensis  F6r,,  fl.  puhhella  Müll.,  *Ä  «erpen/tna  F6r.,  üw- 
na(?u.9  palustris  Müll.,  Planarbis  corUortus  Müll.,  Modicdla  arenacea  Brue:., 
Orciila  dolium  Drap.,  *Törquülu  varialnliji  Drap.,  Balea  perversa  L.,  O/o- 
w/^ito  Itdmca  Müll.,  Lauria  cylindracea  Costa,  Hyalinia  ceUaria  Müll.  Von 
den  von  mir  in  einem  Winter  erbeuteten  57  Arten  fehlen  jener  Liste  29. 


63 


II.  Wurde  BerDstelu  von  UiDtcrlndien  nach  dem  Westen 

exportirt? 

Von  A.  B.  Meyer. 


In  den  „Abhandlungen  der  Gesellschaft  Isis  in  Dresden^^  (1892,  Abb. 
Nr.  7)  habe  ich  vor  Kurzem  über  Bernstein  berichtet,  der  in  Barma  ge- 
fanden wird  und  von  dem  mir  eine  Probe  aus  dem  Indian  Museum  in 
Calcutta  zugekommen  war.  Die  chemische  Untersuchung  ergab,  dass  er 
dem  Ostsee -Bern  stein  (Succinit)  in  Bezug  auf  die  Bemsteinsäure  (2%) 
ähnelt  (Succinit  entwickelt  S^/^  bis  8%),  während  er  dem  sizilischen 
(Simetit)  in  Bezug  auf  die  Fluorescenz  näher  steht.  Ich  erhielt  dann  von 
dem  Kaiserlichen  Deutschen  Konsul  in  Bangun  weiteres  Material,  allein 
dieses  erwies  sich  nach  Dr.  Oster's  Untersuchungen  dem  baltischen  Bern- 
stein so  vollkommen  gleich,  dass  ich  überzeugt  bin,  es  ist  dorthin  expor- 
tirter  und  von  dem  Konsul  in  gutem  Glauben  gekaufter  preussischer 
Snccinit.  Ich  zweifle  deshalb  nicht  daran,  weil  Dr.  Noetling  kürzlich 
speciell  erwähnt  hat  (Rec.  Geol.  Survey  of  India,  1893,  XXVI,  38),  dass 
man  jetzt  in  Mandalay  diesen  auch  kaufen  könne. 

Der  ebengenannte  Forscher  hat  (1.  c.  31 — 40)  eingehende  Angaben 
über  das  barmanische  Vorkommen  gemacht  („On  the  occurrence  of  Burmite, 
a  new  fossil  Besin  from  Upper  Burma^^),  nachdem  das  Material  von  Dr.  Helm 
untersucht  (1.  c.  1892,  XX.V,  180)  und  mit  dem  Namen  Burmit  belegt 
worden  war  (1.  c.  1893,  XXVI,  31).  Die  Resultate  diflFeriren  allerdings 
von  denen,  die  Dr.  Oster  an  dem  Stück  aus  dem  Indian  Museum  erzielte, 
allein,  da  Dr.  Helm 's  Untersuchungen  noch  nicht  abgeschlossen  sind,  so 
muss  ich  dies  vorläufig  unerörtert  lassen,  zumal  hier  nur  die  Frage  be- 
sprochen werden  soll,  ob  im  Alterthume  von  diesem  barmanischen  Bern- 
stein nach  dem  Westen  ausgeführt  worden  sei  oder  nicht.  Die  folgenden, 
so  viel  ich  weiss,  bisher  nicht  genügend  berücksichtigten  Stellen  des  Pli- 
nius  sind  es,  welche  mich  glauben  lassen,  dass  es  wohl  der  Fall  gewesen 
sein  mag. 

1)  .  .  .  /n  Aegypto  nasci  simili  modo  ac  vocari  sacal,  item  in  India 
gratiusque  ipso  Iure  esse  Indis  .  .  .  (Ed.  Detlefsen,  1873,  vol.  V,  üb. 
XXXVn,  sect.  n,  §  36).  Nach  der  Uebersetzung  von  Strack  (1855, 
537)  heisst  dies:  „In  Egypten  erzeuge  es  [nach  Nikias  nämlich]  sich  auf 
ähnliche  Weise  [durch  Sonnenstrahlen  nämlich,  die  in  die  Erde  dringen] 
und  werde  dort  Sakal  genannt;  ebenso  und  noch  lieblicher  in  India,  wo 
es  den  Einwohnern  statt  Weihrauch  diene."  Wittstein  (1882,  V,  245) 
übersetzt:  „Auf  dieselbe  Weise  soll  er  in  Aegypten  entstehen  und  dort 
den  Namen  Sacal  fuhren;  femer  in  Indien,  und  die  Indier  sollen  ihn  dem 

Gts,  lau  ttt  DremUu,  £893.  —  Abh.  2. 


64  

Weihrauch  vorziehen."    Von  Nikias  ist  Nichts  mehr  bekannt;  Dr.   Jacob 
(Z.  D.  M.  G.  1889,  43,  354)  meint,  es  sei  vielleicht  Nicias  Maleotes  gemeint. 

2)  Ctesias  in  Indis  flumen  esse  Hypobarum,  quo  vocabuio  significeiur 
omnia  bona  cum  ferre,  fluere  a  septentrionc  in  exortivum  oceanum  iuxta 
monteni  silvestrem  arboribus  electrum  ferentibtis.  arbores  eas  psitthacharas 
rocari,  qua  appell^itkme  significeiur  praedulcis  sttavitas  (ibid.  p.  205,  sect. 
11,  §  39).  Nach  Wittstein  (246):  „Nach  Ctesias  giebt  es  in  Indien 
einen  Fluss,  Namens  Hypobarus,  welches  Wort  anzeigen  solle,  dass  er 
alles  Gute  in  sich  trage;  derselbe  iliesse  von  Norden  her  in  den  östlichen 
Occan  neben  einem  bergigen  Walde  vorbei,  dessen  Bäume  Bernstein  trügen^ 
und  diese  Bäume  heissen  Siptachorae,  was  so  viel  als  äusserst  angenehme 
Süssigkeit  bedeute."  Ctesias  lebte  400  v.  Chr.  und  in  den  von  seinen 
Schriften  noch  vorhandenen  Fragmenten  (ed.  Baehr,  1824,  252)  heisst  es 
(nach  mir  gütigst  von  Prof.  May  ho  ff  in  Dresden  gegebener  üebersetzung) : 
„Es  ist  ein  Fluss,  der  durch  Indien  fliesst,  nicht  bedeutend,  sondern  etwa 
2  Stadien  [V20  ^-  Meile]  breit;  er  heisst  auf  Indisch  Hyparchos^  auf 
Griechisch  bedeutet  das:  Alles  Gute  hervorbringend.  Dieser  führt  30  Tage 
im  Jahre  Bernstein,  denn  man  sagt,  dass  auf  den  Bergen  Bäume  seien, 
die  über  das  Wasser  hervorragen  (denn  die  Berge  werden  von  Wasser 
überströmt);  dann  ist  die  Zeit,  wo  die  Bäume  Thränen  hervorbringen,  wie 
der  Mandelbaum  oder  die  Fichte  oder  andere  Bäume,  hauptsächlich  aber 
30  Tage  lang  im  Jahre.  Dann  fallen  diese  Thränen  in  den  Fluss  und 
werden  fest  Dieser  Baum  heisst  auf  Indisch  Siptachora,  auf  Griechisch 
bedeutet  es:  sehr  süss  und  von  dort  sammeln  die  Indier  den  Bernstein. 
Es  sollen  die  Bäume  auch  als  Frucht  Trauben  hervorbringen,  wie  der  Wein- 
^tock  und  die  Beeren  sollen  sie  haben  wie  die  pontischen  Nüsse.^^ 

3)  Hie  ultra  Indiam  fietn  diodt  e  lucrimis  mdeagridum  avium  Melc- 
(ujrum  deflenfium  (ibid.  p.  205,  sect.  11,  §  40).  Nach  Strack  (ibid.  537): 
„Dieser  [nämlich  Sophokles]  giebt  an,  er  entstehe  jensert  India's  aus  den 
Thranen  der  Meleagriden  d.  h.  der  Vögel,  die  Meleagros  Tod  beweinen.^ 
Nach  Witt  st  ein  (ibid.  246):  „Er  sagt  nämlich,  der  Bernstein  fliesse  hinter 
Indien  aus  den  Thränen  der  Vögel  des  Meleager,  die  ihren  Herrn  bewein- 
ten." —  Sophokles'  Tragödie  „Meleagris"  ist  verloren.  Die  Verbindung 
der  Entstehung  des  „hinterindischen"  Bernsteins  mit  der  Meleagersage 
dürfte  nur  poetische  licenz  sein.  Entstehung  des  Bernsteins  aus  Thränen 
kommt  sonst  vor:  „  .  .  .  ApoUonius  ging  soweit  dass  er  .  .  .  eine  angeb- 
liche keltische  sage  herbeizieht  von  der  entstehung  des  bernsteins  aus  den 
tränen,  die  Apoll  bei  den  Hyperboreern  vergossen  habe."  (Müllenhoff: 
Altertumskunde  I,  neuer  Abdr.  1890,  220).  Sophokles  wählte  die  Perl- 
hühner ihres  Gefieders  wegen,  das  thränenbetropft  aussieht.  Dass  er  sie 
von  Afrika  oder  Arabien  (Hehn)  nach  Hinterindien  versetzte,  ist  entweder 
poetische  Willkür  oder  sein  Glaube  gewesen.  (Siehe  auch  Surber:  Die 
Meleagersage.  Diss.,  Zürich  1880,  21,  121,  wo  p.  124  darauf  hingewiesen 
ist,  dass  die  Sage  von  der  Verwandlung  in  Vögel,  um  Verstorbene  zu  be- 
weinen, mehrfach  vorkommt.  Vgl.  Hehn:  Kulturpflanzen  und  Haustbiere, 
3.  Aufl.,  1877,  316.)  Nach  Sophokles  wäre  also  im  5.  Jahrhundert  v. 
Chr.  die  Herkunft  des  Bernsteins  aus  Indien  angenommen  gewesen.  Auch 
aus  Persien,  Arabien  nahe,  könnte  Bernstein  gekommen  sein,  denn  Plinius 
(XXXVII,  39  bei  Müllenhoff:  Germ,  ant,  112)  sagt:  ,,Mithtidates  in 
(^amianiae  Hforifms  insitlfuu  essf  (p(am  rocari  Seriiam,  cedri  gene^ri  sUvosam, 


65 

inde  defltiere  in  peiras}^  Früher  las  man  statt  Carmamae:  Gemianiae. 
CarmaDien  war  eine  persische  Provinz  am  arabischen  Meerbusen.  Die 
Lesart  Carmaniae  stammt  von  Detlefsen,  und  Müllenhoff  adopirte  sie; 
die  Handschriften  sagen  alle  Germaniae^  allein  Cedern  gab  es  da  nicht 
und  Mithridates  lebte  121—64  v.  Chr.  in  Asien  und  kannte  Germanien 
o^ar  nicht,  weshalb  es  zweifellos  Carmanien  heissen  muss. 

4)  Nasci  ei  in  India  certum  est  Archdaus  qui  regnavit  in  Cappor 
flocia  iOinc  pineo  cortice  inhaerente  iradit  advehi  rüde  polirique  adipe  suis 
ladeniis  mcoctum  (ibid.  p.  207,  sect.  11,  §  46).  Nach  Strack  (539)  „Auch 
das  ist  gewiss,  dass  er  sich  auch  in  India  erzeugt.  Archelaos,  der  in 
£appadokia  [Eleinasien]  regiert  hat  [starb  17  n.  Chr.],  sagt,  derselbe  komme, 
roh  und  noch  mit  Pinienrinde  behaltet,  von  dort  her  und  werde,  in  Schmalz 
Ton  einer  säugenden  Sau  gekocht,  geglättet^'  Ktilb  (1855  p.  4302)  über- 
setzt „verfeinert".  Wittstein  (248):  „Dass  auch  in  Indien  Bernstein  vor- 
kommt, kann  nicht  bezweifelt  werden.  Archelaus,  der  Cappadocien  be- 
herrschte, sagt,  er  werde  von  dort  im  rohen  Zustande,  an  Fichtenrinde 
hängend  hervorgebracht  und  durch  Kochen  mit  dem  Schmalze  einer  säu- 
genden Sau  blank  gemacht." 

Man  findet  diese  vier,  hier  angezogenen  Stellen  des  Plinius  auch 
bei  Müllenhoff  „Germania  antiqua"  1873,  111,  112  und  115,  wo  alles 
auf  Bernstein  Bezügliche  zusammengestellt  ist 

Nach  Jacob  hiess  Bernstein  im  16.  Jahrhundert  im  Barmanischen 
pajang  (Z.  D.  M.  G.  1889,  43,  356,  wo  auch  andere  alte  Namen),  nach 
Balfour  (Cyclopaedia  of  India  1885,  I,  89)  jetzt  ambeng,  nach  Palle- 
^oix  (Dict  ling.  Thai,  Paris  1854)  heisst  grauer  und  gelber  Bernstein  im 
Siamesischen  amphan,  gelber  ausserdem  am ph an  t hon g  (thong  =  Oold), 
auch  giebt  es  einen  amphan  khipla. 

Dr.  Heibig  (Atti  d.  R  Accad.  dei  lincei  1876—77,  ser.  3,  Mem.  Gl. 
di  sc.  mor.  etc.  vol.  I,  Boma  1877,  „Osserv.  sopra  il  commercio  dell'  am- 
bra,^^  p.  425)  kommt  zu  folgendem  Resultate:  „Risulta  dunque,  che  i  Gred 
facevano  uso  delP  ambra  soltanto  nel  periodo  primitive,  quando  subi- 
vano  ancora  l'influenca  della  civiltä  asiatica,  e  poi  di  nuovo  all' 
epoea  imperiale,  quando  la  loro  arte  cominciava  a  decadere.  AU'  incontro 
durante  il  periodo  propriamente  classico,  che  comincia  coir  emancipazione 
dell'  Influenza  Orientale  e  finisce  coli  principio  della  decadenza,  essi  s'aste- 
nevano  dall'impiegarla  nell'arte  e  nell'industria.''  Vgl.  auch  p.  429,  Zeile 
17 — 24  und  p.  433,  Zeile  5 — 1  von  unten,  sowie  p,  424,  wo  es  heisst: 
,J  Greci  all'epoca  omerica  assegnarono  all'ambra  un  grande  pregio.^'  Dr. 
Olshausen  (Z.  f.  E.  1891,  Verh.  297)  bemerkt  dazu,  dass  bezüglich  des 
Bernsteins  schwerlich  an  einen  Einfluss  direct  von  A^ien  aus  zu  denken 
sei,  d»  der  Bernstein  in  Asien  wenig  benutzt  worden  zu  sein  scheine  und 
sagt  femer  (1.  c.  295),  dass  er  „in  alter  Zeit  im  ganzen  Ol*ient  keinen- 
falls  eine  wesentliche  Bolle  gespielt^^  habe.  „Wenn  sich  daher  zu 
Mykenae  neben  massenhaftem  Gebrauch  des  Bernstein  ein  starker  orienta- 
lischer Einfluss  zeigt,  so  ist  eben  nur  festgestellt,  dass  sich  beide  gleich- 
zeitig finden,  ohne  dass  ersterer  durch  letzteren  bedingt  ist*'  (1.  c.  297 
Anm.).  Ob  sich  dieser  Ausspruch  rechtfertigen  lässt  —  mir  scheint  es 
nicht  — ,  wird  man  erst  dann  beurtheilen  können,  wenn  Asien  prae- 
historisch  und  archaeologisch  besser  bekannt  ist  als  jetzt.  Wenn  nun 
Dr.  Helm  (Sehr.  Naturf.  Ges.  Danzig,  N.  F.  Bd.  VI,  Heft  2,  S.  6  des  S. 


66 

A.)  Bernstein  aas  den  Königsgräbem  von  Mykenae  seiner  chemischen 
Eigenschaften  wegen  für  „baltischen^^  erklärt,  unter  welchem  Namen  er 
den  der  Nord-  imd  Ostsee,  sowie  den  bis  Mitteldeutschland  gefundenen 
versteht  (s.  auch  1.  c.  YII,  Heft  4,  S.  8  des  S.  A),  so  ist  das,  meiner  An- 
sicht nach,  zu  schnell  geschlossen.  Der  Mykenae-Bemstein  kann  auch 
anderen,  noch  unbekannten  Ursprunges  sein.  Nach  MüUenhoff  aller- 
dings holten  die  Phönizier  den  Bernstein  von  den  Nordseeküsten  (D.  Alter- 
tumskunde, 2.  Aufl.  1890,  I,  p.  YT):  „  ...  ich  glaube  es  doch  erreicht 
zu  haben  dass  hinfort  im  ernst  unter  einigermassen  verständigen  leuten 
nicht  mehr  davon  die  rede  sein  kann  ob  die  Fhoenizier  oder  Griechen 
den  bemstein  aus  der  Ostsee  geholt  haben.^^  Und  (p.  214):  „der  bemstein 
wird  niemals  .  .  .  weder  bei  Herodot  noch  sonst  irgendwo  unter  den 
handelsartikeln  die  die  alten  über  den  Pontus  bezogen  erwähnt,  und  keine 
sage  oder  andere  notiz  über  die  herkunft  des  rätselhaften  fossils  .  .  .  weist 
in  diese  richtung.^  Femer  (p.  216):  „mit  grosser  Sicherheit  darf  man 
daher  annehmen  dass  der  samländische,  aestische  bemstein  erst  um  die 
mitte  des  ersten  Jahrhunderts  nach  Chr.  gegenständ  des  directen  handels- 
betriebes  über  land  wurde.^^  Endlich  (p.  222):  „Phoenizier  brachten  den 
Griechen  den  bemstein  wie  das  zinn^',  und  zwar  das  Zinn  von  England, 
den  Bemstein  von  der  cimbrischen  Halbinsel.  Movers  (Phönizier,  1856, 
11  3,  62)  erwähnt  den  Bemstein  gar  nicht  als  Handelsartikel  der  Phöni- 
zier imd  bezüglich  des  Zinns  ging  er  so  weit,  zu  behaupten,  dass  das 
britannische  auch  nach  Indien  gebracht,  also  selbst  hier  nicht  aus  dem 
nahen  Hinterindien  bezogen  wurde;  allein  schon  1873  hat  v.  Baer  (Beden 
in,  316)  ihn  widerlegt.  Die  Phönizier  holten  das  Zinn  aus  Ophir,  dessen 
Lage  in  Hinterindien  so  gut  wie  sicher  gestellt  ist  (1.  c.  112).  Mit  dem 
Zinn,  dem  Elfenbein,  dem  Santelholz,  den  Piauenfedem  und  anderen  Kost- 
barkeiten können  sie  aber  sehr  wohl  auch  den  Bernstein  nach  dem  Westen 
gebracht  haben  %  zu  welcher  Annahme  man  um  so  mehr  veranlasst  wird, 
als,  wie  wir  sahen,  Sophokles,  nach  Plinius,  Hinterindien  specieU  als 
Heimath  des  Bemsteins  nennt,  abgesehen  davon,  dass  eine  Reihe  anderer 
Schriftsteller  des  Alterthums  Indien  als  Fundort  angeben.  Dieses  schliesst 
den  gleichzeitigen  Bezug  von  der  Nordsee  nicht  aus.  Die  angezogenen 
Stellen  bei  Plinius  scheinen  mir  bisher  zu  sehr  ausser  Acht  gelassen 
worden  zu  sein  und  man  wird  nicht  umhin  können ,  sie  in  Zukunft '  bei 
der  Discussion  dieser  Prägen  ihrer  Bedeutung  nach  zu  würdigen. 

Ich  habe  schon  in  dem  Eingangs  citirten  Aufsatz  in  den  „Abhand- 
lungen der  Gesellschaft  Isis^^  auf  verschiedene  Reise-  und  andere  Werke 
hingewiesen,  welche  von  der  weiten  Verbreitung  und  vielfachen  Anwendung 
des  Bemsteins  in  Barma  imd  auch  von  dem  Exporte  von  dort  sprechen*'*), 
speciell  auch  auf  Anderson's  „Report  on  the  Expedition  to  Western 
Tunan"  (Calcutta  1871).  In  diesem  Werke  findet  man  (p.  108  Anm.)  die 
auffallende  Notiz,  dass  eine  Silberkette  mit  einer  Anzahl  kleiner  daran 
hängender  Instmmente  als  häufig  vorkommender  und  brauchbarer  Schmuck 


*)  Nach  Hirth  (China  and  the  Roman  Orient  1885,  41  und  244)  ¥^re  balÜBclier 
Bernstein  7on  Syrien  über  Land  nach  China  gekommen,  aber  wenn  dieses  sich  auch 
80  verhielte,  so  handelt  es  sich  dabei  um  eine  sp&tere  Zeit. 

••)  Auch  nach  Noetling  (Rec.  Geol.  Survejr  of  India  1898,  XXVI,  37}  werden 
grosse  Mengen  nach  China  ezportirt  und  existirt  eine  umfangreiche  und  Jahrnunderte 
alte  Bernstein-Industrie  in  Barma  (S.  89). 


^67 

der  Männer  bei  den  Shans  (Sandathal)  im  Stile  fast  identisch  sei  mit  dem 
Köq)er  des  Schmuckes,  den  v.  Sacken  im  ,,6rabfeld  von  Hallstatt"  (1868), 
Tafel  XIII,  Figur  1  abgebildet  habe.     Ebenso  (p.  107  Anm.)  bezieht  sich 
Anderson  bei  Biechfläschchen  der  Frauen  von  dort  auf  Sacken 's  Figur 
16,  Tafel  XIY  und  nennt  die  Aehnllchkeit  der  Ornamente  höchst  auffallend. 
Sacken 's  Figur  stellt  eine  Fibel  dar.    iÖadlich  sagt  er  von.  Ohrringen  der 
Shanmädchen  (p.  105  Anm.):  „This  earring  has  a  most  remarkable  resem- 
blance  in  every  particular  to  that  figured  by  Sacken  pl.  XIII,  fig.  4;  indeed, 
so  much  so  that  it  Stands  for  the  European  omament  of  that  early  period.^^ 
Alle  diese   Schmuckstücke  der  Shans  sind  von  Silber,  die  Hallstattgegen- 
stande  aus   Bronze.    Das  Object,   das  Figur  4,  Tafel  XIII  abgebildet  ist, 
nennt  v.  Sacken  (p.  164)   „Beschlägstück   (eines   Stabes?)   von  Eettchen 
amgeben/^  —  Ich  erhielt  auf  meine  Bitte  vom  Indian  Museum  in  Galcutta 
Photographien  dieser  Shan-Objecte  und  konnte  daher  die  von  Anderson 
behauptete  Aehnllchkeit  einer  GontroUe  unterziehen.    Die  zuletzt  genannten 
Ohrringe  haben  eine  nur  ganz  äusserliche  und  allgemeine  Aehnllchkeit  mit 
dem  ,3eschlägstück'^,  welche  das  Wesen  der  Sache  nicht  angeht  Das  Biech- 
ilischchen    hat  insofern  eine  äussere  Aehnllchkeit  mit  der  Fibel,  als  bei 
beiden   an   einem   halbmondförmigen   Körper  Eettchen  mit  Zierplättchen 
hängen,  bei  dem  Shan-Schmuckstücke  rhombische,  bei  dem  Hallstätter  mehr 
pyramidal  geformte.     Solche  äussere  Aehnlichkeiten  zwischen  toto   coelo 
verschiedenartigen  Oegenständen  aus  zwei  Weltenden,  so  zu  sagen,  lassen 
sich  zahlreich  aufißnden,  ohne  dass  sie  das  Mindeste  besagen.    Was  endlich 
die  Silberkette  mit  daranhängenden  Instrumenten  im  Vergleiche  mit  dem 
^J^hängsel^*  von  Hallstatt  anlangt,  so  ist  die  allgemeine  Aehnlichkeit  die, 
dass  in  beiden   eine  Badform  mit  Eettchen  daran  vorkommt,  sonst  aber 
ist  in  den  Einzelheiten  der  Ornamente  nicht  die  allermindeste  Aehnlichkeit, 
Tielmehr  totale  Yerschiedenheit  vorhanden.    Dieser  Hinweis  auf  Hallstatt 
ist  daher  ganz  verfehlt  und  irreleitend,  anderenfalls  würde  er  das  grösste 
Interesse  in  Anspruch  nehmen  können.    Es  konunen,  wie  bekannt.  Bern- 
steinperlen in  den  Qräbem  Hallstatts  massenhaft  vor,  femer  unter  anderem 
Elfenbeinschwertknäufe  mit  Bernstein  verziert  (Sacken,  Tafel  V,  2,  Seite  27), 
allein  es  hat  dieses  Nichts  mit  hinterindischen  Schmuckstücken  zu  thun, 
wenn  auch  einstmals  vielleicht  auch  Bernstein  zusammen  mit  den  anderen 
bekannten  Producten  aus  Ophir  in  die  Westländer,  bis  Griechenland  oder 
selbst  weiter,  gelangte.    Es  wäre  in  der  That  auffallend,  wenn  die  Phönizier 
das  Elfenbein,  die  Hauenfedem,  das  Santelholz,  das  Zinn,  Edelsteine,  Oewürze 
und  Anderes  in  Hinterindien  verladen,  den  im  Lande  selbst  aber  hoch- 
geschätzten, verbreiteten,  auffallenden  und  ausserdem  so  leicht  transportablen 
Bernstein  zurückgelassen  haben  sollten,  wozu  noch  in  Betracht  gezogen 
werden   muss,   dass  altgriechische  Schriftsteller   selbst   die   indische  und 
Sophokles  spedell  die  hinterindische  Herkunft  angeben. 

Nachschrift  Während  derCorrectur  erhalte  ich  von  Herrn  Dr.  Helm 
einen  Abdruck  seiner  Abhandlung  aus  den  Schriften  der  Naturforschenden 
Gesellschaft  zu  Danzig,  N.  F.  VIII.  Bd.,  3.  Hft.  „üeber  Birmit",  wie  der 
bannanische  Bernstein  nunmehr  statt  Burmit  (s.  oben  S.  63)  von  ihm  ge- 
nannt wird.  (Ueber  die  Schreibweise  von  „Barma"  habe  ich  früher  ein- 
mal eine  Notiz  gegeben:  Publ.  d.  K.  Ethn.  Mus.  Dresden  1883,  III,  46, 
Anm.  4;  es  kommt  Birma,  Burma,  Byrma,  Burma,  Berma  und  Barma  vor. 


68 

Deutsche  Sprachforscher  schreiben  meist  Barma,  weshalb  ich  es  auch  thue.) 
Der  von  Dr.  Helm  untersuchte  Bernstein  entwickelte  keine  Bemsteinsäure, 
während  der,  welcher  Dr.  Oster  vorlag,  2%  ergab.  Ich  hebe  noch  hervor, 
dass  die  Stücke  „häufig  mit  vermoderten  Holz-  und  Bindenstückchen  durch- 
setzt^^ sind,  was  an  die  oben  Seite  65  angezogene  Aeusserung  des  Arche- 
laos erinnert,  der  von  dem  indischen  Bernstein  sagte,  dass  er  noch  mit 
Pinienrinde  behaftet  von  dort  herkomme.  Ob  die  Provenienz  der  Probe 
aus  dem  Indian  Museum  in  Galcutta,  die  Dr.  Oster  untersuchte,*  eine  andere 
ist,  wie  die  der  Heimischen  Stücke,  wird  durch  weitere  Forschungen  fest- 
zustellen sein. 

Dresden,  den  15.  Juli  1893. 


II.  Abhandlungen. 


^ley  er,  A,  B.:  Wurde  Bernstein  von  Hinterindien  nach  dem  Westen  exportirt?   S.  68. 
^  vhneider.  O.:  San  Remo  und  seine  Thierwelt  im  Winter.     S.  S. 


Die  Autoren  sind  allein  verantwortlich  für  den  Inhalt  ihrer 

Abhandlangen, 


Pie  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50.  von  den  Sitzung^- 

l>erichten  auf  besonderen  Wunsch  25  Separatabzüge  uratis,  eine  grössere 

Anzahl  gegen  Erstattung  der  Herstellungskosten. 


SitznngskalODder  für  1893. 

•vptembeT.    28.  Hauptversammlung. 

'Ntober.     5.  Zoologie  und  Botanik.     12.  Botanik.  —    Mathematik.     19.  Mineralogie 

und  Geologie.     2G.  Hauptversammlung. 
V->TCinber.     2-    Physik  und   Chemie.     9.  Piahistorische   Forschungen.     16.  Zoologie. 

23."  Botanik.     30.  Hauptversammlung, 
IWember.     7.  Mineralogie  und  Geologie.  —  Mathematik.     14.  Physik  und  Chemie. 

21.  Hauptversammlung. 


Die  Preise  fiir  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis%  welche  durch  die  Burdach'sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.     Dresden  1860.    8 1  M.  50  Pf. 

Festschrift.    Dresden  1885.    8.     178  S.    4  Tafeln 3  M.  —  Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.     1878.     8.  160  S.    5  Tafeln  .    ,  6  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1861 1  M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1863 1  M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  186i  und  1865.     pro  Jahrgang    .    .  1  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1866.     April-Decomber 2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.     Jalirgang  1867  und  1868.    pro  Jahrgang     .    .  3  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.     Jahrgang  1869 3  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1870  u.  1871.  April-Decem  her  p.  Heft  SM.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1872.    Januar-September 2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1873 — 1878.     pro  Jahrgang  ....  4M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahi'gang  1879 5  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1880.    Juli-December 3  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlimgen.  Jahrgang  1881.  Juli-December  3  M.  —  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  JahrgangI882— 1884,1886— 92. 

pro  Jahrgang 5  M.  —  PL 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.    Jahrgang  1885 2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1893.  Jauuar-Jnni  2  M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis**  wird  ein  Rabatt  von  25  Proe.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis",  sowie  aucli 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis"  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gre- 
sellschaft,  d.  Z.  Dr.  Deichmüller,  Dresden- A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

^ßfr  I^i^  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  ge^en  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3  Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


KönigL,  Sachs.  Hofbuchhandlung 

H.  Burdach 
— —  Warn  atz  Ä5  Lehmanu  — 

8chlOB8-Stras8G  82.     DRESDEN.     Femsprecher  162. 

I  . 

omuäehU  sich 

'  ■  ■  I) 

zur  BohorguD^  wlKKenMchartlicIicr  iiilerutur.  '| 

t3-     ..  -_.=^ .-^-  -  __._.  -  .  ^^ - ^ 


Zlüit.  i^>t  ,Vi.'\tt1t  C><Cl,  LPf«Ct« 


I      \J  \^ 


L'^oo\-\\l% 


I.  ■'. 


Sitzmslienclite  id  AianiUipn 


der 


Naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


in   Dresden, 


Herausgegeben 

von   dem    Redactions-Comite. 


Jahrgang  1893. 

«fall  bis  December. 

(Mit  Abbildungen  im  Text.) 


^fi  ♦- 


Dresden. 

In  Commission  von  WATBltz  &  LellBianD,   Köiü>4l.  Sädis.    II()n>iichliän(l]cr. 

1894. 


ro 


5 


Redactions-Goraitö  für  1893: 

Torsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Mitgrlieder:    Dr.    J.    Dcichmüller,    Prof.    Dr.    0.   Drude,   Geh.    Hofi-ath   Prof.    Di 
H.    B.   Oeinitz,    Prof.    Dr.  M.  Krause,   Institutsdirector  Th.  Reibisch  und  Prof.  Ihl 

E.  Zotzsche. 

Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 

Sttzniigskalender  fllr  1894. 

Janiiar«     U.  Präliistor.  Foi-schungcn.     18.  Zoologie.     25.  Hauptversammlung. 

Februar.     I.  Botanik.     8.  Mathematik.     l5.  Mineralogie  und  Geologie.    22.  Haupt\t;r-J 

Sammlung. 
Mftrz.     1.  Physik   und    Cheniio.     8.  Prähistor.  Forschungen,     15.  Zoologie  imd  Botanik. 

21).  Hauptversammlimg. 
April,     b.   Botanik   (Floristeuabond).     12.  Mineralogie    und    Geologie.     19.    Physik    un*i 

Chemie.    26.  Hauptvei-sammlung. 
Mai.    3.  Excursion.     10.  Prähistor   Forechungen.    24.  Zoologie.     31.  Hauptversammlung. 
Juni.     7.    Botanik      14.    Mineralogie    und    Geologie.    —    Mathematik.    21.    Physik    uii'i 

(,'hemie.     28.  Hauptversammlung. 
Juli.     26.  Hauptversammlung. 
August.    80.  Hauptversammlung. 
September.    27.  Hauptvei-sammlung. 
Oetober.    4.    Prähistor.    Forschungen.      11.    Zoologie  und  Botanik.  --  Mfithematik.     18. 

Botanik  (Floristenabend).     25.  Haupt versammlmig. 
XoTember.      1.    Mineralogie    und    Geologie.      8    Physik    und    Chemie.      15.    Präliistor. 

Forschungen.     22.  Zoologie.     29.  Hauptversammlimg. 
December.    t>.  Botanik.     13.  Mineralogie   und  Geologie.  —  Mathematik.    20.  Hauptver- 
sammlung. 


Sitzungsberichte 


der 


natiirwissenscliaftlicheii  Gesellschaft 


zszs 


in   Dresden. 


1893. 


-O     -0"*^-0     o- 


23 


I.  Section  für  Zoologie. 


Dritte  SiÜEung  am  16.  Norember  1893.  Vorsitzender:  InstitutB- 
director  Th.  Beibisch.  —  Anwesend  25  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  in  einem  längeren,  ausfiihrlichen  Vor- 
trage die  Apochromat-Objective  der  Mikroskope  von  Zeis  in  Jena. 

Privatus  K.  Schiller  spricht  über  sächsische  Cicaden. 

Nachdem  er  ihre  Stellung  im  System  in  Kürze  angegeben ,  charakterisirt  er  die 
acht  Gattungen  derselben,  wie  sie  von  Fieber  in  seinem  ursprünglich  deutsch  ge- 
schriebenen Werke  ^»Les  cicadines  d*Earope**  aufgestellt  sind,  und  theilt  eine  Tafel 
£iim  Bestimmen  mit.  Hierauf  werden  die  ihm  bekannt  gewordenen  Arten  in  Wort  und 
Bild  vorgeführt  unter  besonderer  Rücksichtnahme  auf  die  stimmbildenden  Organe  der 
Singeicaden  und  die  zeitweilige  Schädlichkeit  der  Kleincicaden  in  der  Landwirthschaft. 

Institutsdirector  Th.  Beibisch  legt  vor  die  Schädel  von  Mustela 
maries  L.,  M.  foinn  Briss.,  Foetorius  putorius  L. ,  F,  vison  Briss., 
Lutra  vulgaris  L,^  Mephitis  mesomelasL.  und  Meles  taxus  Schreh, 

Der  Vortrageode  bespricht  zuerst  ihre  gemeinsamen  Raubthiermerkmale,  als  Reiss- 
2&hne,  Weite  der  Jochbogen,  Breite  über  der  OhröfiPoung,  Ausschnitt  der  Nasenbeine. 
Darauf  hebt  er  als  vorzügliche  Merkmale  in  der  Familie  der  Marder  das  Zurück- 
treten des  2.  und  5.  Yorderzalmes  im  Unterkiefer  hervor  und  bespricht  alsdann  die 
Unterschiede  einzelner  Arten,  wozu  er  vorzüglich  die  Zahl  der  Zähne  überhaupt  und 
die  Form  der  Kronzähne  im  Besonderen  benutzt.  Bei  Lutra  macht  er  auf  die  Breite 
des  Schädels  als  Wasserthier  und  bei  Meles  auf  die  sichere  und  stets  zuverlässige 
Einfügung  des  Gelenkkopfes  am  Unterkiefer  in  die  Gelenkgrube  des  Schläfenbeines 
auiiDerksam. 


IL  Section  für  Botanik. 


Vierte  Sitzung  am  12.  October  1898  (im  Hörsaale  des  E.  Botanischen 
Gartens).    Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  —  Anwesend  27  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  .0.   Drude   hält   einen   Vortrag   über   die   Vegetations- 
Regionen  der  Central-Karpathen. 

Redner  bespricht  zunächst  altere  Arbeiten  über  die  Vegetations- Regionen  und 
charakterisirt  die  letzteren  speciellor  nach  den  auf  der  Isis-Excursion  dieses  Sommers 
gesammelten  Beobachtungen.  Hierauf  legt  er,  geordnet  nach  diesen  Regionen,  die 
interessanteren  in  der  Tati'a  gesammelten  Pflanzen  vor  und  bespricht  deren  Ver- 
breitungs-Areale (vergl.  Abhandl.  IX). 


24 

Fünfte  Sitzung  am  23.  November  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  —  Anwesend  31  Mitglieder. 

Bei  Beginn  der  Sitzung  zeigt  der  Vorsitzende  unter  dem  von  ihm  am 
16.  November  d.  J.  erläuterten  Apochromat- Mikroskop  von  Zeis  ein 
Polarisationsbild  der  Bastzellen  des  Pinien-Zapfens  zur  klaren  Veranschau- 
lichung des  Kreuzes  und  der  Interferenzfarben. 

Oberlehi-er  A.  Wobst  macht  Mittheilung  von  der  Schenkung  einiger 
Abhandlungen  von  Fr.  Stephani  in  Leipzig  über  „Lebermoose'^ 

Der  Vorsitzende  trägt  alsdann  über  die  neueren  Strömungen  auf 
dem  Gebiete  der  botanischen  Nomenclatur  vor. 

Ausgehend  von  den  Linnee^ischen  Prioritäts  -  Hegeln  und  deren  Verbesserung  in 
den  „Lois  de  Nomenclature  botanique'^  von  De  Candolle,  von  den  weiter  dadurch 
hervorgerufenen  Umänderungen  in  den  Benennungen  deutscher  Flora  unter  Fübrang 
von  Garcke  und  Ascherson,  giebt  er  Beispiele  für  die  damit  verbundenen  Unzu- 
träglichkeiten. Nachdem  Vortragender  als  weitere  Beispiele  heutiger  Disharmonie 
die  Verfahren  von  Dr.  Günther  von  Beck  und  Richter- Wien  in  Beispielen  gebracht 
hat,  erläutert  er  die  Tendenzen  von  0.  Euntze'a  „Revisio  plantarum*^  und  kenn- 
zeichnet die  Hauptsätze  der  Berliner  Beschlüsse,  welche  auf  der  internationalen 
Botaniker- Conferenz  zu  Genua  1893  besprochen  wurden  und  zu  weiterer  Ausarbeitung 
einer  Commission  unterworfen  sind,  gegen  welches  Verfahren  Dr.  0.  Kuntze's 
jüngste  Veröffentlichungen  sehr  scharfe,  oft  geradezu  komisch  wirkende  Entgeg- 
nungen führen. 

Oberlehrer  A.  Wobst  trägt  vor  über  die  Formen  der  Gattung 
Rosa  von  Dresden  und  seiner  Umgebung. 

Nach  Einleitungen  über  die  Vielgestaltigkeit  der  einzelnen  Species  macht  er 
aufmerksam  auf  die  grosse  Summe  von  Merkmalen,  welche  alle  beim  Bestimmen  zu 
berücksichtigen  sind.  Nach  einem  U eberblick  über  die  Mittheilungen  älterer  säch- 
sischer Floristen  bespricht  der  Vortragende  unter  Zugrundele^ng  der  Christ'schen 
Eintheilung  die  Hauptformen  der  Rosen  und  bringt  folgende  im  genannten  Gebiete 
gesammelten  zur  Vorlage: 

Rosa  alpina  L.  —  jR.  pomifera  Herrn. ;  B.  tomeMosa  L.  —  2?.  rubiginosa  L.  var. 
rotundifolia  Rau  (sehr  nahe  stehend),  R.  micrantha  Sni.,  R.  i^wdora  Fr.,  R.  graveolens 
Gren.  —  R.  JundzilU  Bess.  —  R.  canina  L.  f.  Lutetiatia  Lem.,  R.  canina  f.  dumalts 
Bechst.,  R.  canina  f.  biserraia  Bak.,  R.  canina  f.  firmula  Christ,  ex  p.  —  R.  glauca 
Vill.  —  jR.  dumetorum  Thuill.,  R.  dumetorum  f.  plaiyphylla  Rau.  —  jR.  coriifolia  Fr. 
—  R.  gälUca  L.  (verw.),  R.  gallica  f.  Austriaca  Crantz  (E.  pumila  L.). 

Dabei  spricht  der  Vortragende  die  interessante  Vermuthung  aus,  dass  die  von 
Reichenbach  an  der  Bosel  aufgefundene  Rosa  pumila  jetzt  verschwunden  und  an 
deren  Stelle  durch  Bastardirung  eine  Form  der  R.  trachyphylla,  R.  Jundeüli  Bess., 

fetreten  ist.    Eine  kurze  Mittheilung  über  die  geographische  Vertheilung  der  Rosen- 
brmen  in  Sachsen  beschliesst  den  Vortrag. 


Sechste  (ausserordentliche)   Sitzung  am   28.  December    1893. 

(Floristenabend).    Vorsitzender;    Oberiehrer   A.  Wobst.  —  Anwesend   10 
Mitglieder. 

Privatus  K.  Schiller  bringt  die  kryptogamische  Ausbeute  der 
Isis-Excursion  nach  der  Tatra  zur  Vorlage  (s.  unter  Abhandl.  IX). 

Dr.  B.  Schorler  bespricht  die  Arbeit  von  Cl.  König:  „Die  Zahl  der 
in  Sachsen  heimischen  und  angebauten  Blüthenpflanzen'S 

Prof.  Dr.  0.  Drude  legt  den  1.  Band  der  Koch 'sehen  „Synopsis"  in  der 


26 

Bearbeitung  von  Ha  liier  und  Wohlfarth  vor  und  macht  auf  deren 
Mängel  aufmerksam,  ferner  eine  Anzahl  interessanter  Pilzformen,  die 
auf  einer  in  Gesellschaft  von  Prof.  Magnus-Berlin  und  Prof.  Fischer- 
lieipzig  unternommenen  Excursion  nach  Meissen  gesammelt  worden  sind 
(s,  Excursionsbericht  von  Prof.  Magnus  unter  Abhandl.  VIII). 

Dr.  B.  Schorler  berichtet  über  die  interessanteren  Bereicherungen 
der  Flora  Saxonica  mit  Vorlage  der  Belegexemplare. 

Was  zunächst  die  Neuigkeiten  anbetrifft,  so  ist  in  erster  Linie  zu 
erwähnen 

1.  Camiximdii  hononiensis  L.  (=  C  Thalunm  Wallr.,  C.  ruthenka  M. 
B.),  aufgefunden  von  Apotheker  Schlimpert  (Colin  Meissen)  an  einem 
bewaldeten  Geröllhang  bei  Daubnitz,  nordwestlich  von  Meissen. 

Diese  Glockenblume  ist  für  das  Königreich.  Sachsen  thatsächlich  neu.  Wünsche 
;^iebt  zwar  einen  Standort  bei  Leipzig,  ROglitz,  an,  aber  derselbe  liegt  ausserhalb 
Sachsens  an  der  Elster  noch  unterhalb  Schkeuditz.  Sie  musste  bishei  jenen  durch 
ihre  Verbreitung  interessanten  Pflanzen  zugezählt  werden,  die,  wie  AMrapalus  ex- 
$capus,  Hypericum  elegam  und  Trifolium  parvtflorum  im  N.  und  S.  des  Gebietes  ver- 
breitet sind,  in  Sachsen  selbst  aber  nicht  Yorkommen,  und  die  dieser  eigen thümlichen 
Verbreitung  wegen  zur  Aufstellung  gewagter  Aussterbungshypothesen  von  Floren- 
gliedem  Veranlassung  gegeben  haben.  Durch  die  Auffindung  der  Campanula  bono' 
niensis  L.  sind  wenigstens  für  diese  Pflanze  die  Standorte  in  Böhmen  und  Thüringen 
resp.  der  Mark  überbrückt.  Die  Standorte  in  Böhmen  vertheilen  sich  namentlich  auf 
den  Norden:  Jung-Bunzlau,  Böhmisch-Leipa,  Aussig,  Teplitz,  Silin,  Brüx  bis  nach 
Kommotau,  doch  kommt  sie  auch  südlicher  vor,  z.  B.  bei  Prag  und  Garlstein.  Im 
benachbarten  Schlesien  ist  die  Pflanze  selten,  im  Süden  ist  nur  ein  Standort  bei 
Katscher  und  im  Norden  je  einer  bei  Grünberg  und  Guhren  bekannt.  Häufiger  ist  sie  da- 
gegen in  der  Mark,  wo  Ascherson  in  seiner  Flora  einige  zwanzig  getrennte  Standorte  auf- 
zählt, sie  scheint  aber  hier  vielfach  nur  verwildert  zu  sein,  wie  die  wiederkehrende 
Angabe  „auf  dem  Kirchhof^^  beweist.  An  die  Mark  schliessen  sich  direct  die  Stand« 
orte  in  Thüringen  an,  wo  sie  bei  Aschersleben,  Halle,  Frankenhausen,  Sondershausen, 
Gotha  etc.  auftritt,  also  auch  nicht  selten  ist.  —  Das  Hauptverbreitungsgebiet  von 
C.  banofiiensis  ist  aber  unstreitig  der  Südosten.  Sie  ist  verbreitet  bis  häufig  im  süd- 
lichen Russland,  in  den  unteren  Donauländem,  in  Bulgarien,  Serbien,  Banat,  Bosnien, 
Croatien,  Slavonien,  Dalmatien,  Istrien,  Herzegowina  und  Montenegro  bis  nach 
Thessalien,  in  Ungarn  und  Polen,  in  der  Tatra  besonders  in  den  Liptauer  und  Belaer 
Kalkalpen  häufig.  Beck  giebt  an:  „vornehmlich  im  Gebiet  der  pannonischen  Flora, 
Wiener  Wald,  auf  allen  Hügeln  im  südlichen  Wiener  Becken,  im  Leithagebirge ,  in 
den  Marschauen  etc.'*  Die  am  weitesten  nach  Nordwesten  vorgeschobenen  Posten 
dieser  interessanten  Pflanze  stehen  auf  einer  Linie,  die  von  Gumbinnen  in  der  Prov. 
Preussen  über  Bromberg,  Stettin,  Rostock,  Hannover,  nach  Trier  verläuft  und  sich 
von  hier  nach  der  Dauphin^  in  Südost -Frankreich  wendet.  Doch  ist  in  dem  durch 
diese  Vegetationslinie  angegebenen  Areale  die  Verbreitung  eine  sehr  sporadische. 
Die  Pflanze  fehlt  z.  B.  in  Elsass- Lothringen ,  der  Pfalz,  Baden,  Württemberg  und 
Bayern  vollständig.  Sie  ist  kalkbedürftig  und  siedelt  sich  gern  wie  ihre  südöst- 
lichen Verwandten  auf  sonnigen  buschigen  Abhängen  und  Felsen  an,  kommt  aber 
auch  auf  Lehmboden,  Basalt  und  Gneiss  vor.  —  Bei  Meissen  wächst  sie  in  dem  an 
interessanten  Pflanzen  so  reichen  Lössgebiet,  an  jenem  durch  seine  vielen  Seltenheiten 
berühmten  Südhang  des  Lommatzschthales.  Bei  einer  Excursion,  die  ich  am  27.  Mai  1898 
mit  Herrn  und  Frau  Prof.  Drude  und  geführt  von  den  Herren  Schlimpert  und  Fritzsche 
dahin  unternahm,  konnten  wir  u.  A.  folgende  Arten  constatiren:  Verbascum  phoeni- 
ceum,  Bosa  trctehyphylla ,  Spiraea  Filipendula,  AntJiericum  Liliago,  Carex  humilis, 
PuhatiUa  pratensis,  Ptucedanum  Oreoselinum  und  Cervaria^  Sedum  rupestre,  Potentilla 
opaca  und  rupestris,  Inula  hirta,  Hypochoens  fnaculata,  Myosotis  sparsiflora,  Cyna- 
glossum  officinale  etc  Es  ist  wunderbar,  dass  die  Pflanze  in  einem  so  gut  durch- 
forschten Gebiete  bisher  übersehen  werden  konnte.  Nachträglich  wurde  von  mir  ein 
2.  Standort  bei  Lommatzsch  festgestellt,  von  wo  Seminaroberlehrer  Leonhardt  in 
Nossen  die  Pflanze  bereits  1890,  allerdings  unter  anderer  Bezeichnung,  an  das  Her- 
barium der  Flora  Saxonica  eingesandt  hatte. 


26 

Neu  ist  ferner  für  Sachsen 

2.  Veronica  DiUenii  Crtz.  (=  V.  campestris  Schmalhausen),  aufgefunden 
von  F.  Fritz  sehe  (Eötzschenbroda)  auf  einem  sandigen  Acker  bei  Lindenau 

bei  Eötzschenbroda. 

Als  Herr  Fritzsche,  der  bei  allen  seinen  neuen  Funden  in  liebenswürdigster  Weise 
des  Herbariums  der  Flora  Saxonica  im  Polytechnikum  gedenkt,  die  Pflanze  daselbst 
ablieferte,  durchmusterten  wir  gemeinschaftlich  die  vorhandenen  Feronico- Arten  und 
fanden  zu  unserer  grossen  Freude  die  Pflanze  im  Herbar  bereits  vertreten,  die  als 
F.  verna  L.  etiquettirt  und  von  dem  eifrigen  Sammler  um  Königsbrück,  Herrn 
A.  Schultz  eingesandt  worden  war.  Eine  von  Lodny  bei  Blasewitz  gesammelte 
V  verna  entpuppte  sich  auch  als  V,  DiUenii.  So  liegt  uns  also  diese  Novität  gleich 
von  3  Standorten  aus  Sachsen  vor.  F.  Dillenii  wurde  zuerst  von  dem  russischen 
Botaniker  Schmalhausen  in  den  Ber.  d.  Deutsch.  Butan.  Ges.  1892  unter  dem 
Namen  F.  campestris  von  F.  verna  L.  als  eigene  Art  abgetrennt.  Schmalhausen  giebt 
von  derselben  folgende  Diagnose,  die  ich  hier  wiederhole,  weil  doch  vielleicht  manchem 
der  Botaniker  der  Isis  damit  gedient  sein  könnte: 

Stengel  aufrecht,  einfach  oder  verzweigt,  unten  etwas  kraus,  oben  drüsig  behaart, 
7 — 20  cm  hoch;  untere  Blätter  kurz  gestielt,  eiförmig,  gekerbt,  die  übrigen  stengel- 
ständigen sitzend,  tief  ."^—5  t heilig  oder  fiederspaltig,  mit  linealischen  oder  länglichen 
stumpfen  Zipfeln,  der  Endzipfel  grösser  und  bisweilen  eingeschnitten;  die  unteren 
Dockblätter  äreispaltig,  die  oberen  lineaManzettlich,  gaazrandig;  Blütenstiele  aufrecht, 
kürzer  als  der  Kelch,  Kelchzipfel  ungleich  lang ;  Blumcnkrone  so  lang  als  der  Kelch, 
tief  blau;  Griffel  so  lang  wie  aie  halbe  Kapselscheidewand,  länger  als  die  Ausrandung; 
Kapsel  zusammengedrückt,  abgerundet  nierenförmig,  drüsig  gewimpert,  mit  9 — 13 
sämigen  Fächern.  — 

Diese  neue  Species,  die,  wie  Ascherson  feststellte,  nach  Prioritäts-Principien  den 
Namen  F.  Dillenii  Crtz.  erhalten  muss,  ist  der  F.  verna  L.  sehr  nahe  verwandt, 
unterscheidet  sich  aber  sehr  leicht  von  derselben  durch  die  Länge  des  Griffels,  der 
bei  ihr  halb  so  lang  als  die  Scheidewand  der  ausgewachsenen  Frucht  ist,  während 
er  bei  F.  verna  höchstens  '/g  so  lang,  meist  noch  kürzer  ist  und  die  Ausrandung 
kaum  überragt.  Auch  die  grössere  Drüsigkeit,  die  doppelt  so  grosse  dunkler  gefUrbte 
und  flach  ausgebreitete  Blumenkrone,  die  bei  F.  verfia  klein  und  trichterförmig  ver- 
tieft ist,  und  die  grössere  Fruchtkapsel  mit  zahlreiöheren  Samen  (bei  F.  vertia  nur 
6—8  in  jedem  Fache)  unterscheidet  sie  gut  von  der  verwandten  Art.  —  Sie  bevorzugt, 
wie  auch  F.  verna  L.,  sandigen  Boden.  Nach  dem,  was  bisher  über  ihre  Verbreitung 
bekannt  geworden  ist,  scheint  sie  auch  wie  Campanula  bononiensis  südeuropäischen 
Ursprungs  zu  sein,  wenigstens  ist  sie  im  mittleren  und  südlichen  Russland  und  in 
Oesterreich- Ungarn  verbreitet,  Ascherson  konnte  für  sie  vorläufig  folgende  nord- 
westliche Verbreitungsgrenze  feststellen:  Rostock,  Neuruppin,  Magdeburg,  Bodegebirge 
im  Harz,  Frankfurt  a.  M.  und  Kreuznach  im  Nahethal. 

Als  dritte  Neuheit  ist  zu  erwähnen 

3.  Helosciadiurn  iwdiftorum  Koch,  aufgefunden  von  dem  Seminaristen 
Th.  Angermann  am  Bienitz  bei  Leipzig. 

In  den  Sitzungsberichten  der  Isis  vom  Jahre  1890  wurde .  das  Vorkommen  dieser 
in  Deutschland  seltenen  Gattung  in  Sachsen  constatirt.  Heute  können  wir  bereits 
von  der  Auffindung  einer  zweiten  Art  berichten.  Der  entdeckte  Staudort  ist  für 
Helosciadium  nodiflorum  möglicherweise  ein  sehr  alter,  wenigstens  erwähnt  Baum- 
g arten,  der  allerdings  nicht  sehr  zuverlässig  ist,  in  seiner  Flora  Lipsiensis  vom 
Jahre  1790  die  Pflanze  vom  Bienitz.  Alle  neueren  Localfloristen  Leipzigs  aber  geben 
sie  nicht  an.  Die  Art  hat  im  Gegensatz  zu  den  beiden  ersten  Novitäten  im  Westen 
oder  Südwesten  Europas  ihr  eigentliches  Verbreitungsgebiet,  sie  ist  in  England, 
Spanien,  Frankreich,  Belgien,  iLlsass- Lothringen  und  im  Rheinthal  häufig,  kommt 
auch  in  der  Westschweiz  und  Italien  und  mit  ihren  letzten  Ausläufern  auf  der 
Balkanhalbinsel  vor.  In  Mitteldeutschland  wird  von  Scholl  er  in  seiner  Flora  Bar- 
biensis  noch  ein  Standort  „unterhalb  Gödniz  gegen  Dornburg^'  zu  angegeben. 

Ausser  diesen  3  Novitäten  ist  die  Flora  Saxonica  noch  um  eine  An- 
zahl neuer  Standorte  von  seltenen  Pflanzen  oder  Varietäten  bereichert 
worden,  von  denen  nur  die  folgenden  erwähnt  sein  mögen.  Es  wurden 
von  F.  Fritzsche  (Kötzschenbroda)  aufgefunden: 


27 

Potamogeion  pusühu  L.  var.  Unuiuimus  K.  unter  der  rar.  major  in  Lachen  ani 
Elbafer  swiechen  Gauemitz  ond  Scharfenberg;  P.  obtusifolims  M.  et  K.  im  MittQlteich 
in  Moritzbarg;  P.  triehaides  Cham,  et  Scbld.  ebenda;  Zanmchellia  pdlugtris  L.  in 
Lachen  am  linken  Eibufer  bei  Scharfenberg  und  in  einem  Graben  zwischen  dem 
Schlouteich  and  dem  Mittelteich  bei  Moritzbarg;  Alitma  natans  L.  im  Grödüzer 
Kanal;  AI,  Platüago  L.  var.  graminifolium  Ehrh.  am  linken  Elbafer  bei  Scharfenberg; 
(h^pems  fiueus  L.  am  Eibufer  bei  Serkowitz ;  GorydcUia'aoUdaL.  bei  Dieabar;  Chranium 
tUiaricatum  L.  an  Weinbergsz&unen  bei  Zitzschewig;  Potentilla  recta  L.  bei  Oberao; 
CerasHum  bradtypetalum  DcuBp.  bei  Wachwitz;  Pierü  kieraeioides  L.  bei  Cölln-Meizsen ; 
drsium  lanceolatum  Scop.  var.  nemarale  Rchb.  im  Saubachthale  bei  Gauemitz. 

Ferner  wurden  von  H.  Hof  mann  in  Hohenstein-E.  aufj^efunden: 

Buhus  Sprengelfi  Wh.  bei  Hohenstein-E.  im  Walde  nach  Falken  zu  and  Biera- 
ciMoi  fiagdlare  Willd.  (H.  prcUensex  Pilo9ella  Aüchers.)  *piUeauU  Sagorski  bei  Döbeln. 

Eine  Anzahl  eingeschleppter  Ruderalpflanzen  wurden  von  Bürgerschul- 
lebrer  Naumann  in  der  Nähe  eines  Bahnneubaues  in  Crossen  bei  Zwickau 
beobachtet.    Es  sind  dies: 

Gypsophila  porrigens,  Oiaucium  corfiiculatum,  Lepidium  perfoliatum,  Silene  comco« 
Vaccaria  agreslie,  Nigella  arveims,  Specularia  Speculum ,  Centawrea  aolHüidlia  und 
C.  caleUrapa, 

Oberlehrer  A.  Wobst  legt  im  Anschluss  hieran  einige  in  diesem  Jahre 
in  Sachsen  gesammelte  neue  Rubus-Arten  vor.     Es  sind: 

RubuacJMerophyllfisStLgonki  und  W,  Schultz.  Fundort:  Berthelsdorf  beiUerrhnt; 
ü^.  ({«metdrum  W.  et  N.  var.  Trarn«(<or^t  Focke.  Fandort:  Zittau  auf  der  Koitsche,  ge- 
sammelt von  Hofmann;  R.  Idaeo  x  caesius  G.  F.  W.  Mej.  Fundort:  GOda  bei  Bautzen» 
gefammelt  von  Feurich. 


III.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Dritte  Sitzung  am  19.  Oetober  1893.  VTorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  —  Anwesend  32  Mitglieder. 

Mit  tief  empfundenen  Worten  zeigt  der  Vorsitzende  zunächst  den  am 
9.  Oetober  d  J.  im  76.  Lebensjahre  erfolgten  Tod  des  früheren  Directors 
der  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien,  Hofrath  D.  Stur,  Ehren- 
mitgliedes der  Gesellschaft  seit  1885,  an  und  behält  sich  einen  Nekrolog 
des  verdienten  Forschers  für  eine  der  nächsten  Sitzungen  vor. 

Es  wird  Einsicht  genommen  von  einem  instructiven  Modell  zur 
Erläuterung  von  Verwerfungen,  welches  unsere  Technische  Hochschule 
von  dem  Obersteiger  a.  D.  Häusler  in  Charlottenburg  erworben  hat. 

Den  Hauptgegenstand  der  Tagesordnung  bildet  ein  kurzer  Bericht 
des  Vorsitzenden  über  einen  Ausflug  nach  Oberbayern  im  August  d.  J., 
der  ihn  zunächst  nach  München  und  später  über  Tölz,  den  Tegernsee,  Dorf 
und  Bad  Kreuth   nach   dem  Achensee   und   nach  Innsbruck  geführt  hat. 

MnsBten  zunächst  die  reichen  mineralogisch-geologischen  Sammlangen  in  München, 
wie  das  von  F.  von  Kobell  und  zuletzt  von  Prof.  Dr.  Groth  auf  seinen  hohen 
Rang  erhobene  mineralogische  Museum,  das  von  Prof.  Dr.  von  Zittel  begründete 
und  ausgezeichnet  geleitete  paläontologische  Museum,  sowie  die  von  Oberberg- 
director  Prof.  Dr.  von  Gümbel  verwalteten  ansehnlichen  mineralogisch- geo- 
logischen Sammlungen  des  Münchener  Polytechnikums  und  die  unschätzbaren 
Materialien   in   der   geologischen  Landessammlung,    die   nach   Sectioncn    und 


28 

Districten  der  grossen  von  Gümberschen  geognostischen  Karte  von  Bayern  geordnet  in 
den  unteren  R&omen  des  K.  Oberbergamiss  niedergelegt  sind,  das  Interesse  in  vollen 
Anspruch  nehmen,  so  fand  dasselbe  doch  auch  später  in  Innsbruck  vielseitige  Anregung. 
Hier  waren  es  die  schienen  Sammlungen  des  unter  Prof.  Wieser's  Leitung  stehenden 
Ferdiliandeum,  ferner  die  Sammlungen  der  Universität,  welche  Prof.  Dr.  Blaas, 
der  Nachfolger  des  hochgeschätzten  von  Pichler  erschloss,  und  eine  vor  Kurzem 
eröffnete  sehr  gelungene  Tiroler  Industrie- Ausstellung,  die  auch  in  geologischer 
Beziehung  manch  Interessantes  darbot.  Zu  kleinen  geologischen  Ausflügen,  zum  Theil 
unter  fireundlicher  Leitung  von  Prof.  Blaas  verlockte  schon  die  zauberische  Um- 
gegend Innsbrucks  in  hohem  Grade. 

Ferienreisen  sind  in  der  Regel  für  Museumsbesuche  nicht  günstig,  da  sich  die 
Beamten  meist  selbst  auf  Ausflügen  befinden  und  diese  Zeit  oft  für  bauliche  Ver- 
änderungen benutzt  zu  werden  pflegt.  Der  Vortragende  hat  sich  während  seines  kurzen 
Aufenthaltes  in  München  der  wesentlichen  Unterstützung  einiger  der  Assistenten  an 
den  genannten  Anstalten ,  insbesondere  der  Herren  Dr.  Grünling,  Dr.  Rud.  Schäfer 
und  Dr.  Reis  zu  erfreuen  gehabt. 

Eine  lustige  Omnibusfahrt  mit  4  Maulthieren  führte  alsdann  von  Zirl  in  dem 
Innthale  aus  über  Seefeld,  den  bekannten  Fundort  fossiler  Fische  in  den  Asphalt- 
lagem  des  Hauptdolomits ,  nach  Schamitz  und  durch  den  alten  Römerpass  zwischen 
dem  Karwendelgebirge  und  Wettersteingebirge  nach  Mittenwald  und  später  nach 
Partenkirchen,  welche  Orte  hinreichende  Veranlassung  boten  zu  Ausflügen  in  die 
wundervolle  felsenreiche  Umgebung  mit  dem  smaragdgrünen  Badersee  und  dem  Eib- 
see am  FuBse  der  gletscherbedeckten  Zugspitze. 

Zur  näheren  Erläuterung  der  geognostischen  Verhältnisse  werden  vorgelegt 

A.  Rothpletz:  Das  Karwendelgebirge.  Mit  Karte,  2  Tafeln  und  29  Figuren  im 
Text.    München  1888; 

C.  "W.  V.  Gümbel:  Abriss  der  geo^ostischen  Verhältnisse  der  Tertiärschichten 
bei  Miesbach  und  des  Alpengebirges  zwischen  Tegemsee  und  Wendelstein.  Mit  Aus- 
flugskarten in  dieses  Gebiet.    München  187&; 

Th.  Skuphos:  Die  stratigraphische  Stellung  der  Partnach-  und  der  sogenannten 
Gardita -Schienten  in  den  Nordtiroler  und  Bayerischen  Alj^en.  Cassel  1892,  und  als 
neueste  Schrift,  welche  hohe  Anerkennung  verdient,  die  einer  Dame, 

Marie  M.  Ogilvie:  Contributions  te  the  Geology  of  the  Wengen  aud  St.  Cassian 
Strata  in  Southern  Tjrol.    London  1893. 

Gleichzeitig  lagen  zur  näheren  Einsicht  vor  die  prächtigen  Pablicationen  von 

Mojsisovics:  Ueber  die  Dolomit -Riffe  von  Südtirol  und  Veuetien,  Wien  1879, 
und  von  Simony:  Das  Dachsteingebirge,  Wien  1889—1893,  sowie  mehrere  geologische 
Karten  von  v.  Gümbel,  v.  Hauer  und  verschiedene  photographische  Ansichten  der 
besuchten  Gegenden  und  namentlich  von  dem  schönen  Innsbruck. 

Eine  prachtvolle  Fahrt  an  den  Walchensee  und  den  Kochelsee  und  zuletzt  noch 
über  den  stettlichen  Stamberger  See  führte  von  Mittenwald  aus  nach  München  zurück, 
um  hier  noch  einmal  unter  Leitung  von  Dr.  Schäfer  im  paläontologischen  Museum 
die  Reihe  von  triadischen  und  jüngeren  Gebirgsgliedem  der  alpinen  Formationea.  zu 
überblicken,  denen  man  in  der  grossartigsten  und  verwegensten  Weise  auf  den  Wander- 
ungen und  Fahrten  durch  das  Bayerische  und  Tiroler  Alpengebiet  begegnet.  Von  den 
Werfen  er  Schichten  an  als  Vertreter  des  bunten  Sandsteins  gelangt  man  durch 
unteren  Muschelkalk  (J/yopAof-ia- Schichten,  Guttensteinkalk  und  Virgloria-Kalk)  in 
die  Partnach-Schichten,  als  Aequivalent  der  St.  Cassian-Schichten,  findet 
hierauf  den  weitverbreiteten  Wettersteinkalk  mit  seinen  zackigen  Kars,  ein 
Aequivalent  des  Hallstädter  Kalkes,  des  Esinokalkes  und  des  Schierndolomite,  gelangt 
sodann  in  die  Raibler  Schichten  und  den  Hauptdolomit  bis  zu  den  jungten 
Schichten  der  alpinen  Trias,  dem  Rhät,  und  hier  und  da  selbst  noch  in  jurassische 
und  cretacische  Schichten. 

Zum  Schlüsse  der  schönen,  gelungenen  Reise  bot  sich  auf  der  Rückfahrt  von 
München  nach  Würzburg  noch  die  verlockende  Gelegenheit  dar,  von  Stetion  Stein- 
bach aus  einen  Abstecher  nach  dem  altberühmten  Rothenburg  ob  der  Tauber  aus- 
zufuhren, welcher  reichen  Genuss  gewährt  hat  und  Jedem  dringend  zu  empfehlen  ist. 
Mit  allem  Rechte  sagt  Albert  Schnltheiss  in  seinen  Europäischen  Wanderbüchem, 
Rothenburg  ob  der  Tauber,  Zürich:  .Rothenburg  ob  der  Tauber  in  Mittelfranken, 
hart  an  der  bayerisch -württembergischen  Landesgrenze  gelegen,  bietet  mehr  als  jede 
andere  deuteche  Stadt,  sogar  Nürnberg  nicht  ausgenommen,  ein  Bild  von  nahezu 
unversehrtem  mittelalterlichem  Gepräge*. 


29 

VorSchluss  der  Sitzung  wirft  Prof.  Dr.  0.  Drude  noch  einige  Blicke 
auf  eine  Abhandlung  von  A.  C.  Seward,  Fossil  Plauts  as  tesls  of  Climate, 
London  1852,  woran  sich  auch  Bemerkungen  von  H.  B.  Geinitz  und 
H.  Engelhardt  knüpfen. 

Vierte  Sitznog  am  7.  December  1893.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  —  Anwesend  38  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  legt  ein  ihm  von  Kammerherrn  Freiherrn  von  Burgk 
geschenktes  Prachtwerk  vor:  „Erinnerungsblätter  an  den  Steinkohlenbergbau 
zu  Burgk". 

Diese  80  grossen  und  schönen,  unter  Anwendung  von  Magnesiumlicht  angefertigten 
Photographien  sind  dem  Steinkohlenbergbau  zu  Burgk  im  Plauenschen  Grunde  ent- 
nommen; sie  geben  eine  getreue  Darstellung  der  Maschinenanlagen,  der  Abteufun^ 
?on  Schächten,  des  Grabenausbauos,  des  Abbaues  u.  s.  w.  und  lassen  erkennen,  mit 
welcher  musterhaften  Umsicht  und  Intelligenz  in  diesen  Gruben  gearbeitet  wird. 

Hierauf  circulirt  ein  neues  Schriftchen  über  Schneekrystalle,  Be- 
obachtungen und  Studien  von  Prof.  Dr.  Hell  mann,  Berlin  1893,  das 
an  alle  früheren  derartigen  und  namentlich  auch  an  die  1845  und  1846 
Ton  J.  F.  A.  Franke  in  Dresden  beobachteten  zahlreichen  Formen  von 
Schneekrystallen*)  eng  anschliesst. 

Dr.  Th.  Wolf  hält  hierauf  einen  interessanten  Vortrag  über  die 
Goldgruben  von  Vöröspatak,  prächtige  Objecto  dabei  zur  Vorlage 
bringend. 

Redner  bereiste  im  vorigen  Sommer  das  siebenbürgiache  Erzgebirge,  um  die  da- 
sigen  Goidbergwerke  kennen  zu  lernen ,  ?on  denen  vor  Allem  die  von  Vöröspatak, 
einem  zwischen  Maros  und  Aranyos  gelegenen  Gebiete,  von  grösstem  Interesse  sind. 
Das  siebenbörgische  Erzgebirge  bildet  ein  mit  seinem  spitzen  Winkel  nach  Osten  ge- 
richtetes Dreieck  von  etwa  13—14  «geographischen  Meilen  Länge.  Es  ist  landschaft- 
lieh  schön,  trägt  beinahe  alpinen  Charakter  und  würde  auch  Touristen  zur  Bereisong 
zu  empfehlen  sein,  wenn  die  Verkehrs  Verhältnisse  besser  wären.  Für  Geologen  und 
Bergleute  ist  die  Gegend  ein  Eldorado.  Geologisch  besteht  das  Gebirge  in  seinem 
Grundstocke  aus  krystallinischera  Schiefer,  inselartig  lagern  darauf  Kalkfelsen  (Jura- 
kalk). In  der  Gegend  von  Vöröspatak  (Rothenbach)  herrscht  Karpathensandstein 
vor.  Form  und  Farbe  dieses  eocänen  Sandsteins  sind  dem  dei  sächsischen  Schweiz 
ähnlich.  Eraptivgesteino  durchbrechen  und  umlagern  diese  Schichten  und  bilden  sie 
überragende  Kuppen.  Es  sind  Porphyr-  und  Grünstein-artige  Gesteine,  welche  be- 
reits viele  namhafte  Geologen  beschäftigt  haben  Die  meisten  siad  tertiärea  Ursprungs 
und  gehören  za  den  Trachytgesteinen,  sind  Andosite  und  Dacite.  ßa'salt  tritt  nur 
selten  auf,  dann  aber  in  schönster,  typischer  Weise. 

Merkwürdig  erscheint,  dass  die  firzführung  an  das  Auftreten  gewisser  Eruptiv- 
gesteine gebunden  ist.  Wu  sich  Dacit  zeigt,  sind  gewiss  Gold,  Silber,  Tellur  und  andere 
Metalle  zu  finden.  Das  Auftreten  des  Goldes  ist  so  allgemein,  dass  man  das  Erzge- 
birge das  goldreichste  Gebiet  Europas  nennen  kann.  Silbererze  erscheinen  erst  in 
zweiter  Linie. 

Vöröspatak  "hat  etwa  3000  Bewohner  verschiedener  Abstammung  und  Religion. 
Der  Ort  liegt  im  Thal  der  Rosia,  etwa  800  m  über  dem  Meere.  Im  Osten  und  Norden 
von  Andesitkegeln  umschlossen,  erhebt  sich  im  Süden  der  Gebirgsstock  des  Kirnik, 
aus  Dacit  bestehend  und  von  Karpathensandstein  umlagert.  Metallische  Substanzen 
durchziehen  den  ganzen  Berg  in  regellosem  Vorkommen.  Namentlich  ist  Pyrit  vor- 
handen mit  gediegenem  Gold,  Kalkspath,  Braunspath,  Manganspath  und  Gyps. 
Redner  untersuchte  längere  Zeit  das  Gebirge  und  fand  vorherrschend  einen  zersetzten 
und  verwitterten  Dacit,  theils  tuflfartig  zerreiblich,  theils  ganz  verkieselt.  Der  ganze 
Stock  des  Kirnik  ist  von  Klüften  durchsetzt,  ebenso  die  ihn  umgebenden  Breccien, 
Tuffe,  Localsedimente  und  der  Karpathensandstein. 


')  H.  B.  Geinitz  in  Denkschriften  der  Isis  zu  Dresden,  1860,  S.  20,  Taf.  1-6. 


30^ 

Der  Reich thum  an  Gold  in  diesem  Gebiete,  der  bereits  in  ältester  Zeit  bekannt 
war,  führte  hier  snr  Gründung  einer  römischen  Kolonie;  während  des  ganzen  Mittel- 
alters wurde  gegraben,  und  gegenwärtig  sind  etwa  100  Gruben  im  Betneb.  Sämmt- 
liche  Bewohner  sind  Bergleute.  Die  Gehänge  des  Kirnik  sind  mit  Halden  bedeckt 
und  das  ganze  2  km  lange  Thal  hat  in  seiner  Sohle  Minenschutt.  Tag  und  Nacht 
vernimmt  man  das  unaufhörliche  Pochen  und  Stampfen  in  den  Häusern,  denn  fast 
jeder  Hausbesitzer  ist  Minen-  und  Mühlenbesitzer.  Die  Ausbeute  der  Minen  wird  in 
Goldstein  ausgezahlt  und  jeder  Theilhaber  muss  dasselbe  selbst  aufbereiten.  Diese 
kleinlichen  Verhältnisse  sind  es,  welche  den  rationellen  Bergbau  hindern.  Nur  dann, 
wenn  die  kleineren  Besitzer  sich  zu  grösseren  Gesellschaften  vereinigten,  wenn  der 
Bergbau  systematisch  betrieben  würde,  Hesse  sich  grösserer  Ertrag  erzielen.  Bleiben 
die  Verhältnisse  so,  wie  sie  jetzt  sind,  wird  auch  Vöiöspatak  ein  armer  Bergort  bleiben. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt,  dem  wir  bereits  die  Kenntniss  der 
Tertiärflora  Chiles  verdanken,  bespricht  neuerdings  von  ihm  untersuchte 
fossile  Pflanzen  der  Tertiärformation  Bolivias,  die  ihm  durch 
Consul  Dr.  Ochsenius  in  Marburg,  Bergrath  Dr.  Stelzner  in  Freiberg  und 
die  Royal  Silver  Mine  of  Potosi  Company  in  London  zur  wissenschaft- 
lichen Verwerthung  zugesandt  worden  sind. 

Oberlehrer  Dr.  E.  Danzig  in  Rochlitz  fendet  unter  dem  12.  August 
1893  folgende,  die  Gliederung  des  oberen  Quaders  südlich  von 
Zittau  betreffende  briefliche  Mittheilung  ein: 

„In  meiner  im  Jahrgange  1874  der  Isis-Berichte  enthaltenen  Abhandlung:  ,,Das 
Qnadergebirge  südlich  von  Zittau*'  hatte  ich  den  oberen  Quader  jenes  Gebiets  in  eine 
tiefere  und  eine  höhere  Abtheilung  trennen  zu  können  geglaubt.  Veranlassung  dazu 
gab  mir  der  Umstand,  dass  das  zur  tieferen  Abtheilung  gezogene,  aus  einem  Wechsel 
von  feinkörnigem  Sandstein  und  Quadermergel  bestehende,  relativ  yersteinerangsreiche 
Schichtensystem  von  Lückendorf  in  den  Brandbergen  überlagert  wird  von  dem  grob- 
kömigen,  an  Versteinerungen  sowohl  der  Zahl  der  Individuen  wie  der  der  Arten 
SLima  candUfera^  Osirea  frans)  nach  sehr  armen  Quader  der  Umgebung  des  Oybins. 
)a  nun  dieser  Quader  andererseits  aber  auch  wieder  ein  tieferes  Niveau  wie  der 
erstgenannte  einnimmt,  so  kam  ich  dazu,  an  mehreren  Orten  eine  Anlagerung  des 
Quaders  vom  Oybiner  Typus  an  die  Lückendorfer  Schichten  oder  deren  Aequivalente 
anzunehmen,  vergleiche  Profile  4,  6,  7.  Wenige  Jahre  nach  der  Publication  jenes 
Aufsatzes  machte  ich  indessen  folgende  Beobachtung,  welche  beweist,  dass  eine  der- 
artige Gliederung  des  oberen  Quaders  sich  doch  nicht  vornehmen  lässt. 

Den  gegen  70  m  mächtigen,  aus  grobkörnigem  Oybin- Quader  aufgebauten  Wänden, 
welche  zu  den  als  „Schindellöcher"  bezeichneten  Schluchten  zwischen  Eschen-Grund 
und  Hölle  bei  Oybin  schroff  abstürzen,  ist  ein  kleiner,  5>-6m  hoher,  allseitig  frei 
stehender  Fels  aufgesetzt  (auf  der  500  m  Linie  gelegen,  nahe  einem  Waldweg  zwischen 
Schneisse  F  und  1 9).  Derselbe  besteht  von  unten  nach  oben  a)  aus  einem  2  m 
mächtigen,  dünnbankigen,  etwas  röthlichen,  kalkreichen  Sandstein,  ganz  gleich  dem 
a.  a.  0.  aus  den  „rothen  Schichten"  von  Lückendorf  u.  s.  w.  beschrieben  n,  b)  bis 
zum  Gipfel  aus  gewöhnlichem  Oybin  •  Quader.  Die  obersten  Bänke  von  a  gehen  z. 
Th.  schon  im  Streichen  ziemlich  rasch  in  den  grobkörnigen,  kalkfreien  Sandstein  b 
über.  Die  Schichtenlage  des  ganzen  Complexes  ist  wie  Überall  in  der  Umgebung 
des  oberen  Oybin- Thaies  völlig  horizontal.  Die  kalkige  Bank  ist  also  hier  dem 
grobkörnigen  Oybin- Quader,  der  der  höheren  Stufe  zugerechnet  worden  war,  deutlich 
eingeschaltet,  am  östlichen  Fusse  des  erwähnten  Felsens  kommt  auch  der  letztere 
unmittelbar  unter  den  Schichten  a  noch  zum  Vorschein.  Das  Niveau,  in  welchem 
hier  der  kalkige  Sandstein  auftiitt,  entspricht  etwa  dem  der  oberen  Mergel- Zwischen- 
lager bei  Lückendorf. 

Hiemach  muss  man  also  von  e'm^v  Gliederung  des  oberen  Quaders  jener  Gegend 
in  eine  höhere  und  tiefere  Abtheilung  absehen.  Dieselbe  ist  nicht  durchführbar,  und 
die  Fälle,  wo  ich  von  einer  Anlagerung  der  höheren  an  die  tieferen  Schichten  ge- 
sprochen habe,  sind  so  zu  deuten,  dass  die  letzteren  im  Streichen  ihren  Gesteins* 
Charakter  ändern.  Demnach  sind  in  Profil  4  die  im  Niveau  von  b,  c,  d  gelegenen 
Schichten  des  Complexes  a  als  Fortsetzungen  jener  anzusehen,  entsprechend  ist  in 
Profil  6:  c  aequivalent  b,  in  7:  d  aequivalent  b". 


^ 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen* 

Dritte  Sitzung  am  9.  November  1893.  Yorsitzender:  Dr.  J.  Deich- 
müller. —  Anwesend  24  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  widmet  dem  am  1.  November  d.  J.  verschiedenen 
Ehrenmitgliede  der  Gesellschaft,  Fräulein  Ida  von  Boxberg,  einen  warm 
empfundenen  Nachruf. 

Rentier  W.  Osborne  berichtet  über  die  vorgeschichtlichen  Forsch- 
ungen in  Bayern,  welche  er  während  seines  mehrjährigen  Aufenthaltes 
in  München  kennen  zu  lernen  Gelegenheit  hatte. 

IHe  in  München  bestehende  anthropologische  Gesellschaft  hat  auch  die  prä- 
historischen Forschungen  in  den  Bereich  ihrer  Thätigkeit  gezogen;  sie  pflegt  namentlich 
die  Untersuchung  der  Reste  aus  der  Römerzeit,  an  denen  Bayern  im  Donau-Gebiete 
reich  ist,  und  betheiligt  sich  lebhaft  an  der  Limes-Forschung,  ffir  welche  das  deutsche 
Beich  eine  ansehnliche  Summe  7ur  VeifOgung  gestellt  hat. 

Unter  den  vorgeschichtlichen  Sammlungen  Münchens  ist  in  erster  Linie  die  im 
alten  Akademiegebäude  aufgestellte,  Ton  Prof.  Dr.  Ranke  ins  Leben  gerufene  zu 
er«  ahnen.  Sie  enthält  in  drei  Zimmern  eine  allgemeine  Abtheilung  mit  Funden  aus 
verschiedenen  Gegenden,  sodann  eine  solche  mit  Resten  aus  der  Stein-  und  Bronce- 
zeit  Bayerns,  unter  denen  die  Knochenartefacte  aus  den  fränkischen  Höhlen  und  die 
Funde  aus  der  Gegend  zwischen  dem  Ammer-  und  Staffelsee  hervorragen,  und  eine 
weitere  aus  der  Eisenzeit  Bayerns,  durch  Reihengräberfunde  charakterisirt.  Von 
bedeutenderen  Privatsammlungen  ist  die  des  Dr.  J.  Naue  zu  nennen,  welcher  vor 
Allem  eine  Reihe  schöner  und  interessanter  Schwerter  besitzt,  sowie  die  des  Malers 
Gabriel  üax. 

Für  den  Privatmann  ist  es  in  Bayern  nicht  leicht,  selbständig  vorgeschichtliche 
Forschungen  vorzunehmen  oder  eigene  Sammlungen  anzulegen,  da  die  Erlaubniss  zu 
Ausgrabungen  nur  schwer  zu  erlangen  ist  und  sämmtliche  gefundenen  Gegenstände 
an  das  Mönchener  Museum  abgeliefert  werden  müssen.  Vortragender  schloss  sich  des- 
halb an  Dr.  J.  Naue  bei  dessen  amtlichen  Untersuchungen  an  und  hatte  hierdurch 
Gelegenheit,  namentlich  die  Hügelgräber  am  Ammersee  kennen  zu  lernen,  deren  sich 
dort  etwa  150  befinden,  die  durch  die  treuliche  Schrift  von  J.  Naue:  Die  Hüj^el- 
gräber  zwischen  Ammer-  und  Staffelsee,  Stuttgart  1887,  bekannt  geworden  sind. 
Nach  diesen  Untersuchungen  gehören  die  Grabhügel  Oberbayerns  fünf  verschiedenen 
Perioden  an:  Der  älteren  Broncezeit  von  1200—1000  v.  Chr.,  der  Uebergangszeit  zur 
Hallstattperiode  1000— 80(N  der  älteren  Hallstattzeit  800—600,  der  jüngeren  600—400 
und  der  Uebergangszeit  zur  La  Tene- Periode  von  400-200  v.  Chr.  Auch  Gräber  aus 
der  Römerzeit  finden  sich  dabei. 

Lehrer  H.  Döring  ergänzt  seine  früheren  Berichte  über  den  Burg- 
wall bei  Leckwitz  durch  die  Mittheilung,  dass  nun  auch  westlich  des- 
selben Spuren  slavischer  Ansiedelungen  gefunden  worden  sind,  und  lenkt 
die  Aufmerksamkeit  auf  die  Hilfe,  welche  die  Photographie  bei  vor- 
geschichtlichen Forschungen  gewährt,  indem  sie  ermöglicht,  alte  Stätten, 
die  durch  die  Bodencultur  nach  und  nach  zerstört  werden,  wenigstens 
durch  treue  Bilder  zukünftiger  Forschung  zu  erhalten.  Zur  Vorlage 
kommen  Photographien  der  Burgwälle  von  Leckwitz  und  Altoschatz. 

Derselbe  spricht  ferner  über  die  als  klassische  Stätte  der  prähistorischen 
Forschung  bekannte  Insel  Rügen. 

Vortragender  legt  eine  Anzahl  Steinwerkzeuge  der  neolithischen  Periode^ vor  und 
spricht  sodann  über  die  von  ihm  besuchten  Burgwälle  auf  dem  Hengst,  arajWerder, 
der  Herihaburg,  des  Rugard  und  auf  Arkona.  Von  letztgenanntem  Burgwall  werden 
eine  Anzahl  Scherben  mit  slavischem  Ornament  und  mehrere  bildliche  Darstellungen 
der  Oertüchkeit  vorgelegt. 


32 

Lehrer  J.  A.  Jentsch  berichtet  über  einige  in  der  Niederlausitz  ge- 
machte Beobachtungen. 

In  der  Nähe  des  an  der  Grenze  der  Nioderlausitz,  zwischen  der  Sornoischen  und 
der  schwarzen  Elster  gelegenen  Ortes  Partwitz,  wendisch  Parcow,  liegen  sunipöge 
Wiesen,  die  den  Namen  hrodziSco  (Burgstätte)  führen.  Auf  diesen  sind  ausser  Spuren 
von  Niederlassungen  aus  jüngerer  Zeit  zahlreiche  Eichenstämnie  ausgej^raben  worden, 
die  möglicherweise  als  Unterlage  eines  ehemals  im  sumpfigen  Boden  zu  Veitheidigungs- 
zwecken  angelegten,  jetzt  zerstörten  Burgwallcs  zu  deuten  sind,  auf  welchen  jene 
noch  heute  übliche  Bezeichnung  hrod^isco  hindeutet.  Auf  einer  in  der  Nähe  gelegeneu 
flachen  sandigen  Erhöhung  hat  man  Urnen  gefunden. 

Der  Schlossberg  bei  Görkau  bei  Sorau  ist  ein  ehemaliger,  jetzt  zur  Hälfte 
abgetragener  Rundwall,  ähnlich  dem  von  Burg  im  Spreewald,  an  welchen  sich  die 
Sage  von  einem  versunkenen  Schlosse  und  verborgenen  Schätzen  knüpft.  Der  Ort 
selbst  kann  nach  dem  Schlossberg  (niederwendisch  gorka«»  Berglein  oder  Hügel)  ge- 
nannt sein,  wie  das  eine  Stunde  nördlich  davon  entfernte,  durch  sein  Gräberfeld 
bekannte  Droskau  nach  dem  noch  jetzt  dort  vorhandenen  üppigen  Laubwald  (drfzga). 
Auf  letzteren  Ursprung  sei  auch  der  Name  der  Stadt  Dresden  zurückzuführen,  da 
die  Gegend  um  Dresden  früher  reich  an  feuchten,  der  Entwickclung  von  Laubwald 
günstigen  Stollen  gewesen  ist. 


V.  Sectioii  für  Physik  und  Chemie. 

vierte  Sitzmig  am  2.  Norember  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
E.  Zetzsche.  —  Anwesend  31  Mitglieder. 

Oberlehrer  Ur.  A.  Witt  in  g  hält  einen  Vortrag  über  seine  Unter- 
suchungen an  offenen  und  gedeckten  Lippenpfeifen  von  nicht- 
cylindrischer  Form. 

Vortragender  zeigt  unter  Vorführung  vieler  Experimente  mit  Röhren  von  den 
mannigfaltigsten  Formen  die  Abhängigkeit  der  Tonhöhe  von  der  Form  der  Röhie,  von 
der  Grösse  der  gedeckten  Fläche  und  von  der  Grösse  der  angeblasenen  OeÖ'oung. 

i^rof.  Dt.  H.  Klein  schliesst  daran  eine  Bemerkung  über  den  Einfluss 
der  Gestalt  von  Röhrenöffnungen  auf  die  Lage  der  Schwingungs- Bäuche 
und  Knoten. 

Sodann  bespricht  der  Vorsitzende  den  mehrfachen  Telegraphen 
des  Amerikaners  Ino  J.  Ghegan. 

Bei  demselben  werden  durch  einen  Selbstunterbrecher  abwechselnd  kurze  positive 
und  negative  Ströme  in  rascher  Folge  in  die  Telegraphenleitung  gesendet.  Jedes 
Amt  erhält  zwei  gewöhnliche  Telegraphenapparatsätze ,  bestehend  aus  einem  Taster 
und  einem  Relais,  das  bei  abfallendem  Ankerhebel  einen  Localstrom  durch  einen  Klopfer 
sendet;  dazu  kommt  noch  in  jedem  Amte  ein  polarisirter  Elektromagnet,  der  durch 
die  rasch  folgenden  Ströme  seinen  Anker  schnell  zwischen  zwei  Contactsohrauben 
hin  und  her  bewegt  und  an  ihnen  abwechselnd  den  einen  oder  den  anderen  Apparat 
kurz  schliesst. 

Wird  ein  Taster  in  einem  Amte  niedergedrückt,  so  wird  durch  Beseitigung  der 
KurzechliesRung  eines  Widerstandes  die  Stärke  der  durch  diesen  Taster  gehenden 
Ströme  so  geschwächt,  dass  alle  zugehörigen  Relais  in  den  verschiedenen  Aemtern 
ihre  Anker  abfallen  lassen  und  deren  Klopfer  sämmtlich  arbeiten. 

Der  Vortragende  weist  noch  auf  einen  anderen  Telegraphen  hin,  welchen  Sieur 
1878  in  Paris  ausgestellt  hatte,  und  macht  einige  Andeutungen  über  die  diesen  beiden 
einander  sehr  nahe  verwandten  Telegraphen  anzuweisende  Stellung  im  System 


88 

Ffinfte  Sitzung  am  14.  December  1893.     Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
E.  Zetzsche.  —  Anwesend  30  Mitglieder. 

Dr.  A.  Naumann  spricht  über  Mikrochemie. 

Als  kräftiger  Zweig  des  Baumes  der  Wissenschaft  Chemie  ist  die  in  neuerer  Zeit  durch 
die  Fortschritte  der  Mikroskopie  geförderte  «^Mikrochemie"  zu  betrachten.  Begründende 
Disciplinen  sind  besonders  die  Mineralogie  und  Botanik.  Nachdem  der  Vortragende 
einschlägige  Werke  besprochen  und  zur  Antriebt  gebracht  hat,  behandelt  er  die 
mikrochemischen  Methoden  der  Mineralogen.  £r  charakterisirt  die  Methoden  von 
Behrens  und  Boficky  und  hebt  nach  einigen  mehr  technischen  Bemerkungen 
die  Hauptanforderungen,  welche  an  die  mikrochemischen  Reactionen  zu  stellen  sind, 
heiTor.  Letztere  müssen  sein:  1.  eindeutig,  2.  ncharf  erkennbar,  8.  empfindlich. 
Nach  einigen  Beispielen,  die  durch  Abbildung staf ein  erläutert  werden,  wendet  sich  der 
Vortragende  zu  der  botanischen  Mikrochemie.  Während  nich  die  Chemie  daran 
genügen  lässt,  das  Vorkommen  gewisser  Stoffe  in  der  Pflanze  zu  bestätigen  und  di^- 
^elben  daraus  herzustellen  bestrebt  ist,  will  der  Botaniker,  insbesondere  der  Physiolog, 
den  Sitz  dieHcr  Stoffe  in  der  Pflanze  auf6nden.  Wie  dies  in  mikrochemischer  Weise 
geschehen  kann,  zeigt  der  Vortragende  an  einem  C^uerschnitte  der  Cacaobohne,  in 
«reichem  er  Fett  durch  Alkanin.  Stärke  durch  Jod,  fiiweiss  durch  Millons- Reagenz, 
das  wirksame  Alkaloid  Theobromin  durch  Qoldchlorid,  etc.  nachweist,  im  Allgemeinen 
ist  scharf  zu  unterscheiden  zwischen  Reactions-  und  Tinctions verfahren.  Während 
das  erstere  die  Existenz  gewisser  Stoffe  nachweist,  macht  letzteres  durch  verschiedenes 
Speicherungsvennögen  von  Farbstott'en  die  feineren  Structurverhältnisae,  bcRonders 
des  Plasmas,  kenntlich. 

Nachdem  in  chemisch  systematischer  Reibenfolge  die  liauptreactionen  anorganischer 
und  organischer  Stofie  unter  Vorlage  entsprechender  Zeichnungen  abgehandelt  worden, 
wendet  sich  Redner  zu  den  für  die  rechnik  so  wichtigen  Unterscheidungsmitteln  von 
Holz  und  Cellulose  und  führt  die  bis  jetzt  bekannten  Lignin- Reactionen  vor.  Zum 
Schlüsse  werden  noch  die  Tinctionsverfahren,  insbesondere  diejenigen  der  Bacteriologie 
erwähnt  und  der  Vortragende  spricht  den  Wunsch  aus,  dass  diese  kleine  Wissenschaft 
sich  fruchtbringend  fortentwickeln  möge,  auch  im  Kleinen  gross. 


VI,  Sectioii  für  Mathematik* 

Dritte  Sitzung  am  16.  November  1893.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
II.  Krause.  —  Anwesend  8  Mitglieder, 

Im  Anschluss  an  die  von  Prof.  Dr.  G.  Helm  und  Privatdocent  Dr. 
J.  Freyberg  in  der  Hauptversammlung  im  October  gehaltenen  Vorträge 
über  die  Münchener  Ausstellung  mathematischer  Modelle  erläutert  Ober- 
lehrer Dr.  A.  Witting  diejenigen  Instrumente,  welche  dazu  dienen, 
die  Fourier'sche  Reihenentwickelung  für  eine  willkürlich  gezeichnete 
Function  auf  mechanischem  Wege  herzustellen. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  erwähnt  eine  Anwendbarkeit  dieser  Vorrichtungen 
auf  meteorologische  Beobachtungen. 

Vierte  Sitzung  am  7.  December  1898.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
M.  Krause.  —  Anwesend  4  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Bohn  spricht  über  Kummor'seho  Modelle  von  Flächen 
4.  Ordnung. 


34 


VIL  Hauptversammlungen. 

Fünfte  Sitzan^  am  28.  Septeml^er  1893.  Yorsitzeuder :  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  33  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  berichtet  über  die  von  Mitgliedern  der  Isis  im 
Sommer  1893  unternommene  Reise  in   die  Tatra  (vergl.  Abhandl.  IX). 

An  Bemerkungen  des  Vortragenden  über  die  Dobschauer  Eishöhle 
anknüpfend,  geben  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  und  Oberlehrer  H.  Engel- 
hard t  einige  Mittheilungen  über  die  von  Hartenstein  beschriebene  Eis- 
höhle bei  Saalburg  und  über  die  Frauenmauerhöhle  bei  Eisenerz 
in  Steiermark. 

Sechste  Sitzang  am  26.  October  1893,  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  41  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  berichtet  über  die  mathematisch-physikalische 
Ausstellung  in  München  und  behandelt  eingehender  einzelne  der  dort 
ausgestellten  Apparate. 

.  Privatdocent  Dr.  J.  Frey  borg  spricht  über  die  in  München  aus- 
gestellten Apparate  und  Modelle  zur  mechanischen  Veranschau- 
lichung elektrodynamischer  Vorgänge  und  der  Fortpflanzungs- 
gesetze der  Wellenbewegungen. 

Prof.  E.  Zschau  bringt  zur  Ansicht  eine  in  eine  Glasglocke  ein- 
gebaute Gruppe  von  Honigwaben. 


Siebente  Sitzang  am  30.  November  1893.  Vorsitzender:  Prof  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  29  Mitglieder. 

Nach  Wahl  der  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1894  (s.  Zu- 
sammenstellung auf  S.  40)  spricht  Oberlehrer  H.  Engelhardt  über  den 
Charakter  der  Tertiärformation. 


Achte  Sitzung  am  21.  Deeember  1893.   Vorsitzender:  Prof  Dr.  0. 
Helm.  —  Anwesend  41  Mitglieder. 

Zur  Vorlage   gelangt   eine  Schrift   von  W.    Krebs:    „Die   Erhaltung 
der  Mansfelder  Seen." 

Prof.  Dr.  H.  Vater-Tharandt  spricht  über  die  Theorie  der  Krystall- 
structur. 


35 

YerftndernnKeii  im  Mitgliederbestände. 

Oestorbene  Mitglieder: 

Am  4.  August  1893  verschied  in  Dresden  Hofrath  Johann  Friedrich 
Jencke,  Begründer  und  langjähriger  Director  der  hiesigen  Taubstummen- 
anstalt, wirkliches  Mitglied  der  Isis  seit  1843. 

Geboren    1812   in    Diehsa  in   der   Oberlausitz,   besuchte    der  Verewigte   naoh 
VoUendung   des  Elenientarunterricht«  das  Fletcher'sche  Lehrer-Seminar  in  Dresden, 
wo  er,  kaum  16  Jahre  alt,  zum  ersten  Male  Gelegenheit  fand,  als  Lehrer  von  taab- 
ätummen  Knaben  zu  wirken.    Dieser  Unterricht  wurde  seine  Lebensaufgabe,  besonders 
seitdem  derselbe  1887  von  dem  Fletcher'schen  Seminar  getrennt  und  einer   eigenen 
Anstalt   überwiesen    werden    musste.     Vertrauensvoll  wandte  sich  der  Verewigte  an 
die  Uildthfttigkeit  seiner  Mitmenschen  und  seiner  rastlosen  Energie  gelang  es,  binnen 
kürzer  Zeit   die  Summen   zusammenzubringen,    welche  nöthig  waren  zur  Erwerbung 
eines  Areals  am  Hahneberge  in  Dresden,  auf  welchem  später  mit  Unterstützung  der 
Landst&nde  das  Taubstummeninstitut  errichtet  und  im  November  1838  unter  Jencke's 
Leitung  als  Staatsanstalt  eröffnet  wurde.    Hier  wirkte  er  lan^e  mit  seiner  edlen,  am 
22.  Februar  1882  verschiedenen  Gattin  Marie,  geb.  Löwe,  bis  kurz  vor  seinem  Tode 
segensreich    als   allerseits   hochgeschätzter  und  von  seinen  Zöglingen  wie  ein  Vater 
ireuebter   Leiter   der  Dresdner  Taubstummen  «Anstalt   und   der   davon   abgezweigten 
Taubstummen- Asyle   in   Dresden   und  Plauen.     Director  Jencke   hatte   die  grosse 
Freude,   1878   in  voller  Rüstigkeit  das  50 jährige  Jubiläum  als  Taubstummenlehrer 
and  am  14.  October  1888  das  50jährige  Jubiläum  der  von  ihm  begründeten  grossen 
Anstalt   zu    feiern.     Hohe  Ehren  und  Auszeichnungen  wurden  ihm  für  seine  erfolg- 
reiche Thätigkeit  zu  Theil:  1868  die  erste  Klasse  des  K.  Sachs.  Verdienstordens  und 
der  Rittergrad  des  K.  K.  Oesterreich.  Franz- Josef- Ordens,  1878  Titel  und  Rang  eines 
K.  Sachs.  Hofrath s  und  1890,   gelegentlich    seines  Eintritts  in   den  Ruhestand,   das 
Comthurkreuz  des  K.  Sachs.  Albrecht-Ordens.    Mit  ihm  ging  ein  Mann  von  wahrhaft 
flH'OBsem  Verdienste  um  die  leidende  Menschheit  zur  ewigen  Ruhe  ein,  dem  auch  die 
uesellschaft  „Isis**  als  ihrem  50  jährigen  Mitgliede  und  treuen  Freunde,  welcher  stets 
bemüht  war,    die  Naturwissenschaften  in    seinen  Kreisen  zu  fördern,   ein  dankbares 
Andenken  bewahren  wird. 

Am  17.  September  1893  starb  in  Oaussig  bei  Bautzen,  72  Jahre  alt, 
der  emeritirte  Lehrer  Michael  Rostock,  correspondirendes  Mitglied 
seit  1872. 

Wenige  Tage  vor  seinem  Tode  war  er  noch  bemüht,  seine  Kenntnisse  in  den 
Naturwissenschaften  zu  erweitern,  wie  er  überhaupt  unermüdlich  war,  die  schwierigen 
Gebiete  der  Naturgeschichte  für  sich  und  Andere  zu  erhellen.  Es  war  dies  für  ihn 
oni  so  weniger  leicht,  da  er,  auf  einem  ziemlich  abgelegenen  Dörfchen  der  mittleren 
Oberlausitz  amtirend,  wenig  persönliche  Anregung  haben  konnte  und  anfänglich 
ohne  vollständige  Litteratur  und  hini  eichende  Hilfsmittel  arbeiten  musste.  Es  war 
zunächst  seine  landschaftliche  Umgebung,  wo  er  sich  völlig  heimisch  zu  machen 
wusste;  denn  nicht  nur  die  pbanerogamischen  Pflanzen  des  östlichen  Sachsens  kannte 
er  genau,  sondern  auch  fast  sämmtliche  Kryptogamen,  und  in  den  Dekaden  von 
Rabenhorst's  Algen  finden  sich  viele  merkenswerthe  Aufsammlungen  aus  seiner  Hand. 
Von  seinem  grossen  Fleiss,  mit  dem  er  es  auch  möglich  machte,  Werke  in  englischer, 
schwedischer  und  böhmischer  Sprache  zu  benützen,  haben  wir  in  den  Sitzungsberichten 
und  Abhandlungen  der  Isis  mehrfache  Beweise;  u.  A.  bringt  der  Jahrgang  1889  von 
ihm  eine  Arbeit  über  „Die  Phanerogamenflora  von  Bautzen  und  Umgegend*S  nebst 
einem  Anhange  „Verzeichniss  Oberlausitzer  Kryptogamen ^\  Mit  scharfem  Auge 
musterte  er  die  floristischen  Verhältnisse  seines  Gebietes,  und  etwaige  Veränderungen 
entgingen  ihm  kaum. 

mit  besonderer  Liebe  widmete  er  Zeit  und  Kräfte  auf  zoologischem  Gebiete  den 
Nenropteren  und  er  war  sicher  der  beste  Kenner  dieser  Insectenklasse  in  Sachsen 
und  über  die  Grenzen  hinaus,  wie  sein  Briefwechsel  mit  deutschen  und  ausländischen 
Autoritäten  beweisen  könnte.  Schon  in  den  Isisberichten  von  1873  brachte  er 
„Neuropterologiache  Mittheilungen**  und  ein  Verzeichniss  der  „Neuroptera  Saxonica*', 
welches  1879  eine  Erweiterung  erfuhr.  Seine  Hauptarbeit:  „Neuroptera  Germanica** 
gab  der  Zwickauer  Verein  für  Naturkunde  1888  heiaus.     Damit   hat   sich  Rostock 


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-■ »^(leibendes  Denkmal   gestiftet,    wie   er   überhaupt  wegen  seines  grundehrlichea, 
r.        treu  Sinnes  und  uneigennützigen  Wesens  bei  Allen,  die  ihn  kannten,  unvergessen 
.b«n  wird   und   mit   seinen   naturforschenden  Arbeiten  ein  nachahmungswürdiges 
Vorbild  gegeben  hat  C  Schiller. 

Nach  langen  schweren  Leiden  verschied  am  9.  October  1893  in  Wien 
im  67.  Lebensjahre  Hofrath  DionysStur,  pensionirter  Director  der  K.  K. 
geologischen  Reichsanstalt  in  Wien. 

Geboren  in  Modem  in  Ungarn,  war  Stur  einer  der  ersten  Zöglinge  der  1850 
begründeten  K.  K.  geologischen  Reichsanstalt  in  Wien,  welcher  er , ununterbrochen 
42  Jahre  lang  als  eines  der  werktbätigsten  Mitglieder  angehört  hat  und  um  deren 
Interessen  er  sich  als  Ghefgeolog  und  seit  1B85,  nach  F.  von  Hauer's  Ernennung  zum 
Intendanten  des  K.  K.  naturhistorischen  Hofmuseums  in  Wien,  als  Director  durch 
sein  erfolgreiches  Wirken  die  grössten  Verdienste  erworben  hat.  Reine  Thätigkeit 
als  Geolog  begann  er  1851  mit  einer  Untersuchung  über  die  liasischen  Kalkstein- 
gebilde  von  Hirtenberg  und  Eozersfeld;  in  den  nächsten  Jahren  lenkte  er  durch  seine 
geognostischen  Untersuchungen  in  den  Hochalpen  und  zugleich  durch  seine  zwei- 
malige Besteigung  des  Grossglockner  die  Aufmerksamkeit  auf  sich.  An  der  Aufnahme 
der  geologischen  Uebersichtskarten  der  österreichisch-ungarischen  Monarchie  nahm 
Stur  hervorragenden  Antheil.  Eines  seiner  Hauptwerke  ist  die  1871  erschienene 
„Geologie  von  Steiermark",  welcher  1875  „Die  Culmflora  des  mährischen  Dachschiefere*' 
und  1877  „Die  Culmflora  der  Ostrauer  und  Waldenburger  Schichten**  und  „Die  Carbon - 
flora  der  Schatzlarer  Schichten**  folgten.  Durch  letztere  Werke  hat  er  sich  hohe 
Verdienste  um  die  Erforschung  der  Fructification  und  der  Wachsthumserscheinungen 
zahlreicher  Farnkräuter  und  anderer  Pflanzen  der  Steinkohlenzeit  erworben.  Unsere 
Gesellschaft  ernannte  den  Verewigten  1878  zu  ihrem  correspondirenden  und  1885 
zu  ihrem  Ehrenmitglied^  Se.  Majestät  König  Albert  verlieh  ihm  1887  die  1.  Klasse 
des  K.  Sachs.  Albrecht- Ordens  und  die  Kais.  Leopoldinisch-Caroliniscbe  Akademie 
1890  in  Anerkennung  seiner  hervorragenden  Forschungen  die  Cothenius-Medaille. 

Am  31.  October  1893  starb  in  Wolfenbüttel  der  emeritirte  Pfarrer 
Dr.  Eduard  Baldamus,  einer  der  bekanntesten  Ornithologen  Deutschlands, 
correspondirendes  Mitglied  der  Isis  seit  1846. 

Der  Verewigte  war  1812  zu  Giersleben  bei  Aschersleben  geboren  und  hatte  in 
Berlin  Theologie  studirt.  In  anhaltischen  Diensten  als  Gymnasiallehrer  und  später 
als  Pfarrer  angestellt,  widmete  er  unter  Naumann's  Einfluss  seine  freie  Zeit  der 
Erforschung  der  Vogelwelt.  Auf  seine  Veranlassung  wurde  1845  die  deutsche  omitho- 
logische  Gesellschaft  gegründet,  als  deren  Secretär  er  viele  Jahre  hindurch  thätig 
war  und  von  1849—1866  die  Herausgabe  der  Vereins-Zeitschrift  „Naumannia^*,  die 
1860  mit  dem  „Journal  für  Ornithologie*'  vereinigt  wurde,  leitete.  Seit  1870  lebte 
er  als  Emeritus  in  Coburg.  Im  Verein  mit  Blasius  bearbeitete  Baldamus  den  Schlass 
von  Naumann's  „Naturgeschichte  der  Vögel  Deutschlands",  veröffentlichte  ferner  1871 
den  „Catalogus  cothecae  Baedekerianae'*,  1876  das  „Illustrirte  Handbuch  der  Feder- 
viehzucht" und  „Vogelmärchen",  1882  „Das  Hausgeflügel**.  Noch  in  seinen  letzten 
Lebensjahren,  1892,  vollendete  i;r  ein  grösseres  Werk  über  „Das  Leben  des  euro- 
päischen Kukuks". 

Am  1.  November  1893  starb  in  Zschorna  bei  Radeburg  Fräulein  Ida 
Wilhelmine  von  Boxberg,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1877. 

Ida  von  Boxberg  wurde  am  23.  August  1806  zu  Jüterbog  geboren,  wo  ihr 
Vater,  Carl  Gottlob  von  Boxberg,  als  Premierlieutenant  und  Adjutant  des  Chur- 
sächsischen  Löwe'schen  Infanterie-Regiments  in  Garnison  stand.  Nach  der  üeber- 
siedelung  nach  Dresden,  wohin  ihr  Vater,  zuletzt  als  Oberstlieutenant  in  der  K.  Sachs. 
Geh.  Knegskanzlei,  versetzt  worden  war  und  1825  starb,  lebte  sie  im  Hause  ihrer 
Mutter  Henriette  Wilhelmine  geb.  Sichart  von  Sichartshof  und  machte  hier  1887 
die  Bekanntschaft  der  Marquise  de  la  Rochelambei-t,  welche  für  ihre  drei  Töchter 
eine  Dame  suchte,  die  sie  in  der  Ausbildung  ihrer  Talente  unterstützen  könnte  und 
sie  nach  Prankreich  begleiten  würde.  Ida  von  Boxberg  nahm  diese  ihr  angebotene 
Stellung  freudig  an,  erhoffte  sie  doch  gleichzeitig  von  dem  französischen  Klima  einen 
günstigen  Einfluss  auf  ihre  angegriftene  Gesundheit.     Erst  1888  verliess  sie  definitiv 


» 


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Frankreieh   wieder,   nachdem   ne   in  der  Zwischenzeit   zu   öfterem,   meist  Iftng"** 
Aufenthalte  im  Vaterlande  geweilt  hatte,    so  im  Jahre  1850,   wo  die  Krftnklir 
ihrer  im  folgenden  Jahire  verttorhenen  Matter  sie   dazn  yeranlasste,   später  in. 
JahxüB  IMO,  186«,  1870  nnd  1871. 

In  der  Familie  der  Marquise  de  la  Rochelambert  nahm  sie  vollkommen  die  Stellung 
einer  Freundin  ein  und  verblieb  daselbst  in  Folge  dessen  auch  nach  der  Verheil  athung 
der  TOehter  der  Marquise.  Trotz  des  langen  Aufenthaltes  in  Frankreich  und  in  der 
streng  katholisehen  Familie  de  la  Rochelambert,  trotz  des  hohen  Interesses  für  die 
katholische  Religion,  für  den  Marien*  und  Heiligen-Cultus,  blieb  sie  der  protestan- 
tischen Kirche  treu;  ein  Zug  von  Kindlichkeit  charakterisirte  nicht  nur  ihren  religiösen 
Glauben,  sondern  auch  ihre  Ansichten  und  Arbeiten,  und  gestaltete  sich  im  Verkehr 
mit  anderen  Menschen  zu  ffrOsstem  Wohlwollen  und  Vertrauen  gegen  Jedermann. 

Nach  ihrer  letzten  Rückkehr  auR  Frankreich  lebte  sie  im  Hause  ihrer  Schwägerin, 
der  Frau  ü.  von  Boxberg  auf  dem  Rittergute  Zschoma  bei  Radeburg,  im  trauten 
Familienkreise  und  inmitten  einer  regen  wissenschaftlichen  und  künstlerischen 
Thäligkeit.  Hier  ist  sie  auch  nach  kurzem  Kranksein  an  den  Folgen  einer  Erkältung 
am  1.  November  1893  im  8b.  Leben^ahre  verschieden. 

Während  Ida  von  Bozberg  sich  in  frfiheren  Jahren  mehr  mit  der  Kunst, 
Aquarell-  und  Glasmalerei,  Modelliren  etc.  beschäftigte,  wandte  sie  sich  in  den  letzten 
20  Jahren  ihres  Lebens  mehr  den  Forschungen  auf  vorgesohichUicbem  Gebiete  zu, 
angeregt  durch  den  Verkehi  mit  franzOsichen  Gelehrten  und  den  auf  diesem  Gebiete 
tbäügen  Geistliehen,  sowie  durch  die  auf  frauzOsichem  Boden  mit  grossem  Erfolge 
ausgeftlhrten  Ausgimbungen.  Ihre  ernsten  und  gründlichen  Forschungen  führten  die 
Verewigte  in  die  besten  wissenschaftlichen  Kreise  Deutschlands  und  Frankreichs  ein, 
welche  sie  wegen  ihres  Strebens  nnd  ihrer  Begeisterung  für  Wissenschaft  und  Kunst 
hoehgeachätzt  neben  nnd  lange  noch  hochschätzen  werden.  Unserer  Isis  trat  Ida  von 
BoxlMrg  zuerst  im  Jahre  187ü,  während  ihres  Aufenthaltes  im  Vaterlande,  näher,  in 
weldiem  Jahre  sie  den  Stoff  zu  einer  in  unseren  Sitzungsbeiichten  enthaltenen 
kleineren  Abhandlung  von  H.  B.  Geinitz  Über  „Kreideversteinerun^en  von  Ghäteau 
deMeanlne  im  Departement  Maine  et  Loire**  dem  hiesigen  K.  Mineralogisch-geologischen 
Museum  fibergab,  welche  Sammlung  sie  in  den  folgenden  Jahren  derartig  erweiteite,  dass 
darauf  die  1892  im  11.  Hefte  der  MittbeU.  aus  dem  K.  Miner. -geolog.  Museum  er* 
schienene  Mono^^raphie  über  „Spongien  der  Kreideablagerungen  Frankreichs"  von 
Ph.  Pocta  in  Prag  ausgeführt  werden  konnte.  Diesem  ersten  Geschenke  folgten  bald 
weitere,  die  den  Stoff  zu  vielen  interessanten  Mittheüungen  In  unseren  Zusammen- 
künften gegeben  haben.  Verschiedene  grössere  Originuberichte  aus  ihrer  Feder 
sind  in  unseren  Sitzungsberichten  enthalten,  so  1870  eine  Abhandlung:  „Die  Brunnen- 
gräber  von  Treassepoil  in  der  Vendee**,  1871  „Das  keltische  Mondbild'*,  1872  „Die 
Sepoltures  ovoldes  oder  die  Vonnes  von  Beaugency  im  Loiret'S  1874,  1877  und  1882 
Berichte  über  ihre  Ausgrabungen  in  den  Höhlen  des  Departement  Majenne,  1880 
über  rümisohe   Grabstätten   von   Vagoritum,    1884  Mittheüungen   über  Spuren  vor- 

gsschichtlicher  Trepanation  in  Sachsen  und  1884  und  1885,  über  das  Umenfeld  von 
obra  bei  Radeburg,  welcher  Localität  sie  bis  kurz  vor  ihrem  Tode  unausgesetzte 
Aufmerksamkeit  zugewendet  hat.  Noch  in  den  letztvergangenen  Monaten  haben  die 
mit  bewundernswürdiger  Energie  von  ihr  fortgeführten  Ausgrabungen  auf  den 
heimiachen  Huren  von  Dobra  und  Zschoma  unser  Interesse  immer  von  Neuem  wach- 
gehalten. Noch  vor  wenigen  Wochen  war  es  mir  und  anderen  Mitgliedern  unserer 
Isis  vergönnt,  die  kötperliclie  Rüstigkeit  und  geistige  Frische  zu  bewundem,  mit  der 
ctie  Verewigte  sich  den  Anstrengungen  der  von  ihr  geleiteten  Ausgrabungen  vom 
frühen  Morgen  bia  zum  späten  Abend  im  Dienste  der  Wissenschaft  unterzog. 

Selbst  erfüllt  von  lebnaftem  Interesse  für  Alles,  was  um  sie  her  vorging,  beseelt 
vom  regsten  Eifer  fQr  ihre  Forschungen,  verstand  sie  es  in  ganz  besonderer  Weise, 
auch  bei  ihrer  Umgebung  dieses  Interesse  hervorzorufen  und  auch  in  Anderen  den 
ihr  innewohnenden  Sinn  znm  Sammeln  zu  erwecken.  Ihre  eigenen  Sammlungen 
erstreckten  sich  •  hauptsächlich  auf  die  Geologie  und  Vorgeschichte,  ausserdem  besass 
sie  eine  grössere  Zahl  werthvoiler  Erzeugnisse  der  kirchlichen  Kunst. 

In  hochherzigster  Weise  hat  sie  aber  auch  die  wissenschaftlichen  und  Kunst- 
Sammlungen  ihres  Vaterlandes  durch  zahlreiche  Geschenke  bedacht.  Allen  denen, 
wellte  der  Entwickelun^  unseres  hiesigen  geologischen  Museums  und  dessen  prä- 
historischer Abthcdlung  m  den  letzten  Jahrzehnten  gefolgt  sind,  wird  der  Name  Ida 
von  Boxberg  unvergesslich  sein,  verdankt  doch  der  Verewigten  unser  Museum  als 
eine  Hauptzierde  jene  wundervollen  Ueberreste   aus   der  ält^ten  Zeit  menschlichen 

2 


38 

Daseins  auf  der  Erde,  die  sie  zumeist  den  Höhlen  auf  Frankreichs  Boden  eigeohSndig 
entnommen  hat,  die  mannigtaltigen  Ueberreste  vorgeschichtlicher  Bewohner  der  Um- 

?^egeDd  von  R^deburg  in  unserer  prähistorischen  Sammlung,  die' reichen  Ansammlungen 
ossiler  Seeschwämme  aus  den  Ereideablagerungen  und  viele  werthvolle  Gebirgsarten 
aus  Frankreich,  sowie  zahlreiche  Spuren  alter  Gletscherwirkungen  aus  der  Gegend 
von  Zschorna,  Auch  andere  Egl.  Sammlangen  und  unsere  Technische  Hochschale 
verdanken  ihier  hochherzigen  Gesinnung  mancherlei  werthvolle  Geschenke. 

Wie  bereits  im  Jahre  1877  unsere  Gesellschaft  ihrem  Dank  für  die  zahlreichen 
wissenschaftlichen  Anregungen  durch  Ernennung  zum  Ehrenmitgliede  Ausdruck  gab, 
so  war  es  auch  bei  ihrem  Scheiden  nur  eine  Pflicht  innigster  Dankbarkeit,  wenn  bei 
dem  Begräbniss  des  Fräulein  Ida  von  Bozberg  am  4.  November  auf  dem  stillen 
Friedhofe  in  Dobra  durch  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  im  Namen  der  Generaldirection  der 
Kgl.  Sammlungen  und  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  der  Verewigten 
warme  Worte  dankbarer  Anerkennung  über  das  Grab  nachgerufen  wurden  und  durch 
Niederlegung  emes  Lorbeerkranzes  auf  dem  Grabe  seitens  der  Isis  noch  einmal  der 
dankbaren  Bewunderung  und  Anei  kennung  der  reichen  segenspendenden  Thätigkeit 
der  Verblichenen  Ausdruck  verliehen  wurde.    Ehre  ihrem  Andenken! 

J.  DeichmÜlier. 

Am  9.  November  1893  starb  in  Cambridge,  Mass.,  im  77.  Lebensjahre 
der  bekannte  Professor  der  Entomologie  am  Harvard  College  Dr.  Hermann 
August  Hagen,  Ehrenmitglied  der  Isis  seit  1866. 

1817  zu  Königsberg  i.  Pr.  geboren,  studirte  August  Hagen  Medicin  an  der 
Universität  seiner  Heimathstadt,  wo  er  sich  nach  seiner  Promotion  1840  als  praktischer 
Arzt  niederliess.  Schon  während  seiner  Studienzeit  beschäftigte  er  sich  viel  mit 
Entomologie  und  veröfientlichte  bereits  1839  ein  „Verzeichniss  der  Libellen  Ost- 
preusseDS^\  Von  1840  bis  1862  erschienen  von  ihm  zahlreiche  Arbeiten  über  Insecten 
in  deutschen  und  ausländischen  Zeitschriften,  -1862  seine  zweibändige  „Bibliotheca 
entomologica^*,  in  welcher  dio  gesammte  neuere  entomologische  Litteratur  in  sorg- 
fältigster Weise  zusammengestellt  ist.  Auch  den  vorweltlichen  Insecten,  namentlich 
den  Neuropteren,  wandte  er  seine  Aufmerksamkeit  zu  und  veröffentlichte  u.  A.  1848 
eine  „Uebersicht  der  fossilen  Libellen  Europas^',  1862  „Neuropteren  aus  der  Braun- 
kohle von  Kott'^  und  „Neuropteren  aus  dem  lithographischen  Schiefer  in  Bayern", 
1806  „Die  Neuroptera  des  lithographischen  Schiefers  in  Bayern'^  Nach  längeren 
ausgedehnten  Reisen  zum  Studium  der  Insecten  weit  wandte  sich  Hagen  gegen  Ende 
der  sechziger  Jahre  nach  den  Vereinigten  Staaten  und  trat  in  die  Dienste  des  Museama 
für  vergleichende  Zoologie  am  Harvard  College  in  Cambridge,  Mass.,  wo  er  bis  zu 
seinem  Tode  als  Professor  der  Entomologie  thätig  war. 


Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Ehnert,  Ose,  Vermessungs- Ingenieur  in  Dresden,  am  21.  December  1893: 
Giseke,  Karl,  Privatus  in  Dresden,  am  26.  October  1893; 
Hallwachs,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Prof.  an  der  K.  Techn.  Hochschule  in  Dresden, 

am  21.  December  1893; 
Klette,  Reinh.,  Baurath  in  Dresden,  am  26.  October  1893; 
Nessig,  Rob.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  30.  November  1893: 
Pattenhausen,   Bernh.,   Prof.  an  der  K.  Techn.  Hochschule  in  Dresden, 

am  21.  December  1893; 
Risch,  Ose,  Privatus  in  Dresden,  am  30.  November  1893; 
Scheele,  Gurt,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  28.  September  1893; 
von  Schoeler,  Heinr.,  Dr.  phil.  in  Dresden,  am  26.  October  1893. 

Neu  ernannte  Ehren -Mitglieder: 

Nitsche,   Heinr.,   Dr.  phil.,   Prof.  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt, 
am  30.  November  1893. 


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Neu  eiDannte  correspondirende  Mitglieder: 

Stephan i,  Franz,  Kaufinann  in  Leipzig,     l         on    xi         u      iqoq 
Voretzsch,  Max,  Dr.  phil.,  in  Altenburg,  /  «°^  ^0.  November  1893; 
White,  Charles,  Professor  in  Washington,  am  26.  October  1893. 

Aus  den  wirklichen  in  die  correspondirenden  Mitglieder  ist 

übergetreten : 

Blochmann,  Eud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Torpedo-Laboratorium  in  Kiel. 


Freiwillig«  Beitrige  znr  Gesell  schaftakasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Bachmanu» 
Plauen  i.  Y.,  3  Mk.;  K.  Bibliothek,  Berlin,  3  Mk.;  naturwissensch- 
Modelleur  Blaschka,  Hosterwitz,  3  Mk.;  Ingenieur  Carstens,  Berliui 
3  Mk.;  Docent  Dr.  Doss,  Riga,  3  Mk.;  Privatus  Eisel,  Oera,  3  Mk.: 
Bergmeister  Härtung,  Lobenstein,  6  Mk.;  Prof.  Dr.  Hibsch,  Liebwerd, 
3  Itt. ;  Oberlehrer  Dr.  Köhler,  Schneeberg,  3  Mk.;  W.  Krebs,  Altena, 
3  Mk.;  Apotheker  Dr.  Lange,  Rinteln,  3  Mk.;  Oberlehrer  Leonhardt, 
Nossen,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Lohrmann,  Schneeberg,  3  Mk.  5  Pf.; 
Prot  Dr.  Ludwig,  Greiz,  3  Mk.  5  Pf.;  Oberlehrer  Dr.  Mehnert,  Pirna, 
3  Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Naumann,  Oera,  3  Mk.;  Prof.  Dr.  Nitsche, 
Tharandt,  3  Mk.;  Privatus  Osborne,  Blasewitz,  3  Mk  ;  Betriebsingenieur 
a.  D.  Prasse,  Leipzig,  6  Mk.;  Dr.  Reiche,  Gonstitucion,  3  Mk.;  Dr. 
Keidemeister,  Schönebeck,  3  Mk.;  Apotheker  Schlimpert,  Colin,  3  Mk. 
5  Pf.;  Oberlehrer  Seidel  T,  Zschopau,  3  Mk ;  Oberlehrer  Seidel  IT, 
Zschopau,  3  Mk.;  Rittergutspachter  Sieber,  Orossgrabe,  3  Mk.  10  Pf., 
Fabrikbesitzer  Siemens,  Dresden,  100  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Sterz el; 
Chemnitz,  3  Mk.;  Dr.  Wohlfahrt,  Freiberg,  3  Mk.;  Oberlehrer  Wolff, 
Pirna,  6  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Wünsche,  Zwickau,  3  Mk.  —  In  Summa 
199  Mk.  25  Pf.  H.  Warnatz. 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1894. 

Yorstand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 
Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 
Eassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warnatz. 

Dlreetorlmn. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

Als  Sectiousvorstände:  Prof.  Dr.  0.  Drude, 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz, 

Prof.  Dr.  M.  Krause, 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche, 

Rentier  W.  Osborne, 

Prof.  Dr.  E.  Zetzsche. 
Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichmüller. 
Zweiter  Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

2* 


40 
Seetions- Beamte. 

I.  Section  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 
Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Ebert 
Protokollant:  Dr.  J.  Thiele. 
Stellvertreter:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

IK  Section  für  Botanik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  A.  Wobst. 
-Protokollant:  Dr.  A.  Naumann. 
Stellvertreter:  Dr.  B.  Schorler. 

in.  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof  Dr.  H.  B.  Qeinitz. 
Stellvertreter:  Dr.  Th.  Wolf. 
Protokollant:  Lehrer  A.  Zipfel. 
Stellvertreter:  Dr.  H.  Francke. 

IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 

Vorstand:  Bentier  W.  Osborne. 
Stellvertreter:  Lehrer  H.  Döring. 
Protokollant:  Taubstummenlehrer  0.  Ebert. 
Stellvertreter:  Lehrer  A.  Jentsch. 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  Zetzsche. 
Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg. 
Protokollant:  Handelsschullehrer  K  Köder. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 

VI.  Section  für  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  M.  Krause. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 
Protokollant:  Oberlehrer  J.  von  Vieth. 
Stellvertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg. 


Bedaetions  -  Comlt^. 

Besteht  aus   den  Mitgliedern    des  Directoriums   mit  Ausnahme  des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


41 


Berlokt  das  IHbltotliekars. 


Im  Jahre  1893  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis"  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tauch. 
I«  Kurop». 

1.  Dontschlud. 

Altenburg:  Naturforschende  Gesellschaft   des  Osterlaudos    —  Verzeichniss 

der  Mitglieder  im  October  1892.    [Aa  69. J 
Annaberg '  BuchhoU:  Verein  für  Naturkunde. 

Augsburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg. 
Bamberg:  Naturforschende  Gesellschaft  —  Bericht  XVI   [Aa  19.] 
Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  —  Verhandl.,  Jhrg. 

33  und  34.    [Ca  6] 
Berlin:  Deutsche  geologische   Gesellschaft   —  Zeitschr.,  Bd.   44,   Hft  3 

und  4;  Bd.  45,  Hft  1  und  2.     [Da  17.] 
Berlin:  Gesellschaft  für  Anthropologie,   Ethnologie   und  Urgeschichte.  — 

Verhandl.,  Juli  1892  bis  März  1893.    [6  55.] 
Bofin:   Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 

und  des  Reg. -Bez.  Osnabrück.  — Verhandl.,  49.  Jhrg.,  2.  Hälfte;  50. 

Jhi^.,  1.  Hälfte.    [Aa  93.] 
Braunschweig:  Verein  für  Naturwissenschaft  -  7.  Jahresber.  fürl890  — 1891. 

[Aa  245.] 
Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Abhandl.,  Bd.  XII,  Hft.  3.  [Aa2.] 
Breslau:  Scblesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  —  70.  Jahresber., 

1892,  mit  Ei^änzungsheft  2:  Litteratur  der  Landes-  und  Volkskunde 

der  Provinz  Schlesien.    [Aa  46.] 
CkemnUjs:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft. 
Oiemniiz:  K  Sächsisches  meteorologisches  Institut.  —  Jahrbuch,  IX.  Jhrg., 

2.  Hälfte;  X.  Jhrg.    [Ec  57.]  —  Das  Klima  des  Königreichs  Sachsen. 

Hft  1  und  2.    [Ec  80.] 
Danssig:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Schriften,  n.  F.  VIII.  Bd.,  1.  Hft 

[Aa  80.] 
Barmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischer  Verein. — 

Notizblatt,  4.  Folge,  13.  Hft.    [Fa  8.] 
Ikmaueschingen:  Verein  für  Geschichte  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 

der  angrenzenden  Landestheile.  —  Schriften,  VIII.  Hft.    [Aa  174] 
B^esden:  Gesellschaft  für  Natur*  und  Heilkunde.  —  Jahresber.,  1892  —  93. 

[Aa  47.] 
Dresden:  E[.  mineralogisch-geologisches  Museum. 
Dresden:  K.  zoologisches  Museum. 
Dresden:  K.  öffenüiche  Bibliothek. 

Dresden:  Verein  für  Erdkunde.  —  Jahresberichte  XXll  und  XXIII.   [Faü.] 
Dresden:  E.   Sächsischer  Alterthumsverein.    —    Neues   Archiv   für   bächs. 

Geschichte  und  Alterthumskunde,  Bd.  XIV.    [G  75.] 
Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen. 
Dresden:  K.  thierärztliche  Hochschule. 


42 

Dresden:  K.  Sächsische  techoische  Hochschule.  —  Die  Bibliothek  der  tech- 
nischen Hochschule  Dresden  im  Jahre  1892.     [Je  101.] 
Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein   der  Rheinpfalz   „Pollichia*^  — 

Mittheil.,  Jahresber.  XLIX  und  L.     [Aa  56.] 
Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Mitteil.,  Hft.  1  und  2.  [AaSlO.] 
Elberfdd:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Emden:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  77.  Jahresber.,  1891—^92.  [Aa48.] 
Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer.  — 

Jahrbücher,  10.  Band,  1.  und  2.  Hft.     [6  124.] 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  ■—  Jahrbücher,  Hft. 

18  und  19     [Aa  263.] 
Erlangen:  Physikalisch-medicinische  Societät. 
Frankfurt  a.  M.:  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft.  —  Bericht 

für  1893.     [Aa  9a.] 
Frankfurt  a.  M. :  Physikalischer  Verein .  —  Jahresber.  für  1891— 92    [Eb  35.] 
Frankfurt  a,  0.:   Naturwissenschaftlicher    Verein    des   Regierungsbezirks 

Frankfurt.   —    „Helios",    10.  Jhrg.,   Nr.  7-12;   11.  Jhrg ;  12.  Jhrg., 

Nr.  1.     [Aa  282.] 
Freiburg  i.  Br.:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Berichte,  Bd.  6   und  7. 

[Aa  205.] 
Gera:  Gesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 
Giessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde.  —  Bericht  29. 

[Aa  26.] 
Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Abhandl,  20.  Bd.     [Aa  3] 
Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.    —   Neues  Law- 

sitzisches  Magazin,  Bd.  68,  Hft.  2;  Bd.  69,  Hft.  1  und  2.  [Aa  64] 
Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz. 
Greifswald:   Naturwissenschaftlicher   Verein    für   Neu  -  Vorpommern    und 

Rügen.  —  Mittheil.,  24.  Jhrg.,  1892.     [Aa  68.] 
GreifswaM:  Geographische  Gesellschaft  —  V.  Jahresber.,  1890— 93.  [Fa  20.J 
Güstrow:  Verein   der   Freunde   der  Naturgeschichte   in    Mecklenburg.    — 

Archiv,  46.  Jhrg.     [Aa  14.] 
Haue  a.  &:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Berichte  über  die  Sitzungen 

1892.     [Aa  24.] 
Halle  a.  S. :  Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  —  Leopoldina, 

Hft.  XXVIII,  Nr.  21—24;  Hft  XXIX,  Nr.  1-20.     [Aa  62.] 
HaUe  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  —  Mittheil.,  Jhrg.  1893.     [Fa  16.] 
Hamburg:  Naturhistorisches  Museum.    —    Jahrb.,  Jhrg.  X,  mit  Beiheft  1. 

[Aa  276.] 
Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.   —  Abhandl.,  Bd.  XII,  Hft  1. 

[Aa  293.] 
Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 
Hanau:  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde.  —  Be- 
richte vom  1.  April  1889  bis  30.  Nov.  1892.     [Aa  30.] 
Hannover:  Naturhistorische  Gesellschaft. 

Hannover:  Geographische  Gesellschaft  —  Jahresber.  IX,  1889—92.  [Fa  18.] 
Heidelberg:  Naturhistorisch-medicinischer Verein.  —  Verhandl.,  n.  F.,  Bd.T, 

Hft.  1.     [Aa  90.] 
Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  —  Berichte,  Nr.  XXXVIII.    [Aa  242.] 


43 

Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde.  —  Zeitschr., 
16.  und  17.    Bd.;  Mittheil.,  Jhrg.  1890-91.     [Fa  21.] 

Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein.  —  Schriften, 
Bd.  X,  1.  Hft     [Aa  189.] 

Köfngsberg  i.  Pr.:  Physikalisch  -  ökonomische  Gesellschaft.  -—  Schriften, 
33.  Jhrg.,  1892.    [Aa  81.] 

Königsberg  i,  Pr,:  Altertums  -  Gesellschaft  Prussia.  —  Sitzungsber., 
48.  Vereinsjahr,  1892—93.  [G  114.]  —  Katalog  des  Prussia-Museums, 
Teil  1.     [G  114b.] 

iMtidshtä:  Botanischer  Verein. 

Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Sitzungsber,  17.  und  18.  Jhrg. 
[Aa  202.] 

Ij;ipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  —  Berichte  über 
die  Verhandl.,  mathem -physikal.  Klasse,  1892,  IV— VI;  1893, 1 -VI. 
[Aa  296.] 

lApzig:  K.  Sächsische  geologische  Landesuntersuchung.  —  Geologische 
Specialkarte  des  Kr)nigreichs  Sachsen :  3  Profile  durch  das  Steinkohlen- 
becken des  Plauen 'sehen  Grundes;  Sect.  Pirna,  Bl.  83;  Sect.  Tharandt, 
Bl.  81;  Sect.  Stolpen,  Bl.  68;  Sect.  Pillnitz,  Bl.  67;  Sect.  Bischofs- 
werda,  Bl.  53;  Sect.  Kötzschenbroda,  Bl.  49;  Sect.  Kloster  Marienstern, 
Bl.  37;  Sect.  Kamenz,  Bl.  36;  Sect.  Kimigswartha-Wittichenau,  Bl.  22; 
Sect.  Lommatzsch- Leuben,  Bl.  47;  Sect.  Strassgräbchen ,  Bl.  21;  mit 
12  Heften  Erläuterungen.     [De  146.] 

Lühben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 
Mittheil.,  Bd.  III,  Hft.  1--4.     [G  102.] 

Lübeck:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhisior.  Museum.  —  Jahresber. 
für  1892.  [Aa  279a.]  -- Mittheil.,  zweite  Reihe,  Hft.  4-6.  [Aa  279b.] 

Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. — 
Jahresheft  XII,  für  1890—92.     [Aa  210.] 

Magdeburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Jahresbor,  und  Abhandl., 
Jhrg.  1892.     [Aa  173.] 

Mannheim:  Verein  für  Naturkunde. 

Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschafton. 
-  Sitzungsber,  Jhrg.  1891—92.     [Aa  266] 

Meissen:  „Isis'S  Verein  für  Naturkunde.  —  Beobachtungen  der  Isis- Wetter- 
warte zu  Meissen  im  Jahre  1892.     [Ec  40.] 

Münster:  Westfälischer  Provinzial verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 
20.  Jahresber.,  Jhrg.  1891.     [Aa  231.] 

Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie". 

Nürnberg:  Naturhistorische  Gesellschaft.  —  Jahresber.  für  1892,  nebst 
Abhandl.,  X.  Bd.,  Hft.  1.     [Aa  5.] 

Offenbach:  Verein  für  Naturkunde. 

Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  IX.  Jahresber.  für  die  Jahre 
1891—92.     [Aa  177.] 

Passau:  Naturhistorischer  Verein. 

Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

"Regensburg:  K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft. 

Reichenback  i.  F.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 

Reuäingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein.  —  Mittheil.,  Hft.  3.     [Aa  236.] 


u 

Stettin:  Ornithologischer  Verein.  —  Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 
Geflügelzucht,  Jhrg.  XVII.     [Bf  57.] 

SttUtgati:  Verein  fiir  vaterländische  Naturkunde  in  Württemberg.  —  Jahres- 
hefte, Jh^.  49.     [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertumsverein.  —  Württembei^.  Viertel- 
jahreshefte für  Landesgeschichte,   n.  F.,  1 .  Jhrg.,  Hft.  3-4.     [G  70.] 

Tharand:  Bedaction  der  landwirthschaftlichen  Versuchsstationen.  —  Land- 
wirthsch.  Versuchsstationen,  Bd.  XLI,  Hft.  f> — 6;  Bd.  XLII;  Bd.  XLIII, 
Hft  1-2.     [Ha  20.] 

Thorn:  Coppernicus- Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst  —  Mittheil., 
Hft  VIII.     [Aa  145.] 

Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Natur^vissenschaften.  —  Jahreshefte, 
5.  Jhi^.    [Aa  299.] 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben.  — 
Mitteil.,  Heft  4.    [G  70.] 

Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  —  Mittheil.,  n.  F.,  3.  u.  4.  Hft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes.  —  Schriften,  VII. 
Bd.,  1892.     [Aa  289.] 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  —  Jahrbücher,  Jhrg.  46. 
[Aa  43.] 

Würjgburg:  Physikalisch -medicinische  Gesellschaft  —  Sitzungsber.,  Jbi^g. 
1892.     [Aa  85.] 

Zwickau:  Verein  für  Naturkunde. 


2.  Oostorreich-Üngarn. 

Bistrifz:  Gewerbeschule. 

Brunn:  Naturforschender  Verein.  —  Verhandl.,   Bd.  XXX.  und   10.  Ber. 

der  meteorol.  Commission  1890.     [Aa  87.] 
Budapest:  ungarische  geologische  Gesellschaft  — ^  Földtani  Közlöny,  XXII. 

köt,  11.— 12.  füz.;  XXm.  köt,  1.— 10.  füz.     [Da  25.] 
Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Graz:  Natur wfssenschaftli eher  Verein   für   Steiermark.  —  Mittheil.,   Jhrg. 

1891-92.     [Aa  72.] 
Hermannstadt:  Siebenbürgischer  Verein  für  Naturwissenschaften. — Verhandl. 

und  Mittheü.,  XLII.  Jhrg.     [Aa  94,] 
7(^?o :  Ungarischer Karpathen- Verein.  —  Jahibuch,XX.  Jhrg.,  1893.  [Aal 98.] 
Innsbruck:  Naturwissenschaftlich-medicinischer  Verein.    —    Berichte,   XX. 

Jhrg.     [Aa  171.] 
Klagenfurt:  Naturhistorisches  Landes-Museum  für  Kärnthen.  —  Jahrbuch, 

Hft.  22.     [Aa  42.] 
Krakau:  Akademie  der  Wissenschaften.  —  Anzeiger  1895?,  Nr.  10;  1893, 

Nr.  1-9.     [Aa  302] 
Laibach:  Musealverein  für  Krain. 
Lifiz:  Verein  für  Naturkunde  in  Oesterreich  ob  der  Enns.  —  Jahresber., 

Nr.  21  und  22.     [Aa  213.] 
lAnz:  Museum  Francisco-Carolinum.  —  51.  Bericht  nebst  der  45.  Lieferung 

der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Bnns.    [Fa  9.] 


46 

Prag:  NaturwiBsenschaftlicher  Vorein  „Lotos**.    —    Jahrb.   für  ffaturwiss., 

n.  F.,  Bd.  XIIL    [Aa  63.] 
Prag:  E.   Böhmische   Gesellschaft    der   Wissenschaften.    —    Sitzungsbor., 

mathem.-naturw.  Cl.,  1892.  [Aa  269.]  —  Jahresber,  für  1892.  [Aa  270] 
Prag:  Gesellschaft,  des   Museums   des   Königreichs  Böhmen.  —  Pam&tky 

Archaeologickö,  dilu  XV,  ses.  9—12;  dilu  XVI,  ses.  1  und  2.   [G  71.] 
Praa:  Lese-   und  Bedehalle  der   deutschen  Studenten.  —  Jahresber.   für 

'1892.    [Ja  70.] 
Prag:  Ceska  Akademie  Cisare   Franti&ka  Josefa.  —  Trida  II,   Roönik  1, 

1891^92.     [Aa  313.] 
^  Pressburg:  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 

'  Beickenberg:  Verein  der  Naturfreunde.  —  Mittheil.,  Jhrg.  24.    [Aa  70.] 
Salzburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  —  Mittheil.,   XXXII. 

und  XXXIIL  Bd.     [Aa  71.] 
Temesvdr:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  —  Terni^s- 

zettudomänyi  Füzetek,  XVIL  köt    [Aa  216.] 
Trencsin:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  für  das   Trencsiner  Coniitat 

—  Jahreshefte,  Jhrg.  XIV— XV.     [Aa  277.] 
Triest:  Mnseo  dvico  di  storia  naturale. 
Triesi:  Sodeta   Adriatica   di    scienze   naturali.    —    Bolletino,   Vol.   XIV. 

.[Aa  201.] 
Wien:  Kais.  Akademie  der  Wissenschaften.  —  Anzeiger,  Jhrg.  1892,  Nr. 

19—27;  1893,  Nr.  1—21.     [Aa  11.] 
Wien:  Verein    zur    Verbreitung    naturwissenschaftlicher    Kenntnisse.    — 

Schriften,  Bd.  XXXII  und  XXXIIL    [Aa  82.] 
Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofin useum.  —  Annalen,    Bd.  VII,  Nr.  4; 

Bd.  Vni,  Nr.  1-2.     [Aa  280.) 
Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  —  Mittbeil.,   Bd.  XXII,  Hft.  6;  Bd. 

XXIII,  Hft.  1-5.    [Bd  1.] 
Wien:  K.  K.  geologische*  Reichsanstalt.  —  Verhandl,   1892,  Nr.  11  —  18; 

1893,  Nr.  1—10.     [Da  16.] 
Wien:  K.  K.  geographische  Gesellschaft.  •-  Mittheil.,   XXXV.  Bd.  (n.  F. 

XXV.  Bd)    [Fa  7.] 
Wien:  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  —  Verhandl.,   Bd    XLII; 

Bd.  XUII,  1.— 2.  Quartal.    [Aa  95] 
Wien:  Naturwissenschaftlicher  Verein    an    der    Universität.    —    Mitthoil., 

1892-93.     [Aa  274.] 

3.  RnmiBieB. 

Bukarest:   Institut   m^t^orologique   de  Koumanie.   —  Annales,   tome  VI, 
1890.     [Ec  75.] 

4.  Schweiz. 

Basel:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Verhandl.,  Bd.  10,  Hft.  1.   [Aa  86.] 
Bern:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Mittheil.,  1892,  Nr,  1279-1304. 

[Aa  254.] 
Bern:  Schweizerische   naturforschende  Gesellschaft.  —  Verhandl.  der   75. 

Jahresversamml.  zu  Basel,  1892.  [Aa  255.] 
Chur:  Natui forschende  Gesellschaft  Graobüudens. 
Frauenfeld:  Thurgauische  naturforscbende  Gesellschaft. 


46 

Freiburg:  Soci6t6  Pribourgeoise  des  sciences  naturelles. 

St  Gatten:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Bericht  für  1890— 91.  [Aa  23.] 

Lausanne:  Soci6t6  Vaudoise  des  sciences  naturelles.  —   Bulletin,  3.  s6r., 

vol.  XXVIII,  no.  109;  vol.  XXIX,  no.  110—112.  [Aa  248.] 
Neuchatel:  Soci6t6  des  sciences  naturelles.  —  Bulletin,  tome  XVII — XX. 

[Aa  247.] 
SchaffTiausen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.    —    Mitth.,   Vol. 

VIII,  Hft.  10.  [Bk  222.] 
Sion:  La  Murithienne,  soci6t6  Valaisanne  des  sciences  naturelles. 
Zürich :     Naturforschende     Gesellschaft.    —     Vierteljahrsschr.,    Jhrg.     37  , 

Heft  3-4;  Jhrg.  38,  Hft.  1—2.  [Aa  96.] 
Zürich:  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  —  Berichte  1893,  Heft  3. 

[Ca  24.] 

5.  Frankreich. 

Amiens:  Soci6t6  Linn^enne  du  nord  de  la  PVance.    —    Bulletin    mensuel 

tome  X,  no.  223—234.  [Aa  252.] 
Bordeaux:  Soci6t6  des  sciences  physiques  et  naturelles.  —  M6moires,   sei. 

4,  tome  II  et  appendice.  [Aa  253.] 
Cherbourg:  Soci6t6  nationale  des  sciences  naturelles  et  mathömatiques.   — 

M6moires,  tome  XXVIII.  [Aa  137.] 
Dijon:  Acad^mie  des  sciences,  arts  et  belies  lettres. 
Le  Mans:  Soci6t6  d'agriculturo,  sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  —  Bulletin, 

tome  XXV,  fasc.  4;  tome  XXVI,  fasc.  1.  [Aa  221.] 
Lyon:  Sociötö  Linnöenne.  —  Annales,  tome  35 — 37.  [Aa  132.] 
Lyon:  Soci6t6  d'agriculture,  d'histoire  naturelle  et  des  arts  utiles. 
Lyon:  Acadömie  nationale  des  sciences,  belies  lettres  et  arts. 
Paris:  Soci6tö  zoologique  de  France.  —  Bulletin,  tome   XVII,  no.  2—4. 

[Ba  24.] 
Toulouse:  Soci6t6  fran9aise  de  botanique. 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Soci6t6  malacozoologique  de  Belgique.  —  Annales,  tome  XV, 
XXV — XXVI.  [Bi  1.]  — Proces  verbaux  des  s^ances,  tome  XX — XXI. 
[Bi  4.] 

Brüssel:  Soci6t6  entomologique  de  Belgique.  —  Annales,  tome  34 — 35. 
[Bk  13.]  —  M6moires  I,  1892.  [Bk  13  b.] 

Brüssel:  Soci6t6  royale  de  botanique  de  Belgique. 

Gemhloux:  Station  agronomique  de  T^tat.  —  Bulletin,  no.  52.  [Hb  75.] 

lAittich:  Soci6t6  g6ologique  de  Belgique. 

7.  HoUud. 

Gent:   Kruidkundig   Genootschap  „Dodonaea".   —   Botanisch   Jaarboek,   5. 

Jhrg.,  1893.  [Ca  21.] 
Groningen:  Naturkundig  Genootschap.  —  92.  Verslag  over  1892.    [Je  80.] 
Hartem:  Mus6e  Teyler.  —  Archives,  s6r.  2,  vol.  IV,   part.    1.    [Aa   217. 
Harlem:  Soci6t6  Hollandaise  des  sciences.  — Archives Nöerlandaises,  tome 

XXVI,  livr.  4-5;  tome  XXVII,  livr.  1-3.  [Aa  257.] 


47 

8.  LuoBbiirfl. 

Luxemburg:  Soci6t6  de  botanique. 

Luxemburg:   Institut  royal    grand-ducal.    —    Publications,     tome    XXII. 

[Aa  144.] 
Luxemburg:    Verein    Luxemburger    Naturfreunde     „Fauna".    —    Mitth., 

Jhrg,  1891,  Nr.  2-4;  1892;  1893,  Nr.  1-5.  [Ba  26.] 

9.  Italien. 

Brescia:  Ateneo.  —  Commentari  per  Tanno  1891 — 92.  [Aa  199.] 
Catania:  Aceademia  Oioenia  di  scienze  naturale.  —  Atti,  ser.  IV,  vol.  5. 

—  Bulletino  mensile,  fasc  XXX — XXXII.  [Aa  149.] 
Florenz:  R.  Instituto. 
Florenz:  Societä   entomologica  Italiana.   —  BuIIettino,  anno  XXIV,  trim. 

3-4;  anno  XXV,  trim.  1-2.  [Bk  193.] 
Mailand:  Societä  Italiana  di  scienze  naturali.  —  Atti,  vol  XXXI;  vol.  XXXIV. 

no.  1-3.  [Aa  150.] 
Mailand:  R.  Instituto  Lombardo  di  scienze  e  letteie. 
Modena:  Societä  dei  naturalisti.  —  Atti,  ser.  3,  vol.  XI,  fasc.  3;  vol.  XII, 

fasc.  1.  —  Annuario,  vol.  VI,  fasc.  7  —  9;  vol.  VII,  fasc.  2-  3;  vol. 

XI,  fasc.  3-4.  [Aa  148.] 
Padua:  Societä  Veneto-Trentina  di  scienze   naturali.  —  BuIIettino,    tomo 

V,  no.  3.  [Aa  193b]  —  Atti,  ser.  2,  vol.  1,  fasc.  1.  [Aa  193] 
Parma:  Redazione  dell  BuIIettino  di  paletnologia    Italiana.  —   BuIIettino, 

ser.  II,  anno  XVIII,  no.  9-12;  anno  XIX,  no    1—9.  [G  54.] 
Pisa:  Societä  Toscana  di  scienze  naturali.  —  Memoire,  vol.  XII;  Processi 

verbali ,  vol.  VIII  (bis  7,  V.  93).     [Aa  209.] 
Rom:  Aceademia  dei  Lincei.  —  Atti,  rendiconti,  ser.  5,  vol.    1,    sem.   2, 

fasc.  11 — 12;  vol.  II,  sem.  1;    sem.    2,   fasc.    1  —  11.   —   Rendiconto 

dell'adunanza  solenne  dei  4.  VI.  1893.  [Aa  226.J 
Born:   R.    Comitato   geologico   d'ltalia.    —    BoUettino,    1892,  3.-4.  trim.; 

1893,  1.— 3.  trim.  [Da  3.] 
Born:  Redazione  delle  Rassegna  delle  scienze  geologiche  in  Italia.  —  Ka^si- 

segna,  anno  II,  fasc.  3.  [De  220.] 
Turin:  Societä  meteorologica   italiana.    —    BoUettino    mensualc,    sor.    II, 

vol.  XII,  no.  12;  vol.  XIII,  no.  1-11.  [Ec  2.] 
Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e  arti. 
Verona:  Aceademia  d'argricoltura,  arti  e  commercio.  —  Memoire,  ser.  111, 

vol.  LXVIII;  vol.  LXIX,  no.  1.  [Ha  14.] 

10.  OrossbritaniiieB  und  Irlud. 

Dublin:  Royal  geological  societv  of  Irland.  —   Transactions,  vol.  VI,  p.  V. 

[Da  14.] 
Edifämrg:  Scottish  meteorological  society.  —  Journal,  3.  ser.,  no.  IX  [Ec  3.] 
Glasgow:  Natural  history  society.  —  Proceedings  and  transactions,  vol.  III, 

p.  3.  [Aa  244.] 
Glasgow:  Geological  society. 

Manchester:  Geological  society.  —  Transactions,  vol.  XXII,  p.  3— 12.  [Da  20.J 
NewcasÜe-upon-Tyne:  Tynesido  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 

society   of  Northumberland,    Durham    and   Newcastle-upon-Tyne, 


48 

11.  Schweden,  Nonregen. 

Bergen:  Museum.  —  Aarsberetning  for  1891;  Aarbog  for  1892.  [Aa  294.] 

Christiania:  Universität 

Christiania:  Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  —  Aars- 
beretning for  1891.  [G  2]  —  Kunst  og  haandverk  fra  Noiiges  fortid, 
Hft.  10;  Supplement  IV.     [G  81.] 

Slockholm :]ßnU)mologiskR  Föreningen.  --  Entomoiogisk  Tidskrift,  Arg.  13, 
Nr.  1^4.    [Bk  12.] 

Tramsoe:  Museum.  —  Aarshefter,  XV;  Aarsberetning  for  1890 — 91. 
[Aa  243.] 

UpsdUa:  The  geolbgical  institution  of  the  university.  —  Bulletin,  voL  1, 
no.  1  (1892).    [Da  30.] 

12.  Rasslud. 

Ekatharinenburg:  8oci6t6  Ouralienne  d^amateurs  des  scieuces  naturelles.  — 

Bulletin,  tome  XIV,  livr.  2.  —  Jahresber.  für  1891-92.    [Aa  259.] 
HeUingfors:  Societas  pro  fauna  et  flora  fennica.  —  Acta,  vol.  V,  p.  1—2. 

[Ba  17.] 
Kharkatc:  Soci6t6   des   naturalistes   ä   l'universit^   imperiale.  —  Travauj[, 

tome  XXVI.     [Aa  224,] 
Kiew:   Soci6t6    des    naturalistes.    —    Mömoires,  tome    XII,    livr.    1 — 2. 

[Aa  298.] 
Moskau:  8oci6t6  imp6riale  des  naturalistes.  —  Bulletin,   ann6e  1892,   no. 

3-4;  ann6e  1893,  no.  1—3.    [Aa  134.] 
Odessa:  Soci6t6  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  —  M^moires,  tome 

XVII,  p.  2—3.    [Aa  256.] 
Petersburg:  Kais,  botanischer  Garten.  —  Acta  horti  Petropolitani,  t.  XII, 

fasc.  2.     [Ca  10.] 
Petersburg:  Comit6  göologique.  —  Bulletins,  vol.  XI,  no.  5 — 8;  vol.  XII, 

no.  1 — 2.    [Da  23.]  —  M6moires,  vol.  IX,  no.  2;  vol.  X,  no.  2;  vol. 

XIII,   no.   2.    [Da  24.]  —  Carte  göologique  de  la  Russie  d'Europe. 

(6  Bl.)    [Da  24  b.] 
Petersburg:  Physikalisches  Centralobservatoiium.  —  Annalen,  Jhrg.  1891. 

[Ec  7.] 
Riga:  Naturforscher -Verein.  —  Correspondenzblatt,  Nr,  XXXVI.    [Aa  34.] 


II.  Amerika. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Vereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

Älbany:  New  York  State  museum  of  natural  historv.  —  Anhual  report  44. 

[Aa  119.] 
Baltimore:  John  Hopkins  university.  —  University  circulars,  vol.  XII,  no. 

102 — 107.     [Aa  278.]  —  Amer.  Journal   of  mathematics,   vol.  XIV, 

no.   2—3     [Ea  38.]  —  Amer.  chemical  Journal,  vol.  XIV,  no.  2-7. 

[Ed   60.]   —   Studies   in   histor.   and   politic.   science,    10.   ser.,  no. 

IV— XI.     [Fb  125]  —  Amer.  Journal  of  philology,   vol.  XII,  no.  4; 

>ol.  XIII,  no.  1-3     [Ja  64.] 


49 

Boston:  Society  of  natural  history.  —  Proceedings,  vol.  XXV,  p.  III — IV. 

[Aa  111.]  -  Memoirs,  vol  IV,  no.  10     [Aa  106.] 
JEbstan:  American  academy  of  arts  and  sciencee.  <>•  Prooeedings,  new  ser., 

vol.  XrX.    [Aa  170.] 
Buffalo:  Society  of  natural  sciences. 
Cambridge:  Museum  of  comparative  zoolof^ry-  —  Annual  report  for  1891 — 

1892.  —  Bulletin,  vol.  XVI,  no.  11—14;  vol.  XXIII,  no.  4—6;  vol. 

XXIV,  no.  1—7;  vol.  XXV,  no.  1.     [Ba  14.] 
Daver^Mrt:  Academy  of  natural  sciences. 
Balifaz:  Nova  Scotian  Institute   of  natural  science.  —   Pruceedings   and 

transactions,  2.  ser.,  vol.  I,  p.  2.    [Aa  304.] 
Madison:  Wisconsin  Academy  of  sciences,  arts  and  letters. 
Mexiko:  Sociedad  cientifica  „Antonio  Alzate*^.  —  Memorias,  tomo  VI,  cuad. 

5-12;  tomo  VII,  cuad.  1—2.     [Aa  291.] 
Müwaukee:  Wisconsin  natural  bistory  society. 
Montreal:  Natural  bistory  society.  —  Canadian  record  of  science,  vol.  V, 

no.  4  u.  7.    [Aa  109.] 
NeuhHaven:  Connecticut  academy  of  arts  and  sciences.  —  Transactions, 

vol.  Vm,  p.  2;  vol.  IX,  p.  1.     [Aa  124.] 
New -York:  Academy  of  sciences.  —  Annais,  vol.  VII,  no.  1—5.  [Aa  101.] 

—  Transactions,  Index  zu  vol.  XI  mit  Ergänzungen.     [Aa  258] 
New 'York:  American  museum  of  natural  bistory. 
Philaddphia:  Academy    of    natural    sciences.    —    Proceedings,   1692,    p. 

n— III;  1893,  p.  I.     [Aa  117.] 
Phüadelpkia:  American  pfa^losophical  society.  —  Proceedings,   vol.  XXX, 

no.  139;  vol.  XXXI,  no.  140—141.     [Aa  283.] 
Philadelphia:  Wagner  iree   institute   of  science.  —  Transactions,   vol.   3, 

p.  2.    [Aa  290.] 
Philadelphia:  Zoological  society.  —  Annual  report  21.     [Ba  22.] 
Bockester:  Academy   of  science.   —   Proceedings,    vol.   II,    brocb.    1—2. 

[Aa  312.] 
Bochesler:  Oeological  society  of  America.  —  Bulletin,  vol.  IIL    [Da  28. 
Saiem:  Kssexlnstitute.  — Bulletin,  vol.  23—24;  vol.  25,  no.  1—3.  [Aa  163. 
Salem:  Peabody  academy  of  science. 
San  Francisco:  California  academv  of  science.  —  Occasional  papers,   vol. 

ra.    [Aa  112  b.] 
St.  Louis:  Academy  of  science.  —  Transactions,  vol.  VI,  no.  2—8.  [Aa  125.] 
Topeka:  Kansas  academy  of  science. 
Toronto:  Canadian  institute.  —  Transactions,  vol.  III,  p.  1—2.  —  6.  annual 

report    [Aa  222.] 
Washington:  Smitbsonian  Institution.  —  Report  of  tbe  National-museum, 

ending  VI,  1890.   [Aa  120  c.]  —  Bureau  of  ethnology,  7.-8.  annual 

report.    [Aa  120  b.] 
Washington:  United  States  geological  survey.  —  Monographs,  vol.  XVII, 

XV  in  und  XX,  mit  Atlas.  [De  120  c.]  —  XL  annual  report,  1889  to 

1890.   [De  120a.]  —  Bulletin,  no.  82—86,   90-96.   [De  120  c.]  — 

Mineral  resources  of  tbe  United-States,  1891.    [Db  81.] 
Washington:  Bureau  of  education. 
Washington:  Gfeograph.  and  geolog.  survey  of  tbe  Kocky  mountain  region, 

vol.  VIL    [De  120  d.] 


50 

2.  Sftd-Amorika. 

(Argentinien,  Brasilien,  Chile,  Costarica.) 
Buenos 'Aires:  Museo  naeional. 
Buenos- Aires:  Bevista    argentina    de    bistoria    natural.    —    Publicacion 

bimestral,  1891,  tomo  I,  entr.  1—6.    [Aa  307.] 
Buenos 'Aires:  Sociedad  den  tifica  Argentina.  —Anales,  tomo  XXXIV,  entr. 

2-6;  tomo  XXXV,  entr.  1—5.     [Aa   280.] 
Cordoba :  Academia   naeional   de   ciencias.  —  Boletin,   tomo  X,   entr.  4 : 

t9m()  XI,  entr.  4.    [Aa  208  b.] 
Bio  de  Janeiro:  Museo  naeional. 
San  Jose:    Institute  fisico-geografico  y  del  museo  naeional  de  Costa-Rica. 

—  Anales,  tomo  III,  1892.  [Aa  297.] 
Säo  Paulo:  Commissao  geographica  e  geologica  da  provincia  de  S.  Paulo. 
La  Pktta:  Museum. 

La  Plata:  Bedaction  der  Revista  argentina  de  bistoria  natural. 
Santiago  de  Chile:  Deutscher  wissenschaftlicher  Verein.  —   Verhandl.,  Bd. 

II,  Heft  5-6.  [Aa  286.] 


III.  Asien. 

Bataviu:    K.   natuurkundige   Vereeniging.    —    Natuurk.   Tijdschrift    \oor 

Nederlandsch  Indie,  Deel  52.    [Aa  250.] 
Calcutta:  Geological  survey  of  India.  —   Becords,   vol.  XXV,   p.  4;   vol. 

XXV],  p.  1  —  3,  [Da  11.]  —  Memoirs,  Tnhaltsveiz.  zu   vol.   I— XX. 

[Da  8.]  —  Palaeontologia  Indica,  Inhaltsverz.  bis  1891.  [Da  9.] 
Tokio:  Deutsche  Gesellschaft  für  Natur-  und   Völkerkunde   Ostasiens   — 

Mittheil.,  Bd.  V,  Heft  51-52.  [Aa  187.] 


IT.  Aastr allen. 

Melbomme:  Mining  department  of  Victoria. 


B.  Durch  Oeseheike. 

Ardisso^ie,  Fr,:  L'organismo  vivente.     1892.    Edizione  2.  [Ab  81.] 
Boettger,  0.:  Katalog  der  Beptilien-Sammlung  im  Museum  der  Sencken- 
bergischen  natuiforschenden  Oeseilschaft  in  Frankfurt  a.  M.    Theil  I. 

[ßg  28  b.] 
Bonn :  Niederrheinische  Gesellschaft.  —  Bericht  über  die  Feier  des  75jährigen 

Bestehens  der  Gesellschaft  [Ja  75.] 
Brooks,  W.  K.  and  Herrick,  F,  H.:  The   embryology  and   metamorphosis 

of  tbe  Macroura.  [Bl  41.] 
Cooke,  C.  M.:  Australian  Fungi.  [Ce  30.] 
Congres  arch^ologique  de  France.  LH.  session    ä  Moutbrison    1885,  1886. 

(Geschenk  des  Frl.  J.  v.  Boxberg.)  [G   125.J 
Credner,  U, :  Die  geologische  Landesuntersuchung  des  Königreichs  Sachsen. 

Sep.  1893.    [De  119  b.] 
Crepin,  F.:  Mes  eiccursions  rhodologiques  dans  les  alpes  en  1893.  [Cd  111. 
Dathe,  E  :  Die  Strahlsteinschiefer  des  Eulengebirges.  Sep.  1891.  [De  198  g. 


bi 

dmtschei'  Verein  zum  Schutz  der  Vogelwelt:  Zweite  Wandtafel,  mit  Ab- 
bildungen der  wichti^ten  kleineren  deutschen  Yögel, mit  erläuterndem 
Text  von  Dr.  Rey.  1893.  (Geschenk  des  Herrn  Dr.  Frenzel,  Preiberg.) 
[Bf  61  IL] 

Eck,  Th.:  Les  deux  eimetiöres  gallo-romains  de  Vermaud  et  de  Saint- 
Quentln    1891.   (Gesch.  des  Frl.  J.  -von  Boxberg.)   [G  126.] 

E}igelharcU„  H.:  Flora,  aus  den  unteren  Paludinenschichten  des  Capla- 
grabens  bei  Podvin  (Slavonien).  Sep.  1893.  [Dd  941.] 

Fn-gusson,  J.:  Les  monuments  m6galithiques  de  tous  pays..'Traduit  de 
langlais  par  Hamard.  1878.  (Gesch.  des  Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  127.] 

Fickd,  J. :  Die  Litteratur  über  die  Tierwelt  des  Königreichs  Sachsen. 
Sep.  1893.  [Je  115.] 

Frenzei,  A,:  Die  Zwergpapageien.  1892.  [Bf  Ö6c.] 

Fritsch,  A.:  Fauna  der  (}askohle  und  der  Kalksteine  der  Permformatiou 
Böhmens.     Bd.  III,  Hft  2.  [Dd  19.] 

Gaea:  Natur  und  Leben.  Jhrg.  29.  [Aa  41.] 

Gebirgsverein  für  die  Sächsische  Schweiz:  Ueber  Berg  und  Thal,  Nr.  179 
bis  190,  [Fa  19.] 

Gelniiz,  E.:  Mittheilungen  aus  der  Grossherzoglich  Mecklenburg,  geo- 
logischen Landesanstalt.  Nr.  III,  über  Brunnenanlagen.  1893. 
[De  217  b.] 

Geinitz,  E.:  Die  I^äferreste  des  Dobbertiner  Lias.   Sep.  1893.      [Dd  73  c.] 

Gümhely  W.  von:  Geologische  Mittheilungen  über  die  Mineralquellen  von 
St.  Moritz  im  Oberengadin  und  ihre  Nachbarschaft.  Sep.  1893.  [De  168  c.J 

Jentzsch,  A.:  Die  geologische  Sammlung  des  Provinzialmuseums  zu  Königs- 
berg.    Sep.  1892.  [De  114  v.] 

Klhiggraeff]  II.  von:  Die  Leber-  und  Laubmoose  West-  und  Ostpreussens. 
1893.  [Ce  31.] 

Krone,  H.:  Ueber  das  Problem,  in  natürlichen  Farben  zu  photographiren. 
[Eb  41.] 

Liehe,  K.  Th:  Sand-  und  Staubbäder  der  Raubvögel  und  Eulen.  Sep. 
1893.  [Bf  55p.| 

Liebe,  K.  Th,:  Verlorene  oder  weggelegte  Eier.  Sep.  1892.  [Bf  ööq.j 

Liebe,  K.  Th.:  Zur  Naturgeschichte  der  Rohrdommel.  Sep.  1892.  [Bf  f)5r.] 

Liebe,  K  Th.:  Zur  Namenfrage.  Sep.  1893.  [Bf  66s.] 

Mal'owsky,  AI.:  Der  diluviale  Mensch  im  Löss  von  Brunn.  1892.  (Gesch. 
des  Frl.  J.  von  Boxberg.)  [G  128.] 

Mneüer,  F.  von:  Index  perfectus  ad  Caroli  Linnaei  Species  plantarum, 
nempe  earum  primam  editionem.  1880.  [Gb  43.] 

MueUer,  F.  von:  Descriptions  of  australian  plants.  [zu  Cd  51.] 

MiieUcr,  F.  von:  Illustrated  description  of  Thistles.  1893   [Cd  51  c] 

Ferner:  Ueber  die  Foraminiferen  des  böhmischen  Cenomans.  [Dd  140.) 

Petersburg:  Russ.  kaiserl.  mineralog.  Gesellschaft.  —  Verhandl.,  2.  Ser, 
Bd.  29.  [Da  29.]  —  Materialien  zur  Geologie  Russlands,  Bd.  XVI. 
[Da  29  b.] 

Po^ta,  Ph:  Ueber  Bryozoen  aus  dem  Cenoman  am  Fusse  des  Gangberges 
bei  Kuttenberg.   '[Dd  141.] 

Raleigh:  Elisa  Mitchell  scientific  society.  —  Journal,   vol.    IX.   [Aa  300.] 

Richter,  P.  E.:  Litteratur  der  Landes-  und  Volkskunde  des  Königreichs 
Sachsen.     Nachtrag  I.  1892.  [Je  69  d.] 


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Schütte,  jß.:   Die  Tucheier  Haide,   vornehmlich  in   forstlicher  Beziehung. 

1893.  [Hb  122.] 
Schuiee,  E.:  Faunae  Saxonicae  Mammalia.    Sep.  1893.   [Be  31c.] 
Strouhal:  0  2iyote  a  pusobeni  Dr.  A.  Seydlera.  [Jb  72.] 
Steinert,   H.:  Die  Macrolepidopteren  der  Dresdner  Qeg«nd.    Sep.   18B2. 

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jSif^Aam^  2^. :  Lebermoose.  Gesammelte  Separatabhandl.,  1885— 1893.  [Ca  82.] 
Stevenson,   J.:   28  Arbeiten   über  geologische  Verhältnisse  Nordamerikas. 

[De  221.] 
Stevenson^  J,:   Second    geologial   survev   of  Pennsylvania.     1875—1881. 

[De  222  a— d.] 
Stossich,  M.:  Osservazioni  elmiutologiche.    Sep.  1892.    [Bm  54  p.] 
Stossich,  M,\  D  genere  Angiostomum  Dajardin.    Sep.  1893.    [Bm  54  q.] 
Stossieh,  M.:  Note  helmintologiche.    Sep.  1893.     [Bm  54 r.] 
Vogd,  G.  CL:  Der  Vermehrungsprocess  im  Tierreiche.     1893.    [Bc  46.] 
Voretissch,  Jf.:  Untersuchung  einer  speciellen  Fläche  constanter  mittlerer 

Krümmung.    Inaug.-Diss.,  Gottingen  1883.    [Ea  42. J 
Voretzsch,  M. :  Ein  Blick  auf  die  Yergangenheit  der  Stadt  Altenburg.   Sep. 

1890.    [G  130  a.] 
Voretzsch,  M.\  Altenburg  zur  Zeit  des  Kaisers  Friedrich  Barbarossa.    1891. 

[G  130  b.] 
Voretzsch,  Mr.  Bericht  über  die  Thätigkeit  der  naturforsch.  Gesellscb.  des 

Osterlandes  vom  1.  Oct.  1888  —  30.  Juni  1892.   Sep.  1892.   [Aa  69.] 
Worsaae,  J.  Ä.:  Zur  Alterthumskunde  des  Nordens.    1847.   (Geschenk  des 

Frl.  J.  von  Boxberg.)     [G  129.] 
WosinsJcy,  M,\  Das  prähistorische  Schanz w^erk  von  Lengyel,  seine  Erbauer 

und  Bewohner.    (Geschenk  des  Frl.  J.  von  Boxbeig.)    [G  123.] 
Zetzsche,   Er.   Ueber   Stationsrufer   für  Telegraphenanlagen.      Sep.    1893. 

[Eb  42  a.] 
Zetzsche,  E.:   Wetzer's  neuester  Stationsrufer.    Sep.  1893.    [Eb  42  b.] 


C.    Durch  Kauf. 

Annals  and  magazine  of  natural  history,  ser.   6,   no.  61—71.     [Aa  102. 

Antiqiui^  Beitrflge  zur  prähistor.  Archaeologie,  1894,  Bog.  1 — 2.     [G  91. 

Anzeiger  für  Schweizer  Alterthümer,  Jahrg.  XXVI.     [G  1.] 

Anzeiger,  zoologischer,  Jahrg.  XYI.    [Ba  21.] 

Bronn' s  Klassen  und  Ordnungen  des  Thierreichs,  Bd.  III  (Mollusca),  Lief. 
3-9;  Supplem.  1.  lief.;  Bd.  IV  (Vermes),  Lief.  24—30;  Bd.  V, 
Abth.  2  (Crustaceen),  lief.  35—37 :  Bd.  VI,  Abth.  4  (Aves),  Lief.  42-49; 
Abth.  5  (Mammalia),  lief.  40  u.  41.     [Bb  54.] 

Hedmgia,  Bd.  31,  Nr.  3—6;  Bd.  32.     [Ca  2.] 

Monatsschrift y  deutsche  botanische,  Jahrg.  10,Nr.9  — 12;  Jahrg.  11.  [Ca  22.] 

Nachrichten,  enlomologische,  Jahrg.  9.  [Bk  235.J   (Vom  Isis-LesezirkeL) 

Natur,  Jahrg.  42.     [Aa  76.]   (Vom  Isis-Lesezirkel.) 

Neapel:  Zoologische  Station.  —  XV.  Monographie:  Enteropneusten  von 
Dr.  J.  W.  Sprengel;  XIX.  Monographie:  Pelagische  Capepoden  von 
Dr.  W.  Gisbrecht;  XX.  Monographie:  Gammarini  del  Golfo  di  Napoli 
von  Dr.  A.  deUa  Valle.    [Bb  56.] 


53    _ 

Palaeontographical  society^  vol.  XLV  und  XLVI.  [Da  10.] 

Prähistorische  Blätter,  Jahrg.  V.     [G  112.] 

Wochenschrift^  naturwissenschaftliche,  Bd.  VIII.  [Aa  311.]  (Vom  Isis- 
Lesezirkel.) 

Zeitschrift  für  die  gesammten  Naturwissenschaften,  Bd.  65,  Nr.  4—6;  Bd. 
66,  Nr.  1-4.     [Aa  98] 

Zeitschrift  für  Meteorologie,  Bd.  11.     [Ec  66.] 

Zeitschrift  für  wissenschaftliche  Mikroskopie,  Bd  IX,  Nr.  3 — 4;  Bd.  X, 
Nr.  1-3.     [Ee  16] 

Zeitschrift^  Oesterreichische  botanische,  Jahrg.  43.     [Ca  8.] 

Zeitung,  botanische,  Jahrg.  51.     [Ca  9.] 


Geschlossen  am  31.  Pecember  1893. 


0.  Schiller, 

Bibliothekar  der  „lais'S 


Zu  bequemerer  Ausnutzung  unserer  Bibliothek  ist  für  Mitglieder  der 
Isis  ein  Lesezirkel  eingerichtet  worden.  Gegen  einen  jährl.  Beitrag  von 
3  M.  können  eine  grosse  Anzahl  Schriften  bei  Selbstbeförderung  zu  Hause 
gelesen  werden.     Anmeldungen  nimmt  der  Bibliothekar  entgegen. 


Abhandlungen 


der 


ü  atur^ssenschaf tlichen  G  esellschaf t 


in   Dresden 


1893. 


71 


III.  Die  Diamantengruben  tod  Klmberley. 

Vortiug,  gehalten  in  der  n ata rwissenschaft liehen  Gesellschaft  „Isis^'  am  20.  April  1893 

von  Dr.  Alfred  W.  Stelsner 

Der  Ausspruch  des  alten  Aristoteles,  nach  welchem  Afrika  immer 
etwas  Neues  bringt,  hat  sich  in  den  letzten  Jahrzehnten  wieder  einmal 
und  zwar  im  wahrsten  Sinne  des  Wortes  in  der  „glänzendsten^^  Weise 
bewährt:  denn  der  Süden  des  schwarzen  Welttheiles  hat  inmitten  von 
Wüsten  und  Einöden  1867  den  Kimberlev-Üistrict  und  1887  den  Wit- 
watersrand  entdecken  lassen  und  während  der  erstere  seitdem  3  cbm  funkelnder 
Diamanten  geliefert  hat,  sind  von  dem  letzteren  bereits  5  cbm  Gold  in 
den  Verkehr  gebracht  worden  und  die  Förderung  dieser  8  cbm  Gold  und 
Edelgestein,  welche  selbst  die  Schätze  des  märchenhaften  Landes  Ophir 
in  Schatten  stellen  dürften,  hat,  sich  nicht  nur  über  die  ganze  Erde  hin- 
weg bemerkbar  gemacht,  sondern  sie  hat  vor  allen  Dingen  auch  in  Afrika 
selbst  den  unmittelbaren  Anstoss  zu  einer  nie  geahnten  Entwickelung 
der  Cultur  und  des  wirthschaftlichen  Lebens  gegeben,  den  Anstoss  zu 
Neuerungen,  welche  für  die  ganze  weitere  Ei*schliessung  Afrikas  die  aller- 
höchste Bedeutung  haben  werden. 

Und  zu  gleicher  Zeit  haben  die  bergmännischen  Aufschlüsse,  welche 
die  Gewinnung  jener  8  cbm  erheischte,  auch  der  wissenschaftlichen  Welt 
die  grössten  Ueberraschungen  bereitet  und  ihr  nicht  nur  reiche  Belehrung 
gewährt,  sondern  auch  eine  Vielzahl  hochinteressanter  Probleme  zu  lösen 
gegeben. 

Dass  ein  Würfel  von  2  ra  Kantenlänge,  der  sich  nach  seinem  räum- 
lichen Verhältniss  zu  dem  ganzen  gewaltigen  Continent  einem  Sandkorüe 
an  der  Meeresküste  vergleichen  lässt,  Wirkungen  der  soeben  angedeuteten 
Art  ausgeübt  haben  soll,  mag  zunächst  für  eine  arge  Uebertreibung  ge- 
halten und  nur  ungläubig  aufgenommen  werden;  indessen  gewinnt  die 
Sachlage  ein  anderes  Ansehen,  sobald  wir  uns  zu  ihrer  Beurtheilung 
einmal  anderer  Masseinheiten  bedienen  und  alsdann  zu  dem  Ergebnisse 
f^elangen,  dass  jener  Würfel,  den  Südafrika  in  den  letzten  25  Jahren 
lieferte,  einen  Marktwerth  von  mehr  als  174  Milliarde  Mark  gehabt  hat, 
und  wenn  wir  weiterhin  sehen  werden,  dass  jener  Würfel  von  2  m  Kanten- 
länge sich  thatsächlich  gegliedert  hat  in 

50  Millionen  Karat  Diamanten 

und  in    3  Millionen  Unzen  oder  rund 

96000  kg  metallischen  Goldes. 

Nun  erst  wird  der  Einfluss  verständlich  werden,  den  er  für  die  ein- 
ireborene   und   für   die   eingewanderte   Bevölkerung  gehabt,    den   er  auf 

ü«.  Jtfü  üi  Dresden,  189H,  -  Abb.  3.  l* 


72 

HaDdel  und  Industrie,  auf  Städtegründungen  und   auf  das  Verkehrswesen 
ausgeübt  hat. 

Während  die  südafrikanischen  Hochländer  bis  gegen  1870  nur  hier 
und  da  von  Boern  besiedelt  waren  und  während  um  jene  Zeit  der 
Gesammtexport  der  Capcolonie  nur  einen  Jahresbetrag  von  2  Millionen  JL. 
erreichte,  von  welchem  etwa  ^^  durch  Wolle  gedeckt  wurden,  beziflPerte 
sich  der  Waarenumsatz  für  ganz  Südafrika  in  1892  auf  rund  26  Y4  Mill.  '£. 
nämlich  auf  12 V2  Mill.  Import  und  13^/^  Mill.  Export  und  dabei  bestand 
jetzt  die  grössere  Hälfte  des  letzteren  aus  Diamanten  und  Gold. 

Da  bei  diesem  Umschwünge  der  Verhältnisse  Bergleute  die  wichtigsten 
Actoren  gewesen  sind,  so  kann  es  auch  nicht  Wunder  nehmen,  dass  jener 
seine  Wellen  bis  nach  Freiberg  fortgepflanzt  hat,  dass  unter  den  Berg- 
ingenieuren zu  Kimberley  und  am  Witwatersrand  auch  gar  manche  alte 
Freiberger  eine  einflussreiche  und  hochgeachtete  Rolle  spielen  und  dass 
nun  diese,  in  freundlicher  Erinnerung  an  ihre  alma  mater,  zeitweise  Ge- 
steine und  Erze,  Geschäftsberichte,  Karten  und  Bilder  herüberschicken, 
so  dass  wir  Erzgebirger  über  den  Bergbau  in  Griqualand  West  und  in 
Transvaal  ziemlich  gut  unterrichtet  sind. 

Da  diese  letztgenannte  Thatsache  auch  Herrn  Geheimen  Hofrath 
Dr.  Geinitz  bekannt  ist,  so  hat  er  es  für  zweckmässig  erachtet,  mich 
aufzufordern:  Ihnen,  meine  Herren,  einmal  einen  Bericht  über  das  neue 
Ophir  zu  erstatten.  Ich  folge  gern  seiner  Einladung  und  will  nun  ver- 
suchen, ihr  im  Folgenden  so  gut  gerecht  zu  werden,  als  das  für  Jemanden 
möglich  ist,  der  Südafrika  nicht  selbst  besucht,  sondern  eben  nur  in  der 
angedeuteten  Weise  aus  der  Ferne  kennen  gelernt  hat. 

Ich  gestatte  mir  also,  Sie  zu  bitten,  mich  in  Gedanken  nach  Kimberley 
zu  begleiten.  Die  Reise  von  London  aus  dahin  erfordert  heute  nur  noch 
19  Tage.  Ausgezeichnete  Steamer  bringen  uns  nach  der  Capstadt  oder 
nach  Port  Elizabeth  und  von  da  aus  legen  wir  den  noch  übrig  bleibenden 
1040  bezw.  780  km  langen  Landweg  in  36  bezw.  27  Stunden  mit  der 
Eisenbahn  schnell  zurück. 

Kimberley  liegt  in  Griqualand  West,  jetzt  zur  Cap-Colonie  gehörig. 
Es  ist  eine  Stadt  von  29  000  Einwohnern;  nur  3  km  abseits,  und  durch 
elektrische  Tramway  mit  dem  Hauptorte  verbunden,  ist  neuerdings  Beacons- 
field  mit  weiteren  10  000  Einwohnern  entstanden. 

Wollen  wir  uns  geographischer  ausdrücken,  so  können  wir  sagen: 
Kimberley  liegt  unter  28®  43'  s.  B.  und  24  ^  16'  östl.  Länge  von  Green  wich, 
zwischen  dem  Vaal-  und  Oranje  River,  in  einer  Meereshöhe  von  4042 
Fuss  oder  1232  m. 

Eine  22  km  lange  Leitung  muss  die  beiden  Städte  mit  Wasser  aus 
dem  Vaal  versorgen,  denn  um  jene  breitet  sich  nach  allen  Seiten  eine 
sterile  Hochebene  aus. 

Terraineinschnitte  und  bergbauliche  Autschlüsse  belehren  uns  darüber, 
dass  diese  Hochebene  im  Wesentlichen  aus  einer  sehr  mächtigen  und 
nahezu  horizontal  gelagerten  Wechselfolge  von  Sandsteinen,  Conglomeraten 
und  Schieferthonen  besteht.  Leider  führen  diese  Sedimente  entweder 
keine  oder  nur  sehr  wenige  Versteinerungen ;  ihr  Alter  hat  sich  daher 
noch  keineswegs  an  allen  Orten  mit  Sicherheit  feststellen  lassen,  indessen 
scheint  es  nach  den  vorliegenden  Nachrichten,  dass  die  Schichten  theiJs 
obercarbonisches,  theils  triasisches,  z.  Th.  vielleicht  auch  jurassisches  Alter 


73 

liaben.  Vorläufig  hat  man  sie  unter  den  Namen  Karoo-Formation  (Karoo- 
Wüste)  zusammengefasst.  Eine  oder  mehrere  Abtheilungen  dieser  Karoo- 
Forniation  umschliessen  Kohlenflötze,  von  denen  einige  durch  Glossopteris 
obarakterisirt  sind;  die  Ausbeutung  der  Kohlen  hat  bereits  begonnen  und 
es  dürfte  ihr  für  die  zukünftige  Entwickelung  des  Landes  eine  nicht  un- 
b^eutende  Rolle  beschieden  sein. 

Weiterhin  ist  zu  erwähnen,  dass  sich  an  dem  Aufbaue  der  Karoo- 
Forniation  auch  deckenförmige  Ergüsse  von  Diabasen,  Quarzdiabasen  und 
Olivindiabasen  (Melaphyren)  betheiligt  haben,  die  nun  als  plattenförmige, 
bis  100  und  mehr  Meter  mächtige  Einlagerungen  zwischen  den  sedimen- 
tären Schichten  bemerkbar  werden  und  dass  anderweite  Diabase  die  Karoo- 
F<>rmation  an  zahlreichen  Orten  gang-  und  stockförmig  durchsetzen. 

Wenn  i(h  dem  Gesagten  noch  hinzufüge,  dass  weite  Flächen  der 
Hochebene  von  ein  bis  zwei  Meter  mächtigen  Krusten  diluvialer  Kalktuflfe 
bedeckt  werden,  dass  diese  KalktufFe  von  Cohen  für  die  Absätze  flacher, 
diluvialer  Seen  gehalten  werden  und  dass  sich  über  ihnen  stellenweise 
auch  noch  schwache  Decken  alluvialer  Sande  ausbreiten,  so  dürften  hiermit 
die  geologischen  Verhältnisse  von  Gri(iualand  West  und  wohl  auch  die- 
jenigen von  den  benachbarten  Theilen  des  Oranje- Freistaates  für  unsere 
Zwecke  hinlänglich  charakterisirt  sein. 

Es  war  nun  im  Jahre  18ti7,  als  einem  dem  Waid  werk  nachgehenden 
Engländer  unter  den  Kieselsteinen,  mit  denen  die  Kinder  einer  Boernfarm 
am  Oranje  Kiver ,  unweit  dem  heutigen  Hopetown ,  spielten ,  ein  Stein 
wegen  seines  ganz  besonderen  Glanzes  auffiel.  Er  nahm  ihn  mit  und 
zeigte  ihn  Goldschmieden;  diese  hielten  den  Stein  zunächst  für  Topas, 
aber  bald  kam  die  Wahrheit  an  den  Tag:  es  war  ein  2IV4  Karat  schwerer 
Diamant. 

Zwei  Jahre  später,  1869,  fand  ein  Hottentotte  einen  zweiten,  noch 
.grösseren  Stein,  der  sich  als  ein  Diamant  von  83  Karat  entpuppte  und 
nachdem  er  aus  einer  Hand  in  die  andere  gegangen  und  dabei  sein  Preis 
von  400  auf  1200  £  gestiegen  war,  schliesslich  als  „Star  of  South  Afrika" 
in  den  Besitz  des  Lord  Dudley  gelangte. 

Daraufhin  begann  der  neue  südafrikanische  Diamanten-„Rush"  und 
bald  zeigte  es  sich,  dass  die  Geröllablagerungen  des  Vaales,  kurz  oberhalb 
seiner  Einmündung  in  den  Oranje  River,  am  erträgnissreichsten  waren. 
Hier  sind  denn  auch  die  Wäschereien  ununterbrochen  bis  auf  den  heu- 
tigen Tag  fortgesetzt  worden ,  namentlich  in  der  Nähe  des  Städtchens 
Barkly,  110  km  NNW.  von  Kimberley  gelegen.  Sie  sollen  heute  gegen 
1000  Weisse  und  eine  entsprechende  Anzahl  von  eingeborenen  Arbeitern 
beschäftigen  und  Steine  reinsten  Wassers  liefern;  immerhin  hat  sich  die 
Arbeit  in  diesen  „River  diggings"  nicht  über  einen  mühseligen  Kleinbe- 
trieb zu  erheben  vermocht  und  in  der  Regel  hat  sie  nur  einen  jährlichen 
Ertrag  von  etwa  30000  Karat,    d.  i.  von  wenig  mehr  als  6  kg    geliefert. 

Die  wirthschaftliche  Bedeutung  der  Wäschereien  ist  also  eine  be- 
schränkte und  das  wissenschaftliche  Interesse,  welches  die  letzteren  bean- 
spruchen, dasselbe,  welches  auch  alle  anderen  nichtafrikanischen  Vorkomm- 
nisse von  Diamanten  auf  secundärer  Lagerstätte  wachrufen. 

Ganz  anders  verhält  es  sich  mit  der  zweiten  Art  des  Diamantenvor- 
kommens  in    Oriqualand   West    und    in    den    benachbarten   Theilen    des 


74 

Oranje  -  Freistaats ,  mit  den  „dry  diggings",  deren  Entdeckung  jener  dei 
„River  diggings"  im  Jahre  1870  folgte. 

In  diesem  Jahre  nämlich  fand  man  auch  Diamanten  auf  der  steriler 
Hochebene,  welche  sich  zwischen  dem  Vaal  und  dem  Oranje  River  aus 
breitet  und  zwar  an  den  Hängen  kleiner  flacher  Hügel  (Kopjes),  die  siel 
in  der  Gegend  des  heutigen  Kimberley  wenige  Meter  über  die  umgebende 
aus  der  Karoo-Formation  bestehende  Landfläche  erhoben.  Diese  heut* 
längst  verschwundenen  Hügel  bestanden ,  im  Gegensatze  zu  den  in  de 
Gegend  herrschenden  Sedimenten,  aus  einem  eisenschüssigen,  hochgradig 
zersetzten  Gesteine,  das  man  „yellow  ground"  nannte.  Man  durchwühlt 
dasselbe  und  fand  immer  neue  Diamanten,  auch  dann  noch,  als  der  yellov 
ground  bei  6  bis  12  m  Tiefe  in  eine  dunkelbraune  festere  Masse,  dei 
„rusty  ground",  und  nach  weiteren  2  bis  5  m  in  ein  ganz  eigenartiges 
schwärzlich  grünes  oder  schwärzlich  blaues  Gestein,  den  „blue  ground' 
übergegangen  war.  Zunächst  freilich  glaubte  man,  mit  dem  blue  grounc 
auch  das  Ende  des  diamantenführenden  Bodens  erreicht  zu  haben  \\m 
man  suchte  deshalb  seine  Besitztitel  an  den  seither  betriebenen  Grubei 
an  neuangekommene  „Grüne"  zu  verkaufen;  aber  gar  bald  stellte  siel 
heraus,  dass  diesmal  die  „Grünen"  den  besseren  Theil  erwählt  hatten 
denn  die  Diamantenführung  hielt,  wider  alles  Erwarten,  auch  im  blui 
ground  an. 

Eine  fieberhafte  Aufregung  bemächtigte  sich  daher  der  im  Entstehe! 
begrifiTenen  Bergwerks-Stadt  und  schaaren weise  strömten  Digger  von  allei 
Seiten  herbei,  denn  es  unterlag  keinem  Zweifel  mehr:  man  hatte  eim 
durchaus  neue  und  eigenartige  Diamantenlagerstätte  vor  sich  —  das  erst 
malige  und  noch  dazu  massenhafte  Vorkommen  des  herrlichen  Edelstein 
auf  piimärer  Lagerstätte,  ein  Vorkommen  vom  höchsten  materiellen  Wertlu 
vom  höchsten  wissenschaftlichen  Interesse. 

Die  mir  verfügbare  Zeit  gestattet  nicht,  die  historische  Entwickelunj 
des  nun  beginnenden  Bergbaues,  die  üeberraschungen ,  welche  er  b« 
leitet,  die  Wechselfälle,  denen  er  ausgesetzt  war,  im  Einzelnen  zu  schil 
dern;  ich  kann  hier  nur  die  wichtigsten  Phasen  skizziren  und  die  Ergeh 
nisse  zusammenfassen,  welche  in  den  seither  verflossenen  22  Jahren  uni 
nachdem  man  stellenweise  schon  bis  zu  einer  Tiefe  von  384  m  niedei 
wärts  gedrungen  ist,  in  geologischer  und  wissenschaftlicher  Hinsicht  ge 
Wonnen  worden  sind. 

Es  wird  dabei,  wie  ich  hoffe,  zum  leichteren  Verständnisse  der  Sncli 
läge  beitragen,  wenn  ich  mich  zunächst  einer  kurzen  Schilderung  d€ 
inzwischen  festgestellten  geologischen  Verhältnisse  zuwende. 

Die  Zahl  der  Kopjes,  welche  sich  in  Griqualand  West  und  im  Oranj< 
Freistaat  erheben,  ist  oder  war  eine  ziemlieh  grosse ;  aber  bis  jetzt  habe 
nur  6  Stellen  eine  grössere  Bedeutung  erlangt.  Dieselben  liegen  sämml 
lieh  innerhalb  eines  Quadrates,  das  vom  28.  und  30.®  s.  Br.  und  vor 
24.  und  26.0  östl  Länge  begrenzt  wird.  Vier  Gruben,  die  im  NW.  d« 
von  NO.  nach  SW.  verlaufenden  Diagonale  jenes  Quadrates  zu  suche 
sind,  nämlich  Kimberley,  de  Beers,  Bultfontein  und  Du  Toit's  Pan,  g( 
hören  zu  Griqua  Land,  die  anderen  beiden,  südöstlicher  gelegenen,  Koö) 
fontein  und  Jagersfontein ,  zum  Granje-Freistaat.  Hierzu  ist  dann  se 
1891  als  siebente  und  sehr  aussichtsvolle  Grube  die  Premier-  odi 
Wesselton  Mine   gekommen,   auf  der  Grenze   beider  Staaten  gelegen  im 


_    Tb 

im  Gegensatz  zu  allen  anderen  dadurch  merkwürdig,  dass  sie  an  der 
Tagesoberfläche  nicht  durch  eine  hügelartige  Emporragung,  sondern  durch 
eine  mit  Ealktuff  überkrustete  Bodensenkung  charakterisirt  war. 

Durch  den  Betrieb  der  zuerst  genannten  sechs  Gruben  hat  sich  nun 
bis  jetzt  das  Folgende  herausgestellt. 

Das  diamantenführende  Gestein,  der  blue  ground ,  bildet  in  formeller 
Hinsicht  säulenförmige  Körper  von  kreisförmigen  oder  elliptischen  Quer- 
schnitten. Seine  Säulen,  welche  Durchmesser  von  25  bis  450  m  haben, 
ziehen  sich  vom  Tage  aus  senkrecht  in  die  Tiefe  nieder,  durchsetzen  also 
die  nahezu  horizontal  gelagerten  Sedimente  der  Earooformation  und  die 
diesen  letzteren  eingelagerten  Diabasplatten  unter  rechtem  Winkel.  Die 
beiden  bis  jetzt  am  besten  bekannt  gewordenen  Säulen  sind  die  von 
Kimberley  und  de  Beers.  Die  Durchmesser  der  ersteren  beziffern  sich 
am  Tage  auf  167  und  274  m ,  dagegen  bei  300  m  Tiefe  nur  noch  auf 
103  und  234  m.  Die  elliptischen  Querschnitte  dieser  Säule  berechnen 
sich  hiemach  auf  36  000  und  19000  qm.  Die  ebenfalls  elliptischen 
Querschnitte  des  De  Beer's  Stockes  messen  am  Tage  54  000  und  in  einer 
Tiefe  von  274  m  nur  noch  47  000  qm.  Die  säulenförmigen  Massen  ziehen 
sich  also  in  der  Tiefe  conisch  zusammen. 

Die  hier  und  in  der  Folge  zu  gebenden  Zahlen  werden  vielleicht 
besser  verständlich,  wenn  ich  sie  mit  anderen  Ihnen  gut  bekannten 
Grössen  vergleiche.  Die  eine  Grösseneinheit  möge  der  Dresdner  Altmarkt 
liefern,  der  etwa  13  860qm  einnimmt;  der  Kimberley-Stock  ist  dann  am  Tage 
2,6  und  in  der  Tiefe  1,4  mal  so  gross  als  der  Altmarkt;  derjenige  von 
de  Beers  zieht  sich  von  der  vierfachen  Fläche  des  Marktes  auf  die  3,4fache 
zusammen.  Die  anderen  Stöcke  sind  in  grösserer  Tiefe  noch  nicht  aufge- 
schlossen. 

Wenden  wir  uns  jetzt  der  Masse  zu,  welche  die  diamantenführenden 
Säulen  bildet,  so  lernen  wir  in  dem  blue  ground  ein  sehr  merkwürdiges 
Gestein  kennen.  Dasselbe  muss  als  eine  Breccie  bezeichnet  werden.  Die 
meisten  kleineren  und  grösseren,  scharfkantigen  oder  gerundeten  Frag- 
mente dieser  Breccie  bestehen  aus  einer  grün-  oder  blauschwarzen,  serpentin- 
artjgen  Masse;  aber  daneben  finden  sich  auch  verschieden  grosse  Frag- 
mente derjenigen  Gesteine  der  Karoo-Formation,  welche  unmittelbar  an  die 
Säulen  des  blue  ground  angrenzen,  also  Fragmente  von  Sandstein,  Schief er- 
tbon  und  Diabas;  endlich  sollen  auch  noch  hier  und  da  Bruchstücke  von 
Granit,  von  Eklogit  und  von  Hornblendefels  angetroffen  worden  sein,  die 
in  ihrer  mineralogischen  Zusammensetzung  ebensowohl  der  Hauptmasse 
des  blue  ground ,  wie  den  Gesteinen  der  Karoo-Formation  fremd  gegen- 
überstehen würden  und  als  „exotische  Fragmente"  bezeichnet  worden 
sind.     Ich  behalte   mir  vor,   auf  diese  letzteren  später   zurückzukommen. 

Einstweilen  sei  noch  bemerkt,  dass  die  Kimberleyer  Bergleute  alle  im 
blue  ground  eingebetteten  Fragmente,  unbekümmert  um  ihre  petrographische 
BeschafTenheit  und  um  ihre  bald  scharfkantige,  bald  gerundete  Form, 
„boulders",  d.  h.  GeröUe  zu  nennen  pflegen. 

Die  Dimensionen  dieser  boulders  schwanken  zwischen  den  weitesten 
Grenzen;  von  wenigen  Cubikmillimetern  und  Gubikcentimetern  an  können 
sie  bis  zu  gigantischen  Blöcken  anwachsen.  So  liegt  z.  B.  inmitten  des 
blue  ground  von  de  Beers  Mine  eine  Scholle  von  Olivindiabas,  das  söge- 


76 

nannte  Island,  die  einen  Querschnitt  von  etwa  280  qra  besitzt  und  die 
nach  der  Tiefe  zu  auf  216  m  verfolgbar  war. 

Das  Cement,  welches  alle  diese  Fragmente  verkittet  und  in  der  Regel 
vorherrscht,  also  die  Hauptmasse  des  blue  ground  bildet,  macht  auf  das  blosse 
Auge  den  Eindruck  eines  erhärteten,  grünschwarzen.  Schlammes  und  lässt 
erst  dann,  wenn  man  es  mit  Hülfe  schwerer  Lösungen  in  seine  verschie- 
denen Elemente  zergliedert  hat  oder  wenn  man  Dünnschliffe  von  ihm  u.  d.  M. 
untersucht,  erkennen,  dass  es  in  der  Hauptsache  aus  feinsten  Parttkelchen 
jener  serpentinartigen  Masse  besteht,  welche  wir  schon  in  Gestalt  gröberer 
Fragmente  kennen  gelernt  haben. 

Dieser  Serpentin  besteht  aber  seiner  Hauptmasse  nach  aus  mehr  oder 
weniger  verändertem  Olivin.  Ausserdem  betheiligen  sich  an  seiner  Zu- 
sammensetzung und  an  derjenigen  des  vorhin  besprochenen  Cementes 
chromhaltiger  Diallag,  der  smaragditartig  umgewandelt  sein  kann,  Bronzit, 
chromhaltiger  Pyrop,  fleischfarbener  Zirkon  (in  Kimberley  dutch  bord  ge- 
nannt), Cyanit,  Biotit,  der  oft  mehr  oder  weniger  gebleicht  ist,  Chrom-, 
Titan-  und  Magneteisenerz,  sowie  kleinste  Körnchen  und  Kryställchen  von 
Perowskit. 

Zu  den  eben  genannten  Mineralien  gesellt  sich  in  dem  blue  ground 
von  Jagersfontein  auch  noch  blauer  Korund,  der  eine  Zeit  lang  für  Cor- 
dierit  gehalten  wurde.  Endlich  werden  Turmalin  und  Rutil  erwähnt.  Ich 
selbst  habe  diese  beiden  Körper  nicht  beobachten  können,  dagegen  habeich  in 
den  Aufbereitungsprodukten  von  Kimberley  mehrfach  noch  Kryställchen  und 
kleine  Concretionen  von  Schwefelkies ,  sowie  Bröckchen  von  Baryt  ange- 
troffen. Die  ersteren  sind  wohl  zugleich  mit  Fragmenten  von  Schiefer- 
thon  der  Karoo-Formation  in  den  blue  ground  gekommen,  während  die 
letzteren  von  kleinen  Gangtrümmern  abstammen  mögen,  die  als  selbständige 
Gebilde  den  blue  ground  durchsetzen. 

Endlich  möchte  ich  noch  ausdrücklich  betonen,  dass  bis  jetzt  Krystalle 
oder  Fragmente  von  Quarz  in  dem  blue  ground  nicht  aufgefunden  worden 
sind. 

Nach  allem  Gesagten  wird  man  den  blue  ground  als  einen  breccien- 
artig  zerstückelten  und  mehr  weniger  serpentinisirten  Olivinfels  mit  Frag- 
menten von  Quarziten,  Schieferthonen  und  Diabasen  der  Karoo-Formation 
bezeichnen  dürfen ;  im  Sinne  des  petrographischen  Systemes  von  Rosen- 
busch würde  er  wegen  seines  Gehaltes  an  Diallag  und  rhombischem 
Pyroxen  dem  Lherzolith  unterzuordnen  sein,  Carville  Lewis  hat  unser 
Gestein  Kimberlit  genannt  und  dieser  Name  möge  auch  hier  in  der  Folge 
angewendet  werden. 

Das  eben  gefundene  Resultat  regt  dazu  an,  nochmals  einen  Blick 
auf  die  schon  früher  erwähnten  „exotischen  Fragmente"  des  blue  ground 
zu  werfen.  Da  das  Kimberlit -Magma  ganz  unzweifelhaft  aus  der  Tiefe 
emporgedrungen  ist,  so  würde  es  an  und  für  sich  auch  nicht  zu  be- 
fremden vermögen,  wenn  jenes  Fragmente  von  solchen  Gesteinen  mit  herauf- 
gebracht hätte,  die,  wie  Granit  und  Eklogit,  zwar  in  dem  Gebiete  zwischen 
dem  Oranje-  und  Yaal  River  am  Tag  nirgends  zu  sehen  sind,  die  aber 
doch  recht  füglich  unter  der  Karoo-Formation  anstehen  könnten.  Die 
Sachlage  würde  alsdann  jener  ähnlich  sein ,  welche  man  seiner  Zeit  am 
Melilithbasalte  vom  Zeughaus  in  der  sächsischen  Schweiz  beobachten  konnte, 
denn  dieser  schliesst,  obwohl  er  gangförmig  in  dem  Quadersandstein  auf- 


77 

setzt,  dennoch  Fragmente  von  dem  den  Sandstein  unterlagernden  Lausitzer 
Granit  ein.  Immerhin  möchte  ich  erwähnen,  dass  ich  meinen  Freund  und 
Gönner,  Herrn  Gardn er  Williams,  General  Manager  der  de  Beers  Consoli- 
dated Mines,  zwar  mehrfach  und  ganz  ausdrücklich  gebeten  habe ,  mir, 
wenn  irgend  möglich,  auch  einmal  einen  Granit- Boulder  aus  dem  blue 
^ound  herüberzuschicken,  dass  ich  aber  unter  den  bis  heute  erhaltenen 
Fragmenten  keines  gefunden  habe,  welches  irgend  welchen  Anspruch  auf 
die  Benennung  Granit  machen  könnte.  Ausser  denen  von  Diabas  und  Quarzit 
zeigt  keines  der  Fragmente,  welche  mir  bis  jetzt  zu  Gesicht  gekommen 
sind,  Quarz  oder  Feldspath.  Richtig  ist  es  dagegen,  dass  eklogitartige 
boulder  im  blue  ground  vorkommen ;  dergleichen  liegen  mir  von  de  Beers 
und  von  Jagersfontein  vor,  indessen  scheint  sich  aus  anderen,  üebergänge 
vermittelnden  „Gerollen"  zu  ergeben,  dass  die  eklogitartigen  Mineralaggregate 
thatsächlich  nur  extreme,  nämlich  olivinarme  oder  olivinfreie  Entwickelungs- 
zustände  des  Kimberlites  und  dass  sie  sonach  nicht  als  exotische  Gerolle 
oder  Fragmente,  sondern  als  intratellurische  Ausscheidungen  des  genannten 
Eruptivgesteins  aufzufassen  sind.  Damit  ist  dann  auch  ihre  rundliche,  an 
Gerolle  erinnernde  Form  recht  gut  in  Einklang  zu  bringen. 

Weiteres  über  die  „exotischen  Gerolle^'  muss  zukünftiger  Beobach- 
tung überlassen  bleiben. 

Um  meine  Bemerkungen  über  die  petrographische  BeschaSFenheit  des 
blue  ground  zum  Abschlüsse  zu  bringen ,  bleiben  mir  nur  noch  einige 
Mittheilungen  über  den  Diamant  übrig.  Bezüglich  dieses  werthvoUsten 
und  wissenschaftlich  interessantesten  Uebergemengtheiles  des  blue  ground 
ist  in  erster  Linie  hervorzuheben,  dass  sidh  derselbe  bis  jetzt  lediglich  in 
den  Eimberlitfragmenten  und  in  dem  aus  Kimberlitmasse  bestehenden 
Cement  des  blue  giound  gefunden  hat;  alle  anderen,  zeitweilig  aufge- 
tauchten Angaben  haben  sich  als  irrthümlich  erwiesen.  Insonderheit  ist 
der  Diamant  niemals  innerhalb  des  Wandgesteines  der  Kimberlitstöcke  und  in 
den  von  diesem  Wandgesteine  abstammenden  Fragmenten  angetroffen  worden. 
Weiterhin  ist  anzugeben,  dass  sich  der  Diamant  unter  den  genannten  Um- 
ständen bald  in  ringsum  ausgebildeten  Krystallen,  bald  nur  in  Krystall- 
fragmenten  findet  und  dass  man  in  Fällen  der  letzteren  Art  seither  aller- 
zeit  vergeblich  nach  den  zusammengehörigen  Theilen  eines  und  desselben 
zerstückelten  Krystalles  gesucht  hat.  Hieraus  geht  die  wichtige  That- 
sache  hervor,  dass  die  Krystallfragmente  bereits  als  solche  an  Ort  und 
Stelle  gelangt  und  dass  sich  mithin  die  Krystalle  selbst  bereits  an  einem 
anderen  Orte  gebildet  haben  müssen.  Unter  Berücksichtigung  aller  ob- 
waltenden Umstände  kann  deshalb  ihr  Bildungsherd  nur  in  der  grösseren 
Tiefe  gesucht  werden. 

Sodann  ist  erwähnenswerth ,  dass  nicht  nur  der  blue  ground  der 
verschiedenen  Stöcke,  sondern  dass  selbst  derjenige  eines  und  desselben 
Stockes  seiner  allgemeinen  Beschaffenheit  nach  nicht  völlig  gleichartig 
beschaffen  sein  und  dass  sich  diese  Ungleichförmigkeit  auch  in  der  Menge, 
in  der  Form  und  Färbung  der  an  den  verschiedenen  Orten  vorkommenden 
Diamanten  zu  erkennen  geben  soll,  derart,  dass  erfahrene  Bergleute  unter 
Umständen  die  Herkunft  eines  bestimmten  Steines  aus  dem  oder  jenem 
Theile  einer  Griibe  anzugeben  vermögen.  Diese  Verhältnisse  haben  zu 
der  Annahme  geführt,  dass  der  blue  ground  eines  und  desselben  Stockes 
zu  verschiedenen  Zeiten    in    den  betreffenden    schlauchförmigen  Hohlraum 


^8 

eiDgedruDgen  sein  soll.  Nach  Moulle's  Meinang  ist  z.  B.  der  Stock  der 
Kimberley-Qrube  durch  15  verschiedene,  zeitlich  einander  folgende  Erup- 
tionen gebildet  worden. 

Endlich  dürfte  noch  zu  bemerken  sein,  dass  der  blue  ground  des 
einen  Stockes,  nämlich  desjenigen  von  de  Beers,  auch  noch  von  einem 
Y,  bis  2  m  mächtigen  Gange  durchsetzt  wird ,  der  in  seinem  Verlaufe 
sehr  starke  Windungen  macht,  und  deshalb  den  Namen  Schlange  (the 
snake)  erhalten  hat.  Das  grünschwarze,  dem  blossen  Auge  dicht  er- 
scheinende Oanggestein  lässt  u.  d.  M.  erkennen,  dass  es  eine  mit  dem 
Kimborlit  im  wesentlichen  gleiche  Zusammensetzung  hat.  Diamanten  sind 
aber  bis  jetzt  in  ihm  nicht  angetroffen  worden.  Es  dürfte  ein  Nachschub 
aus  dem  Eruptionsherde  des  Kimberlites  sein. 

Was  endlich  die  Verbandsverhältnisse  und  die  sonstigen  Beziehungen 
zwischen  dem  blue  ground  und  den  Gesteinen  der  herrschenden  Karoo- 
formation  anlangt,  so  ist  in  dieser  Beziehung  zu  bemerken,  dass  die  säulen- 
förmigen Massen  des  ersteren'ganz  scharf  von  den  Sandsteinen,  Schiefern 
und  Diabasdecken  der  letzteren  abgegrenzt  sind;  der  Kimberleyer  Berg- 
mann vermag  daher  mit  Leichtigkeit  den  diamantenführenden  blue  ground 
von  dem  sterilen  Wandgestein  seiner  Grube  zu  unterscheiden.  Das  letz- 
tere nennt  er  in  seiner  Gesammtheit  und  unbekümmert  um  seine  beson- 
dere petrographische  Beschaffenheit  das  Reef. 

Am  Contacte  zwischen  dem  blue  ground  und  dem  Reef  sind  die 
sedimentären  Schichten  des  letzteren  zuweilen  1  bis  3  m  weit  etwas  nach 
aufwärts  gebogen ;  hierauf  und  auf  die  schon  besprochene  Losreissung  und 
Umhüllung  von  Nebengesteinsschollen  beschränkt  sich  die  erkennbare  Ein- 
wirkung des  Kimberlites  auf  die  von  ihm  durchbrochenen  Gesteine. 
Schmelzungen ,  Frittungen  oder  sonstige  auffallige  Metamorphosen  des 
Reefes  sind  bis  jetzt  an  keiner  Stelle  wahrgenommen  worden. 

Ich  wende  mich  dem  Bergbaue  im  Kimberley-Districte  zu.  Derselbe 
fesselt  das  Interesse  im  höchsten  Grade^  nicht  nur  wegen  seiner  stauneos- 
werthen  Erträgnisse  und  wegen  seiner  technischen  Besonderheiten,  sondern 
auch,  weil  er  bei  seiner  rapiden  Entwickelung  in  dem  kurzen  Zeiträume 
von  zwei  Jahrzehnten  Betriebsweisen  an  unseren  Augen  vorüberziehen 
lässt,  die  sich  in  unseren  heimathlichen  Gruben  bezirken  erst  im  Laufe 
von  Jahrhunderten  zu  folgen  pflegten:  denn  aus  dem  zersplitterten  Klein- 
betriebe, der  1870  in  den  Ausstrichen  der  Kopjes  herumzuwühlen  begann, 
ist  inzwischen  die  Arbeit  des  Grosskapitales  herausgewachsen,  die  roheste 
Handarbeit  hat  sich  zur  Ausnutzung  der  besten  neuzeitlichen  Maschinen 
umgewandelt,  aus  den  luftigen  Zeltlagern  in  der  Wüste  sind  schmucke 
Städte  mit  allem  Comfort  der  Neuzeit  entstanden. 

Zu  gleicher  Zeit  sehen  wir  harte,  ehrliche  Arbeit  auf  der  einen  Seite, 
Diebstahl ,  Lug  und  Trug  auf  der  anderen ;  hier  echten ,  kerngesunden 
Bergbau,  der  jede  sich  in  den  Weg  legende  Schwierigkeit  zu  überwinden 
weiss,  dort  wagehalsige  Speculation  und  jene  reinen  Börsengeschäfte,  die 
man  in  England  mit  dem  sehr  treffenden  Namen  „paper  mining'^  bezeichnet, 
da  die  verkauften  und  gekauften  Actien  vielleicht  das  Einzige  sind,  was 
überhaupt  von  der  ganzen  Grube  existirt. 

Als  1870  das  Diamantenvorkommen  im  yellow  ground  der  Kopjes 
constatiit  worden  war  und  nun  Bergbaulustige  von  allen  Seiten  herbei- 
geströmt   kamen ,    wurden    an    den    zu  Hoffnung   berechtigenden   Stellen 


79 

quadratische  Orubenfelder  (claims)  von  je  31  Fuss  oder  9,5  m  Seitenlange 
abgesteckt.  Jedes  Grubenfeld  umfasste  also  90  qm.  Wollen  wir  jetzt  ein- 
mal dieses  Auditorium  zur  Maasseinheit  nehmen,  so  würde  dasselbe,  da 
es  eine  Bodenfläche  von  76,6  qm  hat,  0,8  Grubenfeld  entsprechen.  In 
der  ersten  Zeit  konnte  man  sich  ein  solches  Grubenfeld  um  7  sh.  6  p. 
(7  M.  65  Pf.)  kaufen ;  wenig  später  mnsste  man  schon  einen  monatlichen 
Pacht  von  10  sh.  zahlen  und  als  dann  weiterhin  erkannt  worden  war, 
dass  auch  der  in  der  Tiefe  anstehende  blue  ground  diamantenführend  sei, 
^ngen  die  Preise  derart  in  die  Höhe ,  dass  in  1879  der  von  Seiten  der 
Regierung  erhobenen  Grubenfeldsteuer  Werthe  von  50  bis  6500  iP,  d.  i. 
von  1000  bis  130000  M.  für  einen  claim  zu  Grunde  gelegt  werden 
konnten.  1880  sollen  sogar  einzelne  Claims  Verkaufspreise  von  10000 
bis  15000  £,  d.  i.  von  2  bis  300000  M.  erzielt  haben. 

Greifen  wir,  um  uns  über  die  Bedeutung  dieser  Zahlen  klarer  zu 
werden,  wieder  auf  den  Altmarkt  zurück,  so  ergiebt  sich,  dws  derselbe 
154  Grubenfelder  umfassen  und  bei  der  niedrigen  Taxe  von  2500  £ 
oder  50  000  M.  pro  claim ,  einem  Werthe  von  7,7  Millionen  Mark  repni- 
sentiren  würde. 

Und  nun  wollen  wir  das  sich  entwickelnde  bergmännische  I^ben 
selbst  in's  Auge  fassen. 

Auf  dem  zuerst  entdeckten  Stocke  von  Du  Toits  Pan  waren  1430 
Grubenfelder  verpachtet  worden :  für  Bultfontein  schwanken  die  mir  vor- 
liegenden Zahlen  zwischen  886  und  1003.  Dann  wurden  die  beiden 
reichsten  Stöcke,  de  Beers  und  Ximberley,  aufgefunden ;  der  von  de  Beers 
wurde  in  600  Felder  parcellirt,  der  von  Kimberley  im  Anfange  sogar  mit 
1500  Claims  bedeckt.  Von  diesen  haben  sich  freilich  im  Laufe  der  Zeit 
die  an  der  Peripherie  gelegenen  als  unbauwürdig  erwiesen;  aber  von  den 
centralen  entwickelten  sich  über  400  zu  den  reichsten,  die  man  kennt. 

Anfangs  durfte  Niemand  mehr  als  zwei  claims  auf  einmal  besitzen, 
wohl  aber  Bruchtheile  eines  claims,  und  da  sich  die  Nachfrage  immer 
mehr  und  mehr  steigerte,  so  wurden  selbst  achtel  und  sechzehntel  claims 
gehandelt  und  in  selbständigen  Betrieb  genommen.  Von  solchen  Sechzehnteln 
ä  5,6  qm  würden  also  13,6  in  dieses  Auditorium  gegangen  sein.  Denken  wir 
uns  nun  in  jedem  Grubenfeld  und  Grubenfeldchen  wenigstens  je  einen  Mann, 
nur  mit  einer  Hacke,  einer  Schaufel  und  einem  Sacke  ausgerüstet,  bei 
der  Arbeit,  so  haben  wir  das  Bild  des  vollendetsten  Kleinbetriebes  und 
wir  werden  —  für  diese  Zeit  —  das  Leben  auf  einer  Kopjo  vielleicht  am 
besten  mit  demjenigen  vergleichen  können,  welches  uns  ein  in  seiner 
Ruhe  gestörter  Ameisenhaufen  wahrnehmen  lässt. 

Dabei  mochte  im  Anfange,  auf  Du  Toits  Pan  und  Bultfontein,  ein 
Jeder  sehen,  wie  er  nach  seiner  vielleicht  im  Centrum  des  ganzen  Stockes 
gelegenen  Grube  gelangen  und  wie  er  die  in  ihr  gegrabene  diamanten- 
führende Masse  in  Sicherheit  bringen  konnte.  Das  führte  natürlich  zu 
allerhand  Streit  und  um  diesem  vorzubeugen  und  den  Eingang  zu  den 
einzelnen  Claims  zu  regeln,  wurden  dann  auf  dem  erst  später  in  Angriff 
genommenen  Kimberley -Stock  zahlreiche  Strassen  ausgespart  und,  damit 
die  denselben  benachbarten  Gruben  bis  hart  an  den  Strassen körper  ab- 
bauen konnten,  durch  eingerammte  Pfähle  verwahrt.  Dieses  System  be- 
währte sich  denn  auch  ein  Jahr  lang;  als  aber  der  Betrieb  immer  weiter 
niederwärts  rückte,  brachen  die  Strassenkörper  zusammen  und  zu  gleicher 


80 

Zeit  stellten  sich  auch  andere  Erschwernisse  ein,  von  denen  ich  hier  nur 
zwei  erwähnen  will :  diejenigen,  welche  nunmehr  die  Abforderung  des  blue 
ground  veranlasste  und  die  anderen,  welche  dadurch  hervorgerufen  wurden, 
dass  jeder  einzelne  Grubenbesitzer,  ganz  unbekümmert  um  seine  Nach- 
barn und  unbekümmert  um  das  an  seine  Grube  angrenzende  Reef,  seinen 
blue  ground  aushieb. 

Anfangs  hatten  die  Grubenbesitzer  ihre  Diamantenerde  in  einem 
Sacke  auf.  ihren  eigenen  Rücken  nach  den  Aufbereitungsplätzen  getragen 
oder  wohl  auch  durch  angeworbene  Hottentotten  dahin  tragen  lassen ; 
aber  diese  einfache  Förderungsmethode  wurde  in  dem  Maasse,  in  welchem 
sich  an  Stelle  der  ehemaligen  Kopjes  grosse  steinbruchsartige  Tagebaue 
entwickelten,  Tagebaue,  die  bereits  50,  60  und  mehr  Meter  Tiefe  erreichten, 
immer  lästiger  und  schwieriger.  Man  fing  daher  an,  Haspel  aufzustellen, 
späterhin  —  1874  —  Ochsen-  und  Pferdegöpel.  1875  erscheint  auch  die 
erste  Locoraobile  auf  der  Bildfläche.  Da  aber  jeder  Grubenbesitzer  seine 
eigene  Förderung  hatte  und  da  er  sein  Maschinchen  nicht  in  unmittel- 
barer Nachbarschaft  seiner  Grube  aufstellen  konnte  —  denn  da  bauten  ja 
seine  Nachbarn  den  blue  ground  ab  — ,  so  mussten  die  Hunderte  von 
Göpeln  auf  dem  Reefe  postirt  werden.  Wir  sehen  daher  um  diese  Zeit  ein 
wahres  Spinnewebennetz  von  Förderseilen,  welches  sich  von  dem  Rande  der 
Kiraberleystöcke   aus    nach    den    tiefer  gelegenen  Abbaustellen  hinabzieht. 

Im  Uebrigen  mussten  jetzt  die  Fördergeiässe  auch  noch  zur  Hebung 
desjenigen  Wassers  benutzt  werden,  welches  sich  in  den  tiefsten  Gruben  zu 
sammeln  anfing.  Durch  alles  das  wurde  der  Betrieb  arg  vertheuert,  aber 
er  blieb  doch  immer  noch  im  grossen  Ganzen  rentabel ;  dagegen  zogen 
sich  nun  von  anderer  Seite  dunkle  Wolken  zusammen. 

Da  nämlich  der  ganze  Grund  und  Boden  eines  jeden  Stockes  diamant- 
führend war,  da  Niemand  etwas  von  seinem  blue  ground  verloren  geben 
wollte  und  da  er  es  zu  gleicher  Zeit  auch  nicht  für  noth wendig  erachtete, 
auf  seine  Nachbarn  Rücksicht  zu  nehmen ,  so  hatten  die  Einzelbaue  im 
Laufe  der  Jahre  die  Gestalt  von  Löchern  mit  nahezu  verticalen  Wänden 
angenommen  und  diejenigen  Gruben,  welche  an  der  Peripherie  lagen, 
hatten  den  blue  ground  bis  hart  an  das  Reof  abgebaut,  sodass  nun  dieses 
letztere  mit  steilen  Wänden  immer  höher  und  höher  über  die  Abbausohlen 
herauszuwachsen  schien.  Kein  Wunder,  dass  nun  Rutschungen  zwischen 
den  einzelnen  Gruben  eintraten  und  eine  chaotische  Verwirrung  in  den 
Besitzverhältnissen  erzeugten ,  dass  das  der  Widerlager  beraubie  Reef 
seinen  Halt  verlor  und  dass,  als  der  Abbau  zu  Anfang  der  80er  Jahre 
bereits  Tiefen  von  100  und  mehr  Metern  erreicht  hatte,  so  grosse  Reef- 
massen  zusammenbrachen,  dass  ganze  Grubencomplexe  unter  ihrem  Schutt 
begraben  wurden.  Allein  die  Kimberley-Grube ,  die  als  Beispiel  heraus- 
gegriffen werden  möge,  hatte  bis  1882  4  Millionen  Cubikyard  oder  1  Mil- 
lion cbm  hereingebrochenes  Reef  mit  einem  Kostenaufwand  von  2  Mill.  'Jl 
wieder  zu  beseitigen  gehabt,  als  am  4.  Novbr.  1883  abermals  60  000  cbm 
Reef  in  die  Tiefe  stürzten ,  sodass  die  ganze  weitere  Existenz  der  Grube 
ernstlichst  in  Frage  gestellt  war.  In  Folge  dieser  Ereignisse  nahm  jetzt 
auch  der  Umfang  der  Tagebaue  immer  grössere  Dimensionen  an.  Der 
blue  grcund  des  Kimberley-Stockes,  um  bei  diesem  zu  bleiben,  hatte,  wie 
ich  schon  früher  sagte,  am  Tage  Durchmesser  von  167  und  124  m  ge- 
habt,  aber   durch    die  Nachfälle   des   Reefs  war   um    die  Mitte   der   80er 


81 

Jahre  ein  122  m  tiefes  kraterartiges  Loch  von  300  m  Breite  und  350  m 
Länge  entstanden  ;  während  also  die  Fläche  des  abbaufähigen  blue  grounds 
nur  2,6  Altmarkte  umfasste ,  nahm  jetzt  die  nach  und  nach  entstandene 
Weitung  nahezu  6  Altmarkte  ein.  Auf  dem  Reefe  stehend  sah  man 
also  in  ein  gigantisches  Loch  hinab,  welches  2^2  mal  so  gross  und  um 
die  Hälfte  tiefer  war,  als  die  Altenberger  Binge. 

Eine  Rettung  aus  den  soeben  skizzirten  misslichen  Verhältnissen  war 
nur  davon  zu  erhoffen,  dass  man  die  ganze  seitherige  Abbaumethode  ab- 
änderte und  von  der  steinbruchsartigen  Hereingewiunung  unter  offenem 
Himmel  zu  einem  geregelten  unterirdischen  Betrieb  überging.  Das  ist  denn 
auch  seit  dem  Jahre  1884  geschehen.  Der  erste  Schacht  wurde  mit  ver- 
wegener Kühnheit  mitten  in  den  zu  Bruch  gegangenen  Reefmassen  ange- 
setzt. Er  war  nur  ein  Versuchsbau  von  kurzer  Dauer;  die  späteren 
Hauptschächte  wurden  ausserhalb  der  Region,  in  welcher  sich  Zusammen- 
brüche ereignen  konnten,  also  inmitten  der  Karoo-Formation ,  abgeteuft. 
Von  ihnen  aus  ist  man  dann  in  verschiedenen  Horizonten  mit  Strecken 
in  den  blue  ground  hineingegangen  und  hat  nun  diesen  letzteren  mit 
eigenartigen  Weitungsbauen  hereingewonnen.  Diese  Abbauweise  hat  sich 
bewährt ;  sie  erfolgt  heute  bei  de  Beers  in  einer  Tiefe  von  360,  bei  Kim- 
berley  in  einer  solchen  von  380  m. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  im  Angesichte  der  ungeahnten  Bahnen, 
welche  der  Kimberleyer  Bergbau  nach  und  nach  einschlagen  musste,  die 
alte  Bestimmung,  nach  welcher  Niemand  mehr  als  zwei  Claims  gleich- 
zeitig besitzen  durfte,  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  werden  konnte.  Die 
täglich  zunehmenden  Betriebsschwierigkeiten  Hessen  sich  nur  noch  durch 
grössere  Bergbaugenossenschaften  überwinden.  Dergleichen  entwickeln  sich 
denn  auch,  so  dass  wir  1888  in  der  Hauptsache  nur  noch  grössere  Actien- 
gesellschaften  in  Thätigkeit  finden.  Aber  auch  damit  war  die  Sache  noch 
nicht  in  ihr  richtiges  Oleis  gekommen,  denn  nun  begann  auch  die  üeber- 
production  und  dieser  musste,  bei  der  beschränkten  Kaufkraft  der  Welt 
für  Diamanten,  ein  Rückgang  der  Verkaufspreise  auf  dem  Fusse  nach- 
folgen. Um  diesen  üebelständen  der  Concurrenz  zu  entgehen,  ist  der  ganze 
Kimberleyer  Bergbau  mit  1888  in  seine  letzte,  und  man  darf  wohl  sagen 
glänzendste  Periode  eingetreten.  Die  verschiedenen  Gesellschaften  ver- 
schmelzen immer  mehr  und  mehr  zu  den  de  Beers  Consolidated  Mines, 
die  über  ein  Actiencapital  von  3  950  000  l  gleich  79  Millionen  Mark 
verfügen  und  heute,  cla  ihnen  nicht  nur  der  ganze  de  Beers-  und  der 
Kimberleystock ,  sondern  auch  die  grössten  Theile  der  Stöcke  von  Bult- 
fontein  und  Du  Toits  pan  gehören  und  da  sie  sich  den  Besitz  der  erst 
neuerdings  aufgefundenen  grossen  Wesselton  gesichert  haben,  die  Beherr- 
scher des  südafrikanischen  Diamantenbergbaues  sind. 

Die  Zahl  der  beschäftigten  Arbeiter  finde  ich  nur  bei  Sawyer  für 
1888  angegeben;  sie  betrug  damals  1689  Weise  und  9755  Kaffern,  zu- 
sammen 11444  Personen.  Ueberdies  verfügte  man  über  1037  Pferde, 
450  Maulthiere  und  224  Ochsen.  Mit  einem  derartigen  lebendigen  Appa- 
'  rate  und  mit  einer  Anzahl  von  Dampfmaschinen  haben  die  de  Beers  Cons. 
Mines  in  den  15  Monaten  vom  1.  April  1891  bis  zum  30.  Juni  1892 
3338533  loads  blue  ground  gefördert,  also  in  12  Monaten  2  670  842  loads 
oder  680263  cbm.  Das  entspricht  1615  Auditorien  oder  einem  Würfel 
von  etwa  88  m  Kantenlänge.   Der  Gehalt  des  in  den  letzten  12  Monaten 


8ü_ 

Zeit  stellten  sich  auch  andere  Erschwernisse  ein,  von  denen  ich  hier  nur 
zwei  erwähnen  will:  diejenigen,  welche  nunmehr  die  Abförderung  des  blue 
ground  veranlasste  und  die  anderen,  welche  dadurch  hervorgerufen  wurden, 
dass  jeder  einzelne  Grubenbesitzer,  ganz  unbekümmert  um  seine  Nach- 
barn und  unbekümmert  um  das  an  seine  Grube  angrenzende  Reef,  seinen 
blue  ground  aushieb. 

Anfangs  hatten  die  Grubenbesitzer  ihre  Diamantenerde  in  einem* 
Sacke  auf,  ihren  eigenen  Rücken  nach  den  Aufbereitungsplätzen  getragen 
oder  wohl  auch  durch  angeworbene  Hottentotten  dahin  tragen  lassen  ; 
aber  diese  einfache  Förderungsmethode  wurde  in  dem  Maasse,  in  welchem 
sich  an  Stelle  der  ehemaligen  Kopjes  grosse  steinbruchsartige  Tagebaue 
entwickelten,  Tagebaue,  die  bereits  50,  60  und  mehr  Meter  Tiefe  erreichten, 
immer  lästiger  und  schwieriger.  Man  fing  daher  an,  Haspel  aufzustellen, 
späterhin  —  1874  —  Ochsen-  und  Pferdegöpel.  1875  erscheint  auch  die 
erste  Locomobile  auf  der  Bildfläche.  Da  aber  jeder  Grubenbesitzer  seine 
eigene  Förderung  hatte  und  da  er  sein  Maschinchen  nicht  in  unmittel- 
barer Nachbarschaft  seiner  Grube  aufstellen  konnte  —  denn  da  bauten  ja 
seine  Nachbarn  den  blue  ground  ab  — ,  so  mussten  die  Hunderte  von 
Göpeln  auf  dem  Reefe  postirt  werden.  Wir  sehen  daher  um  diese  Zeit  ein 
wahres  Spinnewebennetz  von  Förderseilen,  welches  sich  von  dem  Rande  der 
Kimberleystöcke   aus   nach    den    tiefer  gelegenen  Abbaustellen  hinabzieht. 

Im  Uebrigen  mussten  jetzt  die  Fördergeiässe  auch  noch  zur  Hebung 
desjenigen  Wassers  benutzt  werden,  welches  sich  in  den  tiefsten  Gruben  zu 
sammeln  anfing.  Durch  alles  das  wurde  der  Betrieb  arg  vertheuert^  aber 
er  blieb  doch  immer  noch  im  grossen  Ganzen  rentabel;  dagegen  zogen 
sich  nun  von  anderer  Seite  dunkle  Wolken  zusammen. 

Da  nämlich  der  ganze  Grund  und  Boden  eines  jeden  Stockes  diamant- 
führend war,  da  Niemand  etwas  von  seinem  blue  ground  verloren  geben 
wollte  und  da  er  es  zu  gleicher  Zeit  auch  nicht  für  nothwendig  erachtete, 
auf  seine  Nachbarn  Rücksicht  zu  nehmen ,  so  hatten  die  Einzelbaue  im 
Laufe  der  Jahre  die  Gestalt  von  Löchern  mit  nahezu  verticalen  Wänden 
angenommen  und  diejenigen  Gruben,  welche  an  der  Peripherie  lagen, 
hatten  den  blue  ground  bis  hart  an  das  fieef  abgebaut,  sodass  nun  dieses 
letztere  mit  steilen  Wänden  immer  höher  und  höher  über  die  Abbausohlen 
herauszuwachsen  schien.  Kein  Wunder,  dass  nun  Rutschungen  zwischen 
den  einzelnen  Gruben  eintraten  und  eine  chaotische  Verwirrung  in  den 
Besitz  Verhältnissen  erzeugten ,  dass  das  der  Widerlager  beraubte  Reef 
seinen  Halt  verlor  und  dass,  als  der  Abbau  zu  Anfang  der  80er  Jahre 
bereits  Tiefen  von  100  und  mehr  Metern  erreicht  hatte,  so  grosse  Reef- 
massen  zusammenbrachen,  dass  ganze  Grubencomplexe  unter  ihrem  Schutt 
begraben  wurden.  Allein  die  Kimberley-Grube ,  die  als  Beispiel  heraus- 
gegriffen werden  möge,  hatte  bis  1882  4  Millionen  Cubikyard  oder  1  Mil- 
lion cbm  hereingebrochenes  Reef  mit  einem  Kostenaufwand  von  2  Mill.  1" 
wieder  zu  beseitigen  gehabt,  als  am  4.  Novbr.  1883  abermals  60  000  cbm 
Reef  in  die  Tiefe  stürzten ,  sodass  die  ganze  weitere  Existenz  der  Grube 
ernstlichst  in  Frage  gestellt  war.  In  Folge  dieser  Ereignisse  nahm  jetzt 
auch  der  Umfang  der  Tagebaue  immer  grössere  Dimensionen  an.  Der 
blue  ground  des  Kimberley-Stockes,  um  bei  diesem  zu  bleiben,  hatte,  wie 
ich  schon  früher  sagte,  am  Tage  Durchmesser  von  167  und  124  m  ge- 
habt,  aber   durch    die  Nachfälle   des  Reefs  war   um    die  Mitte   der   80er 


I 


81 

Jahre  ein  122  m  tiefes  kraterarüges  Loch  von  300  m  Breite  und  3öO  m 
Länge  entstanden  ;  während  also  die  Fläche  des  abbnufähigen  blue  grounds 
nur  2,6  Altraarkte  umfasste,  nahm  jetzt  die  nach  und  nach  entstandene 
Weitung  nahezu  6  Altmarkte  ein.  Auf  dem  Reefe  stehend  sah  man 
also  in  ein  gigantisches  Loch  hinab,  welches  2Vj  mal  so  gross  und  um 
die  Hälfte  tiefer  war,  als  die  Altenberger  Binge. 

Eine  Rettung  aus  den  soeben  skizzirten  misslichen  Verhältnissen  war 
nur  davon  zu  erhoffen,  dass  man  die  ganze  seitherige  Abbaumethode  ab- 
änderte und  von  der  steinbruchsartigen  Hereingewiunung  unter  offenem 
Himmel  zu  einem  geregelten  unterirdischen  Betrieb  überging.  Das  ist  denn 
auch  seit  dem  Jahre  1884  geschehen.  Der  erste  Schacht  wurde  mit  ver- 
wegener Kühnheit  mitten  in  den  zu  Bruch  gegangenen  Reefmassen  ange- 
setzt. Er  war  nur  ein  Versuchsbau  von  kurzer  Dauer;  die  späteren 
Hauptschächte  wurden  ausserhalb  der  Region,  in  welcher  sich  Zusammen- 
brüche ereignen  konnten,  also  inmitten  der  Karoo-Eormation ,  abgeteuft. 
Von  ihnen  aus  ist  man  dann  in  verschiedenen  Horizonten  mit  Strecken 
in  den  blue  ground  hineingegangen  und  hat  nun  diesen  letzteren  mit 
eigenartigen  Weitungsbauen  hereingewonnen.  Diese  Abbauweise  hat  sich 
bewährt ;  sie  erfolgt  heute  bei  de  Beers  in  einer  Tiefe  von  360,  bei  Kim- 
berley  in  einer  solchen  von  380  m. 

Es  ist  selbstverständlich,  dass  im  Angesichte  der  ungeahnten  Bahnen, 
welche  der  Kimberley er  Bergbau  nach  und  nach  einschlagen  musste,  die 
alte  Bestimmung,  nach  welcher  Niemand  mehr  als  zwei  Claims  gleich- 
zeitig besitzen  durfte,  nicht  mehr  aufrecht  erhalten  werden  konnte.  Die 
täglich  zunehmenden  Betriebsschwierigkeiten  Hessen  sich  nur  noch  durch 
grössere  Bergbaugenossenschaften  überwinden.  Dergleichen  entwickeln  sich 
denn  auch,  so  dass  wir  1888  in  der  Hauptsache  nur  noch  grössere  Actien- 
gesellschaften  in  Thätigkeit  finden.  Aber  auch  damit  war  die  Sache  noch 
nicht  in  ihr  richtiges  Oleis  gekommen,  denn  nun  begann  auch  die  üeber- 
production  und  dieser  musste,  bei  der  beschränkten  Kaufkraft  der  Welt 
für  Diamanten,  ein  Rückgang  der  Verkaufspreise  auf  dem  Fusse  nach- 
folgen. Um  diesen  üebelständen  der  Concurrenz  zu  entgehen,  ist  der  ganze 
Kimberleyer  Bergbau  mit  1888  in  seine  letzte,  und  man  darf  wohl  sagen 
glänzendste  Periode  eingetreten.  Die  verschiedenen  Gesellschaften  ver- 
schmelzen immer  mehr  und  mehr  zu  den  de  Beers  Consolidated  Mines, 
die  über  ein  Actiencapital  von  3  950  000  i  gleich  79  Millionen  Mark 
verfügen  und  heute,  da  ihnen  nicht  nur  der  ganze  de  Beers-  und  der 
Kimberleystock ,  sondern  auch  die  grössten  Theile  der  Stöcke  von  Bult- 
fontein  und  Du  Toits  pan  gehören  und  da  sie  sich  den  Besitz  der  erst 
neuerdings  aufgefundenen  grossen  Wesselton  gesichert  haben,  die  Beherr- 
scher des  südafrikanischen  Diamantenbergbaues  sind. 

Die  Zahl  der  beschäftigten  Arbeiter  tinde  ich  nur  bei  Sawyer  für 
1888  angegeben;  sie  betrug  damals  1689  Weise  und  9755  Kaffern,  zu- 
sammen 11444  Personen.  Ueberdies  verfugte  man  über  1037  Pferde, 
450  Maulthiere  und  224  Ochsen.  Mit  einem  derartigen  lebendigen  Appa- 
rate und  mit  einer  Anzahl  von  Dampfmaschinen  haben  die  de  Beers  Cons. 
Mines  in  den  15  Monaten  vom  1.  April  1891  bis  zum  30.  Juni  1892 
3338533  loads  blue  ground  gefördert,  also  in  12  Monaten  2  670  842  loads 
oder  680263  cbm.  Das  entspricht  1615  Auditorien  oder  einem  Würfel 
von  etwa  88  m  Kantenlänge.    Der  Gehalt  des  in  den  letzten  12  Monaten 


84 

geologischer  Seite  hinsichtlich  der  Genesis  des  blue  ground  und  der  von 
ihm  umschlossenen  Diamanten  ausgesprochen  hat. 

Während  man,  wie  ich  schon  betont  habe,  bis  zum  Jahre  1870  den 
Diamant  nur  in  Seifengebirgen ,  also  nur  auf  secundären  Lagerstätten 
kannte,  ist  derselbe  auf  den  Kimberlev-Gruben  zum  ersten  Male  in  seinem 
Muttergestein  angetroffen  worden.  Man  stand  also  zunächst  einer  durch- 
aus neuen  Thatsache  gegenüber  und  dadurch  erklärt  es  sich  wohl  auch, 
dass   die  geologische  Beurtheilung  derselben  anfänglich  weit  aus  einander 

ging. 

DieEinen  (Chapor, Cohen, Meunier)wollten  jetzt  in  dem  blue  ground 

das  Product  von  Schlammvulkanen  erblicken.  Andere  waren  der  Meinung, 
dass  man  es  mit  Einschwemmungen  von  Oben  her  zu  thun  habe,  und 
da  die  heutige  Geologie  nun  einmal  unter  den  Zeichen  des  Eises  steht,  hat 
es  auch  nicht  an  Solchen  gefehlt,  welche  an  die  Ausfüllung  gigantischer 
Riesentöpfe  durch  glacialen  Schotter  gedacht  haben  (SawyerJ.  Die  breccien- 
artige  Structur  des  blue  ground  und  die  im  letzteren  zeitweilig  vorkom- 
menden boulders  mögen  für  die  Entwickelung  derartiger  Anschauungen 
massgebend  gewesen  sein,  indessen  lassen  sich  diese  letzteren  im  Ange- 
sichte der  Ergebnisse,  zu  welchen  inzwischen  die  bergmännischen  Auf- 
schlüsse und  die  genauere  petrographische  Untersuchung  des  blue  ground 
geführt  haben,  wohl  kaum  mehr  aufrecht  erhalten.  Alle  neuerlich  bekannt 
gewordenen  Verhältnisse  gestatten  vielmehr,  meiner  Ansicht  nach ,  nur 
noch  die  eine  Deutung,  dass  der  blue  ground  ein  eruptives  Olivingestein 
ist,  welches  bei  seinem  Empordringen  in  schlottenartigen  Hohlräumen  Frag- 
mente der  Wandgesteine  losgerissen  und  in  sich  eingebettet  hat.  Die 
Entstehungsweise  der  merkwürdigen  Schlotten-  oder  schachtartigen  Hohl- 
räume ist  hierbei  eigentiich  das  am  schwersten  Verständliche,  indessen 
sind  .derartige  Eruptionscanäle  an  und  für  sich  nichts  Neues.  Ich  erinnere 
hier  nur  an  denjenigen  des  Stolpener  Basaltes,  dem  sich  manche  andere 
an  die  Seite  stellen  lassen. 

üeberdies  beweist  die  dermalige  Beschaffenheit  des  Kimberlites, 
dass  die  eruptive  Masse  während  oder  nach  ihrer  Erstarrung  noch 
weitere  Bewegungen  erlitten  und  sich  dadurch  zu  einer  Eruptivbreccie 
entwy^kelt  hat.  Hierbei  mag  dann  auch  das  eine  oder  andere  vom  Reefe 
losgerissene  Fragment  starke  Abreibungen  erlitten  und  seine  auch  von  an- 
deren Gangconglomeraten  her  bekannte  abgerundete  Form  erhalten  haben. 
Endlich  bezeugen  die  Gliederung  der  Kimbeilitstöcke  in  verschiedene 
Colonnen  und  der  im  blue  ground  von  de  Beers  aufsetzende  Snake-Gang, 
dass  der  erstmaligen  Eruption   auch  noch  weitere  Nachschübe  gefolgt  sind. 

Auch  hierin  begegnen  uns  von  anderen  Orten  her  bekannte  geolo- 
gische Vorgänge. 

Aber  wo  und  wie  ist  nun  der  Diamant  entstanden  ? 

Da  das  "Wandgestein  der  Kimberlitstöcke  z.  Th.  aus  kohlenstoffii'eichen 
Schiefern  besteht  und  da  der  Kimberlit  selbst  zahlreiche  Fragmente  dieser 
schwarzen  Schiefer  einschliesst,  so  haben  Hudleston  und  Lewis  gemeint, 
der  aus  solchem  Schiefer  abstammende  Kohlenwasserstoff  sei  unter  den 
bei  der  Eruption  obwaltenden  Temperatur-  und  Druckverhältnissen  durch 
das  Magnesiasilicat  des  Kimberlitmagmas  zersetzt  und  hierauf  der  Kohlen- 
stoff als  Diamant  ausgeschieden  worden.  Cohen  erblickt  in  dem  Diamant 
fremde,  aus  irgend  welchen,   in  der  Tiefe  vorhandenen  Gesteinen  abstam- 


86 

inende  Einschlüsse  des  KimberJires  und  endlich  vertreten  Enop,  MouUe 
und  Beyer  die  Ansicht,  dass  das  Kimberlitmagma  selbst  kohlenstoff- 
oder  kohlenwasserstoffhaltig  geweben,  dass  also  der  Diamant  aus  diesem 
Magma  selbst  auskrystallisirt  und  ^omit  als  ein  primärer  Gemengtheil  des 
Eimberlites  aufzufassen  sei.  Enop  erinnert,  indem  er  diese  Meinung  aus- 
spricht, an  den  bekannten  Oraphitgehalt  des  Roheisens  und  an  die  weitere 
Thatsache,  dass  sich  das  dem  EohlenstofT  verwandte  Bor  aus  geschmolzenem 
Aluminium  je  nach  den  obwaltenden  physikalischen  Verhältnissen  amorph, 
graphitisch  oder  als  JBordiamant  abzuscheiden  vermöge. 

Ehe  ich  meinen  eigenen  Standpunkt  ausspreche,  möge  es  mir  erlaubt 
sein,  wenigstens  an  drei  den  Geologen  bekannte  Thatsachen  zu  erinnern: 
einmal    nämlich   daran,    dass   die   primären   Gemengtheile    mannigfacher 
Eruptivgesteine,   u.  a.  auch  die  Olivine  mancher  Basalte,  flüssige  Kohlen- 
säure einschliessen  und    dass   wir  hiernach  zu   der  Annahme   berechtigt 
sind,  dass   gluthflüssige  Magmen   unter  Umständen  mit  Kohlensäure  im- 
praguirt  gewesen  sein  müssen ;  ein  anderes  Mal  daran,  dass  der  Eimberlit, 
worauf  schon  Lewis  aufmerksam  gemacht  hat,  nach  Zusammensetzung  und 
Stractur  eine  gewisse   Verwandtschaft  mit  manchen  Meteoriten  zeigt  und 
endlich  daran,  dass  man  neuerdings  in  Meteoriten  ausser  dem  schon  längst 
in    ihnen    bekannten    Graphit    auch   eine   demantartige   Modification    des 
EohlenstofTes   angetroffen  hat.      Wenn  man  diesen  drei  Thatsachen  Rech- 
nung trägt  und  wenn  man  sich  endlich  noch  daran  erinnert,  dass  in  den 
meisten  von  denjenigen  Gegenden,  in  welchen  diamantenführendes  Seifen- 
gebirge vorkommt  —  im  Ural,  in  Indien,  auf  Borneo,  in  Neu  Süd  Wales 
und  in  den  Vereinigten  Staaten  von  Nordamerika  —  auch  Serpentin,  bez. 
Peridotite   vorhanden   sind ,   so  wird  man  sich  meiner  Meinung  nach  nur 
zu  der  zuletzt  erwähnten,  u.  a.  von  Enop  vertretenen  Auffassung  hinge- 
zogen fühlen  können,   nach  welcher,  wie  ich  schon  sagte,  der  Kohlenstoff 
des  Diamanten   dem   peridotitischen  Magma   von  Haus   aus  angehört  und 
der  Diamant   selbst  sich   aus  dem    an  Magnesiasilicat  reichen  Gluthflusse 
bei  dessen   Erkaltung   ausgeschieden    hat.       Zu   Gunsten   dieser   Ansicht 
spricht  auch   eins,  der   hier   vorliegenden  Stücke,    das   unsere   Ereiberger 
Sammlung,  wieso  viele  andere,  Herrn  Gardner  Williams  verdankt:  ein 
Diamantfragment,  das  mit  einem  Pyrop  verwachsen  ist  und  deshalb  wohl 
nur  eine   und   dieselbe  Heimath   mit   diesem   wesentlichen  Elemente  des 
Kimborlites  haben  kann. 


?, 


86 


IV.  Der  Loschwltz-Blasewltzer  Brfickenban. 

Vortrag,  gehalten  in  der  natnrwissenschaftlichen  Gesellschaft  «Isis*  am  18.  April  1893 

von  Geh.  Finanzrath  Ci.  Kopeke. 


um   die  Mitte  der  fünfziger  Jahre  tauchte   der  Plan  auf,   die  Elbe 
zwischen  Hamburg  und  Harburg  zwecks  Herstellung  einer  Eisenbahn  zu 
überbrücken,   ein  Plan,   welcher  etwa   15  Jahre   später  zur  Ausführung 
gekommen  ist.     Nach   der  damals   in  der   technischen  Welt  herrschenden 
Ansicht  erschien  es  nicht  angänglich,  Pfeiler  in  den  tiefen  Strom  zu  stellen, 
man  hielt  es  vielmehr  für  nothwendig,  die  eigentliche  Stromrinne  frei  zu 
lassen,  welche  in  der  Süder-Elbe  bei  Harburg  eine  Breite  von  ca.  300  m 
besitzt   und    die   gegenwärtig   mit  3  Trägern    von  ca.  100  m  Spannweite 
überbrückt  worden  ist.     Die  Aufgabe  war  also,  eine  Oeffnung  von  300  m 
ungetheilt   zu   überspannen  und  dieses  war  damals  und  bis  vor  wenigen 
Jahren  —  vor  dem  Bau  der  Forth-Brücke  in  Schottland  —  nur  mit  einer 
Hängebrücke  möglich,  weshalb  denn  auch  an  die  Herstellung  einer  solchen 
gedacht  werden  musste.    Es   zeigte   nun   aber   die  einzige  Brücke  dieser 
Art,  nämlich  die  Röbling'sche  250  m  weite  Niagara-Drahtbrücke,  unge- 
achtet ihrer  Absteifung  durch  einen  hölzernen  Gitterträger,  eine  so  geringe 
Steifigkeit,  dass  man  genöthigt  war,  die  Fahrgeschwindigkeit  auf  derselben 
nicht  über  3  Fuss  (=  0,9  m)  in  der  Secunde  zu  steigern,  um  schädliche 
Schwankungen   zu  vermeiden,   was  für   den  Bahnbetrieb   ausserordentlich 
lästig  war,   indem  dadurch   die  Leistungsfähigkeit  dieser  Bahnverbindung 
zwischen  den  Vereinigten  Staaten  und  Canada  sehr  eingeschränkt  wurde. 
Dieser  Umstand   gab   zur  Anwendung   einer  wirksameren  Absteifung  der 
Hängebrückenconstruction   dringende   Veranlassung   nnd   es   wurde  daher 
von  mir    1857    ein    in   den   Jahrgängen    1860  und  1861    der  Hannover- 
schen    Ingenieurvereins- Zeitschrift     veröffentlichter    Entwurf    aufgestellt, 
welcher  darauf  hinausging,  statt  Ketten  aus  einzelnen  Gliedern,  oder  statt 
der  Drahtseile  eine  aus  Blech  und  Winkeleisen  zusammengenietete  Gurtung 
zum  Tragen  zu  verwenden  und  dieselbe  mit  dem  Fahrbahnrahmen  unver- 
schieblich zu  verbinden,   bezw.  unter  Bildung  einer  doppelten  Sichelform 
eine  zweite  Gurtung  anzuwenden,  die  wegen  der  Temperatur-Einwirkungen 
nothwendige  Beweglichkeit  des  Ganzen  in  verticaler  Richtung  aber  durch 
Anbringung  von  3  Gelenken   zu  sichern.     In   den  betreffenden  Veröffent- 
lichungen, deren  eine  auch  in  dem  Civil  Engineer  and  Architects  Journal, 
January  1861,  erfolgte,  war  auf  die  Anwendbarkeit  der  empfohlenen  An- 
ordnung bei  eisernen  Bogenbrücken  mit  hingewiesen  und  es  sind  seitdem 
Bogen-   und   Hängewerke   mit   drei  Gelenken   mehrfach   zur  Ausführung 
gckonimon.     Namentlich  hat  die  Anordnung  bei  Dächora  über  Bahnboft- 

Ota.  J»i»  t'H  Dre&dtH,  li%if3.  —  Abb.  4. 


_  87_  _ 

and  änderen  Hallen  Anwendung  gefunden,  von  welchen  diejenige  des 
Hanufacture  and  Liberal  Arts-Building  auf  der  Ghicagoer  Weltausstellung 
mit  Sparren  von  112,2  m  Weite  bei  63,4  m  Höhe  die  grösste  ist.  In 
Deutschland  ist  u.  A.  das  Dach  der  Flora  bei  Gharlottenburg  und  eine 
grössere  Anzahl  von  Bahnhofshallen  mit  3  Gelenken  versehen.  Hänge- 
brücken mit  dieser  Einrichtung  sind  in  Deutschland  der  65  m  weite 
Kettensteg  über  den  Main  in  Frankfurt,  in  Italien  eine  Brücke  über  den 
Tiber  in  Rom,  in  Amerika  die  244  m  weite  Brücke  über  den  Monon-v 
gahela  in  Pittsburg.  Die  neueste  ist  die  Tower-Brücke  in  London  mit 
Seitenöffnungen  von  92  m  Weite,  die  sich  aus  unsymmetrischen,  sichel- 
förmigen Hälften  von  57  und  35  m  Länge  zusammensetzen. 

Die  Eibbrücke  zwischen  rx)schwitz  und  Blasewitz  ist  nun  ebenfalls 
eine  steife  Hängebrücke  mit  3  Gelenken  in  der  Mittelöffnung. 

Die  gestellten  Anforderungen  waren  folgende: 

Es  soll  die  Mittelöffnung  sich  über  den  ganzen  Strom  erstrecken,  in 
den  keine  Pfeiler  gebaut  werden  dürfen,  weil  die  Gesammtdurchflussweite 
des  Stromes  ohnebin  stark  eingeengt  ist  und  der  lebhafte  SchiSi3?erkehr, 
insbesondere  deijenige  der  Personendampfer,  durch  solchen  Pfeilereinbau 
sehr  behindert  und  geradezu  gefährdet  werden  würde.  Die  Fahrbahnbreite 
der  Brücke  für  den  Wagenverkehr  soll  7  m,  die  Breite  jedes  der  Puss- 
wege 2,2  m  betragen.  Diese  Breitendimensionen  und  deren  Vertheilung 
kommen  ungefähr  den  Abmessungen  der  entsprechenden  Bahnen  auf  der 
Augustusbrücke  gleich.  Obwohl  nun  die  Fusswege  auch  ausserhalb  der 
Träger  hätten  angebracht  werden  können,  entschied  man  sich  doch  für 
deren  Anordnung  im  Innern,  um  die  Benutzbarkeit  des  Fahrweges  auch 
fiir  den  Personenverkehr  zu  ermöglichen  und  die  Abtrennung  der  Fuss- 
wege als  schmale  abgetrennte  Bahnen,  auf  welchen  jedes  Ausweichen 
durch  beiderseitige  Wände  erschwert  ist,  zu  vermeiden.  Es  ist  aber 
gleichwohl  für  den  Fall  der  bedeutenden  Erhöhung  der  Brückenbenutzung 
Vorsorge  getroffen,  dass  nachträglich  Fusswege  an  den  Seiten  hergestellt 
werden  können,  indem  die  Querträgergurte  über  bezw.  unter  den  Unter- 
gurten durchgeführt  und  durch  eine  Blechwand  verbunden  sind,  sodass 
beiderseits  der  Brücke  bereits  die  Ansätze  der  Fussbahnträger  vorhanden 
sind. 

Die  Tragweiten  sind  für  die  Mittelöffnung  146,68  m,  für  die  Seiten- 
öffnungen je  61,76  m.  Die  Pfeilhöhe  der  Mittelöffnung  ist  24  m.  Um 
sowohl  jeden  Wechsel  zwischen  Zug  und  Druck  in  den  Untergurten  zu 
vermeiden  und  in  letzteren  nur  Zugspannungen  zu  erhalten,  sowie  um 
ferner  die  zur  Herstellung  der  erforderlichen  Widerstandsfähigkeit  gegen 
die  biegenden  Wirkungen  der  fremden  Last  in  dem  Mitteltheil  nöthigen 
Versteifungsträger  möglichst  abzukürzen,  ist  als  Form  des  Mitteltheil  es 
nicht  die  Parabel,  sondern  die  Hyperbel  mit  der  Form  für  Metermaass 


y  =  1,871  f^  40x  +  x« 

gewählt;  in  diesen  Ausdrücken  bezeichnet  y  die  Hörizontalabstände  vom 
Scheitel,  x  die  Ordinaten.  Die  Gurte  der  Seilenträger  sind  nach  Kreisbogen 
von  375  m  Halbmesser  gekrümmt.  Die  Fahrbahn  steigt  vom  Ufer  bis 
zur  Pilone  um  1,392,  von  da  bis  zum  Scheitel  bei  mittlerer  Temperatur 
um  0,608  m  an.     Die  Abstände  der  Querträger  an   den  Gurten  sind  fost 

2* 


88 

durchweg  3,86  ni.  Um  nun  mit  Zuhilfenahme  von  Hängeeisen  zwischen 
je  2  Befestigungsstellen  der  Querträger  eine  Beanspruchung  der  Ourte 
auf  Biegung  zu  vermeiden,  konnten  die  Gitterfusspunkte  in  nicht  mehr 
als  2  X  3,86  =  7,72  m  Abstand  angenommen  werden,  woraus  sich  ein 
doppeltes  System  der  Gitter  als  nothwendig  ergab.  Machte  schon  die 
Befestigung  der  erwähnten  Hängeeisen  an  den  Ereuzungspunkten  zweier 
Oitterstäbe  die  Verbindung  dieser  Eü'euzungspunkte  durch  einen  Mittelgurt 
wünschenswerth,  so  noch  mehr  die  Rücksicht  auf  Vermeidung  von  Ein- 
biegungen einzelner  schwer  belasteter  Knotenpunkte;  dass  und  wie  sehr 
solche  Biegungen  bei  Trägern  vorkommen,  welche  mit  mehrfachen  Gitter- 
oder Fachwerksystemen  versehen  sind,  habe  ich  bei  den  älteren  Trägern 
der  Niederwarthaer  Eibbrücke  mit  Hilfe  von  Libellen  beobachten  können. 

Eine  besondere  Sorgfalt  bezüglich  der  Sicherung  gehöriger  Steifigkeit 
^egen  Seitenkräfte  erfordern  die  Pilonen.  Da  nämlich  die  Fahrbahn  zur 
Vermeidung  jeder  Einengung  durch  die  Pfeiler  in  voller  Weite  frei 
zu  lassen  war,  mussten  die  seitlich  bleibenden  Säulen  alle  Seitenkräfte 
aufnehmen  und  sind  dieselben  daher  im  Grundriss  rechteckig  in  2^  m 
Breite  hergestellt  worden.  Die  Pilonen  sind  nicht  selbständige  Säulen, 
sondern  die  verticalen  Rahmen  der  Hälfte  des  Mittel trägers;  sie  bedürfen 
daher  keiner  Stabilität  in  der  Längsrichtung,  sondern  sie  werden  in  dieser 
von  den  Gurten  der  Träger  der  SeitenöfFnungen  gehalten,  so  dass  sie  sich 
bei  steigender  Temperatur  nach  der  Mitte  zu  neigen. 

Unten  stehen  die  Pilonen  auf  mit  Rolllagern  versehenen  pyramidalen 
Stahlkörpem,  während  eine  runde  konisch  geformte  Unterlagsplatte  die 
Last  auf  das  Mauerwerk  überträgt.  Beiläufig  enthalten  diese  Unterlags- 
platten je  1  cbm  Gusseisen ,  sie  sind  2,88  m  im  Durchmesser Jgross  und 
mit  harten  Ziegeln  in  Cement  untermauert.  Zur  Sicherung  der  festen 
Auflage  der  Eisenplatte  ist  das  Mauerwerk  abgesohliflEen  worden,  eine 
Arbeit,  die  ich  bereits  bei  mehreren  grösseren  Brücken  habe  ausführen 
lassen  und  die  sich  durch  Ausbleiben  jeder  unvorhergesehenen  Bewegung, 
sowohl  Senkung  wie  Drehung  der  Unterlagsplatten  bewährt  hat 

Die  Rollen  sind  cylindrisch  und  etwas  schräg  gelegt  in  der  durch 
einige  Versuche  begründeten  Voraussetzung,  dass  sich  das  Eisen  um  das 
Anderthalbfache  des  Maasses  ausdehnt,  welches  bei  dem  Steinpfeiler  eintritt 
Hierbei  will  ich  bemerken,  dass  bei  einem  giossen  Viaducte  in  Amerika 
zur  Vermeidung  von  Gleitbewegungen  die  Verbindungsrahmen  der  Pfeiler- 
säulen in  ihrer  Mitte  auf  dem  Mauerwerk  befestigt  und  an  den  Auflager- 
stellen mit  2  Schichten  Rollen  über  einander  in  sich  kreuzender  Richtung 
—  natürlich  durch  Platten  getrennt  —  ausgerüstet  sind;  soweit  zu  gehen 
wurde  im  vorliegenden  Falle  nicht  für  nothwendig  gehalten,  znmä  die 
Breitendimension  denn  doch  nur  eine  massige  ist  und  die  bei  der  ge- 
troffenen Anordnung  noch  möglichen  Seitenkräfte  nicht  bedeutend  ausfallen 
können. 

Das  ganze  Mauerwerk  besteht  aus  Stampfbeton  mit  Sandsteinver- 
kleidung  im  Aeussern.  Die  vom  Publikum  zu  betretenden  Treppenstufen 
sind  aus  Granit 

Die  Befestigung  der  Fahrbahn  der  Brückenzufahrten  besteht  aus  Stein- 
pflaster; auf  der  Brücke  ist  eichenes  Holzpflaster  12  cm  hoch  auf  Bohlen,  die 
auf  Zorös^iscn  ruhen ,  in  der  Ausführung  begriffen.     Die  Fusswege  bestehen 


89 

aus  Bobicn  auf  Langschwellcn.  Die  Zor6seisen  liegen  diagoual  zur  Brücke, 
rechtwinkelig  zur  einen  Schaar  der  Querträger,  jedoch  in  der  Mitte  zwischen 
zwei  solchen  noch  einmal  gestützt.  Für  die  üeberführung  von  2  Pferde- 
bahngleisen werden  Ruhrorter  Rillenschienen  (Phönixschienen)  gleich  mit 
verlegt  Zur  Ueberbrückung  der  beiden  für  die  Dilatation  zu  lassenden 
Spalten  sind  sehr  einfache  Vorkehrungen  getroffen. 

Zu  erwähnen  sind  noch  die  Neuerungen,  welche  bei  der  Brücke  zur 
Anwendung  gekommen  sind  und  deren  Zweckmässigkeit  sowohl  aus 
Erfahrungen  an  ähnlichen  Bauwerken,  wie  aus  theoretischen  Erwägungen 
hervorging.     Diese  Neuerungen  sind  hauptsächlich 

1.  die  Verbindung  der  Pilonen  mit  den  Trägerhälften  der  Hauptöffnuiig, 

2.  die  Anwendung  von  Federn  zu  den  Gelenken, 

3.  die  Anbringung  des  Scheitelgelenkes  unter  der  Fahrbahn, 

4.  die  kreuzweise  Anordnung  der  Querträger, 

5.  die  Anwendung  von  mit  je  ca.  1500  t  Schlacken  und  Roheisen  be- 
lasteten Ankern  zur  üebertragung  der  Schubkräfte  auf  den  Erdboden. 

Ist  das  nähere  Eingehen  auf  diese  Einzelheiten,  welche  in  den  Jahr- 
gängen der  Hannoverschen  Zeitschrift  von  1860,  1861,  1888  und  1889 
vom  Vortragenden  behandelt  sind,  hier  ohne  Zeichnungen  —  die  im  Vor- 
trage zur  Ansicht  ausgegeben  wurden  —  nicht  wohl  thunlich,  so  bleibt 
nur  noch  übrig,  die  Gewichte  der  einzelnen  Haupttheile  hier  anzugeben. 
Diese  sind: 

die  Ankerconstructionen       450408  kg 

die  beiden  Seitenträger        973  102 

die  beiden  Pilonen    .     .      411 841 

die  Mittelträger    .     .    .    1065621 

Nieten 97117 

2998  089  kg 
oder  rund  3000  Tonnen  Constructions-Eisen. 

Das  zur  Verwendung  gekommene  Eisen  ist  Martin-Siemens-Flusseisen 
und  zumeist  von  der  Königin  Marienhütte  in  Gainsdorf,  welcher  die 
Trägerlieferung  übertragen  war,  selbst  producirt;  die  grösseren  Bleche  sind 
indess  von  der  Duisburger  Hütte,  die  Stahlauflagen  der  Pilonen  und  der 
Anker  von  Solingen  bezogen. 

Bei  der  Projectirung  und  Ausführung  der  Brücke  waren  als  Ingenieure 
hauptsächlich  Ihätig  Herr  Bau-Inspector  Krüger  hinsichtlich  des  gesammten 
Eisenwerks,  während  Herrn  Bau-Inspector  Ringel  die  Pfeiler  und  Zugangs- 
strassen zur  speciellen  Bearbeitung  und  Ausführung  übertragen  waren. 

Seit  Anfang  December  1892  ist  die  Brücke  fertig  montirt  und  sind 
seitdem  die  Fahrbahn-  und  Geländer-Herstellungen  in  Ausführung  begriffen. 

Die  Eröffnung  der  Brücke  für  den  Verkehr  wird  voraussichtlich  Mitte 
dieses  Jahres  (1893)  erfolgen. 


90 


Y.  Die   Zeolithe   Im   Syenitgebiete   des  Planenschen 

Grundes  bei  Dresden» 

Von  E.  Zeohau  in  Dresden. 


Der  zuerst  gefundene  Zeolith  des  Plauenschen  Grundes  ist  ein  rother 
Stilbit.  Das  Mineral  gehörte  aber  nicht  dem  Syenite  an,  sondern  es 
findet  sich  in  den  bekannten,  man  darf  wohl  sagen  berühmten  Melaphyr- 
gängen  des  Syenits  bei  der  Königsmühle,  am  südlichen  Ende  des  kurzen 
Eisenbahntunnels.  Jedenfalls  ist  das  Mineral  schon  so  lange  bekannt, 
wie  der  Melaphyr  eingehender  beobachtet  worden  ist.  Durch  den  Eisen- 
bahnbau sind  die  Melaphyrgänge  vor  der  Zerstörung  durch  Steinbrach- 
betrieb gerettet  worden ,  aber  leider  ist  Aussicht  vorhanden ,  dass  die 
herrlichen  Gänge  durch  die  geplanten  Eisenbahn-  und  Strassenverlegungen 
doch  noch  zerstört  werden,  und  etwaige  mineralogische  Aufschlüsse 
werden  keineswegs  den  Verlust  aufwiegen,  den  die  Geologie' erleiden  würde. 

In  dem  Melaphyre  bildet  der  Stilbit  die  Ausfüllung  mancher  der 
kleinen  mandelartigen  Hohlräume  und  bietet  nichts  besonders  Ausge- 
zeichnetes. Es  ist  nur  die  bezeichnende  Spaltbarkeit  und  der  eigenthümliche 
Glanz  zu  erkennen.  Freie  Krystalle  wurden  nicht  beobachtet,  das  Mineral 
zeigte  sich  nur  als  einheitliche  oder  zuweilen  auch  als  strahligblätterige 
krystallinische  Masse.*) 

1.  Laumontit. 

Das  Mineral  wurde  um  die  Mitte  der  fünfziger  Jahre  durch  einen  ^ 
Gymnasiasten,  Herrn  Männel,  zuerst  aufgefunden  und  damit  die  Reihe  | 
unserer  Syenitzeolithe  aufs  glücklichste  eröffnet.  Die  erste  Fundstelle  ist  | 
bis  in  die  Gegenwart  der  Hauptfundort  geblieben  und  es  ist  Aussicht 
vorhanden,  dass  auch  in  Zukunft  das  Auftreten  des  Minerals  von  Zeit  zu 
Zeit  wird  beobachtet  werden  können. 

In  meinem  ersten  Berichte  über  unseren  Liaumontit  (Isis -Zeitschrift 
1857,  S.  134 — 138)  sind  wohl  einige  Ansichten  über  das  Vorkommen  des 
Minerals  ausgesprochen  worden,  welche,  gelind  gesagt,  jetzt  als  irrthümlich 
anzusehen  sind.  Ganz  besonders  bezieht  sich  dieser  Selbstvorwurf  auf  die 
Annahme,  dass  manche  der  dunkeln,  meist  sehr  wenig  mächtigen,  den 
Syenit  aderartig  durchziehenden  Gesteinsmassen  basaltischer  (melaphyrischer) 


*)  Eine  Abbildung  der  Melaphyrgänge  ist  zu  finden  in  K.  C.  v.  Leonbard» 
Lehrbuche  der  Geognosio  und  Geologie,  S.  168.  Stuttgart  1846.  Leonhard  sagt: 
„Die  beigefügte  Tafel  ist  entnommen  aus  J.  Koth's  interessanter  Schrift,  die  Kugel- 
form im  Mineralreiche.     Dresden  1844.'* 


GtM.  lȟ  tu  Di$sdtn,  1893.  -  Abh.  5. 


91 

Natiir  seien.  Erst  im  Jaliro  1882  beobachtete  ich  in  den  ersten  Brüchou 
am  linken  Weisseritzufer,  aufwärts  von  der  Gasanstalt,  das  dunkle  Gestein 
in  grösserer  Masse  und  fand,  dass  in  die  dunkle,  feinkörnige  Orundmasse 
deutliche,  scharfeckige  Syenitbrocken  eingebettet  waren.  Bei  genauerer 
Betrachtung  der  Grundmasse  wurden  in  derselben  gelbe  zersetzte  Titanite 
erkannt  und  die  Annahme  schien  nun  gerechtfertigt,  dass  das  dunkle, 
gangartige  Gestein  ein  Trtimmergestein  und  die  bindende  Grundmasse  fein 
zerriebener  Syenit  sei;  der  Titanit  war  gleichsam  das  Leitfossil.  Dem 
Stoffe  nach  ist  also  wahrscheinlich  das  Reibungstrümmergestein  nicht 
wesentlich  von  dem  Syenite  verschieden,  und  wenn  dasselbe  besonders 
günstig  für  die  Bildung  secundärer  Mineralien  gewesen  wäre,  so  würde 
dies  nicht  auf  eioe  abweichende  Stoffnatur,  sondern  mehr  auf  Gefuge- 
verhältnisse zurückzuführen  sein,  denn  wo  das  Gefüge  gelockert  ist,  haben 
äussere,  zersetzende  Stoffe  (Atmosphärilien)  freieres  Wirken.  In  dem 
Syenite  als  solchem  ist  ja  durch  das ,  wenn  auch  sparsame ,  Vorkommen 
von  Oligoklas  genügendes  Material  für  die  Entstehung  solcher  Mineralien 
wie  Laumontit  u.  s.  w.  gegeben.  Auch  der  Orthoklas  würde  durcli  unter- 
geordnete Bestandtheile ,  wie  z.  B.  Kalk  und  Natron  genügen ,  das  Vor- 
kommen mancher  Zeohthe  und  des  Ealkspaths  zu  erklären.  Die  früher 
behauptete  Abwesenheit  des  Quarzes  und  des  Pistazits  kann  nicht  auf- 
recht erhalten  werden,  denn  spätere  Funde  haben  die  Anwesenheit  beider, 
wenn  auch  selten,  in  Gesellschaft  von  Zeolitben  ergeben. 

In  dem  von  der  Gasanstalt  in  Plauen  bis  zum  Wehre  beim  Forst- 
hause sich  erstreckenden  Syenitbruche,  welcher  durch  die  Arbeit  von  Dr. 
D  0  s  s  über  Ijamprophyre  und  Melaphyre  (Tschermak ,  mineralog.  und 
petrograph.  Mittheilungen,  XI.  Bd.,  1.  Heft)  grössere  Wichtigkeit  erlangt 
hat,  ist  der  Laumontit  bis  jetzt  nicht  aufgefunden  worden,  trotzdem  dass 
in  diesem  Bruche  gerade  das  oben  erwähnte  Keibungstrümmergestein  in 
grösserer  Masse  (gangartig)  auftritt.  Auch  der  Syenit  ist  in  ungefähr  nord- 
südlicher Kichtung  im  Grossen  senkrecht  zerklüftet  und  hat  so  der  Zer- 
setzung Gelegenheit  geboten,  aber  noch  keine  Spur  von  Zeolith  wurde  be- 
merkt. Ebenso  hat  auch  der  in  bedeutender  Mächtigkeit  aufgeschlossene 
Lamprophyr  nichts  geboten  von  fremden  Dingen. 

In  neuerer  Zeit  (1892)  ist  der  Laumontit  in  dem  oberhalb  des  Wehres 
beim  Forsthause  gelegenen  Bruche  vorgekommen.  Der  Bruch  bietet,  mehr 
als  irgend  ein  anderer,  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  des  Syenitgesteins  und 
besonders  auch  ausgezeichnete  Trümmergebilde.  Dieselben  sind  entweder 
dicht  durch  das  feine  Reibungsbindemittel  oder  auch  mehr  lose,  fast  ohne 
Bindemittel.  Das  dichtere  Gestein  hat  nicht  gar  selten  Drusenräume, 
hauptsächlich  mit  Carbonaten  ausgekleidet,  ohne  Zeolithe.  Die  Höhlungen 
und  Klüfte  der  lockeren  Masse  boten  ausser  Kalkspath  den  Laumontit  in 
Menge  dar,  leider  zumeist  durch  Entwässerung  zerfallen,  so  dass  die 
Splitter  Spannengrosse  Haufwerke  bildeten.  Der  Laumontit  dieser  Oertlichkeit 
.sitzt  meist  auf  Ealkspath  und  zeigt  fast  nur  die  gewöhnliche  einfache 
Gestalt.  Die  Drusen  müssen  ursprünglich  so  schön  gewesen  sein  wie  die 
ungarischen. 

Unterhalb  Dölzschen  an  der  Thalstrasse  sind  4  Syenitbrüche  (1,2,3,4 
von  NO  nach  SW  gerechnet),  die  unmittelbar  aneinander  grenzen.  In 
1  wurde  bis  jetzt   kein   Laumontit   gefunden;   in  2,   dem   grössten   und 


92  _ 

schönsten  Bruche  fand  sich  der  Laamontit  als  mehr  derbe  Eluftaus- 
füllung,  ziegelroth  und  nicht  verwitternd,  was  jedenfalls  dem  Eisen- 
gehalte zu  verdanken  ist.  Die  Begrenzung  dieses  Laumontits  ist  entweder 
Syenit  oder  auch  Quarz  und  grünerdeartige  Masse.  Als  ganz  dünne 
Binden  zeigte  sich  der  Laumontit  auch  noch  in  engsten  Syenitklüften. 
Das  Mineral  ist  roth  und  die  Krystalle  liegen  auf  dem  Oesteine,  so  dass  nur 
selten  ein  Ende  zu  erkennen  ist.  Mit  krystallisirtem  Ealkspath  wurde 
der  Laumontit  sehr  selten  gefunden  und  war  dann  begleitet  von  Phillipsit. 

Im  Bruch  3  wird  der  Laumontit  mitunter  angetroffen.  Als  Interessantestes 
dieser  Stelle  können  vielleicht  die  kreisrunden  1  bis  2  cm  grossen  blass- 
rothen  Flecken  angesehen  werden,  die  engste  Syenitklüfte  (meist  N-S  er- 
streckt) in  grosser  Ausdehnung  bekleiden.  Nur  sehr  selten,  aus  weiteren 
Klüften  stammend,  wurden  flachknollige,  etwas  strahlige  erdige  Stücke  er- 
halten, die  nach  dem  chemischen  Verhalten  jedenfalls  ein  zersetzter  Zeolith 
sind.  Nach  der  Aehnlichkeit  werden  auch  die  Flecken  wohl  nichts  anderes 
sein.    Ich  halte  das  Mineral  für  zersetzten  Laumontit. 

Auf  der  Grenze  zwischen  3  und  4  ist  der  erste  Laumontit  gefunden 
worden,  und  bis  heute  ist  Bruch  4  die  Hauptfundstätte  geblieben.  Der 
Laumontit  füllt  mit  Kalkspath  engere  und  weitere  Klüfte  und  Hohlräume, 
die  besonders  in  mehr  zersetztem  Oesteine  anzutreffen  sind.  Leider  ist 
auch  hier  der  Laumontit  meist  halb  oder  ganz  zerstört  Begleiter  des 
Laumontits  sind:  Schwerspath  (selten)  älter  als  der  Laumontit,  Kalkspath 
jünger  als  der  Laumontit,  Phillipsit!  jünger  als  Laumontit  und  Kalkspath. 
—  Auch  auf  anscheinend  frischem  Syenite  findet  sich  der  Laumontit,  und 
zwar  als  strahliger  üeberzug,  an  die  in  Bruch  3  erwähnten  Flecken  er- 
innernd, und  auch  krystallisirt.  Die  Krystalle  zeichnen  sich  durch  grössere 
Frische  aus,  und  besonders  die  sehr  kleinen  haben  hübschen  Glanz  und 
sind  fast  durchsichtig.  Gewöhnlich  bleiben  diese  kleinen  aber  schönsten 
Krystalle  unbeachtet. 

Ist  der  Laumontit  ganz  in  Kalkspath  eingebettet,  so  hält  er  sich  gut. 
Es  ist  schade,  dass  man  das  Mineral  nicht  durch  Säure  frei  machen  kann. 
Salzsäure  ist  ganz  unbrauchbar,  nur  die  Essigsäure  lieferte  ein  erträgliches 
Ergebniss.  üeber  das  TJeberziehen  mit  Gummi  wurde  früher  berichtet. 
Die  herrlichen  ungarischen  Laumontite,  die  anfänglich  ganz  wasserhell 
erschienen,  sind  trotz  üeberzug  auch  trüb  geworden. 

Bemerken swerth  mag  es  sein,  dass  die  rothen,  wenn  auch  nur  sehr 
wenig  Eisenoxyd  führenden  Laumontite  sich  gut  halten  auch  ohne  .üeber- 
zug. Ein  solcher  ziegelrother,  körnig  krystallinischer,  nicht  verwitternder 
Laumontit  (3  cm  starke  Kluftausfüllung  im  Syenite)  ergab: 

Kieselsäure  =  53,88  % 

Thonerde     =  20,73  „    mit  Spuren  von  Eisenoxvd. 

Kalkerde     =    9,28  „ 

Natron         =    1,97  „ 

Wasser       =  13  96  „ 

''99;82%". 

Zum  Vergleiche  seien  die  älteren  Analysen  Plauenschen  Laumontite 
angeführt : 


93 


I. 

Kieselsäure  =  51,33% 
Thonerde      —  21,98  „ 
Kalkerde      —    9,01  „ 
Wasser         —  14,93  „ 

11. 
Kieselsäure  =  52,29  •/• 
Thonerde      —  22,70  „ 
Kalkerdc      —    9,69  „ 
Wasser         —  14,94  „ 

Eisenozyd           0,14  „ 
Natron         —    3,20  „ 

99,62  %. 

100,59%. 
I.  Gericke,  Anm.  d.  Chem.  u.  Pharm.,  110.  —  IL  Zschau ,  Isis-Zeitschrift  1857. 

Ausser  im  Plauenschen  Grunde  kommt  der  Laumontit  bei  Dresden 
noch  vor:  1)  oberhalb  Wesenstein  am  lipken  Müglitzufer,  als  KluftausfiUlung 
eines  syenitartigen  Gesteins;  fast  nur  körnig-krystallinisch,  röthlich,  selten 
deutlieh  krystallisirt;  2)  in  sehr  geringer  Menge  einmal  gefunden  auf  einem 
feinkörnigen  Granite  in  dem  Bruche  oberhalb  der  Haidemühle  am  rechten 
Priessnitzufer. 

Zum  Schlüsse  will  ich  es  noch  unternehmen,  einiges  über  die  Gestalt 
unseres  Laumontits  mitzutheilen ,  beschränke  mich  aber  im  Wesentlichen 
darauf,  meinen  Wahrnehmungen  durch  elementare  Zeichnungen  Ausdruck 
zu  verleihen.     Die  Zeichnungen  stellen  die  Formen  von  oben  gesehen  dar 


Fig.  1.    Einfachste  Gestalt.     Säule  a  und  schiefe  Endfläche  b.     a  =  rvP; 

b  =  — Pcx.     Also:  ooP.  —  P:v. 
Fig.  2.    Säule  a;  schiefe  Endfläche  b;  Basis  c;  Pyramide  d.     Diese  Com- 

bination  ist  nicht  gar  selten. 
Fig.  3.    Säule  a;  schiefe  Endfläche  b;  Basis  c;  Pyramide  d;  Abstumpfung 

parallel  der  Klinodiagonale:  e  ein  Pinakoid;  Abstumpfung  zwischen 

Säule  und  schiefer  Endfläche:  f  pyramidale  Flächen. 
Fig.  4.    Säule  a;  schiefe  Endfläche  b;  Basis  c;    Pyramide  d;    Säulenpina- 

koid  e;    Hemidoma  g;   steiles  Hemidoma  h;    steiles  Hemidoma  i; 

Doma  k. 

In  dieser  Figur  sind  Flächen,  die  an  verschiedenen  Krystallen 

beobachtet  wurden,  zusammengestellt. 

Zu  bemerken  bleibt  noch,  dass  die  Flächen  i,  g,  h  und  e  nur 

selten,  ja  sehr  selten  gesehen  werden;  f  und  k  wurden  nur  einmal 

gesehen,  so  dass  als  werthvollste  Gestalt  nur  Figur  2  übrig  bleibt. 

Ich  halte  dafür,  dass  unser  Laumontit,  so  sehr  er  auch  in  Bezug  auf 
Schönheit  hinter  dem  ungarischen,  von  dem  ich  allerdings  nur  sehr  wenige 
Stücke  gesehen  habe,  zurückstehen  mag,  in  Bezug  auf  Mannigfaltigkeit 
der  Gestalt  eine   Art   Yorzug  habe.  —  Hoffentlich   wird   von   berufener 


94 

Seite  einmal  etwas  ganz  Bestimmtes  über  diesen  Gegenstand,  die  Gestalt, 
gegeben. 

2.  Analcim. 

In  dem  ersten  (nördlichsten)  Bruche  unterhalb  Dölzschen  ist  Ende 
1883  eine  gangartige  Kluftausfüllung  blossgelegt  worden,  die  eine  Stärke 
von  1  bis  10  cm  hatte  und  mehrere  Meter  weit  verfolgt  werden  konnte. 
Die  Längserstreckung  war  ungefähr  rechtwinkelig  zur  Thalrichtung.  —  Die 
gangartige  Masse  bestand  scheinbar  nur  aus  Kalkspath  ohne  freie  Krystalle, 
schien  also  nur  wenig  Beachtung  zu  verdienen,  denn  rothe  schmale  Streifen, 
im  Wesentlichen  eisenoxydhaltiger  Kalkspath,  zwischen  den  reineren  Kalk- 
spathpartien  waren  auch  anderwärts  in  den  Kluftausfüllungen  des  Syenits 
beobachtet  worden.  Schon  hatte  ich  die  ersten  Fundstücke  des  Vor- 
kommens wieder  fortgeworfen,  aber  ich  nahm  doch  einige  wieder  auf  und 
glaubte  bei  wiederholter  Betrachtung,  die  rothe  Masse  nun  als  etwas  vom 
Calcite  Verschiedenes  zu  erkennen,  denn  sie  zeigte  nicht  die  Spaltbarkeit 
desselben,  sondern  einen  durchaus  unebenen  Bruch.  —  Möglichst  viel 
mitnehmen  und  wiederholt  betrachten,  zum  Wegwerfen  ist  es 
nie  zu  spät,  ist  beim  Sammeln  eine  gute  Regel,  deren  Beachtung 
sich  in  vielen  Fällen  höchlichst  belohnt. 

Die  fraglichen  Stücke  wurden  einem  bewährten  Mitarbeiter,  der  mir 
schon  manchen  erfreulichen  Aufschluss  verschafft,  nämlich  verdünnter 
Salzsäure  übergeben,  um  den  missgünstigen  Kalkspath  zu  entfernen, 
und  der  Erfolg  war  höchst  lohnend.  Es  kamen  Druschen  schön  glänzender 
Krystalle  zum  Vorschein,  nicht  nur  roth,  sondern  auch  farblos,  manche 
auch  trüb  und  fast  oder  ganz  erdig.  Die  Säure  durfte  weder  zu  stark 
noch  gar  zu  schwach  angewendet  werden,  in  beiden  Fällen  scheint  es,  als 
wenn  die  Krystalle  stärker  angegriffen  würden,  durch  zu  grosse  Stärke 
oder  durch  zu  lange  Einwirkung.  Ich  nahm  etwa  1  Tkeil  gewöhnliche 
Salzsäure  auf  5  bis  6  Theile  Wasser.  Nach  der  Säurewirkung  ist  ein 
oft  und  lange  wiederholtes  Auswaschen  nothwendig,  am  besten,  man  stellt 
die  Steine  mit  viel  Wasser  an  einen  massig  warmen  Ort. 

Die  mit  Säure  freigelegten  deutlichen  Krystalle  konnten  nach  meiner 
Ansicht  nichts  anderes  sein  als  Analcim.  Später  wurden  auch  gute  Kry- 
stalle, von  denen  der  Kalkspath  durch  Schlagen  gelöst,  und  auch  solche 
in  von  Natur  freien  Drusen  gefunden.  Der  Fund  erfreute  mich  um  so 
mehr,  da  meines  Wissens  bis  jetzt  noch  kein  Analcim  aus  Sachsen  bekannt 
war.  Erst  nach  und  nach,  im  Laufe  von  Jahren,  ist  das  Vorkommen  mir 
in  seiner  Gesammtheit  so  bekannt  geworden,  dass  ich  es  unternehmen 
darf,  Angaben  darüber  zu  machen,  wenn  auch  mit  Vorbehalt. 

Ausser  den  beiden  Hauptmineralien,  Kalkspath  und  Analcim,  wurden 
noch  gefunden : 

1.  ein  wie  rhoniboedrisch  aussehendes  Mineral  in  sehr  kleinen  Kry- 
stallen,  unmittelbar  auf  dem  Syenite  (selten);  ich  halte  es  für  einen 
Feldspath;  die  Krystalle  bilden  Reihen  und  scheinen  immer  nur 
auf  der  Schmalseite  der  langgestreckten  (flachen)  Feldspathe  des 
Syenits  zu  sitzen  und  die  freie  Ausbildung  derselben  nach  dem 
Kluftraume  hin  zu  sein.  Sie  entsprachen  wohl  ähnlichen  Gebilden, 
die   auch   an   anderen  Stellen   des  Syenits,   in  engen  Klüften  des- 


95 

selben  beobachtet  wurden,   und  an  denen   die  fraglichen  Krystalle 
zwei  Gegenreihen,  entsprechend   den  Feldspathzwillingen ,   bilden; 

2.  kleindrusiger  farbloser  und  auch  rother  eisenhaltiger  Quarz; 

3.  rother  Zeolith  (Analcim)  eisenhaltig; 

4.  Phillipsit!  meist  roth,  anscheinend  quadratisch  säulig,  mit  Pyra- 
midenflächen über  den  Längskanten  der  Säule; 

5.  Schwerspath,  ziemlich  selten; 

6.  farbloser  Analcim,  zuweilen  gekerbt  durch  Schwerspath; 

7.  Ealkspath,  älterer  gemeiner,  in  keilartigen  Massen,  weiss,  auch  mit 
rothen  wohl  quarzigen  Ausfüllungen; 

7b.  Brauneisen  in  kleinen  Kugeln,  wie  solche  sich  namentlich  auf 
skalenoedrischem  Kalkspathe  des  Syenits  finden; 

8.  Ealkspath  (edler  Ealkspath  nach  dem  Ausspruche  eines  Stein- 
brechers, Herrn  Mai,  welcher  ein  besonders  gutes  Auge  und  Ver- 
ständniss  für  Mineralien  hat),  schön  basische  Blätteraggregate  bildend, 
und  über  diesen  noch  freie  flachrhomboedrische  Ealkspathgruppen. 

Diese  Aufzählung  giebt  ungefähr  die  Altersfolge  der  Gangmineralien. 
Es  ist  selbstverständlich,  dass  die  Reihe  erst  durch  Zusammenstellung 
vieler  Stücke  erhalten  weiden  konnte. 

Der  Analcim  ist  derb  und  roth  in  den  unteren  Partien,  auf  diesen 
aber  findet  sich  das  Mineral  in  schön  ausgebildeten  rothen,  glänzenden 
Erystallen,  oft  sind  dieselben  theil weise  mit  einer  dicken  Haut  farblosen 
Analcims  bedeckt  und  durch  dieselbe  vervollständigt.  Auch  hier  zeigt 
sich  also  dieselbe  Erscheinung  wie  bei  anderen  secundären  unserer  Syenit- 
mineralien, dass  die  älteren  Bildungen  durch  das  Eisen  des  zersetzten 
Syenits  beeinflusst  sind.  —  Die  Erystalle  sind  meist  klein,  1 — 3  mm. 
Eine  Grösse  von  1  cm  ist  sehr  selten.  Die  Gestalt  ist  ein  reines  Ikosite- 
traeder,  nicht  gar  selten  aber  ist  auch  das  Hexaöder  als  kleine  quadratische 
oder  rectangnläre  Abstumpfung  zu  sehen.  Also  2  0  2.— ^0 ex,  letztere 
Fläche  immer  untergeordnet.  Ich  glaubte  auch  einmal  eine  sehr  schwache 
Eantenabstumpfung  gesehen  zu  haben.  Die  Erystalle  sind  schön  frisch 
und  glänzend,  die  rothen  durchscheinend,  die  farblosen  bis  durchsichtig. 
Durch  das  Behandeln  mit  Säure  leiden  die  Ervstalle  und  werden  mehr 
oder  weniger  trübe.  Auch  durch  die  Natur  können  sie  verändert  sein 
und  in  kaolinartige  Masse  umgewandelt  werden,  doch  ist  dies  selten  der  Fall. 

In  Bezug  auf  Umwandlung  des  Analcims  mag  noch  eine  Thatsache 
erwähnt  werden.  Im  südlichsten  Bruche  unterhalb  Dölzschen,  aufwärts 
am  Thalabhange  an  der  nach  dem  genannten  Dorfe  führenden  Bergstrasse 
gelegen,  wurde  ein  absonderlicher  Fund  gemacht.  —  Unter  dem  Ealk- 
spathe  einer  dünnen  (1  cm)  Eluftausfüllung  auf  ziemlich  frischem  Syenite 
wurden  dunkle,  fast  schwarze,  hübsche,  kleine,  1  bis  2  mm  grosse  Ikosite- 
traeder  gefunden,  die  man  auf  den  ersten  Anblick  wohl  für  Granat  halten 
konnte.  Die  Substanz  war  aber  weich  und  erdig,  wie  talkartig.  Immer- 
hin konnte  man  annehmen,  es  mit  einem  umgewandelten  Granate  zu  thun 
zu  haben. 

Die  Erystalle  sind  grünlich-schwarz,  zuweilen  auch  unrein  roth-braun, 
meist  deutliche  Leucitoeder;  an  einem  Erystalle  wurde  auch  eine  Würfel- 
fläche gesehen  und  dadurch  der  Gedanke  alsbald  auf  Analcim  gelenkt. 
In  einem  Falle   zeigten  sich  die  Erystalle   auch  wie  tafelig,   als  seien  sie 


96 

durch  ein  blätteriges  Nebenmineral  an  vollkommener  Ausbildung  gehindert 
worden.  Die  innere  Substanz  ist  nicht  nur  rein  erdig  und  dunkel,  sondern 
in  geringem  Maasse  auch  hell,  ja  wie  krystallinisch,  besonders  an  der 
Stelle,  wo  der  Kry  stall  auf  dem  Syenite  sitzt  und  ähnliche  rundliche  Flecken 
bildet,  wie  sie  oben  beim  Laumontit  erwähnt  wurden,  und  auch  achtseitige 
Figuren:  Durchschnitte  des  Leucitoeders. 

Ich  glaube  nicht  zu  irren,  wenn  ich  dieses  Vorkommen  für  eine 
Analcim-Pseudomorphose  halte.  Chemische  Untersuchung  konnte 
wegen  der  geringen  Menge  des  Materials  nicht  vorgenommen  werden. 


Während  der  Laumontit  und  die  vorerwähnten  Analcimvorkommen 
als  durchaus  secundär  anzusehen  sind,  giebt  es  doch  auch  ausser  dem 
Analcim  noch  andere  Zeolithe  des  Syenits,  die  mehr  dem  Gesteine  als 
solchem  anzugehören  scheinen,  indem  sie  nicht  auf  Klüften  auftreten, 
sondern  in  dem  Gesteine  selbst. 

In  dem  unteren  Bruche  hinter  der  Gamisonmühle  wurden  seit  1883 
bedeutende,  viele  Kubikmeter  grosse  Massen  einer  Syenitabart  bloss  gelegt 
und  abgebaut.  Das  Gestein  bildet  gleichsam  grosse  Linsen  im  gewöhn- 
lichen Syenite,  die  von  unten  nach  oben  wenig  regelmässig  gereihet  und 
unter  einander  wie  durch  Verzweigungen  verbunden  sind.  Dieses  Gestein 
hat  nicht  das  Parallelgefüge  des  gewöhnlichen  Syenits,  sondern  ist  mehr 
granitisch  körnig,  meist  reich  an  Hornblende  und  schwer  zersprengbar; 
es  enthält  gewöhnlich  viel  Magneteisen,  auch  wohl  grünliches  augitisches 
Mineral,  Titanit  in  unvollkommenen,  gestörten  Krystallen,  nur  selten  sind 
dieselben  wohl  gebildet,  Orthit  wurde  einmal  beobachtet^  Quarz  scheint 
ganz  zu  fehlen.  An  den  Grenzen  kann  das  Gestein  wohl  auch  in  einen 
Epidotsyenit  übergehen,  sehr  arm  an  Feldspath,  auf  Klüften  Quarz  führend. 

In  diesem  mehr  oder  weniger  grobkörnigen,  bis  fast  feinkörnigen 
Gesteine  finden  sich  nnregelmässige  Einsprengunge,  gewöhnlich  klein,  nur 
ein  bis  mehrere  Centimeter  gross,  selten  bis  zu  etwa  10  cm  in  Länge, 
und  1 — 3  cm  in  Breite  und  Höhe.  Dieselben  sind  immer  von  rother 
Farbe  und  bestehen  im  Wesentlichen  aus  Zeolithen,  aber  sie  führen  auch, 
obgleich  sparsam.  Magneteisen  (sehr  selten  deutlich  octaödrisch),  Horn- 
blende und  Glimmer,  hierdurch  wohl  ihre  Zugehörigkeit  zum  Mutter- 
gesteine andeutend.  Die  kleineren  Einschlüsse  erscheinen  meist  frisch, 
wenn  sie  auch  von  äusseren  Einflüssen  keineswegs  gänzlich  abgeschlossen 
geblieben  sind,  wie  der  die  in  ihnen  etwa  enthaltenen  Druseoräurae  immer 
ausfüllende  Kalkspath  beweist.  Die  grösseren  zeigen  sich  meist  sehr  ver- 
ändert, der  Inhalt  zersetzt  in  eine  thonige  Masse,  diese  ist  gewöhnlich 
roth  durch  Eisenoxyd,  seltener  schmutzig-grün  durch  Eisenoxydul. 

Die  genannten  Einschlüsse  enthalten :  1)  ein  dunkelrothes  bis  licht 
fleischrothes  Mineral,  durchaus  gefügelos  derb,  nicht  sehr  stark  glänzend, 
aber  darin  auch  bis  farblose,  stark  glänzende  krystallinische  Theile  mit 
eigenthümlicher  Streifung  auf  den  für  mich  nicht  deutbaren  Flächen. 
Sehr  selten  wurden  beim  Schlagen  deutliche  quadratische  Flächen  sichtbar. 
Analcim!  2)  ein  strahliges  stängeliches  Mineral,  Natrolith!  3)  seltener 
ein  schön  glänzendes  blätteriges  Mineral,  Stilbit !  4)  feinglänzende,  frische, 
sehr  kleine  Apatitsäulchen  mit  Pyramidenflächen!  5)  Kalkspath,  ohne 
äussere  Gestalt,  und  wohl  noch  anderes. 


97 

Am  meisten  nahm  das  derbe  rothe  Mineral  (1)  meine  Aufmerksamkeit 
in  Ansprucb,  und  die  Hoffnung,  dass  der  Ealkspath  vorhandene  Drusen 
ausfülle,  wurde  nicht  getäuscht,  denn  nach  Wegnahme  des  Kalkspaths  mit 
Säure  wurden  kleine  Drusenräume  frei,  welche  sehr  kleine,  anscheinend 
würfelige  Erystalle  enthielten,  deren  Zugehörigkeit  zur  derben  rothen 
Masse  zweifellos  war.  Ausser  diesen  wurden  in  einigen  Fällen  auch  sehr 
kleine,  deutliche  Stilbitkrystalle  (Heulandit)  blossgelegt  und  ebenso  Strahl- 
zeolithnadelchen.  Nur  in  äusserst  wenigen  Fällen  wurden  deutliche  Kry- 
stalle  mit  Analcimgestalt  wahrgenommen. 

Dass  das  würfelige  Mineral  ein  Zeolith  sei,  Hess  sich  chemisch  leicht 
darthun;  ich  dachte  wohl  an  Chabasit,  da  es  mir  vorkam,  als  seien 
wenigstens  manche  der  Würfel  etwas  schiefwinkelig.  Nur  in  einem  einzigen 
Falle  glaubte  ich  an  einer  Würfelecke  drei  Analcimflächen  zu  erkennen. 
Die  Erystalle  kleiden  die  Drusenräume  ganz  gewöhnlich  regellos  aus,  in 
einigen  Fällen  aber  war  auch  eine  Art  Parallelismus  der  Erystalle  zu 
sehen,  eine  Reihe  mit  Zwischenräumen,  als  wären  die  Erystalle  Fort- 
setzungen eines  einzigen  unteren  Erystalls.  £s  wäre  ja  hochinteressant, 
wenn  es  sich  bestätigen  sollte,  dass  die  wüi  feiigen  Erystalle  sich  wirklich 
als  Analcim  erweisen  sollten,  ich  will  es  vor  der  Hand  als  solchen  be- 
zeichnen. 

V.  d.  L.  schmilzt  das  Mineral  ziemlich  schwer  zu  weissem  blasigen 
Glase.  H  =  5  (ungefähr);  V.  G.  =  2,26-2,27.  Durch  Salzsäure  leicht 
und  vollkommen  zersetzbar,  unter  Abscheidung  von  schleimiger  Eieselerde. 
Analysen  wurden  von  diesem  und  anderem  Plauenschen  Analcim  wieder- 
holt aufgeführt,  um  neben  dem  Zweifelhaften  doch  irgend  einen  Anhalt 
za  gewinnen. 

Ausser  in  dem  körnigen  hornblendereichen  Syenite  sind  ähnliche 
Einschlüsse  wie  in  diesem  auch  im  gewöhnlichen  Syenite  vorgekommen. 
Als  bedeutendste  Stellen  für  dieses  Vorkommen  sind  der  Bruch  hinter 
der  Oarnisonmülüe  und  der  grosse  Bruch  (2)  unterhalb  Dölzsehen  zu 
nennen.  In  den  meisten  Fällen  Hess  aber  der  Inhalt  dieser  Einschlüsse 
eine  genauere  mineralogische  und  chemische  Bestimmung  nicht  zu,  da 
es  mir  nicht  möglich  war,  hinreichend  reines  Material  auszuscheiden. 

Als  eine  gewiss  nicht  unliebsame  Thatsache  sei  nebenbei  noch  erwähnt, 
dass  einmal  in  dem  derben  rothen  Analcim  hinter  der  Garnisonmühle  und 
in  dem  des  grossen  Bruches  unterhalb  Dölzsehen  äusserst  feine  Eupfer- 
flimmern  gesehen  wurden,  an  den  Sonnenstein  (Avanturin)  erinnernd. 

a)  Analysen    des   derben   und   würfeligen    rothen  Analcims  aus  dem 
Bruche  hinter  der  Garnisonmühle: 

I  II  UI 

Eieselsäure  58,16%        58,44%        58,90% 

Thonerde  +  ein    1  ^  ^  ^ 

wenigEisenoxyd )  ^0,43  „        21,56  „         19,91  „ 

Natron  11,43  „        11,09  „         11,66  „ 

Ealkerde  0,37  „  0,33  „  0,33  „ 

Wasser  8,79  „  8,19  „  8,86  „ 

"  99,18  %    ~  99,61  %  ~"  99,66  %. 


98 

Auch  unterhalb  Dölzscheu  (Bruch  1)  fand  sich  einmal  ein  ähnlich 
dichtes  rothes  Mineral  mit  strahligem  Zeolithe,  wie  das  hinter  der  Garnison- 
mühle.   Die  Analyse  ergab: 

Kieselsäure  =  58,04  % 

Thonerde      =21,91  „  Spur  von  Eisenoxyd. 

Kalkerde      =    0,41  „ 

Natron  =11,01  „ 

Wasser         =    8,95  „ 

100,32  7«. 

b)  Bothes  dichtes  Zeolithmineral  mit  feinstrahligem  Zeolith  und  feinsten 
Magnetitkörnern  in  gewöhnlichem  Syenite.  Hinter  der  Garnison- 
mühle.    Die  von  strahligem  Zeolithe  freie  Masse  ergab: 

Kieselsäure  =  46,98  % 
Eisenoxyd  =  12,78  „ 
Thonerde  =  20,35  „ 
Natron  =  5,85  „ 
Kalkerde  =  6,42  „ 
Wasser        =     7,33  „ 

99,71%. 

Nimmt  man  an,  dass  alles  Eisenoxyd  als  Magneteisen  vorhanden 
gewesen,  so  würde  nach  dessen  Abzüge  der  Zeolith  ergeben: 

Kieselsäure  =  53,60  % 
Thonerde  =  23,23  „ 
Natron  =  6,67  „ 
Kalkerde  =  7,32  „ 
Wasser        =    8,36  „ 

99,18%. 

Dieses  Mineral  giebt  vor  d.  L.  eine  dunkle  Schlacke,  und  das  Pulver 
sintert  beim  Glühen  etwas  zusammen. 

c)  Analcim,  weiss,  glänzend,  krystallinisch,  und  auch  deutliche  Krystall- 
flächen  zeigend.  Die  Flächen  des  krystallinischen  zeigen  die  eigen- 
thümliche  Streifang,  so  dass  es  aussieht,  als  seien  Krystalle  über 
einander  gehäuft,  die  sich  gegenseitig  an  völliger  Ausbildung 
gehindert  haben. 

Begleiter  waren :  ein  Natrolith,  dessen  Nadeln  in  den  Analcim  hinein- 
ragen (also  älter)  und  ein  grau-grünes  strahliges  Mineral  (sehr  mild), 
welches  man  als  Epichlorit  bezeichnen  könnte.  Der  Natrolith  zumeist 
zersetzt  zu  rother,  thoniger  Masse,  in  welcher  auch  zuweilen  winzige, 
ganz  frisch  gebliebene  Apatitkrystalle  vorhanden  sind.  Bruch  hinter 
der  Gamisonmühle. 

Kieselsäure  =  57,32% 

Thonerde      =  20,90  „  (Öpur  Eisen) 

Natron  =  11,45  „ 

Kalkerde       =    0,31  „ 

Wasser         =     9,18  ,^ 

99,16  V 


99 

d)  Analcim  von  dem  Analcimgange  unterhalb  Dölzschen,  Bruch  1. 
Das  Mineral  krystallisirt,  farblos,  glasig,  enthielt: 

Kieselsäure  =  56,09  % 
Thonerde  =  21,68  „ 
Natron  =  11,49  „ 
Kalkerde  =  0,81  „ 
Wasser        =    9,01  „ 

99,08  %. 

e)  Kothes  krystallinisch-körniges,  glasiges  Mineral  unter  dem  farblosen 
Analcim,  von  Anderen  auch  für  Phillipsit  gehalten,  ergab: 

Kieselsäure  =  60,05  % 

Thonerde     =  20,02  „  (mit  Spur  Eisen) 

Natron         =  10,56  „ 

Kalkerde      =    0,25  „ 

Wasser        =    8,84  ,, 

99,72  %. 

Trotz  des  sehr  hohen  Kieselgehaltes  dürfte  das  Mineral  doch  vielleicht 
dem  Analcim  zugerechnet  werden,  dem  Phillipsit  aber  keinesfalls. 

Anhang.  —  Epichlorit  (?). 

f)  Mit  dem  unter  c  angegebenen  Analcim  fand  sich  ein  grau -grünes 
bis  gelblich -bräunliches  Mineral,  dasselbe  bildet  nur  schwache 
strahlige  Masse  in  zeolithischer  Gesellschaft  (Analcim  und  Strahl- 
zeolith  oder  Natrolith ,  auch  kaolinisirter  Zeolith  und  etwas  Apatit) 
in  körnigem,  rothem,  etwas  zersetztem  Syenite.  Das  Mineral  sehr 
weich,  talkartig  mild,  schwer  zerreiblich  und  dabei  talkartig  schuppig 
werdend.  Nach  dem  Glühen  bedeutend  härter  und  leicht  pulverisir- 
bar.  Durch  Salzsäure  vollständig  -zersetzbar.  Das  sehr  spärliche, 
aber  ziemlich  reine  Mineral  ergab : 

Kieselsäure  ==  40,38  %.  Eine  andere  Probe:  38,86  %. 


Thonerde 

16,47  „ 

Eisenoxyd 
Kalkerde 
Magnesia 
Wasser 

21,04  „ 
5,44  „ 
6,94  ,, 
9,30  „ 

99.57  %. 

Wohl 

zum 

Theil  als  Oxydul 
[vorhanden. 

Nach  diesem  Ergebnisse  habe  ich  angenommen,  dass  das  fragliche 
Mineral  allenfalls  zum  Epichlorit  oder  dessen.  Verwandten  gehören  dürfte. 

g)  In  dem  Bruche  oberhalb  der  Garnisonmühle  (linkes  Ufer),  der 
durch  mehrere  Gangbildungen  ausgezeichnet  ist,  findet  sich  auch 
ein  Gang,  rechtwinkelig  zur  Thalrichtucg,  auf  dem  in  früher  Zeit 
ein  Versuchsbau  betrieben  worden  ist.  Der  Gang  ist  5—20  cm 
mächtig  und  besteht  aus  dünnblättriger  Masse,  im  Ganzen  von 
hellrother  Farbe.  Die  Gangmasse  besteht  zum  grossen  Theile  aus 
weissen  Kalkspathblättern,  meist  parallel  zu  den  Ganggrenzen  (wohl 
basische  Blätter),  und  dazwischen  aus  rothem  kleinkörnigen  Minerale. 
Der  Gang  ist  begrenzt  durch  grau-grüne  thonige  Masse,  zersetzten 
Syenit. 


100 

Da  das  rothe  Mineral  wegen  geringer  Stärke  mechanisch  nicht  wohl 
trennbar  war,  so  wurde  der  Kalkspath  durch  verdünnte  Salzsäure  entfernt, 
aber  da  auch  die  rothe  Masse  als  nicht  ganz  unzersetzbar  durch  die  Säure 
sich  erwies,  so  wurde  vor  dem  Lösen  nicht  zu  fein  gepulvert,  und  nach 
dem  Lösen  die  feineren  rothen  Theile  noch  fortgewaschen,  so  dass  man 
annehmen  konnte,   eine  ziemlich  unzersetzte  Substanz  erhalten  zu  haben. 

Durch  Salzsäure  mögen  ungefähr  20%  des  Minerals  zersetjzbar  sein, 
die  Lösung  ergab:  Thonerde  2,59%;  Eisenoxyd  6,53%.  Letzteres  wurde 
vorwaltend  aufgelöst  aus  nicht  abgeschlämmtem  Materiale,  es  ist  wahr- 
scheinlich nur  mechanisch  beigemengt.  Der  wirklich  zersetzbare  Theil 
würde  darnach  nur  etwas  über  107«  betragen,  und  dürfte  als  ein  Zeolith 
anzusehen  sein,  wenn  man  den  Wassergehalt  in  Betracht  zieht. 

Wasser  =  2,11  %  in  nicht  abgeschlämmtem  Materiale. 
„      =2,29  „   in  abgeschlämmtem  Materiale. 

Aufgeschlossen  wurde  das  Mineral  mit  Soda  und  mit  Flusssäure. 
Die  Zerlegung  ergab: 

Kieselerde  =  61,96% 

Thonerde   =  19,82  „  Spur  Eisen  nicht  getrennt. 

Kalkerde    =    0,60  „ 

Kali  =  15,09  „  Natron  nicht  getrennt. 

Magnesia   =  Spur 

Wasser      =    2,29  „ 

99,76  %. 

Anderer  Veisuch  gab:  Thonerde   =  19,22% 

Kali  =  14,87  „ 

Das  rothe«  Mineral  zwischen  den  Kalkspathblättern  könnte  man  dem- 
nach für  ein  Gemenge  aus  einem  neugebildeten  Feldspathe,  Zeolith  und 
Eisenoxyd,  halten.  Ich  habe  dieses  Vorkommen  hier  nur  erwähnt,  weil 
ich  beim  ersten  Anblicke  in  etwas  an  das  des  Analcims  in  dem  Gange 
unterhalb  Dölzscheu  erinnert  wurde. 

3.  Natrolith  (Strahlzeolith). 

Am  öftersten  wurde  der  Natrolith  in  dem  hornblendereichen  granitisch- 
körnigen  Syenite  im  unteren  Bruche  hinter  der  Garnisonmüble  gefunden, 
in  Gesellschaft  von  Analcim,  Stilbit  und  Apatit,  sowie  etwas  Kalkspath. 
Aber  auch  in  gewöhnlichem  Syenite  am  selben  Orte  fand  sich  das  Mineral 
einmal  hübsch  roth,  frisch,  strahlige  Aggregate  in  Bändern  bis  10  cm 
Länge  und  1  bis  2  cm  Dicke.  An  anderen  Stellen  des  Grundes  ist  der 
Natrolith  nur  äusserst  selten  angetroffen  worden,  so  je  einmal  in  Gesell- 
schaft von  Granat;  von  Pistazit,  Quarz,  Chlorit;  von  Pistazit,  krystalisirtem 
Feldspath  und  Quarz;  in  grosskrystallischem  schmalen  Bande  von  Feld- 
spath  und  Hornblende  mit  Scheelit  zusammen.  Alle  diese  Funde  stammen 
aus  dem  grossen  Bruche  (2)  unterhalb  Dölzschen.  Im  oberen  Bruche 
beim  Forsthause  wurde  das  Mineral  einigeöiale  in  sehr  kleiner  Menge  an- 
getroffen, besonders  an  den  Grenzen  des  knolligen  granitischen  Syenit- 
gesteins. Die  Vorkommnisse  eines  mehr  strahlig  blätterigen  Zeoliths 
dürften  wohl  nicht  hierher  zu  rechnen  sein. 


101 

Das  bedeutendste  Yorkoiuiuen  ist  das  erst  erwähnte,  in  dem  körnigen 
iiombiendereichen  Syenite,  und  auf  dieses  bezieht  sich  das  Folgende. 

Der  Natrolith  bildet  nur  strahlige  Massen,  die  Indiyidueii  sehr  selten 
bis  über  2  cm  lang  und  1  mm  dick,  meist  nur  nadelartig  oder  haarfein. 
Freie  Erystalle,  nadelartig,  wurden  nur  spärlich  erhalten,  wenn  der  die 
kleinen  Drusen  immer  ausfüllende  Ealkspath  durch  Säure  entfernt  wurde, 
und  zwar  zuweilen  mit  dem  würfeligen  Analcim  zusammen.  Da  der 
Natrolith  durch  die  Säure  mehr  angegriffen  wird  als  die  anderen  Zeolithe, 
so  gelang  es  nicht,  ein  deutliches  Erystallende  wahrzunehmen.  Nach  dem 
Ausätzen  mit  Säure  zeigten  sich  zuweilen  neben  den  stärkeren  nadelartigen 
rothen  Natrolithen  auch  ungemein  feine  Erystallnetze  von  heller  Farbe, 
ähnlich  den  Rutilnetzen-,  es  könnte  dies  vielleicht  eine  spätere  Natrolith- 
bjldung  sein,  die  in  ihrer  Gmppiroug  durch  das  Ealkspathgefüge  bestimmt 
worden  ist.  Die  Farbe  des  Natroliths  ist  meist  dunkelroth,  seltener  hell- 
roth  bis  fast  weiss.  Das  Mineral  ist  oft  ganz  in  eine  thonige  rothe,  seltener 
fahlgrüne  Masse  umgewandelt,  in  der  aber  die  Strahlen  mitunter  noch 
bemerkbar  sind.  —  Olanz  meist  gering.  V.  6.  =  2,243  —  2,266,  Schmilzt 
V.  d.  L.  ziemlich  schwer  zu  weissem  blasigen  Glase. 

Die  Analyse  ergab: 

Eieselerde  =  48,04  % 

Thonerde  =  26,17  „  (Spur  Eisen) 

Natron  =  13,96  „ 

Ealkerde  =    0,96  „ 

Wasser  =    9,91  „ 

99,04  %. 

4.  Stilbit 

In  den  Zeolitheinschlüssen  des  hornblendereichen  granitisch -körnigen 
Syenits  im  unteren  Bruche  hinter  der  Gamisonmühle ,  und  zwar  nur  da 
und  in  dieser  Gesteinsabänderung  angetroffen.  Das  Mineral  fast  nur  im 
Gemenge  mit  Analcim  und  Natrolith  auftretend,  gleichsam  weniger  selbst- 
ständig als  diese  beiden,  selten  allein  einen  Einschluss  bildend,  aber  auch  mit 
Apatit  zusammen.  Die  Farbe  ist  roth  wie  die  des  Fassastilbits,  und  der 
schöne  Perlmutterglanz  fehlt  nicht  auf  den  frischeren  Partien.  Durch  Aus- 
ätzen mit  Säure  wurden  hübsche  Gruppen  kleiner  Erystäilchen  erhalten, 
die  weniger  durch  die  Säure  gelitten  hatten  als  die  des  Analcims  und 
besonders  die  des  Natroliths.  Die  Länge  der  sechsseitigsäuligen  Erystalle 
war  bis  zu  2  mm,  die  Dicke  höchstens  1  mm.  Die  Gestalt  ist  die  in  den 
Lehrbüchern  (Naumann)  bezeichnete:  oo5oc.ocPoc.Poc.0P.  Dazu  tritt 
in  manchen  Fällen  noch  eine  Fläche,  die  ich  für  2P  gehalten  habe. 

Eine  chemische  Untersuchung  ist  nicht  ausgeführt  worden,  denn  hin- 
reichend frisches  Material  war  nicht  genügend  vorhanden,  und  die  aus- 
gezeichneten äusseren  Eigenschaften  waren  zur  Bestimmung  vollkommen 
ausreichend. 

5.  Phillipsit  (Harmotom-Mineral). 

In  der  Isis-Zeitschrift  von  1857,  S.  139  habe  ich  den  Desmin  als  im 
Plauenschen  Grunde  Torkommend  angeführt.  Die  sehr  deutlichen  dünn 
nadelartigen,  nur  sehr  selten  0,6  bis  1,5  mm  dicken  und  dann  etwa  2  bis 

G 


102 

5  mm  langen  Krystalle  erscheinen  als  rechtwinkelige  Säulen  mit  über_den 
Säulenkanten  aufgesetzten  Pyramiden-Flächen.  Also  nach  Naumann:  oq  P  oc. 
00  P  cx) .  P.  Andere  Flächen,  die  auch  nicht  selten  am  Desmin  vorkommen 
sollen,  nämlich  ocP  und  OP,  konnten  nicht  bemerkt  werden. 

Da  der  Desmin  mit  Harmotom  und  Phillipsit  isomorph  ist,  so  könnte 
ich  meine  frühere  Angabe  wohl  vor  mir  selbst  entschuldigen,  besonders  wenn 
man  in  Betracht  zieht,  dass  früher  nur  ein  sehr  spärliches  Material  Torlag. 
Aber  die  Entschuldigung  wird  gänzlich  hinfallig,  denn  ich  habe  früher  ver- 
säumt, die  pyramidalen  Flächen  genau  anzusehen.  Die  neueren  Funde, 
seit  etwa  zehn  Jahren,  haben  mich  dazu  gebracht,  das  fragliche  Mineral 
als  zu  den  Harmotomen  gehörig  anzusehen,  ich  glaube  es  nun  als  Phillipsit 
bezeichnen  zu  dürfen. 

Als  Fundstellen  kommen  im  Nachstehenden  nur  die  Brüche  unterhalb 
Dölzschen  1  bis  4  (von  N  nach  S  gerechnet)  in  Betracht. 

Beim  Freimachen  des  Analcims,  aus  dem  Gange  in  Bruch  1,  vom 
bedeckenden  Ealkspathe  (mittelst  Säure)  kam  nicht  nur  Analcim  zum  Vor- 
scheine, sondern,  wenn  auch  selten,  anscheinend  quadratische  Säulen  mit 
über  deren  Längskanten  befindlichen  Pyramidenflächen:  diese  Krystalle, 
meist  roth,  sind  zuweilen  mit  Analcim  tbeilweise  oder  ganz  bedeckt,  daher  die 
Meinung,  dass  das  rothe  Mineral  unter  den  Analcim  etwas  anderes  sein  müsse. 
Die  rothen  vollen  Säulen  haben  mir  auch  meinen  Desmin-Irrthum  nicht  ge- 
nommen, sondern  dies  geschah  erst  durch  Aufdecken  der  Säulen,  welche  durch 
die  Säure  hohl  gemacht  worden  waren,  und  nur  aus  einer  graugrünen  etwas 
warzigen  Haut  bestanden.  Die  Ausfüllung  dieser  Pseudomorphosen  hat 
also  wohl  aus  Ealkspath  bestanden,  und  erinnerte  mich  lebhaft  an  die 
Pseudomorphosen  von  Kalkspath  (daneben  auch  Quarz,  Epidot,  Magnetit] 
nach  Granat,  von  dem  entweder  auch  nur  eine  dünne  Rinde  übrig  geblieben, 
oder  dieselbe  ist  später  gebildet  worden  (Thorbjörnsborgrube  bei  Arendal).  — 
unsere  hohlen  Säulenkrystalle  zeigten  im  Innern  eine  etwas  unregelmässige 
Längen  wand,  gegenüberliegende  Säulenflächen  verbindend.  Ich  schloss  daraus, 
dass  der  ursprüngliche  Kiystall  ein  Zwilling  gewesen.  Später  wurde  weiter 
ein  Querschnitt  einer  verwitterten  Säule  beobachtet,  in  dem  ziemlich  deut- 
lich zwei  sich  kreuzende  Linien  zu  sehen  waren,  also  eine  weitergehende 
Zusammensetzung  des  Krystalls  angedeutet  schien,  die  wohl  auf  PhilUpsit 
hinweisen  konnte.  Daraufhin  wurden  die  deutlichen  frischen  Erystalle  aus 
Bruch  4  näher  angesehen,  und  die  so  bezeichnende  Federstreifung  der 
pyramidalen  Flächen  in  vielen  Fällen  deutlich  wahrgenommen. 

Im  Analcimgange  (Bruch  1)  sind  auch  freie  Drusen  mit  Analcim  und 
Phillipsit  vorgekommen.  Letzterer  meist  roth,  selten  hell,  wenig  glänzend, 
kaum  durchscheinend,  meist  mehr  zersetzt  als  der  Analcim  und  deshalb 
etwaige  Streifung  nicht  zu  sehen.  Yon  Spaltbarkeit  war  auch  an  ziem- 
lich frischen  Krystallen  nichts  zu  bemerken.  Einige  Male  wurden  ein- 
springende Säulenkanten  Winkel  gesehen  und  angelagerte  flache  Säulen, 
wie  sie  beim  Phillipsit  augegeben  werden. 

In  Bruch  2  wurde  der  Phillipsit  nur  in  'sehr  geringer  Menge  gefunden 
und  zwar  in  Gesellschaft  von  zersetztem  Laumontit,  und  von  säuligem  und 
tafeligem  Kalkspathe.  Die  Erystalle  sind  ganz  winzig,  aber  schön  frisch  und 
glänzend,  gut  gestaltet,  etwa  wie  kleine  Zirkone  aussehend,  roth  und  auch 
honiggelb.  Gute  Augen  können  vielleicht  die  Streifung  der  Pyramide 
deutlich  sehen,  ich  glaube  dieselbe  schQU  bemerkt  zu  haben. 


103 


Der  Bruch  4  ist  nicht  nur  für  Laumontit,  sondern  auch  für  den 
Phillipsit  die  Hauptfundstelle.  Der  Phillipsit  ist  immer  in  Oesellschaft  yon 
Laumontit  und  Ealkspath,  und  muss  als  jüngstes  Glied  gelten.  Die  frühere 
Angabe,  dass  wo  Phillipsit  auftrete,  der  Ealkspath  fehle,  ist  falsch.  —  Der 
Phillipsit  ist  zumeist  schön  frisch,  glänzend,  farblos,  auch  röthlich  und 
gelb,  durchscheinend  bis  durchsichtig.  Die  Erystalle  sind  immer  gut  ge- 
bildet, fein  nadelartig,  selten  bis  1  mm  oder  etwas  mehr  dick  und  höchstens 
2  bis  3  mm  lang;  sie  bilden  Gruppen  oder  Rinden  auf  Laumontit  und 
Kalkspatb,  selten  sind  einzeln  stehende  und  liegende  aber  recht  vollkommene 
Erystallsäulchen.  Oft  sind  die  schönen  Zwillingsstreif ungen  wohl  bemerk- 
bar, sodass  wohl  kaum  noch  ein  Zweifel  aufkommen  kann,  dass  man  es 
mit  Phillipsit  (Harmotom-Mineral)  zu  thun  hat. 

Ganz  besondere  Freude  und  Genugthuung  wurde  mir  gewährt  durch 
das  Auffinden  zweier  Krystallkreuze  in  ganz  unscheinbaren  Ealkspath- 
Laumontit-Drusen.  Die  Ereuze  sind  zwar  nur  ganz  winzig,  aber  deutlich 
beobachtbar,  und  das  Einspiegeln  der  Flächen  cui  ist  deutlich  zu  sehen. 
Durch  diesen  Fund  sind  meiner  Meinung  nach  alle  Zweifel  gehoben.  — 

Die  beifolgende  Figur,  der  Mineralogie  Naumann's,  9. 
Auflage,  1874,  S.  365,  entlehnt,  giebt  das  Bild  des  toU- 
kommensten  Ereuzes.  Auch  in  der  schönsten  Phillipsit- 
.  druse  mit  grösseren  Erystallen  (etwa  0,5  bis  0,8  mm 
dick  und  2  bis  2,5  mm  lang)  ist  ein  solches  Ereuz 
angedeutet ,  die  Einspiegelung  der  Flächen  aa  ziem- 
lich gut  zu  sehen  und  dazu  auch  noch  die  Feder- 
streif ung  dieser  Flächen,  die  ich  bei  den  kleinen  Ereuzen 
nicht  zu  sehen  vermochte. 
Eine  chemische  Untersuchung  ist  nicht  ausgeführt  worden,  da  ich  das 
immerhin  seltene  und  sparsame  Material  nicht  gefährden  wollte.  Aus 
früherer  Zeit  befindet  sich  etwas  von  unserem  Phillipsite  im  mineralogischen 
Museum,  ich  habe  es  damals  als  Desmin  übergeben.  Alles  in  einer  Reihe 
von  Jahren  bis  jetzt  gesammelte  Phillipsitmaterial  habe  ich  zusammen- 
gehalten, denn  ein  Stück  ist  in  vielen  Fällen  kein  Stück. 

6.  Desmin. 

In  letzter  Stunde  wurde  die  Hoffnung  erregt,  dass  der  Desmin  denn 
doch  noch  in  die  Beihe  unserer  Zeolithe  aufgenommen  werden  dürfe. 

Beim  Ausätzen  einer  sehr  zersetzten  Zeolithpartie  aus  dem  dunklen 
Syenite  hinter  der  Garnisonmühle  wurden  ganz  besonders  viele  der  netz- 
artigen, beim  Natrolith  erwähnten,  hellen  Gebilde  blossgelegt  und  zwischen 
denselben  auch  ein  paar  Eryställchen,  dunkelroth,  mehr  erdig,  glanzlos, 
aber  die  Gestalt  deutlich  erkennbar.  Die  Gestalt  war  anscheinend  rectan- 
gulär  säulig,  mit  Pyramidenflächen  über  den  Längskanten, 
/^T/K  und  einer  basischen  Endfläche,  also  im  Ganzen  recht  wohl 
rx/  \  mit  der  Desmingestalt:  oc  P  oc.  oc  P  oo .  P.  OP  vereinbar  (s.  Fig.). 

Ich  möchte  hierher  auch  gewisse  strahlig  blättrige  Aggregate 

von  meist  rothgelber  Farbe  rechnen,  die  sich  in  den  Brüchen 

unterhalb  Dölzschen  und  hinter  der  Gamisonmühle  einigemale 

Vs^x\    J  vorfanden,  sowohl  in  gewöhnlichem  Syenite,  wie  auch  an  den 

v^^^    Grenzen  der  dunklen,  Eupferglanz  und  Magneteisen  führenden 

Ausscheidungen    desselben.      Es    gelang  mir  bis  jetzt  nicht, 


104 

hinreichend    reines   Material    für  die   Analyse   zu   erlangen    und   andere 
Bestimmungen  zu  ermöglichen. 


Noch  einige  Worte  über  die  Beziehungen  zwischen  den  Syenite  und 
den  genannten  Zeolithen.  —  Vom  Laumontite  und  Phillipsite  gilt  unbedingt, 
dass  sie  durchaus  spätere  (secundäre)  Abkömmlinge  des  Syenits  (Feldspaths) 
sind,  auch  vom  Analcim  kann  dies  gesagt  werden,  insoweit  er  als  Oang- 
gebilde  auftritt.  Dem  Gesteine  näher,  demselben  scheinbar  angehörig,  stehen 
die  übrigen,  mit  Einschluss  des  Anaicims  in  dem  dunkeln  Syenite  hinter 
der  Oarnisonmühle,  denn  in  diesen  werden  mitunter  Syenitmineralien, 
namentlich  Glimmer,  Hornblende  und  Magneteisen,  seltener  Feldspath  an- 
getroffen, sodass  man  sich  des  Gedankens  nicht  erwehren  kann,  dass  diese 
Zeolithe  dem  Gesteine  gewissermassen  angehören. 

f  Laumontit,  ( ^^*^^™' 

Secundär:   ]  Phillipsit,  Primär: 

[  Analcim. 


Natrolith, 
Stilbit, 
l  Desmin? 


Jedenfalls  dürfte  es  sehr  wünschenswerth  sein,  -dass  unsere  Zeolithe 
einmal  auch  in  eine  andere  Hand  gelangten,  um  ein  bestimmteres  Urtheil 
über  das  Ganze  zu  erhalten.  Ich  habe  das  Material  zusammengehalten, 
um  eine  weitere  ausgiebigere  Bearbeitung  zu  ermöglichen. 


Nachtrag. 

Noch  ein  Yorkommen  mag  hier  erwähnt  werden,  und  zwar  nur  des- 
halb, weil  ich  einmal  glaubte,  das  fragliche  Mineral  für  einen  Zeolitli 
halten  zu  dürfen.  Ich  hoffe  es  wird  nicht  gar  zu  sehr  verurtheilt  werden, 
dass  meine  Angaben  hier  noch  unsicherer  sind  als  bei  den  Zeolithen. 

Vor  vielen  Jahren  schon  fand  ich  in  dem  schönsten  Bruche  unterhalb 
Dölzschen  (2)  einen  mir  in  hohem  Maasse  anziehend  erscheinenden  Kalk- 
spath.  Die  ältesten  Erystalle  (seltener  beobachtbar)  langgestreckte  Skalen* 
oeder,  daran  und  darüber  flache  tafelige  Erystalle  mit  skalenoedrischen 
und  Säulenflächen.  Die  Basis  frei,  oder  auch  gänzlich  oder  theil weise 
bedeckt  durch  ein  flaches  Skalenoeder  {^  R  3).  Letztere  Gestalt  ist  auf- 
gebaut aus  Tafeln  und  erscheint  treppenformig.  Die  Stufen  durch  Ein- 
spiegeln  mit  am  Ende  zuweilen  vorhandener  Basis  deutlich  erkennbar. 

Auf  einigen  dieser  Kalkspathdrusen  bemerkte  ich  (leider  zu  spät,  so- 
dass gewiss  manches  verloren  gegangen  ist)  kleine  sehr  regelmässige  an- 
scheinend quadratische  Pyramiden  von  röthlicher  Farbe  bis  fast  farblos, 
durchscheinend,  Glanz  meist  nicht  sehr  stark«  Die  grössten  Krystalle  erreichen 
nicht  1  mm.  Sie  sind  einfach  pyramidal  (modellartig  wohl  gebildet,  wie 
ich  die  Gestalt  nur  an  einigen  Xenotimen  gesehen  habe),  zuweilen  erscheint 
auch  eine  Abstumpfung  der  Mittelkanten,  sowie  eine  zweiflächige  Zuschärfung 
an  Mittelecken.  Ja  ich  glaubte  einmal  hemiedrische  Pyramidenflächen  an 
einer  Mittelecke  gesehen  zu  haben.  So  konnte  es  kommen,  dass  ich  wohl 
an  Scheelit  dachte,  aber  das  Vorkommen  schien  mehr  auf  Zeolith  hinzu- 
weisen, und  Herr  A.  Frenzel  nannte  mir  das  Wort  Gismondin. 

Einige  der  winzigen  Krystalle  wurden  nach  Möglichkeit  von  dem 
Ealkspathe  frei  gemacht  und  mit  Salzsäure  behandelt,  sie  lösten  sich  unter 


105 

Aufbrausen  leicht  und  voUständiK  auf,  und  die  Lösung  gab  mit  Ammoniak 
einen  flockigen  Niederschlag.  So  glaube  ich  bemerkt  zu  haben.  End- 
ergebniss:  Also  wohl  ein  Carbonat  Meine  Kunst  ist  zu  Ende  mit  dem 
winzigen  Materiale. 

Ich  habe  von  dem  spärlichen  Materiale  nichts  weiter  durch  eigene 
Versuche  verdorben,  in  der  Hoffnung,  dass  ein  Mineralog  von  Beruf  sich 
desselben  einmal  annehmen  werde.  Es  wäre  ja  hübsch,  wenn  doch  zu- 
letzt ein  tetragonales  Carbonat  zum  Vorschein  kommen  sollte;  ist  es  etwas 
Anderes  und  nicht  weiter  zu  Beachtendes,  so  bin  ich  auch  zufrieden, 
denn  ich  habe  meine  Belohnung  gehabt  durch  die  Freude,  die  mir  die 
kleinen  vollkommenen  Kryställchen  gewährt  haben. 

Eine  Aussicht,  mehr  von  dem  fraglichen  Materiale  zu  erhalten,  ist 
kaum  vorhanden. 


106 


Tl.  Ein  Titanit-Abkömmling  im  Syenite  des  Plauensehen 

Grundes  bei  Dresden. 


Von  E.  Zsch&u  in  Dresden. 


Im  Jahre  1888  (22.  December)  fand  ich  auf  einem  ziemlich  stark 
zersetzten  Syenite  des  Plauensehen  Grundes  (unterer  Bruch  hinter  der 
Gamisonmtihle)  Rinden  eines  kleinkrystallinischen  Ealkspaths  als  Decke 
über  einem  stark  angegriffenen  Calcite.  An  derselben  Fundstelle  wurden 
auch  frische  unscheinbare  Galcitdrusen ,  sowie  kugelig  gruppirte  flache 
Bai  ytkry stalle  angetroffen.  Zierliche  gute  Barytkrystalle  wurden  auch  er- 
halten, wenn  man  den  Kalkspath  mit  Säure  entfernte. 

Bei  genauerer  Betrachtung  fand  ich  in  dem  Syenite  kleine,  bis  2  mm 
grosse,  unregelmässige  Druschen,  ausgekleidet  und  angefüllt  mit  äusserst 
kleinen,  meist  honiggelben,  fein  und  stark  (diamantartig)  glänzenden 
Ery  stallen.  Mein  erster  Gedanke  war,  dass  man  es  mit  einem  neuen 
Titanit-Abkömmling  zu  thun  haben  könne,  da  der  gewöhnliche  mehr 
erdige  und  glanzschwache  Titanit,  wie  er  im  zersetzten  Syenite  so  oft 
beobachtet  werden  kann,  gänzlich  fehlte.  Selbstverständlich  wurden  die 
Späthe  nun  in  den  Hintergrund  gethan. 

Schon  aus  der  sehr  grossen  Anzähl  der  Erystalle  in  einer  höchstens  2  mm 
grossen  Druse  konnte  man  schliessen,  dass  dieselben  nur  etwa  0,01  —  0,1  mm 
gross  sein  könnten.  Nur  in  wenigen  Fällen  war  mit  der  Lupe  schon  in 
den   Drusen   eine   flachtafelige  Gestalt   erkennbar.     Frei   gelegte  Erystalle 

zeigten  unter  dem  Mikroskop  eine  hübsche, 
anscheinend  quadratische  oder  rectanguläre 
Gestalt,  mit  gleichartigen  pyramidalen  Ab- 
schrägungen an  allen  vier  Seiten,  also  viel- 
leicht eine  quadratische  Tafel  mit  Pyramide 
(Fig.  I).  Nur  ein  einziges  Mal  wurde  eine 
Gestalt  gesehen  wie  Fig.^II. 

Ich  habe  mir  das  Mineral  zu  deuten 
versucht,  und  habe  gemeint,  dass  etwa  eine 
Umsetzung  des  gewöhnlichen  Titanits  in 
Guarinit  vorliege;  oder  dass  es  Pseudobrookit  sein  könne,  ich  konnte 
allerdings  die  Längsstreifung  nicht  wahrnehmen,  wenn  dieselbe  auch  vor- 
handen sein  sollte;  als  drittes  bliebe  noch  Anatas^zu  erwähnen. 

Was  die  Gestalt  Fig.  II  anlangt,  so  könnte  dieselbe  allenfalls  auf 
Brookit  hindeuten;  und  das  Unglück  wäre  nicht  gross,  wenn  sich  heraus- 
stellen sollte,  dass  Anatas  und  Brookit  neben  einander  aus  dem  Titanite 
hervorgegangen  wären. 

G$t.  Jan  m  JktMkn,  1899.  •*  Abb.  6. 


.    107 

Was  das  fragliche  Mineral  ist,  kann  ich  nicht  entscheiden,  und  wird 
eine  genauere  Bestimmung  von  anderer  Seite  gegeben  werden. 

Angefügt  mag  noch  werden,  dass  das  Mineral  nur  an  einer  einzigen 
Stelle  des  oben  genannten  Steinbruches,  und  sonst  nirgends  im  Grunde, 
bis  jetzt  gefunden  wurde.  Jedenfalls  ist  es  da  in  einer  ziemlich  grossen 
Syenitmasse  vorgekommen,  aber  unbeachtet  geblieben.  In  früherer  Zeit 
sind  der  Fundstelle  grössere  Syenitstücke  mit  den  erwähnten  kugeligen 
Baryten  entnommen  worden,  und  haben  solche  Stücke  als  Oartenschmuck 
(z.  B.  auf  der  Brühischen  Terrasse)  Verwendung  gefunden.  Ich  glaube 
nicht  zu  irren,  dass  diese  Ausstattungsstücke  das  Mineral  enthalten  und 
eine  secundäre  Fundstätte  sein  können,  wenn  die  ursprüngliche  versagen 
sollte. 


108 


YIL  Beobachtungen  Über  die  EierdeekBOhuppen  der 

weibliehen  Proeessionsspinner. 

(Gattung  Cnethocampa  Stph.) 

Von  Dr.  H,  Nitsohe  in  Tharandt. 


Am  23.  Eebraar  1893  hielt  ich  in  der  zweiten  Hauptversammlung*) 
unserer  Gesellschaft  einen  allgemeinen  Vortrag  über  die  Natui^geschichte 
der  Proeessionsspinner.  Derselbe  beruhte  auf  einer  Reihe  eingehender 
Studien,  die  sich  namentlich  auch  auf  die  Ursache  der  ,,Giftigkeit^  ihrer 
Raupen  erstreckt  haben.  Alles  was  ich  damals  an  biologischen  Thatsachen 
mittheilen  konnte,  ist  inzwischen  bereits  ausführlich  gedruckt  erschienen 
in  dem  3.  Hefte  der  von  Judeich  und  mir  herausgegebenen  „Mittel- 
europäischen Insektenkunde'^  (S.  902 — 922).  Meine  Beobachtungen  über 
den  feineren  Bau  der  Eierdeckschuppen  waren  aber  so  eingehender  Natur, 
dass  sie  in  den  Rahmen  des  genannten  Lehrbuches  nicht  passten.  Ich 
veröffentliche  sie  daher  nachträglich  an  dieser  Stelle  und  erläutere  sie 
durch  einige  Abbildungen. 

Im  Sommer  1887  folgten  Professor  Alt  um  und  ich  einer  freundlichen 
Einladung  von  Oberforstmeister  von  Rössing,  den  Erass  des  Eichen- 
Processionsspinners  in  der  näheren  Umgebung  von  Dessau  zu  besichtigen. 
Bei  dieser  Gelegenheit  fanden  wii  in  einem  dem  Frassgebiete  benachbarten 
Pflanzgarten  an  der  glatten  Rinde  jüngerer  Eichen  Haufen  von  Scbmetterlings- 
eiem,  weiche  in  mehreren  regelmässigen  Reihen  nebeneinander  festgeklebt 
waren.  Jede  Gruppe  enthielt  100 — 200  Eier  und  hatte  die  Gestalt  eines  langge- 
zogenen Sechseckes  (5,  S.  908,  Fig.  268),  da  die  mittleren  Reihen  etwas 
länger  waren  als  die  Randreihen.  Professor  Alt  um  sprach  dieselben  sofort  als 
Eier  des  Eichen-Processionsspinners,  Cnethocampa  processionea  L,  an  und 
beschrieb  diese  Art  der  Eiablage  bald  darauf  (1,  S.  641).  Obgleich  ich 
die  Richtigkeit  der  Alt  um 'sehen  Bestimmung  durchaus  nicht  bezweifelte, 
versuchte  ich  doch  bei  Niederschreibung  des  beti'effenden  Abschnittes  der 
^^Mitteleuropäischen  Forstinsektenkunde'^  die  directe  Gewissheit  zu  erlangen, 
dass  die  Eier  von  dem  Proeessionsspinner  herrührten.  Ich  untersuchte  daher 
mikroskopisch  den  braunen  Kittüberzug,  der  sie  bedeckt  und  ihnen  völlig 
die  Farbe  der  Eichenrinde  giebt.  Waren  die  Angaben  von  KoUar 
(2,   S.  325  u.  326)  richtig,   so  mussten  in  diesem  Eitt  Theile  der  Haare 


*)  In  der  kurzen  Mittheilung  hierüber  in   den  Sitzungsberichten  S.  12  diese»' 
Bandes  hat  sich  der  Druckfehler  „C^^nocampa^^  eingeschlichen!  den  ich  zu  verbessern  bitte. 

eu.  üviin  Dnadmi,  1898,  —  Abb.  7. 


109 

oder  Schuppen  des  Afterbusches  des  Weibchens  enthalten  sein.  Bei 
ßetrachtang  des  ersten  von  mir  hergestellten  Präparates  fand  ich  denn 
auch  zahlreiche  Bruchstücke  brauner  Schmetterlingsschuppen  und  ein 
Veigleichspräparat,  das  ich  aus  dem  Afterbusche  des  Weibchens  eines 
Eichen-Processionsspinners  herstellte,  liess  die  absolute  Uebereinstimmung 
der  dem  Eieriiäufchen  und  dem  Afterbusche  des  weiblichen  Falters  ent- 
nommenen Schuppen  erkennen.  Die  Richtigkeit  der  AI  tum 'sehen 
Bestimmung  stand  also  fest 

Es  fiel  mir  aber  auf,  dass  es  wirkliche  Schuppen  und  zwar  sehr 
grosse,  mit  ganz  charakteristischerer  Sculptur  yersehene  waren,  nicht,  wie  bei 
vielen  anderen  Eierhäufchen,  z.  B.  beim  Schwammspinner,  Liparis  (Ocneria) 
dispar  L.,  wirklich  haarartige  Wolle.  Femer  waren  diese  Schuppen  in 
Grösse,  Gestalt  und  Sculptur  vollständig  verschieden  von  denen,  welche 
der  so  ungemein  nahe  verwandte  Eiefem-Processionsspinner,  Onethoeampa 
pinivora  Tr.,  zum  Eindecken  seiner,  an  den  Kidfernnadeln  abgelegten  Eier 
verwendet,  wie  diese  nicht  lange  vorher  von  Dr.  Zickerow  in  Gammin 
beschrieben  und  abgebildet  worden  waren  (4,  S.  747).  Ich  beschloss  daher, 
den  Afterbusch  aller  mir  zugänglichen  Onethoeampa- ArtQu  zu  untersuchen. 
Die  dritte  mitteleuropäische  Art,  denPinien-Processionsspinner,  Cn.  pityocampa 
Schift,  besass  unsere  Sammlung,  dagegen  fehlten  ihr  die  beiden  noch  süd- 
licheren und  ihr  hoher  Preis  (2,5  und  12  Mark  für  ein  Exemplar)  hielt 
mich  von  dem  Ankaufe  zurück.  Hocherfreut  war  ich  daher,  als  der 
bekannte  Lepidopterologe  Dr.  Staudinger  in  Blasewitz  bei  Dresden  mir 
einige  nicht  ganz  fehlerfreie  Exemplare  der  spanischen  Cn.  herculeana  Rbr. 
und  der  levantinischen  Cn,  solitaria  Frr.  kostenlos  zur  Untersuchung 
überliess.  Ich  verfehle  nicht,  hierfür  auch  öfTentlich  meinen  besten  Dank 
auszusprechen. 

Die  Untersuchung  dieses  reichen  Materiales  ergab,  dass 

1)  am  Hinterleibe  der  Weibchen  aller  5  Cnefhocanvpa'Äxien  des 
europäischen  Faunengebietes  unter  einer  äusseren  Schicht  einfach  linearer 
Afterwolle  ein  dichter  Wulst  sehr  grosser,  speciell  zur  Bedeckung  der  Eier 
bestimmter  Schuppen,  die  ich  Eierdeckschuppen  nenne,  vorhanden  ist, 
wie  er  meines  Wissens  bei  keiner  anderen  Nachtfaltergattung  vorkommt;*) 

2)  dass  jede  dieser  äusserlich  einander  ähnlichen  Arten  eine  ihr  speciell 
eigenthümliche  nach  Grösse,  Form,  Zeichnung  und  Sculptur  verschiedene 
Form  von  Eierdeckschuppen  besitzt 


*^  Die  AfterbÜBche  der  übrigen  Nachtfalter,  die  das  Material  /.um  Eindecken  der 
Eier  hefern,  bestehen  nftmlich  aus  ganz  langen  fadenartigen  Gebilden,  die  ent- 
weder jedes  für  sich  einer  Schuppe  entsprechen  (PorÜiesia  ckryrorrhoea  L.),  oderTheile 
einer  lang  zerschlitzten  Schuppe  (Bombyx  lanestris  L.)  oder  wenigstens  eine  ganz 
schmale  Schuppe  darstellen,  die  nur  bei  starker  VergrOsserung  als  flache  Schuppe 
erkennbar  wird  (Orgyia  selenüiea  Esp.).  Am  nächsten  steht  den  Processionsspinnem, 
was  den  Afterbuscb  der  Weibchen  betrifft,  noch  Düoba  caendeocephdla  L.  Bei  dieser 
Gattung  besteht  er  aus  sehr  langen  fadenartigen  Schuppen,  die  aber  am  Ende  in 
einen  breiten,  abgerundet  dreieckigen  Endtheil  ausgeben.  Dies  dürften  wohl  sicher 
die  „geknöpften  Fftden"  sein,  mit  denen  nach  E.  Hof  mann  die  Eier  besetzt  sein  sollen. 
Doch  besteht  auch  bei  dieser  Gattung  der  Afterbusch  aus  einer  Schuppenart  und 
hat  nicht  eine  äussere  verhüllende  Bedeokunff  von  eigentlicher  Afterwolle.  Ich  weise 
übrigens  darauf  hin,  dass  eingehenderes  Studium  der  Afterwolle  der  Nachtfalter  noch 
manche  interessante  Thatsaehen  zu  Tage  fSrdern  dürfte. 


Die  Lage  und  Anordnung  dieser  Eierdeckechiippen  ist  bei  allen  5  Arten 
die  gleiche.  Der  Hinterleib  des  Weibchens  ist  stumpf  abgerundet  und  an 
seinem  Ende  mit  einem  Besätze  gewöhnlicher,  langer  Afterwolle  von  an- 
nähernd der  Farbe  des  Hinterleibes  bedeckt,  so  das3  man  an  einem  wohl- 
erhaltenen  Exemplare  nichts  Auffälliges  bemerkt  (Fig.  1).  Entfernt  man 
dagegen  diese  äussere  Schicht,  so  liegt  unter  ihr,  dicht  ziegelartig  über- 
einander gelegt,  eine  geradezu  riesige  Menge  grosser  Schuppen,  die  eine 
ungefähr  balbkugelformige ,  dicke  Schale  auf  dem  letzten  Leibringe  ober- 
halb der  After-  und  Geschlechtsöffnung  bilden  (Fig.  2). 

Befeuchtet  man  den  Hinterieib  eines  gewöhnlichen,  trockenen  Sammlungs- 
exemplares  zunächst  mit  Benzin,  legt  dasselbe  eine  längere  Zeit  in  ge- 
schmolzenes ParafSn  und  lässt  das  herausgenommene  Exemplar  erkalten, 
so  kann  man  bequem  den  Hinterleit)  mit  einem  Rasirmesser  in  der  Mittel- 
ebene spalten.  Löst  man  dann  das  Paraffin  wieder  in  Benzin  auf,  so 
entsteht  ein  Präparat,  in  welchem  man  die  natürliche  Lage  der  Eierdeck- 
Bchuppen  und  der  AfterwoUe  auf  dem  Längsschnitt  genau  übersehen  kann 
(Fig.  3).  Eb  tritt  jetzt  eine  geradezu  lächeriiche  Aehnlichkeit  des  Eier- 
(ißckscliuppenwulstes  mit  dem  unter  dem  Namen  „Tournure"  bekannten 
weiblichen  Kleidungsstücke  hervor.  Das  spitze  eigentliche  Hinterleibsende 
erhält  durch  diesen  Wulst  eine  gewölbte  Abrundung  und  bauscht  die 
deckende  Schicht  Afterwolle  auf. 

Besonders  bemerkeoswerth  ist  die  geradezu  riesige  Grösse  dieser 
Schuppen  im  Vergleich  mit  den  Fliigelschuppen ,  sogar  bei  dem  Eichen- 
processionsspinner,  der  die  kleinsten  Eierde(^schuppen  unter  allen  5  Arten 
hat.  Bei  dem  Pinien-Piocessionsspinner  werden  sie  bis  über  2  mm  lang 
und  über  1  mm  breit  Uebrigens  wechselt  die  Grösse  in  einem  und  dem- 
selben Afterbusche  sehr  bedeutend,  doch  überwiegen  stets  die  grossen 
Schuppen  an  Zahl. 

In  der  entomologischen  Literatur  ist  mir  eine  einzige  genauere  Er- 
wähnung dieses  Verhaltens  bekannt  und  diese  ist  so  versteht,  dass  sie 
wohl  nur  wenigen  Fachleuten  zur  Kenntniss  gekommen  sein  dürfta  Der 
Augustiner-Priestor  Prosper  Dallinger  beschreibt  und  zeichnet  diese  Ver- 
hältnisse bereits  1798  bei  dem  „Fichtenspinner"  Plmltwna  bombyx 
Fityocampa,  wie  er  fälschlich  den  Kiefern- Processionsspinner  nennt: 
„  .  .  .  an  dem  Ende  des  rothgelben  Hinterleibes  über  dem  After  eine 
braune,  etwas  glänzende  Bedeckung,  welche  aus  einer  sehr  grossen  Menge 
aufeinander  gehäufter  Schüppchen  besteht,  sie  sind  sehr  leicht  und  die 
kleinste  Bewegung  gegen  dieselben  ist  hinreichend,  sie  zu  beben  und 
ausfallen  zu  machen."     (3,  S.  31,  Taf  II,  Fig.  9.) 

Ebensowenig  dürfte  es  in  wissenschaftlichen  Kreisen  bekannt  sein, 
dass  Dr.  Zickerow  in  Cammin  in  der  Gartenlaube  in  einem  auch  sonst 
ganz  vortrefflichen  Aufsatze  die  Eierdeckscbuppen  und  ihre  Lage  bei  der- 
selben Art  gut  geschildert  hat  (4,  S.  747). 


111 

Die  YerwenduDg  dieser  Schuppen  ist,  soweit  ich  weiss,  nur  bei  den 
drei  bekannteren  Arten  beobachtet  worden. 

Das  Weibchen  des  Eichen-Processionsspinners  mischt  die  Schuppen 
unter  den  Kitt,  mit  dem  es  die  an  und  für  sich  schneeweissen  Eier 
anklebt  und  so  überzieht,  dass  sie  die  Farbe   der  Eichenrinde   bekommen. 

Die  beiden  Nadelholzarten  legen  ihre  Eier  an  die  Kiefernadeln  und 
decken  dieselben  ganz  regelmässig  mit  den  Eierdeckschuppen  ein.  Dies 
wird  zwar  in  der  älteren  Literatur  erwähnt,  genauer  aber  nur  von 
Dr.  Zickerow  beschrieben  und  abgebildet.  Ihre  Anordnung  auf  dem  meist 
beide  Nadeln  eines  Nadelpaares  unofassenden,  langgestreckt  walzigen ,  am 
besten  mit  einem  Rohrkolben  zu  vergleichenden  Eierhaufen  ist  genau  wie 
die  der  Schuppen  in  einem  Fichtenzapfen.  Es  deckt  also  die  ursprünglich 
derCaticula  ansitzenden  Spitze  jeder  Schuppe  das  breite  Ende  jeder  folgenden 
weiter  nach  der  Nadelspitze  zu  aufgeklebten,  sodass  bei  dem  Kiefern- 
Processionsspinner  der  ganze  Eierhaufen  gleichmässig  braungelb  erscheint, 
obgleich  die  Endhälfte  jeder  Schuppe  zunächst  einen  schmalen  ganz 
dunklen  Rand,  dann  eine  weisse  und  schliesslich  eine  breite  dunkelbraune 
Binde  zeigt  Diese  ganze  Zeichnung  wird  durch  die  regelmässige  üeber- 
einanderschichtung  der  Schuppen  völlig  verdeckt.  Da  nach  Zickerow  die 
Ablage  und  Eindeckung  der  Eier  an  der  Nadelbasis  beginnt,  so  muss  das 
freie  Ende  jeder  folgenden  Schuppe  unter  die  Spitze  der  vorhergehenden 
untergeschoben  werden. 

Wenden  wir  uns  nun  zur  genaueren  Schilderung  der  Eierdeckschuppen 
bei  den  5  Arten  des  europäischen  Faunengebietes. 

Man  kann  diese  Arten  in  2  Gruppen  theilen,  je  nachdem  die  Stirn 
des  Falters  unter  der  Beschuppung  einfach  gewölbt  oder  mit  einem  un- 
beschuppten,  hahnenkammähnlichen ,  mittleren  Ghitinfortsatz  versehen  ist, 
der  allerdings  durch  die  seitlichen  Kopfschuppen  oder  richtiger  Haare  fast 
verdeckt  wird  (5,  S.  912,  Fig  265).  Zu  der  ersten  Gruppe  gehört  unsere 
heimische  Cnelhocampa  processionea  und  die  levantinische,  in  Eleinasien, 
Syrien  und  Palästina  vorkommende  Gti.  solUaria.  In  der  zweiten  Gruppe 
stehen  die  ost-  und  norddeutsche  Cn.  pinivora^  die  circummediterrane 
Cn.  piiyocampa^  also  die  beiden  auf  Finus  als  Raupennahrung  angewiesenen 
Arten,  und  die  der  iberischen  Halbinsel  eigenthümliche  Chu  herctdeanaj 
deren  Raupe  sich  von  verschiedenen  niederen  Pflanzen  nährt.  Wir  werden 
die  Arten  in  der  angegebenen  Reihenfolge  besprechen. 

Gnethocampa  processionea  L,  der  Eichen -Processionsspinner. 
Diese  Art  hat  die  kleinsten  Eierdeckschuppen  (Fig.  6).  Sie  sind  lang  und 
schmal;  von  ihrem  zugespitzten  Grundende,  an  dem  ein  eigentliches 
Stielchen,  wie  bei  so  vielen  anderen  Schmetterlingsschuppen  nicht  vor- 
handen ist,  laufen  die  ganz  sanft  geschwungenen  Seitenränder  allmählich 
auseinander  und  werden  weiterhin  fast  ganz  parallel.  Yon  der  Mitte  ab 
treten  sie  nunmehr  kaum  merklich  wieder  zusammen,  sodass  der  quer 
abgestutzte  Endrand  um  eine  Kleinigkeit  schmäler  wird,  als  die  Mitte. 
Der  Endrand  bildet  keine  gerade  Linie,  sondern  geht  in  fein  ausgezogene 
Zacken  über  (Fig.  6b).  Je  grösser  die  Schuppe,  desto  grösser  die  Zahl 
der  Zacken.     Zwischen  den  grossen  Zacken  stehen  mitunter  kleinere. 

Die  Maasse  von  5  recht  verschieden  ausgesuchten  Schuppen  waren: 
Länge  1,4   —  1,3  —  1,2   ~  1,0    —  0,8     mm 
Breite  0,19—  0,2  —  0,12—  0,11—  0,05     „ 


Ön-.  ^lOMWÜnUa-.  C*V.  ^tfM^ivCVCl'. 


8. 


118 

Die  meisten  Schuppen  waren  ungefähr  1,2  mm  lang. 

Die  in  der  Grundhälfte  hellere  Färbung  der  Schuppen  geht  allmählich 
nach  dem  Endrande  zu  ins  Dunkle  über,  bei  durchfallendem  Lichte  ins 
Dunkelbraune. 

Ihre  Sculptur  ist  eine  verhältnissmässig  grobe,  schon  bei  SOfacher 
Yergrösserung  erkennbare  (Fig.  6c).  Sie  besteht  aus  Längsrippen, 
die  Tom  Gründende  ausstrahlen  und  ziemlich  parallel  bis  zum  Endrande 
Terlaufen.  Ton  der  Mitte  der  Schuppe  angefangen  schalten  sich  einige 
Rippen  aus.  Die  Bippen  sind  am  Grunde  ungefähr  3—3,5  fi  von  einander 
entfernt,  und  linear,  aber  in  Entfernung  von  4—*  14  ^i  zu  länglichen 
Knötchen  angeschwollen,  die  in  der  Grundhälfte  der  Schuppe,  oft  zu 
kleinen  endwärts  gerichteten  Dömchen  werden,  und  auch  an  den  Seiten- 
rändem  schwach  vortreten.  Dort  wo  die  dunklere  Färbung  der  Schuppe 
beginnt,  werden  Bippen  und  Knötchen  dicker  und  dunkler  chitinisirt  und 
von  den  einzelnen  Knötchen  strahlen  feinste  fiederartige  Fortsätzchen  aus, 
die  nach  dem  Endrande  zu  mit  den  Bippen  selbst  verschmelzen  und  diese 
verbreitem,  sodass  nun  breitere  braune  Kiele  entstehen,  auf  deren  Mitte 
die  ursprüngliche  Bippe  und  die  Knötchen  nur  wenig  hervortreten. 
Diese  Kiele  sind  nur  durch  ganz  feine  helle  Linien  geschieden.  Sie 
laufen  am  Endrande  entweder  frei  aus  oder  treten  auf  den  Zacken 
zusammen.  Die  grossen  Schuppen  haben  mehr  Bippen  als  die  kleinen. 
Bei  der  breitesten  zählte  ich  62,  bei  der  schmälsten  nur  27. 

Cnethocampa  sclitaria  Frr. 

Diese  Art  hat  bereits  bedeutend  grössere  Schuppen,  die  aber  auch 
stark  in  ihren  Dimensionen  wechseln  (Fig.  4  a).  Die  meisten  haben  einen 
halbkreisförmig  begrenzten  Grund,  von  dem  sich  das  sie  festheftende,  kurze 
Stielchen  scharf  absetzt  Hier  liegt  die  grösste  Breite  der  Schuppe,  und 
von  dieser  Stelle  laufen  nun  die  geraden  Seitenränder  convergirend  dem 
quer  abgestutzten  Endrande  zu,  kurz  vor  demselben  plötzlich  noch  etwas 
enger  zusammentretend,  sodass  der  Endrand  ungefähr  die  Hälfte  der 
grossesten  Breite  misst  Letzterer  ist  entweder  einfach  senkrecht  gegen 
die  Längsrichtung  der  Schuppe  oder  schwach  convex  und  dann  häufig 
etwas  schief  angesetzt  Er  geht  in  längere,  grobe  Zacken  (Fig.  4  b)  mit  an- 
fanglich parallelen  Bändern  aus,  die  sich  erst  ganz  am  Ende  zuspitzen, 
oder  hier  in  feinere  spitze  Zäckchen  zertheilen;  die  Lücken  zwischen  je^ 
zwei  grossen  Zacken  haben  einen  gerundeten  Grund.  Die  Grundhälfte  der 
Schuppen  ist  farblos  mit  einigen  dunkleren,  unregelmässig  von  demStielcben 
ausstrahlenden  Streifen.  Ton  der  Mitte  an  wird  die  Schuppe  ganz  all- 
mählich dunkler  braun,  eine  Färbung,  die  kurz  vor  dem  Bande  plötzlich 
aufhört,  sodass  hier  eine  schmale  weisse  Binde  entsteht,  die  sich  auf  den 
Grund  der  grossen  Zacken  fortsetzt,  deren  Spitzen  wieder  dunkel  gezeichnet 
sind.  Bei  den  kleineren  Schuppen  ist  das  Grundende  der  Schuppen  nicht 
halbkreisförmig,  sondern  mehr  lancettlich  zugespitzt  Zwischen  beiden 
Formen  bestehen  alle  üebergänge. 

Die   Maasse    von   4   möglichst  verschieden  ausgesuchten   Schuppen 
waren  folgende: 

Länge 1,5   —  1,4  —  1,2   —  1,0    mm 

Srösste  Brette  .     .    .  0,7    —  0,6    —  0,3   —  0,21    „ 
reite  des  Endrandes  0,24  —  0,33  —  0,16  —  0,10    „ 


114 

Das  Stielchen    war   bei   allen  15  u  lang,   die   Endbinde   mit  Zacken 
ungefähr  0,12  mm  breit. 

Erst  bei  sehr  starker  Vergrösserung,  am  besten  mit  homogener 
Immersion,  erkennt  man  die  feinere  Sculptur.  Diese  besteht  an  der 
hellen  Basis  in  einer  äusserst  feinen,  von  dem  Stielchen  ausstrahlenden 
Bippung.  Die  einzelnen  hellen  Rippen  stehen  hier  ungefähr  1,75  fx  aus- 
einander. Sie  sind  besetzt  mit  sehr  feinen,  dunkel  chitinisirten  Körnchen, 
die  viel  enger  aneinander  stehen  als  die  Rippen  und  sich  oft  berühren. 
Die  oben  erwähnten,  schon  bei  schwacher  Vergrösserung  sichtbaren,  von 
den  Stielchen  ausstrahlenden  Streifen  entstehen  dadurch,  dass  in  ihnen  die 
Körnchen  noch  dichter  stehen  und  auch  grösser  sind.  Da  wo  die  Seiten- 
ränder der  Schuppen  gerade  zu  werden  anfangen,  treten  ganz  feine 
Körnchen  auch  zwischen  den  eigentlichen  Rippen  auf.  Beim  Beginne  der 
dunkleren  Endhälfte  werden  die  Rippen  allmählich  dunkler  und  die 
Knötchen  in  den  Zwischenräumen  ordnen  sich  neben  jeder  eigentlichen 
Rippe  in  zwei  Längsreihen,  die  mitunter  fiederartig  angeordnet  sind,  weiter- 
hin an  die  Rippen  herantreten  und  diese  verbreitem,  sodass  sie  nun  zu- 
sammen breitere  Längskiele  bilden,  deren  erhabene  Mittelkante  von  der 
ursprünglichen  Rippe  gebildet  wird.  Da  sich  da,  wo  die  dunklere  Färbung 
deutlich  bemerkbar  wird,  viele  der  ursprünglichen  Längsrippen  auskeilen, 
so  tritt  dort  häufig  ein  solcher  dunkler  Längskiel  ungefähr  an  die 
Stelle  zweier  ursprünglicher  Rippen,  und  da  zugleich  die  Schuppe  nach 
dem  Ende  schmäler  wird,  sind  die  um  3,5  /i  breiten  Kiele  nur  durch  eine 
ganz  feine  helle  Linie  von  einander  getrennt 

Die  heile  Endbinde  entsteht  dadurch,  dass  plötzlich  jeder  Kiel  sich 
wieder  in  eine  Mittelrippe  und  zwei  ihm  parallele  Nebenrippen  auflöst, 
die  wellig  in  die  Zacken  vej'laufen, 

Cnethoaimpa  pinivora  Tr.,  der  Kiefern -Processionsspinner. 
Die  Eierdeckschuppen  dieser  Art  haben  die  Gestalt  eines  gleichschenkligen 
Dreieckes  mit  nach  aussen  sanft  geschwungenen  Schenkeln  (Fig.  7). 
Sie  sitzen  mit  einem  kurzen,  kaum  abgesetzten  Stielchen  fest,  von 
dem  die  Seitenränder  in  sanfter  Biegung  abgehen.  Ihr  querer  End- 
rand geht  in  grössere  Zacken  aus,  deren  Anzahl  bei  den  breitesten 
Schuppen  bedeutend  grösser  ist,  wie  bei  den  kleinen  und  die  selbst  wieder 
häufig  kleinere,  feinere  Zäckchen  tragen.  Bei  einer  grossen  Schuppe  konnte 
^man  ungefähr  25  grosse  Zacken  zählen,  während  die  kleinsten  nur  5  oder 
gar  nur  3  hatten.  Abgesehen  von  den  Zacken  ist  der  Endrand  entweder 
ganz  gerade  oder  sanft  convex.  Ihre  grösste  Breite  erreichen  die  Schuppen 
entweder  auf  dem  Endrande  oder  ganz  dicht  vor  demselben.  Die  Grund- 
hälfte ist  bei  allen  Schuppen  farblos.  In  der  zweiten  Hälfte  erscheint  eine 
bei  durchfallendem  Lichte  hellbraun  erscheinende  Querbinde,  die  grund- 
wärts  ganz  allmählich  verläuft,  während  sie  kurz  vor  dem  Endrande 
scharf  abgesetzt  erscheint,  so  dass  nun  wieder  eine  farblose  schmale  End- 
binde auftritt.  Der  gezackte  Rand  ist  wieder  mehr  weniger  tiefbraun. 
Schon  bei  schwacher  Vergrösserung  erscheinen  auf  den  Schuppen  feine 
von  dem  Stielchen  ausstrahlende  und  dann  an  den  Seitenrändem  parallel 
laufende  Längsfältchen. 

Ihre  eigentliche  Sculptur  beginnt  aber  erst  bei  200facher  Vergrösserung 
sichtbar  zu  werden  und  kann  nur  mit  Immersion  klar  erkannt  werden. 
Sie   besteht  aus   sehr    feinen   Längsrippen,    die    in    der    Mitte   ungefähr 


116 

1^/1  von  einander  abstehen.  Im  Allgemeinen  sind  sie  durchaus  parallel, 
doch  spalten  sich  einzelne  wurzelwärts  in  zwei  neue,  oder  hören  plötzlich 
auf  oder  legen  sich  seitlich  an  eine  Nebenrippe  an.  Auch  schieben  sich 
mitunter  neue  Längsrippen  mit  freiem  Anfange  ein.  An  dem  Gründende 
stehen  sie  etwas  näher  bei  einander ,  als  in  ihrem  weiteren  Verlaufe.  Vom 
Stiel  bis  zum  Anfang  der  breiten  braunen  Binde  finden  sich  spärlichst 
vertheilt  an  den  Längsrippen  kleine,  kurze,  aber  im  Verhältniss  hohe 
Knötchen,  die  mitunter  zu  kurzen,  dem  Endrande  zugerichteten  Dörnchen 
werden.  Da  sie  aber  meist  ganz  hell  sind,  erkennt  man  sie  nur  bei  ge- 
nauester Auimerksamkeit  und  seitlicher  Beleuchtung.  Betrachtet  man  nur 
den  Theil  der  Schuppe,  der  bei  starker  Vergrösserung  gerade  im  Gesichts- 
felde liegt ,  so  scheint  es,  als  trüge  immer  nur  die  dritte  oder  fünfte  Längs- 
rippe solche  Knötchen.  Verschiebt  man  aber  das  Präparat,  so  sieht 
man,  dass  in  ihrem  weiteren  Verlaufe  auch  die  anscheinend  knotenfreien 
Kippen  solche  Anschwellungen  tragen,  die  also  nicht  auf  bestimmte 
Kippen,  sondern  im  Allgemeinen  regellos  und  sparsam  über  alle  Kippen 
vertheilt  sind.  Auf  dem  braunen  Theile  der  Schuppen  fehlen  sie  völlig. 
Die  braune  Färbung  beruht  darauf,  dass  hier  die  Längsrippen  dunkler 
werden  und  auch  ihre  Zwischenräume  etwas  gefärbt  sind. 

Die  Maasse  von  5  absichtlich  recht  verschieden  ausgesuchten  Schuppen 
waren: 

Länge    1,8  —  1,4   —  1,2  —  0,9  —  0,7     mm 
Breite    1,2  —  0,55  —  0,39  —  0,1  —  0,05    „ 

Cnethocampa  pityocampa  Schiff.,  der  Pinien-Processionsspinner. 
Diese  Art  hat  die  grossesten  und  zugleich  wenigst  pigmentirten  Eier- 
deckschuppen (Fig.  8).  Sie  haben  am  Grunde  ein  deutliches  Stielchen, 
von  dem  aus  die  Seitenränder  mit  stärkerem,  aber  auf  beiden  Seiten 
meist  ungleichmässigen  Schwünge  abgehen;  weiterhin  werden  sie  schwach 
gewölbt  und  gehen  allmählich  in  den  convexen  Endrand  über ,  der  in  un- 
regelmässige, faltig  zusammengelegte  Zacken  ausläuft.  Dieser  zackige 
Endrand  ist  schmäler,  als  die  kurz  vor  ihm  auftretende  grösste  Breite 
der  Schuppe. 

Die  Maasse  von  5  verschieden  ausgewählten  Schuppen  waren: 

Länge     2,7  —  2,4  —  1,5   —  1,4  ~  1,2    mm 
Breite      1,1  —  1,0  —  0,3  —  0,4  —  0,18     „ 
Endrand  0,8  -  0,9  —  0,25—  0,3  —  0,15     „ 

Am  Stielchen  erscheinen  die  Schuppen  bei  durchfallendem  Lichte  etwas 
gelblich,  späterhin  farblos  und  erst  im  letzten  Viertel  beginnt  allmählich 
eine  hellbraune,  etwas  längstreifige  Verdunkelung,  die  vor  dem  Endrande 
wieder  aufhört,  sodass  dort  eine  farblose  Endbinde  entsteht.  Die  Zacken 
des  Sandes  erscheinen  durch  die  Faltung  wieder  etwas  dunkler.  < 

Die  Sculptur  ist  etwas  deutlicher  als  bei  denen  des  Eiefern-Pro- 
cessionsspinners,  klar  aber  immerhin  nur  mit  Immersion  erkennbar. 
Sie  besteht  in  feinen  Rippen,  die  von  dem  Stielchen  zuerst  in  Gestalt 
unregelmässiger  Faltungen  ausstrahlen,  bald  aber  ganz  regelmässig  parallel 
verlaufen  in  einem  Abstände  von  ungefähr  1,75  u.  Besetzt  sind  diese 
Rippen  mit  feinen  zackigen  Dörnchen,  die  verhältnissmässig  stark  sind, 
bis  3  |i,  und  ihre  Spitzen  baJd  nach  dem  Grunde,  bald  nach  dem  Ende 
der  Schuppe  richten.    Sie  sind  in  der  Grundhälfte   zahlreicher,  als  in  der 


116 

Endhälfte,  aber  auch  noch  in  dem  dunkleren  Schappeotheil  völlig  erkennbar. 
Nur  auf  der  hellen  Endbinde  fehlen  sie  vollkommen.  Die  dunklere  Färbung 
im  letzten  Schuppenviertel  wird  durch  stärkere  Chitinisirung  von  Rippen 
und  Dörnchen  verursacht,  die  aber  hier  zugleich  etwas  weiter  von  einander 
abstehen.  Im  Ganadabalsam  werden  diese  Schuppen  so  hell,  dass  sie  nur 
scliwer  erkennbar  sind. 

Oneihocampa  herculeana  Rbr. 

Die  Eierdeckschuppen  dieser  Art  (Fig.  5  a)  sind  zwar  kleiner  als  die  der 
beiden  vorhergehenden,  aber  immer  noch  viel  grösser,  als  die  des  Eichen- 
Processionsspinners ,  denen  sie  der  allgemeinen  Form  nach  am  nächsten 
stehen,  während  sie  sich  der  Sulptur  nach  denen  der  Nadelholzarten  an- 
schliessen.  Sie  sind  lancettförmig  und  beginnen  am  Grunde  mit  einem 
deutlichen,  aber  nur  schwach  abgesetzten,  stets  seitlich  ein  wenig  von 
der  Mittellinie  abgebogenen  Stielchen.  Auch  die  beiden  Seitenränder  sind 
anfänglich  meist  ungleich  geschwungen ;  später  verlaufen  sie  mehr  parallel 
und  treten  schliesslich  wieder  etwas  näher  zusammen,  sodass  der  gezackte 
Endrand  schmäler  ist,  als  die  grösste  Breite  der  Schuppe.  Der  End- 
rand ist  unregelmässig  und  seicht  ausgezackt  und  stets  senkrecht  auf  der 
Mittellinie.  Das  Stielchen  ist  gelblichbraun,  dann  folgt  eine  hellgelbe 
Grundhälfte,  die  allmählich  in  die  etwas  dunklere  Endhälfte  übergeht  Kurz 
vor  dem  Endrande  hellt  sich  die  Schuppe  wieder  auf,  ohne  dass  eine 
eigentliche  helle  Endbinde  zu  bemerken  wäre.  Auch  die  Zacken  sind  nicht 
wesentlich  dunkler.  Die  Zeichnung  der  Schuppe  ist  also  bei  dieser  Art 
am  wenigsten  ausgesprochen.  Am  Grunde  scheinen  die  Schuppen  oft  mit 
einem  wachsähnlichen  üeberzuge  bedeckt 

Die  Maasse  5  recht  verschiedener  Schuppen  waren: 

Länge      1,7   —  1,7  —  1,6  —  1,2  —  1,1     mm 
Breite      0,65  —  0,5  —  0,4  -  0,14  —  0,12    „ 
Endrand  0,37  —  0,3  —  0,2  —  0,05  —  0,045  „ 

Die  Sculptur  besteht  wieder  in  einer  feinen  Längsrippung  (Fig.  5  b). 
Die  einzelnen  Bippen  sind  linear  und  stehen  am  Grunde  ungefähr  2  u 
auseinander,  später  etwas  weiter,  aber  nie  über  3  /<.  Am  schmalen  End- 
rande nähern  sie  sich  wieder.  In  der  Grundhälfte  sind  sie  mit  feinsten 
Knötchen  besetzt,  die  weiter  auf  der  Rippe  auseinander  stehen,  als  diese 
untereinander.  Sie  sind  sehr  regelmässig  über  alle  Rippen  vertheilt,  aber 
so,  dass  nur  selten  zwei  auf  benachbarten  Rippen  gelegene  Knötchen 
nebeneinander  stehen;  meist  entspricht  einem  Knötchen  auf  der  einen 
ein  knotenfreies  Stück  auf  der  anderen.  Von  der  Mitte  ab  hören  die 
Knötchen  völlig  auf,  dagegen  werden  die  Rippen  etwas  stärker  chitinisirt. 

Gemeinsam  ist  also  den  Eierdeckschuppen  aller  Arten  die  verhältniss- 
massig  bedeutende  Grösse,  besonders  da  stets  die  grossen  Exemplare  die 
kleinen  an  Zahl  bedeutend  übertrefien,  der  gezackte  Endrand  und  die 
Längsrippung  mit  Knötchen.  Dagegen  ist  die  Form  ungemein  verschieden, 
ebenso  die  Färbung  und  die  feineren  Verhältnisse  der  Sculptur.  Was 
letztere  anbetrifft,  so  stehen  die  Arten  mit  gewölbtem  Scheitel  einander 
bedeutend  näher  als  die  mit  kammtragendem  Scheitel,  indem  bei  jenen  die 
Rippen  in  der  Endhälfte  zu  deutlichen  Kielen  verbreitert  sind,  was  bei 
letzteren   nicht  zutrifft     Auf  jeden  Fall  sind  die  Eierdeckschuppen  aller 


117 

5  Arten  aber  so  verschieden,  dass  eine  Eierdeckschappe  genügt,  um 
mikroskopisch  die  Art,  der  sie  angehört,  zweifellos  festzustellen. 

Ich  Tersage  es  mir,  an  die  eben  geschilderten  Thatsachen  längere 
theoretische  Auseinandersetzungen  zu  knüpfen.  Nur  kurz  will  ich  darauf 
hinweisen,  wie  merkwürdig  es  ist,  dass  Schmetterlingsarten,  die  einander 
im  allgemeinen  Habitus  so  nahe  stehen,  dass  einige  Yon  ihnen  lange  Zdt 
zusammengeworfen  wurden  —  ich  meine  den  Kiefern-  und  den  Pinien- 
processionsspinner  —  und  welche  in  dem  Bau  und  der  Lebensweise  ihrer 
Raupen  so  nahe  übereinstimmen,  dass  man  wohl  berechtigt  ist,  vom 
descenztheoretischen  Standpunkte  aus  anzunehmen,  dass  die  Trennung  der 
einzelnen  Arten  noch  nicht  allzulange  erfolgt  ist,  in  so  minutiösen  Details 
absolut  scharf  unterschieden  sind.  Kann  man  sich  wirklich  denken,  dass 
diese  unterschiede  durch  natürliche  Zuchtwahl  entstanden  sind? 

Zum  Schlüsse  möchte  ich  noch  bemerken,  dass  der  Zweifel,  den 
Dr.  Staudinger  in  seinem  Catalog  der  Lepidopteren  des  europäischen 
Fauoengebietes  in  Bezug  auf  die  Zugehörigkeit  der  Cn.  herctdeana  zu  der 
Gattung  Cnethocampa  ausspricht,  indem  er  zusetzt:  „vix  hujus  generis"^ 
mir  durch  das  Yorhandensein  des  Eierdeckschuppen -Busches  bei  den 
Weibchen  völlig  beseitigt  erscheint. 


Quellenangaben. 

1.  Altum:  Zur  Lebensweise  und  Yertilgung  des  Eichenprocessionsspinners. 
Zeitschr.  f.  Forst-  u.  Jagdwesen  XIX,  1887,  S.  540—547. 

2.  Eollar:  Naturgeschichte  der  schädlichen  Insecten  in  Beziehung  auf 
Landwirthschaft  und  Forstcultur.    Wien  1837,  8«. 

3.  Dallinger,  R:  Gesammelte  Nachrichten  und  Bemerkungen  über  den 
Fichten  Spinner  oder  die  Baumraupe  u.  s  f.  X  u.  78  S.  m.  3  Kupfer- 
tafeln.     Weissenburg  1798  bei  den  Gebr.  Jacobi,  kl.  8®. 

4.Zickerow,    G.:.  Der    Kiefemprocessionsspinner.      Gartenlaube    1890, 

S.  744—747  mit  AbbUdungen. 
5.  Judeich  und  Nitsche:  Lehrbuch  der  Mitteleuropäischen  Forstinsecten- 

kunde.    Wien,  Ed.  Hölzel,  8». 


118 


YIII.  Myeologisehe  Ergebnisse  eines  kurzen  Ausfluges 

bei  Meissen. 

Von  Prof.  Dr.  P.  Mafirnua  in  Berlin. 


Als  ich  AnfaDg  September  1893  in  Dresden  weilte,  folgte  ich  gern 
der  freundlichen  Aufforderung  des  Herrn  Prof.  Drude,  mit  ihm  einen 
Ausflug  nach  Meissen  zu  machen,  den  wir  am  6.  September  in  der  sach- 
kundigen und  gefalligen  Begleitung  des  Herrn  Prof.  Alfr.  Fischer  aus- 
führten. Der  Vormittag  war  einer  kurzen  botanischen  Excursion  gewidmet, 
auf  der  ich  meine  Aofmerksamkeit  auch  etwas  den  parasitischen  Pilzen 
zuwandte.  Da  ich  dabei  eine  einiges  Interesse  darbietende  Beobachtung 
über  das  Auftreten  der  unseren  angebauten  Kohlsorten  so  schädlichen 
Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  machte,  so  erlaube  ich  mir  hier  einen 
kurzen  Bericht  über  dieselbe  zu  geben. 

Wir  schritten  von  Meissen  gegenüber  der  Festung  zunächst  unten  an 
der  Elbe,  verliessen  dann  das  tiefere  Eibufer  und  begaben  uns  auf  die 
sich  am  Eibufer  hinziehenden  Hügel  bis  zur  Enorre,  auf  denen  den 
Berliner  Botaniker  Euphrasia  ItUea,  Äsperula  glauca,  Andropogon  Ischae- 
mum  u.  a.  erfreuten.  Von  der  Knorre  stiegen  wir  wieder  zum  Eibbette 
hinab,  Hessen  uns  unweit  derselben  übersetzen  und  kehrten  am  fllbufer 
über  die  Eibwiesen  und  den  dortigen  Bergesrücken  nach  Meissen  zurück. 

Gleich  am  Eibufer  hinter  der  Brücke  bemerkte  ich  niedrige  Exemplare 
von  Nasturtium  süvestre  mit  knollig  angeschwollenem  Wurzelhalse.  Sie 
nahmen  mein  lebhaftes  Interesse  in  Anspruch;  die  später  vorgenommene 
Untersuchung  ergab,  dass  sie  von  Plasmodiophora  Brassicae  Wor.  ge- 
bildet waren.  Auf  den  Hügeln  sammelte  ich  ausser  den  Phanerogamen 
namentlich  Ustilago  violacea  (Pers.)  Tul.  in  den  Antheren  von  Dianthm 
Carthusianorum,  Es  trat  dort  an  einer  Stelle  epidemisch  auf  dieser 
Wirthspflanze  auf,  während  ich  es  an  anderen  Caryopbylleen  nicht  bemerkte; 
doch  war  die  Zeit  zu  kurz,  diesen  interessanten  Punkt  genauer  festzu- 
stellen (vergl.  meine  hierauif  bezüglichen  Ausführungen  inHedwigia  1894, 
Nr.  2).  Auch  traf  ich  dort  das  seltenere  SorispoHum  Saponariae  Rud. 
in  den  Fruchtknoten  und  Blüthenboden  von  Dianthtis  Carthusianorum, 
leider  nur  in  einem  einzigen  Stocke,  dessen  sämmtliche  Blüthentriebe  aber 
natürlich  dicht  davon  befallen  waren.  Unten  an  dem  eigentlich  noch  zum 
Eibbette  gehörigen  Ufer  sammelte  ich  wieder  unter  dem  gefälligen  Beistande 
der  Herren  Prof.  0.  Drude  und  Prof.  A.  Fischer  Nasturtium  silvestre  mit 
knolligen  unterirdischen  Anschwellungen  an  den  Wurzeln  und  dem  Wurzel- 
halse. Es  vesdient  hervorgehoben  zu  werden ,  dass  wir  Drei  niemals  einer 
Pflanze  des  Nasturtium  süvestre  vorher  schon  einen  leidenden  Zustand 
ansehen  konnten;  wir  mussten  vielmehr  die  Pflänzchen  auf  gut  Olück  aus 
dem  Boden  nehmen  und  die  unterirdischen  Theile  untersuchen;  dennoch 
sammelten  wir  dort  in  kurzer  Zeit  etwa  10  Pflanzen  mit  Wurzelknollen 
und  hätten,  wenn  wir  uns  mehr  Zeit  genommen  hätten,  sicher  deren  noch 

tfM.  Im»  in  IkMdni,  IBM.  —  Abh.  ö. 


_119_ 

viele  gefunden.  Im  Eibbette  traf  ich  dort  noch  von  mich  interessirenden 
parasitischen  Pilzen  Albugo  Candida  (Pers.)  0.  Kze.  (=  Oystopus  candidt^s 
Lev.)  auf  Nasturtium  amphibium,  Cercospora  dubia  Biess.  auf  Chenopodium 
aHnm^  Pucdnia  Acetosae  (Schum.)  Körn,  auf  Rumex  acetosa^  nur  in  der 
üredoform  und  auch  auf  dem  Stengel  der  BliUhenschäfte  viel  auftretend, 
ferner  UsHlago  utrictdosa  auf  Poiygonum  lapathifolium  ^  Erysiphe  ütnbeUi' 
ferarum  DBj.  auf  Heracleum  Sphondylium  und  Pastinaca  sativa  und 
Erysiphe  Linkii  Lev.  auf  Tanacetum  vulgare.  Am  hiesigen  Eibufer  wurde 
gegenüber  der  Knorre  Ustilago  anomdla  J.  Kze.  auf  Polygonum  Convcl- 
wlus  reichlich  angetroffen.  Näher  lieissen  zu  war  auf  einer  niedrigen  Eib- 
wiese Knauiia  arvensis  viel  befallen  von  Ustilago  flosctUorum  DG.  und  es 
war  mir  ein  interessantes  Schauspiel^  zu  sehen,  wie  an  den  befallenen 
Blöthen,  deren  Pollen  durch  Brandsporen  ersetzt  ist,  viele  Fliegen  sassen, 
dort  saugten  und  weiter  flogen  und  so  die  Brandsporen  weiter  verbreiteten. 
Die  brandigen  Blüthen  waren  mindestens  ebenso  stark  von  Insecten  besucht, 
als  die  gesunden.  Auf  dem  Hügel,  den  wir,  um  zur  Stadt  zurück  zu 
gelangen ,  noch  überstiegen ,  stand  auch  viel  das  hier  weit  verbreitete  An- 
drapogon  Ischaemon,  dessen  Blüthen  stände  nicht  selten  von  Ustilago  Ischaemi 
angegriffen  und  in  Folge  dessen  verkrüppelt  und  deformirt  waren. 

Konnte  ich  in  der  geringen  Zeit  dieses  schönen  Spazierganges  auch 
nur  wenige  parasitische  Pilze  einsammeln,  so  fällt  doch  unter  denselben 
sofort  die  verhältnissmässig  grosse  Anzahl  von  Ustilagineen  auf,  die  an 
der  stets  etwas  feuchten  Luft  des  Eibufers  offenbar  sehr  gute  Bedingungen 
zu  ihrem  Oedeihen  finden.  Am  interessantesten  ist  aber  das  Auffinden 
der  Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  an  einer  wilden  Crucifere  in  einem 
Boden  mit  seiner  natürlichen,  d.  h.  nicht  von  Menschen  angelegten 
Pflanzendecke.  Soviel  ich  wenigstens  mich  in  der  Litteratur  umgesehen 
habe,  ist  Plasmodiophora  Brassicae  Wor.  bisher  nur  auf  cultivirten 
Cruciferen  in  Culturland  beobachtet  worden,  und  wir  wissen  eigentlich 
über  ihr  Vorkommen  nicht  mehr,  als  was  ihr  Erforscher  darüber  1878  in 
seiner  ausführlichen  Arbeit  berichtet  hat.  Woronin  giebt  in  Pringsheim*s 
Jahrbüchern  für  wissenschaftliche  Botanik,  Bd.  XI,  1878,  S.  Ö51  an, 
dass  die  Hemienkrankheit  alle  Kohlsorten  befallt,  und  auch  auf  Iberis 
umbeüata  und  der  Levkoje  gefunden  wurde,  und  genau  dasselbe  geben 
die  zusammenstellenden  Autoren  in  ihren  Sammelwerken  an,  vgl.  z.  B. 
Schroeter  in  Engler  und  Prantl,  Natürliche  Pflanzenfamilien,  L  Th., 
1.  Abth.,  S.  7.  Hier  möchten  wir  aber  zum  ersten  Male  die  Krankheit 
an  ihrem  natürlichen  Standorte  angetroffen  haben ,  von  wo  sie  in's  Cultur- 
land eingedrungen  ist.  Dieser  Fund  lässt  mit  Sicherheit  erkennen ,  dass 
auch  diese  Krankheit  unserer  Culturpflanzen  sich  in  den  natürlichen 
Standorten  mit  bestimmten  klimatischen  und  Boden-Verhältnissen  (feuchtes 
Flussbett)  auf  nicht  cultivirten  Pflanzen  ausgebildet  und  von  dort  auf  nahe 
verwandte  Culturpflanzen  übergegangen  ist  und  sich  dort  ausgebreitet  hat. 
Auch  möchte  ich  die  Gärtner  Sachsens  darauf  hinweisen ,  dass  sie  mit 
doppelter  Aufmerksamkeit  das  Auftreten  dieser  verderblichen  Krankheit  in 
ihren  Gärten  bewachen  und  ihr  entgegentreten  müssen,  da  sie  immer 
wieder  vom  Eibbette  aus  aufs  Neue  eindringen  kann.  Verderbliches  Auf- 
treten der  Kohlherhie  hatte  ich  schon  Gelegenheit  in  einzelnen  Gärten  in 
Dresden  und  Königstein  a.  d.  Elbe  kennen  zu  lernen. 


120 


IX.  Berieht  fiber  die  Isis-Fabrt  naeh  den  Central- 
Karpathen  Im  Jall  und  August  1893. 

Von  Prof.  Dr.  0.  Drude. 


In  der  Nacht  des  27.  zum  28.  Juli  fanden  sich  auf  dem  Dresdner 
Bahnhofe  die  8  Beisegefahrten  zusammen,  die  Herren  Grub,  Schulze, 
Schiller,  Fuhrmann,  Dr.  Schunke,  Dr.  Schorler,  Dr.  Naumann 
und  der  Berichterstatter,  um  bis  zum  12.  August  in  gemeinsam  verketteter, 
auseinander  und  wieder  zusammenführender  Excursionstour  die  Hohe  Tatra 
und  einige  anschliessende  Punkte  der  Centralkarpatben  besonders  in 
floristischer  Absicht  zu  durchstreifen.  Unser  in  diesem  Lande  vielerfahrenes 
Mitglied  Stabsapotheker  Grub  hatte  das  touristische  Netz  zu  dem  Reiseplan 
entworfen,  Drude  floristische  Funkte  darin  verquickt;  nicht  das  ganze 
Programm,  in  dem  ursprünglich  auch  der  Kriv&n  in  der  westlichsten 
Tatra,  der  Djumbir  südlich  der  Waag  bei  Hradek,  Javorina  und  Fischsee 
enthalten  waren,  konnte  anhaltender  Regengüsse  wegen  ausgeführt  werden; 
doch  gelang  es  uns  immerhin,  vom  Yelki  Choc  bei  Rosenberg  in  den 
Liptauer  Kalkalpen  bis  zum  Sattelpass  am  Durlsberge  in  den  Belaer 
Kalkalpen  und  bis  zum  Kralova  Hola-Abhang  an  der  Dobschauer  Eishöhle 
die  berühmtesten  Punkte  des  Gebirges  vom  Csorber-See  aus  (Mlinica-Thal, 
Popper-Thal)  und  über  die  Osterva  zum  Felkaer  Thal  und  Polnischen  Kamm, 
zum  kleinen  und  grossen  Kohlbach-Thal,  endlich  zum  Weisswasser-Thal 
mit  seinen  Seen  und  ostwärts  zu  den  Belaer  Kalkgehängen  kennen  zu  lernen 
und  nicht  unbedeutende  phanerogame  Pflanzensammlungen  von  dort  heim- 
zubringen, welche  nunmehr  in  ihren  besten  Auslesen  dem  Eönigl.  Herbarium 
zu  Dresden  von  den  drei  Sammlern  Drude,  Schorler  und  Naumann 
geschenkt  worden  sind,  denen  unser  Bibliothekar  Schiller  den  ganzen 
Beichthum  der  von  ihm  gleichzeitig  gesammelten  Kryptogamen  hinzugefügt 
hat.  Ein  Theil  unserer  Expedition  lernte  auch  die  Pieninen  mit  ihren 
Reizen  am  Dunajec  kennen,  Dr.  Naumann  mit  Herrn  Apotheker  Schulze  hat 
sogar  die  Meeraugen  spitze  (2500  m)  erstiegen  und  dort  einige  Pflanzen 
gesammelt,  welche  in  dem  von  Sagorski  und  Schneider  mitgetheilten  Ver- 
zeichniss  der  dortigen  Flora  fehlen.*)   Alle  sind  wir  einig,  dass  der  Genuss 

*)  Das  vollständige  Yerzeichnlss  der  am  Gipfel  der  Meoraugen-Spitze  gesammelten 
Arten  folgt  hier: 

BafwncUlus  montanua  W.;  Oocygraphis  vulgaris  Freyn;  Aräbi»  negUda  Scholi; 
Sikne  acauU»  L.;  Gtum  montanum  L.,  10  cm  hoch,  äusserst  gedrungene  Form; 
Saxifraga  carpathicaR^chh. ;  S.miMcoidesh.sixbsp.t  eineGesteinsstufe  gesellig  bedeckend, 
Blattform  ähnlich  der  S.  perdurans  üit.;  Neogaya  simplex  Meisn.;  Chrysanthemum 
alpiftvm  X.,  Strahlblüthen  die  Hülle  kaum  überragend;  Äratiicum  ClusU  Koch; 
Campanula  alpina  Jacq. ;  I^mula  minima  L. ;  Oentiana  frigida  Haenke,  die  grünlichen 
Blüthen  in  der  Blattrosette  versteckt;  Pt^icularis  versicolor  Whlbg.;  Salix  hetintcea 
L.  (7;  Lloydia  serotina  Salisb.,  blühend;  Lwtula  spadicea  DG.;  Poa  laxa  Hke.,  7  cm 
hoch,  mit  der  folgenden  kurze  Rasen  bildend;  Oreochloa  disticha  Link,  Bispen  im 
Basen  versteckt  —  Alle  diese  Pflanzen  wurden  im  niyalen  Geröll  und  in  Felsspalten 
am  Gipfel  und  80  m  abwärts  gesammelt.  Dr.  Arno  Naumann. 

Q—.  iMia  im  Ikttätn,  t898.  —  Abh.  9. 


121 

der  ganzen  Fahrt  in  wissenschaftlicher  wie  gemüthvoller  Art  ein  hoher 
gewesen  ist  und  dass  die  von  unserer  Gesellschaft  gebildeten  Freund- 
Schaftsbande  hier  zu  einem  schönen  Erfolg  geführt  haben,  indem  die 
Unterstützung  und  Arbeitstheilung  es  wesentlich  ermöglichte,  so  viel  in 
kurzer  Zeit  zusammenzubringen  und  doch  noch  Zeit  zum  Frohsinn  zu 
haben!  Wir  erfreuten  uns  aber  auch  der  liebenswürdigen  Unterstützung 
der  ungarischen  Männer  der  Wissenschaft,  Professor  Roth,  Apotheker 
Aurel  Scherfei,  auch  mit  Herrn  Vrany  wurde  ein  Tfaeil  unserer 
Gesellschaft  am  Dunajec  bekannt,  während  wir  leider  Herrn  Ullepitsch 
verfehlten.  In  den  Museen  und  Herbarien  zu  Poprad-Felka  war  besonders 
noch  dem  Berichterstatter  nach  Abschluss  der  Reise  zu  arbeiten  und  von 
Herrn  Scherfel's  reichem  Wissen  zu  lernen  ermöglicht,  werthvoUe  und  in 
der  Erinnerung  lebhaft  vor  Augen  stehende  Dinge.  Im  Felkaör  Museum 
konnten  wir  Sachsen  auch  das  unserem  florenbewanderten  Könige  Friedrich 
Augast  II.  gewidmete  Denkmal  im  Modell  kennen  lernen,  welches  zur 
Erinnerung  an  dessen  Besuch  i.  J.  1840  ein  Jahr  darauf  der  (Waldmeister 
Georg  Münster  als  6'  5"  hohe  Pyramide  auf  dem  Gipfel ^de^^krivän^hatte 
errichten  lassen,  wo  der  König  am  4.  August  bei  Nebel  und  kaltem  Wetter 
aber  später  erfolgender  Aufklärung,  begleitet  vom  Flügeladjutanten  JMajor 
V.  Hainz,  2  Dienern  und  dem  Dr.  Christian  Zipser  aus  Neusohl  als  Botaniker 
und  Mineralog  und  anderen  ungarischen  Herren  geweilt  hatte.*) 

Der  floristisohe  Zweck,  dem  sich  die  Anlage  der  ganzen  Reise  unter- 
ordnete, besonders  auch  die  Absicht,  über  die  von  Sagorski  und  Schneider 
in  etwas  verworrener  Weise  angeordneten  Yegetationsregionen  im  Vergleich 
mit  den  schlesisch  -  sächsischen  Mittel  -  Gebirgen  un  d  mit  J  den  J.  Alpen 
autoptischen  Aufschluss  zu  erhalten,  lässt  es  entschuldigen,  wenn  über 
unsere  Resultate  hier  ausführlicher,  als  sonst  üblich,  berichtet  wird.  Die 
Frage  nach  der  Anordnung  der  Yegetations-Höhenregionen  in  der  Tatra 
ist  übrigens  in  einem  für  die  Geographischen  Mittheilungen  bestinmiten 
speciell  pfianzengeograpischon  Aufsatze  von  mir  behandelt  und  konunt 
daher  hier  nicht  nochmals  zur  breiten  Auseinandersetzung.  Wohl  aber 
erscheint  es  passend,  die  Formationsanordnung  der  Vegetation  nach  diesen 
Höhenr^onen  an  der  Hand  unserer  gemachten  Au&eichnungen  und 
Sammlungen  zu  besprechen,  welche  stets  mit  genauen  Aneroid-Höhen- 
bestimmungen  von  Dr.  Schunke  und  Drude  unter  Temperaturmessungen 
am  Schleuderthermometer  Hand  in  Hand  gingen. 

Bedauerlicher  Weise  fehlt  unserer  Kenntniss  die  ganze  galizische 
Tatra,  da  wir  den  Kamm  des  Gebirges  nur  einmal  an  dem  ca.  2260  m 
hohen  „Kerbchen"  **)  am  Westende  des  grossen  Kohlbach-Thales  zur  Nord- 
seite überstiegen,  um  aber  nach  Besichtigung  des  Gefrorenen  Sees  sogleich 
über  den  Polnischen  Kamm  (2191  m)  in  das  Felker  Thal  zurückzukehren. 
Besonders  diese  Lücke  fordert  zum  wiederholten  Tatra-Besuch  auf,  zumal 


*)  Reise  wie  Krivan  Munument  sind  austührlich  beschrieben  im  Karpathen- 
Jahrbuch,  VI  (1879),  8.  238:  „Ein  könighcher  Tourist  in  der  Tatra."  Die  Isis  unter- 
hält seit  Anfang  Austausch  mit  diesem  ungarischen  Karpathen -Verein  in  Kesmark. 

**)  Eolbenheyer's  wohlbekannter,  1891  in  8.  Auflage  erschienener  Führer:  „Die 
Hohe  Tatra"  giebt  in  seinem  Höhenverzeichniss  für  das  Kerbchen  286:^  m  Höhe  an.  Jeder, 
welcher  diese  Einsattelung  mit  der  des  Polnischen  Kammes  vergleicht,  muss  das 
Fehlerhafte  davon  bemerken.  Wir  fanden  die  Höhe,  bezogen  auf  die  Kohlbach-Seen,, 
zu  2256  ro,  und  bezogen  auf  den  Polnischen  Kamm  zu  2274  m. 


122  _ 

wenn  man  die  hübschen  Resultate  vergleicht,  welche  Fritze  und  Dr.  Ilse 
vom  Norden  ausgehend  besonders  am  Novy  und  Havrän  hatten.*) 

Die  Längen-  und  Flächenausdehnung  der  Central-Karpathen  ist  nicht 
gross,  nach  ihr  wäre  das  Gebirge  leicht  zu  durchstreifen.  Vom  Velki  Choc 
in  den  Liptauer  Kalkalpen  ist  die  westliche  Hohe  Tatra  im  Kriv&n  etwa 
40  km  entfernt  und  der  Zug  der  eigentlichen  Tatra  vom  Kriv&n  bis  zu 
den  Belaer  Ealkalpen  am  Stimberg  beträgt  etwa  28  km.  Das  ist  also  an 
Ausdehnung  zu  vergleichen,  wie  wenn  der  Besucher  des  südlichen  Vogt- 
landes bei  ßrambach  die  40  km  lange  Strecke  bis  zum  Fichtelberg  zurück- 
legt, natürlich  auf  der  südlich  laufenden  Bahnlinie,  und  dann  das  Gebirge 
selbst  vom  Fichtelberg  bis  nach  Sebastiansberg  entlang  wandert.  Aber 
freilich,  welch'  ein  Unterschied!  Nur  die  Bahnlinie  entlang  der  Waag  mit 
ihren  hübschen  Stationen  theilt  die  Bequemlichkeit  mit  dem  7ergleichs- 
object,  nördlich  von  ihr  hebt  sich  das  Gebirge  mit  einer  steilen  Schroftheit 
empor,  dass  man  von  der  Bahn  aus  schon  bei  Csorba  (900  m)  in  die 
weit  geöffneten  Coulissen  der  ganzen  Quellflüsse  der  Popper  bis  zum  Kamm- 
grat hineinschauen ,  den  Mlinica-Schleierwasserfall  in  über  1700  m  Höhe 
wie  in  gradlinigem  Aufstieg  vor  sich  erblicken  kann  und  sich  über  die 
Steilheit  des  zu  nehmenden  Aufstieges  täuscht.  So  liegen  die  Yegetations- 
gürtel  steil  am  Gebirge  aufgerichtet;  man  betritt  dasselbe  meistens  mit 
800  oder  900  m  im  düstem  Fichtenwald  in  der  ungarischen  Tatra,  noch 
eintönig  und  vergleichbar  den  Wald  beständen  des  oberen  Erzgebirges;  nur 
wo  eine  Wasserader  schäumend  und  tosend  zu  Thale  geht,  hat  die  reiche 
obere  Bergflora  der  Karpathen  eine  schöne  Auswahl  von  Vorposten  zur 
Tiefe  gesendet.  Die  Fichte  mischt  sich  mit  Lärche,  der  subalpine  (oberste) 
Wald  löst  sich  auf  und  glänzt  in  reizenden  Gruppen  kräftiger  Arven 
oder  Zirbelkiefern;  dann  erliegt  er  dem  schon  vorher  sich  zudringlich 
einmischenden  Krummholz-  oder  Zwergwacholderbestand,  der  als  schwärz- 
licher breiter  Streifen  schon  von  fernher  am  ganzen  Gebirgshange  erkennbar 
war  und-  nun  langsam  und  allmählich  den  oberen  alpinen  Grasstreifen  und 
Gerollen  Platz  macht,  bis  das  Ganze  von  schwärzlichen  Felsmassen  mit 
leuchtenden  Schneestreifen  gekrönt  wird,  deren  finsteres  Aussehen  nur  von 
Flechtenbesiedelung  zeugt,  auf  denen  aber  trotzdem  eine  Auswahl  von 
subnivalen  Fels-  und  Geröllpflanzen  bis  zu  den  höchsten  Höhen  (Gerls- 
dorfer  Spitze  2659  m)  an  kleinen  Flecken  und  sonnigen  Plätzen  sich  an- 
gesiedelt hat.  Neues  allerdings  bieten  diese  höchsten  subnivalen  Genossen- 
schaften an  Blüthenpflanzen  dem  nicht  mehr,  der  die  Wände  der  „Meer- 
augen^^  genannten  Seen  und  deren  Becken  bis  zum  Anstieg  der  Kammlinie 
abgesucht  hat;  sie  bestehen  aus  denselben  Arten  wie  hier,  nehmen  jedoch 
nach  oben  in  der  Nähe  der  theoretisch  auf  2300  m  berechneten  mittleren 
Schneelinie,  welche  eine  durchaus  orographische,  höchst  unregelmässige 
und  nicht  in  einem  Mittelwerth  ausdrückbare  Gestalt  angenommen  hat,  an 
Arten-  und  Individuenmenge  bedeutend  ab. 

Die  Armuth  an  zusammenhängenden  Rasenformationen  und  Matten  ist 
bezeichnend  für  die  Hochgebirgsregion  der  granitischen  Tatra.  Sie  steht 
in  schrofiem  Gegensatz  zu  dem  Verhalten  der  Liptauer  und  auch  der 
Belaer  Kalkalpen,  welche  —  allerdings  in  weit  niedrigeren  Höhen,  da 
ihre  Gipfel  sich  um  2000  m  zu  halten  pflegen  (Fatra  Bjiv&n  im  Liptauer 


')  „Karpathen-Reise",  in  Verh.  dar  zool.-botan.  Ges.  Wien,  XX  (1870),  S.  467. 


123 

Gebilde  nur  1670  m,  Thftricbter  Gera  in  den  Belaör  Alpen  2060  m,  der 
Ton  uns  nicht  gesehene  Havrän  nordwestlich  vom  vorigen  2150  m)  — 
mit  grün  berasten  Hängen  aufzusteigen  pflegen  bis  zu  dem  letzten,  meistens 
steil  aufgerichteten  mauerartigen  First,  in  dessen  Oesteinsspalten  überhaupt 
nar  wenige  Pflanzen  festen  Fuss  fassen.  Wahrscheinlich  hängt  dies  zusammen 
mit  der  leichteren  Erdbildung  aus  Kalkfelsen,  da  unter  diesen  Oipfel- 
mauem  grosse  Schotterfelder  zu  Thale  gehen,  in  deren  beweglichem  Grunde 
wiederum  nur  wenige  Fflanzenarten,  z.  B.  Arahis  alpina,  BiscuteUa 
l<ievig(Ua,  Linum  perenne  *  extraaxillare  etc.,  Wurzel  fassen,  in  den  liptauer 
Kalkalpen  auch  namentlich  Calamintha  alpina  und  Älsine  laridfoUa, 

Aber  abgesehen  von  diesen  weissleuchtenden  Steilmauern  und  den 
unter  ihnen  befindlichen  beweglichen  Schotterfeldern  von  nacktem  Charakter 
sind  die  Kalkgestein-Hocbgebirge  der  nördlichen  Karpathen  von  sanftem 
Grün  bedeckt,  von  einem  sehr  oft  auch  durch  weidende  Herden  kurz 
gehaltenen  fesren  Basen,  der  aber  auch  ohne  Abweiden  der  Hauptmasse 
nach  aus  niedrigen  Graspolstem  und  Staudenrosetten  besteht  Herrliche 
Landschaftsbilder  entstehen  dadurch,  wenn  die  sinkende  Sonne  mit 
röthlichem  Schimmer  diese  grünenden  Flächen  überhaucht  und  zugleich 
von  den  drohend  aufgerichteten  Bastionen  der  zusammenhängenden  Firste 
oder  einzelnen  schroffen,  jäh  zu  bedeutender  Tiefe  abstürzenden  Zinken  kalt  zu- 
rückgeworfen wird.  Steht  man  an  dem  Berührungspunkte  der  beiden 
Hauptgebirgsarten ,  z.  B.  im  oberen  Weisswasser-Gebiet  am  grünen  See 
und  am  Durlsberg,  den  ich  mit  Dr.  Schorler  besuchte  und  für  einen 
der  hübschesten  und  lehrreichsten  Punkte  halte,  so  hat  man  zurück- 
schauend von  den  im  Nordosten  vorgelagerten  Kalkzuge  der  BelaSr  Alpen 
im  Westen  das  grossartige  Panorama  der  Weissee-,  Rothsee-  und  Grün- 
see-Spitze, welche  nach  Norden  von  der  altberühmten  Lomnitzer  Spitze 
ausstrahlen,  alle  etwa  zwischen  2400  und  2600  m  hoch,  in  jäher  Schroffe 
zu  den  Seebecken  abfallend,  deren  Namen  sie  tragen,  und  die  zackigen 
granitischen  Häupter  von  Schneefurchen  durchzogen  bis  herab  zu  den 
höchsten  Krummholzbüschen,  welche  an  den  Felswänden  emporzuklettern 
scheinen  und  sich  an  den  Seegehängen  zu  undurchdringlichem  dunkel- 
grünen Gürtel  vereinigen ;  aber  von  dem  lieblichen  Grün  der  Alpenmatten 
erscheint  dem  von  fernher  spähenden  Auge  nichts,  obwohl  selbstverständlich 
eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von  Alpenpflanzen  in  den  Spalten  und 
Schottern  des  Granitgesteins  wurzelnd  und  blühend,  aber  nicht  zu  grossen 
Beständen  verbunden,  ihr  langdauerndes  Leben  führen. 

Diese  grossen  Züge  der  Vegetations- Anordnung  in  Verbindung  mit 
den  grundlegenden  Bedingungen  des  Gebirgsbaues  zu  bringen  und  bei 
den  floristischeh  Skizzen  in  den  Vordergrund  zu  stellen,  ist  die  heutige 
Aufgabe  der  Botaniker,  die  sich  nicht  mehr  damit  begnügen  dürfen, 
die  Artenlisten  von  diesem  und  jenem  Punkte  des  Gebirges  zusammenzu- 
stellen und  deren  Formenkreise  in  Diagnosen  einzuzwängen;  das  Pflanzen- 
leben der  Landschaft  wurzelt  in  solchen  Zügen,  es  drängt  sich  dem  un- 
befangenen Naturfreund  wie  dem  Naturforscher  auf,  und  es  ist  Sache  des 
Letzteren,  sich  der  geographischen  Auffassung  mit  seinen  eigenen  Erfahrungen 
klärend  und  belehrend  zu  bemächtigen  und  die  Floristik  zum  weiter- 
gehenden Gemeingut  zu  machen. 

Die  geographische  Anordnung  der  Vegetation  wird  wissenschaftlich 
durch  bestimmte  Cardinallinien  bestimmt,  welche  die  tonangebenden   For- 


124 

mationen  des  Waldes  und  zusammenhängender  Gebüsche  bilden.  In  der 
"Waldgrenze  nach  oben  hin  ist  zu  unterscheiden  die  durchschnittliche 
Höhenlinie  des  kräftigen  geschlossenen  Waldes,  die  bald  nach  oben  folgende 
Linie  der  durchschnittlichen  Baumgrenze  überhaupt  und  endlich  die  durch- 
schnittliche Lage  der  höchsten  vorgeschobenen  vereinzelten  Baumgruppen, 
deren  Wachsthum  nur  durch  besonders  günstige  Lagen  im  orographischen 
Aufbaue  ermöglicht  -wird.  Wie  ausführlicher  in  meiner  Abhandlung  in  den 
Geographischen  Mittheilungen  auseinandergesetzt  wird,  sind  nach  unseren 
auf  der  Heise  gemachten  Messungen  die  betreffenden  Zahlen  für  den 
südlichen  Earpathenabhang  von  den  Liptauer  bis  Belaer  Alpen  1510  m. 
1557  m  und  1655  m  Höhe.  Die  obersten  Oasen  sind  fast  nur  von  Zirbel- 
kiefern gebildet,  welche  weit  über  dem  Fichtenwalde  noch  stämmige  Gruppen 
zu  bilden  vermag.  Oberhalb  von  1510  m  beginnt  also  die  „alpine  Begion^S 
in  der  die  Legföhre  den  unteren  Charaktergürtel  bildet.  Entsprechend  dem 
Aufhören  des  Waldes  und  der  Baumgrenze  bildet  auch  das  Krummholz- 
und  Zwergwacholdergebüsch  drei  übereinander  folgende  Höhengrenzen, 
deren  Zahlen  1790,  1830  und  1920  m  Höhe  sind.  Die  untere  alpine 
Region  liegt  also  im  genannten  Gebiete  rund  gerechnet  zwischen  1500 
und  1800  m,  auf  sie  folgt  die  obere  alpine  Region  bis  zu  den  Höhen, 
wo  unter  dem  Einfluss  zunehmender  Schneebedeckung  sowohl  zusammen- 
hängende Gariceto-Gramineten  aufhören,  als  auch  die  Hauptmasse  der  alpinen 
Stauden  zurückbleibt.  Diese  Höhe  kann  rund  auf  2100  m  angesetzt 
weiden  und  es  bleibt  dann  als  dritte  Abtheilung  der  alpinen  Region  die 
subnivale  übrig,  welche  einige  wenige  Stauden  für  sich  allein  und  im 
übrigen  unter  vielen  mit  der  mittleren  Abtheilung  gemeinsamen  Arten  doch 
deren  grösste  Entwickelung  an  Individuen  besitzt 

Nach  dem  vorhin  über  die  Elalkgebirge  Gesagten  ist  selbstverständUch, 
dass  die  subnivale  Flora  in  ihnen  fehlt,  umsomehr,  als  sie  bei  dem 
wärmeren  Charakter  des  von  ihnen  geschaffenen  Geröllbodens  eher  in 
höherer  Lage  erst  beginnen  würde,  als  in  der  granitischen  Tatra.  Es  seien 
daher  zunächst  diejenigen  Arten  in  zusammenhängender  Liste  *)  hier 
genannt,  welche  wir  als  charakteristisch  für  die  subnivale  Region  der 
granitischen  Tatra  auf  unserer  Reise  gesammelt  haben. 

Liste  I. 

Ranunctdtis  glacialisL,=:^Oxygraphis  1   Cherleria  sedoides  L.  —  Sx. 


vulgaris  Freyn. 

—  alpestris  L. 

—  montanus  L. 

(-^  pygmams  L,  an  dessen  Stand- 
ort an  der  Mittelgratwand  des 
Kohlbach  wir  uns  befanden,  wo 
in  diesem  Jahre  noch  Schnee  lag.) 

Ttdsatüla   alpina  Delarb.    (seltener     Saxifraga  Aizoon  Jacq.  —  Sx. 

als  weiter  unten).  —  brt/oides  L.  —  Sx. 

Anemone  narcissiflora  L.  —  perdurans  W.  et  K.    —  Sx. 

Ärabis  neglecta  L.  I     —  muscoides  L.  *  moschcUa, 

—  alpina  L.  (auf  Kalk   häufiger).  !  Wulf.  —  Sx. 


Cera^stium  laiifolium  L  var.  uniflarum, 

—  alpinum  L 

—  —  var.  lanatum. 
Dianfhus  glacialis  Hke. 
Süene  acatdis  L.  —  Sx. 
Geum  montanum  L 

—  reptans  L. 


*)  Ftlspflanzen  mit  oberirdischen  Polstorn  haben  den  Zusatz  Sx.  (plantae  sazicolae) 
erhalten.    Sie  bilden  ein  besonders  physiognomisches  Merkmal  der  oberen  Regionen. 


126 


Saxifraga  androsacea  L. 

—  earpatkica  Kchb. 

—  opposiiifoUa  L.  —  Sx. 

—  reCusa  Goaan.  —  Sx. 

—  hieracifolia  W.  et  K.  *) 
Sempervivum  motUanum  L  —  Sx. 
Sedum  tjUratum  L.  —  Sx. 

—  alpestre  Vill.  —  Sx. 
Rhodiola  rasea  L. 

Gaya  simplex  *(iaud. 
Campafwia  alpina  Jacq. 
Chrysanthemum  alpinum  L. 
Aronicum  Clusii  Koch. 
GnaphcUium  supinum  L. 
Erigeron  uniflorus  L. 
Smecio  cumiolicus  Willd. 
Hieracium  alpinum  L. 

—  decipiens  Tausch. 

—  calendidiftorum  Backh. 

—  Auricula  var.  nielaneilema 
Pedicularis  mrsicolor  "Wahbg, 
Myosotis  silvatica  *  alpestris  Schm. 
Primula  minima  L. 

Soldandia  füpina  L. 


^nf2rasac6  obtusifolia  All. 
Gentiana  frigida  Hke. 
Swertia  perennis  L. 

var.  alpestris  Brng. 

Oxyria  digyna  Gampd. 
SaZix  herbacea  L. 
iMSfula  spadicea  DC. 

—  spicata  DC. 
Juncus  trifidtis  Ij. 

Cnrea:  sempervirens  (selten  in  dieser 
Reg.). 

OreocMoa  distfcha  Lk. 

Festuca  omna  var.  «upma  etc.  (dar- 
unter auch  die  vivipare  Form!) 

Poa  2a;ra  Hke. 

JJoydia  seroHna  Salisb. 

Ijycopodium  Selago  L. 

**)Andreaea  frigida  Hüb.  —  Sx. 

IHcranum  albicans  Bryol.  eur.  —  8x. 

—  hngifoUum  Ehrh.  —  Sx. 
Grimmia  subsulcata  Limpr.  —  Sx. 
Lccidea  geographica  P.  —  Sx. 


*)  Es  seien  als  Beispiele  der  in  den  nördlichen  Karpathen  zusammenkomineaden 
Florenelemente  die  Verbreitungsareale  der  alpinen  Saxifragen  hier  erwfthnt: 

a)  endemisch  sind: 

(25)  1.  Saxifrctga  carpaihiea  Rchb.  in  den  Centralkarpathen  und  in  Siebenbürgen, 
aber  nahe  verwandt  mit   der   arktisch- circnmpolaren  Art  S,  rundaria  h, 

(75)  2.  8.  perdurans  W.  et  K.,  in  den  Centralkarpathen  allein ,  nicht  sehr  nahe 
Terwandt  mit  8.  c^ugifolia  der  Pyren&en,  etc. 

b)  mitteleuropäische  Hochgebirgsarten  sind: 

(91)  3.  8.  muscoides  L.  *  moaehata^  Alpen- Apennin ,  ganze  Karpathenkette  bis 

Siebenbürgen,  Schneegmbe  im  Riesengebirge. 
(154)  4.  S.  caesia  L.  Pyrenäen,  Alpen,  Tatra. 
(166)  5.  S.  retusa  Gouan.    Pyrenäen  —  Alpen  —  Siebenbürgen. 

c)  mittel*  und  nordeuropftisch: 

(8)  6.  8.  (ubcendens  L„  europ.  Hochgebirge  und  ganz  Scandinavien  (Qothland 
bis  Nord-Lappland,  Esthland.) 

d)  mitteleuropäisch  und  sibirisch: 

(Hi4)  7.  8,   androiacea   L.,    Pyrenäen— Alpen— Tatra —  Siebenbürgen,    Baikal* 
Seegebiet. 

e)  mitteleuropäische  Hochgebirgsarten  und  zugleich  arktisch-circum- 
polare  Arten: 

(188)  8.  8.  Äisoon  Jacq.  in  Europa,   Kaukasus— Armenien ,  Nord« Amerika  und 

Grünland. 
il2S)  9.    8,  auioides  L.    in  Europa,  Ural,   Grünland,   Labrador,  Neufundland. 
(168)  10.  8.  opposiiifoUa  L   in  Europa,  Sibirien,  Nord- Amerika,  Grönland. 
(68)  W.  8.  hieracifolia  W.  K.  Alpen  (7),  Tatra,  Siebenbürgen,  Nord-Europa! 
Sibirien!  arktisches  Amerika! 
Die  (eingeklammeiten)  Zahlen  beziehen  sich  auf  die  Speciesan Ordnung  in  Engler' s 
Monographie  von  Saxifraga. 

**)  Die  Bestimmungen  der  Ki7ptogam6n  nach  den  von  ihm  selbst  in  Ergänzung 
der  Gefasspflanzen-Sammlungen  zusammengebrachten  Proben  hat  der  Bibliothekar 
C.  Schiller  freundlich  übemonimen  und  hier  zur  Mittheilung  gegeben. 


126 

Bedeutender   als   der   unterschied    zwischen    den    Alpenpflanzen    der 
subnivalen  und  supraalpinen  Region,   oder   denen   der  letzteren    und    der 
infraalpinen  Region,   ist   derjenige   zwischen    den   granitischen    und  Kalk- 
Beigketten,  also  zwischen  eigenüicher  Tatra  und  den  Ldptauer  und  Belacr 
AJpen  in  Hinsicht  auf  ihre  Standorte  der  Arten.     Auch  die  Liptauer  und 
Belaer  Alpen  sind  unter  sich  verschieden,  aber  weniger  als  beide  gegen- 
über der  granitischen  Tatra.   Schon  beim  Botauisiren  föUt  die  Verschieden- 
heit  dfs   Substrates    in    der   Geschwindigkeit   des   Fortkommens   in    das 
Gewicht:  die  Mannigfaltigkeit  auf  kalkigem  Boden  ist  so  viel  bedeutender, 
dass  bei  der  floristischen  Aufnahme  eines  Bergstockes  das  Notizbuch  nicht 
zur   Ruhe   kommt,    die  Abwechselung   der   Formen   zu   immer   erneuten 
Beobachtungen  zwingt.  .  Auf  den  granitischen  Gerollen  und  im  Bereich  der 
oberen  Alpenwiesen   auf  gleichem  Substrat  herrscht  zwar   ebenfalls   eine 
bunte  Flora,  aber  sie  ist  zerstreuter  und  bewegt  sich  in  einem  einzelnen 
Thalzuge  der  Hauptsache  nach   im  gleichen  Grundton,   der   den  Floristen 
bis  zum  Verlassen   der  Region    begleitet.     Da   nun   die   einzelnen   Thal- 
züge so  tief  eingeschnitten  sind  und  ihre  Granitfels-Scheiden  so  steil  auf- 
gerichtete  Sperren    bilden ,   dass  jede  Excursion   gewöhnlich   thalaufwärts 
und  thalabwärts  sich  an  demselben  Flusslauf  bewegt,  so  ist  das  Zusammen- 
bringen  der  granitischen  Artreichthümer  im  Allgemeinen   beschwerlicher 
und   erfordert   längere  Zeit.    Die  Standorte  der  Arten  bewegen  sich  über 
dem  Krummholzgürtel  frei  an  sumpfigen,    quelligen,  kiesigen,  wenig  oder 
steil  geneigten  Flächen,  innerhalb  der  alpinen  Strauchregion  aber  sind  sie 
eingeengt  durch   die   Legföhre   sowohl    als   durch   Zwergwachholder    und 
begleitende  Ericaceen.    Die  Dichtigkeit  dieser  aller  drei  ist  sehr  viel  grösser 
auf  Granit  als  auf  Kalk,  —  ist   doch   der  letztere   überhaupt  schon  den 
Ericaceen  feindlich  und  bedarf  zu  ihrer  Zulassung  einer  üeberlagerung  mit 
torfigem  Humus,   den  die  Reste  andeier  Gewächse  aufgehäuft  haben.    So 
ist  im  Allgemeinen  die  Hochgebirgsregion  in  den  Matten-,  Wiesen-    und 
Geröllformationen  der  granitischen  Tatra  durch  den  infraalpinen  dem  Walde 
vorgeschobenen  Strauchgürtel  sehr  viel  schärfer  nach  unten  hin  abgeschlossen, 
als  in  den  Kalkalpen,   wo   die   steilen  Geröllhalden  bis  tief  in  die  Wald- 
region hinein  noch  viele  Alpenbewohner  sich  mit  den  Formationsgruppen 
der  wärmereu  Felsbewohner  mischen  lassen  und  merkwürdige  Uebergangs- 
bilder    erzeugen.      Das   merkwürdigste    Beispiel    dieser   Art,   welches   wir 
beobachten  konnten,  fanden  wir  an  den  bei  etwa  1400  bis  1550  m  Höhe 
gelegenen  Steilhängen  des  „Rothen  Lehm"  am  Stirnberg  der  Belaer  Alpen, 
die   bei   nur    flüchtiger   Durchstreifung    folgendes   merkwürdige    Gemisch 
zeigten : 


Änemofie  narcissiflora, 

Linum  perenne  *extraaxilk(re  W.  K. 

Dianthus  superbtis  var.  speciostis. 


Campamild  glomeratn 
—  pusillu. 
Centaurea  montana. 


Bosa  cdpinä.  —  Scabiosa  ^alpestris  (=  C.  Kot- 


Trifolium  badium. 

Vicia  silvatica. 

Sdxifraga  aizoides, 

Astrantia  major.  —  succisifolia. 

Suplßurum  longifolium,  Hieracium  auraniia/junt. 

Galium  silvaticum  *Schultesii  Yest.       —  v^iUosum, 


sckyana), 
Carduus  glaucus. 
Crepis  grandiflora. 


127 


y 


Hieracium  scorzonerifolium, 

—  prenanthoides, 

—  leiocephdlum, 

—  hupUuroides. 
(ientiana  ohtusifolUi. 


Thesium  nlpinum, 
Orchis  ghbosa. 
Phleum  Mich  ein. 
Carex  sempervirens. 
Pinus  montana  *Pumilio. 


Indem  nun  zunächst  die  Formationen  der  unteren  alpinen  GeröUe, 
Matten,  Wiesen  und  Felsgehänge  von  denen  des  Straiichgürtels  getrennt 
gehalten,  diejenigen  des  granitischen  Oebietes  aber  denen  der  liptauer 
und  Belaer  Ealkalpen  gegenübergestellt  werden,  erhalten  wir  folgende  zwei 
weiteren  listen  unserer  Excursionssammlungen.*) 


Liste  II.     Alpine  Formatio 

VidsntiUa  cdpina  Del.  —  W. 
Banuficulus  montanus  Willd. 
Trollius  europaeus  L.  —  W. 
Cerastium  triviale  Lk., 
*rna€rocarpuni  Schur. 

—  alpinum  L 

—  —  *lanatum,  —  Sx. 
Sagina  Limtaei.  —  Sx 
Siletie  acatdis  L.  —  Sx. 
Dianthtis  glaciaJis  Hke.  —  Sx.  (niv.) 
Geranium  süvaticum  L.  —  W. 
PoientiUa  aurea  L  —  W. 

Sedum  atratum  L.  —  Sx. 
Sax^raga  Äizoon  Jacq.  —  Sx. 

—  hryoides  L.  —  Sx.  (niv.) 

—  muscoides   *moschata  Wulf.   — 
Sx.  (niv.) 

Meurn  Mutdlina  Oärtn.  —  W. 
Gaya  simplex  Oaud. 
Heradeum  flavescens  ßess.  —  W. 
Galium  anisophyllum  Vill.  var.  stide- 

ticum,  —  W. 
Campantda  *Sckeuchzeri  Vill.  —  Sx. 

und  W. 

—  alpina  Jacq.  —  (niv.) 
Homogyne  alpina  tJass.  —  W. 
Chrysanthemum  aJpinum  L. 

—  rotundifolium  W.  et  K. 
ÄchUlea  MiUefolium  L.  var.  alpestris 

—   W. 
Gnaphalium  supinum  L. 


nen  der  granitischen  Tatra. 

Senecio  ahrotanifolitis   L   var.   mr- 
pathicus. 

—  carmolicus,  —  W. 
Cinerarin  crispa  Jacq.  var.  alpestiis 

-   W. 
Anmicum  Clusii  Koch.  —  (niv.) 
Hypochoeris  uniflora  Vill.  —  W. 
Leontodon   hispidus  L.    var.  hnstilis 

glabratus,  —  W. 
Hieracium  Äuricula  L.  var.  -*  W. 

—  aurantiaoum  L. 
^  alpinum  L. 

Pirola  minor  L. 

—  secunda  f  j. 
Veronica  cdpina  L, 
Eaphrasia  salisburgensis  und  Formen- 
kreise der  übrigen.  —  W. 

Bartsia  alpina  L. 
Rhinanthus  aipinus  Baumg. 
Pedicularis  vertxcillata  L. 

—  uersicolor.  —  (niv.) 
Myosotis  süvatica  L.  var.  alpestris, 
Swertia  perennis  L 
Gentiana  frigida  Hke.  —  (niv.) 

—  punctata  L. 
Polygonum  viviparum  L. 
Rumex  scutatus  L 
Salix  herbacea  L.  —  (niv.) 
Gymnadenia  albida  Rieh. 
Coeloglossum  viride  Hatm. 

Veratrum  album  *Lobelianum  Bernh. 


*)  Das  Zeichen  Sx.  von  gleicher  Bedeutaog  wie  in  Liste  L  Denjenigen  Fflansen, 
welche  ihrer  ganzen  Verbreituoff  Dach  in  der  Tatra  der  oberen  alpinen  Beffion 
aDgehOren  nnd  daher  grösstentheilB  in  Liste  I  enthalten  sind,  ist  ein  (mvO  beigeragt. 
Die  hauptsächlich  anf  Wiesen  nnd  Hatten,  also  im  unteren  Theile  der  Region  rer- 
breiteten  Arten  haben  ein  W.  zugefügt  erbalten.  Die  Standorte  der  übrigen  sind 
verschiedenartig. 


128 


Lujsula  sudetica  Presl. 

—  spadicea  DC.  —  (niv.) 
^  spicata  DC.  —  (niv.) 

Juncus  trifidtis  L.  —  W.  und  (niv.). 
Garex  airata  L.  —  W. 

—  fuliginosa  Schk.  —  W. 

—  sempervirens  Vill.  —  W. 

—  lotgopina  Whlbg. 

—  rigida  Good. 
Änthoxanfhum  odoratum  L.  ~  W. 
PJdeum  alpinum  L  —  W. 
OreocMoa  disticha  Lk.  —  W.   und 

(niv.)- 
Ägrostis  rupestris  All.  —  W 
Avena  versicdor  Vill.  —  W. 
Ävra  flexuosa  L. 
Festuca  varia  Hke.  —  W. 

—  ovina  L  var.  vulgaris  etc, 
Poa  alpina  L  incl.  forma  vivipara 

—  W. 

—  laxa  Hke. 

Afidreaea  petrophila  Ehrb.  —  Sx. 


Ändreaea  Rothii  Web.  ii.  M.  —  Sx. 
Splachnum  sphaericum  G. 
Sphagnum  compactum  Brid. 

—  Crirgensohnii  Russ. 
Polytrichum  alpinum  L. 

—  strictum  var.  alpestre  Hoppe. 

—  juniperinum  var.  alpinum  Schpr. 
Oligotrichum  hercynictwi  Ehrh.  —  Sx. 
Bryum  degans  N.  v.  E.  —  Sx. 
Mnium  punciatum  var.  elatum  Schpr. 
Limnobium  ochraceum  Wils.  —  Sx. 
Hypnum  sarmentosum  Whls. 
Amhlystegium  flum-atile  Schpr. 
Sarcoscyphu$  sphaceUxtus  N.  v.  E. 
Gymnomitrium  concinnatum  Corda. 
Solorina  saccata  L. 

Gyrophora  cylindrica  L.  —  Sx. 
Cetraria  juniperina  L. 
Camicularia    acüleata    var.    a/pirm 

Schaer. 
Endocarpon  aqtuxticum  Weiss. 
Ramalina  carjygihica  Krb. 


Liste  III.     Alpine  Formationen  der  Ealk-Earpathen. 


B4muncukis  alpestris  L. 

—  mon/anu5  L. 

—  Thora  var.  carpathicus, 
Ardbis  arenosa  Scop. 
Biscutdla  laevigata  L 
Hutchinsia  alpina  RBr. 
Kemera  saxatüis  Bchb. 
Draba  aieoides  L.  —  Sx. 
Sagina  Linnaei  Presl.  —  Sx. 
arenaria  ciliata  L 

Alsine  laricifolia  Whbg.  —  Sx. 

—  t;6ma  Bartl.  —  Sx. 
Cerastium  arvense  var.  alpicolum, 

—  cdpinum  L.  var.  lanatum,  —  Sx. 
Dianthus  hungaricus  Fers. 

—  nitidus  W.  et  K.  —  Sx. 

—  glacialis  Hke.  —  Sx. 
/Si2ßne  acaulis  L    —  Sx. 
Pciygala  amara  L 
Helianthemum  hirsiUum  Thuill.  var. 

grandiflorum  DC.  —  Sx. 
Lmum  perenne  ^extra^ixiUare  Kit. 
Dryas  octopetala  L.  —  Sx. 
Potentüla  aurea  L  —  W. 
S^mpert^itnim  sobolif'erum,  —  Sx. 


Sedum  atraium  L.  —  Sx. 

—  ocre  L.  var.  —  Sx. 
Pamassia  palustris  L. 
Saxifraga  aizoides  L  —  Sx. 

—  androsacea  L.  —  Sx. 

—  adscendens  L.  —  Sx. 

—  Aigoon  Jacq.  —  Sx. 

—  muscoides  *moschata  Wulf.  —  Sx. 

—  caesia  L.  —   Sx. 
Gaya  simplex  Gaud.  —  W. 
Galium  vernum  Scop. 

—  anisophyllum  Vill.  —  W. 
Scabiosa  lucida  Vill. 
Fa?eriawa  tripteris  L. 
Campanula  pusilla  Hke. 

—  Scheuchzeri  Vill.  —  W. 
Phyteuma  orhicülare  L.  —  W. 
JErigeron  uniflorus  L. 
-4n^ennaria   Leontopodium  Gärtn. 

—  Sx. 

Bellidiastrum  Michdii  Cass.  —  W. 
Carduus  glaucus  Bau  mg. 
Leontodon  *clavatus   Sag.    et   Sehn. 

—  hastüis   L.    var.   opimus  Koch. 

-  W, 


129 


Crqns  Jaquini  Tausch. 

Hieraeium  bupleuroides  *glaucum  All. 

—  caesium  (Fries)* 

—  aurantiacum  L.  —  W. 
Thymus  SerpyUum  L.  ^puhherrimus 

Schur. 
Calaminiha  aipina  L.  —  Sx. 
Teucrium  mankmum  L  —  Sx. 
Veronica  stixatüis  Scop. 

—  aphyüa  L. 
Barisia  alpina  L.  —  W. 
Eupkrasia  salisburgensis  Funk.  --  W.  { 
Finguicula  alpina  L. 
Androsace  chamaejasme  Rost,  —  8x« 

—  lactea  L.  —  Sx. 
PrifMila  Äurictda  L  —  Sx. 
SoldaneUa  alpina  L 
Geniiana  tmMa  Rottb. 

—  nivaiis  L 

—  vema  L. 

—  ocauZis  L.  var.   Clusii, 
Swertia  perennis  L. 
Thesium  alpinum  L.  —  W. 
Salix  reticidata  L.    —  Sx. 

—  hastata  L 

—  retusax  Myrsinites, 
Orchis  gldbosa  L 
Gymnadenia  albida  Rieh. 

—  conopea  R.  Br. 
Tofiddia  calyculata  Whbg. 
Carea:  omUhopoda  W. 

—  capiUaris  L 

—  püulifera  L. 


Cbrea;  /Irma  Host.  —  W. 

—  sempervirens  Viü.  —  W. 
Sesleria  coendea  All. 
Oreochioa  disiicha  Lk.  —  W. 
Phleum  alpinum  L 
Ägrostis  rupestris  All.  — -  W.  und  Sx. 


Trisetum  alpesire  Host. 
Poa  alpina  L.  —   W. 
Festuca  amethystma  L. 
—  oftna  L.  var.  plur. 


-^  W. 

W. 
W. 


SdagineUa  spinulosa  RBr. 
.^Ispiicttum  Lonchitis  Sw. 
Äsplenium  viride  Huds. 
Botrychium  Lunaria  Sw. 
AnMyodon  deaüxUus  Dicks. 
TorteUa  tortuosa  L 
Orthotrichum  saxaiüe  Schpr. 
Encalypta  txmiorta  Wulf. 
Zr^^o^ncAiim  flexicaule  Hampe. 
Bartramia  Oederi  Ounn. 
PAi^ono^  fantana  var.  falcata  Schpr. 
Pseudoleskea  catenukUa  Brid. 

—  o^rcwircfis  var.  brackyclados  B.  S. 
Myurella  jtäacea  Yill. 
Homalothecium  Phüippeanum  Schpr. 
Hypnum  molluscum  Hedw. 

—  crista-castrensis  L. 

—  rti^osttm  Ehrh. 

<—  chrysophyllum  Brid. 

—  FaMcfccri  Lesqu. 
Madotheca  rivtdaris  N.  v^.  £. 
Thalloedema  coeruleo^nigricans  Lightf. 


Bivularia  haematites  DG. 
Die  hier  zusammengestellten  Listen  I — III  können,  so  wenig  Anspruch 
sie  auf  Yollzähligkeit  machen  und  so  sehr  sie  den  Charakter  der  flüchtigen 
Excursionssammlung  an  sich  tragen,  zeigen,  welche  Pflanzenarten  in  be- 
sonderer Yertheilung  durch  die  Kalk-  und  Granit-Centialalpen  die  dortige 
Hochgebirgsregion  schmücken.  £s  ist  durchaus  nicht  gesagt,  dass  die- 
jenigen Arten,  welche  wir  nur  auf  Kalk  oder  auf  Granit  fanden,  ihren 
ständigen  Platz  ausschliesslich  dort  haben;  aber  sie  erscheinen  doch  als 
die  betreflTende  Bodenart  bevorzugend.  —  Zur  Anordnung  derselben  nach 
Vegetationsformationen  in  bestimmter  Höhenlage,  welche  die  listen 
zu  einem  deutlicheren  Bilde  zusammenfassen  und  aus  der  Alpenregion  bis 
zu  den  Hügelformationen  herabsteigen,  dient  das  Folgende. 

A.   Formationen  der  Hoehgebirgsregion. 

(HOhenzahlen  von  oben  nach  anten  gerechnet.) 

1.  Obere  alpine  Geröllformation  aus  locker  gemischten,  zerstireuten 
Felsspalten  und  festere  Geschiebefelder  und  Abhänge  bewohnenden 
Stauden  und  Basen : 


130 

a)  subnivale  Abtheilung  (arteDärmer) :  Gipfel  bis  2100  m. 

b)  supraalpine  Abtheilung  (artenreicher):  2100--1800  m. 

2.  Schneefeld-Ränder  und  Schmelz wasserformation  aus  einzelnen 
geselligen  Arten  von  kürzester  Vegetationsdauer:  Oipfel  bis  herab  zu 
ca.  1800  m. 

3.  Geschlossene  kurzgrasige  Alpenmatten  aus  gemischten  rein 
alpinen  Arten:  2050-1750  m. 

4.  Geschlossene  langhalmige  Alpenwiesen  und  beraste  Abhänge: 
1900-1500  in  (Anschluss  an  F.  9). 

5.  Alpine  Borstgrasmatten.  —  Zwischenglied. 

6.  Untere  alpine  Geröll-  und  Felsspaltenformation  (Anschluss  an 
Formation  Ib:  1800—1450  m. 

a)  granitisches  und  b)  kalkreiches  Substrat. 

7.  Geschlossene  Erummholzformation:  1800—1450  m. 

8.  Hochstaudenformation  der  Quellwasser  und  Bachthäler: 
1700—1200  m. 

B.   Formationen  der  Berg-  and  HflgelregloD. 

(HOhenzahlen  von  unten  nach  oben  gerechnet.) 

9.  Subalpine  Wiesen-  und  Wiesenmoorformation:  1200 — 1650  m. 

10.  Subalpine  und  montane  Nadelwaldformation; 

a)  Krummholz  häufiger  Bestandtheil:   1300—1500  (—  1650  m)*) 

b)  Geschlossener  Wald:  850—1300  m. 

11.  Präalpine  Felsformation  (auf  Kalkgebirge),  aus  Mischung  alpiner 
mit  montanen  Felsspalten-  und  Geröllbewohnern:  1050—1450  m. 

12.  Obere  Bergwiesenformation  und  ßorstgrasmatte:  800 — 1020  m, 
13   Präalpine  Laubwaldformation**):  800—1020  m. 

14.  Hügeltriften  und  trockne  Felsabhangformation:  bis  1050  m, 
grauitisches  und  kalkreiches  Substrat. 

15.  Untere  langbalmige  Wiesenformation,  mit  Hochstauden  der 
Hügelregion:  bis  800  m. 

£s  folgen  die  Laub-  und  Nadelwälder  der  Hügelregion:  bis  ca. 
800  m  (Anschluss  an  F.  10  b). 

Diese  Aufzählung  bedarf  der  Erläuterung  durch  hinzugefügte  Charakter- 
pflanzen,  welche  den  Kern  jeder  einzelnen  Formation  ausmachen,  unter 
Hinweis  auf  ausführlichere  Schilderungen***)  des  Gesammtbestandes,  wie  er 
sich  an  den  verschiedenen  Standorten  zeigt. 

Der  Beichthum  und  die  Mannigfaltigkeit  der  alpinen  Flora  ist  in  deu 
Formationen  F.  1 — 3  und  F.  6  enthalten;  bei  diesen  ist  das  Substrat,  ob 
granitisch  oder  kalkreich  dolomitisch,  von  starker  Bedeutung,  so  wie  noch- 
mals in  der  Hügel-  und  unteren  Bergregion  bei  F.  14.  Die  oberen 
alpinen  Gerolle,  unter  deren  Bewohnern  die  Gesträuche  nur  durch  Zwerg- 
weiden {Salix  herbaceal)  yertreten  sind,  sind  bewachsen  theils  von  kurzen, 

*)  Entspricht  der  „unteren  Kmmmholzregion"  von  G.  Beck,  Flora  yon  Herrn* 
stein,  8.  71. 

**)  Entspricht  dem  „Voralpenwald**  in  der  Voralpenregion  bei  G.  Beck,  Fl.  ▼. 
Hermstein,  S.  60  u.  flgd. 

***)  Für  topographische  Schilderang  finden  sich  dieselben  am  aosHihrlicluten 
an'geordnet  in  Aurel  Scher feTs  „Beiträgen  zur  Kenntniss  der  saUalpinen  and 
al]^men  Flora  der  Zipser  Tatra",  Jahrb.  d.  nng.  Karp.  Ver.  1879,  VI,  255,  und  1880, 

835  a.  flgd. 


alpu 

vfi, 


181 

Rasen  erzeugenden  Gräsern  und  grasartigen  Pflanzen,  theils  von  dicke 
Polster  bildenden  und  mit  oberirdischen  Rosetten  über  dem  Fels  wurzelnden 
Stauden,  tbeils  von  solchen,  welche  unter  der  Oerölloberfläche  ihren 
Warzelstock,  selten  eine  Zwiebel,  Knolle,  einklemmen  zwischen  Felsr 
spalten  oder  Oeschiebebrocken.  Die  wichtigsten  subnivaleu  Rasenbildner 
der  Tatra  sind  Oreochloa  disticha,  Poa  laxa,  Lwnda  sptidicea  und  spic€Ua, 
Juncus  trihdus^  die  subnivalen  Polsterbildner  Süene  acaulis,  Cherleria 
sedoides,  SaxifrcLga  muscaides,  bryoides,  perdurans,  opposUifolia  und  retusa^ 
Ton  subnivalen  Spaltenwurzlem  die  niedliche  Zwiebelpflanze  Lloydiaserotina, 
Sdix  herb€u:ea,  Aronicum  Olusii  mit  seinen  grossen  gelben  Sternen  als 
aufialligstem  einsamen  Blüthenschmuqk,  Hieracium  und  Chrysanthemum 
alpinum,  Pedicülaris  versicolor,  Primtda  minima,  Saxifraga  carpathica, 
Bhodicia  rosea,  Geumreptans,  CerasHum  lanatum,  Anemone  narcissiflora. 
Die  untere  artenreichere  Abtheilung  derselben  Formation  hat  alle  dieselben 
Charakter  arten  und  noch  neue  dazu,  deren  obere  Vegetationslinien  um 
2100  m  herum  liegen;  mehrere  Gräser  und  Seggen  {Carex  atrata)  kommen 
zn  den  Rasenbildnern,  Saxifraga  Aizoon  nebst  Sedum  atratum,  S.  älpestre 
und  Dianihus  glacialis  zu  den  Polsterbildnem ,  zu  den  Spalten  wurzlern 
schon  Orchideen:  Coeloglossum  viride  und  Gymnadenia  aUnda^  ausserdem 
besonders  Gentiana  frigida  und  punctata,  Pedicülaris  verticiUata,  Bartsia, 
Hypochoeris  uniflora,  Campanula  alpina,  Gaya  simplex,  PulsatiUa  alpina  etc. 

Noch  viele  andere  Arten  wären  zu  nennen,  aber  die  Formation  ist 
durch  die  Angeführten  gekennzeichnet;  da  eigentlich  keine  derselben  in 
dichteren  Mengen  gesellig  vorkommt,  so  ist  es  schwierig,  aus  der  grösseren 
Zahl  untereinander  gemischter  Arten  einige  wenige  als  Charaktertypen  der 
ganzen  Formation  herauszuheben.  Besser  gelingt  dies  mit  F.  2  an  den 
Schneefeldrändern :  hier  bilden  die  weissen  Ranunkeln  Oxygraphis  vulgaris 
(=  Eanunculus  glacialis)  und  Ran.  alpestris  im  Verein  mit  den  blauen 
Glückchen  der  Soldandia,  mit  dem  Gelb,  Weiss  und  Rosa  der  Viola  hiflora^ 
Saxifraga  carpathica  und  Arabis  neglecta  lustig  schimmernde  Streifen; 
hier  ist  auch  der  Platz  der  nur  mit  2  Standorten  in  der  Tatra  vertretenen 
arktischen  Art  Banunculus  pygmaeus. 

In  F.  3  treten  die  subnivalen  Rasenbildner  nunmehr  schon  zu  ge- 
schlossenen Matten  zusammen,  besonders  Oreochloa  disticha  mit  ihren 
gedrungenen  bläulich-grauen  Kopfrispen  und  der  düstere  Juncus  trifidus 
mit  braunen  Blattspitzen,  die  zaite  Agrostis  rupestris;  Poa  alpina,  Avena 
versicolor  und  einige  FestncorFormen  gesellen  sich  dazwischen.  Charakteristisch 
ist  für  diese  obersten  Matten  die  Gegenwart  einzelner  Polsterbildner  in 
Rasen ,  auf  Granit  besonders  SHene  acaulis^  auf  Ealk   neben  ihr  Bryas, 

In  den  unteren  alpinen  Geröll-  und  Felsformationen  (F.  6)  werden 
einzelne  subnivale  Arten  durch  neue  wärmebedürftige  abgelöst  und  Zwerg- 
gesträuche, Empeirum,  Vaccinium  uliginosum,  Salix  retusa  auf  Granit, 
Salix  retictdata  mit  Scurifraga  caesia,  aizoides  und  Aizoon  auf  Kalk  finden 
sich  ein.  Die  fetten  Rosetten  der  Sempenivum  sind  hier  am  häufigsten 
und  zeigen,  je  nach  Gesteinsart  verschieden,  ihre  trübrothen  oder  blass- 
grünlichen Blüthenstände. 

Mit  F.  7  findet  nicht  selten  eine  so  innige  Vermischung  statt,  dass 
die  einzelnen  Krummholzbüsche  nur  wie  Bestandttheile.  der  unteren  alpinen 
Gerolle  erscheinen,  und  wenn  sich  dann  zwischen  diesen  auf  sanfteren 
Lehnen  zugleich   die  alpinen   Matten   ausbreiten,   auf   denen     die    Bteilcin 


132 


Felsen  allein  die  Rasenbildung  verwehran ,  so  erblickt  man  die  Formationeu 
3—6  und  8  wie  ein  einziges  zusammenhängendes  Ganze ,  aus  dem  sich 
erst  bei  Veränderung  der  Standorte  die  einzelnen  Formationen  zur  Selbst- 
ständigkeit herausgliedem. 

Die  untere  alpine  GeröUformation  habe  ich  auf  granitischem  Boden 
nirgends  in  die  Hügeltriften  abwärts  sich  mischend  übergehen  sehen  ,  was 
auf  kalkigem  Fels  und  Schotter  überall,  wo  es  nur  durch  die  orographischen 
Anschlüsse  ermöglicht  wird,  geschieht.  Es  ist  dies  dadurch  bedingt,  dass 
der  Kalkboden  zumal  bei  gegen  Süd  und  Südost  gekehrten  Hängen  vielen 
Hügelpflanzen  eine  bedeutend  höhere  obere  Vegetationsgrenze  gestattet, 
als  die  Granitgebirge  mit  ihren  feuchtpn ,  zur  Torfbildung  neigenden  Gehängen. 
Auf  diesen  unterdrücken  Heidel-  und  Preisseibeeren  im  Verein  mit  der 
Krummholzkiefer  und  dem  Nadelwalde  die  Versuche  der  Hügelpfianzen, 
aufwärts  sich  ein  Feld  zu  erobern;  aber  die  lichten  Laub-  und  gemischten 
Waldungen  der  Bergregion  im  Kalkgebiet  mit  Unterdrückung  des  Heidel- 
und  Preisselbeergestrüpps  und  Einschränkung  des  Krummholzes  in  der 
oberen  Waldregion  durch  Basenbildungen  lässt  dies  yielfaltig  zu. 

Die  geschlossene  Krummholzformatioo  bedeckt  weite  Strecken,  ist  eine 
der  in  der  granitischen  Tatra  am  meisten  dem  Bergsteiger  sich  aufdrängenden, 
ihn  mit  dem  besonderen  Beiz  des  Eintritts  in  die  Alpenregion  umgebenden 
Scenerien.  Im  subalpinen  Walde  schon  in  starken  Nestern  angesiedelt 
wird  sie  durch  Mächtigkeit  des  Wuchses  der  Legföhre  über  seiner  Grenze 
übermächtig  und  gleicht  einem  niedrigen,  aber  um  so  dichteren  Walde, 
welcher  viel  mehr  als  der  wirkliche  Wald  die  begleitenden  Stauden  ans- 
schliesst.  Nachdem  sie  in  üppigster  Kraft  200— 300  m  Höhenerhebung  für 
sich  besetzt  hat,  wird  sie  niedriger  und  zerstreut  ihre  allmählich  zu 
Zwergsträuchem  herabsinkenden  Formen,  welche  hauptsächlich  aus  folgenden 
Arten  bestehen: 


Vacdnium  uUginasuni  L. 

—  Vitis  idaea  L. 

—  MyrtiUus  L. 
JEmpeirum  nigrum  L. 
Lycopodium  Selago  L. 

Cladoma  rangiferina  als  Unterkleid 
der  Formation. 


Pintis  montana  *  Pumilio  Hke. 
Jumperus  ncma  Willd. 
Salix  süesicLca  Willd. 
—  retfisaL.  (an  den  Geröllblöcken 

in    eigenen,    von     der    Kiefer 

freien   Lichtungen    der   oberen 

Region) 
CaUuna  vtdgaris  Salisb. 

In  den  Filzen  des  Böhmerwaldes  tritt  im  Gebüsch  der  Legföhre  mit 
ihr  zwischen  Sumpimoos  vergesellschaftet  und  stellenweise  an  Häufigkeit 
mit  ihr  wetteifernd  die  Zwergbirke  BekUa  nana  auf:  davon  ist  in  den 
Krummholzbeständen  der  Tatra  nichts  zu  sehen. 

Wo  ein  Quellbach  oder  ein  grösseres  Wasser,  gesammelt  in  den  See- 
becken der  oberen  alpinen  Begion  und  dort  umgeben  von  den  Feuchtigkeit 
liebenden  Sump%räsern  und  Bieselstauden ,  gewöhnlich  mit  Ungestüm 
zwischen  Blöcken  durch  Matten,  Krummholzbestände  und  die  Fichten- und 
Lärchenwälder  hindurch  seinen  Weg  zu  Thale  sucht,  bilden  seine  Ufer 
und  die  zahlreichen  wasserüberspritzten  Blockinseln  in  seinem  Laufe  selbst 
den  Bereich  der  8.  Formation  der  Hochstauden. 

Auch  diese  Formation  macht  bei  ihrer  weiten  Höhenerstreckung  (auf 
öOO  m  angenommen)  einen  nicht  unbedeutenden  Wechsel  durch,  indem  sie 


133 

oben  mit  der  Aufnahnie  einzelner  von  Schneefeldern  und  subniTalen 
Geröllai  herstammender  Arten,  wie  Viola  bifhra,  Saxifraga  carpaOnca  an 
tropfenden  Felshängen,  Bhodida  rosea  etc.  beginnt,  weiter  thalwärts  aber 
diese  oberen  Alpenpflanzen  zurücUässt  und  sie  immer  mehr  gegen  Hoch- 
stauden der  Bergregion  wie  Mulgedium  alptnum  vertanscht.  Es  setzt  sich 
daher  die  obere  Abtheilung  dieser  8.  Formation  ausser  aus  den  schon 
genannten  Arten  hauptsächlich  aus  folgenden  zusammen: 

Ärabis  neglecta  Schult.  Arckangelica  offidnalis  Hoffm. 

Epüohium  alsinefolium  Vill.  Pedicularis    sumana    Sprg.   =  P. 

—  anagattidifoUum  Lmk.  j          Hacf/uetii  Oraf 

Cardamine  amara  var.  Opkii.  I  Aüium  Schoenoprasum  *aibiri€um  W. 

Caltha  pcdtistris  (welche  hoch  hinauf  Eriophonim  alpinuni  L. 
an  den  Quellbächen   in   unver- 
änderter Thalform  vorkommt). 

Im  Ealkgebiete  gesellt  sich  Cortusa  Matthioli  var.  sibirica  öfters  mit 
anderen  Genossen  dazu,  aber  die  Quellbäche  sind  hier  überhaupt  als  eigene 
Formation  sehr  viel  schwächer  ausgeprägt  und  entbehren  der  durch  die 
Blocktrümmer  geschaffenen  mannigfaltigen  Standorte. 

Nachdem  die  Oebirgsbäche  in  den  oberen  Nadelwald  eingetreten  sind,  ver- 
lieren sie  den  grösseren  Theil  der  bezeichneten  Arten  an  ihren  Ufern,  oder  es 
finden  sich  dieselben  wenigstens  nur  mehr  als  Seltenheiten  in  der  Tiefe 
zwischen  der  Hauptmasse  kräftiger,  langstengeliger  Stauden,  in  denen  die 
Formation  ihre  beste  Entwickelung  feiert.  Daher  der  schöne  Eindruck, 
den  die  Bachthäler  im  ernsten  Kranze  dunkler  Nadelwälder  hervorrufen,  wo 
f'ich  zwischen  dem  nicht  trocknenden  Gestein  die  blauen  Trauben  der 
Eisenhüte  und  Rittersporne  erheben,  oder  die  Ädenosiyles  ihre  breiten 
Blätter,  wie  die  Pestwurz  an  den  Bächen  der  Ebene,  zu  einem  Schirm- 
dach über  den  feuchten  Gräsern  und  Moosen  gestaltet  Senecio  subaipintiSj 
der  aber  auch  weit  über  die  Baumgrenze  hinaufgeht,  kann  als  ein  typischer 
Karpathen-BestandtheU  dieser  Formation  gelten,  zumal  er  im  Ealkgebiet 
so  weit  verbreitet  ist  als  auf  Granit.  Die  liste  der  hauptsächlichen 
Glieder  dieser  unteren  Formationsabtheilung  setzt  sich  aus  folgenden  Arten 
zusammen : 


Ranunctdtis  aconitifolitis  L. 
Delphinium  elatum  L. 
Aconitum  Napellus  L. 
—  moldavicum  Hacq. 
Valeriana  tripteris  L. 
Aflenostyles  albifrofis  Bchb.  ! 

Es  sind  also  die  Hanptträger  dieser  unteren  Formationsabtheilung 
Ranunculaceen  und  Ck)mpo8iten,  was  für  ihre  Bezeichnung  verwendet 
werden  kann. 


Seriecio  siAalpinus  Koch. 
Doronicum  atistriacum  Jacq. 
Chrysanthemum  ^rotundifolium    W. 

et  K. 
Mulgedium  alpinum  Cass. 


Die  Bergregion.  —  Es  ist  wohl  schwierig  zu  entscheiden,  ob  der 
kifmatisch  rauhere  Charakter  oder  die  granitische  Gesteinsunterlage  in  der 
Hohen  Tatra  die  Eintönigkrtt  des  Waldwuchses  bedingt  und  das  Ueber- 
gewicht  der  Fichte  in  so  starkem  Masse  hervorruft,  während  sowohl  in  den 
Liptauer  als  Belaer  A^en  und  in  den  Karpathenzügen  südlich  vonWaag 


134 


und  Popper  auf  dem  Kalkgebirge  die  Tanne  und  Buche  bis-  über  1 000  ni 
Höhe  grosse  Biöstände  bilden  und  der  Fichte  wie  Lärche  wenigstens  in 
den  tieferen  Lagen  der  Bergregion  den  Rang  erfolgreich  streitig  machen. 
Da  nun  diese  letzteren  Bergzüge  bei  niederer  Gesammthöhe  überhaupt  aus 
tieferen  Thaleinschnitten  sich  erheben  und  an  ihren  unteren  Gehängen  eine 
breite  Entwickelung  von  Hügel-  und  Triftformationen  gestatten,  so  rührt 
daher  der  so  viel  lieblichere  Charakter  ihres  Landschaftsbildes,  während  in 
der  Tatra  mit  Nadelwald,  Krummhol^^gürtel  und  spärlich  begrünten  Fels  das 
Wilde  in  grossartigen  Zügen  sich  darbietet.  Sagorski  und  Schneider 
machen  die  Bemerkung,  dass  in  den  Earpathen  die  Tanne  zu  den  kalk- 
liebenden Bäumen  gehöre;  das  ist  ohne  Zweifel  wahr,  dass  sie  auf  dem 
Kalk  gut  gedeiht,  aber  sie  meidet  auch  nicht  den  Granit.  Im  Weisswasser- 
Thal,  auf  dem  Wege  von  Matlarenau  zum  Grünen  See,  begleiten  in 
900 — 1020  m  Höhe  den  Wanderer  schöne  Tannen  bestände,  stellenweise 
geht  man  im  hochstämmigen  Weisstannenwald  allein,  dann  erst  beginnt 
oberhalb  1020  m  die  Fichte  mit  Lärche  ihre  Alleinherrschaft.  Von  dem 
Punkte  an  ist  gewöhnlich  der  ganze  Reichthum  der  „subalpinen  Nadel- 
waldformation" schon  voll  entwickelt,  nimmt  nicht  selten  nach  oben 
hin  sogar  an  Mannigfaltigkeit  der  Stauden  wieder  ab,  bis  dann  mit  dem 
Einmischen  der  Arve  und  des  Krummholzes  zugleich  alpine  Stauden  ein- 
treten und  die  obersten  Waldbestände  zu  einem  TJebergangsbilde  von 
Wald-  und  unterer  Alpenregion  gestalten.  Die  Charakterstauden  der 
subalpinen  Nadelwälder,  wie  sie  sich  am  häufigsten  von  1000—1200  m 
zeigen,  gehen  aus  folgender  kurzen  Liste  hervor: 


liibes  alpintim  L. 
Lonicera  nigra  L. 
Atragene  alpina  L. 


Banuncuhis  aconitifolius  L 
Oeramum  silvaticum  L. 

—  phaetim  L. 
Aruncus  Silvester  Kost. 
Pirola  minor  L. 

—  secunda  L. 
Valeriana  tripteris  L. 
Homogyne  alpina  Cass. 
Doronicum  austriactim  Jacq. 
Mtdgedium  alpinum  Cass. 
Prenanthes  purpurea  L. 
Hieracium  aurantiacum  L. 
SoldaneUd  montana  Willd. 
Gentiana  asclepiadea  L 
Polem^nium  coeruleum  L. 


Luetda  silvatica  Huds. 
Streptoptis  amplexifolius  DC.  (stellen- 
weise auch  Veratrum), 
Polygonatum  verticiUatum  All. 
Lüium  Martagon  L. 
Listera  cordata  R.  Br. 
CoraHimrhijsa  innata  R.  Br. 


Bergfarne,  Athyriiim^  AspüKum  eta 
Sphagnum  acutifolium  Ehrh. 
ülota  crispa  L. 
Tetraphis  pelludda  L. 
Schistidium  apocarpum  L. 
Ilacomitrium  heterostichum  Hedw. 

—  aciculare  L. 

—  sudeticum  Funck. 
Mnium  spintdosum  Bryol.  eur. 
Btixbaumia  indtisiata  Brid. 
Mastigobryum  deflexum  N.  v.  E. 
Metzgeria  ptihescens  Raddi. 
Peltigera  aphthosa  L. 
Asterina  Veronicae  Lib. 
Craterellus  violaeetis  Hall. 
Otidea  leporina  Batsch. 
Exohasidium   Vaccinii  Fckl. 
Tjophodermium  juniperintwn  Fckl. 
Ustüago  Carids  Pers. 
Pticcinia  Asarina  Kze. 

—  conghmerata  Str. 
PJiragmidium  ftisiforme  Schrot. 
Lenzites  scpiaria  Wulf. 
Polyporus  hirsutus  Schrad. 
Trentepohüa  ioUthus  L  =  Chrodepus 

iolithus  Ag. 


135 


Ist  durch  diese  kurze  liste  der  düstere,  feuchte  uud  in  seiner  Moos- 
decke die  Neben bestandtheile  bergende  subalpine  Nadelwald  gekennzeichnet, 
der  oft  noch  gegen  die  Baamgrenze  hin  in  arme  und  monotone  Fichten- 
und  Lärchen  bestände  übergeht,  deren  Boden  nur  von  Myrtiüus^  einzelnen 
Famen,  Oxalis  AcetoseUa  und  hier  und  da  als  Zeichen  des  Gebirges  von 
einer  Genfiana  asclepiadea  besetzt  ist  — ,  so  bleibt  nunmehr  noch  zur 
Vollendung  des  Bildes  von  den  hauptsächlicheren  Bergregions-Formationen 
diejenige  des  (13)  präalpinen  Laubwaldes  zu  erwähnen  übrig,  für 
welche  wir  nur  Beispiele  auf  den  Ealkbergen  gefunden  haben,  welche 
aber  durch  die  Fülle  von  selteneren  Arten  und  das  merkwürdige  neben- 
einander wachsende  Oemisch  um  so  bemerkenswerther  sind.  Die  „präalpine 
Laabwaldformation^',  welche  sich  mit  dem  von  6.  v.  Beck  sogenannten 
„Voralpenwald"  in  der  Voralpenregion  der  Flora  von  Hermstein  ungefähr 
zu  decken  scheint,  verbindet  die  Hügel-  und  Alpenregion,  indem  sie  aus  diesen 
beiden  Arten  auf  dem  sonnigen  wärmeren  Erdreich  und  in  den  feuchteren 
Schluchten  aufweist.  Vielerlei  Jjaubhölzer  bedecken  die  Abhänge  und 
Tbäler  neben  den  ebenfalls  nicht  fehlenden  einzelnen  Tannen  und  Fichten. 
An  der  oberen  Orenze  dieser  Formation  mischt  sich  auch  ziemlich  regel- 
mässig die  Lärche  ein,  welche  die  Buche  allmählich  ablöst,  und  so  unter 
Zutritt  der  Fichte  den  präalpinen  Laubwald  zum  subalpinen  Nadelwald 
überleitet  Nur  in  solchen  Oebirgsländem  scheint  sich  diese  (13 )  Formation 
überhaupt  ausbilden  zu  können,  wo  der  Einfluss  starker  alpiner  Ent- 
wickelung  in  den  Florenelementen  für  deren  Sonderung  nach  niederen 
und  höheren  Regionen  verschiedene  Bodenbedeckung  zu  wählen  hatte.  In 
den  artenarmen  mitteldeutschen  (hercynisch-rhenanischen)  Bergländem 
kann  man  sie  daher  als  eigenes  Zwischenglied  kaum  aufstellen. 

Ihr  gehören  in  den  nördlichen  Karpathen  ausser  Punkten  der  Belaer- 
Alpen  besonders  auch  die  schönen  Standorte  der  unteren  Gehänge  des 
Velki  Choc  und  an  der  Popova  bei  Vernär  (Osthang  dd&  Kralova- 
Hola-Zuges)  an,  aus  denen  ich  folgende  Charakterliste  dieser  Formation 
zusammenstelle: 


tib  Fagtis  silvatica  L 
Bettda  alba  L. 
Alrms  incana  Gärtn. 
Abics  peciinata  DC. 
Larix  eurqpaea  L. 
Picea  excelsa  LK. 
Corylus  Avellana  L. 
Vilmmum  Lantana. 
Sorbus  Aria  Crtz. 
Cotoneaster  *  iomeniosa  Lindl. 
Jtmiperus  communis  L. 
Salix  Caprea  L. 


\fh.  Cimicifuga  foetida  L. 
Hesperis  inodora  L. 
Denta/ria  glandulosa  W.  et  K. 
SUene  nemoralis  W.  et  K. 
Hypericum  hirsutum  L 
AfUhyUis  Vulneraria  L.  var. 


Cytisus  hirsutus  L 
Rubus  saxatiUs  L. 
Sasifraga  rotundifolia  L. 
PamcLssin  palustris  L. 
Astrantia  major  L. 
PleurospermumaustriacumBioSm. 
Ijaserpitium  latifolium  L. 
Heracleum  Sphondylium  var. 
Bufletii-um  falcatum  L. 
AchiUea  tanacetifolia  All. 
Chrysanthemum  corymhosum 

var.  grandiflorum  Drd. 
Senecio    umbrosus    W.  et  K. 

(Liptau.) 

—  sfibalpinus  Koch. 
CerUaurea  montana  L. 

—  austriaca  W. 
Cirsium  eriophorum  L 

—  Erisithnles  Scop. 


136 


Oirsium  rivtUare  Lk« 
Carduus  glauettö  Baum^. 
Campanula  carpathica  Jacq. 
KnoMtia  süvaiica  Koch. 
Salvia  glutinosa  L. 
MeUttis  MeUssophyUum  L 
Stachys  alpina  L. 
Digitalis  ambigua  Murr. 
Orobanche  (Species  unbestimmt). 
Firola  media  Sw. 
Cortusa  MaUhioli  L. 


GmÜ4ma  ascl^iadea  L. 

^  Ouctoto  L 
Tkesium  alpinum  L. 


j^p^xsK^is  rubiginosa  Crtz. 
Cephalanthera  rubra  Rieb. 
Orchis  usttdata  L. 
Gymnademia   odoratissinm  Rieh. 

—  6*onc|pea  R.  Br. 
Poa  sudetica  Hank. 
QjUamagrostis  varia  Lk. 


In  den  übrigen  Formationen  der  unteren  R^ion  haben  wir  zu  wenig 
Erfahrungen  gesammelt,  als  dass  es  angezeigt  erschiene,  diese  Yegetations- 
skizze  auf  sie  auszudehnen.  Es  sei  daher  nur  kurz  erwähnt,  dass  die 
unteren  Wiesen  einen  dem  mitteldeutschen  ganz  ähnlichen  Vegetations- 
bestand in  ihren  Rasenbildnern  darstellen:  Al(^ecurvs  pratensis,  Phleum 
praUense  und  Böhmeri .  Anthoxanthum ,  Trisetum  flavescens,  Avena pratensis, 
Brim,  Cynosurus,  Festuca  elatior,  Poa  pratensis  DC.  —  dass  den  ge- 
wöhnlichen Riedgräsern  (z.  B.  Carex  glauca)  sich  an  nassen  Stellen 
häufig  Carex  DavaUiana  zugesellt,  dass  Gladiolus  imbricatus  und  Aüium 
fallax  einen  östlichen  Charakter,  Orchis  ustulata  und  globosa  einen 
montanen  auch  tief  herab  (500  m)  bewirken,  und  dass  diese  Wiesen  im  BVüh- 
jahr  vielfach  mit  einem  Teppich  von  Crocus  vemus  bedeckt  sein  sollen. 
Im  Uebrigen  ist  die  Flora  schon  seit  ScherfePs  Yegetationsskizzen  gut  in 
ihrer  allgemeinen  Anordnung  bekannt,  wie  auch  diese  Mittheilungen  nur 
die  schärfere  Fassung  der  Formationen  im  Gegensatz  zu  den  üblichen 
Schilderungen  einzelner  Standorte  bieten  sollten,  um  dadurch  einer  um- 
fassenderen pflanzengeographischen  Darstellung  der  Gentralkarpathen ,  die 
wir  zu  erwarten  berechtigt  sind,  vorzubauen  und  die  schwachen,  un- 
bestimmten, in  jüngster  Zeit  zur  Grundlage  der  Gebirgsflora  gemachten 
Regionsunterscheidungen  durch  naturgemässere  zu  ersetzen. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis^^,  weMe  dorch  die  Burdach'sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.    Dresden  1860.    8 1  M.  50  Pf. 

Festschrift.    Dresden  1885.    8.    178  S.    4  Tafeln 3  M.  —  Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntiüss 

der  Kaukasusländer.     1878.    8.  160  S.    5  Tafeln   .    .  6  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1861 1  M.  20  PL 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1868 1  3J.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1864  und  1865.     pro  Jahi'gang    .   .  1  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1866.     April-Decomber 2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1867  und  1868.    pro  Jahrgang     .    .  3  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1869 3  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1870  u.  187 1.  April- December  p,  Heft  SM.-—  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jabrgang  1872.    Januar-September 2  M.  60  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1873—1878.    pro  Jahrgang  ....  4  AI.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1879 5  M»  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1880.    Juli- December 3  M,  —  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-Deceniber  3  M.  —  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhaadlungen.  Jahrgangl882 — 1 884,1 886 —93. 

pro  Jahrgang .  5  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.     Jahrgang  18b5 2  M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis*'  wird  ein  Kabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis",  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis''  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Ge- 
sellschaft, d.  Z.  Dr.  DeichmQller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

I^T  Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3  Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


Eönigl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 

H.  Burdach 
—  Warnatz  &  Lehmann  — 

Schlose-Strasse  32.     DRESSEN.     Fernaprecher  152. 

empfiehlt  sich 
zur  BeKorfruni;  wihscnhcharutcher  Literutur. 


,»H.«   <U«  .ti.  US  »t  C<«!L„  tfcttClN 


NOV  27 1?94 


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der 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 


ISIS 


in    Dresden, 


Herausa^egeben 

von  dem  Redactions-Comitö. 


Jahrgang  1894. 


Mit  1  Tafel  und  3  Abbilclnngeii  im  Text. 


Dresden. 

I    In  Comniission  von  Wamatz  &  Lehiiiauii^  K.  Sachs.  Ilofl)ach]üiiiJler. 

1894. 


tk 


r. 


Redactionß-OomltÄ  llir  1804: 

yorsltzender:  Prof.  Dr.  ö.  Helm. 
Mitglieder:  Dr.  J.  Deichmüller,  Prof.  Dr.  O.  Drude,  Privatdoc^tDrJ.  Fr ej^bert- 
GeLHofrath  P^of.  Dr.  H.  B.  Geinitz,   Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  ^itsrh^ 

und  Rentier  W.  Os  borne. 
Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J-  Deichmüller. 


Inhalt. 

I.  Sitzungsberichte. 

!•  Sectlon  für  Zoologie  8.8.—  Drude,  O.:  Die  aogrenannten  chilenischen HaselBüv. 
S.  3.  —  Ebert,  R.:  Bau,  Entwickelnng  und  Xiebensweise  der  Nematoden  S.  3.  - 
Nitsche,  H.:  Leuchtende  Thiere  und  Pflanzen,  der  morphologische  Zusammenhang 
zwischen  abnormalen  und  normalen  Nematoden,  neuere  Eintheilung  der  Pflanzenlau.«- 
Dr.  J.  Fr.  Judeich  f  S.  3.  —  Steglich,  Br.:  Krankheitserscheinungen  an  Pflanzen 
durch  Meter  oder  a  S.  3.  , . 

n.  Seotion  für  Botanik  S.  4.  —  Drude,  O.:  Moosherbarium  von  Walde,  Biograplm 
von  Alph.  de  Candolle,  Pringsheim's  70.  Geburtstag:,  Sitzungen  der  Vereine  für  Botanik 
und  Gartenbau  im  K.  Botanischen  Garten  8.  4 ;  periodisches  Auftreten  von  Desmidiaofeü 
und  Palmellaceen  S.  5;  Palmflora  des  tropischen  Afrika  S.  6;  neue  Litteratur  S.  4 
und  5.  —  Jeuke,  A.:  Neue  Desmidiaceen  der  Flora  von  Dresden  S.  4;  ChlathrocystM'< 

aeruainosa  aus  den  Carolaseen  S.5; und  K.  Wobst,  Verschwinden  von Orchide^^n 

aus  der  Dresdner  Flora  S,  5.  --  Schiller,  K. :  Bei  Meissen  beobachtete  Pilze,  Vor- 
lagen S.  5.  —  Schorler,  B.:  üeber  Carica  quercifolia  S.  4;  seltene  Orchideen  der 
Flora  Saxonica  S.  5;  biüthenbiologische  Demonstrationen  S.  6.  —  Wobst,  K.:  üeber 
Amarantus  hypochondriacus,  Bildungsabweichun^en  der  Pflanzen  S.  5. 

III.  Seetiou  für  Mineralogie  und  Geologie  S.  6.  —  Bergt   W*  Festigkeitsprüfungen 

von  Gesteinen  S.  7;  Litteraturbesprechung'  S.  8,  Deit^müller  J.:  Bncriniten  des 

Muschelkalks  8.8.  —  Döring,  H.:   Strudellöcher    im  Pläner  von  Cotta,  Ausstellnni^ 

des  Lehrervereins  für  Naturkunde  in  Dresden    S.  7.  Bucelhardt,  H.:  Tertiär 

pflanzen  aus  dem  böhmischen  Mittelgebirge  S.  7;  was  erinnert  in  unserem  Sachsenlande 

an  die  Pflanzenwelt  der  Tertiärzeitr  neue  Litteratur  8   8  Francke,H.:  Mineral- 

vorlagen  8.  8.  -  Geinitz  H.  B.:  Versteinerungren  aus"  der  oberen  Kreide  von  Bügen 
S.  6;  Gliederung  der  Flötzformationen  Helgolands ,  neue  Diatomeenschichten  in  der 
-Lausitz,  der  internationale  Geologen- Congress  in  Zürich  S  7-  die  mineralogisch- 
geologischen  Sammlungen  der  K.  Technischen  Hochsohulft  in  Dresden  S.  8;  nene 
Litteratur  8.  7  und  8.  -  Kalkowsky  B.:  K.  Th.  lSS%^^^^ 
Wanderrersaminlungen,  Demonstrations-Mikroskone  vnn  i*  tb^UAI  oo  Schneider,!).: 
Nephrit -Schniteereßn  ans  China  S.  8.  —  Z  sc^^u  v'^^^Jt^Z^üem '^^'^ 
Syenit  des  Plauenschen  Grundes  S.9.  ^»cnau,  l?,.:  Kalkspathkry»t*ue 


August  und  Knrfttrstin  Anna  in  ihren  Beziehun^PH     7^.    Xif-  »  i^äA.pn  Fowlmiii; 
S.  9.  -  DeichmUller,  J.:  J.  Undset  f,    Ans^^^l^^^   P^'^''°'T™.rbnS«J  *r 
K.  Prähistorischen  Samiklung  im  Jahre  1893  S  1^  •  oji^^*'  .^?*l  ?T- KS 12  ' 
Döring,  H.:  Der  LfiptitzeF  Spitzberg  bei  Wur:.eu  S  ^n^"S''?'^\'^„' Am O^kr- 
felde  von  Löbtan,  neoUthische  Beste  von  LöbtSu  s   lo-^^'  ■Beiga»'ett  f»  "l'JcrM' 
Steinzeitfunde  bei  Cotta,  slavische  Herdstelle  bei  rw«^K  ^^'^S^en  8.  a-f  »"gg 
Ein  Dolmen  in  der  G^rsdorfer  Heide   bei    Gross    Ä'^'^^o^/ ^^ü'^^^^iS  den  Troll 
hättanfäUen  in  Schweden  S.  l'Z.  -  Osborne    W      lir^**,^^!  Stembauten  m  «»  ^  jj, 


V.  Section  für  Physik  nnd  Chemie  S.  12.  —  Cot«^     •  ,       ^t^p^  Elek 

tricitÄtswerks   der   Stadt   Dresden   S.  13.  _    "pi^i^fP^^s,   M.:  Anlage  eines ^i«^^ 


Planimetrie  S.  14. 


SitzigsUte  id  AtadliiMen 


der 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 


ISIS 


in    Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions-Gomit^. 


Jahrgang  1894. 


Mit  2  Tafeln  und  4  Abbildungen  im  Text. 


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Dresden. 

In  Commission  von  Wamatz  &  Lehmann,  K.  Sachs.  Hof  buchhändler. 

1895. 


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MAY_8    1896 


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Inhalt  des  Jahrganges  1894. 


litgrliederTerzeicbniss  S.  VII 

A.  Sitzungsberichte, 

I.  Seetion  für  Zoologie  S.  3  nnd  23.  —  Drude,  O. :  Die  sogenannten  chilenischen 
Haselnüsse  S.  3.  —  Ebert,  R.:  Bau,  Ent Wickelung  und  Lebensweise  der  Nematoden 
S.  3.  —  Geinitz,  H.  B. :  Stellung  der  Schwanzflosse  an  Ichthyosauren  S.  23.  — 
Nitsche,  H.:  Leuchtende  Thiere  und  Pflanzen,  morphologischer  Zusammenhang 
zwischen  abnormen  und  normalen  Nematoden,  neuere  Eintheilung  der  Pflanzenläuse, 
J.  Fr.  Judeich  f  S.  3;  Vogelvarietäten  S.  23;  insektentödtende  Pilze  und  Spalt- 
pilze, mit  Bemerk,  von  O.  Drude,  S.  23.  —  Raspe,  F.:  Vorlage  von  Eiern  eines 
afrikanischen  Finken,  mit  Bemerk,  von  H.  Nitsche,  S.  23.  —  Reibisch,  TL: 
Zwischenkiefer  verschiedener  Säugethiere  S.  23.  —  Steglich,  Br.:  Krankheits- 
erscheinungen an  Pflanzen  durch  Heterodera  S.  3.  —  Thiele,  J.:  Neuere  Systematik 
der  Schnecken  S.  23. 

IL  Heetion  für  Botanik  S.  4  und  24.  —  Drude,  0.:  Moosherbarium  von  Walde, 
Biographie  von  Alph.  de  Candolle,  Prini^sheim*s  70.  Geburtstag,  Sitzungen  der  Vereine 
fiir  Botanik  und  C4artenbau  im  K.  botanischen  Garten  S.  4;  periodisches  Auftreten  von 
Desmidiaceen  und  Palmellaceen  S.  5;  Palmflora  des  tropischen  Afrika  S.  6;  Asple- 
nium  germanicum  Weiss,  Verbreitung  der  südöstlichen  Pflanzengenossenschaften  im 
Meissner  Hügellande  S.  24;  Refer.  über  Engler's  Gliederung  der  Vegetation  von 
Usambara  nnd  die  Flora  des  Gebirgslandes  von  üsambara  S.  27;  Secretbildung  in 
den  Oel-  und  Balsam  -  Gängen,  der  höheren  Pflanzen  S.  28;  neue  Litteratur  S.  4,  5, 
25  und  26.  —  Fritzsche,  F.:  Abweichende  Form  von  Filago  ai-vensis  Fr.  S.  26.  — 
.lenke,  A.:  Neue  Desmidiaceen  und  Diatomaceen  der  Flora  von  Dresden  S.  4  und  24; 
Chlathrocyatus  aeruginosa  aus  den  Carolaseen  S.  5;  und  K.  Wobst:  Ver- 
schwinden von  Orchideen  aus  der  Dresdner  Flora  S.  5.  —  Magnus,  P.:  Weitere 
Notiz  über  das  Auftreten  von  Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  an  wilden  Cruciferen 
S.  25.  —  Naumann.  A.:  Nordamerikanische  Nussbäume  S.  24.  —  Schiller,  K. :  Bei 
Meissen  beobachtet«  Pilze,  Vorlagen  S.  5;  Flora  des  Bayrischen  Waldes  S.  26.  — 
Schlimpert,A.M.:  Abnorme  Form  von  Veronica  spicata  L.  S.  24.  —  Schorler,  B.: 
üeber  Carica  quercifolia  S.  4 ;  seltene  Orchideen  der  Flora  Saxonica  S.  5 ;  blüthen- 
biologische  Demonstrationen  S.  6 ;  Flora  des  oberen  Saalethaies  und  des  Frankenwaldes 
S.  24;  neue  Phanerogamenfunde  der  Flora  Saxonica  S.  26;  DodeFs  Pflanzenatlas, 
8ect.  Iris  S.  27.  —  Wobst,  K.:  üeber  Ämarantus  hypochondriacus  L.,  Bildungs- 
abweichungen der  Pflanzen  S.  5.  —  Wolf,  Th. :  Neue  Pflanzen  der  Flora  Sachsens 
S.26. 

in.  Seetion  fflr  Mineralogie  und  Geologie  S.  6  nnd  28.  —  Bergt,  W.:  Festigkeits- 
prüfmigen  von  Gesteinen  S.  7;  Litteraturbesprechung  8.  8;  der  internationale  Geologen- 
Congress  in  Zürich  S.  30.  —  Deichmüller,  J.:  Encriniten  des  Muschelkalks  8.  8.  — 
Döring,  H.:  Stmdellöcher  im  Pläner  von  Cotta,  Ausstellung  des  Lehrervereins  fiir 
Naturkunde  in  Dresden  S.  7;  Lagerungaverhältnisse  des  oberen  Muschelkalks  von 
Krailsheim  S.  29.  —  Engelhardt,  H.:  Tertiärpflanzen  aus  dem  böhmischen  Mittel- 


ü 


gebirge  S.  7;  was  erinnert  in  unserem  Sachsenlande  an  die  Pflanzenwelt  der  Tertiär- 
zeit? neue  Litteratur  8. 8.  —  Francke,  H.:  Mineral  vorlagen  8.  8;  grosser  Bieiglanz- 
krystall  aus  der  Eifel  S.  30.  —  Geinitz,  H.  B.:  Versteinerungen  aus  der  oberen 
Kreide  von  Rügen  S.  6;  Gliederung  der  Flötzformationen  Helgolands,  neue  Diatomeen- 
schichten in  der  Lausitz,  der  internationale  Geologen  -  Congjess  in  Zürich  S.  7;  die 
mineral.-geolog.  Sami^lnngen  der  K.  technischen  Hochschule  in  Dresden  S.  8;  Be- 
richt über  einen  Ausflug  nach  dem  Nord-Ostsee- Kanal  S.  28;  neue  Litteratur  S.  7,  8 
und  30.  —  Kalkowsky,  E.:  K.  Th.  Liebe  f,  naturwissenschaftliche  Wanderversamm- 
lun^en,  Demonstrations-Mikroskope  von  R.  Fuess  S.  8 ;  Schwämme  aus  der  Quadraten- 
Kreide,  geotektonische  Modelle  8.30.  —  Schneider,  0.:  Nephrit  -  Schnitzereien  ans 
China  S.  8.  —  Z schau,  £.:  Kalkspathkrystalle  ans  dem  Syenit  des  Plauenscben 
Grundes  S.  9. 

lY«  Sectlon  für  prähistorische  Forschungen  S.  9  und  30.  —  Bergmann,  A.:  Kur- 
fürst August  und  Kurfürstin  Anna  in  ihren  Beziehungen  zur  prähistorischen  Forschung 
S.  9.  —  Deichmüller,  J.:  J.  Undset  \^  Ausgrabungen  und  neue  Erwerbungen  der 
K.  prähistorischen  Sammlung  S.  11;  Steinzeit funde  bei  Dresden  S.  12  und  in  Böhmen 
S.  32;  Versammlung  der  Deutschen  und  Wiener  anthropol.  Gesellschaften  in  Innsbruck 
S.  31;  neues  Umenfeld  in  Blasewitz  S.  32.  —  Döring,  H.:  Der  Lüptitzer  Spitzberg 
bei  Würzen  S.  10;  Gräberfeld  von  Löbtau,  neolithische  Funde  in  Löbtau  S.  12;  der 
Burgwall  von  Kleinböhla  bei  Oschatz,  mit  Bemerk,  von  J.  Deichmüller,  S.  30; 
Vorlagen  S.  11.  —  Ebert,  O.:  Steinzeitfunde  bei  Cotta,  slavische  Herdstelle  bei 
Cossebaude  S.  12;  La  Töne -Fibel  von  Stetzsch  S.  33.  —  Geinitz,  H.  B.:  Ein  Dolmen 
in  der  Gersdorfer  Heide  bei  Gross -Cotta,  Steinbauten  an  den  TrollhÄttanfallen  in 
Schweden  S.  12.  —  Jentsch,  A  :  Zusammenhang  zwischen  Ansiedelungen  und  klima- 
tischen V^erhältnissen  8.  33.  —  üsborne,  W.:  Neolithisches  Gefäss  von  Prag,  die 
vorgeschichtlichen  megalithischen  Steinbauten,  Vorlagen  S.  11 ;  Ursitz  und  Vorgeschichte 
der  Arier  S.  30;  die  jüngere  Steinzeit  in  Böhmen  S.  31;  Fund  aus  der  jüngeren  Stein- 
zeit auf  der  Zämka  hei  Prag  S.  32.  —  Excursion  nach  Zschoma  S.  12. 

Y.  Section  für  Physik  nnd  Chemie  S.  12  und  33.  —  Gorsepins,  M.:  Anla|;e  eines 
Elektricitätswerks  der  Stadt  Dresden  S.  13.  --  Freyberg,  .f.:  H.  Hertz  f  S.  12.  — 
Helm,  G.:  E.  Zetzsche  f  S.  13.  —  von  Meyer,  E.:  Lavoisier  und  die  Chemie  seiner 
Zeit  —  eine  Säcularbetrachtung  S.  13.  —  Top  1er,  A.:  Neue  Methode  der  absoluten 
Temperaturmessung  S.  33.  —  Excursion  nach  dem  Elektricitätswerk  der  K.  Sachs. 
Staatseisenbahnen  in  Dresden-Friedrichstadt  S.  13. 

YI.  Section  fOr  Mathematik  S.  13  und  34.  —  Helm,  G.:  Die  neuen  Prinzipien  der 
Mechanik  von  Heinrich  Hertz  S.  84.  —  Klette,  0.:  Die  neuen  Dresdner  Bahnliofs- 
anlagen  S.  35.  —  Krause,  M.:  Entwickelung  der  elliptischen  Functionen  in  Potenz- 
reihen S.  13.  —  Rohn,  K.:  Construction  einer  Fläche  2.  Grades,  von  der  9  Punkte 
gegeben  sind  S.  13;  Vereinfachung  einiger  Sätze  und  Aufgaben  der  Planimetrie 
S.  14. 

YII.  Haaptrersammlnngen  S.  14  und  35.  —  Veränderungen  im  Mitgliederbestande  S.  15 
und  38.  —  Beamte  im  Jahre  1895  S.  39.  —  Kassenabschluss  für  1893  S.  14  und  20. 
—  Freiwillige  Beiträge  zur  Kasse  S.  39.  —  Vermehrung  der  Bibliothek  S.  4.  —  Be- 
richt des  Bibliothekars  8.  42.  —  Werner-Denkmal  S.  38.  —  Liebe-Denkmal  S.  36.  — 
Ausstellung  des  Lehrervereins  für  Naturkunde  in  Dresden  S.  14.  —  Vorlagen  S.  14.  — 
Feier  des  80.  Geburtstags  von  Dr.  H.  B.  Geinitz  S.  36.  —  80.  Geburtstag  von 
Dr.  Fr.  Theile  S.  36.  —  Bergt,  W.:  Die  classischen  Stätten  des  Contaetmeta- 
morphismus  in  Sachsen  S.  14.  —  Deichmüller,  J.:  Die  bisherigen TSrgebnisse  der 
vorgeschichtlichen  Forschungen  in  und  um  Dresden  S.  14;  E.  Haase  f  S.  36.  — 
Helm,  G.:  H.  von  Helmholtz  f  S.  36;  Vorlage  Mach*scher  JPhotographien  fliegender 
Geschosse  S.  37.  —  Hempel,  W.:  Beobachtungen  über  die  Entstehung  von  Gesteinen 
S.  14.  —  König,  Cl.:  Die  Grundlagen  zu  Alexander  von  Humboldfs  pflanzen- 
geographischen Ideen  S.  15.  —  N  au  mann ,  A.:  Nährwerth  und  Nährwerthsbestimmungen 
pflanzlicher  Nahrungsmittel  8.  36.  —  Raspe,  F.:  Vorlagen  S.  14.  —  Reibisch,  r.: 
Ergebnisse  der  methodischen  Plankton-Forschung  S.  38.  —  Schneider,  O.:  Litteratur- 
besprechung  S.  14.  —  Töpler,  A. :  Die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten 
elektrischen  Condensatorschwingungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten 
Tesla'schen  Versuche  S.  35.  —  Ulbricht,  R.:  Bericht  über  seine  Reise  nach  Chicago 
1893  S.  14.  —  Witting,  A.:  Messung  der  Geschwindigkeit  von  Geschossen  S.  37.  — 
Excursionen  nach  Tetschen,  nach  den  elektrischen  Werkstätten  von  Kummer  &  Co. 
in  Niedersedlitz  S.  15. 


B.  Abhandlungen. 


Bergt,  W.:  Die  Gesteine  der  Roinenstätte  von  Tiahnanaco  im  alten  Fem  (Bolivia). 
Mit  Tafel  II.    S.  So. 

Döring,  H.:  Der  Bargwall  von  Kleinböhla  bei  Oschatz.    S.  67. 

£bert,  R.:  U eher  AUantonema  mirabUe,  Sphaef^ulia  bombi  und  Heterode^'a  Schachtii. 
S.  18. 

Engelhardt,  H.:  lieber  neue  fossile  Pflanzenreste  vom  Cerro  de  Potosi.  Mit  Tafel  L 
S.  3. 

Ireinitz ,  H.  B. :  Die  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden.    S.  14. 

Schiller,  K.:  Krjptogamen  des  Bayrischen  Waldes.    S.  71. 

Schorler,  B.:  Die  Flora  der  oberen  Saale  und  des  Franken waldes.    S.  53. 

Schorler,  B.:  Bereicherungen  der  Flora  Saxonica  im  Jahre  1894.    S.  61. 

Töpler,  A.:  lieber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten  elektrischen 
Uondensatorscfawingungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten  Tesla'schen  V^er- 
suche.    S.  22. 


IHe  Autaren  Hnd  allein  veranHvarUich  für  den  Inhait  ihrer 

Abhandlungen. 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  am 
besonderen  Wunsch  25  Separat -Abzüge  unentgeltlich,  eine  grossere  Anzahl  gegen  Er- 
stattung der  Herstellungskosten. 


Verzeichniss  der  Mitglieder 


der 


naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in    X^resden 


im  December  1894. 


Berichtignngen  bittet  man  an  den  Secretär  der  Gesellschaft,  d.  Z. 
Dr.  J.  Y.  Delcbmttller  in  Dresden,  ^u  richten. 


Die  Preise  für  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis^',  welche  durch  die  Burdach'sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.    Dresden  1860.    8 1  M.  50  Pf. 

Festschrift    Dresden  1885.    8.     178  S.    4  Tafeln 3  M-  —  Pf. 

Dr.  Osoar  Schneider:  Naturwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kaukasusländer.     1878.    8.  160  S.    5  Tafeln   .    .  6  ÄL  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1861 1  M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  186P> 1  3l.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  186i  und  1865.    pro  Jahrgang    .    .  1  M.  50  Pf . 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1866.    April-Decomber 2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1867  und  1868.*   pro  Jahi-gang     .    .  8  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1869 3  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1870  u.  1871.  April- Decemberp.  Heft  SM.—  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1872.    Januar-Septembei* 2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1873—1878.    pro  Jahrgang  ....  4  JJ.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.     Jahrgang  1879 5  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahi'gang  1880.    Juli-December 3  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-December  3  M.  —  Pf. 
Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgangl 882 —1884,1 886— 93. 

pro  Jahrgang 5  M.  —  PL 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.    Jahrgang  1885 2  M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis'*  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis",  sowie  auch 
Wünsche  bezügüch  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis''  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Ge- 
sellschaft, d.  Z.  Dr.  DeichmQller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
El.  Mineral. -geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

mir  Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige  Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  der 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3  Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsbeiichten  quittirt  wird. 


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Eönigl.  Sachs.  Hofbuchhandlung 

H.  Burdach 
—  Warnatz  &  Lehmann  — 

Schloss-Strasse  32.     DBJSSDEN.     Fernsprecher  152. 

ompfibhit  sich 
7.ur  HcKorgung  nUscnhcharUichcr  Lilerutur. 


£:- 


13 


.«K.«   (t«    b.   ^'.  »l  CH(.    ritkCIM 


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der 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 


ISIS 


in    Dresden. 


Herausgegeben 

von   dem  Redactions-Comitö. 


Jahrgang  1894. 

«JaniTa.!:*    l>is   «Juni. 


Mit  1  Tafel  und  3  Abbildungen  im  Text. 


Dresden. 

In  Commission  von  Warnatz  &  Leliniann^  K.  Siiclis.  Hof])UfliliänJler. 

1894. 

--    -  rl- 


Redactlons-Comitö  fiir  1894: 

Yorftitzender:  Prof.  Dr.  G-.  Helm. 
Mitglieder:  Dr.  J. Deichmüller,  Prof.Dr.  O.  Drude,  Privatdocent  Dr.  J.  Freyber«: 
Geh.  Hofrath  P;-of.  Dr.  H.  B.  Geinitz,  Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  Nitseh. 

und  Rentier  W.  Os  borne. 
Verantwortlicher  Redacteur:  Dr.  J.  Deichmüller. 


Inhalt. 


I.  Sitzungsberichte. 

^•s^T*"FW?rÄ?.-*-^*°'?1''  ^■-  ?ie  sogenannten  «Ailenischen  HasetaUsse 
NiLrT*.  TT  fpn;W^l'  Int'^'cl'elnng  und  Lebensweise  der  Nematoden  8.3.  - 
JNitsche,  H..  Leuchtende  Thiere  und  Pflanzen,  der  mornholoirische  Znsammenliaii" 

und  Palmeilaceen  8.5;  Palmflora  dertropischtn^^ 

und  5.  -  Jenke,  A.:  Neue  Desmidiaceen  le^Äa  vi^?.  ^'^''  S"^?  ^.^^^.?^°''  ^A 

aeruginosa  aus  den  Carolaseen  S.  5;  . . . . .    und  K  Wo  W^^^         ^- 1'  ^^^^  n'^Ä 

aus  äer  Dresdner  Flora  S.  5.  -  SchillerrK  -  Blf^o^'o^^^'^v^^^^^^^ 

lagen  S,  5.  -  Schorler,  B.:  üeber  CaHca   nu^^r^I"^^^^^^^  ?^^'  ^IT 

Flora  Saxonica  S.  5;  blüthenbiologische  DemoS^^Cl^^  ff'  '^^1^1^.'^^^,?  f" 

Amarantua  hvvochondriacus.  männp^J^^^^^^y^^^.^^  S-  6-  ~  Wobst,  K.:  üeber 


Amarantus  hypochondriacus,  Bildun^abweichnnc^^^^^  ^V.^*  —  Wobi 
[I.  Section  fILp  Mln«rAinfl-iA  nnrf  ß«SV^«^^o  *^?^8^®»  der  Pflanzen  S.  5. 


tsprüfongeu 
Encriniten  des 


des  Lehrervereins  für  Naturkunde  in  Dresden  ^  4™  Pläuer  von  Cotta,  Ausstellung 
pflanzen  aus  dem  böhmischen  Mittelgebirge  S  7-  w  "^  fin^elhardt,  H.:  Tertiär- 
an  die  Pflanzenwelt  der  Tertiärzeit?  neue  Liffi^oV  erinnert  m  unserem  Sachsenlande 
vorlagen  8.  8.  -  Geinitz,  H.  B.:  VersteinenimJf«"!  ®-  ?•  "  Francke,  H.:  üinerai- 
S.  6;  Gliederung  der  Flötzformationen  HelioiS.^Ji  *^®  ^^^  oberen  Kreide  von  Rügen 
Lausitz,  der  internationale  Geologen- Conffre^i'  S®^®  Diatomeenschichten  in  der 
geologischen  Sammlungen  der  K.  Techniach^ri  ^  ^^ich  S.  7;  die  mineralogisch- 
Litteratur  S.  7  und  8.  —  Kalkowsky  E  •  K"  ^.?p"f^^'^e  in  Dresden  S.  8;  neue 
Wanderversammlungen,  Demonstrations-Mikroslr^ J^  iaebe  f ,  naturwissenschaftliclie 
Nephrit- Schnitzereien  aus  China  S.  8.  -.  Zsry?«  ^'^^?^-^^«S8S.8.-Schneider,0.: 
Syenit  des  Plauenschen  Grundes  S.  9.  ''"»'^^,  It..:  Kalkspathkrystalle  aus  dem 

IV.  Section   für   prähistorische  Forschumren     q     c* 

August  und  Kuri'Urstin  Anna  in  ihren  Beziehn^.;  '  —  Bergmann,  A.:  Kurfürst 
S^^^T.^^^^^"^"^*^^^^--  J-Undset  f.  Ause^i.?'*  ^^^  prähistorischen  Forschung 
K.  Prähiatonachen  Sammhmg  im  Jahre  1893  S*  1 1 .  5??^^  ^nd  neue  Erwerbungen  der 
Döring,  H.:  Der  Lüptitzer  Spitzberg  bei  Wur^',.^'^^^^^^de  bei  Dresden  S.  12.  - 
felde  von  Löbtau,  neofithische  Reste  von  Löbtan  q  ,^"  ^^ '  Beigaben  aus  dem  Gräber- 
Stemzeitfunde  bei  Cotta,  slavische  Herdstelle  ht? r^'  ^^.'  "Vorlagen  S.  IL  —  Ebert,0.: 
Ein  Dolmen  in  der  Gersdorfer  Heide  bei  Grr.  ??^*^de  81  12  —  Geinitz,  H.B.: 
hättanfällen  in  Schweden  S.  12.  -Osborne  w'^^Zp^^^i  Steinbauten  an  den  Troll- 
vorgeschichtlichen megaüthischen  Steinbauten  v'  i;  ^^^'^^^lisches  Gefäss  von  Frag,  die 
ZschomaS.  12.  *'    ^«rlagren    S.  n    _  Excursion  nach 

V.  Section  für  Physik  und  Chemie  S.  12   —  n  ^  ' 

mcitfits Werks  der   Stadt   Dresden   S.  13.  —    Fj^J^f^i^s,   M-  Anlwre  eines  Elek- 
Helm,  G.:  E.  Zetzsche  f  S.  13.  -vouMeyer    JK?  V^^^    J.:'h  Hertz  f  S.  12.  - 
vir.  eine  Säcularbetrachtung  S.  13.  -  Exeu  J-oi'^"   -^-'^voisier  und  die  Chemie  seiner 
vif  ÄÄ^^ÄÄn  Wa  '^"^  Elek^citätswerkder 

Functionen  in  Potenzreihen  S.  13.  —  RoLn,  K  -*'h^-=  -Entwickelun^  der  elUptischen 
ron  der  9  Pimkte  gegeben  sind  S.  13;  Verein^-^hun^'''^««on  eÄlBche  2  Grad«. 
Planimetrie  S.  14.  '^^''"ng:  einiger  Säteemid  Aufgaben  der 


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icjite  iH 


der 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 


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ISIS 


in    Dresden. 


Herausgegeben 

von  dem  Redactions-Gomit^. 


Jahrgang  1894. 


Mit  2  Tafeln  and  4  Abbildangen  im  Text. 


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Dresden. 

In  Commission  von  Wamatz  &  Lehmann,  K.  Sachs.  Hof  buchhändler. 

1895. 


B.  Aasserhalb  Dresden.  jahrd«r 

Aufnsbme. 

158.  Boxberg,  Georg  you,  Rittergütsbesitzer  auf  Rebnsdorf  bei  Kamenz     .    .    .  1883 

159.  Carlo witZy  von,  Majoratsherr  auf  Kuknkatein  bei  Liebstadt 1885 

160.  Degenkolb,  Ritteij^ntsbesitzer  auf  Rottwemdorf  bei  Pirna 1870 

161.  Fritzsche,  Felix,  Frivatua  in  Kötzschenbroda 1890 

162.  Hener,  Ernst,  Fabrikbesitzer  in  Cotta 1879 

163.  Kesselmeyer,  Carl,  in  Altrincham,  Cheshire 18ß3 

164.  Kobsmahl,  F.  A.,  E.  Oberförster  a.  D.  in  Langebrttck 1882 

165.  Krutzscb,  Herrn.,  K.  Oberförster  in  Hohnstein 1894 

166.  Osbome,  W.,  Privatns  in  Blasewitz 1876 

167.  Reiblscb,  Th.  F.,  Institatsdirector  in,  Planen  b.  Dr 1851 

168.  Sehneider.  Osk.,  Dr.  phil,  Professor  in  Blasewitz 1863 

169.  Sehlinke,  Th.  Huldreich,  Dr.  phil.,  Seminaroberlehrer  in  Blasewitz      .    .     .  1877 

170.  Sehreiter,  Br.,  Bergdirector  in  Berggiesshttbel 1883 

171.  Seidel,  C.  F.,  Maler  in  Weinböhla 1860 

172.  Thttmer,  Ant.  JnL,  Institntsdirector  in  Blasewitz 1872 

173.  Wagner,  Arth.,  Ingenieur  und  Gasinspector  a.  D.  in  Bläsewitz 1891 

174.  Wolf,  Th.,  Dr.  phil.,  Geolog  in  Plauen  b.  Dr 1891 


n.  Ehrenmitglieder. 

j 

1.  Agasslz,  Alex.,  Dr.  phil.,  Gurator  des  Museum  of  Gomparative  Zoology  in 

Cambridge,  Mass 1877 

2.  Caru8,  Jul.  Vict,  Dr.  phil..  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig     .     .     .  1869 

3.  Danbr^,  Aug.,  Membre  de  rlnstitat,  Professor  am  natnrhistor.  Museum  in  Paris  1867 

4.  Ettingsbausen ,  Const.  Freiherr  von,  Dr.  phil,  Kegiernngsrath ,  Professor  an 

der  Universität  in  Graz 1852 

5.  FlQgel,  Felix,  Dr.  phil,  Vertreter  der  Smithsonian  Institution  in  Leipzig  1855 

6.  Fraas,  Ose,  Dr.  phil.,  Oberstudienrath ,  Professor  am  Naturalien -Cabinet  in 

Stuttgart 1867 

7.  Galle,  J.  G.,  Dr.  phil..  Geh.  Regierungsrath,  Director  der  Sternwarte  und 

Professor  an  der  Universität  in  Breslau 1866 

8.  Geinitz,  Han.9  Bruno,  Dr.  phil.,  Geh.  Hofrath,  Professor  a.  D.,  Director  des 

K.  mmeral.-geolog.  und  prähistor.  Museums  in  Dresden 1838 

9.  GQmbel,  Carl  Wilh.  von,  Dr.  phiL,  Oberbergdirector  und  Professor  an  der 

Universität  in  München 1860 

10.  Hall,  James,  Professor,  Director  des  N.  Y.  State  Museum  in  Albany     .    .    .  1873 

11.  Hauer,  Franz  Ritter  von,  Dr.  phil.,  K.  E.  Hofrath,  Intendant  des  K.  K.  natnr- 

histor. Hofmuseums  in  Wien 1857 

12.  Hanghton,  Rev.  Sam.,  Professor  am  Trinity  College  in  Dublin 1862 

13.  Jones,  T.  Rupert,  Professor  a.  D.  in  Chelsea,  London 1878 

14.  Kenngott,  Ad. ,  Dr. ,  Professor  am  Polytechnikum  und  an  der  Universität  in  Zürich  1 868 

15.  KÖUicker,  Alb.  von,  Dr.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  Universität  in  Wttrzbnrg  1866 

16.  Lanbe^  Gust,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Prag 1870 

17.  Leuckart,  Rud.,  Dr.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  Universität  in  Leipzig  1869 

18.  Lov^n,  Sven,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Stockholm 1869 

19.  Harcon,  Jules,  in  Cambridge,  Mass 1866 

20.  Marsh,  Othn.  Charles,  Dr.  pnil.,  Professor  am  Yale  College  in  Newhaven,  Conn.  1881 

21.  Hercklin,  Carl  von,  Dr.,  Geh.  RaÜi,  Professor  in  Petersburg 1868 

22.  Höhl,  Heinr.,  Dr.,  Professor  in  Kassel 1875 

23.  MUller,  Ferd.  Freiherr  von,  Dr.  phil,  Government  Botanist  for  Victoria  in 

Melbourne 1849 

24  Kitsche,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  E.  Foi-stakademie  in  Tharandt    .  1893 

25.  Iföldeke,  C,  Dr.  jur.,  Oberappellationsrath  in  Celle 1888 

26.  Nostiz-nallwif z,  Herrn,  von,  Dr.,  Minister  des  Innern  und  des  E.  Hauses  in 

Dresden 1869 

27.  OmbonI,  Giov.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1868 

28.  Rossberg»  C.  Mor.,  Regierungsrat h  in  Dresden  (Mit Stifter  der  Isis)     .    .  1886 


xin 

Jfthr  der 
Attfnsbm« 

29.  Rflünerer,  Ludw.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Basel 1869 

30.  SerlOy  Dr.,  Oberberghauptmann  a  D.  in  Berlin 1870 

31.  SilTa,  Mig.  Ant.  da,  Professor  an  der  Ecole  centrale  in  Rio  de  Janeiro    .    .  1868 

32.  Stacke.  Guido,   Dr.  pblL,  E.  K.  Oberbergrath ,  Director  der  K.  K.  geolog. 

Reichsanstalt  in  Wien 1877 

33.  Steenstmp,  Job.  Japet. ,  Dr.,  Staatsrath,  Professor  an  der  Universität  in 

Kopenhagen 1846 

34.  Theile,  Friedr.,  Dr.  med.  in  Lockwitz' (Mi  tstift  er  derlsis) 1885 

35.  Tsehermak,  Gst.,  Dr.,  Hofrath,  Professor  an  der  Universifät  in  Wien  .    .    .  1869 

36.  Terbeek,  Rogier  D.  M.,  Dr.  phil.,  Director  der  geologischen  Landesuntersuchnng 

von  Niederländisch-Indien  in  Bnitenzoig 1885 

37.  Yircbowy  Rnd.,  Dr.  med.,  Geh.  Medictnalrath,  Professor  an  der  Universität 

in  Berlin 1871 

38.  Togt,  Carl,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Genf 1868 

39.  WUlkoiiiBi,  Heinr.  Mor.,  Dr.  phil.,  Staatsrath,  Professor  a.  D.  in  Prag    .    .  1866 

40.  Zeitner,  Gast.,  Dr.  phil.,  Geh.  Rath,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule 

in  Dresden 1874 


IIL  GorreBpondirende  Mitglieder. 

1.  llberti,  Ose.  von,  Bergamtsreferendar  in  Freiberg 1890 

2.  Amtbor,  G.  £.  A.,  Dr.  phil.,  in  Hannover 1877 

3.  Incona,  Cesare  de,  Dr.,  Professor  am  R.  Instituto  di  studi  superiori  in  Florenz  1863 

4.  Ardissoae,  Frz.,  Dr.  phil,   Professor  an  dem  technischen  Institut  und  der 

Ackerhauschale  in  Mailand 1880 

5.  Irtzt,  Ant.,  Yermessungs-Ingenieur  in  Plauen  i.  V 1883 

6.  AsehersoB,  Paul,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin    ....  1870 

7.  BaekmABii,  £wald,  Dr.  phil.,  Realschul-Oberlehrer  in  Planen  i.  V 1883 

8.  Baessler,  Herm.,  Director  der  Strafanstalt  in  Voigtsberg 1866 

9.  Baldanf»  Rieh.,  Bergdirector  des  Hermannschachts  in  uax. 1878 

10.  Baltzer,  A ,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Bern 1883 

11.  Beehy  Emil,  Dr.  med.,  Hofrath,  Geriohtsarzt  in  Pirna 1846 

12.  Bembardl,  Job.,  Landbauinspector  in  Altenburg 1891 

13.  Bibliothek,  Königliche,  in  Berlin 1882 

14.  BUnford,  Will.  T.,  Esqn.,  in  London 1862 

15.  BlasehkAy  Rud.,  naturwissensch.  Modelleur  in  Hosterwitz 1880 

16.  Blochmann,  Rud.,  Dr.  phil.,  Physiker  am  Marine- Laboratorium  in  Kiel    .    .  1890 

17.  Bombicei,  Lnigi,  Professor  an  der  Universität  in  Bologna 1869 

18.  Bmaina,  Spiridion,  Professor  au  der  Universität  in  Agram 1870 

19.  Bureau,  Ed.,  Dr.,  Professor  am  natnrhistor.  Museum  in  Paris 1868 

20.  Caneatrlnl,  G.,  Professor  an  der  Universität  in  Padua 1860 

21.  CantenSy  G.  Dietr.,  Ingenieur  in  Berlin 1874 

22.  Conwentz,  Hugo  Wilh.,  Dr.  phil,  Profes.^or,  Director  des  westpreuss.  Pro- 

vinziidmnseums  in  Danzig 1886 

23.  Credner,  Herrn.,  Dr.  phil..  Geh.  Bergrath,  Professor  an  der  Universität  und 

Director  der  geologischen  Landesuntersuchung  von  Sachsen  in  Leipzig .    .  1869 

24   Danzigy  Emil,  Dr.  phil.,  Realschul-Oberlehrer  in  Rochlitz 1883 

25.  Datbe,  Ernst,  Dr.  phil.,  K.  prenss.  Landes^olog  in  Berlin 1880 

26.  Dittmarseby  A.,  Bergschul-Director  in  Zwickau 1870 

27.  Doli,  Ed.,  Dr.,  Gberrealschul-Director  in  Wien 1864 

28.  Boss,  Bruno,  Dr.  phil.,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga 1888 

29.  Dziednszyeki,  Wladimir  Graf,  in  Lemberg 1862 

30.  Eise],  Roh.,  Gurator  des  städtischen  Museums  in  Gera 1857 

31.  Fiseher,  Aug.,  Kaufmann  in  POsneck 1868 

32.  Flohr,  Conrad,  Amtsrichter  in  Leipzig 1879 

33.  Freneh,  G.,  Esqu.,  Govemement  Entomolog[ist  in  Melbourne 1877 

34.  Frenzely  A.,  Dr.  phil,  K.  Hüttenchemiker  m  Freiherg 1872 

35.  Friederichy  A.,  Dr.  med.,  Sanitätsrath  in  Wernigerode 1881 

36.  Friedrich,  Gsc,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Gymnasium  in  Zittau      .  1872 


XIV 

Jahr  der 
Aafnabme. 

87.  Frltscby  Ant.,  Dr.  med,  Professor  an  der  Universität  nnd  Cnstos  am  böhmi- 
schen Landesmnsenm  in  Praff 1867 

38.  Gandry,  Alb.,   Dr.,  Membre   de  rinstitnt,  'Professor  am  natnrhistorischeu 

Museum  in  i?aris 18(iH 

39.  Geheeby  Adelb.,  Apotheker  in  Geisa 1877 

40.  GeinitXf  Frz.  Eng.,  Dr.  phil,  Professor  an  der  Universität  in  Rostock .    .    .  1877 

41.  Oerodty  Leonb.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Zwickau  1880 

42.  Gonnermanny  Max,  Apotheker  und  Chemiker  in  Teterow 18(>5 

43.  Groth»  Paul,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Mttnchen 18^ 

44.  Hftrter»  C,  Ingenieur  in  Mexiko 1881 

45.  Hans,  Wilb.,  Gärtnereibesitzer  in  Hermhut 1868 

46.  Härtung,  H.,  Bergmeister  in  Lobenstein 1867 

47.  Heim,  Alb.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  und  am  Polytechnikum  in  Zürich  1 872 

48.  Heine,  Ferd.,  K.  Domänenpächter  und  Klostergutsbesitzer  auf  Hadmersleben  1863 

49.  Hennig,  Georg  Rieh.,  Dr.  phil.,  Docent  am  Kais.  Polytechnikum  in  Riga  1888 

50.  Herb,  Salinendirector  in  Traunstein 1862 

51.  Herrmann,  Wilh.,  Dr.  theol.  et  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Marburg  1862 

52.  Hibsch,  Emanuel,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  höh.  Ackerbauschule  in  Lieb- 

werd  bei  Tetscheu 1885 

53.  Hilgard,  W.  Eng.,  Professor  an  der  Universität  in  Berkeley,  Califomien  .    .  1869 

54.  Hilgendorf,  Frz.,  Dr.  phil.,  Professor,  Gustos  am  K.  zoolog.  Museum  in  Berlin  1871 

55.  Hinsei,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  a.  D.  in  Leipzig 1862 

56.  Hof  mann,  H.,  Btlrgerschullehrer  in  Hohenstein-E 1894 

57.  Hübner,  Ad.,  HlUtenmeister  in  Mnldner  Htttten  bei  Freiberg 1871 

58.  Hiill,  Ed.,  Dr.,  Professor  in  London 1870 

59.  Israel,  A.,  Schulrath,  Seminardirector  in  Zschopau 1868 

60.  Issel,  Anh.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Genua 1874 

61.  Jentz.Hcb,   Alfr.,  Dr.  phil.^  Professor  an  der  Universität  und  Director  des 

ostpreuss.  Provinzial-Museums  in  Königsberg 1871 

62.  Kesselmeyer,  Wilh.,  in  Manchester 1863 

63.  Kinne,  B.,  Apotheker  in  Hermhnt 1854 

64.  Kirbacb,  Fr.  Paul,  Dr.  phil,  Lehrer  an  der  Mttllerschule  in  Dippoldiswalde  1894 

65.  Klein,  Herm.,  Herausgeber  der  „Gaea^  in  Köln 1865 

66.  Köhler,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seminar- Oberlehrer  in  Schneeberg 1858 

67.  König  von  Warthansen,  Wilh.  Rieh.  Freiherr  von.  Kammerherr  auf  Wart- 

hausen bei  Biberach 18^5 

68.  Kombuber,  Andreas  von,  Dr.,  Professor  am  Polytechnikum  in  Wien   .    .    .  ia57 

69.  Krebs,  Wilh.,  Privatgelehrter  in  Altona 18a5 

70.  Krieger,  W.,  Lehrer  in  Königstein 1888 

71.  Kübn,  E.,  Dr.  phil.,  Schulrath,  Bezirksschulinspector  in  Leipzig 1865 

72.  Kyber,  Arth.,  Chemiker  in  Riga 1870 

73.  Lange,  Theod.,  Dr.  phil.,  Apotheker  in  Wemingshausen 1890 

74.  Lanzi,  Matthaens,  Dr.  med.  in  Rom 1880 

75.  Lapparent,  Alb.  de,  Ingenieur  des  mines,  Professor  in  Paris 1868 

76.  Lefövre,  Theod.,  Dr.,  in  Brüssel 1876 

77.  Le  Jolis,  Aug.,  Dr.  phil.,  Director  der  Soci6t6  nation.  des  sciences  natnr.  et 

math6m.  in  Cherbourg 1866 

78.  Leonhardt,  Otto  Emil,  Seminar-Oberlehrer  in  Nossen 1890 

79.  Lobrmann,  Ernst,  Dr.  phil,  Lehrer  am  K.  Gymnasium  in  Schneeberg.    .    .  1892 

80.  Ludwig,  F.,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Greiz  .    .    .  1887 

81.  LÜttke,  Job.,  Fabrikbesitzer  in  Hamburg 1884 

82.  Mayer,  Charles,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Zürich 1869 

83.  Mennert,  Ernst,  Dr.  phil.,  Seminar-Oberlehrer  in  Pirna 1882 

84.  Menzel,  Carl,  Oberbergrath,  Bergamtsrath  in  Freiberg 1869 

85.  Menzel,  Paiü,  Dr.  med.  in  Hainitz  bei  Bautzen 1894 

86.  MöUer,  Valerian  von,  wirkl.  Staatsrath,  Oberberghauptmann  in  Petersburg   .  1869 

87.  MortiUet,  Gabriel  de,  Professor  am  anthropolog.  Institut  in  Paris    ....  1867 

88.  Naschold,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Fabrikbesitzer  in  Aussig 1866 

89.  Naumann,  Ferd.,  Dr.  med.,  Marinestabsarzt  a.  D.  in  Gera 1889 

90.  Naumann,  Herrn.,  Realschul-Oberlehrer  in  Bautzen 1884 

91   Nobbe,  Friedr.,  Dr.  phil.,  Geh.Hofrath,  Prof.  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt  1864 

92.  Pabst,  Mor.,  Dr.  phil.,  Professor,  Conrector  am  Realgymnasium  in  Chemnitz  1866 

93.  Pabst,  Wilh.,  Dr.  phil.,  Gustos  der  naturhistor.  Sammlungen  in  Gotha     .    .  1881 


XV 


Jalir  der 
Aufnahme. 


94.  Peek.  Reinhard,  Dr.,  Director  des  Museums  der  natorforsch.  Gesellschaft  iii 

Görlitz 1868 

95.  Petermaniiy  A.,  Dr.,  Director  der  Station  a^nomiqne  in  Gemblonx  .    .    .  1868 

96.  Piioriniy  L.,  Dr.,  Flrofessor  an  der  Universität  nnd  Director  des  Mnseiuns 

£ircheriannm  in  Rom 1876 

97.  Prasse,  Ernst  Alfir.,  Betriebs -Ingenieur  a.  D.  in  Leipzig 1866 

98.  Rehmaiiiiy  Antoni,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Lemberg   ....  1869 

99.  Beichey  Carl,  Dr.  phil.,  Lehrer  am  Lycenm  in  Constitncion,  Chile  ....  1886 

00.  Reidemeister,  C,  Dr.  phil.,  Fabrikdirector  in  Schönebeck 1884 

01.  BuMre,  Wilh.,  Dr.,  Geh.  Bergrath  a.  D.  in  Breslau 1868 

02.  Sanoberger,  Fridolin  Ritter  von,  Dr.,  Geh.  Hofrath,  Professor  an  der  Uni- 

versität in  Würzbura: 1862 

03.  Scldmpfkyy  Paul  Rieh..  Lehrer  in  Lommatssch 1894 

04.  ScUiebeB,  H.  L.  von,  Oberst  z.  D.  in  Oberlössnitz- Radebeul 1862 

05  SehUmpert,  Alf.  Mor.,  Apotheker  in  Colin  bei  Meissen 1893 

OB.  SelinoiTy  Veit  Htuins,  Professor,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in  Zwickau  1867 

07.  Sehreibery  Paul,  Dr.  phil.,  Professor,  Director  des  K.  sachs.  meteorolog.  In- 

stituts in  Chemnitz 1888 

08.  Schnstery  Ose.,  Generalmajor  z.  D.  in  Niederlössnitz- Radebeul 1869 

09.  Scott,  Dr.  phil.,  Director  der  Meteorological  Office  in  London 1862 

10.  Seidelly  D.M.,  Seminar- Oberlehrer  in  Zschopau 1883 

11.  Seidel  II,  Heinr.  Beruh.,  Seminar- Oberlehrer  in  Zschopau 1872 

12.  Seidlitc,  Georg  von,  Dr.  phil.,  in  Ludwigsort  bei  Königsberg 1868 

13.  Senoner,  Ad.,  Bibliothekar  a.  D.  in  Wien 1855 

14.  Sieber,  Georg^  Rittergutspächter  in  Grossgrabe  bei  Xamenz 1879 

15.  Slegnumd,  Wüh.,  Privatus  in  Reichenberg,  Böhmen 1868 

16.  Sonntag,  F.,  Privatus  in  Berlin 1869 

17.  Stanss,  Walth.,  Dr.  phil.,  Chemiker  in  Leipzig 1885 

18.  Stephan!,  Frz.,  Kaufinann  in  Leipzig 1893 

19.  Stersel,  Job.  l^ang.,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  I.  höheren  Mädchenschule  in 

Chemnitz 1876 

20.  Steuer,  Alex.,  Dr.  phil.,  in  Strassburg 1888 

21.  SteTensoB,  John  J.,  Professor  an  der  University  of  the  City  in  New -York  1892 

22.  Stossieh,  Mich.,  Professor  in  Triest 1860 

23.  Temole,  Rud.,  Director  des  Landes -Versicherungsamtes  in  Pesth    ....  1869 

24.  Thallwiti,  Job.,  Dr.  phil.,  Realschnl  -  Oberlehrer  in  Pirna 1888 

25.  Tietjen,  Friedr.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Berlin 1868 

26.  Ulbricht,  R,  Dt.  phil.,  Professor  a.  D.,  in  Dahme 1884 

27.  Ulrich,  George  H.  F.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  Universität  in  Dunedin, 

Neu-Seehind 1876 

28.  Yaier,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt     .  1882 

29.  Vetters,  K.,  Dr.  phil,  Lehrer  an  der  höheren  Gewerbeschule  in  Chemnitz  1884 

30.  Yolgt,  Beruh.,  Steuerrath,  Bezirks  -  Steuerinspecteur  in  Zwickau     ....  1867 

31.  Voretzsch,  Mai,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  am  Realgvmnasium  in  Altenburg  .    .  1893 

32.  Waagen,  Wilh.  Heinr.,  Dr.  phil.,  Oberbergrath,  Professor  an  der  Universität 

in  Wien 1877 

.33.  Wartmann,  B.,  Dr.  med.,  Professor  in  St.  Gallen 1861 

34.  Weinland,  Dav.  Friedr.,  Dr.,  in  Hohen  Wittlingen  bei  Urach 1861 

85.  Weise,  Aug.,  Buchhalter  in  fibersbach 1881 

36.  Welemensky,  Jak.,  Dr.  med.,  in  Prag 1882 

37.  Wentzel,  Gg.  Alb.,  K.  Hofgärtner  a.  D.  in  Pillnitz 1871 

38.  White,  Charles,  Dr.,  Curator*am  National -Museum  in  Washington     .    .    .  1893 

39.  Wiechel,  Hugo,  Betriebsinspector  in  Chemnitz 1880 

40.  Wiesner,  Jul.,  Dr.,  Professor  an  der  Universität  in  Wien 1868 

41.  Winkler,  T.  C.  Dr.,  Custos  am  Teyler  Museum  in  Harlem 1875 

42.  Wohlfalui,  Jul.  Ose,  prakt.  Arzt  in  Freiberg 1868 

43.  Wolir,  F.  A.,  Seminar- Oberlehrer  in  Pirna 1883 

44.  Wttnsche,  F.  Otto,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Gymnasium  in  Zwickau  1869 

45.  Zimmermann,  Ose,  Dr.  phil.,  Professor,  Oberlehrer  am  Realgymnasium  in 

Chemnitz 1880 


^38^ 


I 


Sitzungsberichte 


der 


naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in  Dresden, 


1894. 


<}> 


^'i^\    8    1896 


I.  Section  für  Zoologie. 


Erste  Sitzung  am  18.  Janoar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  R.  Ebert. 
—  Aiiweseiul  42  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  dankt  für  die  ihm  durch  Ernennung  zum  Ehren- 
mitgliede  gewordene  Auszeichnung  und  legt  weiter  dar,  nach  welchen 
Gesichtspunkten  er  das  ihm  übertragene  Amt  des  Vorsitzenden  der  Section 
zu  fuhren  gedenkt. 

Hierauf  referirt  er  mit  Demonstrationen  über  das  neu  erschienene 
Buch:  Gadeau  de  Kerville,  Die  leuchtenden  Thiere  und  Pflanzen,  über- 
setzt von  W.  Marshall.     Leipzig  1893. 


Zweite  Sitzung  am  15.  März  1894  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section  für 
Botanik).   Voi-sitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche.  —  Anwesend  16  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  R.  Ebert  referirt  ausfuhrlich  über:  R.  Leuckart,  Neue 
Beiträge  zur  Kenntniss  des  Baues  und  der  Lebensweise  der  Nematoden 
(Abh.  d.  math.-physik.  Kl.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  Bd.  XIII,  Nr.  8), 
und:  A.  Strubell,  Untersuchungen  über  den  Bau  und  die  Ent Wickelung 
des  Rübennematoden,  Heterodera  Scliachtii  Schmdt. 

Mit  Rücksicht  auf  das  grosse  Interesse,  welches  dieser  Vortrag  bietet, 
beschliesst  die  Section,  das  Referat  in  die  „Abhandlungen"  aufzunehmen. 

Dr.  B.  Steglich  erläutert  dann  die  durch  Heterodera  hervorgebrachten 
Krankheitserscheinungen  an  Pflanzen  und  bespricht  deren  Abwehr. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  bespricht  im  Allgemeinen  den  morphologi- 
schen Zusammenhang  zwischen  den  behandelten  abnormen  und  den 
normalen  Nematoden. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bemerkt  endlich,  dass  die  neuerdings  auch  in 
Dresden  auf  den  Markt  kommenden  sogen,  chilenischen  Haselnüsse 
von  einer  Proteacee,  Ouivina  avellana,  stammen. 


Dritte  Sitzung  am  24.  Mai  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 
—  Anwesend  24  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  widmet  dem  am  28.  März  1894  verstorbenen  Ehren- 
mitgliede,  Geh.  Oberforstrath  Dr.  Joh.  Friedr.  Judeich,  Director  der 
K.  Forstakademic  in  Tharandt,  einen  warm  empfundenen  Nachruf 

und  spricht  sodann  auf  Grund  eingehender  Studien  über  die  neuere 
Eintheilung  der  Pflanzenläuso. 


n.  Section  für  Botanik. 


Erste  Sitzong  am  I.Februar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 0. Drude. 
—  Anwesend  29  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  legt  unter  kritischen  Anmerkungen  ein  von  Lehrer 
Walde  herausgegebenes  Moos  her  bar  ium  vor  und  lässt  gleichzeitig  eine 
von  unserem  correspondirenden  Mitgliede,  Prof.  Dr.  0.  Wünsche  ver- 
öflfentlichte  Schrift:  Der  naturkundliche  Unterricht  in  Darbietungen  und 
Uebungen,  Hft.  2,  „Die  Laubmoose^  circuliren. 

Ausserdem  überweist  er  der  Isis  den  von  ihm  veröffentlichten  „Führer 
durch  den  K.  Botanischen  Garten"  als  Geschenk. 

Nachdem  Prof.  Dr.  0.  Drude  noch  darauf  aufmerksam  gemacht  hat, 
dass  für  die  Botanik  und  Gartenbau  treibenden  Vereine  all- 
monatlich am  ersten  Montage  im  botanischen  Garten  eine 
Sitzung  abgehalten  wird, 

gedenkt  er  des  70.  Geburtstages  des  verdienten  Physiologen  Prings- 
heim  und  verliest  die  diesem  bei  jener  Gelegenheit  von  der  Deutschen 
Botanischen  Gesellschaft  gewidmete  Adresse. 

Darauf  folgt  der  Vortrag  über  die  Biographie  des  am  5.  April 
1893  zu  Genf  verstorbenen  Alphonse  de  Candolle,  eines  der  her- 
vorragendsten Botaniker  dieses  Jahrhunderts. 

Dr.  B.  Schorler  bespricht  die  zur  Familie  der  Papayaceen  gehörige 
Carica  qiiercifolia  unter  Vorlage  mehrerer  30  cm  starker  Stammstücke, 
welche  von  einem  im  botanischen  Garten  innerhalb  1 7«  Jahren  gezogenen 
Exemplare  herstammen.  Er  geht  dabei  des  Näheren  auf  die  anatomische 
Stammstructur  ein  und  erläutert  das  Gesagte  an  5  mikroskopischen  Prä- 
paraten. 

Wir  haben  es  hier  mit  einem  sogen.  „Schwammholz^'  zu  thun,  d.  h.  einem  sehr 
wasserhaltigen,  raschwüchsigen,  seine  Holzzellen  auf  das  Dürftigste  ausbauenden  Stamme. 
Derselbe  ist  in  IVg  Jahren  von  2  cm  Durchmesser  auf  einen  Fuss  Durchmesser  heran- 
gewachsen; sein  Holz  zeigte  an  einem  im  botanischen  Garten  nachträgUch  gewogenen 
Abschnitt  von  7600  gr  Frischgewicht  folgenden  Wassergehalt:  95,3 7o  Wasser,  4,7% 
lufttrockene  Holzsubstanz.  D.  h.  also:  der  Wassergehalt  dieses  Holzes  steht  ungefähr 
mit  dem  des  Spargels  in  dessen  jungen,  essbaren  Trieben  anf  gleicher  Stufe,  hat  aber 
viel  zahlreichere,  kräftig  gebaute  Gefässe  und  besonders  sehr  feste  Radialreihen  von 
Bastfasern  in  seiner  Rinde.    (DruJe) 

Zweite  (ausserordentliche)  Sitzung  am  22.  März  1894  (Floristenabeud). 
Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  —  Anwesend  18  Mitglieder. 

Lehrer  A.  Jenke  bespricht  einige  für  die  Flora  von  Dresden  und 
seiner  Umgebung  neue  und  für  genanntes  Gebiet  noch  nicht  ver- 
öffentlichte Desmidiaceen  und  erläutert  dieselben  in  mehreren,  von 
Prof.  Dr.  0.  Drude  zur  Verfügung  gestellten  Mikroskopen: 

1.  Pleurotaenioj)8i8  tesselata  De  Toni  (syn:  DysphincHum  attiolatum  Naeg.,  Cos- 
marium  strtolatum  Arch. ,  Cosmaridium  strioiatutn  Gay  var.  Cohnii  Hans^., 
Calocylindrus  Cohnii  Krch.,  Dysphinctium  tesselatum  Delp).  —  Abbüd.  w 
Oesterr.  Botan.  Zeitg.,  Hft.  2. 

2.  Micraateriaa  Americana  Ktz.  —  Wolle,  Desm.  PI.  82,2; 

3.  Micra8teria8  Americana  Ktz.  var.  recta  Wolle.  —  Wolle,  Desm.  PL  32,3. 

Vortragender  sammelte  dieselben  an  verschiedenen  Stellen  des  Dippelsdorfer  Teiches 
bei  Moritzburg  im  October  1892  vergesellschaftet  mit  folgenden  Arten: 


Desmidium  Schwartzii  Ag.,  Micraaterias  fnreatn  Ag.,  M.  Crux-MelitenHs  Ehr., 
Euaatrum  binale  Tnrp.,  E,  oblongum  Grev.j  Cosmarium  granatum  Breb.,  C.  teiraoph^ 
thalmum  Ktz.,  C  Bo^^ts  Bory,  C  Ralfsix  Breb.,  C  ilfeneoAtmi  Breb.,  C  bioculatum 
Breb.,  iln^AroeiexmiM  eonveraena  Ehr.,  i9/attra«/rum  j^o/vinorpAum  Breb.,  Pentum  Digutua 
Ehr.,  Docüitttm  ^runca^um  Breb.,  Cioaterium  Lunula  MUr.,  C/.  costo^m  Cord.,  Pe(2ia«fonim 
perfv^um  Ktz.,  P.  ellipticum  Ehr.,  ^cene(i«snm«  ^uatfricaude  Turp.,  sowie  mit  Pandorina 
Morum  Bory. 

Ferner  lässt  derselbe  circuliren  Präparate  der  Waaserblüthe, 
Chlathrocysius  aeruginosa  Henfr.,  welche  im  vergangenen  Jahre  in  den 
Carolaseen  ziemlich  häufig  auftrat. 

Im  Anschluss  daran  spricht  Prof.  Dr.  0.  Drude  über  das  periodische 
Auftreten  von  Desmidiaceen  und  Palmellaceen,  bezugnehmend 
auf  eine  Arbeit  von  W.  Schmidle,  Aus  der  Chlorophyceen- Flora  der 
Torfstiche  zu  Vimheim.    (Flora,  Jhrg.  1894.) 

Privatus  K.  Schiller  giebt  Nachträge  zu  den  von  Prof.  Dr.  Magnus 
1893  bei  Meissen  beobachteten  Pilzen  und  bringt  folgende  von  Herni 
Fritzsche  (Kötzschenbroda)  gesammelte  Formen  zur  Vorlage:  Uromyces 
Sdüarum  Grev.  und  Ustüago  VaiUantii  Tul.  Ferner  Lycopodium  Selago  L., 
von  ihm  selbst  an  Felsen  des  oberen  Priessnitzthales  aufgefunden. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  referirt  über  folgende  neue  botanische  Werke: 

Reinke:  Algenflora  der  westlicheu  Ostsee; 

—        Atlas  deutscher  Meeresalgen; 
Grant  und  Oliver:  Botany  of  the  Speke  and  Grant  Expedition; 
Wel  witsch:  Sertum  Angolense. 

Dr.  B.  Schorler  bringt  einige  seltene  Orchideen  der  Flora 
Saxonica  aus  dem  hiesigen  K.  Herbarium  zur  Vorlage: 

Anacamptia  pyramidalia  Reh.,  Traunateinera  gtoboaa  Rchb.,  Himantogloaaum 
hircinum  Spr.,  Aceraa  anthropophora  R.  Br.,  Ophrga  aranifera  Huds.,  O.  fuacifera 
Rchb.,  Epipogon  aphyllum  Sw.,  Malaxia  paludoaa  Sw.,  Sturmia  Loeaelii  Rclib.  etc. 

Hieran  schliessen  sich  Bemerkungen  von  A.  Jenke  und  K.  Wobst  über 
(las  Verschwinden  verschiedener  Orchideen  aus  der  näheren 
Umgebung  von  Dresden. 

Es  wurden  in  den  letzten  Jahren  Orchia  coriophora  und  0,  uatulata  L.  im 
Zsehoner  Grunde,  wo  sie  früher  nicht  selten  waren,  vergeblich  gesucht,  ebenso  erstere 
auf  den  Wiesen  von  PUlnitz.  Das  Gehege  ist  als  Standort  von  Arten  dieser  interessan- 
ten Familie  wohl  gänzlich  zu  streichen,  und  die  berühmte  „Orchideenwiese"  am  Heller, 
auf  welcher  neben  Qymnadenia  eonopea  Reh.,  Piatanthera  bifolia  Rchb.,  Orchia 
MoriOj  latifolia  und  maeulata  L.  u.  a.  die  seltene  Orchia  incamata  L.  gesammelt 
wurde,  kanm  mehr  eines  Besuches  werth,  da  sie  zum  grössten  Theil  in  Feld  um- 
gewandelt ist. 

Von  Oberlehrer  K.  Wobst  wird  noch  vorgelegt  Amarantus  hypo- 
chondriacus  L.  var.  atropurpureus  Hort. 

Derselbe  beobachtete  diese  schöne  Pflanze  am  26.  August  1893  auf  einem  Erdhaufen 
bei  Heidenau  in  Gesellschaft  folgender  Unkräuter  und  Ruderalpflanzen :  Panicum  aan- 
fpiinale  und  crua  gali  L.,  Polygonum  lapathifoliwn,  peraicaria*  und  aviculare  L., 
Amarantua  retroflexua  L.,  Chenopodium  glaucum,  polyapermumf  hybridum  und  viride  L., 
Solanum  nigrum  L.,  Lamium  cUbum  L.,  Sonchua  oleraceua  L.  u.  a. 

Zum  Schlüsse  spricht  derselbe  unter  Vorlage  zahlreicher  Beleg- 
exemplare über  Bildungsabweichungen  der  Pflanzen. 


Dritte  Sitzung  am  5.  April  1894  (im  Hörsaale  des  K.  lioianisclieii 
Gartens).    Vorsitzender:  Prof.  Dr.  ü.  Drude.  —  Anwesend  31  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende   hält   einen  Vortrag   über   die  Palmenflora   des 

tropischen  Afrika,    unter  Vorlage  von  Belegstücken  seiner  Sammlung 

und   der  von  dem  Gärtner  Holst  für  das  Berliner  Museum  gesammelten 

Herbarexemplare. 

Dieselben  sind  zur  Bearbeitung  hierher  gesendet  worden ;  die  Revision  des  jetzigen 
Falmenbestandes  im  tropischen  Afnka,  welcher  sich  durch  die  Gattungen  Fhoenix  und 
Baphia,  Hyphaene  und  endlich  Elaeis  guineensis  nebst  klctteniden  Calameeu  besonders 
auszeichnet,  wird  demnächst  in  Engler*s  botanischen  Jahrbüchern  iür  Systematik  und 
Fflanzengeographie  zur  Veröffentlichung  gelangen. 

Vierte  Sitzung  am  7.  Juni  1894  (im  Hörsaale  des  K.  Botanischen 
Gartens).     Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude.  —  Anwesend  27  Mitglieder. 

Dr.  B.  Schorler  hält  einen  Vortrag:  Blüthenbiologische  De- 
monstrationen, in  Erinnerung  an  Chr.  Conrad  Sprengel. 

Der  Vortragende  erläutert  seine  Ausführungen  an  lebendem  Material,  welches 
Tom  botanischen  Garten  geliefert,  den  Zuhörern  die  wichtigen  Entdeckungen  der  da- 
maligen Zeit  vor  Augen  führte,  über  welche  jetzt  ein  Jahrhundert  dahingegangen  ist, 
und  schliesst  mit  einer  kurzen  Lebensskizze  Sprengel's. 


IIL  Section  für  Mineralogie  und  Geologie. 


Erste  Sitzung  am  15.  Februar  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  —  Anwesend  31  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  eröffnet  die  Sitzung  mit  einem  Vortrage  über  die 
von  Frau  Agnes  Laur  in  Dresden  in  der  oberen  Kreide  der  Insel 
Rügen  gesammelten  Versteinerungen,  von  denen  ca.  60  Arten  aus- 
gelegt sind  und  besprochen  werden,  wozu  noch  eine  grosse  Anzahl  noch 
nicht  genauer  bestimmter  Bryozoen  tritt. 

Darunter  befanden  sich  einige  Fischzähne,  Scalpellum  maximum  8ow.,  Serpula 
gordialis  Schi.,  Ä  impliata  Hag.,  <S  macropua  Sow.,  S,  canteriata  Hag.  =  .9.  quadran- 
gularis  Köm.,  S.  heptagona  Hag.,  &  trochiformis  incl.  conica  Hag.  und  S.  gramdata 
Sow.,  Prachtexemplare  der  Belemnitella  mucronaia  Schi.,  Pinna  decuasata  Goldf.  kürzere 
Forin,  Chama  angulosa  d'Orb.,  Spondylus  truncaiua  Lam.  incl.  fimbriatua  Goldf., 
Vola  atriato - coatata  Goldf.  und  Oatrea  veaicularia  Lam.,  die  gewöhnlichste  Muschel. 
—  Von  ßrachiopoden  lagen  vor:  Terebratula  camea  Sow.,  T.  obeaa  Sow.,  Terebratu- 
lina  gracilia  Schi.,  T.  atriatula  Mant,  T.  Faujaai  Rom.,  Terebratella  Menardi  Lam. 
incl.  Humboldti  Ha^.,  Fiaauriroatra  pulchella  Nilss.,  Archiojje  an  Megathiria  depressa 
d'Orb.,  Magaa  pumtlua  Sow.,  Rhyncnonella  plicatilia  Sow.  incl.  octoplicata  Sow.  und 
die  zierlichen  Crania  coatata  Lam.  und  Cr,  larva  Hag. 

Unter  den  Seeigeln  treten  hervor:  Cidaria  aubveaiculoaa  d'Orb.  und  die  nächst 
verwandten  Stacheln  von  C,  papillata  Mant.,  C.  peromata  Quenst.,  C.  aetrata  Des.,  C\ 
pia tillum  Q;aenst,  incl.  C.  atemmacantha  Jüöm.,  femer  C.  cretoaa  Mant,  Cy^phoaoma  coral- 
lare  Ag.  incl.  Diadema  princepa  Hag.,  C.  granuloaum  Ag.,  Galeritea  vulgaria  Laiii. 
(Quenst.),  G.  abbreviatua  Lam.  und  Cr.  Roemeri  Qu.,  unter  den  Galeriten  aucn  eine  vier- 
strahlige  Varietät,  welcher  später  nach  vielen  Bemühungen  noch  eine  sechsstrahlige  s^e- 
folgt  ist.  Auch  Von  Herrn  Lehrer  Döring  ^mrde  ein  vierstrahliger  Galeritea  auf 
Kügen  gesammelt.  Ananchytca  ovatxia  Lam.  =  Echinocorya  vulgaria  Breyn,  incl. 
A,  ovatua,  conoideua  und  atriatua  Goldf.,  ein  Prachtexemplar  des  Ananchytca  perconicus 
Hag.  und  des  A,  aulcatua  Goldf.  —  Von  Seesternen  fanden  sich  nur  viele  Randtafelchen 
der  Aateriaa  quinqucloba  Goldf.  und  mittlere  Tafeln  von  Orcaater  coronatua  Dixon  vor. 


Die  Crinoiden  oder  Haarsterne  waren  reichlich  vertreten  durch  Bourguetierinus 
eUipHoM  Mant.  sp.,  Apiocrinu8  Hagenowi  Qu.  incL  Eugeniacrinitea  Hag.  (Goldf.)« 
Fentacrinu/t  Bronni  Ha^.  incl.  P.  Bucht  Rom.,  P,  carinatua  Rom.  und  P.  Agasatzi  Ha^. 

Unter  den  Korallen  waren  zn  bemerken  eine  grosse  Anzahl  der  Turbinoha 
centralis  Mant.,  welche  der  Wissenschaft  nnter  sehr  verschiedenen  Grattungsnamen  be- 
kannt ist,  als  Madrepora  Mant.,  CycloamÜia  d'Orb.,  Farasmilia  Edw.  Haime^  Monoearia 
Dixon,  neben  der  seltenen  Axogaster  cretacea  Dixon.  Unter  den  MiUeponden  zeigten 
sich  zahllose  Exemplare  der  yielnamigen  Forosphaera  glohularia  PhUl.  sp.  nnd  StoUey, 
welche  als  Achilieum  Qloboaum  und  Ceriopara  nueifarmis  Hag.  z.  Th.,  Ceriopora  pisum 
und  Tragos  globularia  Renss,  Amorphospongia  globosa  Rom.  und  Gteinitz,  Bradya 
tfrgestina  und  MUlepora  globularia  Cartes  beschrieben  worden  sind.  Daneben  zeigen 
sich  Poroaphaera  aemiglobtUaria ,  P.  plana  imd  P.  galeata  StoUey,  Lunulitea  mitra 
Hag.,  L.  Goldfuaai  Hag.  und  einige  Spuren  von  Spongien,  wie  Ventriculitea  radiatua 
Mant,  Spongia  ramoaa  Mant.  und  Flocoacyphia  oder  Gyriapongia  labvrinthica  Quenst.*) 

Ueber  die  Verbreitung  dieser  Arten  in  der  Kreide  von  Rügen  theilt  Frau  A.  Laur 
folgende  Notizen  mit: 

Belemniten,  Cidariten,  Ananchyten,  Terebratula  camea,  Rhynchonella  pHcaÜlia 
und  FaroapiMera  globularia  sind  auf  ^nz  Rügen  verbreitet,  Terebratulina  gracilia, 
Serpiäa- Arten j  Fentacrinua  und  Lunulitea  haben  meist  nur  die  Kreide -Schlämmereieu 
von  Hagen,  Pensow  und  Pluckow  geliefert,  ein  reicher  Fundort  für  Cidariten  und 
Biyozoen  war  der  Hertha -Schacht  bei  Bromaisel,  als  die  reichhaltigsten  Kreide- 
Schiammereien,  wo  fast  Alles  vertreten  ist,  wurden  Nipmerow  und  Gumanz  genannt. 

Im  Anschluss  hieran  bespricht  der  Vorsitzende  die  Gliederung  der 
Flötzformationen  Helgolands  nach  W.  Dames  (Sitzber.  d.  K.  Preuss. 
Ak.  d.  Wiss.  zu  Berlin,  1893),  ferner  die  Entdeckung  neuer  Diatomeen- 
schichten in  der  Lausitz  durch  Dr.  0.  Herrmann  und  H.  Keichelt 
(Ber.  d.  naturforsch.  Ges.  zu  Leipzig,  1892 — 1893)  und  die  neueste  aus- 
gezeichnete Arbeit  von  H.  Credner,  Zur  Histologie  der  Faltenzähne 
paläozoischer  Stegocephalen  (Abb.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wiss.,  1893,  Nr.  IV). 

Hierauf  giebt  Dr.  W.  Bergt  Mittheilungen  über  Festigkeits- 
prüfungen von  Gesteinen,  welche  an  sächsischen  Graniten  und  Dia- 
basen von  der  Firma  J.  M.  Lehmann  in  Löbtau  bei  Dresden  neuerdings 
angestellt  worden  sind. 

Unter  dankbarer  Anerkennung  dieser  praktischen  Untersuchungen  und 
überhaupt  der  immer  mehr  hervortretenden  praktischen  Ilichtung  in  der 
Geologie  macht  der  Vorsitzende  auf  die  seit  1893  erscheinende  „Zeit- 
schrift für  praktische  Geologie^^  von  Kräh  mann  aufmerksam,  worin  so 
wichtige  Tagesfragen,  wie  der  Wasserandrang  zu  Schneidemühl  und  die 
Mansfelder  Bergbaufrage  in  den  Jahren  1893  und  1894  ihre  fachgemässc 
Besprechung  finden. 

£r  schliesst  mit  dem  Programm  für  den  diesjährigen,  vom  29.  August 
bis  2.  September  in  Zürich  tagenden  internationalen  Geologen- 
Congress,  an  welchen  sich  mehrere  hochinteressante  geologische  Ex- 
cursionen  anschliessen. 

Lehrer  H.  Döring  ladet  zur  Besichtigung  der  im  Pläner  von  Cotta 
bei  Dresden  aufgefundenen  Strudellöcher  und  zum  Besuche  der  vom 
Lehrerverein  für  Naturkunde  in  dem  Fröbelhause  veranstalteten  Aus- 
stellung ein. 

Zum  Schluss  bespricht  Oberlehrer  H.  Engelhardt  noch  Tertiär- 
pflanzen aus  Tuffen  des  böhmischen  Mittelgebirges,  welche  der 


'*')  Die  ganze  Sammlung  ist  dem  K.  Mineralogischen  Museum  freundlichst  üherlassen 
worden  und  in  dem  geologischen  Saale  K  an  einem  der  ersten  Fenster  aufgestellt. 


8 


unermüdete  Erforscher  dieses  Gebietes,  Prof.  Dr.  E.  Hibsch  in  Liebwerd 
ihm  zur  Bestimmung  zugesendet. 

Zweite  Sitzung  am  12.  April  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  Geinitz.  —  Anwesend  24  Mitglieder. 

Nach  Einführung  des  Prof.  Dr.  Kalkowsky,  seines  Nachfolgers  in 
der  Professur  für  Mineralogie  und  Geologie  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule, giebt  der  Vorsitzende  einen  Bericht  über  die  Entwickelung  und 
den  Stand  der  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  dieser 
Hochschule,  der  früheren  technischen  Bildungsanstalt  und  späteren 
polytechnischen  Schule,  oder  des  K.  Polytechnikums,  in  den  Jahren  1838 
bis  1894  (vergl.  Abhandl.  II). 

Dr.  J.  Deichmüller  hält  einen  eingehenden  Vortrag  über  Encrinitea 
des  Muschelkalks  unter  Bezugnahme  auf  zahlreiche  und  ausgezeichnete 
Exemplare  von  Encrinus  liliifonnis  Lam.,  E.  gracilis  v.  Buch,  E  CamaUi 
Beyr.  und  E,  Wagneri  Ben.  und  die  neuesten  einschlagenden  Publicationen 
hierüber  von  E.  Beyrich,  C.  Dalmer,  H.  Kunisch,  R.  Wagner  U.A. 

Durch  Dr.  H.  Francke  erfolgen  Vorlagen  auserwählter  Mineralien, 
wie  Krystalle  von  Aegyrin  oder  Natronaugit  aus  Grönland,  von  Uranpecherz 
aus  Norwegen,  Granat  -  Perimorphosen  von  Friedeberg  im  östlichen 
Schlesien  etc., 

ferner  durch  Prof.  Dr.  0.  Schneider  von  seltenen  Nephrit- 
Schnitzereien  aus  China,  deren  eine  ein  heiliges  Thier,  deren  andere 
eine  von  heiligen  Drachen  beschützte  Gottheit  darstellt. 

Dr.  W.  Bergt  spricht  über  das  kostbare  Werk  von  A.  Stübel  und 
M.  Uhle:  Die  Ruinenstätte  von  Tiahuanaco  im  Hochlande  des  alten  Peru, 
Breslau  1892,  welches  zur  Ansicht  vorliegt,  und  gedenkt  eines  sorgfältigen 
Berichtes  darüber  in  der  Zeitschrift  „Globus". 

Schliesslich  verweist  der  Vorsitzende  auf  das  im  Jahrbuch  der  K.  K. 
Geolog.  Reichsanstalt,  1894,  44.  Bd.,  S.  1 — 24,  veröffentlichte  Lebensbild: 
Zur  Erinnerung  an  Dionys  Stur,  von  M.  Vacek. 


Dritte  Sitzung  am  14.  Jnni  1894.  Vorsitzender:  Oberlehrer 
H.  Engelhardt.  —  Anwesend  20  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  widmet  dem  am  5.  Juni  d.  J.  in  Gera  ver- 
storbenen Prof.  Dr.  K.  Theodor  Liebe  einen  Nachruf,  in  dem  er  dessen 
ausgezeichnete  Thätigkeit  auf  dem  Gebiete  der  Ornithologie  und  der 
Geologie  gebührend  hervorhebt. 

Oberlehrer  H.  Engelhardt  legt  eine  Reihe  neuer  geologischer  Ab- 
handlungen vor  und  beantwortet  sodann  in  längerer  Rede  die  Frage: 
Was  erinnert  uns  in  unserem  Sachsenlande  an  die  Pflanzen- 
welt der  TertiärzeitV 

Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  berichtet  über  im  Laufe  des  Jahres  statt- 
findende naturwissenschaftliche  Wanderversammlungen ,  verbreitet  sich 
über  neue  litterarische  Erscheinungen  und  legt  drei  Demonstrations- 
Mikroskope  vor,  die  vom  Mechaniker  R.  Fuess  in  Steglitz  bei  Berlin 
soeben  für  den  Unterricht  in  Mineralogie  und  Petrographie  construirt 
worden  sind. 


9 


Dieselben  sind  leicht  aber  fest  gebaut  und  können  von  Hand  zu  Hand  gehen  ftlr 
die  Beobachtung  ge^n  den  Himmel  oder  irgend  eine  künstliche  Lichtquelle.  Folarisator, 
drehbarer  Tisch  mit  Klemmfedem,  leicht  aosschaltbarer  Analysator,  ein  Ocular  und 
schwächere  Objective  von  Hartnack  bilden  die  Ausstattung  dieser  billigen  Instrumente, 
deren  Brauchbarkeit  noch  durch  Beigabe  von  einigen  weiteren  Vorrichtungen  zur  Be- 
obachtung von  optischen  Interferenzerscheinnngen  und  durch  ein  ganz  einmches  Stativ 
mit  Spiegel  zur  Verwendung  des  Instruments  als  einfaches,  vertikal  stehendes  Mikroskop 
erhöht  worden  ist  Der  Tubus  wird  durch  eine  Hülsenschraube  festgehalten,  eine  Fein- 
einstellung ist  noch  durch  Verschiebung  des  Oculars  möglich. 

Prof.  E.  Zscfaau  legt  eine  Reihe  von  ihm  gesammelter  Kalkspath- 
krystalle  aus  dem  Syenit  des  Plauenschen  Grundes  vor. 

Die  Xrystalle  zeichnen  sich  alle  durch  Grösse  und  Schönheit  und  durch  Wachs- 
thumserscheinungen  aus,  wie  z.  B.  die  grossen  Tafeln,  auf  deren  Basisflächen  zahlreiche 
spitze  Skalenoeder  aufgewachsen  sind,  oder  wie  die  ^ssen  Krystalle  mit  Flächen  voller 
Spitzen  von  Bubindividnen.  Alle  diese  Kalkspäthe  sind  aber  femer  ausgezeichnet  durch 
die  ganz  ungewöhnliche,  gute  Spaltbarkeit  nach  der  Basis;  mit  Leichtigkeit  lassen  sich 
Spaltun^sblättchen  gewinnen,  die  in  der  Turmalinzange  die  Interferenzkrenze  mit  iso- 
chromatischen Curven  zeigen. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Erste  Sitzung  am  11.  Januar  1894.  Vorsitzender:  Rentier 
W.  Osborne.  —  Anwesend  20  Mitglieder. 

Lehrer  A.  R.  Bergmann  hält  einen  Vortrag  über  Kurfürst  August 
und  Kurfürstin  Anna  in  ihren  Beziehungen  zur  prähistorischen 
Forschung. 

Dem  universellen  Interesse  der  Kurfürstin  Anna,  das  sie  für  jedes  Gebiet  mensch- 
lichen Wissens  und  Könnens  zeigte,  verdanken  wir  die  ersten  urkundlichen  Nach- 
richten von  vorgeschichtlichen  Funden  und  somit  überhaupt  die  ersten  Anfänge 
prähistorischer  Forschungen,  wenigstens  in  Kursachsen. 

Im  Jahre  1566  hatte  man  in  der  Niederlausitz  im  Dorfe  „Gross  Luben^'  (Lübbenau), 
einer  Besitzung  des  Asmus  von  Minckwitz,  Töpfe  gefunden,  „die  von  selbst  ge- 
wachsen vnd  von  keinem  Menschen  gemacht  seien".  Was  waren  dies  für  Töpfe?  Man 
er§:ing  sich  in  allerlei  Muthmassungen  und  —  man  begnügte  sich  vor  der  Hand  damit. 
Das  Kurfürstenpaar,  das  von  diesen  Funden  gehört  hatte,  suchte  sich  nun  solche  Wunder- 
dinge zu  verschaffen.  Kurfürstin  Anna  wandt«  sich  am  10.  Juni  1566  an  Wolt 
von  Schönberg.  Dieser  sollte  zu  erfahren  suchen,  „wo  dieser  orth  sey,  zu  welcher 
Zeit  die  gefehise  gefunden,  ob  sie  vber  der  Erden  oder  darunter  vnd  wie  tieff  sie  ligen 
vnnd  was  sonst  mehr  bestendigs  vnd  gruntlichs  dauon  gesagt  vnd  erweiset  werden  möge." 
Wolf  von  Schönberg  kann  darüber  der  Kurfürstin  am  14.  Juni  1566  Bericht  erstatten, 
dass  der  Ort,  „der  ende  man  solch  Jrdisch  gefefe  gräbt"  in  „Gross -Liebenau"  (Nieder- 
lausitz)  sei.  Zugleich  theilt  er  noch  mit,  „dass  solch  gefehüs  an  dem  ort  etzlichs  einer 
eilen  ader  anderthalb,  auch  zwo  ehlen  vnd  also  eines  tiefer  den  das  andere  im  erdtreich 
lieget  vnd  tu  befinden  ist."  Die  Zeit  des  Ausgrabens  wusste  er  jedoch  nicht  mehr,  wes- 
halb er  bereits  Asmus  von  Minckwitz  darüber  um  Auskunft  gebeten  hatte.  Dieser 
schreibt  nun  selbst  an  die  KurfÜrstin  „wegen  etzlicher  irdischer  gefeis,  so  vf  meinem 
felde  selbst  gewachsen."  Asmus  von  Minckwitz  berichtet  ausserdem,  dass  er  selbst  ein- 
mal nach  Dresden  kommen  und  solche  Gefässe  mitbringen  wolle,  da  würde  er  dann  selbst 
„allerley  bericht  thnn,  zu  welcher  Zeitt  man  sihe  pfleget  zu  flnden,  ob  sihe  vber  oder 
viiter  der  erde  stehen,  wan  sihe  tieff  oder  seichte  liegen,  auch  was  man  vor  Materie 
pfleget  darinnen  zu  finden."  In  seinem  Berichte  erwähnt  er  dann  noch  andere  Sachen. 
VVahrscheinlich  hoffte  Asmus  von  Minckwitz  sein  Gut  „Gross  Luben"  vortheilhaft  an 
<len  Kurfürsten  verkaufen  zu  können.  Dies  berührt  jedoch  die  feinfühlende  Anna  un- 
angenehm, weshalb  sie  absieht  von  Asmus  von  Minckwitz  „solche  geschirr  oder  gefeefs" 
zu  erhalten.  Wolf  von  Schönberg  soll  nun  darnach  trachten,  anderwärts  diese  begehrens- 
werthen  Töpfe  zu  erlangen.     Allein  sein  Mühen  ist  vergeblich.     Da  endlich  schickt 


10 


Caspar  von  Minckwitz  ,,zwey  stncklein,  wie  woll  gantz  Ynformlich,  doch  rechter 
irden  art/'  Aach  verspricht  er  noch  ein  Mehreres  zu  schicken ,  wenn  die  KurfQrstin 
„in  seinem  ihm  anliegenden  Sachen  gnädigste  Vorhitt  hei  dem  Knrfürsten  thnn  wolle." 
Es  hetriift  dies  wahrscheinlich  den  G-ntsverkanf.  Wolf  von  Schönberg  theilt  dies  Alles 
am  4.  Angust  1566  der  Knrfürstin  mit,  weshalb  nnn  diese  endgültig  absieht  von  Caspar 
von  Minckwitz  solche  Töpfe  zn  bekommen.  Damit  war  die  ganze  Angelegenheit  von 
Seiten  der  KurfUrstin  erledigte 

Vortragender  geht  nun  anf  den  Glauben  des  Volkes  ein,  was  das  Volk  von  diesen 
Töpfen  hält  und  meint  Der  gemeine  Mann  fasste  dieselben  als  ,,Zwergentöpfe^^  auf. 
Anderer  Ansicht  sind  jedoch  die  Gelehrten  damaliger  Zeit.  Cromerus  nennt  sie  eben- 
falls „selbstgewachsene"  (sponte  nascuntur).  Matthesius  hält  sie  für  „natürliche, 
vngemachte  vnd  von  Gott  vnd  der  Natur  gewirkte  Töpfe".  Lange  konnte  sich  die.se 
Ansicht  nicht  halten.  £s  war  im  Jahre  1578.  In  Annaburg  waren  Töpfe  mit  Asche 
gefunden  worden.  Der  Schösser  zu  Annaburg  vermittelt  diese  Funde  an  den  Kurfürsten 
und  dieser  schreibt  nun  am  7.  August  1578  wieder  an  seinen  Beamten.  Dies  Schreiben 
ist  gerade  dadurch  interessant,  da  wir  daraus  ersehen,  dass  jetzt  eine  andere  Auffassung 
bezüglich  dieser  Töpfe  herrschte.  „Es  ist  zuuormuthen,  das  inn  vorzeitten  inn  der 
Heidenschafft,  da  man  die  toden  Leichnam  noch  hat  pflegen  zu  vorbrennen,  ihr  begrebnuss 
alda  gewesen  sei  etc."  —  Nun  war  die  räthselhafte  Frage  gelöst,  die  Antwort  gefunden. 
Die  Töpfe,  von  denen  man  die  wunderlichsten  Fabeln  berichtete,  sind  also  unsere  be- 
kannten Urnen.  Agricola,  ein  Gelehrter  damaliger  Zeit,  theilte  auch  diese  Ansicht 
und  suchte  die  Richtigkeit  seiner  Auffassung  durch  mehrere  Beweise  zu  bekiHftigen. 
Am  Schlüsse  seiner  Beweisführung  sagte  er  dann:  „Also  lass  ich  es  derwegen  dabey 
bleiben,  dass  es  umae  mortuorum  seien."  —  So  werden  also  seit  dem  Jahre  1578  diese 
Töpfe  als  Urnen  aufgefasst. 

Lehrer  H.  Döring  spricht  über  von  ihm  aufgefundene  slaviscbe 
Reste  auf  dem  Lüptitzer  Spitzberge  bei  Würzen. 

Der  eine  Stunde  nördlich  von  Würzen  liegende  Lüptitzer  Spitzberg,  eine  steile 
Forphyrkuppe  der  Hohburger  Berge,  gewährt  nicht  nur  einen  umfassenden  Rundblick 
über  die  bewaldeten  Höhen  und  die  fruchtbare  Muldenaue,  er  giebt  auch  Veranlassung, 
den  Blick  in  die  ferne  Vorzeit  schweifen  zu  lassen.  Beim  Besteigen  der  von  der  Boden- 
cultur  völlig  unberührten  steilen  Höhe  findet  man  sowohl  an  den  durch  den  fortschreiten- 
den Steinbruchbetrieb  veranlassten  Schurfstellen  des  Nordabhangs  wie  auch  insbesonders 
an  der  von  wilden  Kaninchen  imterwühlten  Rasenfläche  der  Ostseite  zahlreiche  Scherben, 
Holzkohle,  gebrannten  Lehmbewurf,  Thierknochen  und  vereinzelt  einige  Eisenreste. 
Durch  die  an  den  Gefässscherben  häufig  auftretende  Wellenlinie,  durch  rarallelstreifen 
und  den  umgelegten  Gefässrand  ist  der  slavische  Ursprung  dieser  Reste  ziu*  Genüge 
festgestellt,  der  weiter  durch  das  Vorkommen  der  charakteristischen  Biu*gwallschlacke 
und  durch  eine  wohlerhaltene  eiserne  Scheere  bestätigt  wird.  Vergebens  sucht  man 
freilich  nach  einem  ausgeprägten  Wall,  nur  schwache  Andeutungen  emes  solchen  finden 
sich  als  sanfte  Welle  im  oberen  Theile  des  Ostabhanges.  Der  durch  die  Steilheit  des 
Spitzberges  in  ausreichender  Weise  gebotene  natürliche  Schutz  ist  wohl  der  Grund  ge- 
wesen, dass  von  der  mühevollen  Ernchtung  eines  WaUes  zur  Sicherung  dieser  St&tte 
abgesehen  werden  konnte. 

Welchem  Zwecke  die  Höhe  gedient,  soll  hier  nicht  entschieden  werden.  Mögen  nun 
in  der  Vorzeit  die  Opferfeuer  weit  in  die  Ebene  hinausgeieuchtet  haben,  oder  mag  die 
Schaar  der  Krieger  von  hier  aus  die  heimathlichen  Gefilde  bewacht  haben  —  jedenfalls 
war  der  Besitz  der  die  Umgebung  beherrschenden  Höhe  von  Werth;  von  hier  aus  konnte 
leicht  der  Feind  erspäht  oder  ein  Signal  nach  femliegenden  Höhen  gegeben  werden. 

Es  ist  verwunderlich,  dass  dieser  Oertlichkeit,  deren  prähistorischen  Charakter  man 
ohne  Schwierigkeiten  erkennt,  bisher  in  der  vorgeschichtlichen  Litteratur  nirgends  Er- 
wähnung geschah.  Selbst  Preusker,  der  die  ausgezeichnetste  Kenntniss  prähistorischer 
Oertlichkeiten  besass  und  in  allen  Theilen  des  sächsischen  Landes  vielseitige  und  gute 
Beziehungen  unterhielt,  erwähnt  ihrer  nicht. 

Das  am  Ostfusse  des  Berges  gelegene  Dorf  Lüptitz  gehörte  zum  Stift  Würzen. 
Es  geht  die  Sage,  dass  vom  Spitzberge  nach  dem  Wurzener  Dom  ein  unterirdischer, 
jetzt  verschütteter  Gang  führe.  Eine  weitere  üeberliefenmg  berichtet  von  einem  Riesen, 
der  von  der  Höhe  nach  den  nördlich  gelegenen  Bergen  geschritten  sei  und  Steine  ins 
ebene  Land  geschleudert  habe.  Jedenfalls  geht  daraus  hervor,  dass  die  Bevölkerung  der 
Höhe  eine  Bedeutung  für  die  älteste  Zeit  beilegt.  Auch  heute  noch  hat  das  Volk  Sinn 
und  Interesse  für  alte  und  neue  Ueberliefeningen,  die  sich  «n  den  Berg  knüpfen.  So 
berichten  die  Dorfbewohner,  dass  man  1871  zur  Feier  des  Friedens  und  als  Ausdruck 


11 


der  Sieges^freude  auf  der  felsigen  Höhe  eiu  mächtigen  Holzfeuer  entzündete,  welches  a.U 
[^gantische  Siegesfackel  in  die  Ebene  hinaus  leuchtete.  Das  Volk  hat  die  alte  Höhe 
im  Augenblicke  des  lebhaften  Empfindens  noch  nicht  vergessen. 

Eine  Anzahl  photographischer  Aufnahmen  des  Berges,  sowie  GefUss- 
scherben,  Eisenreste  etc.  gelangen  während  des  Vortrags  zur  Vorlage. 

Dr.  J.  De  ich  m  Uli  er  widmet  dem  am  3.  December  1893  zu  Chris  tiania 
verstorbenen  Archäologen  J.  Undset  einen  ehrenden  Nachruf  und  legt 
dessen  Hauptwerk:  „Das  erste  Auftreten  des  Eisens  in  Nordeuropa"  vor. 

Derselbe  berichtet  ferner  über  die  im  Jahre  1893  für  die  K.  Prä- 
historische Sammlung  zu  Dresden  unternommenen  Ausgrabungen  und 
über  neuere  Erwerbungen  dieser  Sammlung. 

Auf  Anregung  des  Bürgermeisters  von  Lommatzsch,  Dr.  Zahn,  unternahm  Bericht- 
erstAtter  im  September  unter  Leitung  von  Geh.  Hofrath  Dr.  Geinitz  die  Untersuchimg 
eines  Gräberfeldes,  welches  kurz  vorher  auf  Zöthainer  Flur  bei  Lommatzsch,  auf 
einem  dem  Gemeindevorstand  Wenke  gehörigen  Acker  aufgefunden  worden  war.  Die 
tbeils  mit  grösseren  Steinen  umsetzten  und  bedeckten,  theUs  frei  im  Boden  angelegten 
Grabstätten  sind  regellos  in  nur  geringer  Tiefe  unter  der  Erdoberfläche  vertheilt,  die 
Gefässe  zumeist  durch  den  Frost  oder  den  Pflug  zerstört.  Um  eine  grössere  Urne  mit 
Leichenbrand  und  unbedeutenden  Bronzeresten,  darunter  dem  Bruchstück  einer  Nadel 
mit  qnergeripptem  Kopf,  sind  zumeist  kleinere  Beigefasse,  n.  a.  auch  Buckelumen  ge- 
stellt; alle  Gefässe  trafen  den  Charakter  des  „Lausitzer  Typus"  an  sich.  Die  die  Urnen 
omgebende  Erde  enthielt  vereinzelt  in  ihrer  Form  an  Schaber  erinnernde  Feuersteinsplitter. 

Eine  gleichzeitig  vorgenommene  Untersuchung  der  sogen.  ZOthainer  Schanze 
ergab,  dass  die  noch  in  einer  Urkunde  des  vorigen  Jahrhunderts  als  „Bur^^berg"  be- 
zeiehnete  Anhöhe  ein  heute  eingeebneter,  von  Slaven  angelegter  Rund  wall  ist,  dessen 
ehemalige  Umgrenziuigen  noch  durch  beraste  Wallböschungen  angedeutet  sind.  Zahl- 
reiche auf  der  HUgeloberfläche  verstreute  Gefassscherben  sind  mit  den  für  den  „Burgwall- 
Typus"  charakteristischen  Wellenlinien  und  Stichomamenten  versehen. 

Eine  bei  der  Anlage  der  Helbig'schen  Gärtnerei  in  Laube  gast  in  0,6  m  Tiefe 
uuter  einer  Henkelume  gefundene,  aus  zwei  genau  aufeinander  passenden  Steinplatten 
bestehende  Handmühle,  welche  der  K.  Prähistorischen  Sammlung  von  dem  Besitzer  als 
Geschenk  übermittelt  wurde,  gab  Veranlassung  zur  weiteren  Untersuchung  des  Fundorts, 
wobei  aber  nur  noch  ein  Umengrab  vom  „Lausitzer  Typus"  festgestellt  werden  konnte. 

Neben  neueren  Erwerbungen  aus  den  Umenfeldem  vonDobra,  Hosterwitz  und 
Löbtau  ist  namentlich  die  reiche  Sammlimg  von  Urnen  und  Bronzen  hervorzuheben, 
die  Lehrer  E.  Peschel  auf  dem  ausgedehnten  Gräberfelde  von  Nünchritz  (s.  Sitzungs- 
ber.  d.  Isis,  1893,  S.  8)  ausgegraben  und  an  das  Museum  abgetreten  hat. 

Rentier  W.  Osborne  legt  ein  in  Prag  erworbenes  Gefäss  von  der 
Juliska  b.  Prag  vor,  das  mit  einer  ungewöhnlichen  Verzienmg  geschmückt 
ist,  die  aus  einer  Combination  von  5  Schnurornamenten  besteht  und  gurt- 
oder  bandartiges  Aussehen  hat. 

Derselbe  bringt  weiter  zur  Ansicht  ein  mittelalterliches  Eisenbeil 
von  Reichenhall  und  eine  Anzahl  prähistorischer  Beile  ver- 
schiedener Typen,  die  er  zum  Zwecke  der  Demonstration  mit  Holzschäften 
versehen  Hess.  

Zweite  Sitssniig  am  8.  März  1894.  Vorsitzender:  Rentier  W.  Osborne. 
—  Anwesend  20  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  längeren  Vortrag  über  die  vor- 
geschichtlichen megalithischen  Steinbauten  mit  Zugrundelegung 
Von  Fergussou's  Werk:   Les  uionuments  megalithiques. 

Geb.  Hofrath  Dr.  Geinitz  macht  bei  dieser  Gelegenheit  auf  einen 
Dolmen  in  der  Gersdorfer  Haide  bei  Gross-Cotta  bei  Pirna  auf- 
merksam, der  sich  vor  einigen  Jahren  noch   dort  befand,  und   berichtet 


12 


weiter   über  eigenthüniliclie  Steinbauten   an   den   Trollhättanfällen 
in  Schweden, 

Lehrer  H.  Döring  spricht  über  grosse  Glasperlen,  Bronze-  und  Eiseii- 
beigaben  aus  einer  Urne  des  Gräberfeldes  von  Löbtau  und  über 
neolithischc  Reste  aus  unmittelbarer  Nähe  dieses  Urnenfeldes. 

Bei  Besichtignng  der  Flaniningsarbeiten  am  Nostitz-Wallwitzplatz  in  Löbtau  fand 
Berichterstatter  eine  Anzahl  verzierter  Gefässscherben.  geschlagene  Feuersteinsplitter, 
Niiclei  sowie  polirte  Grünstein artef acte,  sogen.  Flachbeilcnen.  Die  Oniamente  der  Scherben 
zeigen  den  ausgeprät^ten  Typus  der  „Bandkeramik"  der  neolithischen  Zeit,  und  reihen 
sich  die  Funde  den  Resten  der  neolithischen  Trichtergruben  im  neuen  Weisseritzbett  an 
(s.  Sitzungsber.  d.  Isis,  1893,  8.  7). 

Lehrer  0.  Ebert  berichtet  über  weitere  neolithische  Funde  in 
Cotta  an  der  Ecke  der  Heinrich-  und  Briessnitzstrasse  und  über  eine 
slavische  Herdstelle  in  Cossebaude  gegenüber  dem  Bahnhof. 

Dr.  J.  Deichmüller  legt  ein  neolithisches  Gefäss  mit  schönem 
Schnurornament  von  Klotzsche-Königswald  bei  Dresden  vor,  das  sich 
im  Besitz  des  Herrn  E.  Kühnscherf  befindet,  sowie  verschiedene  durch- 
lochte Steinbeile,  die  bei  Anlage  des  neuen  K.  Botanischen  Gartens, 
des  Tolkewitzer  Friedhofs  und  beim  Grundgraben  des  Hauses  Canaletto- 
strasse  Nr.  7  in  Dresden  gefunden  wurden. 

Excurslon.  

Am  16.  Juni  1894  unternahmen  7  Mitglieder  der  Isis  einen  Ausflug 
nach  Schloss  Zschorna  bei  Radeburg  zur  Besichtigung  der  Sammlungen 
des  verstorbenen  Ehrenmitgliedes  der  Gesellschaft,  Fräulein  Ida  von 
Boxberg. 

In  einem  von  Frau  Osw.  von  Boxberg  zur  Verfügung  gestellten  Wagen  wurde 
der  Weg  von  Radeburg  nach  Zschorna  zurückgelegt,  woselbst  die  Theilnehmer  an  der 
Excursion  in  liebenswürdigster  Weise  empfangen  und  bewirthet  wurden.  Hierauf  erfolgte 
die  Besichtigung  der  Sammlung,  die  zufolge  letztwilliger  Verfügung  des  Fräiüein 
Ida  von  Boxberg  in  Zschorna  verbleiben  soll. 

Die  Sammlung  enthält  ausser  einer  grossen  Anzahl  prähistorischer  Gegenstände, 
zumeist  aus  der  nächsten  Umgebung  von  Zschorna,  aus  den  Gräberfeldern  am  Knochen- 
berg  bei  Niederrödem  und  Dobra  stammend,  auch  mittelalterliche  Kunstgegenstände  und 
verschiedene  Naturalien,  darunter  ausgestopfte  Thiere,  Mineralien,  Gesteine  u.  s.  w.  Unter 
letzteren  befinden  sich  charakteristische  Exemplare  der  in  der  Umgebung  von  Zschorna 
ausserordentlich  häufigen  sogenannten  Dreikantner  oder  Kantengeschiebe. 

Nach  einer  Besichtigung  der  schönen  Parkanlagen  um  Zschorna  erfolgte  die  Rück- 
fahrt nach  Radeburg. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Erste  Sitzung  am  1.  März  1894.  Vorsitzender:  Privatdocent  Dr. 
J.  Freyberg.  —  Anwesend  42  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  gedenkt  des  im  Januar  d.  J.  verstorbenen  Physikei^s 
Prof.  Dr.  Heinrich  Hertz  in  Bonn  und  giebt  ein  kurzes  Bild  seiner 
wissenschaftlichen  Laufbahn  und  seiner  hochbedeutenden,  bahnbrechenden 
Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Physik. 

Dr.  M.  Corsepius,  Oberingenieur  der  Firma  0.  L.  Kummer  &  Co. 
in  Niedersedlitz,    hält   hierauf   einen  Vortrag    über   die  Anlage   eines 


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Elektricitätswerkes  der  Stadt  Dresden,   welcher  zu  einer  Debatte 
und  yerschiedenen  Anfragen  reichlich  Anlass  giebt. 


Zweite  Sitzang  am  19.  April  1894.  Vorsitzender:  Privatdocent 
Dr.  J.  Freyberg,  —  Anwesend  41  Mitglieder. 

Der  1.  Vorsitzende  der  Isis,  Prof.  Dr.  G.  Helm,  macht  der  Section 
die  erschütternde  Mittheilung  von  dem  unerwarteten  Hinscheiden  ihres 
Vorstandes,  des  Herrn  Prof.  Dr.  E.  Zetzsche,  welchem  er  nach  Schil- 
derung seines  Lebenslaufes  einen  warmen  Nachruf  widmet. 

Prof.  Dr.  E.  von  Meyer  spricht  hierauf  über  Lavoisier  und  die 
Chemie  seiner  Zeit,  —  eine  Säcularbetrachtung. 

Exearslon.  


Am  21.  Juni  1894  besichtigten  38  Mitglieder  und  Gäste  das  Elek- 
tricitätswerk  der  K.  Sächsischen  Staatseisenbahnen  in  Dresden- 
Friedrichstadt. 

Unter  der  freundlichen  Führung  von  JBanrath  Prof.  Dr.  R.  Ulbricht  wurde  die 
von  vorgenanntem  Herrn  geplante,  seit  1.  Mai  d.  J.  in  Betrieb  genommene,  z.  Z.  in 
Dresden  einzig  dastehende  elektrische  Centrale  einer  eingehenden  Besichtigung  unter- 
zogen. Hierbei  erregten  die  Kessel-  und  Dampfmaschinen- Anlage,  die  riesigen  elektrischen 
Maschinen,  die  Transformatoren,  sowie  die  Schaltungsanlage,  die  Leitungsfühmng  der 
hochgespannten  Ströme  und  das  Laboratorium  durch  Ausführung  wie  Anordnnng  in  dem 
^ehmudien  Gebäade  am  neuen  Weisseritz-Flussbett,  gerechte  Bewunderung. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Erste  Sitzung  am  8.  Februar  1894.  Vorsiteender:  Prof.  Dr.  M.Krause. 
—  Anwesend  7  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  M.  Krause  spricht  über  die  Entwickelung  der  ellip- 
tischen Functionen  in  Potenzreihen. 

Jede  elliptische  Function  kann  nach  Potenzen  ihres  Argoments  entwickelt  werden, 
wobei  die  Coeffizienten  ganze  Fnnctionen  des  Moduls  sind.  Herraite  giebt  einige 
Eigenschaften  dieser  Goeffizienten  ohne  Beweis  an,  Joubert  und  Andrl  haben  die 
Hermite'schen  Sätze  verallgemeinert  und  auf  andere  Functionen  übertragen.  Die  Be- 
weise sind  mannigfacher  Art.  Der  Vortragende  giebt  eine  einheitliche  Methode,  die  fUr 
alle  Sätze  der  skizzirten  Art  ausreicht  und  in  einer  einfachen  Weise  die  Sätze  von  Andr^ 
und  Jonbert  ergiebt.  Die  nähere  Ausführung  findet  sich  in  den  Sitzungsberichten  der 
K.  Sachs.  Ges.  der  Wissensch.  in  Leipzig  vom  8.  Januar  1894. 


Zweite  Sitzung  am  U.Juni  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.M.  Krause. 
—  Anwesend  9  Mitglieder. 

Prof.  Dr.  K.  Rohn  spricht  über  die  Construction  einer  Fläche 
2.  Grades,  von  der  9  Punkte  gegeben  sind. 

Diese  Auf^he  ist  im  Wesentlichen  gelöst,  wenn  durch  3  mal  3  der  9  Punkte  eine 
Ebene  und  in  diesen  darch  die  bez.  3  Punkte  ein  Kegelschnitt  gelegt  ist,  so  dass  jeder 
dieser  3  Kegelschnitte  jeden  der  2  anderen  in  2  Punkten  schneidet.  Die  ersten  Lösungen 
dieses  Problems  rühren  von  Hesse,  Steiner  und  Chäsles  her.  Der  Vortragende  giebt 
eine  neue  Lösung,  indem  er  zu  dem  Schnittpunkte  der  obigen  3  Ebenen  in  Bezug  auf 
die  gesuchte  Fläche  die  Polarehene  constmirt,  deren  Schnitte  mit  den  drei  Ebenen  die 
Polaren  zu  jenem  Schnittpunkt  in  Bezug  auf  die  3  Kegelschnitte  sind,  wodurch  diese 


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Kegelschnitte  constniirbar,  bestimmt  sind.  Diese  Polarebene  enthält  die  3  Punkte,  die 
dem  Schnittpunkte  der  drei  Ebenen  in  Bezug  auf  alle  Flächen  durch  nur  6  der  gegebeneu 
9  Punkte  conjugirt  sind. 

Zum  Schluss  erwähnt  der  Vortragende  einige  Sätze  und  Aufgaben 
der  Planimetrie,  die  dadurch  einfacher  werden,  dass  man  die  be- 
treffende Figur  als  Projection  einer  räumlichen  Figur  ansieht. 


VIL  Hauptversammlungen. 

Erste  Sitzung  am  25.  Janoar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

—  Anwesend  38  Mitglieder. 

Zur  Mittheilung  gelangt  die  Einladung  zu  der  vom  Lehrerverein 
für  Naturkunde  in  Dresden  im  Fröbelhause  veranstalteten  Aus- 
stellung, welche  den  geologischen  Aufbau  der  Heimath  veranschaulichen 
und  eine  Sammlung  von  Lehrmitteln  für  die  Behandlung  der  Erdbildungs- 
lehre  im  Unterricht  bieten  soll. 

Vorgelegt  wird  ferner  eine  photographische  Aufnahme  der  „Osiris*' 
am  2L  December  1893. 

Dr.  Fr.  Raspe  legt  eine  Anzahl  von  ihm  am  Strande  von  Nordemcy 
gesammelter  Muscheln,  Schnecken,  Seeigel,  Seesterne  und  Tange  aus. 

Dr.  W.  Bergt  spricht  an  der  Hand  zahlreicher  Belegstücke  über  die 
klassischen   Stätten  des   Gontactmetamorphismus   in  Sachsen. 

Im  Anschluss  an  diesen  Vortrag  theilt  Prof.  Dr.  W.  Hempel  Be- 
obachtungen in  grösseren  Eisenhüttenwerken  mit,  die  geeignet  sind,  Auf- 
schluss  über  die  Entstehung  mancher  Gesteine  zu  geben. 

Zweite  Sitzung  am  22.  Februar  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. G.Helm. 

—  Anwesend  38  Mitglieder. 

Dr.  Fr.  Raspe  erstattet  Bericht  über  den  Kassenabscliluss  für  das 
Jahr  1893  (s.  Anlage  S.  20).  Zu  Rechnungsrevisoren  werden  Bankier 
A.  Kuntze  und  Prof.  Dr.  K.  Rohn  gewählt. 

Der  Voranschlag  für  1894  wird  einstimmig  angenommen. 

Prof.  Dr.  0.  Schneider  bespricht  das  Werk  von  Ant.  Giiliring: 
Vom  tropischen  Tieflande  zum  ewigen  Schnee.  Eine  malerische  Schilde- 
rung des  schönsten  Tropenlandes  Venezuela.    Leipzig  bei  Adalb.  Fischer. 

Dr.  J.  Deichmüller  erläutert  an  einer  Fundkarte  die  bisherigen 
Ergebnisse  der  vorgeschichtlichen  Forschungen  in  und  um 
Dresden. _  - 

Dritte  Sitzung:  am  29.  März  1894.    Vorsitzender:  Prof.  Dr.  G.  Helm. 

—  Anwesend  36  Mitglieder. 

Die  Rechnungsrevisoren  haben  den  Kassenabschluss  für  1893  für 
richtig  befunden  und  wird  dem  Kassirer  Decharge  ertheilt. 

Baurath  Prof.  Dr.  R.  Ulbricht  berichtet  über  seine  1893  nach 
('hicago  unternommene  Reise. 


15 


Yierte  Sitzung  am  26.  April  1894.     Vorsitzende:  Dr.  Fr.  Raspe 
und  Prof.  Dr.  G.  Helm.  —  Anwesend  27  Mitglieder. 

Oberlehrer  Cl.   König  hält  einen  Vortrag  über  die   Grundlagen 
zu  Alexander  Ton   Humboldt's  pflanzengeographischen  Ideen. 

Hieran  schliesst  sich  eine  Besprechung  über  die  für  die  nächste  Woche 
in  Aussicht  genommene  Excursion. 

Excursioneii. 


Am  3.  Mai  1894  unternahmen  22  Mitglieder  einen  Ausflug  nach 
Tetschen,  von  wo  sie  unter  Leitung  von  Prof.  Dr.  E.  Hibsch  in  Lieb- 
werd  der  „Kolmer  Scheibe"  einen  Besuch  abstatteten,  um  deren  geo- 
logischen Aufbau  kennen  zu  lernen. 

Nachdem  die  Theünehmer.  immer  aufwärts  steigend  ^  die  hier  die  Kreideformation 
überdeckenden  dUuvialen  Gebilde  verlassen,  gelangten  sie  an  den  tongri^chen  Sandstein 
nnd  die  ihn  überlagernden,  während  des  Aquitanien  entstandenen  vnlkanischen  Massen- 
gesteine nnd  pflanzenftthrenden  Tephrittnffe.  Zuletzt  wurde  dem  Explosivkrater  dieses 
interessanten  Berges  ein  längerer  Besuch  zu  Tb  eil.  Den  anwesenden  Botanikern  bot 
die  an  seltenen  Pflanzen  reiche  Frühlingsflora  Gelegenheit  zu  fleissigem  Sammeln. 

Am  Nachmittage  wurden  der  Schlossgarten  in  Tetschen  und  dessen 
Gewächshäuser  einer  Besichtigung  unterzogen. 


Am  2.  Juni  1894  besichtigten  SSMitglieder  und  Gäste  dieMaschinen- 
fabrik  und  elektrischen  Werkstätten  von  0.  L.  Kummer  &  Co. 
in  Niedersedlitz  bei  Dresden. 

Die  Reihe  stattlicher  Neubauten,  welche  die  obengenannte  Firma  in  wenigen  Jahren 
bei  Erweiterung  ihres  geschäftlichen  Betriebes  aufführen  liess,  wurde  dankenswerther 
Weise  unter  der  sachkundigen  Führung  des  Herrn  Oberingenienr  Fischinger  durch- 
wandert Hierbei  wurden  die  Modell  Werkstätten ,  die  Form-  und  Giessereiränme ,  die 
Werkstätten  für  Maschinenbau  und  Mechanik,  die  Montirnngssäle  und  Früfunp^slaboratorien, 
sowie  der  Akkumulatorranm  besucht  Besonders  interessant  war  der  Einblick  in  die 
für  den  Dynamo-Maschinenbau  bestimmte  geräumige  Halle,  in  welcher  zahlreiche  Hilfs- 
maschinen nnd  viele  geschäftifi;e  Hände  eine  grosse  Anzahl  von  Dynamos  verschiedener 
(irösse  und  Construction  ihrer  v'ollendung  entgegenführten.  Gebührende  Aufmerksamkeit 
erregte  die  Kraftstation  für  die  elektrisch  betriebene  Strassenbahn  Laubegast- Tolkewitz- 
Blasewitz.  Zwei  mächtige  Dampf dynamos  stehen  hier  allzeit  bereit,  den  zum  Bahn- 
betriebe erforderlichen  elektrischen  Strom  zu  entwickeln,  der  alsdann  auf  Luftleitungen 
durch  die  Fluren  von  Niedersedlitz  und  Leuben  dem  Endpunkte  der  Strassenbahn  in 
Laubegast  zugeführt  wird.  Der  Besuch  der  Kummer 'sehen  Werkstätten  war  ganz  be- 
sonders dadurch  lehrreich ,  dass  er  zeigte ,  in  wie  vielseitiger  W^eise  die  verschiedensten 
Arbeitsmaschinen  durch  Elektromotoren  angetrieben  werden  können  und  wie  praktisch 
nnd  einfach  dieser  leicht  regulirbare  Betrieb  sich  zu  gestalten  vermag. 

Hierauf  wanderte  die  Hälfte  der  Theilnehmer  nach  Laubegast,  wo 
im  Restaurant  zum  Elbthal  unter  Vorsitz  von  Prof.  Dr.  G.  Helm  eine 
Hauptversammlung  zur  Erledigung  geschäftlicher  Angelegenheiten,  Aufnahme 
von  Mitgliedeiii  u.  s.  w.  abgehalten  wurde. 


YerSndernngen  im  Mitgliederbestände. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  6.  Februar  1894  verschied  im  Alter  von  65  Jahren  Dr.  Victor 
Hofmeister,  Professor  an  der  K.  Thierärztlichen  Hochschule  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1867. 


16 


in  Oschatz  geboren,  besachte  der  Verewigte  die  Fttrstenschole  zu  Grimma,  nm 
später  in  Leipzig  zuerst  Medicin,  dann  Chemie  zu  studiren,  in  deren  Dienst  er  schliess- 
lich sein  ganzes  segensreiches  Leben  gestellt  hat  Nach  längerer  Thätigkeit  als  Farben- 
Chemiker  in  einer  Fabrik  bei  Wittenberge  folgte  er  1862  einem  Rufe  als  Lehrer  der 
organischen  Chemie  an  die  K.  Thierarzneischule  in  Dresden ,  deren  Lehrkörper 
er  bis  zu  seinem  Tode  angehört  hat.  Neben  seiner  Lehrthätigkeit  entwickelte 
Dr.  V.  Hofmeister  eine  ausgedehnte  schriftstellerische  Wirksamkeit.  Für  zahlreiche 
Fachzeitschriften  schrieb  er  anregende  Artikel  physiologischen  wie  chemischen  und 
landwirthschaftlichen  Inhalts,  sein  Hanjptwerk  ist  die  physikalisch-chemische  Diagnostik, 
die  er  in  Gemeinschaft  mit  Prof.  Dr.  Siedamgrotzky  herausgab.  Der  Verstorbene  war 
ob  seines  biederen  und  bescheidenen  Wesens  in  allen  Kreisen,  die  ihm  näher  traten, 
hoch  geschätzt 

Am  28.  März  1894  starb  Geh.  Oberforstrath  Dr.  Johann  Friedrich 
Judeich,  Director  der  K.  Sächsischen  Forstakademie  in  Tharandt. 

Am  27.  Januar  1828  zu  Dresden  geboren,  erhielt  Friedrich  Judeich  seine  Vor- 
bildung auf  der  Kreuzschule,  prakticiite  1845—1846  auf  dem  Altenberger  Staatsforst- 
reviere, studirte  1846—1848  auf  der  Forstakademie  Tharandt  und  darauf  noch  ein  Jahr 
in  Leipzig  Nationalökonomie.  Während  seiner  Thätigkeit  bei  der  Forsteinrichtung^s- 
anstalt  in  Dresden  1849  — 1857  le^e  er  die  Prüfung  für  den  höheren  Staatsforstdienst 
ab,  trat  dann  als  Forstmeister  in  die  Dienste  des  Grafen  Morzin  in  Hohenelbe,  dessen 
ausgedehnten  Waldbesitz  im  böhmischen  Riesengebirge  er  bis  1862  verwaltete,  um  hierauf 
die  Leitung  der  neuerrichteten  Forstlehranstalt  Weisswasser  in  Böhmen  zu  übernehmen. 
Ostern  1866  folgte  er  einem  ehrenvollen  Rufe  als  Director  der  K.  Sächsischen 
Forstakademie  zu  Tharandt,  welches  Amt  er  mit  treuester  Liebe  und  Hingebung  bis  zu 
seinem  Hinscheiden  verwaltete.  Verschiedene  Berufungen  in  andere,  äusserlich  be- 
deutendere Stellungen  lehnte  er  wiederholt  ab ,  um  das  zu  bleiben ,  was  er  sich  selbst 
als  Lebensziel  gesteckt  hatte:  der  anregendste  Lehrer  und  treueste  Berather  der  iungeu 
Forstleute,  die  zu  g^tem  Theile  sein  Weltruf  aus  allen  Ländern  in  Tharandt  ver- 
sammelte. 

Seine  forstliche  Wirksamkeit  zu  würdigen,  oder  die  grosse  Reihe  ihm  gewordener 
äusserer  Ehrenbezeugungen  aufzuzählen,  ist  hier  nicht  der  Ort.  Erwähnt  sei  nur,  dass 
ihn  1866  die  philosophische  Facultät  der  Universität  Leipzig  zum  Dr.  phil.  honoris  causa 
promovirte  und  zahlreiche  hervorragende  Gesellschaften,  wie  die  Kaiserlich  Leopoldinisch- 
Garoliniscbe  Akademie  der  Natniiorscher  und  die  Kaiserliche  Gesellschaft  der  Natur- 
forscher zu  Moskau  zu  ihrem  Mitgliede  ernannten. 

In  den  Kreis  unserer  Isis  fünrte  1854  den  Verewigten  sein  Lieblinfi'sfach,  das  ihpa 
bis  an  das  Lelensende  eine  Erholung  nach  amtlicher  Thätigkeit  geblieben  ist,  die 
Entomologie.  Schon  frühzeitig  hatte  er  angefangen,  Insecten  zu  sammeln,  und  war  mit 
gleichstrebenden  Sammlern  und  Forschem  Dresdens  und  dessen  Umgebung  in  Ver- 
bindung getreten,  vor  Allem  mit  seinem  langjährigen  Freunde  Olemens  Müller,  dessen 
bewährtes  Urtheil  er  jederzeit  hochschätzte.  Naturgemäss  wandte  er  den  forstschädlichen 
Insecten  und  ihrem  Frasse  sein  Hauptinteresse  zu,  welches  ihn  schon  zeitig  mit  Ratze- 
burg in  Veibindung  brachte,  dessen  Beispiel  folgend  er  jeden  ihm  vorkommenden 
Insecteiifrass  durch  Beobachtung  oder  Zuchtversuch  zu  ergründen  suchte.  Besonders 
beschäftigte  er  sich  mit  der  Zucht  der  Borkenkäfer;  seine  grosse  Sammlung  von  Fmss- 
stücken  bildet  heute  den  Grundstock  der  betreffenden  Abtheilung  der  aükademischen 
Sammlung,  der  er  sie  1876  bei  Begründung  des  Lehrstuhls  für  Zoologie,  welche  zum 
guten  Theile  seiner  Anregung  zu  danken  ist,  schenkte. 

Den  reichen  Schatz  seiner  entomologischen  Erfahrungen  hat  Judeich  in  ver- 
schiedenen Schriften  niedergelegt.  Seine  hervorragendste  schnftstellerische  Leistung  ist 
die  von  ihm  1876  besorgte  7.  Auflage  von  Ratzeburg's  „Waldverderbem",  in  welcher 
der  ursprüngliche  Text  von  ihm  wesentlich  erweitert  und  zeitgemäss  umgestaltet  wurde. 
Die  Vollendung  der  8.  Auflage  dieses  bedeutenden  Werkes,  deren  Mitbearbeituug  Prof. 
Dr.  H.  Nitsche  in  Tharandt  übernahm,  sollte  er  leider  nicht  mehr  erleben.  Seine 
übrigen  entomologischen  Veröffentlichungen  sind  nicht  zahlreich,  die  erste  mit  seinem 
Freunde  Gl.  Müller  herausgegebene  findet  sich  als  „Beitrag  zur  Käferfauna  Sachsens** 
im  Jahrgang  1857  des  ältesten  Vereinsorganes  unserer  Gesellschaft,  in  der  allgemeinen 
deutschen  naturhistorischen  Zeitung:  daselbst  ist  auch  ein  von  ihm  gehaltener  Vortrag 
über  „die  Bedeutung  des  Waldes  im  Haushalte  der  Natur"  und  ein  Bericht  über  die 
Thätigkeit  der  zoologischen  Abtheilung  der  Isis ,  als  deren  Secretär  er  1855  amtirte, 
abgedruckt.  Die  späteren  entomologischen  Arbeiten  sind  wesentlich  im  Tharandter 
forstlichen  Jahrbuche   enthalten.    Im   XXXI.  Bande   desselben  findet   sich   auch  eine 


17 


Arbeit  über  „die  Vogelschatzfrage  in  Deatschland'',  auf  deren  gesetzliche  Regelung  er 
wesentlichen  Einfioss  ansgettbt  hat. 

Unserer  Isis  gehörte  der  Verewigte  Yon  1854  an  als  beförderndes,  nach  seinem 
Weggange  Yon  Dresden  1857  als  correspondirendes  Mitglied  an.  1873  ernannte  ihn 
unsere  Gesellschaft  in  dankbarer  Anerkennung  seiner  grossen  Verdienste  nm  die  Natur- 
wissenschaften zu  ihrem  Ehrenmitgliede. 

Die  Tragweite  des  durch  seinen  Tod  erlittenen  Verlustes  können  wir  in  den 
Worten  zusammenfassen,  die  ihm  Prof.  Dr.  H.  Nitsche  am  24.  Mai  d.  J.  in  unserer 
Gesellschaft  nachrief:  In  ihm  starb  ein  edler  Mensch,  ein  eifriger  Freund  und  Förderer 
der  Naturwissenschaften,  ein  geistvoller  und  pflichteifriger  Lehrer  und  der  erste  Forst- 
mann Deutschlands ! 

Am  18.  April  1894  starb  in  Dresden  Prof.  Dr.  Karl  Eduard 
Zetzsche,  wirkliches  Mitglied  seit  1876. 

Karl  Eduard  Zetzsche  wurde  am  11.  März  1830  als  Sohn  des  Wagnermeisters 
Dnd  späteren  Bauverwalters  Johann  Gotthilf  Zetzsche  in  Altenburg  geboren,  besuchte 
Ton  1843  an  das  Friedrichs- Gymnasium  seiner  Vaterstadt,  verliess  dasselbe  Ostern  1851 
mit  grosser  Auszeichnung  und  siedelte  nach  Dresden  über,  um  sich  hier  an  der 
K.  Sächsischen  polytechnischen  Schule  dem  Studium  der  MaÜiematik  und  Naturwissen- 
schaften, besonders  in  ihrer  Anwendung  auf  die  Ingenieurwissenschaften,  zu  widmen. 
Ostern  1853  legte  er  die  Reifeprüfung  für  die  untere,  1855  die  für  die  obere  Ab- 
theilung ab,  nachdem  ihm  bereits  1854  die  bronzene,  bei  seinem  Abgange  die 
silberne  Preismedaille  verliehen  worden  war.  Im  Herbst  1855  wendete  er  sich  nach 
Wien,  um  sowohl  an  dem  K.  K.  polytechnischen  Institute,  wie  an  der  K.  K.  Universität 
noch  ein  Jahr  lang  Vorlesungen  über  verschiedene  Ingenieurfächer,  über  mathe- 
matische Physik  und  staatswissenschaftliche  Disciplinen  zu  hören.  Hier  fand  Zetzsche 
auch  Gelegenheit,  an  einem  Cursus  über  Telegraphie  Theil  zu  nehmen,  der  ihm 
den  Eintritt  in  den  österreichischen  Telegraphendienst  eröffnete,  zunächst  in  Padua, 
später  in  Triest.  1857  promovirte  er  an  der  philosophischen  Facultät  der  Universität 
Jena,  wurde  1858  als  Lehrer  der  Mathematik  und  Mechanik  an  die  Gewerbeschule 
in  Chemnitz  berufen,  aus  welcher  Stellung  er  erst  nach  fast  20jähriger  Thätig- 
keit  1876  ausschied,  um  einem  ehrenvollen  Rufe  als  Professor  für  theoretische  und 
praktische  Telegraphie  an  das  K.  Polytechnikum  in  Dresden  zu  folgen.  Während  seines 
Chemnitzer  Aufenthaltes  hatte  er  sich  einen  eigenen  Hansstand  mit  Fräulein  Marie 
Amalie  Specht  aus  Dresden  gegründet. 

Mit  dem  Eintritt  in  den  neuen  Wirkungskreis  in  Dresden  kam  Eduard  Zetzsche 
als  Lehrer  an  eine  Anstalt,  die  er  genau  ein  Vierteliahrhundert  vorher  als  Lernender 
bezogen  hatte.  Mit  grossem  Erfolge  wirkte  er  hier  als  Lehrer  der  Elektrotechnik,  und 
sein  sachgemässer  akademischer  Unterricht  trug  wesentlich  zur  Hebung  dieses  Wissens- 
zweiges bei;  ein  besonderes  Verdienst  um  das  Polytechnikum  erwarb  er  sich  ausserdem 
durch  Schaffung  einer  werthvollen  Sammlung  elektrotelegraphischer  Apparate.  Leider 
sollte  Dresden  den  verdienstvollen  Mann  bald  wieder  verlieren.  Eine  Berufung  in  den 
Reichstelegraphendienst  führte  ihn  im  Herbst  1881  nach  Berlin  als  Docent  der  Telegraphen- 
technik  an  der  Tele^raphenschule  des  Reichspostamtes  und  als  kaiserlichen  Telegraphen- 
Ingenieur.  Gleichzeitig  führte  er  die  bereits  von  Dresden  1879  übernommene  Redaction 
der  „Elektrotechnischen  Zeitschrift^'  in  hingebender  und  unparteiischer  Weise  bis  Ende 
188t)  fort,  zu  welcher  Zeit  ihn  ein  nervöses  Leiden,  die  Folge  von  Ueberanstrengung 
und  Arbeitsüberlastung,  zwang,  zunächst  auf  seine  redactionelle  Thätigkeit  zu  verzichten 
und  im  Herbst  1887  auch  aus  dem  Reichsdienste  zu  scheiden. 

Zetzsche  zog  sich  nach  Dresden  zurück,  um  hier  seine  umfangreiche  litterarische 
Thätigkeit  fortzusetzen.  Zahlreiche  werth volle  Abhandlungen  aus  seiner  Feder  sind 
in  den  verschiedenen  technischen  Zeitschriften  des  In-  und  Auslandes  veröffentlicht; 
nicht  minder  gross  ist  die  Zahl  der  von  ihm  verfassten  selbständigen  Werke  aus  den 
Gebieten  der  Mathematik  und  der  Telegraphie.  Sein  Hauptwerk  ist  das  „Handbuch 
der  elektrischen  Telegraphie",  dessen  erster  Band  1877  erschienen  ist.  Dieses  bedeutende 
Werk,  zu  dessen  Herausgabe  er  die  erste  Anregung  von  Werner  Siemens  erhielt, 
wird  immer  die  Grundlage  für  alle  späteren  ähnlichen  Arbeiten  bleiben;  noch  wenige 
Monate  vor  seinem  Tode  hat  er  die  Schluss  -  Abtheilung  desselben  im  Manuskript 
ToUendet 

Mit  zahlreichen  technischen  und  naturwissenschaftlichen  Gesellschaften  des  In-  und 
Aaskndes  stand  Zetzsche  in  reger  Verbindung,  mit  Stolz  zählten  ihn  viele  zu  ihren 
Ehren-  oder  correspondirenden  Mitgliedern.  In  unsere  Isis  trat  der  Verewigte  1876  als 
wirkliches  Mitglied  ein,  folgte  auch  während  seines  Aufenthaltes  in  Berlin  mit  leb- 


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haftem  Interesse  der  Entwickelnn^  der  Gesellschaft  und  nahm  nach  seiner  Bfickkehr 
nach  Dresden  die  Beziehungen  zu  ihr  gern  wieder  auf;  oft  weilte  er  seitdem  in  unserer 
Mitte.  1893  und  18d4  wählte  ihn  die  physikalisch  -  chemische  Section  zu  ihrem  ersten 
Vorsitzenden,  welches  Amt  er  bis  zu  seinem  Scheiden  mit  grosser  Hingabe  verwaltete, 
aus  dem  reichen  Schatz  seiner  Erfahrungen  immer  belehrend  und  anregend  auf  die  Hörer 
einwirkend  oder  für  Vorträge  in  den  Sitzungen  sorgend. 

In  den  weitesten  Kreisen  schätzte  man  den  Verewigten  als  ruhigen,  bescheidenen 
Mann,  verehrte  ihn  als  treuen  Freund  und  biederen  Genossen.  Am  Grabe  trauern  mit 
der  Familie  seine  zahlreichen  Freunde,  trauert  die  deutsche  Wissenschaft  «m  einen 
Mann,  dessen  Name  mit  grösster  Achtung  und  Verehrung  genannt  werd«B  wird,  so  lange 
es  eine  elektrische  Telegraphie  geben  wd. 

Am  5.  Juni  1894  starb  in  Gera  einer  der  bekanntesten  Omithologen 
der  Jetztzeit,  Hofrath  Prof.  Dr.  Karl  Theodor  Liebe,  correspondirendes 
Mitglied  unserer  Gesellschaft  seit  1862. 

Karl  Theodor  Liebe  wurde  am  11. Februar  1828  zu  Moderwitz  bei  Neustadt 
an  der  Orla  als  8ohn  eines  Predigers  geboren,  genoss  seinen  ersten  Unterricht  im 
väterlichen  Hause,  besuchte  dann  das  Stiftsgyranasium  in  Zeitz,  welches  er  1848  mit 
dem  Reifezeugniss  verliess,  um  in  Jena  Theologie,  daneben  Geologie  und  Paläontologie 
zu  Studiren.  Nach  Ablegnng  der  theologischen  Staatsprüfung  ging  er  1852  nach  Hamburg 
als  Hauptlehrer  am  Schleiden'schen  Real^mnasium,  kehrte  jedoch  schon  1855  in  seine 
thüringische  Heimath  zurück,  um  in  Gera  die  Stellung  als  Lehrer  der  Mathematik,  von 
1860  an  als  Director  an  der  Gewerbeschule  zu  übernehmen.  Ein  Jahr  später  wurde  er 
zum  Professor  der  Mathematik  und  Naturwissenschaften  am  Fürstlichen  Gymnasium  in 
Gera  ernannt  und  blieb,  trotz  mehrfacher  Berufungen  an  Universitäten  oder  höhere 
Lehranstalten,  in  diesem  Amte  bis  Ostern  1894,  um  sich  dann  in  den  wohlverdienten 
Ruhestand  zurückzuziehen. 

Ausser  seiner  Lehrthätigkeit  fand  Liebe  noch  Zeit,  sich  mit  fi:eologi8chen  und 
omithologischen  Studien  zu  befassen.  Das  Hauptgebiet  seiner  geologischen  Forschungen 
ist  Ostthüringen,  hier  legte  er  die  Grundlinien  zu  seinen  späteren  geologischen  Auf- 
nahmen. Die  Ergebnisse  seiner  Untersuchungen  hat  er  in  zahlreichen  Schriften  ver- 
öffentlicht, von  denen  hier  nur  einige  hervorgehoben  werden  können:  ,iDer  Zechsteiu 
des  Fürstenthums  Reuss-Gera'S  „Das  Zechsteinrifif  von  Köstritz^S  die  mit  H.  B.Geinitz 
1866  herausgegebene  Arbeit  über  „Ein  Aequivalent  der  takonischen  Schiefer  Nord- 
amerikas in  Deutschland  und  dessen  geologische  Stellung",  „Die  erratischen  Gesteine 
in  der  Umgegend  Geras",  „Ueber  das  Alter  der  Tentaculitenschichten  in  Thüringen", 
„Die  Seebedeckungen  Ostthüringens'S  „Die  zonenweise  gesteigerte  Umwandlung  der 
Gesteine  in  Ostthüringen"  und  seine  Arbeiten  über  die  Knochenfnnde  in  den  Höhlen 
Thüringens,  namentlich  in  der  Lindenthaler  Hyänenhöhle.  1868  wurde  Liebe  von  der 
K.  Preussischen  und  der  Fürstlich  Reussischen  Regierung  mit  der  geologischen  Auf- 
nahme Ostthüringens  betraut.  Seit  dieser  Zeit  hat  er  die  Resultate  seiner  Forschungen 
in  den  Erläuterungen  zu  den  einzelnen  Sectionen  und  im  Jahrbuch  der  K.  Preussischen 
geologischen  Landesanstalt  niedergelegt.  Als  Gesammtergebniss  seiner  Untersuchungen 
veröffentlichte  er  1884  die   „Uebersicht  über  den  Schichtenaufbau  von  Ostthüringen''. 

Die  Thätigkeit  als  Geolog  gab  ihm  vielfach  Gelegenheit,  die  Vogjelwelt  seiner 
Heimath  zu  beobachten.  Schon  im  Vaterhause,  wie  auch  durch  Besuche  beim  Altmeister 
der  Ornithologie,  dem  Pfarrer  Chr.  L.  Brehm  in  Renthendorf,  war  in  dem  Knaben 
das  Interesse  für  die  gefiederte  Welt  erregt  worden,  das  ihm  bis  an  sein  Lebensende 
trea  bleiben  sollte.  In  zahlreichen  Schriften  hat  er  seine  Beobachtungen  mitgetheilt; 
der  Werth  dieser  Arbeiten  erhellt  daraus,  dass  z.  B.  seine  „Winke,  betr.  das  Aufhängen 
von  Nistkästen"  und  „Futter^lätze  für  Vögel  im  Winter**  in  11  Auflagen  in  mehreren 
Hunderttausend  Exemplaren  in  Deutschland,  Oesterreich  und  der  Schweiz  verbreitet 
sind.  Eine  ZusammensteUnng  der  in  den  verschiedensten  Fachzeitschriften  erschienenen 
omithologischen  Veröffentlichungen  Liebe's  ist  durch  Dr.  0.  R.  Hennicke  geschehen. 
1876  betheiligte  sich  Liebe  an  der  Gründung  des  „Sächsisch-Thüringischen  Vereins  für 
Vogelkunde  und  Vogelzucht",  der  1878  in  den  „Deutschen  Verein  zum  Schutze  der 
Vogelwelt"  umgewandelt  wurde,  als  dessen  zweiter  Vorsitzender  er  die  Zeitschrift 
dieses  Vereins  von  1884  ab  redigirte. 

Auch  gemeinnützige  Bestrebungen  hat  er  als  langjähriges  Mitglied  des  Gemeinde- 
raths,  des  Gewerbe  Vereins  und  als  erster  Vorsitzender  der  Gesellschaft  von  Freunden 
der  Naturwissenschaften  in  Gera  stets  unterstützt  Seine  wissenschaftliche  Bedeutung 
wurde  1886  durch  Ernennung  zum  fürstlichen  Hofrath  und  1894  durch  Verleihung  de« 
goldenen  Verdienstkreuzes,  wie  durch  die  Ertheilung  der  Ehrenmitgliedschaft  vieler 


19 


natorwissensehaftlicher  und  ornithologischer  Oesellschaften  Deatschlands  anerkannt 
unserer  Isis  gehörte  der  Verewigte  seit  1862  als  correspondirendes  Mitglied  an,  zahl- 
reiche Schenkungen  an  nnsere  Bibliothek  werden  den  Namen  des  verdienstvollen 
Gelehrten  in  nnserem  Mitgliederkreise  immer  in  dauerndem  Andenken  erhalten. 

Am  6.  Juni   1894  starb  in  Görlitz  Restaurateur  A.  Peclitner,  cor- 
respondirendes Mitglied  seit  1871. 


Als  wirkliche  Mitglieder  sind  aufgenommen: 

Fi  ekel,  Joh.,  Dr.  phil,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  26.  April  1894; 

Kämnitz,  Max,  Chemiker  in  Dresden,  am  29.  März  1894; 

Kalkowsky»  Ernst,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden,  am  26.  April  1894; 

Krutzsch,  Herrn.,  K.  Oberförster  in  Hohnstein,  am  2.  Juni  1894; 

V.Meyer,  E.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  25.  Januar  1894; 

Vogel,  Clem.,  Lehrer  in  Dresden«  am  25.  Januar  1894; 

Weigel,  Joh.,  Kaufmann  in  Dresden,  am  2.  Juni  1894; 

Worgitzky,  Eug.,  Dr.  phil.,  Oberlehrer  in  Dresden,  am  22.  Februar  1894. 

Zu  correspondirenden  Mitgliedern  sind  ernannt: 

Hofmann,  H.,  Büi^erschullehrer  in  Hohenstein-Emstthal,  am  25.  Januar 

1894; 
Menzel,  Paul,  Dr.  med.,   in  Hainitz  bei  Bautzen,  am  22.  Februar  1894. 

In  die  correspondirenden  Mitglieder  sind  übergetreten: 

Bernhardi,  Job.,  Landbauinspector  in  Altenburg; 

Vater,  Heinr.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  Forstakademie  in  Tharandt. 


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Abhandlungen 


der 


naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in   Dresden. 


1894 


I.  üeber  neue  fossile  Pflanzenreste  vom  Cerro  de  Potosi. 

Von  H.  Engelhardt. 

(Mit  Tafel  I.) 


In  den  Abhandlungen  der  naturwissenschaftlichen  Gesellschaft  Isis  zu 
Dresden  veröffentlichte  ich  im  Jahre  1887  die  Bearbeitung  einiger  fossiler 
Blattreste  (S.  36 — 38,  Taf.  I)  aus  Schiefern  des  Cerro  de  Potosi  in  Bolivia, 
deren  Zusendung  ich  der  Güte  des  Herrn  Dr.  Ochsenius  in  Marburg  zu 
danken  hatte.  In  neuerer  Zeit  kamen  mir  durch  ihn  von  Herrn  Bergwerks- 
director  Braun  in  Potosi  gesammelte  Stücke  von  derselben  Localität  zu, 
ebenso  von  Herrn  Bergrath  Stelzner  in  Freiberg  solche,  die  von  Herrn 
Ingenieur  A.  Gmehling  in  Huanchaca  übermittelt  waren  und  durch  Herrn 
Bergwerksbesitzer  Francke  in  Cassel  diejenigen,  welche  der  Royal  Silver 
Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London  gehören. 

Aus  einer  Skizze  und  einem  Profile,  beide  von  Herrn  Gmehling  her- 
rührend, ist  zu  ersehen,  dass  der  Kern  des  Cerro  de  Potosi  aus  Rhyolith 
besteht,  welcher  eine  mächtige  Spalte  in  den  daselbst  befindlichen 
Schiefern*)  ausgefüllt  und  dieselben  überdeckt  hat.  Letztere  treten  in 
bedeutender  Höhe  zu  Tage  aus;  auf  der  nordöstlichen  Seite  des  Berges 
siud  sie  stark  zersetzt,  auf  der  südwestlichen  enthalten  sie  fossile  Pflanzen- 
reste „etwa  150  m  über  der  Halde  der  Mina  Forsados" ;  auf  beiden  fallen 
sie  nach  N.  ein.  An  sie  lagert  sich  grobkörniger  Sandstein  an,  der  auf 
der  Ostseite  von  Gerollen  überdeckt  wird. 

In  Folgendem  gebe  ich  die  Beschreibung  der  mir  bekannt  gewordenen 
Fossilien,  helfen  sie  doch  aufs  Neue  die  gewaltige  Lücke  in  der  Kenntniss 
von  der  tertiären  Pflanzenwelt  Südamerikas  in  etwas  ausfüllen. 

Nachdem  ich  die  Bearbeitung  der  mir  zugesendeten  Reste  bereits 
vollendet,  aber  glücklicherweise  noch  nicht  veröffentlicht  hatte,  über- 
mittelte mir  Herr  Dr.  Ochsenius  die  Abhandlung  des  Herrn  Professor 
N.  L.  Britton  (Columbia  College,  New- York  City):  „Note  on  a  coUection 
of  tertiary  fossil  plants  from  Potosi,  Bolivia",  welche  in  Transactions  of 
the  American  Institute  of  Mining  engineers  erschienen  ist,  so  dass  es  mir 
noch  möglich  wurde,  auf  sie  Bezug  nehmen  zu  können. 


*)  Herr  Prof.  James  F.  Kern];  hat  dieselben  einer  mikroskopischen  Untersuchung 
unterworfen  und  theüt  über  diese  mit:  «A  thin  section  was  prepared,  and  with  crossed 
nicols  is  seen  to  be  composed  in  largest  part  of  an  isotropic  substance,  through  which 
are  scattered  minute  feldspar  rods.  This  is  imdoubtedly  a  volcanic  glass,  and  the  deposit 
is  formed  of  fine  dnst,  pumiceons  in  character  smd  very  likely  water-sorded  and  deposited. 
The  glass  has  suffered  some  devitrification  from  decay." 


Qet.  laU  in  Dresden,  1894,  —  Abb.  1. 


Beschreibung  der  fossilen  Pflanzenreste. 

Cryptogamen. 

Ordnung  der  Farne« 

Gattung  Acrostichum  L. 

Acrostichum  linearifolium  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  4. 

Der  Wedel  ist  linealisch,  am  Grunde  allmählich  verschmälert,  gestielt, 
ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  stark,  in  dem  unteren  Theile  hervortretend, 
gerade,  die  feinen  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  ver- 
laufen bis  zum  Rande,  sind  einfach,  bisweilen  gegabelt,  und  stehen  ziem- 
lich entfernt  von  einander. 

Mit  Wedeln  von  Acrostichum  lineare  Fee  (Brasilien,  Bourbon)  stimmt 
unser  Bruchstück  wohl  überein. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Gymnogramme  Desy. 

Oymnogramme  (?)  sp.    Taf.  I,  Fig.  1. 

Das  vorhandene  Fragment  ist  zu  unvollständig  und  dazu  schlecht 
erhalten,  so  dass  es  nur  ahnen  lässt,  was  es  sein  könnte. 

Der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  entspringen  unter  wenig 
spitzen  Winkeln  und  gabeln  sich  mehrfach. 

Es  ist  leicht  möglich,  dass  der  Farnrest  mit  Oymnogramme  trifoliata 
Desv.  (Peru,  Brasilien)  verwandt  ist, 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Lomariopsis  Fee. 

Lomariopsis  tertiana  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  3. 

Der  Fieder  ist  linealisch,  am  Rande  gezähnelt,  von  einem  bis  zur 
Mitte  hervortretenden,  von  da  nach  der  Spitze  sich  verdünnenden  Mittel- 
nerv durchzogen,  von  dem  zahlreiche  feine,  meist  einfache,  selten  gegabelte, 
unter  etwas  spitzen  Winkeln  entspringende  und  bis  zum  Rande  verlaufende 
zarte  Seitennerven  ausgehen. 

Es  ist  nur  ein  Fieder  erhalten.  Nach  vom  endigt  er  in  eine  Spitze, 
von  der  die  Kohle  abgesprungen  ist.  Er  stimmt  genau  mit  solchen  von 
Lomariopsis  sorhifolia  L.  sp.  (Brasilien,  Columbien,  Guatemala,  Antillen) 
überein  und  dürfte  hieraus  auf  einen  gefiederten  Farn  zu  schliessen  sein. 

Prof.  Britton  bildet  in  Fig.  18  unter  der  Bezeichnung  „Undetermined" 
ein  grösseres  Stück  ab,  das  hierher  zu  rechnen  ist. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Lomariopsis  (?)  sp.    Taf.  I,  Fig.  2. 

Etwa  die  Hälfte  eines  Fiederstücks,  dem  noch  dazu  der  Grund  ver- 
letzt ist,  vermag  ich  nicht  mit  Sicherheit  der  Gattung  Lomariopsis  zuzu- 
weisen. Es  ist  ganzrandig  und  zeigt  einen  starken  Mittelnerv,  von  dem 
zahlreiche  gegabelte  Seitenneryen,  die  den  Rand  erreichen,  unter  beinahe 
rechtem  Winkel  ausgehen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 


Gattung  Pecopteris  Brongn. 

Pecopteris  sp.    Taf.  i,  Fig.  15. 

Ein  Farnrest  ist  vorhanden,  der  uns  leider  zu  einer  genaueren  Be- 
stimmung keine  Handhabe  bietet. 

Der  Mittelnerv  eines  Fieders  zeigt  auf  der  einen  Seite  fiederspaltiges 
Laub,  während  es  auf  der  anderen  fehlt;  die  Fiederspaltstücke  sind 
linealisch,  an  der  Spitze  gerundet,  haben  einen  unter  s{)itzem  Winkel 
entspringenden,  durch  die  Mitte  verlaufenden  und  nach  der  Spitze  zu  sich 
verdünnenden  Nerv;  die  übrige  Nervatur  ist  ganz  unsichtbar. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Phanerogamen« 

Familie  der  Gramineen  L. 
Gattung  Poacites  Brongn. 

Poacites  sp.    Taf.  I,  Fig.  5. 

Ein  Stück  eines  Grasblattes  zeigt  16  parallele  Nerven. 
Ich  bildete  es  trotz  seiner  Werthlosigkeit  mit  ab,  um  das  Vorhanden- 
sein von  Gräsern  zu  bezeichnen. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Taxineen  Rieh. 
Gattung  Podocarpus  Herit. 

Pödocarpus  fossilis  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  12. 

Das  Blatt  ist  lederig,  linealisch-lanzettlich;  der  Mittelnerv  ist  auf  der 
Oberseite  etwas  vertieft. 

Ihdocarptis  Lambey-ti  Klotzsch  (Brasilien)  hat  Blätter,  welche  mit 
dem  fossilen  recht  wohl  verglichen  werden  können. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Familie  der  Myriceen  L. 
Gattung  Myrica  L. 

Myfica  bariksioides  m.  Taf.  I,  Fig.  6,  7,  14,  17. 

1887.    Engelhardt,  üeber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  36,  Taf.  I, 
Fig.  10,  14.  —  Britton,  Tert,  foss.  plants  from  Potosi,  S.  8,  Fig.  6—8. 

Die  Blätter  sind  lederig,  linealisch -lanzettförmig,  scharfgesägt,  zuge- 
spitzt, am  Grunde  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  nach  der  Spitze 
zu  verschmälert,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  ver- 
laufen bogenförmig  und  münden  in  den  Randzähnen  aus. 

Es  ist  mir  immer  noch  nicht  möglich,  eine  jetztweltliche  Art  zur 
Vergleichung  heranziehen  zu  können,  weshalb  die  Bestimmung  durchaus 
noch  nicht  als  fest  bestimmt  anzusehen  ist.  Von  anderwärts  gefundenen 
Tertiärblättern  sind  die  von  Myrica  polymorplia  Schp.  =  Myricophyllum 
Zachariense  Sap.  (vergl.  Lesquereux,  Cret.  and  Tert.  FL,  Taf.  25,  Fig.  1, 
2.  —  Saporta,  fitudes  s.  1.  veget.  du  Sud-Est  de  la  France.  Suppl.  I,  PI.  5, 
Hg.  4—7)  am  ähnlichsten.  Zum  ersten  Male  ist  es  möglich  gewesen,  sie 
mit  dem  feineren  Netzwerk  abbilden  zu  können. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi -Compagnie  in  London: 
Fig.  14,  17;  Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie:  Fig.  6;  Sammlung 
des  Herrn  Dr.  Ochsenius:  Fig.  7. 


Myrica  Wendtii  Britton,    Taf.  I,  Fig.  13. 

1892.    Britton,  Tert  foss.  plants  from  Potosi,  S.  8,  Fig.  1—4,  20. 

Die  Blätter  sind  lanzettförmig  oder  länglich-lanzettförmig,  breit,  spitz 
oder  zugespitzt,  am  Grunde  verschmälert,  grob  und  unregelmässig  ge- 
zähnt; der  Mittelnerv  tritt  hervor,  die  Seitennerven  sind  gerade  und  endigen 
in  den  Zähnen. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Myricophyllum  sp.     Taf.  I,  Fig.  24. 

Es   erinnert  der   vorhandene   Blattfetzen  sehr  an  Myrica  aciitüoha 
Stbg.  sp.  =  Dryandra  acutüoba  Ung. 
Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Poljgoneen  R.  Br. 
Gattung  Ruprechtia  Rchb. 

Euprechtia  Braunii  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  19. 

Das  Blatt  ist  etwas  lederig,  lanzettförmig,  zugespitzt,  am  Grunde 
verschmälert,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  sind 
sehr  zart  und  bogenläufig. 

Unser  Blatt  hat  manches  Aehnliche  von  den  Blättern  der  jetztlebenden 
Ruprechtia  laurifoUa  Mart,  doch  stimmt  es  noch  mehr  mit  denen  der 
JS.  (Triplaris)  salicifolia  Mey.  (Brasilien)  überein. 

Es  ist  zu  Ehren  Herrn  Braun's,  welcher  die  an  Herrn  Consul  Dr.  Ochsenius 
gesandten  Stücke  sammelte,  benannt  worden. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Ericaceen  Endl. 
Gattung  Gaylussacia  H.  B.  K. 

Oaylussacia  tertiana  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  8,  9. 

Die  Blätter  sind  etwas  lederig,  spatelig,  linealisch,  spitz,  über  der 
Mitte  am  breitesten,  gegen  den  Grund  verschmälert,  am  Rande  ein  wenig 
umgebogen,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  kräftig,  die  Seitennerven  gehen 
unter  spitzen  Winkeln  aus  und  sind  meist  verwischt 

Die  Blätter,  von  denen  ich  Anfangs  annahm,  dass  sie  einer  Leucothoe 
angehören  dürften,  bis  mich  Vergleichungen  eines  anderen  belehrten,  sehen 
aus,  als  müssten  sie  starrlich  gewesen  sein.  Bei  dem  einen  Stücke  fügte 
ich  den  wahrscheinlichen  Grund  in  der  Zeichnung  hinzu.  Das  in  den 
Hauptfeldern  befindliche  und  unter  der  Loupe  sichtbare  Netzwerk  ist 
sehr  fein. 

Ich  vergleiche  die  Blätter  mit  denen  von  Oaylussacia  ledifolia  Mart. 
(Brasilien). 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Saxifrageen  Vent. 
Gattung  Weinmannia  L. 

Weinmannia  Brittoni  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  16. 

Das  Blättchen  ist  lederig,  elliptisch,  gezähnt;  der  Mittelnerv  tritt 
hervor,  die  wenigen  Seitennerven  sind  sehr  zart  und  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln. 


Aehnliche  kleine  Blättchen  hat  die  in  Nordbrasilien  heimische  Adesmia 
muricata  DC,  doch  zeigen  dieselben  keine  Seitennerven  und  dürfen  daher 
nicht  in  Betracht  gezogen  werden.  Ganz  anders  ist  es  mit  den  Blättchen 
von  Weinmannia  glabra  DC.  (Süd-Mexico,  Westindien,  Guiana,  Venezuela, 
Colambien),  welche  mit  dem  unserigen  nach  allen  Richtungen  hin  überein- 
stimmen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Familie  der  Capparideen  Juss. 
Gattung  Capparis  L. 

Capparis  mxdtinervis  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  18. 

Die  Blätter  sind  lederig,  linealisch,  ganzrandig,  sehr  kurz  gestielt; 
der  Mittelnerv  ist  stark,  die  unter  spitzen  Winkeln  austretenden  Seiten- 
nerven verlaufen  parallel,  verbinden  sich  vor  dem  Rande  in  Bogen  und 
treten  gleich  den  Nervillen  hervor. 

Es  sind  nur  Bruchstücke  vorhanden,  welche  aber  soviel  üeberein- 
stimmendes  mit  Blättern  einiger  Capparis-kri^n  (C,  angustifolia  H.  B.  K. 
von  Südmexico,  C,  Jacobinae  Moric.  von  Brasilien,  in  erster  Linie  C,  longi- 
folia  SW.  von  Jamaica,  S.  Thomas,  Antigua)  zeigen,  dass  ich  mich  ver- 
anlasst fühlte,  sie  der  genannten  Gattung  einzureihen. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Familie  der  Papilionaceen  L. 
Gattung  Lonchocarpus  H.  B.  K. 

Lonchocarpus  obtusifolius  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  22. 

Das  Blättchen  ist  länglich -elliptisch,  an  der  Spitze  stumpf,  ein  wenig 
lederig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  schwach,  die  Seitennerven  sind  fein, 
entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  ziemlich  gerade  und  verbinden 
sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Es  ist  nur  ein  Bruchstück,  dem  der  Grund  fehlt,  vorhanden.  Ich 
vergleiche  dasselbe  mit  den  Blättchen  von  Lonchocarpus  obtusus  Benth. 
(Brasilien). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Hedysarum  L. 

Hedysarum  bolivianum  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  62,  68. 

Die  Blättchen  sind  länglich-umgekehrt-eiförmig,  ganzrandig,  zart;  der 
Mittelnerv  ist  etwas  gebogen,  die  Seitennerven  entspringen  unter  spitzen 
Winkeln,  verlaufen  gerade  und  verbinden  sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Die  Blättchen  der  fossilen  Art  entsprechen  denen  des  jetzt  lebenden 
Hedysarum  (Aeschynomene)  falcatum  DC.  (Brasilien,  Peru,  Central- Amerika, 
warmes  Mexico.) 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Drepanocarpus  Mey. 

Drepanocarpus  Franckei  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  36—38. 
Die  Blättchen  sind  lederig,   länglich,   gerundet,  am  Grunde  gerundet 
oder  allmählich  verschmälert,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  auf  der  oberen 


8 


Seite  vertieft,  auf  der  unteren  hervortretend,  die  zahlreichen  Seitennerven 
entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  verlaufen  parallel  bis  zum  Rande. 

Unsere  Blättchen  stimmen  mit  denen  von  Drepanocarpus  lunatus  Mey. 
überein  (Nord-Brasilien,  Guiana,  Panama,  Nicaragua,  Süd-Mexico,  West- 
indische Inseln,  tropisches  West -Afrika). 

Ich  habe  diese  Art  zu  Ehren  des  Herrn  Bergwerksbesitzer  Francke 
in  Kassel  benannt,  welcher  sich  in  hochschätzbarer  Weise  um  Erlangung 
von  Material  bemühte. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London: 
Fig.  36;  Sammlung  der  Frei  berger  Bergakademie:  Fig.  37,  38. 

Gattung  Desmodium  Desv. 

Desmodium  ellipticum  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  42 — 44. 

Die  Blätter  sind  elliptisch,  an  Spitze  und  Grund  gerundet,  ganzrandig, 
kurzgestielt;  der  Mittelnerv  verschmälert  sich  allmählich  nach  der  Spitze 
hin,  die  Seitennerven  verlaufen  parallel,  sind  wenig  gebogen  und  verbinden 
sich  vor  dem  Rande  untereinander. 

Ich  vergleiche  sie  mit  den  an  Grösse  und  Gestalt  sehr  verschiedenen 
des  Desmodium  barbatum  Benth.  (Hedysarum  barbatum  L.  =  Uraria 
lagocephala  DG.),  welches  eine  weite  Verbreitung  besitzt  (Süd- Mexico, 
Nicaragua,  Costa- Rica,  Panama,  West -Indien,  Brasilien,  Colümbien, 
Guiana,  Peru). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Machaerium  P. 

Machaerium  eriocarpoides  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  28. 

Das  Blättchen  ist  lanzettlich,  ganzrandig,  kurzgestielt,  lederig;  der 
Mittelnerv  ist  gerade,  deutlich,  die  Seitennerven  sind  fein,  entspringen 
unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  gerade  oder  wenig  gebogen  und  verbinden 
sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Man  vergleiche  das  fossile  Blättchen  mit  solchen  von  Machaenum 
eriocarpum  Benth.  (Brasilien). 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Gattung  Dalbergia  L. 

DaJhergia  antiqtca  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  23. 
Die  Hülse  ist  länglich-oval,  feingerunzelt,  gestielt. 
Als  entsprechende  Art  könnte  Dalbergia  riparia  Benth.  (Trioptolemaea 
riparia  Mart)  gelten  (Nord -Brasilien). 

Sammlung  der  Royal  Silver-Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Dalbergia  cliartacea  nov^  sp.    Taf.  I,  Fig.  25. 

Das  Biättchen  ist  etwas  lederig,  länglich -elliptisch,  spitzlich,  ganz- 
randig;  der  Mittelnerv  ist  gerade,  die  Seitennerven  entspringen  unter 
spitzen  Winkeln,  verlaufen  wenig  gebogen  und  parallel. 

üebereinstimmung  mit  Blättchen  von  Dalbergia  variäbilis  Vog.  (Brasilien, 
Guiana,  Peru)  findet  statt. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 


9 


Familie  der  Mimoseen  K.  Br. 
Gattung  Sweetia  Spr. 

Sweetia  tertiaria  m.    Taf.  I,  Fig.  26. 

1887.    Engelhardt,  Ueber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,   S.  38,  Taf.I, 

Fig.  11. 
1892.  Swertia  tertiaria.  Britton,  Tert.  foss.  plants  from  Potosi,  S.  4,  Fig.  79. 

Die  Blättchen  sind  eiförmig,  wenig  lederig,  an  der  Spitze  stumpf, 
etwas  ausgerandet;  der  Mittelnerv  ist  gerade,  am  Grunde  kräftig  und 
nimmt  nach  der  Spitze  zu  allmählich  an  Stärke  ab,  die  Seitennerven  ent- 
springen unter  spitzen  Winkeln,  sind  wenig  gebogen,  vor  dem  Rande 
gabelspaltig  verbunden,  die  Maschen  des  Netzwerkes  sind  länglich. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Britton  rechnet  diese  Art  zu  der  Gattung  Swertia,  mit  welcher  sie 
jedoch  nicht  in  Beziehung  gebracht  werden  kann;  diese  gehört  in  die 
Familie  der  Gontorten  und  nicht  in  die  der  Mimosen. 

Gattung  Caesalginia  Bl. 

Caesalpinia  Omehlingi  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  29. 

Das  Blättchen  ist  länglich,  ganzrandig,  an  der  Spitze  stumpf,  am 
Grunde  einerseits  gerundet,  andererseits  verschmälert,  ganzrandig,  der 
Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  sehr  schwach. 

Blättchen  von  Caesalpinia  ptUcherrinia  Swartz.  stimmen  mit  den  fossilen 
überein  (Brasilien,  Guiana,  Columbien,  Antillen,  Mexico,  Guatemala,  Central- 
Amerika,  Galapagos,  Sandwichinseln). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Peltophorum  Vogel. 

Peltophorum  membranaceum  nov,  sp.    Taf.  I,  Fig.  47. 

Das  Blättchen  ist  schief-länglich,  stumpf,  am  Grunde  ungleich,  ganz- 
randig; der  Mittelnerv  ist  fein,  die  Seitennerven  sind  zart  und  entspringen 
unter  spitzen  Winkeln. 

Blättchen  von  Peltopliorum  Vogelianum  Benth.  (Brasilien),  unter 
welchen  sich  neben  gleichhälftigen  ungleichhälftige  befinden  sind  von  mir 
zur  Yergleichung  herangezogen  worden. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Cassia  L. 

Cassia  membranacea  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  31,  32. 

Die  Blättchen  sind  häutig,  lanzettförmig,  zugespitzt  (?),  am  Grunde 
etwas  ungleich,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  fein,  die  Seitennerven 
sind  zart. 

Wahrscheinlich  gehören  beide  unvollständig  erhaltene  Blättchen  einer 
und  derselben  Art  an.  Als  verwandte  jetztweltliche  ist  Cassia  laevigata 
Willd.  (Brasilien,  Peru,  Columbien,  Costa -Rica,  Californien,  Süd -Mexico) 
anzusehen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Ca^ia  chrvsocarpoides  m.     Taf.  I,  Fig.  30. 

1887.    Engelhardt,  Ueber  foss.  Blattreste  v.  Cerro  de  Potosi,  S.  37,  Taf.  I, 
Fig.  15.  —  Britton,  Tert.  foss.  plants  from  Potosi,  8.  3,  Fig.  29—35. 


10 


Die  Blättchen  sind  umgekehrt -eiförmig,  angleichhälftig,  am  Grunde 
schief,  an  der  einen  Seite  mehr  als  an  der  anderen  gebogen,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  am  Grunde  stark  und  rersehmälert  sich  allmählich  nach 
der  Spitze  zu,  die  Seitennerven  entspringen  unter  iq[tttzen  Winkeln  und 
sind  vor  dem  Rande  untereinander  verbunden,  das  Netzweric  zeigt  ge- 
brochene und  untereinander  verbundene  zarte  Nervillen. 

Britton  lag  eine  grössere  Reihe  von  Blättchen  vor,  die  geeignet  sind, 
den  bisherigen  Grössen-  und  Formenkreis  derselben  zu  erweitern.  Einige 
derselben  zeigen  auch  den  kurzen  Stiel  erhalten. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Cassia  ligusirinoides  m.    Taf.  I,  Fig.  27. 

1887.    Engelhardt,   Ueber  foss.  Blattreste   v.  Cerro  de  Potosi,  S.  4,  Taf.I, 
Fig.  16.   —  Britton,   Tert.   foss.  plants  from  Potosi,  S.4,  Fig.  21— 27, 
46—48. 
Die  Blättchen  sind  lanzettförmig,  spitz,  ganzrandig;    der  Mittelnerv 
ist  am  Grunde  verhältnissmässig  stark  und  nimmt  nach  der  Spitze  zu  all- 
mählich an  Dicke  ab,  die  Seitennerven  entspringen  unter  wenig  spitzen 
Winkeln  und  verbinden  sich  vor  dem  Rande  in  Bogen. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Cassia  rigidulifolia  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  34. 

Das  Blättchen  ist  starrlich -häutig,  breitlich- länglich,  stumpf,  am 
Grunde  ungleichseitig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  verläuft  beinahe  in  der 
Mitte,  die  zarten  Seitennerven  entspringen  unter  wenig  spitzen  Winkeln, 
verlaufen  gerade  und  verbinden  sich  am  Rande  in  flachen  Bogen. 

Das  Blättchenstück,  welches  uns  allein  zukam,  zeigt  sich  völlig  überein- 
stimmend mit  Blättchen  von  Cassia  miLcronata  Spgl.  (Brasilien). 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Cassia  obsciira  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  50. 

Das  Blättchen  ist  häutig,  ungleichhälftig,  stumpf,  am  Grunde  ungleich- 
seitig, ganzrandig;  der  Mittelnerv  und  die  Seitennerven  sind  zart,  von 
letzteren  entspringen  mehrere  am  Grunde  der  einen  Seite. 

Aehnlich  sind  Blättchen  von  Cassia  rotundifolia  Pers.  (Brasilien, 
Guiana,  Columbia,  Central -Amerika,  Mexico,  Westindische  Inseln);  doch 
ist  bei  ihnen  der  Grund  der  einen  Hälfte  mehr  herabgezogen,  auch  sind 
sie  fast  immer  grösser,  weshalb  es  mir  noch  zweifelhaft  bleibt,  ob  wirklich 
das  fossile  mit  ihnen  zu  vergleichen  ist. 

Gattung  Mimosa  Ad. 

Minwsa  arcuatifolia  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  52 — 54. 

Die  Blättchen  sind  klein,  häutig,  länglich-linealisch,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  fein,  die  Seitennerven  sind  verwischt. 

Die  fossilen  Blättchen  zeigen  grosse  Aehnlichkeit  mit  solchen  von 
Mimosa  invisa  Mart.  (Brasilien,  Surinam,  Costa-Rica,  Panama,  Süd-Mexico, 
Westindien);  ähnlich  sind  auch  die  von  Parkinsonia  actUeata  L.  und  die 
von  Mimosa  luptdiiia  Benth. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Mimosa  montanoides  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  64. 

Die  Blättchen  sind  häutig,  gegenständig,  klein,  sitzend,  schief-länglich- 
elliptisch, ganzrandig,  undeutlich  einnervig. 


11 


Unser  Stück  evkqiricht  ganz  Blättertheilen  von  Mimosa  montana 
H«  B.  £L  ^Pcfii^. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Gattung  Mimosites  Ung. 

Mimosites  sp.    Taf.  I,  Fig.  48,  49. 

Die  Blättchen  sind  sehr  klein,  vielpaarig  angeordnet,  länglich-linealisch, 
stampflich. 

Es  ist  wohl  hier  am  besten  angebracht,  obigen  Gattungsnamen  zu 
gebrauchen,  da  die  Reste  zu  klein  und  unvollständig  vorhanden  sind,  als 
dass  sie  mit  Bestimmtheit  einer  jetzt  lebenden  Art,  ja  Gattung  identisch 
erklärt  werden  könnten.  Mimosa  microcephala  Humb.  et  Bonpl.  scheint  mir 
die  grösste  Uebereinstimmung  zu  zeigen,  doch  kommen  auch  andere 
Pflanzen  wie  Mimosa  pedinata  Kth.,  Acacia  timbellifera  Humb.  et  Bonpl., 
CaUiandra  parviflora  Benth.  etc.  in  Betracht. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Acacia  T. 

Acacia  tenuifolia  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  45,  46. 

Die  Blättchen  sind  häutig,  länglich,  an  der  Spitze  stumpf,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  verjüngt  sich  nach  der  Spitze  zu,  die  überaus  zarten  Seiten- 
nerren  entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  verlaufen  parallel. 

Die  fossilen  Reste  entsprechen  Blättchen  von  Acacia  pediceüata  Benth. 
(Brasilien,  Bolivia). 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Acacia  iininervifolia  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  10,  11,  20. 
Die  Blättchen  sind  länglich-lanzettlich,  spitz,  am  Grunde  schief;    der 
Mittelnerv  ist  zart,  Seitennerven  sind  nicht  sichtbar. 

Sehr  übereinstimmend  finde  ich  die  Phyllodien  von  Acacia  paradoxa  DC. 
Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Acacia  dimidiato- cor  data  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  51. 

Das  Blättchen  ist  sehr  kurz  gestielt,  ungleichseitig-länglich,  spitz,  am 
Grunde  halbseitig-herzförmig,  ganzrandig;  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die 
Seitennerven  sind  verwischt. 

Die  Blättchen  von  Acacia  fascicülata  Kunth  (Mimosa  fascictdata  Benth.) 
sind  sehr  ähnlich.     (Süd-Mexico.) 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Gattung  Inga  PI. 

Inga  Ochseniusi  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  39,  40. 

Die  Blättchen  sind  lederig,  länglich,  am  Grunde  schief,  gerundet, 
ganzrandig;  der  Mittelnerv  verläuft  ausserhalb  der  Mitte,  die  Seitennerven 
sind  sehr  zart. 

Nur  zwei  Blättchen,  von  denen  dem  einen  die  Spitze  fehlt,  konnten 
von  mir  aufgefunden  werden.  Manches  Aehnliche  haben  sie  mit  denen 
von  Inga  fMeJUformis  Mart.,  doch  unterscheiden  sie  sich  von  ihnen  so- 
fort durch  ihre  geringere  Grösse;  mehr  noch  stimmen  sie  mit  denen  von 


12 


JPitliecolobiiifn  diversifolium  Benth.  überein,  am  meisten  aber  mit  solchen 
von  Inga  Blanchetiana  Benth.  (Brasilien). 
Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Gattung  Pithecolobium  Mart. 

Pithecolohium  tertiaritim  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  33. 

Das  Blättchen  ist  etwas  lederig,  schief-rhombisch,  stumpf,  ganzrandig; 
der  Mittelnerv  ist  gerade,  zur  Spitze  hin  verfeinert,  die  Seitennerven  ent- 
springen unter  spitzen  Winkeln,  verlaufen  gerade,  spalten  sich  vor  dem 
Rande  und  verbinden  sich  daselbst  in  Schlingen. 

Es  ist  nur  die  obere  Hälfte  eines  Blättchens  erhalten  geblieben.  Trotzdem 
muss  ich  dieses  mit  den  in  ihrer  Gestalt  sehr  wechselnden  Blättchen  von 
Pithecolobium  trapezifolium  Benth.  (Brasilien,  Guiana,  Columbien)  zu- 
sammenbringen. Denken  wir  uns  das  Stück  ergänzt,  so  erhalten  wir  ein 
Blättchen,  das  von  solchen  der  lebenden  Art  nicht  unterschieden  werden 
kann.  Dazu  kommt  die  etwas  lederige  Textur  und  die  völlig  gleiche  Nervatur. 

Sammlung  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 

Gattung  Enterolobium  Mart. 

Enterolobium  grandifolium  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  60. 

Das  Blättchen  ist  länglich-sichelförmig,  spitz,  sitzend,  ganzrandig ;  der 
Mittelnerv  ist  zart  und  verläuft  gerade  ausserhalb  der  Mitte,  die  Seiten- 
nerven  entspringen  unter  spitzen  Winkeln  und  sind  kaum  sichtbar. 

An  unserem  Blättchen  vermag  ich  nur  einen  Seitennerv  zu  erkennen, 
die  übrigen  sind  verwischt. 

Enterolobium  Timbouva  Mart.  (Brasilien)  besitzt  entsprechende  Blättchen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Enterolobium  parvifolium  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  61. 

Das  Blättchen  ist  klein,  schmal-linealisch-sichelförmig,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  allein  sichtbar. 

Enterolobium  Schomburgkii  Benth.  (Brasilien,  Cayenne,  Panama)  zeigt 
entsprechende  Blättchen. 

Sammlung  der  Freiberger  Bergakademie. 

Gattung  Platipodium  Vog. 

Flatipodium  Potosianum  nov.  sp.     Taf.  I,  Fig.  41. 

Das  Blättchen  ist  länglich,  an  der  Spitze  gerundet,  am  Grunde  schief, 
ganzrandig,  der  Mittelnerv  ist  deutlich,  die  Seitennerven  sind  zart,  ge- 
drängt, entspringen  unter  spitzen  Winkeln,  laufen  gerade  aus  und  sind 
am  Rande  gebogen. 

Als  entsprechende  Art  kann  von  mir  Platipodium  elegans  Vog.  (Brasilien, 
Bolivia,  Panama)  genannt  werden,  doch  ist  hervorzuheben,  dass  der  Stiel 
bei  der  fossilen  Art  länger  ist  als  bei  der  recenten. 

Sammlung  der  Royal  Silver  Mine  of  Potosi-Compagnie  in  London. 

Gattung  Calliandra  Benth. 

Calliandra  ovaüfolia  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  56. 

Das  Blättchen  ist  etwas  lederig,  eiförmig,  ganzrandig;  der  Mittelnerr 
verläuft  etwas  ausserhalb  der  Mitte,  am  Grunde  entspringen  zwei  vor  dem 


13 


Kande  aufsteigende  Nerven,  die  seitlichen  Nerven  sind  sehr  zart,  verlaufen 
gerade  und  verbinden  sich  unter  einander. 

Unser  Blättchen  zeigt  mit  solchen  von  Cdlliandra  leptopoda  Benth. 
(Brasilien)  sehr  grosse  Aehnlichkeit. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

CaUtandra  obliqiia  nov.  sp.    Taf.  I,  P'ig.  55. 

Das  Blättchen  ist  schief- länglich,  ungleichhälftig,  ganzrandig;  der 
Mittelnerv  ist  nur  sichtbar. 

Bei  CaUtandra  macrocephala  Benth.  finden  wir  solche  Blättchen. 
Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Pflanzenreste  mit  unsicherer  Stellung. 

Fliyllites  Franckei  m. 

1887.    Bngelhardt,    Fos».  Blattreste   v.  Cerro   de    Potosi,    S.  36,   Taf.  I, 
Fig.  12. 
Leider  fanden  sich  wiederum  nur  unvollständige  Reste. 

Antholithes  qninquepartita  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  57. 

Es  liegt  ein  Kelch  vor,  der  einfach  und  mit  fünf  kuraen  dreieckigen, 
derben  Abschnitten  versehen  ist;  der  zusammenhängende  mittlere  Theil 
zeigt  sich  vertieft  und  lässt  die  Stelle  erkennen,  auf  welcher  der  Frucht- 
knoten aufsass.  Es  ist  mir  nicht  möglich  gewesen,  eine  sichere  Deutung 
in  Hinsicht  auf  Familie  oder  Gattung  zu  geben. 

Sammlung  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 

Carpolites  avoideus  nov.  sp.    Taf.  I.  Fig.  58. 

Eine  nicht  genau  zu  deutende  Frucht  liegt  vor.  Sie  ist  eiförmig  und 
zeigt  unter  einer  glatten  und  trocknen  Mittelschicht  einen  anschliessen- 
den Kern. 

Sammlung  der  Bergakademie  zu  Freiberg. 

Leguminosites  (?)  globidaris  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  59. 

Samen,  die  wohl  der  Frucht  einer  der  hier  beschriebenen  Leguminosen 
angehören  dürften,  zeigen  sich  auf  einzelnen  Stücken  ziemlich  häutig,  mehr 
noch  die  von  ihnen  hinterlassenen  Eindrücke. 

Sie  sind  etwas  fiachkugelig,  glatt,  breit. 

Sammlung  des  Herrn  Dr.  Ochsenius. 

Mimosites  linearis  nov.  sp.    Taf.  I,  Fig.  21,  35. 

Die  Blättchen  sind  länglich,  ungleichhälftig,  linealisch,  spitzlich,  am 
Grunde  spitz,  ganzrandig;  nur  der  Mittelnerv  ist  sichtbar. 

In  dem  mir  zugänglichen  recenten  Material  fand  ich  keine  Art,  auf 
welche  ich  sie  beziehen  konnte. 


n.  Die  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  der 
Königlich  Technischen  Hochschule  zu  Dresden. 

Von  H.  B.  Geinltz. 


Für  die  mineralogisch-geologischen  Sammlungen  der  Königlich  Tech- 
nischen Hochschule  und  das  dazu  gehörige  Inventar  vor  und  seit  Er- 
richtung eines  Lehrstuhls  für  Mineralogie  und  Geologie  im  Jahre  1860, 
welchen  ich  von  jener  Zeit  an  bis  Ostern  1894  inne  hatte,  haben  Anfangs 
zahlreiche  Geschenke  den  wesentlichsten  Beitrag  geliefert,  wie  namentlich 
1850  eine  aus  ca.  1820  Exemplaren  bestehende  Mineraliensammlung  des 
Kaufmanns  Becker,  ferner  1871  eine  stattliche  Mineraliensammlung  aus 
dem  Nachlasse  des  verstorbenen  Oberstlieutenants  von  Koppen fels  von 
dessen  Erben,  wozu  in  demselben  Jahre  eine  Sendung  des  Professors 
Dr.  Glocker  in  Breslau  und  zahlreiche  Gaben  eines  dankbaren  Schülers 
des  Polytechnikums,  des  jetzigen  Professors  Ernst  Zschau  und  vieler 
anderer  Freunde  der  Hochschule  getreten  sind. 

Als  Stamm  für  die  geologischen  Sammlungen  konnte  eine  1851  für 
350  Thaler  erworbene  Privatsammlung  des  Dr.  H.  B.  Geinitz,  welche 
1400  Arten  in  ca.  5000  Exemplaren  Versteinerungen  und  765  Exemplare 
Gebirgsarten  in  vier  Schränken  enthielt,  und  eine  Sammlung  von  säch- 
sischen Gebirgsarten  aus  dem  Nachlasse  des  Geheimen  Regierungsraths 
von  Weissenbach  dienen,  während  1871  durch  Ankauf  von  Versteine- 
rungen aus  dem  Nachlasse  des  Generalstabsarztes  Professor  Dr.  Günther, 
incl.  4  grosser  Wandschränke  für  1950  Mark,  diese  Sammlungen  zu  der 
jetzigen,  einer  technischen  Hochschule  würdigen  Höhe  geführt  worden  sind. 

Eine  hochherzige  Schenkung  der  Wittwe  des  hiesigen  Rechtsanwalts 
Dr.  Richard  von  Otto,  Frau  Clara  von  Otto  führte  1885  der  Königlich 
Technischen  Hochschule  einen  grossen  Theil  der  naturhistorischen  Samm- 
lungen des  am  26.  December  1863  hier  verstorbenen  früheren  Ritterguts- 
besitzers auf  Possendorf  Ernst  von  Otto*)  zu  und  zwar  ca.  1000  gute 
Exemplare  von  Mineralien  und  einige  100  Stück  geschliflfene  Gesteins- 
platten, ferner  eine  reiche  Sammlung  von  Süsswasser-  und  Landconchylien, 
sowie  eine  ansehnliche  Sammlung  von  Eiern,  Seesternen  u.  s.  w,,  die  in 
den  zoologischen  Sammlungen  der  Königlich  Technischen  Hochschule  Auf- 
nahme gefunden  haben.  Diesem  werthvoUen  Geschenke  folgten  1892  von 
derselben  Dame  die  Seeconchylien  und  Korallen  der  Ernst  von  Otto'schen 
Sammlung,  in  334  Nummern  eines  Special-Kataloges,  nach,  welche  bis  auf 
Weiteres  noch  in  den  Räumen  der  geologischen  Sammlungen  verblieben  sind. 

♦)  Nekrolog  in  Sitzungsber.  der  Isis,  18(>4,  S.  8. 

Ue».  /«««  in  Dresden,  1894.  —  Abb.  2. 


16 


In  neuester  Zeit,  Ende  1893,  ist  für  die  geologische  Sammlung  noch 
eine  Reihe  zierlicher  Versteinerungen  aus  der  Kreide  von  Rügen  ein- 
gegangen, welche  Frau  Agnes  Laur  in  Dresden  mit  grossem  Fleiss  ge- 
sammelt und  unseren  Sammlungen  verehrt  hat. 

Unter  der  grossen  Zahl  von  Freunden,  welche  durch  schätzbare 
Gaben  unsere  mineralogisch -geologischen  Sammlungen  gefördert  haben, 
seien  vor  Allem  hervorgehoben  die  Herren  Oberlehrer  Hermann  Engel- 
hardt,  Consul  Engelmann,  1870,  Professor  Dr.  Friedrich  in  Zittau, 
1880,  L.  Bürkner,  1880,  Consul  Russ,  1881,  Bergschuldirector  Ditt- 
marsch  in  Zwickau,  Berginspector  Wiefei  in  Stassfurt,  1882,  Dr.  Reide- 
meister  in  Schönebeck,  1882  u.  f.,  Ingenieur  0.  Jünger  in  Copen- 
hagen,  1885,  Professor  Bombicci  in  Bologna,  1885,  Professor  Dr.  von 
Hantken  in  Budapest,  1886,  und  Dr.  B.  Doss,  1889,  worüber  die  Zu- 
gangskataloge nähere  Auskunft  ertheilen.  Mit  dem  Königlich  Minera- 
logischen Museum  ist  ein  lebhafter  Tauschverkehr  unterhalten  worden. 

Einen  werthvollen  Bestandtheil  der  geologischen  Sammlung  bilden 
die  in  den  Wandschränken  aufgestellten  Steinarten,  welche  im  Königreiche 
Sachsen  zur  Chausseeunterhaltung  verwendet  werden  und  als  Unterlage 
für  die  von  H.  B.  Geinitz  und  C.  Th.  Sorge  im  Juli  1860  veröflfentlichte 
Druckschrift  dienen,  über  welche  sich  auch  mikroskopische  Untersuchungen 
des  Professors  Möhl  in  Cassel  und  Anderer  verbreiteten. 

In  den  Räumen  der  Königlich  Technischen  Hochschule  selbst  sind 
mikroskopische  Untersuchungen  sehr  lebhaft  in  den  Jahren  1888  und  1889 
von  dem  damaligen  Assistenten  für  Mineralogie  und  Geologie  Dr.  B.  Doss 
betrieben  worden.  Zur  Förderung  dieses  immer  mehr  in  den  Vorder- 
grund tretenden  Zweiges  wurden  schon  früher  zahlreiche  ausgewählte 
Dünnschliffe  von  Gebirgsarten  von  Voigt  &  Hochgesang  in  Göttingen  und 
von  anderen  Seiten  bezogen,  sowie  auch  für  Ankauf  zweier  guter  Mikro- 
skope gesorgt.  In  ähnlicher  Weise  wurde  auch  das  Studium  der  Krystallo- 
graphie  durch  Ankauf  zahlreicher  Krystallmodelle  und  Anschaffung  mehrerer 
hierzu  nöthigen  Instrumente  und  Apparate  gefördert.  Die  optische  Rich- 
tung in  Mineralogie  und  Petrographie  und  die  sogenannte  chemische 
Krystallographie  sind  seit  Ostern  1887  durch  den  Privatdocenten  für 
Mineralogie  und  Geologie  Dr.  Heinrich  Vater,  späterem  Professor  an 
der  Königlichen  Forstakademie  in  Tharandt,  in  besonders  dazu  eingerich- 
teten Räumen  der  Königlich  Technischen  Hochschule  in  erwünschter  Weise 
bis  Osteni  1894  vertreten  worden. 

Als  meine  Assistenten  für  Mineralogie  und  Geologie  fungirten  1886 
bis  1887:  Dr.  Herm.  Hofmann,  1887—1888:  Dr.  Heinrich  Vater  und 
Dr.  B.  Doss,  1888—1889:  Dr.  B.  Doss  und  Dr.  H.  Francke,  1889—1894: 
Dr.  H.  Francke  mit  nur  kurzer  Unterbrechung. 

Das  Mobiliar  für  die  Sammlungen  war  Anfangs  ein  höchst  bescheidenes. 
Der  einzige  Schrank,  welcher  nicht  nur  die  Mineralien  und  Gebirgsarten, 
sondern  zugleich  auch  chemische  Präparate  und  kleinere  physikalische 
Apparate  in  den  Räumen  der  Königlich  Technischen  Bildungs-Anstalt  am 
Jüdenhofe  enthielt,  ist  noch  vorhanden.  Dann  trat  ein  grosser  Mineralien - 
schrank  aus  dem  Nachlasse  des  verewigten  Directors  Professor  Seebeck 
hinzu  und  mit  den  vorgenannten  durch  Schenkungen  und  Ankäufe  er- 
worbenen Gegenständen  folgten  auch  die  alten  und  mit  neuem  Anstrich 
versehenen  Schränke  nach.  Es  waren  bis  zum  Jahre  1876  überhaupt  nur 
drei   neue   Mineralienschränke   angefertigt  worden,   in  welchen  sich  jetzt 


16 


noch  die  mineralogischen  und  geologischen  Lehr-  und  Hauptsammlungen 
befinden. 

Mit  Uebersiedelung  der  Sammlungen  aus  dem  alten  Polytechnikum  am 
Postplatz  in  die  neuen  Räume  unserer  Königlich  Technischen  Hochschule 
stellte  sich  auch  das  Bedürfniss  zur  Aufstellung  von  Schausammlungen  im 
Interesse  der  Studirenden  heraus,  soweit  die  dafür  disponiblen  Räume  in  den 
Zimmern  81  —  84  genügten.  Das  Auditorium -Zimmer  81  ist  mit  den 
geologischen  Karten  des  Königreichs  Sachsen  und  der  angrenzenden  Länder- 
theile  von  C.  Fr.  Naumann  und  B.  von  Cotta  und  mit  Gebirgsprofilen 
ausgestattet,  das  leider  unheizbare  Zimmer  82  enthält  in  grossen  statt- 
lichen neuen  Schränken  eine  reiche  geologische  Sammlung  mit  den 
krystallinigchen  Gebirgsarten  und  den  sedimentären  mit  ihren  Versteine- 
rungen, nach  ihrem  geologischen  Alter  geordnet,  ausserdem  die  schon 
oben  erwähnte  werthvolle  Sammlung  der  im  Königreiche  Sachsen  zur 
Chausseeunterhaltung  gebrauchten  Gebirgsarten.  Daneben  befinden  sich 
Modelle  eines  Gletschers  und  einer  Vulkaninsel  von  Heim,  eines  Vulkans 
von  von  Hochstetter  und  ein  Modell  für  Gebirgsverschiebungen  von 
R.  Schäfer  in  München.  Das  auch  für  praktische  Uebungen  und  Re- 
petitionen  der  Studirenden  benutzte  Zimmer  83  ist  im  Wesentlichen  mit 
den  Ljehrsammlungen  für  Mineralogie  und  Geologie,  mit  einer  Studien- 
sammlung zum  selbständigen  Gebrauche  der  Studirenden  und  einigen 
kleinen  Aufsatz -Schränken  zu  verschiedenen  Zwecken  erfüllt.  In  dem 
daranstossenden  sogenannten  Docenten-Zimmer  84  konnte  ausser  2  Schreib- 
tischen für  den  Professor  und  einen  Assistenten,  einem  mit  vielen  Schub- 
fächern versehenen  alten  aber  sehr  brauchbaren  Schrank  zur  Aufnahme 
von  botanischen  und  zoologischen  Vergleichsmaterialien  und  einem  anderen 
kleinen  Schrank  mit  Aufsatz  noch  die  unentbehrliche  Handbibliothek  für 
die  mineralogisch-geologische  Abtheilung  aufgenommen  werden. 

Diese  Handbibliothek,  über  welche  ausser  dem  älteren  allgemeinen 
Zugangskataloge  ein  besonderer  Zugangskatalog  für  Bücher  von  1890  an 
geführt  wird,  enthält  ausser  einigen  bei  den  Lehrmitteln  angeführten 
Schriften  66  mineralogische  und  329  geologische  Schriften  und  Karten- 
werke. Ausserdem  ist  dafür  ein  vollständiger  Zettelkatalog  vorhanden. 
Bei  Anschaffung  und  der  nur  langsam  fortschreitenden  Vermehrung  dieser 
Bibliothek  wurde  der  Grundsatz  festgehalten,  einerseits  nur  die  als  Lehr- 
mittel wichtigsten  und  zur  Untersuchung  der  Materialien  nothwendigsten 
Schriften  anzuschaffen,  andererseits  aber  geologische  Karten  herbeizufuhren, 
sei  es  durch  Schenkung  oder  Ankauf,  da  unsere  Königlich  Technische 
Hochschule  die  einzige  Stelle  in  Dresden  ist,  wo  für  die  letzteren  eine 
Centralstelle  geschafft  werden  konnte,  zumal  an  dem  Königlich  Minera- 
logisch-geologischen Museum  in  Dresden  bei  den  vielen  anderen  Anforde- 
rungen an  dasselbe  die  Möglichkeit  hierzu  ziemlich  ausgeschlossen  war. 
Als  Geschenke  sind  vornehmlich  anzuführen: 

Die  von  dem  Königlich  Sächsischen  Finanzministerium  herausgegebenen 
Special-Karten  des  Königreichs  Sachsen  mit  Erläuterungen,  von  H,  Credner; 
das  grosse  Kartenwerk  der  geologischen  Landesuntersuchung  von  Schweden 
(Sveriges  Geologiska  Undersökning) ,  von  Director  Professor  0.  Tor  eil 
(Institut  royal  geologique  de  la  Suede,  Stockholm);  zahlreiche  Kartenwerke 
der  U.  S.  Geological  Survey,  von  Director  W.  Powell  in  Washington. 

Unter  den  Ankäufen  sind  die  bedeutendsten  die  geologischen  Special- 
karten von  Preussen  und  den   Thüringischen  Staaten,  jene  von   Elsass- 


17 


Lothringen,  die  geognostische  Specialkarte  von  Württemberg,  Bayern  z.  Th., 
vom  Peloponnes  und  Attika,  Italien,  Flötzkarten  des  Ruhr  -  Steinkohlen- 
beckens und  von  Schlesien,  des  Europäischen  ßusslands,  von  Frankreich, 
Spanien,  der  Schweiz,  England,  überhaupt  der  meisten  Länder  Europas. 
Chemische  Arbeiten  mussten  während  meiner  Wirksamkeit  als  Pro- 
fessor der  Mineralogie  wegen  mangelnder  Räumlichkeiten  hier  unter- 
bleiben, da  nur  ein  kleiner  Raum  neben  der  nach  dem  Boden  führenden 
Treppe  zwischen  den  Zimmern  81  und  82  für  die  Anbringung  eines 
Scliränkchens  mit  chemischen  Reagenzien  disponibel  war,  welchem  Uebel- 
stande  bei  dem  bevorstehenden  Neubau  unter  fachkundiger  Leitung  meines 
Nachfolgers  leicht  abgeholfen  werden  kann. 


III.  lieber  Allantonema  mirabile,  Sphärulaf^n 
bornbi  und  Heterodera  Schachtii. 


Von  Dr.  B.  Ebert  in  Dresden. 


Im  12.  Bande  der  mathematisch-physischen  Klasse  der  Königlich  Säch- 
sischen Gesellschaft  der  Wissenschaften,  No.  VIII,  findet  sich  eine  Arbeit 
Rud.  Leuckart's  über  3  schmarotzende  Nematoden.  Die  Entwickelungs- 
geschichte  derselben,  wie  sie  dort  zur  Kenntniss  gebracht  wird,  lässt  vor 
Allem  erkennen,  wie  mit  dem  üebergange  zur  parasitischen  Lebensweise 
tiefgreifende  Aenderungen  der  Organisation  der  betreflfenden  Thiere  ver- 
bunden sind,  und  dass  daher  das  Stadium  der  Würmer,  bei  denen  ja 
Parasitismus  eine  besonders  häufige  Erscheinung  ist,  ein  vortreflfliches 
Mittel  bietet,  die  grosse  Anpassungsfähigkeit  organischer  Materie  an  ver- 
änderte Lebensbedingungen  kennen  zu  lernen. 

Der  im  Fichtenrüsselkäfer,  Hylobius  Ahietis^^  schmarotzende  wurst- 
förmige  Nematode  Allantonema  mirabile  hat,  um  durchlässig  für  die  Nähr- 
flüssigkeit zu  werden,  seine  Körperdecke  auf  eine  ungemein  zarte  Cuticula 
beschränkt,  Bewegungs-  und  Empfindungsorgane,  die  ihm  nicht  weiter 
nothwendig  sind,  zum  Schwinden  gebracht  und  fast  die  ganze  innere 
Körpermasse  zu  einem  Geschlechtsapparate  umgewandelt. 

Anfangs  männlich  und  zur  Bereitung  von  sperma  dienend,  wird  er 
später  weiblich,  Eier  bereitend,  so  dass  das  Thier  als  ein  protandrischer 
Hermaphrodit  sich  charakterisirt.  Die  Eier  entwickeln  sich  bereits  zum 
Embryo  im  Mutterleibe,  die  selbständig  ihren  Ausgang  gewinnen  müssen, 
da  keine  Muskelkraft  im  Mutterthier  vorhanden  ist,  die  den  Geburtsakt 
vollziehen  könnte.  Die  Embryonen  finden  nun  reichlich  Nahrung  im  Leibe 
des  Wirthes,  daher  ist  ihre  MundöflFnung  zunächst  noch  geschlossen.  Sie 
gelangen  endlich  durch  den  Mastdarm  des  Wirthes  nach  aussen,  halten 
sich  hier  noch  längere  Zeit,  besonders  zwischen  Flügeldecken  und  Rücken 
desselben  auf,  legen  allmählich  den  Larvencharakter  ab,  und  aus  den 
früher  geschlechtlich  indifi'erenten  Parasiten  werden  frei  lebende  Ge- 
schlechtsthiere,  die,  weit  entfernt  ihrem  Mutterthiere  zu  gleichen,  Form 
und  Bau  der  echten  Nematoden  annehmen. 

Man  hat  es  hier  also  mit  Thieren  zu  thun,  die  einen  heterogonischen 
Generationswechsel  durchlaufen. 

Der  Unterschied  der  beiden  Geschlechter  prägt  sich  immer  mehr  aus, 
und  es  kommt  zur  Begattung.  Die  Nachkommen  werden  von  der  frei 
lebenden  Form  im  Eizustande  entlassen,  wenn  auch  in  einem  schon  vor- 
gerückten Zustande  der  Furchung.  Die  hieraus  hervorgehenden  Embryonen 
haben  so   ziemlich  Gestalt  und  Grösse  der  Embryonen  der   parasitären 

Ga,  Im  in  J/rcttdcn,  J894.  —  Abb.  3. 


19 


Form,  ihr  Mund  aber  ist  nicht  geschlossen  wie  bei  jener,  da  sie  sich  selbst- 
ständig ernähren  müssen.  Was  aus  ihnen  wird,  ist  mit  voller  Sicherheit 
nicht  ermittelt  worden,  doch  neigt  Leuckart  der  Ansicht  zu,  dass  sie  als 
Schmarotzer  weiter  leben,  so  dass  freie  und  parasitäre  Form  sich  regel- 
mässig abwechseln. 

In  Betreff  der  Benennung  des  Thieres  ist  es  Leuckart  gelungen,  einer 
idealen  Namengebimg  möglichst  nahe  zu  kommen,  indem  er  im  ersten 
Theile  des  zusammengesetzten  Wortes  die  Form  des  Thieres,  dXXSg^  die 
Wurst,  im  anderen,  in  v^/ia,  seine  Stellung  im  System,  die  Zugehörigkeit 
zu  den  Nematoden  zum  Ausdruck  gebracht  hat. 

Der  zweite  Nematode  ist  Sphärularia  hombi^  dessen  Lebensgeschichte 
von  Leuckart  zum  Abschluss  gebracht  worden  ist. 

Dieses  Thier  schmarotzt  als  Weibchen  in  verschiedenen  Hummelarten. 
Es  kriecht  in  die  Weibchen  letzterer,  während  sie  ihre  Winterquartiere 
aufsuchen,  und  zeichnet  sich  besonders  durch  seine  vorgefallene  und  mächtig 
entwickelte  Geschlechtsröhre  aus.  Es  ist  aber  nicht  nur  biologisch  und 
entwickelungsgeschichtlich,  sondern  auch  anatomisch  und  histologisch  ein 
ungewöhnliches  Geschöpf. 

Die  durch  den  Darmkanal  aus  den  Hummeln  ausgewanderten,  wurm- 
förmigen  Embryonen  bedürfen  keiner  weiteren  Nahrung;  sie  verbrauchen 
nur  die  als  Körnchen  und  Ballen  in  ihrem  Verdauungsrohre  aufgespeicherten 
Reservestoffe  und  gelangen  mit  diesem  Vorrathe  zur  vollen  Geschlechts- 
reife. Nach  der  Begattung  stirbt  das  Männchen  ab,  das  Weibchen  aber 
sucht  seine  Einwanderung  in  das  Wohnthier  zu  halten,  die  durch  den 
Mund  vor  sich  zu  gehen  scheint.  Hier  angelangt  stülpt  sich  bald  die 
Vagina  um  und  bildet  einen  Schlauch.  Nach  vollständiger  Umstülpung 
wächst  sie  um  ein  Beträchtliches,  nimmt  den  Uterus  mit  anhängendem 
Ovarium  aus  dem  Wurmkörper  in  sich  auf,  kapselt  seinen  Innenraum 
gegen  die  Leibeshöhle  vollständig  ab  und  bringt  die  auf  diese  Weise  von 
ihrem  ursprünglichen  Träger  völlig  isolirten  Organe  zur  weiteren  Aus- 
bildung. 

Die  auffallendste  der  hier  in  Betracht  kommenden  Veränderungen  ist 
das  enorme  Wachsthum  des  Schlauches ;  in  wenig  Wochen  erfährt  er  eine 
60000  fache  Vergrösserung.  Und  nur  der  Schlauch  ist  es,  der  dieses 
Wachsthum  zeigt;  denn  der  Wurm,  der  denselben  trägt,  verändert  seine 
Dimension  nur  insofern,  als  er  zusammenfällt  und  wie  ein  dünner  Faden 
dem  Schlauche  anhängt,  der  ihn  selbst,  von  dem  er  ursprünglich  doch  nur 
ein  Organ  ist,  bis  auf  das  20000  fache  übertrifft.  Es  kommt  schliesslich 
vor,  dass  sich  das  Organ  von  seinem  Träger  ganz  trennt  und  wie  ein 
überpflanzter  Körpertheil  gewissermassen  dem  Organcomplex  des  Wirthes 
angehört. 

Aber  nicht  nur  die  schliessliche  Grösse  des  Schlauches,  sondern  auch 
seine  Entwickelungsphasen  sind  ungewöhnliche.  Die  Wandung  desselben 
hat  zunächst  einen  durchaus  epithelialen  Charakter  mit  einfacher  Zelllage. 
Ihre  Zellen  springen  halbkugelartig  vor,  die  Oberfläche  des  Schlauches 
hat  demnach  ein  höckeriges  Aussehen.  Sie  sind  die  ursprünglich  innere 
Zellschicht  der  Scheide,  so  lange  sie  noch  nicht  hervorgestülpt  ist,  und 
ungemein  klein.  Mit  der  Vergrösserung  des  Schlauchs  aber  wachsen  sie 
in  das  kaum  Glaubliche,  während  ihre  Anzahl  immer  dieselbe  bleibt.  In 
der  Zahl  von  600  bis  650  stehen  sie  alternirend  in  60  bis  70  Querreihen 
mit  etwa  8  bis  10  Zellen  in  etwa  10  Längsreihen.    Ihr  buckelartiges  Auf- 


20 


treiben  ist  vorwaltend  eine  Folge  der  Vergrösserung  ihrer  Zellkerne.  Der 
den  Genitalschlauch  mit  ausfüllende  Fettkörper  verdankt  seine  Grossen- 
zunähme  ebenfalls  nur  der  Vergrösserung,  nicht  der  Vermehrung  seiner 
Zellen. 

Die  Dicke  der  Geschlechtsröhre  ist  unabhängig  von  der  Entwickelung 
der  Eier.  Erst  im  Hummelkörper  geht  die  Embryonalbildung  vor  sich; 
der  Embryo  erlangt  aber  seine  wurmförmige  Gestalt  schon  vollkommen 
im  Ei.  Nach  seinem  Auskriechen  lassen  sich  alle  seine  Veränderungen  im 
Hummelkörper  auf  Wachsthumerscheinungen  zurückführen,  wozu  er  auch 
bereits  hier  schon  keiner  weiteren  Nahrungsaufnahme  bedürftig  zu  sein 
scheint. 

Ein  ähnlich  interessantes  Thier  ist  der  Rübennemätode  Heterodera 
Schachtii  Schmdt.  nach  den  Beobachtungen  von  Adolf  StrubelL 

Das  Männchen,  das  eine  Grösse  bis  1  mm  erreicht,  trägt  alle  Merk- 
male eines  echten  Nematoden  an  sich.  Eine  Eigenthümlichkeit  zeigt  nur 
die  kappenartige  Erhebung  am  Kopfe.  Aus  6  vorspringenden  Lamellen 
bestehend  ist  sie  ein  vortrefflicher  Bohrapparat,  der  daher  auch  nur  den 
freibeweglichen  Männchen  und  den  Larven  zukommt,  während  sie  den 
Weibchen  und  den  sessilen  Larven  fehlt.  Cuticula,  Subcutanschicht,  Haut- 
schlauch, Excretionsgefäss  sind  ganz  ähnlich  den  entsprechenden  Partien 
anderer  Nematoden,  Die  Leibeshöhle  wird  fast  vollkommen  ausgefüllt 
durch  Darm  und  Geschlechtsorgane.  Der  Verdauungsapparat  beginnt 
mit  der  Mundspalte;  ihr  folgt  das  cylindrische  Rohr  der  Mundhöhle,  die 
sich  bald  birnenförmig  erweitert.  In  sie  hinein  ragt  ein  kräftiger  Stachel, 
der  ein  Stechorgan  ist.  Der  Mundhöhle  reiht  sicli  der  3  Mal  sich  er- 
weiternde Oesophagus  an,  dem  der  cylindrische  Darm  folgt.  Der  Ge- 
schlechtsapparat ist  sehr  einfach,  zwischen  keimbereitenden  Hoden  und 
Samenleiter  ist  kaum  ein  Unterschied  wahrzunehmen. 

Das  ViTeibchen  ist  in  seiner  Gestalt  einer  Citrone  zu  vergleichen  von 
0,8  bis  1,3  mm  Länge.  Der  vordere  Fortsatz  hat  die  Form  eines  mit 
einem  Stachel  versehenen  Flaschenhalses,  das  hintere  Ende  trägt  in  seiner 
zapfenartigen  Hervorragung  den  Vulvaspalt.  Ganz  in  der  Nähe  desselben 
ist  der  After,  der  infolge  einer  Dislocation  an  diese  Stelle  gekommen  ist, 
denn  ursprünglich  liegt  er  auf  der  Bauchseite.  Die  äussere  Bedeckung 
ist  wie  beim  Männchen,  nur  spärlicher,  und  besonders  ist  es  der  Haut- 
schlauch, der  um  so  mehr  schwindet,  je  älter  das  Weibchen  wird.  Der 
Darm  gliedert  sich  in  die  3  bekannten  Abschnitte.  Die  Kopf  kappe  fehlt; 
der  Stachel  ist  länger  und  schwächer  als  beim  Männchen.  Der  Genital- 
schlauch wird,  wie  gewöhnlich  bei  Nematoden,  von  2  Schläuchen  mit  ge- 
meinsamem Endstück  gebildet.  Als  accessorische  Bildung  ist  ein  rundlicher 
Pfropfen  zu  erwähnen,  der  der  vagina  anhängt  und  als  eine  Schutz- 
einrichtung für  entweichende  Eier  aufzufassen  ist. 

Die  zu  vollen  Geschlechts thieren  sich  entwickelnden  Embryonen  machen 
interessante  Metamorphosen  durch  und  zwar  diejenigen,  die  sich  zu 
Männchen  entwickeln,   complicirtere,  als  die  zu  Weibchen  heranreifenden. 

Nachdem  der  Embiyo  mit  allen  Organen  ausgerüstet  ist,  die  zu  einem 
selbständigen  Leben  befähigen,  sprengt  er  die  Eischale  und  gelangt  in  den 
Leib  der  Mutter,  die  bereits  während  seiner  Entstehung  verstorben  ist 
und  ihn  nur  noch  als  Schutzhülle  umgiebt.  Er  wandert  durch  die  Vulva 
in  den  umgebenden  Erdboden  als  0,36  mm  grosses  Würmchen  aus,  stösst 
beständig   seinen   Stachel   vor-  und   rückwärts,  um  eine  Nährpflanze  zu 


21 


fiiulen.  Hat  er  sie  gefunden,  so  wird  durch  die  Stossbewegung  des  Stachels 
die  Epidermis  aufgerissen  und  der  Wurm  kriecht  in  tangentialer  Richtung 
vorwärts.  Das  centrale  Leitbündel  der  Wurzel  bleibt  immer  unversehrt. 
Ist  er  hier  zur  Ruhe  gelangt,  so  macht  er  eine  Häutung  durch  und  schwillt 
zu  einem  plumpen  Gebilde  an,  das  keinerlei  Bewegung  mehr  zu  erkennen 
giebt.  Nach  und  nach  bauscht  sich  der  Körper  unter  reichlicher  Nahrungs- 
aufnahme immer  mehr  auf,  so  dass  die  Epidermis  der  Wurzel  allmählich 
nach  aussen  vorgewölbt  wird. 

Bis  hierher  gleichen  sich  alle  Individuen.  Während  aber  nun  bei 
denjenigen,  die  sich  zu  Männchen  umwandeln,  das  Wachs thum  aufhört, 
schreitet  es  bei  den  anderen  weiter  fort,  die  sich  nun  bald  durch  das  Auf- 
treten einer  Vulva  als  Weibchen  zu  erkennen  geben.  Nach  vielfachen 
Wachsthumvorgängen  erreichen  sie  endlich  die  oben  beschriebene  Organi- 
sation. Bei  der  ausserordentlichen  Ausdehnung  des  Thieres  platzt  nun 
auch  die  Wurzelepidermis  und  das  Thier  tritt  mit  seinem  Hinterende  aus 
der  Wurzel  aus.  In  dieser  Lage  wird  wahrscheinlich  der  Befruchtungsakt 
vollzogen. 

Sind  die  Würzelchen  der  Pflanzen  zu  dünn,  -so  kommt  es  nicht  zu 
cinom  eigentlichen  Entoparasitismus;  die  Würmer  dringen  dann  nur  mit 
dem  Kopfende  in  die  Pflanze  ein,  die  schädliche  Einwirkung  auf  die  Pflanze 
bleib i  aber  dieselbe.  Uebrigens  ist  die  Einwanderung  nicht  nothwendige 
Bedingung  der  Entwickelung.  Es  ist  Dr.  Strubell  gelungen,  Larven  in 
humusreicher  Erde  in  die  späteren  Entwickelungsstadien  überzuführen. 

Die  Entwickelung  des  Männchens  geht  anders  vor  sich.  Es  sistirt  von 
einer  bestimmten  Zeit  an  seine  Nahrungsaufnahme;  sein  ganzer  Inhalt 
zieht  sich  von  der  Chitinwand  zurück  und  umgiebt  sich  mit  einer  sehr 
zarten,  biegsamen  Membran.  Der  innere  Wurm  wird  schmäler,  die  Cuti- 
cuhi  dicker,  ein  neuer,  kräftiger  Stachel  bildet  sich  aus,  der  Geschlechts- 
apparat wächst  zu  einer  schlanken  Röhre  aus  und  hald  sind  in  ihm 
Spermatozoon  zu  erblicken.  Bei  seinem  weiteren  Wachsthum  muss  sich 
der  Wurm  in  seiner  alten  Haut  krümmen  und  sieht  bald  aus  wie  ein  im 
Ei  aufgerollter  Embryo.  Jetzt  sprengt  er  seine  Larvenhülle,  durchbohrt 
die  Epidermis  der  Wurzel,  wandert  in  die  Erde  aus  und  sucht  das 
Weibchen.  Nach  der  Befruchtung  geht  er  rasch  zu  Grunde,  so  dass  seine 
Ueberreste  nicht  selten  am  Eiersacke  des  Weibchens  hängen  bleiben.  Diese 
letzte  Entwickelung  des  Männchens  vollzieht  sich  in  4  bis  6  Tagen,  während 
die  ganze  Entwickelung  vom  Ei  bis  zum  geschlechtsreifen  Thiere  4  bis 
5  Wochen  in  Anspruch  nimmt.  Im  Laufe  eines  Sommers  können  demnach 
bequem  5  bis  6  Generationen  auf  einander  folgen.  Schon  bei  der  An- 
nahme, dass  sich  5  Generationen  folgen  und  jedes  Weibchen  300  Nach- 
kommen hat,  von  denen  die  Hälfte  Weibchen  sein  mögen,  kann  ein  einziges 
Pärchen  in  einem  Jahre  eine  Nachkommenschaft  von  151  Milliarden  haben. 


IV.  lieber  die  mit  vlelplattigeii  InfluenzmaHchineii 
erzeugten  elektrischen  Condensatorschwingungen  in 
ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten  Tesla'schen 

Versuche. 

Experimental Vortrag,  gehalten  in  der  natorwifisenschaftlichen  Gesellschaft  ,,Isi8'' 

am  12.  Juli  1894 

von  Geh.  Hofrath  Dr.  A.  Töpler. 

Berichterstatter  Dr.  Max  Töpler*). 


Hertz  hatte  bei  seinen  bahnbrechenden  Experimentaluntersuchungen, 
die  der  Physik  ein  neues  Arbeitsfeld  aufschlössen,  mit  der  Schwierigkeit 
zu  kämpfen,  in  sogenannten  linearen  Leitern  (Drahtleitungen)  reine,  von 
störenden  Nebenumständen  möglichst  freie  Schwingungen  zu  erzeugen.  Bei 
späteren  Untersuchungen,  unter  denen  vor  allen  diejenigen  von  Sarasin 
und  De  la  Rive,  ferner  Lee  her  zu  erwähnen  sind,  wurden  die  Schwierig- 
keiten überwunden.  Der  letztgenannte  Physiker  hat  zur  Erregung  der 
Schwingungen  mit  bestem  Erfolg  einen  symmetrisch  gebauten  Doppel- 
condensator  benutzt.  Dasselbe  Hülfsmittel  hat  auch  dem  Vortragenden 
in  Verbindung  mit  der  Influenzmaschine  die  besten  Dienste  geleistet. 

Nach  den  Entdeckungen  von  Helmhol tz,  Feddersen,  Oettingen 
und  Kirchhoff  besteht  die  Entladung  einer  Leydner  Flasche  oder  Batterie, 
wenn  der  elektrische  Widerstand  der  die  Belegungen  verbindenden  Leitung 
(des  Schliessungsbogens)  ein  gewisses  Maass  nicht  überschreitet,  nicht  in 
einem  einmaligen  Ausgleiche  der  entgegengesetzten  Elektricitäten,  sondern 
in  einer  alternirenden  (oscillirenden)  Bewegung  derselben,  wobei  die 
Belegungen  abwechselnd  in  entgegengesetztem  Sinne  geladen  und  wieder 
entladen  werden**).  Der  Vortragende  veranschaulicht  den  Prozess  durch 
eine  hydrodynamische  Analogie.  Zwei  gleichgrosse  am  Boden  durch  eine 
Röhre  communicirende  Gefässe  seien  ungleich  hoch  mit  Flüssigkeit  gefüllt 
und  dann  der  Schwerewirkung  überlassen,  so  dass  die  Flüssigkeitsspiegel 
schliesslich  in  gleicher  Höhe  zur  Ruhe  kommen.    Ist  die  Verbindungsröhre 

*)  Der  Berichterstatter  hatte  zusammen  mit  Herrn  Privatdocenten  und  Adjuncten 
Dr.  J.  Freyberg  die  Vorbereitungen  und  AusfUhnmgen  der  mitgetheilten  Experiment« 
nach  Auleituuff  des  Vortragenden,  seines  Vaters,  zu  besorgen;  er  hat  auch  mit  Zu- 
stimmimg des  letzteren,  da  der  Gegenstand  ohne  Zweifel  für  Fachleser  von  Interesse 
ist,  die  Beschreibung  der  Versuche  in  den  Sitzungsberichten  übernommen. 

'*"*')  Der  Erste,  welcher  den  osciUatorischen  Charakter  der  Condensatorentladnngen 
wenn  auch  nicht  bewiesen,  so  doch  vermuthet  zu  haben  scheint,  ist  Henry  (1842). 

Get,  IsU  in  Dretd$n,  1894,  —  Abh.  4. 


23 


sehr  eng,  so  wird  die  ganze  Schwereenergie  der  ungleich  gefüllten  Gefässc 
hei  einmaligem  Herabsinken  der  höheren  Säule  durch  Reibung  in  Wärme 
umgesetzt;  die  Bewegung  geschieht  nur  in  einem  Sinne.  Ist  das  Rohr 
bolir  weit,  die  Reibung  also  klein,  so  schiesst  die  heruntersinkeude  Masse 
gleichsam  über  das  Ziel  hinaus;  die  Flüssigkeit  beruhigt  sich  erst  nach 
mehrmaligem  Hin-  und  Herschwingen,  bis  endlich  alle  Schwereenergie 
durch  Reibung  in  Wärme  verwandelt  wird.  Ganz  ähnlich  wird  die  elek- 
tiische  Energie  der  Condensatorentladung  in  guten  Leitern  erst  durch 
eine  Reihe  von  Oscillationen  in  Wärme  oder  andere  Energieformen  über- 
geführt Freilich  vollziehen  sich  die  elektrischen  Gondensatorschwingungen 
ganz  unvergleichlich  rascher,  als  die  der  trägen  Materie.  Bei  den 
Kxperimenten  des  Vortragenden  mit  Hochspannungstransformation  kamen 
Schwingungen  in  Betracht,  von  denen  Millionen  und  mehr  auf  die  Secunde 
zu  schätzen  sind. 

Neuerdings  hat  die  Elektrotechnik  mit  Erfolg  von  rasch  hin-  und 
hergehenden  Inductionsströmen  (sogen.  Wechselströmen)  Anwendung  ge- 
macht. Infolge  des  durch  theoretische  Untersuchungen  festgestellten 
rmstandes,  dass  derartige  Ströme  bei  möglichst  hoher  Wechselzahl 
(Frequenz)  per  Secunde  gewisse  wichtige  praktische  Vortheile  erwarten 
liessen,  besonders  bei  gleichzeitiger  Anwendung  von  Transformatoren, 
bauten  Tesla  und  Ewing  magnetoelektrische  W^echselstrominductoren 
mit  30000,  ja  56000  Stromwechseln.  Tesla  erkannte  aber  bald,  dass  mit 
den  complicirten  und  kostspieligen,  nach  bekannten  Principien  gebauten 
elektromagnetischen  Inductionsmaschinen  doch  nicht  unmittelbar  jene  hohe 
Frequenzzahl  der  Wechselströme  zu  erreichen  sein  würde,  welche  den 
Physikern  in  den  Gondensatorentladungen  zu  Gebote  stand.  Er  traf  daher 
eine   combinirte  Anordnung  der  folgenden  Art. 

Der  von  einer  kräftigen  Inductionsmaschine  gelieferte  Wechselstrom 
mit  massiger  Frequenzzahl  (etwa  70  bis  100  genügt  vollkommen)  wird 
durch  den  Primärdraht  eines  Spannungstransformators  geleitet.  In  den 
zahlreichen  Windungen  des  Secundärdrahtes  wird  hierbei  ein  Wechsel- 
strom derselben  Frequenz  von  so  hoher  Spannung  inducirt,  dass  ein  mit 
demselben  gespeister  einfacher  oder  Doppel-Condensator  Entladungsfunkeu 
von  einigen  Millimetern  Schlagweite  liefert.  Die  von  der  Inductions- 
maschine mittelst  Transformation  erzeugten  Wechselströme  sind  bekannt- 
lich eine  sehr  ergiebige  Elektricitätsquelle,  so  dass  der  Coudensator  bei 
jedem  einzelnen  Stromstosse  mehrmals  rasch  hintereinander  bis  zur  Funken- 
bildung geladen  wird,  selbst  wenn  der  Condensator  aus  sehr  grossen 
Leydnerflaschen  besteht.  So  erhält  man  viele  Hundert  Condensatorfunken 
in  der  Secunde.  Jeder  einzelne  Condensatorfunken  löst  nun  aber  im 
Schliessungsbogen  ungeheuer  rasche  Oscillationen  aus,  deren  Frequenz 
nach  bekannten  Formeln  aus  der  Condensatorcapacität  und  der  Beschaffen- 
heit des  Schliessungsbogens  annähernd  berechnet  werden  kann.  Die  so 
erhaltenen  Condensator-Oscillationen  (Hochfrequenz- Wechselströme)  lassen 
sich  nun  wiederum  durch  Transformation  auf  sehr  hohe  Spannung 
bringen.  Zu  diesem  Zwecke  fuhrt  man  die  Oscillationen  durch  einen  zweiten 
Spannungstransformator.  Letzterer  liefert  dann  den  Hochspannungs- 
Wechselstrom. 

Eine  Hauptschwierigkeit,  die  hierbei  überwunden  werden  musste,  lag 
darin,  alle  von  dem  hochgespannten  Strome  durchflossenen  Leitertheile 
genügend  zu  isoliren.    Zu  diesem  Zwecke  wandte  Tesla  Oeltransforma- 


24: 


—  I  Maschine. !  + 


toren  an.  Er  erzielte  mit  seiner  Combiiiation,  die  er  in  vielen  Städten 
üfFentlicli  vorzeigte,  die  überraschendsten  Erfolge.  Man  war  in  Laien- 
und  Elektrotechnikerkreisen  erstaunt  über  die  höchst  eigenthümlicheii 
Erscheinungen  sehr  hochgespannter  Schwingungen. 

Freilich  hat  Tesla  mit  seinen  Versuchen  physikalisch  wesentlich 
Neues  nicht  entdeckt.  Aber  er  hat  das  Verdienst,  die  hochgespannten 
Coudensatorschwingungeu  versuchsweise  in  die  Elektrotechnik  eingeführt 
zu  haben.  Auch  sind  manche  seiner  Versuche  physikalisch  sehr  interessant 
und  lehrreich. 

Nun  haben  alsbald  einige  Physiker  (z.  B.  Ebert*)  und  Himstedt) 
bereits  angedeutet,  dass  mit  der  von  dem  Vortragenden  erfundenen**) 
vielplattigen  Influenzmaschine  viele  der  Tesla'schen  Versuche  sich  voraus- 
sichtlich in  noch  einfacherer  Weise  würden  anstellen  lassen.  Dies  ist  in 
der  That  der  Fall.  Die  Ausführung  der  in  physikalischer  Hinsicht  charak- 
teristischen Tesla'schen  Versuche  gelingt,  wenigstens  mit  der  grossen 
60 plattigen  Influenzmaschine,  so  ziemlich  vollständig,  theilweise  sogar  mit 
sehr  gutem  Erfolge.     Freilich  liefert  diese  grosse  Influenzmaschine  noch 

lange  nicht  soviel  Elektricität,  als  eine 
kräftige  Magnetinductionsmaschine.  Mau 
muss  sich  daher  mit  einem  kleineren 
Maassstabe  der  Versuche  begnügen.  Da- 
für erfordert  aber  auch  die  60 scheibige 
Maschine  nur  einfachen  Handbetrieb  (?oii 
höchstens  '/g  Pferdekraft),  während  Tesla 
zu  seinen  Versuchen  einen  Gas-  oder 
Dampfmotor  benutzte. 

Das  Schema  der  von  dem  Vor- 
tragenden angegebenen  VersuchsanorJ- 
nung  ist  das  folgende  (vergl.  beistehende 
Figur). 

Die  von  dem  Influenzmaschinenstroni 
direct  gespeisten  Innenbelegungen  A^  B^ 
zweier  Leydner  Flaschen  entladen  sich 
durch  die  Funkenstrecke  F  viele  Mal  in 
der  Secunde.  Bei  der  vom  Vortragenden 
benutzten  Maschine  erhält  man  mit 
Flaschen  mittlerer  Grösse  leicht  gegen 
100  Funken  von  3  mm  Schlagweite  in 
der  Secunde.  Der  dabei  entstehende 
oscillirende  Ausgleich  der  Aussenbeleg- 
ungen  AB  wird  durch  den  Trausfor- 
tigur  1.  mator  D  geleitet,    dessen    Einrichtung 


A' 


■o  a 


B 


D 


B 


ßMMA 


j 


*)  Zu  erwähnen  ist  eine  dankenswerthe  wissenschaftliche  Besprechung  der  Tesla- 
scheu  Versuche  von  Ebert  in  der  „Naturwissenschaftlichen  Rnndschan^S  Jahrs;.  XL 
Derselbe  hat  bekanntlich  im  Verein  mit  E.  Wiedemann  seit  einer  Reihe  von  Jahren 
auf  dem  von  Tesla  betretenen  Gebiete  Unter.suchungen  angestellt. 

**)  Die  zu  den  Experimenten  benutzte  Influenzmaschine  ist  nach  dem  Grundschema 
gebaut,  welches  der  Vortragende  durch  Beschreibung  und  Abbildung  bereits  publicirt 
hat,  bevor  noch  die  Holtz'sche  Maschine  bekannt  wnrde.  Die  Einrichtung  ist  aus  dem 
Lehrbuche  von  Müller- Pouillet- Pfaundler,  Bd.  III,  1890,  zu  ersehen,  jedoch  sind  neuer- 
dings sämmtliche  Stromscheiben  der  Maschine  mit  Holtz'schen  Nebenconductoren  ver- 
sehen worden. 


25 


später  beschrieben  wird.  Theoretisch  kann  man  die  Sache  so  ansehen,  als 
ob  in  dem  nur  durch  die  Glasdicken  der  Leydner  Flaschen  unterbrochenen 
Leitercyklus  F  ab  D  c  d  F  während  der  Kntladungsdauor  eines  jeden 
Funkens  ein  Wechselstrom  mit  angenähert  durch  die  Rechnung  angebbarer 
Frequenzzahl  circulirt. 

Ein  Uauptvortheil  der  Anwendung  der  Influenzmaschine  für  die  Demon- 
stration besteht  nun  darin,  dass  sie  schon  ohne  Weiteres  einen  hoch- 
gespannten Hochfrequenz-Wechselstrom  liefert,  der  dann  nach  Bedarf  sowohl 
auf  niedrigere  als  auf  viel  höhere  Spannung  transformirt  werden  Icann. 

Weitere  Vorzüge  liegen  in  den  Symmetrieverhältnissen,  die  gerade 
hier  leicht  nachweisbar  sind.  Man  erkennt  sofort,  dass  bei  der  gleich- 
massigen  Elektricitätszufuhr  von  ±  El  zu  den  Innenbelegungen  A'  B^,  wie 
sie  der  vielplattigen  Influenzmaschine  eigen  ist,  in  der  Aussenleitung  c Db 
die  Influenzelektricitäten  (2.  Art)  der  Aussenbelegc  fortwährend  neutralisirt 
werden,  so  dass  der  Spannungszustand  dieser  Aussenleitung  fast  Null  bleibt. 
Erst  beim  Ausbruch  des  Funkens  in  F  entstehen  starke  Potentialdifferenzen 
in  c  Dbj  den  oscillatorischen  Bewegungen  entsprechend.  Man  kann  die  An- 
ordnung aber  auch  mit  einfachem  Condensator  benutzen,  indem  man  z.  B.  die 
Flasche  il^^  durch  eine  gerade,  isolirte  Leitung  von  c  bis  (Versetzt,  oder 
durch  eine  Nebenleitung  überbrückt.  Dann  ladet  und  entladet  sich  B  B^ 
allein  im  Kreise  FabcdFj  wobei  die  Oscillationszahl  per  Secunde  un- 
gefähr im  Verhältniss  y  2  :  1  abnimmt.  Man  erkennt  aber  sofort,  dass  in 
diesem  Falle  die  der  Aussenbelegung  B  von  der  Maschine  über  de  Db 
zugeführte  —El  diese  letztere  Leiterstrecke  mit  dem  vollen  Maschine n- 
potential  schon  vor  der  Funkenbildung  statisch  ladet.  Hierdurch  ent- 
stehen kräftige  Influenzwirkungen  auf  den  Secundärkreis  x  y,  welche 
offenbar,  wenn  es  sich  um  die  reine  Beobachtung  der  Oscillations- 
wirkungen  handelt  (z.  B.  in  Geisslerröhren),  sehr  stören  kann*).  Nun 
kann  freilich  auch  im  Falle  der  eben  besprochenen  einseitigen  Condensator- 
schaltung  die  Primärleitung  von  c  bis  b  vor  statischen  Ladungen  im 
Wesentlichen  durch  ableitende  Verbindung  des  Punktes  c  oder  b  mit  der 
Erde  (Gas-  oder  Wasserleitung)  geschützt  werden,  allein  da  bei  solch 
einseitiger  Inanspruchnahme  der  Maschine  das  Potential  auf  aJB^  nicht 
entsprechend  steigt,  so  erhält  man  in  diesem  Falle  nicht  den  vollen  Efl*ect 
der  symmetrischen  Anordnung. 

Der  Funkenstrom  F  der  Influenzmaschine  bedarf  übrigens,  weil  ihm 
die  Aureolenbildung  fehlt,  der  Beihülfe  eines  Luftgebläses  oder  der  Zer- 
reissung  durch  Einwirkung  eines  Magnetfeldes  nicht.  Vielleicht  ist  dieser 
Umstand  an  dem  verhältnissmässig  guten  Gelingen  der  Versuche  mit  der 
Influenzmaschine  wesentUch  mitbetheiligt. 

Dass  der  Ausgleich  im  Schliessungsbogen  zwischen  A  und  B  in  der 
That  ein  oscillirender  ist,  wurde  durch  folgenden  Versuch  gezeigt.  Wurde 
in  diesen  Schliessungsbogen  ein  Geisslerrohr  geschaltet,  so  zeigte  dasselbe 
das  sogenannte  Kathodenlicht  an  beiden  Polen;  dies  erklärt  sich  daraus, 
dass  bei  rasch  wechselndem  Kathoden-  und  Anodenlicht  an  derselben 
Elektrode  schliesslich  nur  das  lichtstärkere  und  ausgeprägtere  Kathoden- 
licht  scheinbar  continuirlich  sichtbar  wird**).    Im  Gegensatze  hierzu  zeigte 

*)  Auch  bei  Hertz 'sehen  Versuchen  sind  solche  einseitige  Condensator  anordnungen 
störend. 

**)  Diese  Erscheinung  bei  Oscillationen  ist  bekanntlich  von  E.  Wiedeniann  und 
Ebert  genauer  nntersncht  worden. 


26 


m 


•  --' 


natürlich   die  einfache  RhumkorfF- Entlad ang  bei  denselben  Röhren  ein- 
seitig Kathoden-  und  Änodenlicht  getrennt. 

Wer  zum  ersten  Male  das  Gebiet  der  sehr  raschen  Schwingungen  be- 
tritt, der  muss  die  gewöhnlichen  Vorstellungen,  die  er  sich  im  Umgange 
mit  elektrischen  Strömen  angeeignet  hat,  zum  Theil  ignoriren.  Im  Laufe 
der  folgenden  Experimente  wurden  denn  auch  eine  Reihe  Eigenthümlicli- 
keiten  gezeigt,  welche  nur  den  hochgespannten,  sehr  rasch  wechselnden 
Strömen  eigen  sind,  welche  übrigens  nach  den  theoretischen  oder  prak- 
tischen Untersuchungen  verschiedener  Physiker  schon  früher  theils  bekannt, 
theils  vorherzusehen  waren.  Eine  besonders  eklatante  Eigenschaft  rasch 
wechselnder  Ströme  besteht  z.  B.  darin,  dass  dieselben  häufig  den  Weg 
durch  schlechte  Leiter  oder  gar  Nichtleiter  demjenigen  durch  sehr  gute 
Leiter  anscheinend  vorziehen ;  dies  zeigte  der  Vortragende  durch  folgenden 

Versuch,    der    sich    den    analogen   Tesla'schen    und 
E.  Thomson'schen  Experimenten  anschliesst.    Ein  sehr 
dicker  massiver  Kupferbügel  a  &  in  Figur  2  von  8  mm 
Durchmesser  und  40  cm  Länge   setzte  den  raschen 
Schwingungen    so    erheblichen  Widerstand    entgegen, 
dass  eine  bei  g  als  Nebenschluss  eingeschaltete  Glüh- 
lampe,   deren  Widerstand   etwa   100  000  mal   grösser 
war  als  der  des  Kupferbügels,  in  lebhaftes  Glühen 
kam.  Ein  zweiter  derartiger  Bügel  Hess  sich  im  Scheitel 
durch  Wegnahme  eines  dort  angebrachten  Verbindungs- 
stückes  m  unterbrechen,   wodurch   die  Lampe  zwar 
heller  leuchtete,  aber  ohne  bei  der  angewandten  Con- 
densatorschlagweite  Schaden  zu  nehmen,  obgleich  jetzt 
sicher  der.  ganze  Wechselstrom  durch  dieselbe  ging. 
Dieses  merkwürdige  Verhalten   erklärt  sich  aus 
der  bei   sehr  raschem   Stromwechsel  ungeheuer  an- 
wachsenden Intensität   der  sogenannten   Extraströme 
(Selbstinduction),  welche  wie  eine  verzögernde  Kraft 
auf  die  Schwingungen  im  Bügel  wirkt.    Diese  hat  zur 
Folge,  dass,  wie  insbesondere  Stephan  mathematisch 
erwiesen    hat,   Hochfrequenzströme    nicht  im    ganzen 
Querschnitt,    sondern  in   einer   sehr  dünnen   Schicht 
längs   der   Oberfläche   der   Leiter   fliessen.     Letzterer  Umstand    ist   der 
wesentliche  bei  obigem  Experiment,  wie  der  Vortragende  dadurch  zeigte, 
dass  er  ein  nach  innen  federndes,  sehr  dünnes  Kupferblechband  (von  nur 
0,1  mm  Dicke)  in  der  aus  Figur  2  ersichtlichen  Weise  auf  den   dicken 
Kupferbügel  schob,  wodurch  die  Helligkeit  der  Lampe  sofort  sehr  auffallend 
abnahm.    Der  leitende  Querschnitt  wird  durch  die  Hinzufügung  des  Blech- 
bügels nicht  wesentlich  vergrössert,  wohl  aber  die  Leiteroberfläche; 
dieser  muss  daher  im  Sinne  der  Stephan'schen  Resultate  der  hauptsächliche 
Einfluss  zugeschrieben  werden.     Fliessen  die  Hochfrequenzströme  nur  in 
einer  äusserst  dünnen  Oberflächenschicht,  so  leitet  der  Bügel  nach  Hinzu- 
fügung des  Blechstreifens  viel  besser;  die  durch  die  Glühlampe  gehenden 
Zweigströme  müssen  sehr  geschwächt  werden,  was  in  der  That  geschah. 
Eine  zweite  nicht  minder  merkwürdige  Eigenthümlichkeit  der  Hoch- 
frequenz-Wechselströme besteht  in  ihrem  Verhalten  zu  Eisenmassen.    Es 
ist    bekannt,    dass    langsam    verlaufende  Wechselströme    (oder    Strom- 
schwankungen überhaupt)  in  ihren  Inductionswirkungen  auf  Nachbarleiter 


9 


Figur  2. 


27 


(Yolta-Induction)  durch  benachbarte  Eisenmassen  unterstützt  werden.  Ein 
in  die  Primärspirale  eines  gewöhnlichen  Rhumkorff-Inductoriums  ein- 
geschobenes Eisendrahtbündel  verstärkt,  wie  der  Vortragende  zeigte,  das 
Leuchten  einer  in  die  Secundärspirale  geschalteten  Geisslerröhre  ganz 
auffallend.  —  Hochfrequenzwechselströme  zeigen  gerade  die  umgekehrte 
Erscheinung,  ihre  Volta-Induction  wird  durch  Eisenmassen  herabgesetzt 
Um  dies  zu  zeigen  wurde  über  eine  kleine  Primärspirale  mit  nur  10  Win- 
dungen (4  cm  Durchmesser)  eines  in  Guttapercha  gehüllten  Kupferdrahtes 
Ton  2  mm  Dicke  eine  Nebenspirale  von  nur  3  Windungen  desselben  Drahtes 
geschoben,  zwischen  deren  freien  Enden  eine  5  Kerzenlampe  eingeschaltet 
war.  Letztere  glühte  beim  Hindurchleiten  der  Gondensator-Oscillationen 
durch  die  Primärspirale  lebhaft;  wurde  in  die  Achse  der  letzteren  ein 
Eisenkern  eingeführt,  so  wurde  hierdurch  das  Glühen  fast  bis  zum  Er- 
löschen geschwächt. 

Nach  diesen  Versuchen  ging  der  Vortragende  zu  den  mit  Zuhülfenahme 
von  Transformation  angestellten  Hauptversuchen  über.  Zu  diesem  Zwecke 
wurde  eine  Reihe  verschiedener  Spulen  gebraucht,  welche  je  nach  dem 
gerade  stattfindenden  Transformationsbedürfnisse  paar^'eise  mit  einander 
durch  einfaches  Ineinanderstecken  combinirt  wurden.  Dieselben  waren 
folgendermassen  hergestellt.  Auf  verschiedene  Glasglocken  von  26  cm  oder 
31  cm  Durchmesser  und  18  cm  Höhe  des  cylindrischen  Theiles,  welche 
paarweise  in  einandergeschoben  werden  konnten,  waren  Drahtspiralen  auf- 
gewickelt Einige  dieser  Spiralen  bestanden  aus  mehreren,  getrennten, 
parallel-geschalteten  Lagen,  zur  Verminderung  der  Dämpfung  und  Selbst- 
induction.  Der  Kupferdraht  war  Vj^  bis  2  mm,  bei  den  Secundärspiralen 
für  Höchstspannung  nur  1  mm  stark  und  dick  mit  Guttapercha  umhüllt. 
Vor  seinem  Aufwickeln  wurden  die  Glasglocken  mit  Wachs  überzogen. 
Nach  beendigtem  Wickeln  wurden  alle  Windungen  vorsichtig  mit  Paraffin 
umgössen.  Die  Zuleitungsdrähte  waren,  wo  Gefahr  der  Seitenentladungen 
nach  den  Windungslagen  bestand,  mit  Glimmerplatten  geschützt. 

Zunächst  zeigte  der  Vortragende,  dass  zwischen  den  Windungen  der 
inducirenden  und  inducirten  Spirale  eine  merkliche  mechanische  Wechsel- 
wirkung, nämlich  eine  Abstossung  entsteht.  Ueber  dem  oberen  Ende 
einer  vertikalen  Spule  von  64  Windungen  schwebte  conaxial  ein  geschlossener 
Aluminiumring,  mittelst  Seidenfäden  von  der  elastischen  Spirale  einer 
JoUy'schen  Federwaage  getragen.  Beim  Spiel  der  Condensator-Üscillationen 
wurde  der  Aluminiumring,  welcher  den  Secundärleiter  bildete,  sehr  merklich 
gehoben;  er  konnte  durch  rhytmische  Unterbrechung  des  Maschinen- 
stromes in  sehr  lebhafte  Schwingungen  versetzt  werden.  Der  Vortragende 
schreibt  diese  Abstossung  der  Mitwirkung  der  Dämpfung  zu. 

Die  weiteren  mit  der  Influenzmaschine  ausgeführten  Versuche  ge- 
stalteten sich  nach  der  vom  Vortragenden  gewählten  Disposition  um  so 
interessanter,  als  der  Transformation  auf  Hochspannungswechselstrom  der 
umgekehrte  Fall,  nämlich  die  Hinuntertransformation  auf  niedrigere 
Spannung  mit  entsprechend  vermehrter  Stromintensität  vorausgeschickt 
wurde,  was  ja  bei  den  an  sich  schon  hohen  Spannungen  des  Infiuenz- 
maschinenstromes  keine  Schwierigkeit  hat.  Es  war  hierzu  nur  nöthig, 
im  Transformator  den  Primärdraht  aus  vielen,  den  Secundärdraht  aus 
wenigen  Windungen  bestehen  zu  lassen.  Man  erhält  in  diesem  Falle 
Strom  Wirkungen,  die  mit  elektrostatischen  Maschinen  noch  nicht 
beobachtet  worden  sind. 


28 


Zunächst  dienten  hierbei  als  Priniärspule  drei  parallel  geschaltete 
Lagen  von  je  28  Windungen.  Wurde  über  diese  ein  einfacher  Kupfer- 
ring von  8  mm  Dicke  gehalten,  in  den  eine  5-Kerzenlampe  eingeschaltet 
war,  so  leuchtete  dieselbe  schon  auf,  wenn  der  Ring  noch  10  cm  oberhalb 
der  Primärspule  sich  befand.  Wurde  er  über  die  Spule  geschoben,  so 
wurde  sie  weissglühend  bis  zum  Durchbrennen. 

Wurde  als  Secundärleitung  ein  starkes  Kupferband  benutzt  und  der 
Secundärstrom  mittels  eines  Stückes  dünnen  Eisendrahtes  geschlossen,  so 
wurde  dasselbe  alsbald  durchgeschmolzen;  eine  Eisenfeile  an  den  Kupfer- 
bandenden gestrichen  gab  Sprühfunken  wie  bei  einer  vielplattigen  Accumu- 
latorbatterie. 

Für  andere  Versuche  dieser  Art  erwies  sich  als  noch  geeigneter  eine 
Secundärleitung,  bei  der  auf  einer  Glasglocke  von  31  cm  Durchmesser 
vier  parallel  geschaltete  Lagen  eines  in  drei  Windungen  gewickelten  2  mm 
dicken  Kupferdrahtes  sich  befanden.  In  diesen  Fällen  war  der  Secundär- 
strom absolut  unfühlbar,  eine  Schlagweite  war  kaum  vorhanden.  Ging 
ein  Secundärstrom  zwischen  zwei  Graphitstäben  hindurch,  deren  unterer 
ein  ebenes  Ende  besass,  auf  das  der  obere  sich  mit  einer  Spitze  durch 
sein  eigenes  Gewicht  stützte,  so  entstand  eine  Art  kleines  Bogenlicht;  ein 
selbst  momentanes  Aneinanderbackcn  der  Stifte  verhinderte,  ähnlich  wie 
bei  der  sogenannten  Contactlampe,  die  wenn  auch  geringe  Spannung  des 
(stossweisen)  Stromes.  Ein  zugespitzter  Eisenstift  auf  dem  ebenen  Graphit- 
stiftende aufstehend  zeigte  dieselbe  Erscheinung  unter  sehr  lebhaften 
Funkensprühen.  Dieselbe  Anordnung  der  Spulen  genügte  auch,  um  eine 
grössere  Glühlampe  mit  12  cm  langem  Kohlefaden  zu  vollem  Leuchten 
zu  bringen.  Alle  diese  Erscheinungen  zeigten  sich  durchaus  den  Wirkungen 
starker,  aber  niedrig  gespannter  Ströme  analog. 

Wesentlich  interessantere  Erscheinungen  ergaben  sich  jedoch,  falls 
der  schon  hochgespannte  Strom  des  Maschinencondensators  auf  noch  viel 
höhere  Spannung  transformirt  wurde. 

Zunächst  wurden  die  vorher  erwähnten  Spulen  nur  in  anderer 
Schaltungsweise  benutzt,  d.  h.  als  Primäre  dienten  3  vierfache,  als  Se- 
cundäre  28  dreifache  Windungen.  Die  hierdurch  erhaltene  Spannung  ist, 
besonders  falls  man  schon  an  und  für  sich  hochgespannte  Condensator- 
entladungen  benutzt,  recht  bedeutend.  Mit  dieser  Anordnung  wurden 
elektrische  Büschel  in  der  Tesla'schen  Weise  gezeigt,  indem  bei  einer 
rückwärts  belegten  und  mit  dem  einen  Pole  verbundenen  Glasplatte  durch 
Verbindung  des  anderen  Poles  mit  einer  auf  der  Vorderseite  aufgeklebten 
Stanniolfigur,  diese  sich  mit  einem  Kranze  von  Büschelentladungen  umgab, 
welche  die  unbedeckten  Theile  der  Glasscheibe  in  zahllosen  Strahlen 
luden  und  entluden. 

Für  eine  Reihe  weiterer  Versuche  erwies  sich  folgende  Spulencombination 
als  zweckmässig.  Primär  28  Windungen  dreifach,  Durchmesser  der  Spule 
26  cm;  secundär  64  Windungen  einfach,  Spulendurchmesser  31  cm.  Zu- 
nächst wurde  der  eine  Pol  der  Secundärspule  zur  Erde  abgeleitet. 
Wurde  nun  der  andere  Pol  von  einer  isolirt  stehenden  Person  angefasst, 
welche  in  der  zweiten  Hand  einen  Pol  einer  Geisslerröhre  hielt,  so 
leuchtete  diese  auf;  besonders  hell,  falls  der  andere  Pol  des  Rohres  noch 
mit  einer  kleinen  Leiterfläche  (hier  eine  aufgesetzte  Kupferblechscheibe 
von  8  cm  Durchmesser)  verbunden  war.  Es  schwingt  dann  die  Elektricität 
aus  der  Secundärspule  durch  den  Menschen  und  das  Geisslerrohr  in  deren 


29 


Figur  S. 


äusseres  Poleude  und  zurück  im  Rhythmus  des  sehr  raschen  Wechsel- 
stromes. 

Mit  derselben  Anordnung  wurde  dann  einer  der  interessantesten  Ver- 
suche Tesla's,  der  mit  einer  einpoligen  Glühlampe  gezeigt.  Die  Her- 
stellung solcher  einpoliger  Lampen  für  Influenzmascninenversuche  ist  mit 
Schwierigkeiten  verknüpft.    Nach  zahlreichen  Ver-  U» 

suchen,  die  dem  Berichterstatter  oblagen,  gelangte „«. 

derselbe  zu  der  aus  Figur  3  ersichtlichen  Form, 
die  sich  bewährt  hat. 

Die  Platinelektrode  mit  der  Oese  a  war  nach 
Tesla  fast  ihrer  ganzen  Länge  nach  in  Glas  ein- 
geschmolzen, da  es  sich  zeigte,  dass  die  hoch- 
gespannten Ströme  besonders  an  der  Eintrittsstelle 
die  Glühlampe  leicht  undicht  machten.  Die  Ein- 
schnürung bei  m  verhindert,  dass  ein  zu  grosser 
Theil  der  Elektricität  schon  aus  dem  Platindrahte 
ausstrahlt  und  so  für  die  Erwärmung  der  Kohle 
verloren  geht.  Die  Evacuation  mit  der  Quecksilber- 
luftpumpe wurde  so  lange  fortgesetzt,  bis  das 
Glühen  in  der  unten  beschriebenen  Weise  eintrat; 
dann  wurde  zugeschmolzen.  Lag  die  Zuschmelzungs- 
stelle  am  oberen  Theile  der  Birne  gegenüber  Zc,  so 
wurde  dieselbe  dort  binnen  kurzem  durchgeschlagen; 
sie  musste  daher  nach  rückwärts  verlegt  werden.  Besonders  vortheil- 
haft  ist  es  schliesslich,  der  Glasbirne  eine  fast  ebene  Endfläche  zu 
geben  und  den  Kohlefaden  1  bis  2  cm  von  derselben  entfernt  endigen 
zu  lassen. 

Wird  nun  a  direct  oder  durch  eine  isolirt  aufgestellte  Person  mit 
dem  einen  Pol  verbunden,  während  der  andere  mit  der  Erde  verbunden 
ist,  und  befindet  sich,  ähnlich  wie  bei  Tesla,  bei  F  eine  leitende  Ober- 
fläche mit  merklicher  Capacität,  so  zeigt  sich  Folgendes.  Infolge  der 
hohen  Spannung  strömt  die  Elektricität  von  a  durch  den  Kohlefaden  k 
nach  der  inneren  Oberfläche  der  Glasbirne,  während  von  F  entgegen- 
gesetzte Elektricität  auf  die  äussere  Oberfläche  strömt;  das  Glas  wird 
geladen.  Nach  einer  Halbschwingung  hat  der  Strom  sein  Zeichen  ge- 
wechselt, die  Ladungen  des  Glases  kehren  sich  um,  kurz  der  Hoch- 
frequenz-Wechselstrom mit  hoher  Spannung  ladet  mit  abwechselndem 
Vorzeichen  die  als  Condensator  aufzufassende  Glasbirne  und  schwingt 
hierbei  durch  den  Kohlefaden,  der  dadurch  ins  Glühen  kommt.  —  Es 
ist  nun  eine  Eigenschaft  des  Hochspannungswechselstromes,  dass  er  an 
der  Glaswand,  gegenüber  dem  Kohlefadenende  (oder  überhaupt  gegen- 
über jeder  ihn  ausstrahlenden  Spitze),  grosse  Wärmewirkungen  erzeugt. 
Es  wird  daher  die  Glasbirne  rasch  sehr  heiss.  Dies  zu  verhindern,  wurde 
bei  der  Demonstration  des  Versuches  mit  Erfolg  anstatt  der  Capacität  F 
eine  grosse  Schale  mit  Wasser  benutzt,  in  die  der  ebene  Theil  der  Glas- 
birne getaucht  wurde;  noch  besser  ist  der  Erfolg,  wenn  eine  zweite  da- 
neben stehende  Person  die  Capacität  der  Wassermasse  durch  Eintauchen 
eines  Fingers  erhöht.  Die  Wärmewirkung  (Brennen)  bei  kleiner  Ein-  und 
Austrittsstelle  des  Körpers  ist  die  einzige  unangenehme  Empfindung  beim 
Durchgange  des  hochgespannten  Stromes.  Bei  der  beschränkten  Strom- 
menge der  60 plattigen  Maschine  war  es  freilich  nur  möglich,  den  Kohle- 


30 


faden  bei  k  auf  etwas  mehr  als  Rothgluth  zu  erwärmen*).  Die  Ergiebigkeit 
der  angewandten  Maschine  scheint  zum  vollen  Gelingen  des  Versuches 
nicht  auszureichen.  Dass  die  mit  obigen  Spiralen  erhaltenen  Wechsel- 
ströme erhebliche  Zündkraft  besitzen,  zeigte  sich,  indem  ein  zwischen  die 
beiden  Pole  gehaltenes  Stück  Baumwolle  sofort  in  Brand  gerieth. 

Eine  noch  erheblich  höhere  Spannung  des  Secundär -Wechselstromes 
Hess  sich  durch  folgende  zu  einer  Reihe  weiterer  Versuche  benutzten 
Combinationen  erhalten.  Als  Primärspule  dienten  zwei  parallel  geschaltete 
Lagen  von  je  drei  dickdrahtigen  Windungen  auf  einer  Glasglocke  von 
26  cm  Durchmesser,  als  Secundärspule  die  schon  benutzte  mit  64  einfachen 
Windungen  etwas  dünneren  Drahtes.  Die  Spannung  des  secundären  Stromes 
wurde  hierbei  so  bedeutend,  dass  die  ganze  Secundärspule  trotz  der 
Guttapercha-  und  Paraffinumkleidung  von  Büschellicht  wie  mit  leuchtendem 
Spinngewebe  umsponnen  erschien,  mehr  noch  die  freien  Enddrähte.  Als 
die  Primärschlagweite  auf  1,5  cm  erhöht  wurde,  versagte  der  Transfor- 
mator den  Dienst,  indem  auf  der  ganzen  Länge  der  Paraffinhülle  ein  Funken- 
spiel überging**).  Holz,  über  das  die  Transformatorfunken  in  der  Faser- 
richtung schlugen,  wurde  gesplittert;  über  eine  benetzte  Gypsplatte  schlugen 
bis  zu  15  cm  lange  Funken;  zugleich  zeigten  die  Polenden  die  bekannten 
Funkenverästelungen.  Dass  es  hierbei  trotz  der  grossen  Feuchtigkeit, 
also  Leitfähigkeit  der  Gypsplatte  zu  derartigen  Funkenentladungen  kommt, 
spricht  wieder  für  den  oscillatorischen  Charakter  der  Funken.  Der  Ver- 
such erklärt  sich  nämlich  durch  die  Beschränkung  der  Leitung  auf  die 
Oberfläche.  Durch  Ueberführen  über  mit  Graphitpulver  ganz  schwach  be- 
stäubtes Papier  Hessen  sich  Funkenströme  von  30  cm  Länge  erhalten. 
Auch  das  Ueberschlagen  der  hochgespannten  Funken  unter  Wasser  wurde 
gezeigt. 

Bekanntlich  haben  die  Experimente  mit  Hochfrequenz- Wechselströmen 
auch  zu  merkwürdigen  physiologischen  Ergebnissen  geführt,  welche 
wohl  noch  näher  zu  untersuchen  sind.  Schon  durch  die  Versuche  von 
D'Arsonval  ist  bekannt,  dass  rasch  schwingende  Ströme  auffallender- 
weise von  dem  menschlichen  Körper  beim  Durchgange  gar  nicht  (oder  bei 
kleinen  Ein-  und  Austrittsstellen  nur  an  diesen)  unangenehm  empfunden 
werden.  Vortragender  zeigte  dies,  indem  eine  kleine  Glühlampe  mit  sehr 
dünnem,  2cm  langem  Kohlefaden  in  lebhaftes  Glühen  gerieth,  falls  sich 
zwei  Personen  in  den  Hochspannungsstromkreis  parallel  einschalteten. 
Dies  geschah  durch  Eintauchen  der  Hände  in  mit  Salzwasser  gefüllte 
Tröge,  in  die  der  Strom  durch  grossplattige  Elektroden  eintrat;  Er- 
schütterungen wurden  bei  dem  Experimente  nicht  empfunden.  Selbst  bei 
Einschaltung  nur  einer  Person  ist  die  physiologische  Wirkung  kaum 
merklich.  Die  Thatsache  erscheint  vom  physikalischen  Standpunkte  auf 
den  ersten  Blick  paradox.  Man  könnte  nämlich  die  Transformation  auf 
hohe  Spannung  mittelst  des  Influenzmaschinenstromes  auch  ohne  Inductions- 


•)  Das  Glühen  ist  von  eigenthümlichen  Erscheinungen  begleitet,  die  anch  Tesla 
beobachtet  hat.  Der  Kohlefaden  ist  wie  mit  einer  leuchtenden  Oashaut  überzogen, 
ans  welcher  zuweilen  blendende  Partikel  des  Fadens  hervorsprtihen. 

**)  Bei  dem  benutzten  Spiralenpaar  war  das  Transformationsverhältniss  etwa  1 :  12 
gefunden  worden.  Die  obige  maximale  Beanspruchung  der  Secundärspirale  entspricht 
daher  etwa  500000  Volt;  man  sieht,  zu  welch  enormen  Spannungen  die  Influenzmaschine 
mit  genügend  isolirtem  Transformator  führen  würde,  wenn  das  volle  Maschinenpotential 
mit  Flaschenfunken  von  12  bis  15  cm  Schlagweite  hätte  angewandt  werden  können. 


31 


Spiralen  ausführen,  indem  man  entsprechend  kleinere  Gondensatoren  wählt, 
diese  aber  mit  entsprechend  grösserer  Funkenlänge  entladet.  Man  würde 
hierdurch  sogar  zu  noch  rascheren  Schwingungen  gelangen,  sicherlich 
würden  aber  die  Entladungen  schmerzhaft  empfunden  werden.  Der  Wider- 
spruch löst  sich  durch  die  Erwägung,  dass  die  Transformation  durch 
Inductionsspiralen  dem  in  die  Secundärleitung  geschalteten  Körper  die 
Schwingungen  des  schwach  gedämpften  Primärstromes  aufzwingt,  während 
für  den  directen  Entladuugsprozess  und  dessen  Wirkung  die  Dämpfung 
im  eingeschalteten  Körper  entscheidet.  Es  handelt  sich  um  zwei  keines- 
wegs analoge  Prozesse. 

Von  Tesla's  sämmtlichen  Versuchen  haben,  neben  der  Erscheinung 
an  der  einpoligen  Glühlampe,  auf  das  Laienpublikum  wohl  wenige  solchen 
Eindruck  gemacht,  als  die  im  Nachfolgenden  beschriebenen.  Es  handelt 
sich  hierbei  um  das  selbständige  Leuchten  von  Geisslerröhren  im  Ex- 
perimentirraume,  welcher  von  den  elektrischen  Schwingungen  durcheilt 
wird,  die  von  den  ausserhalb  des  Raumes  angebrachten  Eudplatten  der 
Transformatorleitung  ausgehen.  Tesla  hat  diese  allerdings  überraschenden 
Erscheinungen  als  Ausgangspunkt  einer  zukünftigen  Zimmerbeleuchtung 
ins  Auge  gefasst;  freilich  muss  der  Erfolg  erst  abgewartet  werden*). 

Bei  Anwendung  der  Influenzmaschine  konnten  diese  von  Tesla  im 
grössten  Massstabe  ausgeführten  Experimente  in  kleinerer  Form  wieder- 
gegeben werden.  Zwei  quadratische,  vom  Transformator  gespeiste  Zink- 
platten  von  60  cm  Seitenlänge,  getrennt  durch  4  Glasstäbe,  bildeten  ein 
würfelförmiges,  seitlich  offenes  Gehäuse,  welches  isolirt  aufgestellt  war.  In 
ihm  stand  ein  hölzernes  Tischchen  und  auf  demselben  mehrere  Geisslerrohre 
mit  und  ohne  Elektroden,  deren  Enden  Kupferblechscheiben  von  8  cm 
Durchmesser  trugen.  Standen  die  Röhren  in  dem  Gehäuse,  d.  h.  lief 
ihre  Achse  normal  zu  den  Zinkflächen,  so  leuchteten  sie  beim  Spiel  der 
Oscillationen  sofort  sehr  intensiv  auf,  obgleich  sie  mit  den  Zinkplatten  in 
keinerlei  Verbindung  standen**).  Wurden  die  Geisslerrohre  jedoch  auf 
das  Tischchen  im  Gehäuse  hingelegt,  so  erloschen  sie  sofort,  da  jetzt 
ihre  Achsen  parallel  zu  den  Zinkplatten  waren.  Umgekehrt  genügte  ein 
einfaches  Wiederaufstellen  der  Geisslerröhren,  um  sie  so  zu  sagen  wieder 
anzuzünden.  (Zu  bemerken  ist,  dass  Tesla  zur  Erhöhung  der  Leuchtkraft 
solcher  Rohre  dieselben  mit  allerlei  stark  phosphorescirender  oder  fluores- 
cirender  Substanzen  in  Verbindung  brachte.)  Doch  auch  ausserhalb  des 
beschriebenen  Hauses  leuchteten  empfindliche  Jodröhren  bis  auf  2  Meter 
Abstand  von  demselben,  obgleich  in  diesem  Falle  bei  dem  geringen 
Abstände  der  Zinkplatten  nur  die  Diff'erenz  der  Einwirkungen  beider 
wirksam  war.  (Besonders  empfindliche  Jodröhren  erhält  man,  falls  man 
als  Elektroden  zwei  lange  Platindrähte  wählt,  die  im  Geisslerrohre  auf 
8  bis  10  cm  Länge  in  etwa  1  cm  Entfernung  parallel  nebeneinander 
laufen.) 

*)  Gerade  diese  Versuche  bieten  fllr  den  mit  hohen  Spannungen  vertranten  Phy- 
siker wenig  Nenes.  Der  Vortragende  erzählte  z.  B.,  dass  elektrodenlose  Vacnumröhren 
in  der  Nähe  seiner  i.  J.  1870  in  Graz  aufgestellten  Hochspannungs- Influenzmaschine, 
welche  70  cm  lange  Funken  lieferte  (vergl.  T.  über  «Influenzmaschine  und  Inductorium", 
Elektrotechn.  Zeitschrift,  Oktober  1882),  auf  mehrere  Meter  Entfernung  stossweise  auf- 
leuchteten, wenn  sie  dem  geladenen  Conductor  rasch  genähert  wurden.  Tesla's  Beobach- 
tung, dass  Vaccuumröhren  erst  dann  leicht  ansprechen,  wenn  sie  vorher  schon  erregt 
waren ,  ist  bekannt  und  von  E.  Wiedemann  ausführlich  beschrieben  worden. 

**)  Das  Leuchten  ist  so  intensiv,  dass  es  bei  Tageslicht  gezeigt  werden  kann. 


32 


An  einer  Reihe  schöner  Geisslerrohre  zeigte  der  Vortragende  schliess- 
lich, dass  alle  Erscheinungen  in  Crookes'schen  Röhren,  Kathodenstrahlen, 
Phosphorescenz,  Fluorescenz  etc.  durch  hochgespannte  Wechselströme  sich 
brillant  zeigen  lassen,  wobei  natürlich  stets  Kathodenlicht  an  beiden  Polen 
sichtbar  wird. 

Zum  Schlüsse  bemerkt  der  Vortragende,  dass  man  in  einer  praktischen 
Frage  Tesla's  Ansichten  wohl  beistimmen  müsse.  Wenn  die  Technik  jemals 
in  die  Lage  kommen  sollte,  sehr  hoch  gespannte  und  zugleich  sehr  rasche 
elektrische  Schwingungen  in  Anwendung  zu  bringen,  so  würden  hierzu 
nicht  Magneto-  oder  Dynamomaschinen  die  zweckmässigen  Hülfsmittel  sein, 
sondern  man  würde  mit  Vortheil  elektrostatische  Apparate  (nach  dem 
Princip  der  Influenzmaschine)  einführen.  Da  aber  für  die  Technik  der 
ökonomische  Standpunkt,  d.  h.  die  Erzielung  möglichst  hohen  Nutze£fectes 
hinsichtlich  der  Arbeitsverwandlung  massgebend  sei,  so  werde  man  diese 
Maschinen  voraussichtlich  nicht  in  der  gebräuchlichen,  allerdings  für 
physikalische  Zwecke  günstigen  Weise  mit  Isolatoren  und  Spitzenkämmen 
construiren,  noch  weniger  werde  man  letztere  in  comprimirter  Luft  arbeiten 
lassen,  sondern  man  werde  zu  denjenigen  typischen  Formen  greifen,  welche 
von  der  Influenz  auf  gute  Leiter  Anwendung  machen.  Die  geschichtliche 
Entwickelung  der  Influenzmaschine  hat  solche  Formen  bereits  aufzuweisen. 


AbhandldTsis  in  Dresden.  1894. 


Taf.  I. 


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5,  56.        *8.     49.  58. 


Gez.  V.  Verf. 


'T-'-r-  V\r :  d  Li  zcc^/l  . 


TU.  IIa«|ilfrwMnnilangen  S.  14  —  Veränderongen  im  Mitgliederbestände  8.  15.  — 
KasdenabscblnBa  fOr  1893  S.  14  und  20.  —  Voranschlag  für  1894  S.  14.  <-  Vermehning 
der  Bibliothek  S.  4.  —  Ansstelhuig  des  Lebrervereins  für  Natnrlcnnde  in  Dresden 
S.  14.  —  Yorlag^en  8.  14.  —  Bergt,  W.:  Die  claaiiscben  Stätten  des  Oontactmeta- 
morphismus  in  Sachsen  S.  14.  —  Deichmüller,  J,:  Die  bisherigen  Ergebnisse  der 
Torgeschichtlichen  Forschungen  in  nnd  am  Dresden  S.  14.  —  Hempel,  W.:  Be- 
obachtungen über  Entstehung  von  Gesteinen  S.  14.  —  König,  GL:  Die  Grundlagen 
zu  Alexander  von  Humboldrs  pflanzenji^eographischen  Ideen  8.  16.  —  Raspe,  F.: 
Vorlagen  8. 14.  —  Schneider,  0.:  Litteratnrbesprechnng  S.  14.  —  Ulbricht,  R: 
Bericht  über  seine  Reise  nach  Chicago  1893  S.  14.  —  Ezcursionen  nach  Tetschen, 
nach  den  elektrischen  Werkstätten  von  Kummer  &  Co.  in  Niedersedlitz  S.  15. 


n.  Abhandlungen. 


£bert,  R.:  Ueber  Allantanema  mirabile^  Sphaerularia  bombi  nnd  Heterodera  Schachtii. 
S.  18. 

Engel  bar  dt,  H.:  üeber  neue  fossile  Fflanzenreste  vom  Cerro  de  Potosi.  Mit  Tafel  I. 
8.3. 

6einits,H.  B.:  Die  minendogisch-geplogischen  Sammlungen  der  K.  Technischen  Hoch- 
schule in  Dresden.    S.  14. 

Töpler,  A.:  Ueber  die  mit  vielplattigen  Influenzmaschinen  erzeugten  elektrischen 
Condensatorschwingnngen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten  Tesla^schen  Ver- 
suche.   S.  22.  

IHe  Autoren  Hnd  allein  veranhvortttch  für  den  JnhaH  ihrer 

Abhandlungen» 


Die  Autoren  erhalten  von  den  Abhandlungen  50,  von  den  Sitzungsberichten  auf 
besonderen  Wunsch  25  Separat- Abzüge  unberechnet,  eine  grössere  Anzahl  gegen  Erstattung 

der  Berstellungskosten. 


Sitznngskalender  für  1894. 


September«    27.  Hauptversammlung. 

Oelober»  4.  Prfihistorische  Forschungen.  11.  Zoologie  und  Botanik.  —  Mathematik. 
18.  Botanik  (Floristenabend).    25.  Hauptversammlung. 

NoTeoiber.  1.  Mineralogie  und  Geologie.  8.  Pnysik  und  Chemie.  15.  Prähistorische 
Forschungen.    22.  Zoologie.    29.  Hauptversammlung. 

Deeember«  6.  Botanik.  13.  Mineralogie  und  Geologie.  —  Mathematik.  20.  Haupt- 
versammlung. 


Die  Preise  fiir  die  noch  vorhandenen  Jahrgänge  der  Sitzungs- 
berichte der  „Isis*S  welche  durch  die  Burdach'sche  Hofbuch- 
handlung in  Dresden  bezogen  werden  können,  sind  in  folgender 
Weise  festgestellt  worden: 

Denkschriften.    Dresden  1860.    8.     .    . 1  M.  50  Pt. 

Festschrift    Dresden  1885.    8.    178  S.    4  Tafeln  , 3  M.  —  Pf. 

Dr.  Oscar  Schneider:  Natnrwissensch.  Beiträge  zur  Kenntniss 

der  Kankasusländer.    1878.    8.    160  S.    5  Tafeln  .    .  6  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1861 1  M.  20  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1863 1  M.  80  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1864  und  1865,  pro  Jahrgang    .    .  1  M.  50  Pt 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1866.    April-December 2  M.  50  Pt 

Sitzungsbericht^.    Jahrgang  1867  und  1868,  pro  Jahrgang    .    .  3  M.  —  Pf» 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1869 3  M.  50  Pf . 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1870  und  1871.    April-December  pro 

Heft 3  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1872.    Januar-September  .    .    .    .  2  M.  50  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1873  bis  1878,  pro  Jahrgang     .    .  4M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1879 5  M.  —  P£ 

Sitzungsberichte.    Jahrgang  1880.    Juli-December 3  M,  —  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1881.  Juli-De- 
cember   3  M.  —  Pf. 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.    Jahrgang  1882  bis  1884, 

1886  bis  1893,  pro  Jahrgang 5  M.  —  Pf . 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.    Jahrgang  1885    .    .    .    .  2  M.  50  P^^ 

Sitzungsberichte  und  Abhandlungen.  Jahrgang  1894.  Januar- 
Juni 2  M.  50  Pf. 

Mitgliedern  der  „Isis"  wird  ein  Rabatt  von  25  Proc.  gewährt. 

Alle  Zusendungen  für  die  Gesellschaft  „Isis",  sowie  auch 
Wünsche  bezüglich  der  Abgabe  und  Versendung  der  „Sitzungs- 
berichte der  Isis"  werden  von  dem  ersten  Secretär  der  Gesell- 
schaft, d.  Z.  Dr.  Deiclimfiller,  Dresden-A.,  Zwingergebäude, 
K.  Mineral.- geolog.  Museum,  entgegengenommen. 

I^P**  Die  regelmässige  Abgabe  der  Sitzungsberichte  an  aus- 
wärtige Mitglieder,  sowie  an  auswärtige  Vereine  erfolgt  in  d^er 
Regel  entweder  gegen  Austausch  mit  anderen  Schriften  oder  einen 
jährlichen  Beitrag  von  3  Mark  zur  Vereinskasse,  worüber 
in  den  Sitzungsberichten  quittirt  wird. 


S^ 


^ 


Königl.  Sachs.  Hofbuclihandlung 

H.  Burdaoh. 

-  -       Warnatz  &>  Lehmann  i      "  ■ 

Sohloss- Strasse  32.     DRESDEN.    Fernsprecher  162. 

empfiehlt  sich 
Eiir  Besorgung  nlKsensrhaftUcher  Lltteratnr. 


^^ 


Druck  YOD  Wilhelm  BaoDdeh  In  Dresden. 


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SitzigslieriGlite  id  AiaMligen 


der 


Naturwissensehaftliehen  Gesellschaft 

ISIS 


i^    X)resclen, 


Herausgegeben 

von   dem  Redactions-Comitö. 


Jahrgang  1894. 

Juli    bis    I>eceixil>e 


Mit  1  Tafel  und  1  AbbiMiing  im  Text. 


^"^  Com 


Dresden. 

Mission  von  Warnatz  &  Lehinaun,  K.  Silclis.  Ilofbuchhiindler. 

1895. 


Redaotions  -  Ooinlt6  für  1884: 

Vorsitzender:  Prof.  Dr.  Gr.  Helm. 

Mitglieder:  Dr.  J. Deichmüller,  Prof.  Dr.  O.  Drude  ,  Privatdocent  Dr.  J.Frey berg, 
Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz,   Prof.  Dr.  M.  Krause,  Prof.  Dr.  H.  Nitsche 

und  Rentier  W.  Os  borne. 

Verantwortlicher  Redacteur :  Dr.  J.  Deichmüller. 


Sitzungskalender  für  1895. 

Januar.     10.   Physik    und   Chemie.      17.    Prähistorische    Forschungen.     U.   Zoologie. 
31.  Hauptversammlung. 

Februar.    7.  Botanik  und  Zoologie.     14.  Mathematik.     21.  Mineralogie  und  Geologie. 
28.  Hauptversammlung. 

März.   7.  Physik  und  Chemie.    14.  Prähistorische  Forschungen.    21.  Zoologie.   2S.  Haupt- 
versammlung. 

April.    4.  Botanik.    18.  Mineralogie  und  Qeologrie.      25.   Hauptversammlung. 

Mai.    2.  Physik  und  Chemie.    9.  Prähistorische    Forschungen.     16.  Zoologie.    23.  Ex- 
cursion  oder  30.  Hauptversammlung. 

Juni,     6.    Botanik.     13.    Mathematik.      20.     Mineralogie    und    Geologie.     27.   Umyt- 
Versammlung.  ^ 

Juli.    25.  Hauptversammlung. 

August.    29.  Hauptversammlung. 

September.    26.  Hauptversammlung. 

Oetober.  3.  Mineralogie  und  Geologie.    10.  Botanik     17   t>k«  -i       ^ /n.     •.    o^  Rmnit- 
versammlung.  ^^   ^^^^^^  "^^  ^^^"^'^-   ^'  ^'''^ 

November.    7.  Zoologie.    14.  Mathematik.    21     "prai»;»^     .     .  «o  xi  ,,«♦ 

Versammlung.  ^rÄlustorische  Forschungen.    28.  Haupt 

Deeember.    5.  Zoologie  und  Botanik.    12.  Miii*^^«i      .  ^    ,^      .-i 

19.  Hauptversammlung.  ^Mineralogie  xind   Geologie.  -  Mathematik. 


Sitzungsberichte 


der 


naturwissenschaftlichen  Gesellschaft 


ISIS 


in  Dresden. 


1894. 


L  Section  ffir  Zoologie. 


Yierte  Sitiung  am  11.  October  1894  (in  Gemeinschaft  mit  der  Section 
für  Botanik).  Vorsitzender:  Prof.  Dr.H.  Nitsche.  —  Anwesend  33  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  Vortrae  über  die  insektentödtenden  Pilze 
und  Spaltpilze,  sowie  über  deren  leider  sehr  geringe  Bedeutung  für  die 
Bekämpfung  der  Feinde  forst-  und  landwirthschaftlicher  Kulturpflanzen. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bestätigt  die  Schwierigkeit  der  Anlage  von 
Kulturen  niederer  pflanzlicher  Organismen  in  grossem  Massstabe. 

Institutsdirector  Th.  Reibisch  spricht  über  den  Zwischenkiefer 
bei  verschiedenen  Säugethieren  und  legt  mehrere  Schädel  zur  De- 
monstration dieses  Knochens  vor. 


Fflnfte  Nitznng  am  22.  November  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  H. 
Nitsche.  —  Anwesend  21  Mitglieder. 

Dr.  F.Raspe  legt  eine  Anzahl  Eier  eines  afrikanischen  Finken, 
sogen.  Mövchen»,  vor,  die  dasselbe  in  einer  Zeit  legte,  während  der  es 
seinen  Käfig  in  Gemeinschaft  mit  einem  Tigerfinken -Männchen  bewohnte. 
Die  Eier  sind  bebrütet,  aber  ohne  Erfolg. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  hebt  hervor,  dass  aus  den  von  Dr.  F.  Raspe  mit- 
getheilten  Beobachtungen  nicht  festzustellen  sei,  ob  Bastardirung  vorliege. 

Dr.  J.  Thiele  hält  einen  Vortrag  über  die  neuere  Systematik 
der  Schnecken  unter  Vorlage  von  Material  aus  der  Sammlung  des  Herrn 
Putscher  und  einschläglicher  Litteratur: 

Recherches  aar  divers  Opistobranches,  par  P.  Pelseneer; 

Morphologie  der  Prosobranchier  (gesammelt  auf  einer  Weltreise  der  italienischen 
Corvette  „Vettor  Pisani"),  von  B.  Haller; 

Das  Gebiss  der  Schnecken,  zur  Begründung  einer  rationellen  Klassification  unter- 
sucht von  Troschel,  fortgesetzt  von  J.  Thiele. 

Geh.  Hofrath  Dr.  H.  B.  Geinitz  macht  Mittheilungen  über  die  Stel- 
lung der  Schwanzflosse  an  neuerdings  aufgefundenen  Ichthyosauren. 

Prof.  Dr.  H.  Nitsche  berichtet  über  Vogelvarietäten,  die  neuer- 
dings in  die  Sammlung  der  Forstakademie  Tharandt  gelangt  sind,  und 
zwar  besonders  über  einen  Dompfaffen -Melanismus. 


24 


n.  Section  für  Botanik. 


Fftnfte  Sitzung  am  25.  October  1894  (Floristenabend).  Vorsitzender: 
Oberlehrer  K.  Wobst.  —  Anwesend  24  Mitglieder. 

Dr.  B.  Schorler  hält  einen  Vortrag  über  die  Flora  des  oberen 
Saalthaies  und  des  Frankenwaldes  und  erläutert  denselben  durch 
zahlreiche  Vorlagen,  welche  er  in  dem  genannten  Gebiete  gesammelt  hat 
(vergl.  Abhandl.  VI). 

Im  Anschluss  hieran  giebt  Prof.  Dr.  0.  Drude  nähere  Erklärungen 
über  den  von  Dr.  B.  Schorler  vorgelegten  interessanten  Bastard  Äspleniiim 
germanicum  Weiss, 

und  spricht  hierauf  über  die  Verbreitung  der  südöstlichen 
Pflanzengenossenschaften  im  Meissner  Hügellande. 

Dr.  A.  Naumann  macht  Mittheilungen  über  zwei  nordamerika- 
nische Nussbäume,  Juglans  cinerea  und  nigra  L.,  besonders  über 
deren  Früchte. 

Zum  Schlüsse  legt  Apotheker  A.  M.  Schlimpert  eine  abnorme  Form 
von  Veronica  spicata  L.  mit  vielfach  verzweigter  Traube  vor,  gesammelt 
in  Löbsal  bei  Meissen. 


Sechste  (ausserordentliche)  Sitzung  am  16.  November  1894  (Floristen- 
abend).   Vorsitzender:  Oberlehrer  K.  Wobst.  —  Anwesend  15  Mitglieder. 

Lehrer  A.  Jenke  berichtet  über  neue  Funde  von  Diatomaceen  und 
Desmidiaceen  in  der  Flora  von  Dresden  und  seiner  Umgebung 
und  demonstrirt  dieselben  an  ausgestellten  mikroskopischen  Präparaten. 

1.  Cymhella  subaequalis  Gmn.  oder  C.  fiaciculu 9  Grun.^  gesammelt  im 
April  1894  im  Palaisteiche  des  K.  Grossen  Gartens  mit  Oscilarien,  Scenedesmua  quadrl- 
cauda  Turp.,  Cloateriutn  aceroaum  Ehrb.  und  CL  acutum  Lyng.,  sowie  mit  (^mato- 
pleura  Solea  Ktz.,  Amphora  ovalia  Ehrb.,  Nitzachia  aigmoidea  W.  Sm.»  Fleuroaigmn 
Spencerii  W.  Sm.,  FL  acuminatum  AV.  8m.,  Finnularia  viridia  Kbh.,  Navicula  cuapi- 
data  Ktz.,  iV.  af'finis  Ehrb.,  N.  limoaa  Ktz.  var.  gihhemla  Grün. 

2.  Finnularia  polyonca  Breb.  oder  F.  undulata  Greg.,  von  Director  Gersten- 
berger  in  einem  Wassertümpel  der  Charwiese  bei  Klotzsche  gesammelt,  vergesellschaftet 
mit  einer  Anzahl  Diatomeen  und  Desmidiaceen,  als  z.  B. : 

Navicula  firma  Ktz^  iV.  gracillima  Pritch.,  N.  pachycephala  Bbh.,  N.  laeviaaima 
Ktz.  var.  rectangularia  Ktz.,  N.  nodoaa  Ehrb.,.  Finnularia  gibba  Ehrb.  (grosse  Form) 
P.  atü/uroptera  Gr.,  F.  hemiptera  Ktz.,  Stauroncia  Fhoenicenteron  Ehrb.,  Mlunotia  dio- 
don  Ehrb.,  E.  lunaria  Ehrb.  (Grün.),  Gomphonema  acuminatum  Ehrb.,  Q.  coronatum 
Rbh.,  Nitzachia  curvula  W.  Sm.,  Tabellana  flocculoaa  Ktz.,  T,  feneairata  Ktz.,  Cym- 
bella  gracilia  Ktz.,  C.  cuapidata  Ktz.  und 

Hyalotheca  deaailiena  Sm.,  Deamidium  Swartzii  Ag.,  Micraateriaa  rotata  Grev., 
M,  thmcata  Cord.,  Euaatrum  oblongum  Grev.,  E.  nnaatum  Ehrb.,  E.  binale  Turp., 
Coamarium  Bolrytia  Bor.,  Xanthidium  faaciculatum  Ehrb.,  Stauraatrum  dejectum  Breb., 
St  teliferum  IRXts.,  St,  polymorphum  Breb.,  S^.  crenulatum  Nae^.,  St.  tricome  Breb., 
Didymocladon  furciqerua  Breb.,  Fenium  Vigitua  Ehrb.,  Docidium  noduloaum  Breb., 
D.  aaperum  Breb.,  Cloaterium  coatatum  Cord.,  CL  lineatum  Ehrb.,  CL  atriolatum  Ehrb., 
CL  juncidum  Rlfs.,  Änkiatrodeamua  falcatns  Cord.,  Fediaatrum  Hevtactia  Ehrb. 

3.  Stauraatrum  tumidum  Breb.,  Abbild,  in  Wolle,  PI.  39,  Fig.  1  und  2;  Ralfs, 
Tab.  21,  Fig.  6,  vom  Vortragenden  im  October  1894  im  bösen  lioch  der  Dresdner  Haide 
gesammelt,  und 


25 


4.  Xavicula  8 er i ans  Ktz.  var.  minor  Gran.  Ausser  der  unter  3  angegebenen 
Stelle,  wo  diese  Diatomee  ziemlich  reichlich  vorkam,  noch  in  verschiedenen  anderen 
Wassertümpeln  der  Dresdner  Haide  gefnnden.  Im  bösen  Loch  vergesellschaftet  mit 
folgenden 

a)  Desmidiaceen :  Hyalotheca  desfiilicua  Breb.,  Dydimoprium  Greoillii  Ktz.,  />. 
Bcrreri  Rlfs.,  Desmidium  Swartzii  Ag.,  Sph4ierozo8ma  vertebratum  Breb.,  Micraateriaa 
dcnticulata  Breb.,  M.  rotata  Grev.,  AL  fimbriata  Grev.,  M.  Orux'MelitenM  Ehrb., 
Jf.  pinnatißda  Ktz.,  3f.  crenata  ^x^h.^Euastrum  verrucosum  Ehrb.,  E.  oblongum  Grev., 
E.  ansatum  Ehrb.,  E.  binale  Tnrp.,  E,  9ubiobatum  Breb.,  Cosmarium  Cucumis  Cord., 
('  Mmtghinii  Breb.,  C  tetra4)phth€Umum  Ktz.,  C.  margarxHferum  Turp.,  C.  conspersum 
Rlfs.  (sehr  reichlich),  C,  Phaseolus  Breb.,  C.  Cucurbita  Breb.,  C.  furotdum  Breb., 
Xanthidium  armatum  Breb.,  X  m«^a/um  Breb.«  X.  fasciculatum  Ehrb.,  J[n/Aro(2««mu» 
convergens  Ehrb.,  ;S/auni«<nfm  inif^cKm  Breb.,  St.  orbiculare  Ehrb.,  S/.  teliftrum  Ehrb., 
^Y.  fmncfti/ahim  Breb.,  S^.  polymorphum  Breb.,  iS^.  con^'overaum  Breb.,  8/.  aculeatum 
Ehrb.,  Tetmemorus  aranulatum  Breb.,  Penium  Digitus  Breb.,  P.  interruptum  Breb., 
P.  closterioides  Breb.,  i>ocu2tuin  no(2i</o«um  Breb.,  i>.  Ehrenbergii  Ktz.,  Closterium 
Lunula  MülL,  C/.  aceroaum  Sehr.,  C/.  Diane  Ehrb.,  CV.  «^rio/a^um  Ehrb.,  C/.  junci(ium 
Ktz.,  Cl.  Hneatum  Ehrb.,  Änkistrodesmus  falcatus  Cord.,  Pediastrum  Boryanum  Turp., 
P.  ef/ipficum  Ehrb.,  Scenedesmus  tjuadricauda  Turp.,  Sorastrum  spinulosum  Naeg.; 

b)  Diatomeen :  Eunotia  Tetraodon  Ehrb.,  Tabellaria  flocculosa  Ktz.,  T.  fenesirata 
Ktz.,  Nitzschia  curvula  W.  Sm.,  Gomphonema  eoronatum  Rbh.,  O,  capitatum  Ehrb., 
Cr.  auritum  A.  Br^  Cymbella  fraeilis  Ktz.,  Navicula  laevissima  var.  rectangularis 
Ktz.,  J\r.  radio«a  Ktz.,  N,  avalts  W.  Sm.,  Pinnu/aria  viridis  Rbh.,  Frustulia  saxo- 
nica  Rbh. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  und  bringt  zur  Vorlage: 

Specialkarte  der  Umgebung  von  Meissen,  herausgegeben  von  der  naturwissenschaft- 
lichen Gesellschaft  Isis  daselbst; 

Loew:  Pflanzenbiologische  Floristik; 

Regel:  Thflringen,  geographisches  Handbuch; 

Schulz:  Die  Orchideen  Deutschlands; 

Altenkirch:  Beitrftge  über  die  Verdunstungsvorrichtungen  in  der  trockeneu 
Geröllflora  Sachsens  (Inaug.-Diss.). 

Derselbe  übergiebt  weiter  eine  Mittheilung  von  Prof.  Dr.  P.  Magnus 
in  Berlin:  Weitere  Notiz  über  das  Auftreten  der  Plasmodiophora 
Brassicae  Woron.  an  wilden  Cruciferen. 

„In  den  Abhandlungen  der  Isis  1893,  Abb.  VI II,  habe  ich  mitgetheilt,  dass  ich 
Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  auf  Nasturtium  silvesire  am  Eibufer  bei  Meissen 
«refanden  habe,  und  gebührend  hervorgehoben,  dass  dieser  an  den  kultivirten  Kohlarten 
und  anderen  kultivirten  Cruciferen  oft  sehr  verderblich  auftretende  Parasit  nach  meinem 
Wissen  zum  ersten  Male  auf  einer  wilden  Crucifere  in  einem  Boden  mit  seiner  uatOr- 
lichen,  d.  h.  nicht  von  Menschen  angelegten  Pflanzendecke  beobachtet  worden  sei. 

Seitdem  habe  ich  Kenntniss  erhalten  von  einer  Arbeit,  die  der  amerikanische 
Botaniker  Byron  D.  Halsted  im  Bulletin  of  the  Torrey  Botanical  Club  1894,  S.  76, 
unter  dem  Titel:  Club-Root  in  Common  Weeds  veröflentlicht  hat.  Halsted  theilt  darin 
mit,  dass  er  Plasmodiophora  Brassicae  Woron.  auf  Capsella  bursa  pastoris  und 
Sisymbrium  vulgare  bei  New  Brunswick  in  New  Jersey,  Nordamerika,  beobachtet  hat. 
Er  weist  darauf  hin,  dass  diese  Pflanzen  während  des  fi;anzen  Jahres  auf  Gartenland 
leben,  auf  dem  später  nützliche  Cruciferen  gezogen  weroen.  So  möchten  diese  wilden 
Cruciferen  die  Plasmodiophora  von  einer  Kulturperiode  zur  andern  erhalten  und  sie 
weiter  verbreiten.    Er  räth  daher  dringend,  diese  wilden  Cruciferen  zu  vernichten. 

Auch  ich  kann  nur  meine  Aufforderung  an  die  Gärtner  wiederholen,  mit  doppelter 
Aufmerksamkeit  das  Auftreten  dieser  verderblichen  Krankheit  in  ihren  Gärten  zu  über- 
wachen, namentlich  in  der  Nähe  der  Fluss-,  See-  und  Teichufer.  Aus  den  Halsted'schen 
Beobachtungen  folgt  aber  noch  vor  allen  Dingen,  dass,  wenn  die  Kohlhernie  auf  einem 
Beete  verderblich  aufgetreten  ist,  es  nicht  genügt,  auf  diesem  Beete  mehrere  Jahre 
keine  Kohlarten  zu  kultiviren,  sondern  man  dort  auch  jedenfalls  die  wilden  Cruciferen 
sorgfältig  entfernen  muss,  um  sicher  zu  sein,  dass  sich  keine  entwickelungsfähigen 
Sporen  der  Plasmodiophora  Brassicae  mehr  in  diesem  Boden  beflnden. 

Die  mächtigen,  von  Plasmodiophora  Brassicae  hervorgerufenen  Anschwellungen 
des  Wurzelstocks  dürfen  nicht  verwechselt  werden  mit  den  von  den  Larven  des  Rüssel- 


26 


käfers  CeutorrhynchuB  am  Wnrzelstocke  von  Brassica  und  vielen  anderen  Graciferen 
hervorgebrachten  kugeligen  Gallen. 

Für  gütige  Uebersendnng  der  an  wilden  Graciferen  aufgetretenen  Plasmodiophora 
Brassicae  wäre  ich  sehr  dankbar,  da  es  von  Interesse  für  weitere  Untersuchungen 
wäre." 

Hierauf  spricht  Privatus  K.  Schiller  über  die  Flora  des  Bayri- 
schen Waldes  und  erläutert  seinen  Vortrag  durch  zahlreiche  daselbst 
gesammelte  Pflanzen,  hauptsächlich  Kryptogamen,  und  viele  von  ihm  nach 
der  Natur  gemalte  und  gezeichnete  Abbildungen  (vergl.  Abhandl.  IX). 

Privatus  F.  Fritzsche  legt  eine  abweichende  Form  von  Fäago  ar- 
vensis  Fr.  vor. 

Dr.  Th.  Wolf  macht  im  Anschlüsse  daran  Mittheilung  über  eine  von 
ihm  im  Rabenauer  Grunde  gesammelte  Pflanze,  welche  für  die  Flora 
Sachsens  neu  ist:  CorydcMs  capnoides  Wahlbg.;  ferner  berichtet  derselbe 
über  einen  neuen  Standort  von  Scilla  bifolia  DC.  und  über  das  Auftreten 
von  Melüotus  parviflorus  Dsf.  und  Bromus  serotinus  Ben.  im  Plauenschen 
Grunde,  sowie  Eruca  sativa  Lam.  am  Eibufer.  Alle  genannten  Formen 
werden  zur  Vorlage  gebracht. 

Zum  Schlüsse  bespricht  Dr.  B.  Schorler  an  der  Hand  der  Beleg- 
exemplare die  neuen  rhanerogamenfunde,  welche  im  Herbarium  der 
K.  botanischen  Sammlung  eingegangen  sind  (vergl.  Abhandl.  VII). 


Siebente  Sitzung  am  6.  December  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
0.  Drude.  ^  Anwesend  31  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  lenkt  die  Aufmerksamkeit  auf  Prof.  Nitsche's  Vor- 
lesungen über  die  „Naturgeschichte  europäischer  Hirscharten'^  in  der 
Tharandter  Forstakademie,  die  für  einen  weiteren  Kreis  berechnet  sind. 

Von  neuer  Litteratur  wird  besprochen  und  vorgelegt: 

Die  botaniBchen  Anstalten  Wiens; 

Engler:  Ueber  die  Flora  des  Gebirgslandes  von  Usambara  und  über  die  Glie- 
derung der  Vegetation  von  Usambara  und  der  angrenzenden  Gebiete; 

Haeckel:  Systematische  Phvlogenie  der  Protisten  und  Pflanzen; 

Index  Kewensis,  Bd.  I~III,  Herausgabe  des  mit  Darwin'schem  Legate  be- 
gründeten neuen  Nomenciators  der  Gefässpflanzen  bis  1885,  also  bis  zu  der 
Zeit  2  in  welcher  die  Nomenclatnr  ihre  neueste  verwirrungsreiche  Periode  nn- 
nöthiger  Abänderungen  begann; 

Strasburger,  Noll,  Schenk  und  Schimper:  Lehrbuch  der  Botanik  für 
Hochschulen  (Preis  bei  ausserordentlich  reicher  Ausstattung  und  vielseitigem 
Inhalt  nur  7  Mark). 

Schon  öfters  ist  die  Aufmerksamkeit  der  Section  auf  die  neueren  Errungenschaften 
in  der  Flora  des  tropischen  Afrika  hingelenkt,  wo  Deutschland  jetzt  den  älteren  Be- 
strebungen der  Engländer  [Speke  &  Grant,  Welwitsch,  Oliver's  in  Kew  ver- 
fasste  „Flora^*  (unvollendet),  Kirk  u.  A.J  folgend  mit  dem  grössten  Eifer  für  Auf- 
deckung des  systematischen  Materials  und  der  geographischen  Verbreitungsverhältnisse 
sorgt  und  als  Stützpunkt  dieser  Arbeiten  unsere  Kolonien  benutzt.  Nachdem  vor 
Kurzem  Engler 's  „Hochgebirgsflora'^  des  tropischen  Afrika  als  sehr  wichtige  Arbeit 
aus  dem  Berliner  Museum  ausgegeben  war,  hat  sich  die  unermüdliche  Arbeitskraft  des 
Leiters  dieses  Museums  jetzt  besonders  auf  das  ostafrikanische  Kolonialgebiet  gerichtet, 
von  wo  umfangreiche  Sammlungen  nach  Berlin  gesendet  wurden.  Es  mögen  daher  die 
Referate  der  vorliegenden  neuen  Arbeiten  selbst  folgen. 


27 


1.  Engler:  lieber  die  Gliederung  der  Vegetation  von  Usambara  und 

der  angrenzenden  Gebiete.  (Abb.  der  preuss.  Akad.  d.  Wissensch. 
1894.    86  S.    4«.) 

In  dieser  wichtigen  Abhandlung  fasst  Engler  die  Gesammtresnltate  zasammen, 
welche  sich  ans  den  4600  Sammlungsnammern  zählenden  Einsendungen  Holst's  bei 
ihrer  Dorcharbeitane  in  BerUn  ergeben  haben;  eine  Gliedemng  des  Landes  nach  For- 
mationen ist  durch  oie  genauen  An^ben  des  Sammlers  möglich  geworden.  Ist  dadurch 
eine  Einsicht  in  die  LandesTerhältnisse  gewonnen,  wie  sie  für  wenige  afrikanische  Ge- 
biete gleich  genau  ezistirt^  so  hat  noch  ein  höheres  Interesse  die  hier  gegebene  pflanzen- 
geographische Yerallgememerung:  Die  tropisch- westafrikanische  Waldflora, 
deren  Verwandtschaft  hauptsächlich  nach  Madagaskar  und  Indien  hin  gerichtet  ist, 
schien  bisher  von  dem  afrikanischen  Osten  ausgeschlossen,  da  man  südlich 
vom  Ghasal-Quellenffebiete  fast  nur  Bteppen  und  Savannen^flanzen  kannte,  bis  hin  zu 
den  südtropiscnen  Wäldern  von  Natal.  Es  hat  sich  nun  in  Usambara's  unteren 
feuchten  Bergwaldnngen  dasselbe  Element  wiedergefunden,  zwar  noch 
nicht  in  so  reicUicher  Menge  wie  im  Kamerun -Congo- Gebiet,  doch  genügend  zu  dem 
Ausspruch,  dass  „an  dem  einheitlichen  Charakter  der  tropischen  Waldflora  Afrikas  nicht 
mehr  gezweifelt  werden  kann".  Engler  betrachtet  die  jetzt  im  Westen,  im  Ghasal- 
Quellengebiet  und  in  Usambara  sich  findenden  zusammengehörigen  Glieder  desselben 
waidelementes  als  einen  tropisch -afrikanischen  Grundstock,  der  durch  Ungunst  der 
Verhältnisse  Tielf&ltig  zu  einem  Bellet  geworden  ist,  während  die  mit  ihm  nicht  ver- 
wfddete  Steppen-  und  Savannengehölzflora  ihn  umlagert  und  durchsetzt  hat.  —  Von 
den  acht  Formations^ppen  des  Verfassers  entfallen  fünf  auf  Strand,  Creek  imd  Busch 
der  Hügelregion,  Nyikasteppe  und  auf  das  zwischen  Küstenland  und  Gebirgswaldregion 
liegende  Hügelland,  zwei  auf  die  untere  und  obere  (über  1700  m)  Gebirgswaldregion, 
eine  a^  die  offenen  Formationen  des  höheren  Gebirgslandes ;  jede  einzelne  ist  durch  die 
Beifügung  ihrer  Florenlisten  ganz  ausführlich  gekennzeichnet. 

2.  Engler:  Ueber  die  Flora  des  Gebirgslandes  von  Usambara.  (Botan. 

Jahrb.  Syst.  1893,  XVII,  156.) 

Ein  Gärtner,  Carl  Holst,  war  seit  1891  als  Gärtner  der  Missionsstation  Hohen- 
friedeberg  bei  Mlalo,  1460  m  hoch  gelegen,  thätig  und  hat  von  dort  reiche  Sammlungen 
nach  Berlin  geschickt,  aus  deren  Bestimmung  Engler  das  ungefähre  Formationsbild 
eines  Landes  entwerfen  konnte,  „welches  jedenfalls  im  ganzen  deutschen  Ostafrika  die 
glänzendste  Zukunft  als  Kulturland  hat  und  pflanzengeographisch  in  seinen  Beziehungen 
zu  Abessinien  und  zum  Kapland  eine  hervorragende  Holle  spielt^'.  Die  Florenskizze 
unterscheidet  eine  untere  Gegend  am  Umba-Fluss  mit  1320  m  Thalsohle  von  der  oberen 
über  1700  m  ansteigenden  Gebirgsregion.  Folgendes  ist  daraus  hervorzuheben :  Thalwiesen, 
hauptsächlich  aus  „Ngage**  =  Cyperus  latifolius  und  „Nrine"  =  Scirpus  corymboaua  ge- 
bildet; in  den  Thalwaldungen  grosser  Reichthnm  von  Famen,  baumartig  MaratHa  fraxinea 
und  Cyathea  Mannii,  LAubbäume  von  Cuasonia  und  Podocarpus;  Hügelgehölze  von 
Erythrina  tomentosa  mit  zahlreichen  Sträuchem,  vereinzelt  Protea  abysamica,  alles 
zamreiche  Verwandtschaft  mit  der  Woina-Dega-Eegion  Abessiniens  bietend.  Kulturland 
hauptsächlich  von  „Ndigi"  =^  Banane,  ,,Mtama"  =  Sorghum,  „Mgua"  -^  Zuckerrohr, 
auch  Mais;  Manihot -Knollen  hauptsächlichste  Mehlpflanze.  Hochwald  der  höheren  Ee- 
gionen  aus  Podocarpus  Mannii,  Myrica-  und  Berberia-  etc.  Arten  vom  Kilimandscharo 
oder  den  dortigen  verwandten  Arten;  Gesträuche  daselbst  auf  den  waldlosen  Bergrücken 
vorzugsweise  gebildet  von  Ericinella  Mannii  und  dem  gemeinen  Adlerfam  mit  Stmthiola, 
Thunbergia^  vielen  Gräsern,  Liliaceen,  Irideen,  Stauden;  an  trockenen  sonnigen  Abhängen 
massenhaft  das  als  Deckmaterial  benutzte  „Inde^'-Gras  -^  Andropoaon  Nardu8\  auf  den 
Gebirgs wiesen  Hauptbestand  von  Kyllingia  brevifolia  und  Fimbristylia  diphylla^  Gräser 
fast  gar  nicht.  Letztere  herrschen  dagegen  in  der  Nyika-Steppe  vor,  deren  allgemeinen 
Charakter  schon  Baumann  (Usambara,  S.  7)  entwarf,  deren  botanische  Analyse  aber 
hier  zum  ersten  Mal  gegeben  wird  (über  ein  Dutzend  Gräserarten):  hier  auch  Sanse- 
viera  und  Adanaonia^  über  deren  Benutzung  als  Fasermaterialien  Holst  ebenfalls  be- 
richtet. Auf  den  trockenen  Hügeln  dieser  Steppenregion  finden  sich  wenige  Gehölze, 
darunter  Olea  chryaophylla. 

Dr.  B.  Schorler  legt  vor  und  erläutert  den  neuen  Doderschen 
Pflanzenatlas,  Section  „Iris 'S  welcher  die  Entwickelungsgeschichte  eines 
typischen  Beispiels  (Iris  sibirica)  von  der  Befruchtung  einer  Blüthe  zur 


28 


Samenbildung  und  Entstehung  des  jungen  Keimpflänzchens  in  z.  TL  sehr 
schön  gelungenen  farbigen  Abbildungen  verfolgt,  unter  denen  die  Bildung 
des  Embryos  am  besten  bedacht  ist. 

Prof.  Dr.  0.  Drude  bespricht  schliesslich  die  Secretbildung  in 
den  Oel-  und  Balsam-Gängen  der  höheren  Pflanzen,  unter  Vor- 
lage einer  neueren  Abhandlung  in  den  Berichten  der  naturforschenden 
Gesellschaften  zu  Bern  und  unter  Demonstration  einer  Reihe  mikroskopischer 
Präparate  von  Nadelhölzern  und  Doldengewächsen  (Imperatoria). 


IIL  Section  ffir  Mineralogie  und  Geologie. 


Ylerte  Sitzung  am  1.  November  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hofrath 
Dr.  H.  B.  Geinitz.  —  Anwesend  25  Mitglieder. 

Zunächst  berichtet  der  Vorsitzende  über  einen  Ausflug,  den  er  im 
Laufe  des  September  d.  J.  mit  seinem  Sohne,  Prof.  E.  Geinitz  in  Rostock, 
nach  dem  Nord-Ostsee-Kanal  unternommen  hat. 

Die  geologischen  Verhältnisse  der  ganzen  Kanalstrecke  sind  nach  den  ersten  Mit- 
theilnngen  darüber  von  E.  Geinitz  in  der  Naturwissenschaftlichen  Wochenschrift  von 
Fotoniö,  1890,  Nr.  52,  hier  früher  besprochen  worden,  jetzt  liegt  die  schöne  officieUe 
Karte  vom  Nord -Ostsee -Kanal,  mit  Erläuterungen  bearbeitet  von  der  Kaiserl.  Kanal- 
Commission  in  Kiel,  im  Massstabe  von  1 :  100000,  Berlin  1890,  znr  näheren  Einsicht  der 

Geographischen  und  orographischen  Verhältnisse  vor.  Es  sei  daran  erinnert,  dass  die 
[anallmie  die  GesammÜänge  von  98,g5  km  hat  und  von  der  Mündung  in  die  Kieler 
Eöhrde  bei  Holtenau  bis  Rendsburg  im  Allgemeinen  dem  alten  Eiderkanal,  nur  mehr- 
fach dessen  Windungen  abschneidend,  folgt,  von  Rendsburg  nahe  demselben  südlich 
nebenher  läuft  und  bei  dem  nördlichen  Knie  der  Eider  deren  Nähe  verlässt,  um  sich  in 
südwestlicher  Richtung  durch  die  sich  hier  anschliessenden  Alluvialniederungen  nach 
Brunsbüttel  zur  Mündung  der  Elbe  zu  wenden.  Ausser  Anschlussschleussen  bei 
Rendsburg  und  Burg  besitzt  der  Kanal  nur  an  seinen  Enden  Schleussen,  bei  Holtenau 
zum  Abschluss  von  Hochwasser  durch  Sturmfluthen,  bei  Brunsbüttel  zur  Regnlirung 
der  Gezeitdifferenzen,  die  sich  im  alten  Eiderkanale  bis  nach  Rendsburg  hin  Geltung 
verschafften.  Die  durchschnittliche  Breite  des  Kanals  ist  70  m,  das  Mittelwasser  ist  b,iS 
9  m  gehalten,  so  dass  die  grössten  Ostsee-Dampfer,  welche  mit  vereinzelten  Ausnahmen 
nicht  über  6  m  Tiefgang  und  12  m  Breite  haben,  an  einander  vorbeifahren  können. 
Von  den  vier  Eisenbahnen,  welche  den  Kanal  kreuzen,  werden  zwei  durch  Drehbrücken 
und  zwei  durch  Hochbrücken  (bei  Grünthal  und  Levensau)  überführt.  Die  letzteren 
besitzen  eine  lichte  Höhe  von  42  m  über  dem  mittleren  Kanalwasserstande  und  eine 
Stützweite  von  nahe  .160  m.  Der  feste  diluviale  Geschiebemer^el  hat  für  diese  Hoch- 
brücken einen  sicheren  Grund  geboten,  während  die  im  Bereiche  des  Kanals  vorherr- 
schenden Sandmassen  und  jüngeren  Torfablagerungen  derartige  Bauten  nicht  gestatten. 
Unter  der  lehrreichen  und  liebenswürdigen  Führung  des  Königl.  Bauamts -Assessor 
Adolph  Specht  in  Rendsburg,  welcher  von  Anfang  an  bei  dem  Kanalbau  thäti^  ge- 
wesen ist,  traten  uns  die  bewundemswerthen  Arbeiten  und  Anlagen  deutscher  Ingenieure 
aus  den  verschiedenen  Ländern  unseres  Kaiserreiches  am  6.  September  schon  bei  Rends- 
burg entgegen,  wo  eine  Drehbrücke  mit  ihrem  beweglichen  Arme  von  73  m  Länge  den 
Kanal  überschreitet  und  auch  die  Wehi-anlagen  an  dem  alten  Eiderkanale  das  Interesse 
fesselten.  Grosse  Bagger  und  mächtige  Elevatoren  zum  Herausiühren  des  sandigen 
Schlammes  und  der  gebaggerten  Materalien  überhaupt  zur  Erhöhung  des  Ufers,  auch 
eine  grössere,  wohleingerichtete  Baracke  bei  Rendsburg  für  100  Mann  wurden  auf  leicht 
beweglichen  kleinen  Petroleum-Dampfern  besucht,  deren  sich  die  Beamten  zum  leichteren 
Verkehre  bedienen. 


29 


Die  Fahrt  am  7.  September  auf  dem  Kanäle  bis  nach  Holtenan  auf  einem  kleinen 
mit  Comfort  ausgestatteten  Dampfer  der  Direction  des  Kanals  Hess  uns  die  Boden- 
und  BaggeningsYerhältnisse  längs  des  Kanals  und  die  grossen  Schwierigkeiten  erkennen, 
welche  an  mehrfachen  Stellen  das  Einschlemmen  von  Band  und  torfmoorartigen  Massen 
zum  Theil  durch  schon  ferti£[e  Ufermauem  verursacht  hatten,  die  wohl  auch  fernerhin 
noch  manche  Störungen  herbeiführen  werden.  Noch  war  die  RiesenbrUcke  bei  Levesau  im 
Bau  und  man  konnte  die  neuesten  Mittel  der  Technik  bewundem,  insbesondere  die 
Hebung  des  gesammten  Baumaterials  und  der  schweren  Massen  der  Brücke  selbst  durch 
Elektridtät  mit  Dynamomaschinen.  Die  grossen,  noch  trockenen  Schleussen  bei  Holtenau 
sind  einige  Tage  nach  unserer  Anwesenheit  geöfhet  worden,  die  feierliche  Eröffnung 
der  westlichen  Schleussen  bei  Brunsbttttel  ist  erst  am  27.  October  erfolgt. 

Für  uns  hatte  der  Himmel  seine  Schleussen  schon  am  7.  September  eröffiiet,  was 
jedoch  den  erhebenden  Anblick  des  Einlaufens  der  Kaiserlichen  Marine  mit  ihren 
acht  grossen  Krieipdam^fem  von  Dttstembrok  aus  nicht  verhinderte. 

Die  umsichtige  Direction  des  Kanals  hat  in  Holtenau  ein  kleines  Museum  ein- 
gerichtet, worin  alle  bei  dem  Kanalbau  gefundenen  Seltenheiten  niedergelegt  werden 
sollten.  Unter  diesen  bemerkten  wir  einige  Reste  von  Mammuth,  Rhinoceros,  Pferd 
und  Hirsch,  einen  stattlichen  torquirten  Bronzering,  eiserne  Messer,  Lanzen-  und  Pfeilspitzen 
u.  8.  w.,  welche  wahrscheinlich  später  in  dem  Museum  von  Kiel  Aufnahme  finden  werden. 

Das  Schleswig-Holsteinische  Museum  vaterländischer  Alterthümer  zu  Kiel, 
welches  unter  der  ausgezeichneten  Leitung  von  Fräulein  J.  Mesdorf  als  Directorin 
und  Herrn  W.  Splieth  als  Gustos  steht,  ist  seit  langer  Zeit  ein  mächtiger  Anziehungs- 
punkt für  alle  Alterthumsforscher  gewesen.  Enthält  es  doch  den  berühmten  Runenstein 
von  Gottorp,  dessen  Luchrift  glücklich  entziffert  ist,  und  das  22  m  lange  und  3  m  breite 
Wickinger  Bood  von  Njdam  mit  seinem  ganzen  darin  aufgefundenen  Lihalt.  (VergL 
Führer  durch  dieses  Museum,  Kiel  1893.) 

Die  mineralogischen  und  geologischen  Sammlungen  haben  ein  Asyl  in  dem 
Neubau  auf  dem  Areale  des  Prof.  Dr.  Lehmann -Hohenberg  gefunden,  und  man  war 
dort  bei  unserer  Anwesenheit  mit  der  Aufstellung  eifrigst  beschäftigt. 

Hatte  schon  auf  der  Reise  nach  Rendsburg  das  stattliche ,  neue ,  reiche  imd  wohl 
geordnete  naturhistorische  Museum  zu  Hamburg,  unter  Direction  von  Prof. 
Dr.  Kraepelin  (vergl.  Führer  durch  dieses  Museum  1898),  unsere  Bewunderung  erregt, 
zumal  auch  die  unter  Dr.  Gottsche  stehende  mineralogisch  -  geologische  Abtheilung 
viele  Seltenheiten  enthält,  so  wurden  wir  auf  unserer  Rückreise  wieder  in  dem  neuen 
schönen  Museum  zu  Lübeck,  welches  am  16.  Mai  1893  eröffiiet  worden  ist,  auf  das 
Angenehmste  überrascht. 

Es  sind  darin  alle  Sammlungen  vereinigt,  welche  der  patriotische  Sinn  der  Lübecker 
meist  aus  weiter  Feme  der  alten  Hansastadt  zugeführt  hat,  ein  treffliches  naturhisto- 
risches Museum,  mit  dem  Conservator  Dr.  H.  Lenz,  das  Museum  lübeckischer  Kunst 
und  Kulturgeschichte,  ein  Gewerbemuseum,  ein  Handelsmuseum,  ein  Museum  für  Völker- 
kunde und  eine  Sammlung  von  Gemälden,  Kupferstichen  und  Gvpsabgüssen ,  für  deren 
jede  ein  Gustos  wirkt;  die  Museums -Verwaltung  führt  ein  Verwaltungs -Ausschuss, 
welchem  namentlich  Consul  G.  Graupe  seine  Thätigkeit  widmet.  Die  Ausführung 
des  imposanten  und  sehr  zweckmässigen  Gebäudes  f vergl.  Abbildungen  in  der  Schriit: 
„Das  Museum  zu  Lübeck")  wurde  durch  ein  Vermäcntniss  des  Kaufmanns  Georg  Blum 
ermöglicht,  welcher  seiner  Vaterstadt  hierzu  150  000  Mark  hinterliess,  der  Bauplan  ist 
von  dem  Stadtdirector  A.  Schwinin^  entworfen,  der  im  Frtlhjahr  1889  begonnene  Bau 
war  im  Sommer  1892  beendet,  seit  welcher  Zeit  man  die  Aufstellung  der  schönen 
Sammlungen  in  der  eifrigsten  Weise  gefördert  hat  Durch  Scheukungen  und  Ver- 
mächtnisse fliessen  dem  Museum  auch  jetzt  noch  immer  neue  und  ansehnliche  Mittel  zu. 

Vor  Abschluss  unseres  lehrreichen  Ausfluges  durchschritten  wir  noch  die  Seen- 
platte von  Holstein  und  Mecklenburg  mit  kurzem  Aufenthalte  in  dem  vielbesuchten  Eutin 
und  der  alten  höchst  sehenswerthen  Hansastadt  Wismar  (vergl.  Führer  durch  Wismar 
und  Umgebung  in  Wörl's  Reisehandbüchern)  und  erreichten  Rostock  als  nächsten 
längeren  Aufenthaltsort,  wo  uns  das  mineralogisch-geologische  Institut  der  Universität 
und  der  geologischen  Landesanstalt,  welche  Prof  Eugen  Geinitz  neu  begründet  hat 
und  sorgsam  verwaltet,  wieder  neue  Anziehungspunkte  insbesondere  für  diluviale  oder 
glaciale  und  alluviale  Erscheinungen  entgegenführte. 

Lehrer  H.  Döring  schildert  hierauf  unter  zahlreichen  Vorlagen  von 
schönen  und  seltenen  Versteinerungen  die  Lagerungsverhältnisse  des 
oberen  Muschelkalkes  von  Krailsheim  in  Württemberg  mit  seinem 
berühmten  Bonebed. 


30 


Zum  Schlu88  giebt  Dr.  W.  Bergt  eingehende  Mittheilungen  über  den 
letzten  internationalen  Geologen-Congress  in  Zürich,  welchem  er 
beigewohnt  hat. 

Ffinfte  Sitzung  am  13.  December  1894.  Vorsitzender:  Geh.  Hof- 
rath  Dr.  H.  B.  Geinitz.  —  Anwesend  30  Mitglieder. 

Nach  Vorlage  der  neu  erschienenen  Hefte  der  empfehlenswerthen 
„Geognos tischen  Wanderungen  in  Deutschland:  Ein  Handbuch  für  Natur- 
freunde und  Reisende*',  von  Ferd.  Senft,  2  Bde.,  Hannover  und  Leipzig 
1894,  und  der  stattlichen  „Höhlenkunde*'  von  Franz  Krauss,  Wien  1894, 
durch  den  Vorsitzenden 

legt  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky  12  Art^n  von  Schwämmen  aus  der 
Quadraten-Kreide  (Unter-Senon)  von  Glentorf  bei  Königslutter  vor, 
die  sich  durch  gute  Erhaltung  des  Kanalsystems  auszeichnen,  und  über- 
gicbt  sie  dem  K.  mineralogischen  Museum. 

Derselbe  bespricht  ferner  32  von  ihm  construirte  geotektonische 
Modelle. 

Mit  den  sich  lebhaft  von  einander  nnterscheidenden  Farben  schwarz,  weiss  und 
roth  bemalte  Holzkästchen  und  zerlegbare  massive  Holzmodelle,  alle  von  den  Dimen- 
sionen 10  X  ^  X  25  cm,  ermöglichen  es,  in  kurzer  Zeit  und  dabei  sozusagen  handgreiflich 
alle  La^mngsverhältnisse  der  sedimentären  und  eruptiven  Gesteine  zu  demonstriren. 
Das  rhemische  Mineralien -Gomptoir  von  Dr.  F.  Krantz  in  Bonn  hat  diese  Modelle  in 
den  Handel  gebracht. 

Dr.  R  Francke  legt  hierauf  einen  Bleiglanzkrystall  aus  der 
Eifel  vor,  welcher  einen  Hexaeder  von  5,6  cm  Durchmesser  bildet. 

Zum  Schluss  verliest  der  Vorsitzende  einen  Brief  des  Herrn  Di  egel- 
mann in  Dresden,  welcher  zur  Bildung  eines  „Steingartens",  analog 
einem  zoologischen  oder  Thiergarten  und  einem  botanischen  oder  Pflanzen- 
garten, Veranlassung  geben  soll. 


IV.  Section  für  prähistorische  Forschungen. 


Dritte  Sitzung  am  4.  October  1894.  Vorsitzender:  Rentier  W. 
Osborne.  —  Anwesend  14  Mitglieder. 

Lehrer  H.  Döring  hält  einen  Vortrag  über  den  Burgwall  von 
Klein-Böhla  bei  Oschatz  (vergl.  Abhandl.  VIII). 

Dr.  J.  Deichmüller  weist  auf  ähnliche  hügelartige  Bauten  im 
Marchfelde  hin,  die  er  bei  Gelegenheit  der  Versammlung  der  deutschen 
anthropologischen  Gesellschaft  in  Wien  1889  besucht  hat. 

Der  Vorsitzende  spricht  hierauf  über  den  Ursitz  und  die  Vor- 
geschichte der  Arier  auf  Grundlage  von  K.  von  Ihering's  hinter- 
lassenem  Werke:  Die  Vorgeschichte  der  Indogermanen. 

Die  Frage  nach  Abstammung  und  Urheimath  der  Völker,  die  heute  Europa  be- 
wohnen,  hat  schon  von  Alters  her  die  Wissenschaft  beschäftig^.    Die  Völker  Europas 


31 


gehören,  mit  Ausnahme  einiger  weniger  Volksstämme,  z.  B.  der  Finnen,  Lappen  etc., 
einer  grossen  VölkerfamiUe  an,  die  man  mit  verschiedenen  Namen  belegt  hat:  Indokelten, 
Indoffermanen,  Indoenropäer,  Arier.  Der  letzte  Name  scheint  dem  Vortragenden  der 
emprehlenswerthere  zu  sein,  da  er  weder  in  Bezug  auf  Urheimath,  noch  auf  Nationalität 
prajudicirt  Die  meisten  Ghelehrten  bezeidmen  Asien  als  Urheimath  der  Arier,  doch 
ist  dies  noch  keineswegs  festgestellt.  Cuno  nimmt  das  südliche  Russland,  Fenka 
Skandinavien,  Montelius  das  südliche  Europa  als  diese  Heimath  an.  Einen 
gleichsam  vermittelnden  Standpunkt  nimmt  Ihering  ein,  indem  er  der  Ansicht  ist^  die 
Arier  stammten  aus  dem  Hindukusch  am  Himalaya,  hätten  sich  aber  auf  ihrer 
Wanderung  nach  dem  Westen  im  südlichen  Rnssland  sehr  lange  Zeit  aufgehalten  imd 
daselbst  gleichsam  eine  zweite  Heimath  gefunden.  Von  dort  seien  dann  erst  die  ver- 
schiedenen arischen  Stämme  nach  dem  Westen  gezogen,  zuerst  die  Kelten,  dann  die 
Italiker  und  Oriedien  nach  dem  Süden  und  endlich  die  Germanen  nach  dem  Norden 
Europas.  Die  Slaven  seien  im  südlichen  Russland,  in  der  zweiten  Heimath  der  Arier 
zurückgeblieben  und  hätten  niemids  eine  richtige  Wanderung  angetreten,  sondern  sich 
erst  viel  später  von  Osten  gegen  Westen  vorgeschoben,  indem  sie  die  von  den  Ger- 
manen auf  ihrem  westlichen  Zuge  verlassenen  Landstriche  nach  und  nach  besiedelten. 
Auf  Grundlage  linguistischer  Forschungen  und  verschiedener  Gebräuche  und  Sitten, 
die  er  hauptsächlich  dem  römischen  Rechtsleben  entnimmt,  bildet  sich  Ihering  sein 
ürtheü  über  die  Urheimath  und  den  Kulturgrad  der  Arier  vor  ihrem  Auszuge  aus  Asien. 
Er  kommt  zu  dem  Ergebniss,  dass  die  Urheimath  derselben  in  einem  warmen  Küma 
und  in  einer  von  hohen  Gebirgen  umgebenen  Gegend  gelegen  haben  müsse,  woselbst 
sie,  unbeeinflusst  von  der  Kultur  der  umwohnenden  Völkerschaften,  ihre  Sprache  und 
ihre  Kultur  aus  sich  selbst  heraus  schufen.  Ihering  meint,  diese  Bedingungen  seien  in 
dem  grossen  Ber^kessel  am  Südabhanire  des  Himalaya,  im  sogenannten  Hindukusch 
gegeben.  Die  Aner  hätten  in  ihrer  Urheimath  weder  den  Gebrauch  der  Metalle,  noch 
den  Ackerbau  gekannt,  sondern  sich  nur  der  Steinwerkzenge  bedient  und  sich  als  Hirten 
ernährt.  Die  Metalle  und  den  Ackerbau  hätten  sie  erst  auf  ihrer  Wanderung  gegen  Westen 
kennen  gelernt. 

Dr.  J.  Deichmüller  erstattet  hierauf  Bericht  über  die  von  ihm  be- 
suchte gemeinsame  Versammlung  der  Deutschen  und  der  Wiener 
anthropologischen  Gesellschaften  in  Innsbruck  im  August  1894. 


Yierte  Sitzung  am  16.  November  1894,  Vorsitzender:  Bentier  W* 
Osborne.  —  Anwesend  14  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  hält  einen  längeren  Vortrag  über  die  jüngere 
Steinzeit  in  Böhmen  mit  Benutzung  der  von  Dr.  Niederle  veröffent- 
lichten Untersuchungen  über  diese  Periode  in  Böhmen. 

Darüber,  ob  es  in  Böhmen  eine  jüngere  Steinzeit  gegeben  hat,  stimmen  die  An- 
sichten der  böhmischen  Archäologen  nicht  überein.  Prof.  Smolik  stellt  dies  in  Abrede, 
auch  Prof.  Pic  schliesst  sich  dieser  Ansicht  im  Wesentlichen  an.  Dr.  Niederle  hat  e§  nun 
unternommen,  in  einem  Aufsatze,  der  vor  Kurzem  in  der  tschechischen  Zeitschrift  „Cesky 
lid"  erschien,  nachzuweisen,  dass  es  in  Böhmen,  gerade  so  wie  im  übrigen  Mitteleuropa, 
eine  neolithische  Zeit  gegeben  hat.  Da  die  Anwesenheit  des  Menschen  zur  paläolithischen 
Zeit  in  Böhmen  durch  Funde  nachgewiesen  ist,  sa^  Niederle,  muss  man,  wenn  Smolik's 
Ansicht  richtig  wäre,  annehmen,  dass  Böhmen  von  der  paläolithischen  Zeit  bis  zur  Bronze- 
zeit unbewohnt  war.  Abgesehen  davon,  dass  dies  höchst  unwahrscheinlich  ist,  da  doch 
alle  umliegenden  Länder  zur  neolithischen  Zeit  bewohnt  waren,  ist  die  Anwesenheit  des 
Menschen  in  Böhmen  während  dieser  Periode  auch  durch  zahlreiche  Funde,  die  ihrem 
Charakter  nach  unzweifelhaft  neolithisch  sind,  erwiesen.  Niederle  zählt  nun  diese  Funde 
auf  und  weist  hauptsächlich  aus  den  keramischen  Erzeugnissen,  die  mit  denjenigen  aus  gut 
bestimmten  neolithischen  Funden  anderer  Länder  identisch  sind,  nach,  dass  auch  diese  böh- 
mischen Funde  aus  derselben  Epoche  stammen. 

Für  die  Keramik  der  neolithischen  Periode  in  Böhmen  stellt  Niederle  drei  Typen 
auf.  Der  erste  wird  vertreten  durch  dickwandige  Qefässe  mit  rauher  Oberfläche,  meist 
mit  dem  Fingeromament  am  oberen  Rande  verziert,  und  rundliche  Gefässe  mit  Punkt- 
omament.  Dem  zweiten  T^us  gehören  an  dünnwandige  Gefasse  mit  geglätteter  Ober- 
fläche, die  zumeist  ein  Linienornament  mit  Kreideeinlage  tragen  (Monsheimer  Typus). 


32 


Zum  dritten  Typus  rechnet  er  becher-  und  topfförmige  Gefäsde  mit  dem  Wolfszahn-,  Fisch- 
gräthen-  and  Schnuromament  (Thttringer  Typus).  Auch  die  Gef ässe  mit  halbmondförmigem 
Henkel  (ansa  lunata)  setzt  Niederle  an  das  Ende  der  jüngeren  8t«inzeit  und  in  die  lieber- 
gangszeit  zur  Bronze  (von  den  böhmischen  Archäologen  „ounetitzerKulturperiode^^  genannt). 

Nach  Niederle  ist  es  wahrscheinlich,  dass  das  neolithische  Volk  von  Norden  her 
durch  das  Elbthal  nach  Böhmen  eingewandert  ist.  Ethnologisch  ist  es  also  wohl  identisch 
gewesen  mit  dem  neolithischen  Menschen  in  Sachsen,  Thtlringen  und  Norddeutscbland. 
Er  hält  es  für  ein  arisches  Volk,  ob  aber  die  Trennung  der  Arier  in  verschiedene 
Stämme  schon  zu  der  Zeit  stattgefunden  hatte,  und  welcher  Stamm  der  Arier  in  diesem 
Falle  nach  Böhmen  einwanderte,  das  zu  bestimmen  ist  nicht  möglich.  Dagegen  nimmt 
Niederle  keine  neue  Einwanderung  nach  Böhmen  zur  Bronzezeit  an,  sondern  ist  der 
Ansicht,  dass  die  Bronzekultur  sich  daselbst  aus  der  Steiukultur  selbständig  entwickelt  hat. 

In  anthropologischer  Beziehung  ist  das  neolithische  Volk  in  Böhmen  von  hohem 
Wüchse,  helläugig  und  blondhaarig  gewesen,  mit  dolichoidem  8chädeltypns,  analog  dem 
Menschen  aus  der  jüngeren  Steinzeit  im  übrigen  Mitteleuropa,  und  deutlich  unterschieden 
vom  dunkelhaarigen  brachyphalen  Steinzeitmenschen  in  Südeuropa  (Li^^rer,  Iberer), 
sowie  von  demjenigen,  dessen  Ueberreste  in  Dänemark  und  den  französischen  Dolmen 
gefunden  worden  sind. 

Hieran  anschliessend,  weist  der  Vortragende  hin  auf  einen  von  ihm 
in  den  Sitzungsberichten  der  Isis  1879  beschriebenen  Fund  aus  der 
jüngeren  Steinzeit  aus  der  prähistorischen  Ansiedelung  auf  der 
„Zämka^^  bei  Bohnitz  in  der  Nähe  von  Prag. 

Daselbst  wurden  neben  ca.  80  Stück  Steinbeilen,  meist  Flachcelten,  und  einer 
Menge  von  Thierknochen  gefunden:  Komquetscher,  Webstuhlgewichte,  Spinnvnrtel, 
grebrannter  Mauerbewurf  und  eine  grosse  Anzahl  Gefässscherben,  die  theils  die  charakte- 
ristischen Ornamente  der  neolithischen  Zeit,  theils  jüngere  Muster,  so  z.  B.  das  Wellen- 
omament  tragen.  Auch  halbmondförmige  Gefässhenkel  fehlen  nicht  Ausserdem  fand 
man  daselbst  einige  wenige  Gegenstände  aus  Metall:  ein  Flachcelt  und  eine  kleine 
Pfeilspitze  aus  Kupfer  und  ein  Bronzemesser. 

In  einem  Beferate  Über  den  Bericht  des  Vortragenden,  den  Fund  auf  der  Zämka 
betreffend,  das  in  der  Zeitschrift  für  Ethnologie  1880,  S.  82,  aus  der  Feder  Virchow's 
erschien j  wird  bezweifelt,  dass  dieser  Fund  in  die  neolithische  Zeit  zu  versetzen  sei,  da 
einestheils  Metallgegenstände  daselbst  vorkommen,  anderentheils  das  Wellenomament 
auf  eine  viel  jüngere  Zeitstellung  hinweist.  Dem  Rathe  Virchow's  folgend,  hat  Vor- 
tragender die  Ansiedelung  auf  der  Zämka  einer  abermaligen  Untersuchung  unterworfen 
und  glaubt,  nun  zu  einem  befriedigenden  Resultate  gelangt  zu  sein. 

Die  Gegenstände  auf  der  Zämka  werden  entweder  auf  der  Oberfläche  des  Bodens 
oder  in  der  losen  Ackerkrume  gefunden,  oder  aber  mittels  Grabung  in  1 — 2  m  Tiefe  in 
cylinderförmigen  Löchern,  die  mit  schwarzer  Erde,  Asche,  Kohlenresten  und  gebranntem 
Mauerbewurf  angefüllt  sind.  In  der  Ackerkrume  findet  man  neben  Steinbeilen  Gegen- 
stände aller  Art,  Alles  untereinander  gemengt.  Die  Gefässscherben  zeigen  hier  so  wob  f  die 
älteren  als  die  jüngeren  Ornamente.  In  den  Löchern  oder  Brandgruben  dagegen  kommen 
neben  Steinbeilen.  Webstuhlgewichten,  Spinnwirteln  und  Thierknochen  Gemssscherben 
vor,  die  ausschliesslich  ältere,  für  die  neolithische  Zeit  charakteristische 
Ornamente  tragen,  das  Wellenomament  ist  darin  nicht  vertreten. 

Daraus  gebt  hervor,  dass  die  Brandgruben  ans  einer  älteren  Zeit  stammen,  als  die 
Gefässscherben  mit  AVellenoniament,  dass  man  also  eine  zweimalige  Besiedelung 
der  Zämka  annehmen  muss,  einmal  zur  neolithischen  Zeit  und  dann  zur  Zeit  des  Wellen - 
Ornamentes.  Dass  in  der  Ackerkrume  auch  Steinbeile  und  Gefässscherben  mit  älterem 
Ornamente  vorkommen,  lässt  sich  leicht  daraus  erklären,  dass  durch  den  Pflug  der  obere 
Theil  der  Brandgruben  zerstört  und  über  die  Oberfläche  des  Ackers  verschleppt  worden  ist. 

Wenn  daher  der  Vortragende  die  Ansiedelung  auf  der  Zämka  in  (üe  neolithische 
Zeit  setzt,  so  ist  dies  ebenso  richtig,  als  wenn  Virchow  dieselbe  einer  späteren  Zeit 
zuweist,  sie  war  eben  zu  beiden  Zeiten  bewohnt. 

Dr.  J.  Deichmüller  legt  Gegenstände  aus  neolithischen  Funden 
in  Böhmen,  von  Zalesl  bei  Aussig,  Libotschan  bei  Saaz,  Tscheren  bei 
Kommotau  und  Nehasitz  bei  Postelberg  vor, 

und  berichtet  über  ein  neues  Urnen feld  vom  Lausitzer  Typus  an 
der  Emser  Allee  Nr.  9  in  Blasewitz  b.  Dr.,  wobei  er  besonders  auf  ein 


33 


daselbst  gefundenes   schalenförmiges  Gefäss,    das   ringsum   mit  Buckeln 
besetzt  ist,  aufmerksam  macht. 

Lehrer  0.  Ebert  legt  eine  wohlerhaltene  Bronzefibel  der  Früh- 
La  Tene-Zeit  aus  dem  Gräberfelde  von  Stetzsch  vor. 

Lehrer  A.  Jentsch  macht  schliesslich  auf  den  Zusammenhang  auf- 
merksam, der,  seiner  Meinung  nach,  zwischen  der  Lage  der  ältesten  An- 
siedelungen und  den  klimatischen  Verhältnissen  dieser  Oertlichkeiten, 
insbesondere  dem  Frühjahrsanfange,  zu  bestehen  scheine. 


V.  Section  für  Physik  und  Chemie. 


Dritte  Sitzung  am  8.  November  1894.  Vorsitzender :  Privatdozent 
Dr.  J.  Freyberg.  —  Anwesend  56  Mitglieder. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  A.  Toepler  spricht  über  eine  neue  Methode 
der  absoluten  Temperaturmessung. 

Die  vom  Vortragenden  aufgefundene,  neue  Methode  beruht  auf  der  Einführung 
eines  äusserst  feinen  Instrumentes  für  die  Messung  minimaler  Gasdmckdifferenzen. 
Dieses  Instrument,  welchem  der  Vortragende  wegen  der  Verwandtschaft  mit  einem 
bekannten  Hilfsmittel  der  astronomischen  und  geodätischen  Messkunst  den  Namen 
Drncklibelle  gegeben  hat,  besteht  im  Wesentlichen  aus  einer  in  der  Mitte  geknickten, 
sonst  geraden  Glasröhre ,  deren  beide  Schenkel  unter  sehr  stumpfem  Winkel  zusammen- 
flössen. Die  Schenkel  sind  in  der  Vertikalebene  so  aufzustellen,  dass  sie  gegen  die 
Horizontale  ungeföhr  gleich  geneigt  sind.  Mitten  in  der  so  aufgestellten  Röhre  schwebt 
an  der  Knickungsstelle  ein  Faden  einer  sehr  leicht  beweglichen  Flüssigkeit  im  Gleich- 
srewicht;  die  kleinste  Luftdruckdifferenz  diesseits  und  jenseits  der  Flüssigkeit  veranlasst 
eine  Verschiebung  derselben.  Man  misst  nun  die  Druckdifferenz  nicht  direct  an  der 
eintretenden  Verschiebung,  sondern  indem  man  diese  im  Mikroskop  beobachtete  Ver- 
schiebung durch  Neigung  des  Instrumentes  mittels  einer  Messschraube  compensirt.  Die 
hierzu  nöthige  Bewegung  der  Schraube  ergiebt  das  Mass  des  Druckes.  Die  Beobachtung 
wird  noch  dadurch  verfeinert,  dass  man  die  Libelle  mittels  einer  Umscbaitevorrichtung 
abwechselnd  von  rechts  und  links  dem  zu  messenden  Drucke  aussetzt.  Dieses  Ver- 
fahren lässt  sich  einer  mathematischen  Discussion  unterwerfen.  Es  zeigt  sich,  dass 
unter  Innehaltnng  geeigneter  Versuchsanordnuog  und  Mittel werthsberechnnng  die 
wesentlichsten  Fehlerquellen  beseitigt  sind,  welche  den  älteren  Druckbeobachtungen  mit 
!?enoigten  Flüssigkeitssäulen  anhafien.  Hierbei  ist  vorausgesetzt,  dass  die  bei  der 
Messung  stattfindende  Winkelbewe^ung  der  Libelle  klein  ist  im  Verhältniss  zu  dem 
spitzen  Winkel,  welchen  die  (verlängert  gedachten)  Schenkelrichtungen  mit  einander 
bilden,  woraus  sich  als  eine  Noth wendigkeit  die  Anwendung  langer  Flüssigkeitsfäden 
und  selbstverständlich  einer  vortrefflichen  Messschraube  ergiebt. 

Vorsichtig  angestellte  Versuchsreihen  ergaben  in  der  That  eine  Genauigkeit  der 
Messung  bis  auf  ein  Achtzigmilliontel  des  Atmosphärendruckes,  ohne  Zweifel 
das  Höchste,  was  bis  jetzt  bei  directer  Dnickmessung  erreicht  wurde.  Die  DruckUbelle 
genügt,  wie  der  Vortragende  zeigt,  um  auf  dem  Fxperimentirtische  die  barometrische 
Höhenmessunff  zu  demonstriren. 

Solche  feine  Druckmessungen  ermöglichen  nun  eine  neue  Art  der  absoluten 
Temperaturbestimmiuig,  welche  man  als  barometrische  Temperaturmessnng  be- 
zeichnen  kann.  Dieselbe  beruht  nämlich  auf  dem  Unterschiede  des  Schweredruckes  einer 
Luftsäule  bestimmter  Höhe,  je  nachdem  dieselbe  kälter  oder  wärmer  ist.  Zwei  mit 
trockner  Luft  gefüllte  vertikale  Rohre  oder  sonstige  Gefässräume  stehen  oben  und 
unten  durch  horizontale  Eapillarröhren  in  Verbindung.  Die  Mitte  der  oberen  Kapillaren- 
yerbindung  communicirt  mit  der  äusseren  Luft,  in  &e  Mitte  der  unteren  ist  die  Druck- 
libelle  eingeschaltet.  Wird  die  eine  der  beiden  vertikalen  Luftsäulen  auf  constanter, 
z.  B.  Eisscbmelztemperatnr,  erhalten,  so  lässt  sich  aus  der  gemessenen  Luftdmckdifferenz 


34 


die  Temperatur  der  anderen,  wärmeren  Sänle  in  einfacher  Weise  berechnen.  Es  haben 
zur  Feststellung  der  Genauigkeit  und  Sicherheit  der  Methode  zahlreiche  Beobachtungen 
im  physikalischen  Laboratorium  hierselbst  stattgefunden,  aus  denen  bereits  zu  schliessen 
ist,  dass,  insofern  es  auf  die  Feinheit  der  Druckmessung  allein  ankommt,  die  Angaben 
der  barometrischen  Temperaturmessung  hinter  denjenigen  des  Luftthermometers,  welches 
bisher  das  einzige  Instrument  für  Absolutbestimmungen  war,  nicht  zurückstehen.  Die 
Schärfe  der  barometrischen  Temperaturmessung  ist  am  grössten  bei  niedrigen  Tempe- 
raturen; sie  nimmt  für  höhere  nach  einem  bestimmten  Gesetze  ab.  Dessenungeachtet 
würde  beispielsweise  die  Druckhöhe  der  beiden  Luftsäulen  nur  etwa  15  cm  betragen 
müssen,  um  selbst  bei  den  höchsten  künstlichen  Temperaturen  noch  brauchbare  Messungen 
zu  erhalten,  natürlich  unter  Voraussetzung  äusserst  sorgfältiger  Beobachtung  und  insofern 
die  Genauigkeit  nur  tou  der  Feinheit  der  Libelleneinstellung  bedingt  ist;  freilich 
kommen  auch  noch  andere  (Imstande  in  Frage. 

Dabei  ist  aber  zu  beachten,  dass  das  Luftthermometer  verschiedenen  Fehlerquellen 
ausgesetzt  ist,  die  von  der  barometrischen  Methode  ganz  oder  grösstentheils  vermieden 
weisen,  und  dass  bei  hohen  Ofentemperaturen  fremde  Gase  im  Innern  der  Luftthermo- 
metergefässe  auftreten.  Die  barometrische  Methode  gestattet  eine  rasche  Erneuerung 
des  Luftinhaltes  zwischen  den  Einzelbeobachtungen,  was  beim  Luftthermometer  aus- 
geschlossen ist.  Selbstverständlich  wird  bei  dem  vom  Vortragenden  construirten  Apparate 
der  Zutritt  der  Dämpfe  der  Libellenflüssigkeit  zu  den  vertikalen  Luftsäulen  beseitigt. 

Aus  diesen  und  anderen  Gründen  hont  der  Vortragende,  dass  die  neue  Temperatur- 
bestimmungsmethode in  weiterer  Ausbildung  ein  lange  entbehrtes  Hilfsmittel  abgeben 
werde,  um  die  bei  höheren  Temperaturen  unsicher  werdenden  Luftthermometerangaben 
zu  controUren  und  mit  mehr  Sicherheit  die  für  den  praktischen  Gebrauch  bestimmten 
thermo- elektrischen  Pyrometer  zu  aichen. 

Das  nächste  Studium  soll  einer  noch  genaueren  Ermittelung  derjenigen  Einflüsse 
gelten,  welche  der  Oberflächenspannung  der  Libellenflüssigkeit  zukommen.  Diese  Einflüsse 
scheinen  unter  den  Versuchsbedingungen,  welche  der  Vortragende  bei  den  bisherigen  Be- 
obachtungen innegehalten  hat,  sehr  klein  zu  sein.  Bei  diesen  mit  etwa  74  cm  hohen  Luft- 
säulen ausgeführten  Beobachtungen  wurde  der  Reductionsfactor  der  Dmcklibelle  direct  aus 
den  Constanten  des  Instrumentes  selbst  und  vergleichsweise  auch  indirect  aus  Beobach- 
tungen zwischen  zwei  bekannten  Temperaturen  berechnet.  Die  Uebereinstimmungen  waren 
nicht  weniger  befriedigend,  als  diejenigen  anderer  g^ter  Gonstantenbestinunungen  bei 
Wärmeuntersuchungen.  Der  Vortragende  behält  sich  noch  genauere  Beobachtungen  mit 
höheren  Luftsäulen  vor,  wobei  zugleich  eine  erneute  Bestimmung  des  Ausdehnungs- 
coefflcienten  für  Luft  (und  andere  Gase)  nach  derselben  Methode  ins  Auge  gefasst  ist. 
Nach  dem  Ergebniss  dieser  Untersuchung  werden  sich  auch  genauere  Angaben  über  die 
zweckmässigen  Dimensionen  des  Druckmessers  machen  lassen,  je  nach  dem  Temperatur- 
bereiche, für  welchen  er  eventuell  benutzt  werden  soll. 

Den  vorgenannten  Erörterungen  schliesst  der  Vortragende  noch  einige  Mittheilungen 
an  über  anderweitige  Verwendungen,  zu  denen  die  Constructionen  der  Drucklibelle  Anlass 
geben  dürften.  Dampfdichtebestimmungen  zu  chemisch-analytischen  Zwecken  sind  mit  der- 
selben ohne  Wägung  ausführbar.  Zu  einem  Differentialluftthermometer  umgestaltet,  würde 
die  Drucklibelle  für  Wärmestrahlungsversuche  ein  neues  Bolometer  abgeben.  Auch  zu 
akustischen  Anwendungen,  die  Tonstärke  betreffend,  fordert  das  Hilfsmittel  auf  u.  s.  w. 

Dem  Vortrage  folgt  die  Besichtigung  des  in  einem  besonderen  Räume 
aufgestellten  Apparates,  an  welche  sich  noch  einige  vom  Vortragenden  und 
dem  Vorsitzenden  vorbereitete  Experimente  mit  Hochfrequenz -Wechsel- 
strömen anschliessen. 


VI.  Section  für  Mathematik. 


Dritte  Sitzung  am  11.  October  1894.    Vorsitzender:  Prof.  Dr.  M. 
Krause.  —  Anwesend  21  Mitglieder  und  Gäste. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  spricht  über  die  neuen  Prinzipien  der  Mecha- 
nik von  Heinrich  Hertz. 


35 


Die  eigenartige  Mechanik,  die  der  der  Wissenschaft  so  früh  entrissene  H.  Hertz 
in  dem  jüngst  erschienenen  werke  hinterlassen  hat,  wird  in  ihren  Hauptzttgen  ent- 
wickelt £s  werden  die  dynamischen  Differentialgleichungen  für  rechtwinkelige  Carte- 
äische  Koordinaten  in  der  Hertz'schen  Weise  abgeleitet  und  dann  die  Art  dargelegt, 
wie  Hertz  diese  Gleichungen  durch  die  Einführung  Terborgener  Massen  und  durch  die 
Eelmholtz'schen  Begriffe  der  Koppelung  und  der  cyklischen  Bewegung  zur  Beschreibung 
der  Bewe^ngserscheinungen  verwerthet.  Die  Eigenschaften  derl^raft  und  der  Energie 
er&reben  sich  dabei  als  mathematische  Folgerungen  aus  dem  Hertz'schen  Grundgesetze 
imd  den  Grundbegriffen  des  Raumes,  der  Zeit  und  der  Masse. 

Auf  Hertz*  Darstellungen  der  mechanischen  Differentialgleichungen  in  beliebigen 
Koordinaten,  wie  auf  seine  Ableitung  der  Hamilton -Jacobi^chen  Sätze  konnte  nur 
flöchtig  hingewiesen  werden. 

Zum  Schlüsse  des  Keferats  wird  betont,  wie  künstlich  hiemach  doch  die  Aus- 
fohrang  des  Gedankens  ausfällt,  alle  Naturrorgänp^e  als  Bewegungsübertragungen  zu 
erfassen.  Es  wird  die  Frage  aufgeworfen,  ob  ein  methodisch  allerdings  wundervoll 
klares  und  in  sich  widerspruchsloses  Svstem,  das  jeden  Einzelfall  in  so  verwickelter 
Weise  auffassen  muss ,  und  doch  bei  aUedem  nichts  weiter  sein  kann  und  will  als  ein 
Bild,  ein  Zeichen  für  die  Wirklichkeit  —  ob  ein  solches  System  noch  einen  eigentlichen, 
über  die  Befriedigung  eines  theoretischen  Bedürfnisses  hinausgehenden  sachlichen  Vor- 
theil  gewähre.  Die  bisherigen  Versuche,  thermodynamische  Vorgänge  auf  Bewegungs- 
übertragun^en  zurückzuführen,  sprechen  nicht  für  Bejahung  dieser  Frage.  Demgegenüber 
wird  auf  die  moderne  Energetik  hingewiesen,  die  es  unternimmt,  das  Gemeinsame  der 
verschiedenen  Energieformen  zur  Vereinfachung  unserer  Naturanschauungen  auszu- 
QQtzen,  ohne  das  Gemeinsame  als  Bewegung  anzusehen,  ohne  es  also  in  substanzieller 
Gleichartigkeit  zu  suchen. 

An  den  Vortrag  schliessen  sich  kurze  Bemerkungen  von  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  A.  Töpler,  Prof.  Dr.  M.  Krause  und  Prof.  Dr.  K.  Rohn. 


Tierte  Siteang  am  13.  December  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  M. 
Krause.  —  Anwesend  10  Mitglieder, 

Baurath  0.  Klette  spricht  unter  Vorlage  zahlreicher  Pläne  und  eines 
Modells  des  neuen  Centralbahnhofs  über  die  im  Bau  begriffenen  neuen 
Dresdner  Bahnhofsanlagen,  insbesondere  über  den  gemeinsamen 
Kangirbahnhof  bei  Friedrichstadt  und  den  Central-Personenbahnhof  nebst 
dazugehörigem  Abstellbahnhof.  Das  Nähere  findet  sich  im  „Civilingenieur** 
vom  Februar  1895. 


VII.  Hauptversammlungen. 


Ffinfte  Sitenng  am  12.  Juli  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  6.  Helm.  — 
Anwesend  89  Mitglieder  und  Gäste. 

Der  Vorsitzende  giebt  zunächst  der  Freude  Ausdruck,  Geh.  Hofrath 
Prof.  Dr.  A.  Top  1er  zum  ersten  Male  seit  seiner  schweren  Erkrankung 
wieder  im  Kreise  der  Isis  begrüssen  zu  können. 

Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  A.  Top  1er  hält  nun  einen  von  zahlreichen, 
vortreflFlich  gelungenen  Experimenten  begleiteten  Vortrag  über  die  mit 
vielplattigen   Influenzmaschinen    erzeugten    elektrischen    Con- 


36 


densatorschwingungen  in  ihrer  Anwendung  auf  die  sogenannten 
Tesla'schen  Versuche. 

Der  Vortrag  ist  bereits  im  Januar -Juni -Hefte  der  Sitzungsber.  und  AbhandL  der 
Isis  18H  S.  22—32  abgedruckt. 


Sechste  Sitzung  am  27.  September  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  24  Mitglieder. 

Der  Vorsitzende  theilt  der  Gesellschaft  ein  Schreiben  ihres  Ehren- 
mitgliedes Dr.  Fr.  T heile  in  Lockwitz  mit,  worin  derselbe  für  die  ihm 
durch  Prof.  Dr.  G.  Helm,  Dr.  J.  Deichmüller  und  Fabrikant  E.  Kühnscherf 
zu  seinem  80.  Geburtstage  überbrachten  Glückwünsche  der  Isis  dankt. 

Vorgelegt  wird  ein  Aufruf  zur  Errichtung  eines  Denkmals  für  den  am 
5.  Juni  1894  verstorbenen  Prof.  Dr.  Karl  Theodor  Liebe  in  Gera. 

Dr.  J.  Deich müller  gedenkt  des  im  Mai  d.  J.  in  Bangkok  ver- 
storbenen Dr.  Erich  Haase,  welcher  während  seiner  Thätigkeit  als 
Assistent  am  K.  zoologischen  Museum  in  Dresden  auch  unserer  Isis  näher 
getreten  ist  und  hier  zu  wiederholten  Malen  über  die  Ergebnisse  seiner 
Forschungen  berichtet  hat. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  feiert  in  längerer  Rede  das  Andenken  des  am 
8.  September  1894  in  Charlottenburg  verschiedenen  Physikers  Hermann 
von  Helmholtz  und  schildert  mit  warmen  Worten  des  grossen  Ge- 
lehrten unsterbliche  Verdienste  um  die  deutsche  Wissenschaft. 

Dr.  A.  Naumann  spricht  über  den  Nährwerth  und  die  Nähr- 
werthsbestimmungen  pflanzlicher  Nahrungsmittel. 


Siebente  Sitzung  am  17.  October  1894.  Festsitzung  zur  Feier 
des  80.  Geburtstages  von  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz.  — 
Anwesend  144  Mitglieder  und  Gäste. 

Nachdem  bereits  am  16.  October  1894,  dem  Geburtstage  selbst,  eine 
aus  Prof.  Dr.  G.  Helm,  Hofbuchhändler  H.  Warnatz  und  Dr.  J.  Deich- 
müller bestehende  Abordnung  dem  Jubilar  ein  künstlerisch  ausgeführtes 
Diplom  überbracht  hatte,  das,  seine  Verdienste  in  treffenden  Worten  be- 
tonend, die  Ernennung  zum  Ehrenmitgliede  der  Isis  ausspricht, 

versammelte  sich  am  Abend  des  folgenden  Tages  die  Gesellschaft  mit 
ihren  Damen  und  eine  grosse  Zahl  auserlesener  Gäste  in  den  Räumen  des 
K.  Belvedere,  um  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz  im  Kreise  der 
Isis  selbst  zu  ehren. 

Nach  den  Eröffnungsworten  des  Vorsitzenden,  Prof.  Dr.  G.  Helm, 
ergreift  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky,  der  Nachfolger  des  Jubilars  auf  dem 
Lehrstuhle  an  der  K.  technischen  Hochschule  in  Dresden,  das  Wort  zu 
dem  Festvortrage  über  die  Steinkohlen  Sachsens. 

Unter  Hervorhebung  der  wissenschaftlichen  Streitfragen  wird  der  geologische  Auf- 
bau unseres  sächsischen  Bteinkohlengebirges  ebenso  treffend  charakterisirt,  wie  die 
wirthschaftliche  Bedeutung  der  Steinkohlen  hervorgehoben.  Der  Einfluss,  den  die  be- 
vorstehende Erschöpfung  der  sächsischen  Kohlenlager  auf  unsere  Industrie,  den  schliess- 


37 


lirli  die  allmähliche  Erschöpfung  aller  auf  dem  Continent  vorhandenen  Kohle  auf  unsere 
Kultur  überhaui>t  ausüben  mnss,  wird  vom  Vortragenden  ins  Auge  gefasst  und  überall 
Geinitz'  Mitarbeit  an  diesen  Fragen  ins  rechte  Licht  gestellt. 

Geh.  Bcrgrath  Prof.  Dr.  H.  C red ner -Leipzig  verleibt  in  bewegten 
Worten  dem  verebrungsvollen  Danke  Ausdruck,  den  die  Mitglieder  der 
K.  Sächsischen  geologischen  Landesuntersuchung  dem  (iefeierten  als  ihrem 
Altmeister  darbringen,  auf  dessen  unvergleichliche  Schaffenskraft  diese 
Anstalt  ihr  Fundament  wesentlich  gegründet  hat. 

Nachdem  noch  der  Vorsitzende  dem  Jubilar  im  Auftrage  der  Wiener 
Geologen  eine  prächtig  ausgestattete  GlUckwunschadresse  überreicht  hat, 
begiebt  sich  die  Versammlung  zur  Festtafel.  • 

Prof.  Dr.  G.  Helm  eröffnet  die  Reihe  der  Tafelreden,  indem  er  der  festlich  ge- 
hobenen Stimmung  der  Tafelgenosseu  beredten  Ausdruck  verleiht;  er  schildert,  was  die 
Isis  dem  Jubüar  seit  fast  sechs  Jahrzehnten  verdankt:  geistige  Anregung  zahlreicher 
Männer  zu  wissenschaftlicher  Mitarbeit,  äussere  Förderung  nach  allen  Richtungen.  Die 
Versammlung  erhebt  sich  bei  den  Schlussworten  der  Rede,  um  dem  Altmeister  seiner 
Wissenachafc  zu  huldigen,  dem  treuen  Mitglied  der  Isis  zu  danken,  den  Glückwunsch 
f&r  sein  neuntes  Jahrzehnt  ihm  mit  Zuruf  und  Gläserklang  darzubringen.  Nachdem 
Prof.  Dr.  W.  Hempel  mit  herzlichen,  launigen  Worten  der  Gattin  und  der  ganzen,  an 
der  Tafel  vei sammelten  Familie  des  Gefeierten  gedacht  hat,  erhebt  sich  der  Jubilar, 
um  in  einem  Rückblicke  auf  sein  Wirken  der  mannigfachen  Bestrebungen  zu  gedenken, 
denen  er  sich  gewi<fanet  hat.  Heine  Rede  klingt  in  dankbare  Anerkennung  der  von  hoher 
Stelle  ihm  zu  Theil  gewordenen  Förderung  und  damit  in  ein  Hoch  auf  Se.  Majestät  den 
König  aus. 

Nach  dem  Gesänge  eines  den  Jubilar  feiernden  Tafelliedes  und  der  Verlesung 
zahlreicher  Telegramme  beginnt  eine  Reihe  trefflicher  musikalischer  Darbietungen,  au 
denen  sich  auch  einige  Damen  der  Gesellschaftsmitglieder  betheili^en  und  die  ihren 
Höhepunkt  in  dem  Gesänge  von  Fräulein  Grub  finden,  deren  herrliche  Sopraustimme 
die  Hörer  zu  lebhaftem  Beifall  hinreisst. 

Nachdem  der  Sohn  des  Jubilars,  Prof.  Dr.  E.  Geiuitz- Rostock,  die  Gesellschaft 
Isis  gefeiert,  Prof.  Dr.  R.  Heger  auf  die  Zukunft  des  noch  so  rüstigen  Jubilars  ge- 
trunken hat,  ergreift  dieser  selbst  nochmals  das  Wort  zu  einem  Hoch  auf  den  Vor- 
flitzenden  der  Isis;  auch  des  Secretärs  der  Isis,  Dr.  J.  Deichmttller,  wird  mit  dankenden 
Worten  gedacht. 

In  einem  witzigen  Gesaugte,  einer  geologischen  Buschiade,  verhilft  Dr.  A.  Naumann 
dem  musikalischen  Humor  zu  seinem  Rechte,  Privatdocent  Dr.  J.  Frey  berg  führt  eine  die 
Lachmuskeln  reizende  Schnitzelbank  vor,  heitere  Tafellieder  erhöhen  die  Feststimmung. 

Spät  erst  trennten  sich  die  Festgenossen  mit  dem  Bewusstsein,  sich  an  einem 
ebenso  des  Jubilars,  wie  der  Isis  würdigen  Feste  erfrischt  zu  haben. 


Achte  Sitzung  am  29.  November  1894.  Vorsitzender:  Prof.  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  30  Mitglieder  und  Gäste. 

Nach  Wahl  der  Beamten  der  Gesellschaft  für  das  Jahr  1896  (vergl 
Zusammenstellung  auf  S.  39)  spricht 

Oberlehrer  Dr.  A.  Witting  über  die  Messung  der  Geschwindig- 
keit von  Geschossen  und  erläutert  die  Art  der  Messung  an  verschie- 
denen Zeichnungen  von  Messapparaten. 

Prof.  Dr.  G.  Helm  legt  im  Anschluss  hieran  mehrere  Mach'sche 
Originalphotographien  fliegender  Geschosse  vor. 


Neante  Sltznng  am  20.  December  1894.    Vorsitzender:   Prof.  Dr. 
G.  Helm.  —  Anwesend  40  Mitglieder. 


38 


Der  Friedhofs -Ausschuss  der  Annen-  und  St.  Jacobi- Gemeinden  in 
Dresden  theilt  in  einer  Zuschrift  mit,  dass  er  beschlossen  habe,  die  Frage 
der  Beseitigung  des  Werner-Denkmals  in  Löbtau  (vergl.  Sitzungsber. 
d.  Isis  1893,  S.  12)  bis  auf  Weiteres  auf  sich  beruhen  zu  lassen.  Dem- 
entsprechend beschliesst  auch  die  Gesellschaft,  vorläufig  von  einer  weiteren 
Verfolgung  dieser  Angelegenheit  abzusehen. 

Dr.  P.  Reibisch  spricht  über  einige  Ergebnisse  der  methodischen 
Plankton -Forschung. 

An  der  sich  anschliessenden  Debatte  betheiligen  sich  Prof.  Dr.  0.  Drude 
und  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz. 


Yerändenm^en  im  Mitgliederbestande. 

Gestorbene  Mitglieder: 

Am  24.  März  1894  starb  in  Dresden  Baurath  Moritz  Amandus 
Engelhard t,  Betriebs-Oberingenieur  a.  D.  an  den  K.  Sächsischen  Staats- 
bahnen, correspondirendes  Mitglied  seit  1862. 

Am  28.  März  1894  starb  auf  seinem  Gute  Emersleben  bei  Halberstadt 
der  Oberamtmann  Ferdinand  Heine,  ein  bekannter  Ornitholog  und 
Besitzer  einer  der  umfangreichsten  Vogelsammlungen,  über  welche  er 
mehrere  grössere  Werke  veröffentlicht  hat.  Unserer  Isis  gehörte  der  Ver- 
ewigte seit  1863  als  Ehrenmitglied  an. 

Am  11,  August  1894  verschied  in  Dresden  Astulf  Rigdag  Vollborn, 
Generalmajor  z.  D.,  Genie-Director  und  Director  a.  D.  des  topographischen 
Bureaus  im  K.  Sächsischen  Generalstabe,  wirkliches  Mitglied  seit  1867. 

Am  13.  November  1894  starb  Privatus  Gustav  Fuhrmann  in  Blase- 
witz, wirkliches  Mitglied  seit  1891. 

Am  14.  December  1894  starb  Prof.  Franz  Denza,  Director  des  vati- 
kanischen Observatoriums  in  Rom,  correspondirendes  Mitglied  seit  1869. 

Am  21.  December  1894  verschied  in  Dresden  im  62.  Lebensjahre 
Baurath  Bernhard  August  Salbach,  Premierlieutenant  a.  D.,  wirkliches 
Mitglied  seit  1872. 

Neu  aufgenommene  wirkliche  Mitglieder: 

Bein,  Wilhelm,  Dr.  phil.,  Director  des  Prometheus  in  Dresden,  am  20.  De- 
cember 1894; 

Gebhardt,  Martin,  Realgymnasial-Lehrer  und  Assistent  an  der  K.  tech- 
nischen Hochschule  in  Dresden,  am  29.  November  1894; 

Ihle,  Carl  Herm.,  Gymnasial- Oberlehrer  in  Dresden,  am  29.  November 
1894; 

Renk,  F.,  Dr.  phil.,  Professor  an  der  K.  technischen  Hochschule  in  Dresden, 
am  20.  December  1894. 

Wolf,  Curt,  Dr.  med.,  Assistent  an  der  K.  technischen  Hochschule  in 
Dresden,  am  20.  December  1894. 


39 


Neu  ernannte  Ehren -Mitglieder: 

Geinitz,  Hans  Bruno,  Dr.  phi].,  Geh.  Hofrath,  Prof.  a.  D.,  Director  des 
K.  mineralogisch-geologischen  und  prähistorischen  Museums  in  Dresden, 
wirkliches  Mitglied  seit  1838,  am  16.  October  1894; 

Stäche,  Guido,  Dr.  phil.,  K,  K.  Oberbergrath,  Director  der  K.  K.  geo- 
logischen Reichsanstalt  in  Wien,  correspondirendes  Mitglied  seit  1877, 
am  20.  December  1894. 


Neu  ernannte  correspondirende  Mitglieder: 

Kirbach,   Fr.  Paul,  Dr.  phil.,  Lehrer  an  der  Müllerschule  in  Dippoldis- 

walde,  am  20.  December  1894; 
Schimpfky,  Paul  Rieh.,  Lehrer  in  Lommatzsch,  am  29.  November  1894. 


Freiwillige  Beitrkge  zur  Gesellsehaftskasse 

zahlten:  Dr.  Amthor,  Hannover,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Bachmann  in 
Plauen  i.V.,  3  Mk.;  E.  Bibliothek,  Berlin,  3  Mk.;  naturwi^sensch.  Modelleur 
Blaschka,  Hosterwitz,  3Mk.;  Ingenieur  Carstens,  Berlin,  3Mk.;Docent 
Dr.  Doss,  Riga,  3  Mk.;  Privatus  Ei  sei,  Gera,  3  Mk.;  Bergmeister  Här- 
tung, Lobenstein,  5  Mk.;  Prof.  Dr.  Hibsch,  Liobwerd,  3  Mk.;  Bürger- 
schullehrer Hofmann,  Hohenstein-E.,  6  Mk.;  Dr.  Kirbach,  Dippoldis- 
walde,  3  Mk.;  Lehrer  Krieger,  Königstein,  6  Mk,  5  Pf.;  Apotheker  Dr. 
Lange,  Werningshausen,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  L ohrmann,  Schneeberg, 
3  Mk.  5  Pf.;  Prof.  Dr.  Ludwig,  Greiz,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Mehnert, 
Pirna,  3 Mk.;  Dr.  med.  Menzel,  Hainitz,  9Mk.;  Fabrikbesitzer  Dr.  Nasch old, 
Aussig,  6  Mk.;  Oberlehrer  Naumann,  Bautzen,  3  Mk.;  Stabsarzt  Dr.  Nau- 
mann, Gera,  3  Mk.;  Dr.  Reiche,  üonstitucion,  3  Mk.;  Dr.  Reidemeister, 
Schönebeck,  3  Mk.;  Apotheker  Schlimpert,  Colin,  3  Mk.;  Oberlehrer 
Seidel  I,  Zschopau,  3  Mk.  5  Pf.;  Oberlehrer  Seidel  II,  Zschopau,  3  Mk.; 
Rittergutspachter  Sieber,  Grossgrabe,  3  Mk.  15  Pf.;  Fabrikbesitzer  Sie- 
mens, Dresden,  100  Mk,;  Dr.  Stauss,  Leipzig,  9  Mk.;  Oberlehrer  Dr. 
Sterzel,  Chemnitz,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Thallwitz,  Pirna,  3  Mk.; 
Betriebsinspector  Wiechel,  Chemnitz,  3  Mk.  16  Pf.;  Dr.  med.  Wohlfarth, 
Freiberg,  3  Mk.;  Oberlehrer  Dr.  Wünsche,  Zwickau,  3  Mk.  —  In  Summa 
219  Mk.  45  Pf.  H.  Warn  atz. 


Beamte  der  Isis  im  Jahre  1895. 

Yorstand. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude. 
Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe, 
Kassirer:  Hofbuchhändler  H.  Warn  atz. 


40 


Directorium. 

Erster  Vorsitzender:  Prof.  Dr.  0.  Drude, 
Zweiter  Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 
Als  Sectionsvorstände: 

Geh.  Hofrath  Dr.  H,  B.  Geinitz, 
Prof.  Dr.  W.  Hallwachs, 
Prof.  Dr.  E.  von  Meyer, 
Prof.  Dr.  H.  Nitsche, 
Rentier  W,  Osborne, 
Oberlehrer  K.  Wobst. 

Erster  Secretär:  Dr.  J.  Deichmüller. 
Zweiter  Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 


Yerwaltungsrath. 

Vorsitzender:  Dr.  Fr.  Raspe. 

1.  Civilingenieur  und  Fabrikbesitzer  Fr.  Siemens, 

2.  Geheimer  Rath  Prof.  Dr.  G.  Zeuner, 

3.  Privatus  F.  Uling, 

4.  Privatus  W.  Putscher, 

5.  Prof.  Dr.  G.  Helm, 

6.  Fabrikant  E.  Kuhns  eher  f. 

Kassirer:  Hofbuchhändlißr  H.  Warnatz. 
Bibliothekar:  Privatus  K.  Schiller. 
Secretär:  Oberlehrer  K.  Vetters. 

Sectionsbeamte. 

I.  Seotion  für  Zoologie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  H.  Nitsche. 
Stellvertreter:  Prof.  Dr.  R.  Ebert. 
Protokollant:  Dr.  J.  Thiele. 
Stellvertreter:  Institutsdirector  A.  Thümer. 

n.  Seotion  für  Botanik. 

Vorstand:  Oberlehrer  K.  Wobst. 
Stellvertreter:  Dr.  B.  Schorler. 
Protokollant:  Obergärtner  F.  Ledien. 
Stellvertreter:  Dr.  A.  Naumann. 

ni.  Seotion  für  Mineralogie  und  Gteologie. 

Vorstand:  Geh.  Hofrath  Prof.  Dr.  H.  B.  Geinitz. 
Stellvertreter:  Prof.  Dr.  E.  Kalkowsky. 
Protokollant:  Dr.  H.  Francke. 
Stellvertreter:  Dr.  W.  Bergt, 


41 


IV.  Seotion  f&r  Physik  und  Chemie. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  E.  von  Meyer. 
Stellvertreter:  Prof.  G.  Neubert, 
Protokollant:  Lehrer  K.  Roder. 
Stellvertreter:  Oberlehrer  Dr.  G.  Schulze. 


V.  Seotion  für  prähistorisohe  Forschungen. 

Vorstand:  llentier  W.  Osborne. 
Stellvertreter;  Dr.  J.  Deichmüller. 
Protokollant:  Lehrer  0.  £bert. 
Stellvertreter:  Lehrer  A.  B.  Bergmann. 


VI.  Seotion  für  Mathematik. 

Vorstand:  Prof.  Dr.  W.  Hallwachs. 
SteU Vertreter:  Oberlehrer  Dr.  A.  Witting. 
Protokollant:  Oberlehrer  Dr.  J.  von  Vieth. 
SteU  Vertreter:  Privatdocent  Dr.  J.  Freyberg. 


Redactions  -  Comitö. 

Besteht   aus    den  Mitgliedern    des  Directoriums   mit  Ausnahme   des 
zweiten  Vorsitzenden  und  des  zweiten  Secretärs. 


Bericht  des  Bibliothekars. 


Im  Jahre  1894  wurde  die  Bibliothek  der  „Isis"  durch  folgende  Zeit- 
schriften und  Bücher  vermehrt: 

A.  Durch  Tausch. 

!•     E  U  I*  o  p  A« 

1.  Deutsohland. 

Älteniurg:  Naturforschende  Gesellschaft  des  Osterlandes. 
Annaberg-Buchholz:  Verein  für  Naturkunde.  —  IX.  Bericht,  1888 — 93.  [Aa50.] 
Augsburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schwaben  und  Neuburg.  — 

31.  Bericht.    [Aa  18.] 
Bamberg:  Naturforschende  Gesellschaft. 
Berlin:  Botanischer  Verein  der  Provinz  Brandenburg.  —  Verhandl.,  Jahrg.  35. 

[Ca  6.]  —  Abhandl.,  Heft  1,  1890.    [Ca  6b J 
Berlin:   Deutsche  geologische  Gesellschaft.  —  Zeitschr.,  Bd.  45,  Heft  3 

und  4;  Bd.  46,  Heft  1  und  2.    [Da  17.1 
Berlin:   Gesellschaft  für  Anthropologie,  Ethnologie  und  Urgeschichte.  — 

Verhandl.,  Juli  1893  bis  Mai  1894.    [G  55.] 
Bonn:  Naturhistorischer  Verein  der  preussischen  Rheinlande,  Westfalens 

und   des  ßeg.-Bez,  Osnabrück.  —  Verhandl.,   50.  Jahrg.,  2.  Hälfte; 

51.  Jahrg.,  1.  Hälfte.    [Aa  93.] 
Braunschweig:  Verein  für  Naturwissenschaft. 
Bremen:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Abhandl.,  Bd.  XIII,  Heft  1. 

[Aa  2.] 
Breslau:  Schlesische  Gesellschaft  für  vaterländische  Cultur.  —  71.  Jahresber., 

1893.    [Aa  46.] 
Chemnitz:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft.  —  XIL  Bericht,  1889—92. 

[Aa  20.1 
Chemnitz:  K.  Sächsisches  meteorologisches  Institut  —  Jahrbuch,  XI.  Jahrg., 

1.  und  2.  Hälfte.    [Ec  57.] 
Danzig:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Schriften,  n.  F.  VIII.  Bd.,  Heft  3 

und  4.  —  Die  Feier  des  150jährigen  Stiftungsfestes  1893.    [Aa  80.] 
Darmstadt:  Verein  für  Erdkunde  und  mittelrheinischer  geologischer  Verein.  — 

Notizblatt,  4.  Folge,  14.  Heft.    [Fa  8.] 
Donau£schingen:  Verein  für  Geschiente  und  Naturgeschichte  der  Baar  und 

der  angrenzenden  Landestheile. 


43 


Dresden:  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde,  —  Jaliresben,  1893  —  94. 

[Aa  47.] 
Dresden:  K.  mineralogisch-geologisches  Museum. 
Dresden:  K.^  zoologisches  Museum. 
Dresden:  K.* öffentliche  Bibliothek. 
Dresden:  Verein  für  Erdkunde. 
Dresden:  K.  Sächsischer  Alterthumsverein.   —   Neues  Archiv    für   sächs. 

Geschichte  und  Alterthumskunde,  Bd.  XV.    |^G  75.] 
Dresden:  Oekonomische  Gesellschaft  im  Königreich  Sachsen.  —  Mittheil., 

1893—94.    [Ha  9.] 
Dresden:  K.  thierärztliche  Hochschule.  —  Berichte,  38.  Jahrg.     [Ha  26.] 
Dresden :  K.  Sächsische  technische  Hochschule.  —  Die  Bibliothek  der  tech* 

nischen  Hochschule  Dresden  im  Jahre  1893.    [Je  101.]  —  Verzeichn. 

der  Vorlesungen  für  1894—95.    [Je  63.] 
Dürkheim:  Naturwissenschaftlicher  Verein  der  llheinpfalz  „Pollicliia*^  — 

Mittheil.,  Jahrg.  LI.    [Aa  56.] 
Düsseldorf:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
EWerfeld:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Emden:    Naturforschende    Gesellschaft    -^    78.   Jahresber,,    1892 — 93, 

[Aa  48.] 
Emden:  Gesellschaft  für  bildende  Kunst  und  vaterländische  Altertümer. 
Erfurt:  K.  Akademie  gemeinnütziger  Wissenschaften.  —  Jahrbücher,  Heft  XX. 

[Aa  263.] 
Erlangen:   Physikalisch -medicinische  Societät.  —   Sitzungsber.,  25.  Heft. 

[Aa  212.] 
Frankfurt  a.  M. :  Senckenbergische  naturforschende  Gesellschaft  —  Bericht 

für  1894    [Aa  9  a.] 
Frankfurt  a.  M,:  Physikalischer  Verein.  —  Jahresber.  für  1892  —  93.  [Eb  35.] 
Frankfurt  a.  0.:    Naturwissenschaftlicher  Verein    des    Regierungsbezirks 

Frankfurt.  —  „Helios",  12.  Jahrg.,  Nr.  2—12.    [Aa  282.1 
Freiburq  i.  Br.:  Naturforschende  Gesellschaft  —  Benchte,  Bd.  8.  [Aa  205.] 
Gera:  (jesellschaft  von  Freunden  der  Naturwissenschaften. 
Oiessen:  Oberhessische  Gesellschaft  für  Natur-  und  Heilkunde. 
Görlitz:  Naturforschende  Gesellschaft 

Görlitz:  Oberlausitzische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  —  Neues  Lau- 
sitzisches Magazin,  Bd.  70.    [Aa  64.] 
Görlitz:  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte  der  Oberlausitz.  — 

Jahreshefte,  Heft  3.    [G  113.] 
Greif swaM:    Naturwissenschaftlicher    Verein    für   Neu -Vorpommern    und 

Bügen.  —  Mittheil.,  26.  Jahrg.,  1893.     [Aa  68.] 
Greifewald:  Geographische  Gesellschaft 
Güstrow:  Verein   der  Freunde  der  Naturgeschichte  in  Mecklenburg.   — 

Archiv,  47.  Jahrg.    [Aa  14.] 
Halle  a,  S. :  Naturforschende  Gesellschaft 
Hatte  a.  8.:  Kais.  Leopoldino-Carolinische  deutsche  Akademie.  —  Leopoldina, 

Heft  XXIX,  Nr.  21-24;  Heft  XXX,  Nr.  1—20,    [Aa  62.] 
Haue  a.  S.:  Verein  für  Erdkunde.  —  Mittheil.,  Jahrg.  1894.    [Fa  16.1 
Hamburg:   Naturhistorisches   Museum.    —    Jahrb.,    Jahrg.  X,    2.  Hälfte. 

FAa  276.] 
Hamburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Verband!.,  Ilf.  Folge,  1.  Heft, 

1893.     [Aa  293b.J 


44 


Hamburg:  Verein  für  naturwissenschaftliche  Unterhaltung. 

Hanau:  Wetterauische  Gesellschaft  für  die  gesammte  Naturkunde. 

Hannover:  Naturhistorische  Gesellschaft.  —  42.  und  43.  Jahresber.  [Aa  52.] 

Hannover:  Geographische  Gesellschaft. 

Heidelberg:  Naturhistorisch-medicinischer  Verein.  —  Verhandl.,  n.  F.,  Bd.  V, 

Heft  2.     [Aa  90.] 
Karlsruhe:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 

Kassel:  Verein  für  Naturkunde.  —  Berichte,  Nr.  XXXIX.     [Aa  242.] 
Kassel:  Verein  für  hessische  Geschichte  und  Landeskunde. 
Kiel:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Schleswig-Holstein. 
Königsberg  i.  iV.:    Physikalisch- ökonomische   Gesellschaft.  —  Schriften, 

34.  Jahrg.,  1893.     [Aa  81.] 
Königsberg  t.  Pr. :  Altertums-Gesellschaft  Prussia. 
Landshut:  Botanischer  Verein,  —  Bericht  13.    [Ca  14.] 
Leipzig:  Naturforschende  Gesellschaft. 
Leipzig:  K.  Sächsische  Gesellschaft  der  Wissenschaften.  —  Berichte  über 

die  Verhandl.,   mathem.-physikal.   Klasse,    1893,   VII — IX;    1894,  I. 

[Aa  296.1 
Leipzi-g :  K,  SsLchsische   geologische  Landesuntersuchung.  —  Geologische 

Specialkarte  des  Königreichs  Sachsen:  Sect.  Welka-Lippitzsch,  Bl.  23/38; 

Sect.  Baruth -Neudorf,  Bl.  39/24;  Sect.  Moritzburg -Klotzsche,  Bl.  50; 

Sect.  Dresden,  Bl.  66;  Sect.  Schirgiswalde-Schluckenau,  Bl.  70;  Sect. 

Kreischa-Hänichen,   Bl.  82;   Sect.  Königstein -Hohnstein,   Bl.  84;  mit 

7  Heften  Erläuterungen.     [De  146.] 
Lübben:  Niederlausitzer  Gesellschaft  für  Anthropologie  und  Urgeschichte.  — 

Mittheil.,  Bd.  lU,  Heft  5—8.     [G  102.] 
Lübedc:  Geographische  Gesellschaft  und  naturhistor.  Museum. 
Lüneburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  das  Fürstentum  Lüneburg. 
Magdeburg:   Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Jahresber.  und  Abhandl., 

Jahrg.  1893  —  94,  1.  Halbj.;  Festschrift  zur  Feier  des  25.  Stiftungs- 
tages.   [Aa  173.1 
Mannheim:  Verein  fiir  Naturkunde.  —  56.— 60.  Jahresber.     [Aa  54.] 
Marburg:  Gesellschaft  zur  Beförderung  der  gesammten  Naturwissenschaften. 

—  Sitzungsber.,  Jahrg.  1893.    [Aa  266J 
Meissen:  i,Isis",  Verein  für  Naturkunde.  —  Beobachtungen  der  Isis- Wetter- 
warte zu  Meissen  im  Jahre  1893.    [Ec  40.] 
Münster:  Westfälischer  Provinzialverein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  — 

21.  Jahresber.,  Jahrg.  1892—93.     [Aa  231.] 
Neisse:  Wissenschaftliche  Gesellschaft  „Philomathie". 
Nürnberg:   Naturhistorische  Gesellschaft.  —  Jahresber.  für  1893,   nebst 

Abhandl.,  X.  Bd.,  Heft  2.    [Aa  5.] 
Offenbach:  Verein  für  Naturkunde. 
Osnabrück:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 
Passau:  Naturhistorischer  Verein. 
Posen:   Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Zeitschr.  der  botau.  Abtheil., 

Heft  1  und  2.     [Aa  316.1 
Regensburg:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Mittheil.,  Heft  IV,  1892 — 93. 

[Aa  295.} 
Regensburg:  K.  Bayerische  botanische  Gesellschaft 
Reichenbach  i.  F.:  Vogtländischer  Verein  für  Naturkunde. 
ReuÜingen:  Naturwissenschaftlicher  Verein. 


45 


Schneeberg:  Wissenschaftlicher  Verein. 

Stettin:  Omithologischer  Verein.  —  Zeitschr.  für  Ornithologie  und  prakt. 
Geflügelzucht,  Jahrg.  XVIU.    [Bf  57.] 

Stuttgart :  Verein  für  vaterländische  Naturkunde  in  Württemherg.  —  Jahres- 
hefte, Jahrg.  60.     [Aa  60.] 

Stuttgart:  Württembergischer  Altertumsverein.  —  Württemberg.  Viertel- 
jahreshefte für  Landesgeschichte,  n.  F.,  2.  Jahrg.    [G  70.] 

Tharandt:  Kedaction  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstationen.  —  Land- 
wirtsch.  Versuchsstationen;  Bd.  XLIH,  Heft  3—6;  Bd.  XLIV;  Bd.  XLV, 
Heft  1-4.     [Ha  20.] 

Thom:  Coppernicus -Verein  für  Wissenschaft  und  Kunst.  —  Mittheil., 
Heft  IX.    [Aa  145.] 

Trier:  Gesellschaft  für  nützliche  Forschungen.  —  Jahresber.  fiir  1882—93. 
[Aa  262.] 

Ulm:  Verein  für  Mathematik  und  Naturwissenschaften.  —  Jahreshefte, 
6.  Jahrg.     [Aa  299.] 

Ulm:  Verein  für  Kunst  und  Altertum  in  Ulm  und  Oberschwaben. 

Weimar:  Thüringischer  botanischer  Verein.  —  Mittheil.,  n.  F.,  5.  Heft. 
[Ca  23.] 

Wernigerode:  Naturwissenschaftlicher  Verein  des  Harzes.  —  Schriften, 
VHI.  Bd.,  1893.    [Aa  289.] 

Wiesbaden:  Nassauischer  Verein  für  Naturkunde.  —  Jahrbücher,  Jahrg.  47. 
[Aa  43.] 

Würgburg:  Physikalisch-medicinische  Gesellschaft.  —  Sitzungsber.,  Jahrg. 
1893.     [Aa  85.] 

Ztdckaui  Verein  für  Naturkunde.  —  Jahresber.  1892  u.  93.    [Aa  179.] 

2.  Oesterreioh -Ungarn. 

Aiissig:  Naturwissenschaftlicher  Verein.  —  Thätigkeitsbericht  für  1887 — 93. 

[Aa  228.] 
Bistrite:  Gewerbeschule.  —  XVHI.  Jahresber.,  1892—93.    [Je  105.] 
Brunn:  Naturforschender  Verein.  —  Verhandl.,  Bd.  XXXI,  und  11.  Ber. 

der  meteorol.  Commission  1891.    [Aa  87.] 
Budapest:  Ungarische  geologische  Gesellschaft.  —  Földtani  Közlöny,  XXIII. 

köt.,  11.— 12.  füz.;  XXIV.  köt.,  1.— 10.  füz.     [Da  25.] 
Budapest:  K.  Ungarische  naturwissenschaftliche  Gesellschaft,  und:  Ungarische 

Akademie  der  Wissenschaften. 
Graz:  Naturwissenschaftlicher  Verein  für  Steiermark.  —  Mittheil.,  Jahrg. 

1893.    [Aa  72.] 
flermanw«tod^:SiebenbürgischerVerein  für  Naturwissenschaften. —Verhandl. 

und  Mittheil.,  XLIU.  Jahrg.     [Aa  94.] 
Iglo:  Ungarischer Karpathen- Verein.—  Jahrbuch, XXI. Jahrg.,  1893.  [Aal98.] 
innsbrtick:  Naturwissenschaftlich-medicinischer  Verein.  —  Berichte,  XXL 

Jahrg.     [Aa  171.] 
Klagenfurt:  Naturhistorisches  Landes-Museum  von  Kärnthen.  —  Diagramme 

der  magnet  u,  meteorolog.  Beobacht.  zu  Klagenfurt,  1893.    [Ec  64.] 
Krdkau:  Akademie  der  Wissenschaften.  —  Anzeiger  1893,  Nr.  10;  1894, 

Nr.  1—9.     [Aa  302.] 
Laibach:  Museal  verein  für  Krain. 
Linz:  Verein  für  Naturkunde  in  Ober-Oesterreich. 


46 


Lim:  Museum  Francisco-Carolinum.  —  52.  Bericht  nebst  der  46.  Lieferung 

der  Beiträge  zur  Landeskunde  von  Oesterreich  ob  der  Enns.    [Fa9.] 
Pr<ig\  Naturwissenschaftlicher  Verein  „Lotos".  —  Jahrb.  für  Naturwiss., 

n.  F.,  Bd.  XIV.     [Aa  63.J 
Prag:    K.  Böhmische  Gesellschaft    der   Wissenschaften.    —    Sitzungsber., 

mathem.-naturw.  Gl.,  1893.  [Aa  269.1  —  Jahresber.  für  1893.  f Aa  270.] 
Prag:   Gesellschaft  des   Museums   des  Königreichs  Böhmen.  —  Pamätky 

Archaeologicke,  dilu  XVI,  ses.  3—6.     [G  71.] 
P'ag:  Lese-  und  Redehalle  der  deutschen  Studenten. 
Prag:   Ceska  Akademie  Cisafe  Frantiska  Josefa.  —  Rozpravy,   Trida  II, 

Rocnik  2  u.  3.    [Aa  313.]  —  Bulletin  international;  classe  des  sciences 

mathematiques  et  naturelles,  Nr.  I.     [Aa  313b.] 
Pressburg:  Verein  für  Natur-  und  Heilkunde. 

Reichenberg:  Verein  der  Naturfreunde.  —  Mittheil.,  Jahrg.  25.     [Aa  70.] 
Sahburg:  Gesellschaft  für  Salzburger  Landeskunde.  —  Mittheil.,   XXXII. 

und  XXXIV.  Bd.    [Aa  71.] 
Temesvär:  Südungarische  Gesellschaft  für  Naturwissenschaften.  —  Termes- 

zettudomänyi  Füzetek,  XVI IL  köt.     [Aa  216.] 
Trencsin:  Naturwissenschaftliche  Gesellschaft  für  das  Trencsiner  Comitat. 
Triest:  Museo  civico  di  storia  naturale. 
Triest:   Societä  Adriatica   di   scienze    naturali.  —   BoUettino,    Vol.  X\'. 

[Aa  201.] 
Wien:   Kais.   Akademie   der  Wissenschaften.   —  Anzeiger,    Jahrg.  1893, 

Nr.  22—27;  1894,  Nr.  1—23;   Index  zu  Bd.  I— XXVII.     [Aa  11.]  - 

Prähistor.  Commission,  Mittheil.,  Bd.  1,  Nr.  3  u.  4.     [G  111.] 
Wien:    Verein    zur   Verbreitung   naturwissenschaftlicher   Kenntnisse.    — 

Schriften,  Bd.  XXXIV.     [Aa  82.] 
Wien:  K.  K.  naturhistorisches  Hofmuseum.  —  Annalen,  Bd.  VIII,  Nr.  3— 4; 

Bd.  IX,  Nr.  1—2.     [Aa  280.] 
Wien:  Anthropologische  Gesellschaft.  —  Mittheil.,  Bd.  XXIII,   Heft  6; 

Bd.  XXIV,  Heft  1-5.    [Bd  1.] 
Wien:  K.  K.  geologische  Reichsanstalt.  —  Verhandl.,   1893,   Nr.  11—18; 

1894,  Nr.  1-9.     [Da  16.]  -  Abhandl,  Bd.  XV,  Heft  4-6;    Bd.  VI, 

2.  Hälfte  mit  Atlas;  Bd.  XVII,  Heft  3.    [Da  1.]  —  Jahrbuch,  Bd.  42, 

Heft  2—4;  Bd.  43.    [Da  4.] 
Wien:  K.  K.  geographische  Gesellschaft. 
Wien:  K.  K.  zoologisch-botanische  Gesellschaft.  —  Verhandl.,  Bd.  XLUI, 

3.-4.  Quartal;  Bd.  XLIV,  1.— 2.  Quartal.     [Aa  95.] 
Wien:    Naturwissenschaftlicher  Verein   an    der   Universität  —  Mittheil., 

1893-94.     [Aa  274.] 
Wien:  Central- Anstalt  für  Meteorologie  und  Erdmagnetismus.  —  Jahrbücher, 

Jahrg.  1892.    [Ec  82.J 

3.  Rnmänieiu 

Bukarest:   Institut   meteorologique    de   Roumanie.  —  Annales,   tome  VI, 
1891  u.  1892.     [Ec  75.] 

4  Sohweiz. 

Aarau:  Aargauische  naturforschende  Gesellschaft.  —  Mittheil.,  Heft  I— VI, 


1892. 


Aa  317.J 


4? 


Basel:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Verhandl.,  Bd.  9,  Heft  3.  [Aa  86.] 
Bern:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Mittheil.,   1892,  Nr.  1305—1334. 

[Aa  254.J 
Bern:  Schweizerische  naturforschende  Gesellschaft.  —  Verhandl.  der  76. 

Jahresversamml.  zu  Lausanne,  1893.    [Aa  255.] 
Chur:  Naturforschende   Gesellschaft   üraubündens.  —   Jahresber.,  n.  F., 

Jahrg.  XXXVU.     [Aa  51.] 
Fratienfeld:  Thurgauische  naturforschende  Gesellschaft. 
Freiburg:  Societe  Fribourgeoise  des  sciences  naturelles. 
St.  Odilen:  Naturforschende  Gesellschaft.  —  Bericht  für  1891-92.  [Aa23.] 
Lausanne:  Societe  Vaudoise  des  sciences  naturelles.  —  Bulletin,  3.  ser., 

vol.  XXIX,  no.  113;  vol.  XXX,  no.  114.     [Aa  248.J 
Keuchateli  Societe  des  sciences  naturelles. 
Schaffhatisen:  Schweizerische  entomologische  Gesellschaft.  —  Mitth.,  Vol. 

IX,  Heft  1—4.    [Bk  222.] 
Sion:  La  Murithienne,  societe  Valaisanne  des  sciences  naturelles. 
Züridi:    Naturforschende   Gesellschaft.   —    Vierteljahrsschr.,    Jahrg.  38, 

Heft  3—4;  Jahrg.  39,  Heft  1—2.    [Aa  96.] 
Zürich :  Schweizerische  botanische  Gesellschaft.  —  Berichte  1893,  Heft  4. 

[Ca  24.] 

6.  Frankreich. 

Amiens:  Societe  Linneenne  du  nord  de  la  France. 

Bordeaux:  Societe  des  sciences  physiques  et  naturelles. 

Cherbourg:  Societe  nationale  des  sciences  naturelles  et  mathematiques. 

Dijon:  Academie  des  sciences,  arts  et  helles  lettres. 

Le  Mans :  Societe  d'agriculture,  sciences  et  arts  de  la  Sarthe.  —  Bulletin, 

tome  XXVI,  fasc.  2—3.     [Aa  221.] 
Lyon:  Societe  Linneenne. 

Lyon:  Societe  d'agriculture,  d'histoire  naturelle  et  des  arts  utiles. 
Lyon:  Academie  nationale  des  sciences,  helles  lettres  et  arts. 
Baris:   Societe  zoologique  de  France.  —  Bulletin,  tome  XVIIf,  no.  1—6. 

[Ba  24] 
Toxuouse:  Societe  frauQaise  de  botanique. 

6.  Belgien. 

Brüssel:  Societe  malacozoologique  de  Belgique. 

Brüssel:  Societe  entomologique  de  Belgique.  —  Annales,  tome  37.  [Bk  13.] 

Memoires  II,  1894.     [Bk  13  b.] 
Brüssel:   Societe   royale    de   botanique    de   Belgique.  —  Bulletin,    tome 

XXX— XXXin.    [Ca  16.] 
Gembloiix:  Station  agronomique  de  Tetat. 
Lüttich:  Societe  geologique  de  Belgique. 

7.  HoUani 

Gent:   Kruidkundig   Genootschap   „Dodonaea**.  —   Botanisch   Jaarbock, 

6.  Jahrg.,  1894.     [Ca  21.] 
Groningen:  Naturkundig  Genootschap. 


48 


Harlem:  Musee  Teyler. 

Harlemi   Societe   Hollandaise   des   sciences.  —   Archives   Neerlandaises, 
tome  XXVII,  livr.  4-5;  tome  XXVIII,  livr,  1—4.    [Aa  257.] 

8.  Luxemburg. 

Luxemburg-,  Societe  de  botanique. 

Luxemburg:  Institut  royal  grand-ducal, 

Luxemburg:  Verein  Luxemburger  Naturfreunde  „Fauna". 

9.  ItaUen. 

Brescia:  Ateneo.  —  Commeutari  per  Fanno  1893.    [Aa  199.] 

Catania:  Accademia  Gioenia  di  scienze  naturale.  —  Atti,  ser.  IV,  vol.  6. 

—  BuUettino  mensile,  fasc.  XXXIII -XXXV.    [Aa  149.] 
Florenz:  R.  Instituto.  —  Pubblicazioni,  Section  I,  vol.  12 — 16;  Section  II, 

vol.  11  und  12.    [Aa  229.] 
Florenz:  Societa  entomologica  Italiana.  —  Bullettino,  anno  XXV,  trim. 

3-4;  anno  XXVI,  trim.  1—2,     [Bk  193.] 
Mailand:  Societa  Italiana  di  scienze  naturali.  —  Atti,  vol.  XXXIV,  fasc.  4. 

[Aa  150.1 
Mailandi  R.  instituto  Lombarde  di  scienze  e  lettere.  —  Rendiconti,  ser.  2, 

vol.  XXV.    [Aa  161.]  -  Memorie,  vol.  XVII,  fasc,  2.    [Aa  167,] 
Modena:  Societa  di  naturalisti.  —  Atti,  ser.  3,  vol.  XII,  fasc.  2.    [Aa  148.] 
FUdu^:  Societa  Veneto  Trentina  di  scienze  naturali.  —  Bulletino,  tomo  Y, 

no.  4.   [Aa  193 b.1  —  Atti,  ser.  2,  vol.  1,  fasc.  2;  vol.  2,  fasc.  1.   [Aa  193.J 
Parma:  Redazioue   dell  Bullettino  di  paletnologia  Italiana.  —  Bullettino, 

ser.  II,  anno  XIX,  no.  10—12;  anno  XX,  no  1—9.     [G  54.] 
Pisa:  Societa  Toscana  di  scienze  naturali.  —  Memoire,  vol.  XIII;  Processi 

verbali,  vol.  VIII  (9.  VII.  93);  vol.  IX  (bis  6.  V.  94).    [Aa  209.] 
Rom:  Accademia  dei  Lincei.  —  Atti,  rendiconti,  ser.  5,  vol.  II,  sem.  2, 

fasc.  12;  vol.  III,  sem.  1 ;  sem.  2,  fasc.  1—9.  —  Rendiconto  dell'adunanza 

solenne  del  3    VL     1894.    [Aa  226.] 
Born:  R.  Comitato  geologico  d'Italia.  —  BoUettino,  1893,  4.  trim.;   1894, 

1.— 3.  trim.  [Da  3.1 
Born:  Redazione  delle  Kassegna  delle  scienze  geologiche  in  Italia. 
Turin:   Societa  meteorologica  Italiana.   —  BoUettino  mensuale,  ser.  II, 

vol.  XIII,  no.  12;  vol.  XIV,  no.  1—11.     [Ec  2.] 
Venedig:  R.  Instituto  Veneto  di  scienze,  lettere  e  arti. 
Verona:  Accademia  d'agricoltura,  arti  e  commercio.  —  Memoire,  ser.  III, 

vol.  LXIX,  no.  2.  [Ha  14.] 

10.  ffrossbritannieu  und  Irland. 

Dublin:  Royal  geological  sodety  of  Irland.  —  Transactions,  vol.  VII,  p.  1. 

[Da  14.] 
Edinburg:  Scottish  meteorological  society.  —  Journal,  3.  ser.,  no.  X.  [Ec  3.] 
Olasgotv:  Natural  history  society.  —  Proceedings  and  transactions,  vol.  III, 

p.  3.     [Aa  244.1 
Glasgow:  Geological  society.  —  Transactions,  vol.  IX,  p.  2.     [Da  15.J 


49 


Manchester:  Geological   society.  —  Transactions,  vol.  XXII,  p.  13  —  21; 

vol.  XXIII,  p.  1—2.    [Da  20.] 
Neu'casÜe'Upan'Tj/ne:  Tyneside  naturalists  field  club,  und:  Natural  history 

society  of  Northumberland,  Durham  aud  Newcastle-upon-Tyne. 

U.  Schweden,  Norwegen. 

Bergen:  Museum. 

Christiania:  Universität.  —  Den  norske  Nordhavs- Expedition  1876  —  78: 

Bd.  XXII,  Zoologie  (Ophiuroiden).  —  Kjerulf,  Th.:  Beskrivelse  af  en 

Raekke  norske  Bergarter.    [Aa  261.] 
Christiania:  Foreningen  til  Norske  fortidsmindesmerkers  bevaring.  —  Aars- 

beretning  for  1892.    [G  2.]  —  Kunst  og  haandverk  fra  Norges  fortid, 

Supplement  V.    [G  81.] 
Stockholm:  Entomologiska  Föreningen.  —  Entomologisk  Tidskrift,  Arg.  14, 

Nr.  1—4.    [Bk  12.] 
Tromsoe:  Museum. —  Aarshefter,  XVI;  Aarsberetning  for  1892.    [Aa  243.] 
Upsala:  The  geological  institution  of  the  university.  —  Bulletin,  vol.  1, 

no.  2  (1893).     [Da  30.] 

12.  Rnssland. 

Ekatharinenburg:  Societe  Ouralienne  d'amateurs  des  sciences  naturelles.  — 

Bulletin,  tome  XIV,  livr.  3.  —  Jahresber.  für  1893.     [Aa  259.] 
Helsingfors:  Societas  pro  fauna  et  flora  fennica. 
Kliarkow:  Societ6  des  naturalistes  ä  l'universite  imperiale.   —    Travaux, 

tome  XXVII.     [Aa  224.] 
Kiew:  Societe  des  naturalistes. 
Moskau:  Societe  imperiale  des  naturalistes. —  Bulletin,  annee  1893,  no.  4; 

annee  1894,  no.  1 — 2.    [Aa  134,]  —  Nouveaux  memoires,  tome  XV, 

livr.  1.    [Aa  134b.] 
Odessa :  Societe  des  naturalistes  de  la  Nouvelle-Russie.  —  Memoires,  tome 

XVIII,  p.  1—2.     [Aa  256.] 
Petersburg:  Kais,  botanischer  Garten.  —  Acta  horti  Petropolitani,  t.  XIII, 

fasc.  1.    [Ca  10.] 
Petersburg:  Comite  geologique.  —  Bulletins,  vol.  XII,  no.  3 — 7.   [Da  23.]  — 

Memoires,  vol.  IV,  no.  3.    [Da  24.] 
Petersburg:  Physikalisches  Centralobservatorium.  —  Annalen,  Jahrg.  1892. 

[Ec  7.]  ^  ^ 

Petersburg:  Academie  imperiale  des  sciences.  —  Bulletin,  nouv.  serie  IV, 

Nr.  1—2.     [Aa  315.] 
Riga:  Naturforscher -Verein. 


II.    ^  in  e  r  i  k  A. 

1.  Nord-Amerika. 

(Canada,  Vereinigte  Staaten,  Mexiko.) 

AJhany:  New  York  state  museum  of  natural  history.  —  Annual  report  45—46, 

[Aa  119.1 
Baltimore:  Jonn  Hopkins  university.  —  University  circulars,  vol.  XII,  no.  109; 


50 


vol.  XII